Im Gedenken an die Opfer: Klopp und van Dijk legen Kranz nieder

Hillsborough-Katastrophe jährt sich zum 35. Mal 15.04.2024

Im Gedenken an die Opfer: Klopp und van Dijk legen Kranz nieder

0:4935 Jahre ist es nun her, dass beim FA-Cup-Halbfinale zwischen Nottingham und Liverpool 96 Menschen ihr Leben ließen. Trainer Jürgen Klopp und Kapitän Virgil van Dijk legten zum Gedenken einen Kranz an der Anfield Road nieder.

Klopp: “Die Kritik ist absolut berechtigt”

Womöglich hat der FC Liverpool binnen drei Tagen zwei Titel verspielt. Jürgen Klopp gibt noch nicht auf, lässt aber durchblicken, wie die jüngsten Rückschläge seine Spieler belasten.

In der Europa League muss ein Wunder her, in der Premier League zumindest eine Aufholjagd: Verlässt Jürgen Klopp Liverpool ohne weiteren Titel?

In der Europa League muss ein Wunder her, in der Premier League zumindest eine Aufholjagd: Verlässt Jürgen Klopp Liverpool ohne weiteren Titel?

IMAGO/Sebastian Frej

“Ich verstehe voll und ganz, dass Sie diese Fragen stellen müssen”, sagte Jürgen Klopp, machte dann aber ziemlich deutlich, dass sie ihm trotzdem nicht passen. Was das jetzt fürs Titelrennen bedeute, wollte ein Reporter nach Liverpools 0:1-Heimniederlage gegen Crystal Palace auf der Pressekonferenz wissen. “Ich bin nicht dumm”, entgegnete Klopp, “die Antwort ist ziemlich einfach.”

Sie lautet: Bei noch sechs Spielen müssen die Reds (71 Punkte) den neuen Spitzenreiter Manchester City (73) und den punktgleichen FC Arsenal (71) wieder überholen, wollen sie Klopp mit dem Meistertitel verabschieden. “Es ist einfach frustrierend, dass wir jetzt auf andere angewiesen sind”, haderte Linksverteidiger Andy Robertson. “Wir dürfen nun keine Punkte mehr liegenlassen.”

35. Jahrestag von Hillsborough

Gegen Palace hatte Liverpool zwar genug Chancen, um den nächsten Ausrutscher nach dem 2:2 bei Manchester United zu verhindern, aber auch eine so schwache erste Hälfte hingelegt, dass Klopp einräumte: “Die Kritik ist völlig okay und absolut berechtigt. Jetzt geht es darum, wie wir damit umgehen.”

“Wir haben gegen Atalanta ein bisschen mehr als ein Spiel verloren”

Schon gegen Palace hatte der Trainer eine Reaktion nach dem 0:3-Debakel gegen Atalanta Bergamo im Europa-League-Viertelfinalhinspiel erwartet. Doch die jüngsten Rückschläge haben offenbar Spuren hinterlassen. “Wir haben eine Reaktion gesehen – nämlich, dass wir gegen Atalanta ein bisschen mehr als nur ein Spiel verloren. Das hat nicht geholfen. Und dazu kam das United-Spiel davor, in dem wir Punkte liegengelassen haben.”

Haben die Reds binnen drei Tagen zwei Titel verspielt? “Wenn wir spielen wie in der ersten Halbzeit – warum sollten wir Meister werden? Wenn wir spielen wie in der zweiten, können wir Fußballspiele gewinnen. Und wenn wir Fußballspiele gewinnen, werden wir sehen, wie viele”, gab Klopp nicht auf, ließ sich aber auch nicht gerade eine Kampfansage entlocken.

Die nächsten Aufgaben haben es schließlich in sich: Das Rückspiel in Bergamo am Donnerstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) ist die erste von vier Auswärtspartien am Stück, und das alles innerhalb von nur neun Tagen. In der Liga warten dabei Fulham (21.4.), Everton (24.4.) und West Ham (27.4.). “Das wäre ohnehin schwierig geworden”, sagte Klopp. Seit Sonntag ist es noch ein wenig schwieriger.

