Xavi lobt PSG: “Wir haben es mit einer der besten Mannschaften der Welt zu tun”

“Es ist eine große Chance für uns” 15.04.2024

Xavi lobt PSG: “Wir haben es mit einer der besten Mannschaften der Welt zu tun”

1:15Der FC Barcelona geht mit einer 3:2-Führung ins Rückspiel gegen Paris Saint-Germain. Für Trainer Xavi eine große Chance, auf seiner Abschiedstournee ins Halbfinale der Champions League einzuziehen.

Luis Enriques bitteres Eingeständnis – Mbappés Horror-Zahlen

Paris St. Germain droht das nächste vorzeitige Champions-League-Ausscheiden – auch weil Trainer Luis Enrique eine personelle Fehlentscheidung traf und Kylian Mbappé erschreckend schwache Zahlen auflegte.

Brauchen einen besseren Plan fürs Rückspiel: Kylian Mbappé und Luis Enrique.

Brauchen einen besseren Plan fürs Rückspiel: Kylian Mbappé und Luis Enrique.

picture alliance / NurPhoto

Es winkt mal wieder ein trister Frühling. Die Meisterschaft in der Ligue 1 ist zwar – wie so oft – nur noch Formsache für Paris St. Germain, doch das große Ziel, die Champions League, ist durch die 2:3-Heimniederlage gegen den FC Barcelona am Mittwochabend mal wieder ein Stück weiter weg gerückt. “Das Ergebnis ist sehr enttäuschend für uns”, sagte Trainer Luis Enrique nach dem Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Verein, blieb aber optimistisch: “Ich habe keine Zweifel daran, dass wir noch weiterkommen können.”

Dazu aber, das konnte auch er nicht abstreiten, bedarf es einer besseren Leistung als im Parc des Princes. “Wir brauchen Spieler, die Lewandowski und Raphinha verteidigen können”, sagte Luis Enrique – ein bitteres Eingeständnis, dass es die Spieler, die am Mittwoch auf dem Platz gestanden hatten, eben nicht konnten.

Und ein Eingeständnis, das wohl vor allem in Richtung Lucas Beraldo ging. Der 20-jährige Innenverteidiger, erst im Januar vom FC Sao Paulo an die Seine gewechselt, präsentierte sich in seinem dritten Champions-League-Spiel – seinem ersten Spiel überhaupt gegen einen absoluten Top-Klub Europas – schlichtweg überfordert mit dem hohen Niveau des Gegners. Gerade in der Anfangsphase war der Brasilianer ein ständiger Unsicherheitsfaktor, dadurch am 0:1 durch Raphinha nicht unbeteiligt. “Beraldo ist abgesoffen”, urteilte das Fachmagazin L’Equipe hart.

Dabei war er bei weitem nicht der einzige PSG-Profi, der nicht an seine Normalform herankam. Auch Kapitän Kylian Mbappé enttäuschte im bisher größten Spiel des Jahres. Der erschreckende Arbeitsnachweis des Angreifers: 25 Prozent gewonnene Zweikämpfe, nur ein einziges erfolgreiches Dribbling, 13 Ballverluste – und kein einziger eroberter Ball. Zum ersten Mal seit fast drei Jahren gelang Mbappé in einem Champions-League-Heimspiel keine Torbeteiligung. Letztmals war das 2021 im Halbfinal-Hinspiel gegen Manchester City der Fall. Auch da verlor PSG und schied nach einer weiteren Niederlage im Rückspiel aus. Die Vorzeichen für das Duell in Barcelona könnten besser sein.

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Luis Enrique wollte über die Leistung seines Kapitäns nicht sprechen, gab aber zu bedenken: “Wir müssen nicht über einen bestimmten Spieler sprechen. Ich bin der Einzige, der alle Trainingseinheiten sieht, deshalb habe ich den Job, die Mannschaft aufzustellen. Ich dachte, dass das die beste Lösung ist, um dieses Spiel zu gewinnen.”

Mit Blick auf das Rückspiel forderte der Spanier: “Wir müssen an unserem hohen Pressing arbeiten und wir müssen in Barcelona mehr Druck in der Offensive ausüben. Das Weiterkommen wird von kleinen Details abhängen.” Es könnte Mbappés letztes Champions-League-Spiel für PSG werden.

