DAZN attackiert Liga-Bosse: “Verleumdung”

DAZN attackiert Liga-Bosse: “Verleumdung”

Der Streit zwischen Deutscher Fußball-Liga und DAZN eskaliert weiter. Nun hat der Streamingdienst die beiden DFL-Geschäftsführer Merkel und Lenz mit einem Brief an die Klubs heftig attackiert.

Die Auseinandersetzung zwischen DAZN und DFL geht in die nächste Runde.

Die Auseinandersetzung zwischen DAZN und DFL geht in die nächste Runde.

IMAGO/Steinsiek.ch

Ein wenig hat es was von einem Tennismatch. Die DFL und DAZN spielen sich schärfste Bälle hin und her. Nachdem der Ligaverband am Freitagabend seine 36 Klubs darüber informierte, dass im Juni 80 Millionen Euro weniger an sie ausgekehrt werden müssten, weil Partner verspätet gezahlt hätten, schießt nun DAZN zurück. In einem Schrieb an die Klubs, der dem kicker vorliegt, heißt es: “In dem durch die DFL-Geschäftsführung kurz zuvor an Sie versandten Schreiben entsteht der Eindruck, dass DAZN bewusst massive Zahlungsausfälle an die 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga verursacht habe. Wir stellen hierzu fest: Dies ist falsch und wir müssen diesen Verleumdungen vehement widersprechen. Auch wenn bereits rechtliche Schritte eingeleitet wurden, um dem Ganzen ein Ende zu setzen, und eine Abmahnung an die DFL-Geschäftsführung verschickt wurde, ist es für uns besonders wichtig, sich an Sie, die Clubs, zu wenden und die Situation umfassend zu erklären.”

Nach unserem Kenntnisstand hat die DFL auch für andere Partner Zahlungen aufgeschoben.

Zitat aus der DAZN-Stellungnahme

Richtig sei laut DAZN, dass man bereits im Februar “an die DFL-Geschäftsführung herangetreten ist, die Zahlungsbedingungen speziell für die März- und April-Raten anzupassen und in den Dezember zu terminieren. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, ist dies ein normaler Vorgang im Working Capital Management zwischen Geschäftspartnern, gerade bei global agierenden Unternehmen wie DAZN, mit Umsätzen in Milliardenhöhe. Nach unserem Kenntnisstand hat die DFL auch für andere Partner Zahlungen aufgeschoben.” DAZN zahlt nach eigenen Angaben hierfür 9 Prozent Zinsen oberhalb des Basissatzes. “Es ist auch anzumerken, dass die DFL im Rahmen dieser Vereinbarung unsere Kreditwürdigkeit nicht in Frage gestellt oder zusätzliche Sicherheiten verlangt hat – es handelte sich lediglich um eine Cashflow-Anpassung.”

Das Unternehmen mit Sitz in London wirft der DFL-Geschäftsführung aus Dr. Steffen Merkel und Dr. Marc Lenz vor, anlässlich des von ihr zugestimmten Aufschubs nun zulasten der Klubs Politik zu machen, um das Vorgehen bei der Vergabe des Rechtepakets B in der aktuell unterbrochenen Ausschreibung der nationalen Medienrechte zu rechtfertigen. Dieses hatte offenbar Sky erhalten, während DAZN zunächst keine Bankgarantie vorlegen konnte, lediglich eine Patronatserklärung sowie eine Garantiezusagen von Access Industries, dem milliardenschweren Fonds von DAZN-Gründer Len Blavatnik. “Wir bedauern noch mehr, dass dies als Vorwand benutzt wird, um das Gebot von DAZN für das Rechtepaket B abzulehnen, das unseres Wissens über den Rechtezyklus gesehen wohl um mindestens 320 Millionen Euro höher liegt als das zweithöchste Gebot und eine unverzichtbare Wachstumschance für die Ligen und die Clubs darstellt vor allem angesichts der geforderten und bereitgestellten zusätzlichen Sicherheit”, schreibt DAZN-CEO Shay Segev.

Wohl nicht der letzte Brief in diesem Streit

Konkret genannt als zahlungsverschiebenden Partner hatten Merkel und Lenz DAZN allerdings nicht, insofern ist die Frage, inwiefern Unterlassungen hier greifen. Und dass eine Zwischenfinanzierung für verschobene Zahlungen nötig ist, weil die Klubs liquide Mittel benötigen, Geld kosten, ist auch klar. Banken springen dafür ja nicht aus Liebe zum Fußball ein. Inwiefern sich die Liga mit einem Nein zur Bitte um eine andere Terminierung der Zahlungsraten durch DAZN  ins eigene Bein geschossen hätte, lässt sich aus der Außensicht schwerlich beurteilen. Klären soll den Fall nun das dafür zuständige Schiedsgericht, das zum 30. April von DAZN angerufen wird, zur Not in der Folge ordentliche Gerichte. Klar ist nur eins: Der letzte Brief in diesem Streit dürfte auch das nicht gewesen sein.

Benni Hofmann