Die “phänomenale” Arbeit der Selbsthilfegruppe von Hillsborough-Überlebenden

Vor 35 Jahren ereignete sich die Hillsborough-Katastrophe, bei der 97 Liverpool-Fans ums Leben kamen. Diejenigen, die überlebten, leiden bis heute unter den Ereignissen. In einer Selbsthilfegruppe unterstützen sie sich gegenseitig.

Die markante Fahne der HSA mit der Aufschrift US (

Die markante Fahne der HSA mit der Aufschrift US (“Unity is strength”).

Offside via Getty Images

Peter Scarfe war 20, als er vor 35 Jahren zum FA-Cup-Halbfinalspiel des FC Liverpool gegen Nottingham Forest nach Sheffield reiste. Dort ereignete sich am 15. April 1989 die Hillsborough-Katastrophe, die 97 Todesopfer unter den Fans der Reds forderte. Dem Pen 4 im Leppings Lane End des Stadions von Sheffield Wednesday entkamen zwei: ein 16-Jähriger in seiner Begleitung, dem er mit anderen zur Rettung über den Zaun aufs Spielfeld verhalf, und Scarfe selbst. “Ich versuchte, so gut wie möglich den Kopf oben zu halten und Luft zu bekommen.” So drückt es Scarfe im Gepräch mit dem kicker aus. Viele andere können über die traumatischen Erlebnisse bis heute kaum reden. Für sie ist die Hillsborough Survivors Support Alliance (HSA) da. Scarfe ist der Vorsitzende dieser Selbsthilfegruppe von Überlebenden.

Rund um die Jahrestage wie dem 35. an diesem Montag mischen sich die Gefühle von Trauer und Zusammenhalt unter den Hinterbliebenen und Überlebenden auf besondere, intensive Weise. Es sei dann, so erzählt Scarfe, wie bei einer Beerdigung und dem anschließenden Beisammensein. “Man teilt Erinnerungen, tauscht sich aus, spendet gegenseitig Trost.” Die eigentliche Arbeit der Gruppe kennt keinen Jahrestag. Die Bewältigung, besser: der Umgang mit der schrecklichen Vergangenheit ist ein ständiger Prozess. In verschiedenen WhatsApp-Gruppen sind die rund 180 Mitglieder der HSA verbunden. 250 Therapieplätze hat die Gruppe, die sich aus Spenden finanziert, allein seit 2019 ermöglicht.

Was 2022 in Paris passierte, “hat alles wieder hochkommen lassen”

Es gibt regelmäßige Treffen, zu denen auch Augenzeugen aus Nottingham kommen, Forest-Fans, die noch unter den Ereignissen, die sie mitansehen mussten, leiden ohne Ende. Unterstützer wie Peter Schriewersmann, der deutsche Mitbesitzer des Hotels Anfield 23, stellen ihnen Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Im Stadion kann die HSA einen Raum für ihre monatlichen Treffen nutzen. Die LFC Foundation, die Stiftung des Klubs, engagiert sich stark. Insbesondere seit dem Sommer vor zwei Jahren. “Das Organisations-Chaos beim Champions-League-Finale in Paris hat alles wieder hochkommen lassen”, sagt Scarfe. “Es war am Stade de France wie damals in Hillsborough: Erneut gab es Flaschenhälse und den Stau von Menschen an Eingängen und Zäunen. Die Fans wurden miserabel behandelt, die aus Liverpool obendrein mit falschen Behauptungen angeschuldigt.”