Nach Kommentar über Yamal: PSG und Barca boykottieren TV-Sender

Ein Kommentar des ehemaligen Simeone-Assistenten German “Mono” Burgos hat für Aufregung rund um das Champions-League-Spiel zwischen Paris Saint-Germain und dem FC Barcelona gesorgt.

Startelfeinsatz mit Rekord: Lamine Yamal am Mittwochabend in Paris.

Startelfeinsatz mit Rekord: Lamine Yamal am Mittwochabend in Paris.

IMAGO/ZUMA Wire

Als der 3:2-Coup des FC Barcelona bei Paris Saint-Germain am Mittwochabend perfekt war, musste ein spanischer TV-Sender auf Interviews mit den Beteiligten verzichten. Weil ein TV-Experte kurz vor dem Anpfiff einen diskriminierenden Kommentar abgegeben hatte, boykottierten beide Klubs nach dem Champions-League-Viertelfinalhinspiel im Parc de Princes Movistar+.

Als die Kamera auf Barca-Juwel Lamine Yamal geschwenkt hatte, der gerade am Ende des Aufwärmens seine Ballfertigkeiten unter Beweis stellte, hatte German “Mono” Burgos gesagt: “Wenn es für ihn nicht gut läuft, kann er noch an einer Ampel enden.” Der 54 Jahre alte Argentinier, der bis vor vier Jahren Assistent von Trainer Diego Simeone bei Atletico Madrid war, spielte damit darauf an, dass in Spanien immer wieder Menschen in Armut, oft Migranten, an Ampeln um Geld betteln, indem sie etwa Bälle jonglieren.

Beide Klubs “sehr verärgert” über Burgos

Burgos’ als mindestens unpassend, teils auch rassistisch aufgefasster Kommentar sorgte umgehend für viel Kritik in den sozialen Medien und hatte zur Folge, dass Movistar+ seinen Zuschauern nach der Partie in Paris erklären musste, dass man ihnen leider keine Interviews mit PSG- oder Barca-Spielern anbieten könne. Moderator Ricardo Sierra berichtete, beide Klubs seien “sehr verärgert”, und entschuldigte sich öffentlich.

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Burgos, seit seinem Aus bei Aris Saloniki im Sommer 2022 ohne Trainerjob, beteuerte, er habe niemanden “verletzen wollen”, und betonte: “Wenn sich jemand beleidigt gefühlt hat, entschuldige ich mich öffentlich.”

Yamal hatte gegen PSG in der Startelf gestanden und damit einen neuen Altersrekord in der Champions League aufgestellt: Mit 16 Jahren und 272 Tagen war er der jüngste Spieler, der je in einem Viertelfinale begann. Der Youngster wurde allerdings in der 61. Minute ausgewechselt und damit kurz bevor seine Teamkollegen aus einem 1:2-Rückstand noch einen 3:2-Sieg machten.

Barcelonas Joker kontern Pariser Doppelschlag: 3:2-Sieg dank Geburtstagskind Christensen

Xavi bewies am Mittwochabend goldenes Händchen: Nachdem Paris St. Germain die Führung des FC Barcelona blitzschnell nach der Halbzeit drehte, sorgten zwei Joker des scheidenden Trainers für die Wende und den Auswärtssieg der Katalonier im Viertelfinal-Hinspiel.

Siegtor am 28. Geburtstag: Andreas Christensen traf zum 3:2.

Siegtor am 28. Geburtstag: Andreas Christensen traf zum 3:2.

IMAGO/PanoramiC

Luis Enrique hatte Paris St. Germain nach dem 1:1 gegen Clermont Foot runderneuert, nachdem der designierte Meister beim Schlusslicht den Großteil seiner Stammkräfte geschont hatte. Anlaufschwierigkeiten hatte der Gastgeber somit keine, was der FC Barcelona gleich zu spüren bekam.

Vom Anpfiff weg drückte PSG mit langen Pässen auf die schnellen Offensivspieler die Gäste in die eigene Hälfte, klare Torgelegenheiten ergaben sich für Dembelé, Mbappé und Co. aber keine.

Champions LEague, Viertelfinale

Deutlich gehaltvoller kamen da schon die nicht minder temporeichen Umschaltaktionen Barcelonas daher, das Xavi nach dem 1:0 gegen UD Las Palmas auf zwei Positionen verändert hatte (Araujo und de Jong für Inigo Martinez und Fermin). Immer wieder wurde es gefährlich, weil allen voran PSG-Schlussmann Donnarumma einen bitteren Tag erwischte.

Donnarumma wackelt mehrmals – Raphinha trifft

Nachdem der Italiener zunächst beim Versuch, einen Abstimmungsfehler seiner Vordermänner zu korrigieren, scheiterte und von Lucas Hernandez gegen Raphinha gerettet werden musste (6.), bügelten später Nuno Mendes (21.) – oder die Barca-Profis selbst (34.) – für den Torhüter aus.

Nach einem perfekten Konter war der Bann für die Gäste aber gebrochen. Donnarumma konnte Lamine Yamals Hereingabe für Lewandowski entschärfen, allerdings direkt vor die Füße Raphinhas, der verdient zum 1:0 traf (37.). Im Anschluss ließen der Torschütze und Lamine Yamal das 2:0 aus (43.), von PSG kam derweil kein Aufbäumen vor der Pause.

Erst Dembelé, dann Vitinha: PSG dreht Spiel binnen zwei Minuten

Doch aus der kamen die Gastgeber wie angestachelt – und belohnten sich prompt. Vitinhas Schuss segelte noch drüber, Dembelé machte es wenige Augenblicke besser – und ließ nach einem Wackler gegen de Jong ter Stegen keine Chance (48.). Und es benötigte nur zwei Zeigerumdrehungen, ehe die Gastgeber das Spiel gänzlich zu ihren Gunsten gedreht hatten: Fabian setzte Vitinha ein, der flach zu Führung einschob (50.).

Als Barcola kurz darauf an ter Stegen scheiterte (55.) und Barcelona nicht in die Spur zurückzufinden schien, sah sich Xavi zum Handeln gezwungen und wechselte doppelt. Pedri stand gerade auf dem Feld, da kam er nach Donnarummas missglücktem Abschlag an den Ball. Ein kurzer Blick und der Ball landete butterweich bei Raphinha, der den Doppelschlag schnürte (62.).

Joker Christensen hat das letzte Wort

Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem aufseiten von Paris Barcola an Araujo (71.) und Dembelé am Pfosten (75.) scheiterte – und Xavi erneut den richtigen Riecher bewies. In der 76. Minute wechselte er Christensen an dessen 28. Geburtstag ein – und der Joker stach sofort. Der Däne köpfte Gündogans Eckball zur 3:2-Führung ein (77.).

Es war das letzte Wort in diesem packenden Duell zwischen PSG und FCB, das für den Matchwinner allerdings einen Wehrmutstropfen mit sich brachte: In der Schlussphase sah Christensen Gelb, wodurch er Barca im Rückspiel ebenso wie Kapitän Sergi Roberto gesperrt fehlt.

PSG hat am kommenden Wochenende spielfrei und kann sich somit bestens auf eine Revanche im Rückspiel am Dienstag (21 Uhr) vorbereiten, der FC Barcelona gastiert zuvor noch einmal beim FC Cadiz (Samstag, 21 Uhr).

Die Verletzlichkeit des Unverwundbaren

Seit durchgesickert ist, dass Kylian Mbappé (25) PSG im Sommer verlassen wird, zeigt der Superstar nur noch in der Champions League Bestform – in der Liga setzt sein Trainer vermehrt auf andere. Wie abhängig ist Paris Saint-Germain noch von seinem Superstar?

Zeigt nur noch in der CL Bestform: Kylian Mbappé.

Zeigt nur noch in der CL Bestform: Kylian Mbappé.

IMAGO/PanoramiC

Die Themen sind andere, seit Wochen schon. Vertrag statt Vortrag, Vereinswechsel statt Positionswechsel. Und auch die Bilder haben sich verändert. Sah man Kylian Mbappé bis vor etwa zwei Monaten in der Regel jubelnd, spielend, Finten schlagend, begegnen einem nun vermehrt Schnappschüsse des Superstars, wie er enttäuscht auf der Bank sitzt, missgelaunt über den Platz schreitet oder mit ausdrucksloser Miene vor Journalisten spricht.