Eine Vielzahl von Hilferufen nach psychologischer Betreuung ging bei Scarfe und weiteren Freiwilligen der Survivors Support Alliance ein. Zwei Menschen nahmen sich unter dem Eindruck des Skandals in der französischen Hauptstadt das Leben. “Wieder wurden falsche Narrative bedient”, sagt Scarfe. Und muss befürchten, dass das immer wieder geschieht, angesichts der zunehmenden Unart des “Tragedy Chantings”, die er gemeinsam mit anderen Organisationen wie der nationalen Fan-Vereinigung Football Supporters Association (FSA) zu bekämpfen versucht. Scarfe hat registriert, dass die Anfeindungen und die Verhöhnung von Hillsborough-Opfern zugenommen haben, seit die Reds in der Ära Jürgen Klopp wieder mehr Erfolge und Titelgewinne feiern.

Viele mussten mit dem Schuldgefühl leben, überlebt zu haben.

Peter Scarfe über die Hillsborough-Katastrophe

Mitglieder der HSA schwenken vor Heimspielen eine markante Fahne im Kop. Die Initialen “US” darauf bedeuten “Unity is strength”, Zusammenhalt gibt Kraft. Bilder davon gehen regelmäßig um die Welt. Was die Selbsthilfegruppe tatsächlich leistet, muss im Verborgenen, im Stillen, geschehen. “Phänomenal” nennt Scarfe die helfende Wirkung des mit Psychotherapeuten entwickelten, speziellen Betreuungsprogramms für Liverpool-Fans, die der Hillsborough-Katastrophe entkamen. Er berichtet über Fälle von Alkoholmissbrauch und Selbstmedikation über all die Jahre. Es gibt wohl eine hohe Dunkelziffer, schließlich waren Tausende Fans der Reds wie Scarfe im Hillsborough-Stadion.

Völlig klar sei, dass zunächst die Familien der Todesopfer und der Kampf um Gerechtigkeit im Mittelpunkt der Aufarbeitung von Hillsborough gestanden hätten. “Wir, die Überlebenden, haben unsere Unterstützung lange selbst geschultert. Viele mussten mit dem Schuldgefühl leben, überlebt zu haben und nicht helfen zu können. Das hatten sie nicht verdient. Wir gingen zu einem Fußballspiel und konnten nicht vorbereitet sein auf das, was dort geschah.”

Zum 35. Jahrestag hat der FC Liverpool eine steinerne Bank, eine kleines Denkmal, den Überlebenden gewidmet und am Anfield Stadium eingeweiht. Die Hillsborough Survivors Support Alliance ist auf X und mit einer Homepage präsent. Ein Teil ihrer Einnahmen neben den Spenden stammt aus dem Verkauf von Armbändern, T-Shirts und Hoodies.

Jörg Jakob

Englands Kampf gegen Tragedy Chanting: “Keine Vorstellung davon, wie sehr das verletzt”

35 Jahre nach der Hillsborough-Katastrophe sind die Erinnerungen immer noch schmerzhaft. Ligen, Verbände und Fans kämpfen gegen das gezielte Verhöhnen von Unglücksopfern – bald auch an Schulen.

Bei Liverpools Heimspiel gegen Crystal Palace wurde am Sonntag der 97 Menschen gedacht, die durch die Hillsborough-Katastrophe den Tod fanden.

Bei Liverpools Heimspiel gegen Crystal Palace wurde am Sonntag der 97 Menschen gedacht, die durch die Hillsborough-Katastrophe den Tod fanden.

IMAGO/Shutterstock

Punkt 15.06 Uhr Ortszeit am heutigen Montag wird das öffentliche Leben in Liverpool wieder für eine Minute stillstehen. Im Gedenken an die 97 Menschen, die durch die Hillsborough-Katastrophe vor genau 35 Jahren den Tod fanden. 27 Jahre lang kämpften Hinterbliebene und Überlebende, der Klub, die Stadt und dort bei weitem nicht nur die Anhänger der Reds um Gerechtigkeit. Dann endlich wurde von der Regierung nach langer und zuvor lange vermiedener Untersuchung festgestellt: Die Liverpool-Fans trugen keine Schuld an der Tragödie am 15. April 1989 in dem maroden Stadion in Sheffield beim FA-Cup-Halbfinale gegen Nottingham Forest. Auslöser waren Fehler in der Organisation, speziell der verantwortlichen Polizeistellen.