Kurz vor Mbappés Vertragsverlängerung vor zwei Jahren hatte sogar Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Superstar in mehreren Telefonaten von einem Verbleib in Frankreich überzeugt. Nun hat der Stürmer von Paris Saint-Germain aber an Einfluss eingebüßt, sein sportlicher Stellenwert hat sich verändert – und doch dreht sich nach wie vor alles um ihn.

“Müde bin ich nicht”

Es ist Freitag, der 22. März, ein Tag vor dem Test zwischen Frankreich und Deutschland, Mbappé sitzt hinter einem Pult im Presseraum des Stade Groupama in Lyon, die Augenbrauen sind hochgezogen. Zahlreiche Journalisten sind an diesem Tag vor Ort, selbst einige deutsche sind geblieben, obwohl DFB-Trainer Julian Nagelsmann und sein Verteidiger Jonathan Tah längst wieder vom Podium verschwunden sind. Gerade hat einer der französischen Kollegen gefragt, ob sich Mbappé fitter fühle, nachdem er bei PSG ja zuletzt nicht immer gespielt hatte.

Mbappé, der sich seiner Bedeutung und des Hypes um ihn durchaus bewusst ist, antwortet lapidar: “Müde bin ich nicht.” Dabei lächelt er ein wenig, auch der Rest des Presseraums schmunzelt. Jeder weiß, dass ihm seine Situation im Verein missfällt.

Mbappé weiß an diesem Abend in Lyon ganz genau, dass er mehr zu seiner Klubkarriere als nach der prestigeträchtigen Partie gegen Deutschland gefragt werden wird. Und er weiß auch damit umzugehen. In der Öffentlichkeit äußert er sich selten klar, dafür umso öfter. Immerhin ist er nicht verpflichtet, sich bei einer PK zu äußern. Doch seine Einlassungen ändern nichts an seinem Vortrag im Nationaldress, als Kapitän hat er keinen entscheidenden Einfluss auf die Partie gegen die DFB-Elf, vom kicker erhält er die Note 4,5. Und auch drei Tage später gegen Chile in Marseille bleibt er blass.

Der Unterschied zu seinem Alltag im Verein: Bei der Nationalmannschaft durfte Mbappé immerhin durchspielen. Im Grunde natürlich zu Recht, schließlich gilt der 25-Jähirge trotz seiner Situation als einer der Besten der Welt, vermag mit einer einzigen Aktion eine komplette Abwehr auszuhebeln und ein Spiel zu entscheiden. Aktuell gelingt ihm das seltener als sonst.

Traf zuletzt nicht so häufig wie gewohnt: Kylian Mbappé.

Traf zuletzt nicht so häufig wie gewohnt: Kylian Mbappé.
IMAGO/ZUMA Wire

Luis Enrique verzichtete immer wieder auf Mbappé

Das hat selbstverständlich auch sein Trainer bei PSG, Luis Enrique, bemerkt. Und so verzichtete der Spanier zuletzt immer wieder auf seinen eigentlichen Torgaranten (24 Treffer in der aktuellen Ligue-1-Saison). Begonnen hatte die Austauschbarkeit des Unantastbaren vor sieben Wochen in der Liga gegen den FC Nantes. Kurz zuvor war durchgesickert, dass Mbappé seinen Vertrag nicht verlängern und damit am Ende der Saison ablösefrei wechseln würde.

Damals brachte Luis Enrique seinen Superstar erst nach knapp einer Stunde. Ein Affront aus Mbappés Sicht, eine nachvollziehbare und kaum überraschende Entscheidung des spanischen Trainers. Denn der hatte schon beim FC Barcelona und der Seleccion häufig unpopuläre Maßnahmen getroffen.

Auch nun, in Paris, gefallen sie nicht jedem, nachvollziehbar sind sie – zumindest aktuell – aber allemal. Das zeigen allein die Zahlen: Nur vier Ligatore seit Mitte Februar, drei davon beim 6:2 gegen Montpellier. In den jüngsten sieben Ligapartien spielte Mbappé nur gegen den Abstiegskandidaten durch, obwohl er immer im Aufgebot gestanden hatte. Seit dem 3:1 gegen Lille hat der Franzose also weniger als die Hälfte der möglichen Einsatzzeit auf dem Platz gestanden (310 Min von 630 möglichen Minuten bis zum Spiel gegen Clermont, das entspricht 49,2 Prozent).

Das Team emanzipiert sich

Auch innerhalb der Mannschaft wird diese Entwicklung genau registriert. Spieler wie Randal Kolo Muani und Goncalo Ramos bekommen mehr Spielzeit und Vertrauen, dass die Superstars wie einst Neymar oder Lionel Messi bedingungslos spielen, ist längst keine Sicherheit mehr. Anders ausgedrückt: Das Team emanzipiert sich. So erscheint es auch, als sei Mbappé nicht mehr die erste Anspieloption im Sturm, wenn Vitinha mal wieder den Ball nach vorne treibt. Das gesamte Defensivspiel funktioniert bisweilen besser, wenn der von allen Defensivpflichten praktisch befreite Mbappé nicht auf dem Platz steht. Es ist die Verletzbarkeit des Unverwundbaren.

Sicher, im Pokal gegen Rennes erzielte Mbappé das Siegtor, aber auch das “nur” glücklich abgefälscht, kurz nachdem Steve Mandanda seinen Elfmeter gehalten hatte. Wahrscheinlich wird er auch wieder französischer Torschützenkönig. Aber: Sein Einfluss wird kleiner, sowohl auf als auch neben dem Platz. Mbappé macht das zu schaffen, sein Wechsel naht. Und diesmal hat kein Politiker versucht, ihn davon abzuhalten.

Michael Postl

Plötzlich austauschbar: Wie Mbappés Einfluss bei PSG schwindet

Seit durchgesickert ist, dass Kylian Mbappé (25) PSG im Sommer verlassen wird, zeigt der Superstar nur noch in der Champions League Bestform – in der Liga setzt sein Trainer vermehrt auf andere. Wie abhängig ist Paris Saint-Germain noch von seinem Superstar?

Zeigt nur noch in der Champions League Bestform: Kylian Mbappé.

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IMAGO/PanoramiC

Die Themen sind andere, seit Wochen schon. Vertrag statt Vortrag, Vereinswechsel statt Positionswechsel. Und auch die Bilder haben sich verändert. Sah man Kylian Mbappé bis vor etwa zwei Monaten in der Regel jubelnd, spielend, Finten schlagend, begegnen einem nun vermehrt Schnappschüsse des Superstars, wie er enttäuscht auf der Bank sitzt, missgelaunt über den Platz schreitet oder mit ausdrucksloser Miene vor Journalisten spricht.

Kurz vor Mbappés Vertragsverlängerung vor zwei Jahren hatte sogar Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Superstar in mehreren Telefonaten von einem Verbleib in Frankreich überzeugt. Nun hat der Stürmer von Paris Saint-Germain aber an Einfluss eingebüßt, sein sportlicher Stellenwert hat sich verändert – und doch dreht sich nach wie vor alles um ihn.

“Müde bin ich nicht”

Es ist Freitag, der 22. März, ein Tag vor dem Test zwischen Frankreich und Deutschland, Mbappé sitzt hinter einem Pult im Presseraum des Stade Groupama in Lyon, die Augenbrauen sind hochgezogen. Zahlreiche Journalisten sind an diesem Tag vor Ort, selbst einige deutsche sind geblieben, obwohl DFB-Trainer Julian Nagelsmann und sein Verteidiger Jonathan Tah längst wieder vom Podium verschwunden sind. Gerade hat einer der französischen Kollegen gefragt, ob sich Mbappé fitter fühle, nachdem er bei PSG ja zuletzt nicht immer gespielt hatte.

Mbappé, der sich seiner Bedeutung und des Hypes um ihn durchaus bewusst ist, antwortet lapidar: “Müde bin ich nicht.” Dabei lächelt er ein wenig, auch der Rest des Presseraums schmunzelt. Jeder weiß, dass ihm seine Situation im Verein missfällt.

Mbappé weiß an diesem Abend in Lyon ganz genau, dass er mehr zu seiner Klubkarriere als nach der prestigeträchtigen Partie gegen Deutschland gefragt werden wird. Und er weiß auch damit umzugehen. In der Öffentlichkeit äußert er sich selten klar, dafür umso öfter. Immerhin ist er nicht verpflichtet, sich bei einer PK zu äußern. Doch seine Einlassungen ändern nichts an seinem Vortrag im Nationaldress, als Kapitän hat er keinen entscheidenden Einfluss auf die Partie gegen die DFB-Elf, vom kicker erhält er die Note 4,5. Und auch drei Tage später gegen Chile in Marseille bleibt er blass.

Der Unterschied zu seinem Alltag im Verein: Bei der Nationalmannschaft durfte Mbappé immerhin durchspielen. Im Grunde natürlich zu Recht, schließlich gilt der 25-Jähirge trotz seiner Situation als einer der Besten der Welt, vermag mit einer einzigen Aktion eine komplette Abwehr auszuhebeln und ein Spiel zu entscheiden. Aktuell gelingt ihm das seltener als sonst.

Traf zuletzt nicht so häufig wie gewohnt: Kylian Mbappé.

Traf zuletzt nicht so häufig wie gewohnt: Kylian Mbappé.
IMAGO/ZUMA Wire

Luis Enrique verzichtete immer wieder auf Mbappé

Das hat selbstverständlich auch sein Trainer bei PSG, Luis Enrique, bemerkt. Und so verzichtete der Spanier zuletzt immer wieder auf seinen eigentlichen Torgaranten (24 Treffer in der aktuellen Ligue-1-Saison). Begonnen hatte die Austauschbarkeit des Unantastbaren vor sieben Wochen in der Liga gegen den FC Nantes. Kurz zuvor war durchgesickert, dass Mbappé seinen Vertrag nicht verlängern und damit am Ende der Saison ablösefrei wechseln würde.

Damals brachte Luis Enrique seinen Superstar erst nach knapp einer Stunde. Ein Affront aus Mbappés Sicht, eine nachvollziehbare und kaum überraschende Entscheidung des spanischen Trainers. Denn der hatte schon beim FC Barcelona und der Seleccion häufig unpopuläre Maßnahmen getroffen.

Auch nun, in Paris, gefallen sie nicht jedem, nachvollziehbar sind sie – zumindest aktuell – aber allemal. Das zeigen allein die Zahlen: Nur vier Ligatore seit Mitte Februar, drei davon beim 6:2 gegen Montpellier. In den jüngsten sieben Ligapartien spielte Mbappé nur gegen den Abstiegskandidaten durch, obwohl er immer im Aufgebot gestanden hatte. Seit dem 3:1 gegen Lille hat der Franzose also weniger als die Hälfte der möglichen Einsatzzeit auf dem Platz gestanden (310 Min von 630 möglichen Minuten bis zum Spiel gegen Clermont, das entspricht 49,2 Prozent).

Das Team emanzipiert sich

Auch innerhalb der Mannschaft wird diese Entwicklung genau registriert. Spieler wie Randal Kolo Muani und Goncalo Ramos bekommen mehr Spielzeit und Vertrauen, dass die Superstars wie einst Neymar oder Lionel Messi bedingungslos spielen, ist längst keine Sicherheit mehr. Anders ausgedrückt: Das Team emanzipiert sich. So erscheint es auch, als sei Mbappé nicht mehr die erste Anspieloption im Sturm, wenn Vitinha mal wieder den Ball nach vorne treibt. Das gesamte Defensivspiel funktioniert bisweilen besser, wenn der von allen Defensivpflichten praktisch befreite Mbappé nicht auf dem Platz steht. Es ist die Verletzbarkeit des Unverwundbaren.

Sicher, im Pokal gegen Rennes erzielte Mbappé das Siegtor, aber auch das “nur” glücklich abgefälscht, kurz nachdem Steve Mandanda seinen Elfmeter gehalten hatte. Wahrscheinlich wird er auch wieder französischer Torschützenkönig. Aber: Sein Einfluss wird kleiner, sowohl auf als auch neben dem Platz. Mbappé macht das zu schaffen, sein Wechsel naht. Und diesmal hat kein Politiker versucht, ihn davon abzuhalten.

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Xavi: PSG “ist dafür gemacht, die Champions League zu gewinnen”

Vier Trainer mit “Barca-DNA” stehen im CL-Viertelfinale 09.04.2024

Xavi: PSG “ist dafür gemacht, die Champions League zu gewinnen”

1:20Der FC Barcelona trifft im Viertelfinale der Champions League auf Paris Saint-Germain. Die Mannschaft von Luis Enrique sei dafür geschaffen, die Königsklasse zu gewinnen, erklärt Barca-Trainer Xavi.

Luis Enrique über ehemaligen Mitspieler: “Ich kenne den Trainer Xavi überhaupt nicht”

PSG-Coach spricht auch über Terror-Drohung 09.04.2024

Luis Enrique über ehemaligen Mitspieler: “Ich kenne den Trainer Xavi überhaupt nicht”

1:12Luis Enrique hat eine gemeinsame Vergangenheit mit Barca-Trainer Xavi. Ihn deswegen besser als Trainer einschätzen zu können, verneint er jedoch. Die rund um die Viertelfinal-Spiele der Champions League herrschende Terrorgefahr bezeichnet er als “besorgniserregend”.

“Ohne Zweifel ich”: Luis Enrique stellt sich bezüglich Barcas Werten über Xavi

Am Mittwoch begegnen sich Luis Enrique und Xavi erstmals als Trainer. Eine kleine Stichelei blieb vom PSG-Coach vor dem Duell in Paris nicht aus.

Alte Bekannte: Luis Enrique und Xavi.

Alte Bekannte: Luis Enrique und Xavi.

imago/AFLOSPORT

Der 3. Oktober 1998 war ein ganz besonderer Tag für Xavi. Damals absolvierte der Teenager sein erstes Ligaspiel für den FC Barcelona. Die Katalanen gewannen in Valencia 3:1, Patrick Kluivert, Rivaldo und Sonny Anderson hießen die Torschützen bei der Elf von Trainer Louis van Gaal. Damals auch über 90 Minuten mit auf dem Platz: Luis Enrique.

Es war eine Saison, die Barcelona mit dem Double aus Meisterschaft und Pokalsieg krönte. Und das Mittelfeld-Gespann sollte auch in anderer Konstellation funktionieren: Luis Enrique beendete seine aktive Karriere im Jahr 2004 und wurde über Umwege 2014 Trainer beim FC Barcelona. Xavi war da längst zum Weltklassespieler gereift, gemeinsam räumte das Duo in Luis Enriques Premierenjahr alles ab – unter anderem natürlich auch den Henkelpokal.

Ich kenne den Trainer Xavi überhaupt nicht.

Luis Enrique

Alte Weggefährten also, die sich nun als Kontrahenten am Seitenrand wiederbegegnen. Für Luis Enrique ist der “Coach” Xavi allerdings eine große Unbekannte, wie er vor dem Viertelfinalhinspiel am Mittwoch verriet. “Es tut mir leid, wenn ich den Ballon platzen lasse, aber ich kenne den Trainer Xavi überhaupt nicht. Ich kenne Xavi als Mannschaftskameraden und Xavi als Spieler.” Den Verein, den kenne er natürlich gut, sagte der 53-Jährige. Aber: “Ich weiß nicht, ob das ein Vorteil oder ein Nachteil sein wird.”

Es werden zwei emotionale Partien für den Mann aus Gijon, der nach seinem durchwachsenen Versuch als spanischer Nationaltrainer bei PSG einen neuen Anlauf genommen hat. “Mit Barca verbindet mich eine Liebesbeziehung und ich bin stolz darauf. Aber ich bin ein Profi und schulde es dem Verein, der mir vertraut hat. Ich freue mich auf dieses Spiel”, sagte Enrique.

Mit ihm an der Spitze soll der große Wurf endlich gelingen. Ganz Paris giert danach, endlich die Champions League zu gewinnen, die horrenden Investitionen der letzten Jahre sollen sich endlich auszahlen. Da kann Luis Enrique noch so sehr versuchen, den Druck vom Kessel zu nehmen.

Die Vereinspolitik habe sich seit diesem Jahr “geändert”, man sei jetzt “auf einer anderen Linie”. Es sei “nicht positiv, Druck auf eine Mannschaft auszuüben, die noch keine Champions League gewonnen hat”, findet er. Doch dann sagte er doch das, was Umfeld und Fans nun einmal hören wollen. “Können wir sie gewinnen?”, fragte er selbst und antwortete auch: “Ja, aber zuerst müssen wir Barca schlagen.”

Barcelonas Werte? Luis Enrique muss nicht überlegen

Mauerpfeiler: Xavi und Luis Enrique im Jahr 2003, in der Mitte Oscar Lopez (2. v. li.) und Phillip Cocu

Mauerpfeiler: Xavi und Luis Enrique im Jahr 2003, in der Mitte Oscar Lopez (2. v. li.) und Phillip Cocu.
imago images/Mary Evans

Dass Luis Enrique aber generell kein großer Freund von leisen Tönen ist, wurde am Dienstag auch mal wieder deutlich. Wer seiner Meinung nach denn die Werte des FC Barcelona besser verkörpere, er oder Xavi, wurde er gefragt. Darüber musste er nicht lange nachdenken: “Ohne Zweifel ich”, sagte Luis Enrique. “Schauen Sie sich die Daten und die Titel an, den Ballbesitz, das hohe Pressing … Das ist keine Meinung, sondern das sind Zahlen und Daten.”

Bleibt die Frage, wer aus dem ersten direkten Duell als statistischer Sieger hervorgeht. Luis Enrique hat da schon seine Ideen, rückte aber nicht mit ihnen heraus. “Ich werde Ihnen nicht sagen, wo ihre Schwachstelle liegt”, sagte er. “Sie haben einen guten Lauf, sie sind erfahren. Es ist ein kompliziertes Spiel und es gibt eine Rivalität, von der ich hoffe, dass sie gesund ist und dass wir ein großes Spektakel sehen werden. Ich hoffe, dass wir zwei gute Fußballspiele sehen werden.”

Vor CL-Viertelfinals: Spanien und Frankreich erhöhen Sicherheitsmaßnahmen

Die lokalen Behörden in Spanien und Frankreich haben die Sicherheitsmaßnahmen vor den Viertelfinalduellen in der Königsklasse aufgrund von Drohungen erhöht.

Die spanische Polizei wird während den Champions-League-Viertelfinalspielen besonders auf der Hut sein.

Die spanische Polizei wird während den Champions-League-Viertelfinalspielen besonders auf der Hut sein.

IMAGO/ZUMA Wire

Am Dienstag und Mittwoch steigen in der Königsklasse die Hinspiele der Viertelfinals. In Frankreich und Spanien müssen die Fans mit einem besonders hohen Polizeiaufgebot vor den Stadien und in den Städten rechnen. Grund dafür ist laut des französischen Innenministers Gerald Damarnin eine “Bedrohung” durch eine dem Islamischen Staat nahestehende Gruppe.

Die dschihadistische Gruppe habe alle Viertelfinalspiele am Dienstag und Mittwoch bedroht, sagte Darmanin laut AFP. Am Mittwochabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) treffen PSG und der FC Barcelona in der französischen Hauptstadt aufeinander. “Der Polizeipräfekt, mit dem ich gesprochen habe, hat die Sicherheitsmittel erheblich verstärkt”, so der Innenminister.

Auch in Spanien sind die Sicherheitskräfte vor den Duellen in Madrid sensibilisiert. Im Zuge dessen seien die Frühwarn-, Sicherheits- und Reaktionsmechanismen aktiviert worden. In der Hauptstadt kommt es am Dienstagabend zum absoluten Top-Spiel zwischen Real Madrid und Manchester City (21 Uhr, LIVE! bei kicker), einen Tag später ist zur gleichen Uhrzeit Borussia Dortmund im Civitas Metropolitano bei Atletico zu Gast.

Die UEFA betonte unterdessen, dass die Viertelfinalspiele in dieser Woche trotz einer Terrordrohung wie geplant stattfinden, wie die britische Nachrichtenagentur PA berichtete. “Die UEFA ist sich der angeblichen terroristischen Drohungen gegen die Spiele der UEFA Champions League in dieser Woche bewusst und steht in engem Kontakt mit den Behörden an den jeweiligen Austragungsorten”, hieß es in einer Erklärung. “Alle Spiele werden wie geplant mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen stattfinden.”

tmo, DPA, SID