Dieser traurige Tag und seine Folgen mit den Vertuschungen und dem Rufmord, den vor allem das Schmutzblatt The Sun, aber auch staatliche Stellen begingen, hat sich in die Geschichte und die Seele der Stadt eingebrannt. Und immer noch und immer wieder gibt es aktuelle Anlässe, die wehtun: durch “Tragedy Chanting”.

Im Deutschen gibt es kein Äquivalent zu “Tragedy Chanting”

Für diesen feststehenden Begriff hat die deutsche Sprache kein Äquivalent. Er bezeichnet Sprechchöre, Gesänge, auch eindeutige Gesten, mit denen Opfer von Unglücken verhöhnt werden. Sie sind vor allem bei Auswärtsspielen des FC Liverpool zu hören, wenn “Die Sun hatte Recht, ihr seid Mörder” skandiert wird oder ähnliches.

“Wer das ruft oder entsprechende Gesten macht, hat keine Vorstellung davon, wie sehr das Überlebende verletzt und Familien, die einen geliebten Menschen verloren haben”, sagt Joe Blott, viele Jahre Vorsitzender der unabhängigen Fan-Organisation “Spirit of Shankly”. Blott arbeitet und spricht heute für die nationale Fan-Vereinigung Football Supporters Association (FSA). Tragedy Chanting hat in der jüngeren Vergangenheit zugenommen, es betrifft nicht nur den FC Liverpool, dessen Anhang nicht frei von schwarzen Schafen war: Die Verhöhnung der Opfer des Flugzeug-Unglücks der “Busby Babes” von Manchester United in München-Riem 1958 war auf der Insel über Jahrzehnte weit verbreitet.

Neben Fans von Liverpool und United verhöhnt das Tragedy Chanting auch die Opfer aus anderen Klubs im Zusammenhang mit Todesfällen beim Fußball. Der Brand 1985 im Stadion von Bradford City, bei dem 56 Menschen ums Leben kamen, zwei Fans von Leeds United, die 2000 vor einem UEFA-Pokal-Spiel bei Galatasaray Istanbul erstochen wurden, der Hubschrauber-Absturz am Stadion von Leicester City 2018, der Absturz des Flugzeugs mit Cardiff Citys Neuzugang Emiliano Sala 2019 – Tragödien im unmittelbaren Zusammenhang mit Fußball, über die sich Einzelne oder Gruppen lustig machen. Blott weiß sogar von Vorfällen, in denen bei Auftritten von Queens Park Rangers abstoßend Bezug genommen wurde auf die Grenfell-Towers in London. 2017 forderte ein Feuer-Inferno dort 72 Menschenleben, Zweitligist QPR ist den Hochhäusern am nächsten gelegen.

Auch Klopp und ten Hag appellierten zuletzt – mit Erfolg

Den Kampf gegen das Tragedy Chanting haben vor allem Supporter-Vertreter des FC Liverpool wie Blott sowie Andy Mitten von Manchester United aufgenommen, weil diese Klubs am meisten betroffen sind. Sie erhalten dabei immer mehr Unterstützung. Vor dem FA-Cup-Spiel Liverpools im Old Trafford nahmen kürzlich die Trainer Jürgen Klopp und Erik ten Hag den Ball auf, appellierten an alle Zuschauer, dagegen anzugehen. Jamie Carragher und Wes Brown, Ex-Profis beider Seiten, besuchten Schulklassen gemeinsam mit Margaret Aspinall, der Galionsfigur der Hillsborough-Familien im Kampf um Gerechtigkeit. Beim späteren Aufeinandertreffen der Reds und der Red Devils in der Premier League war die Anzahl der Vorfälle schon erfreulich gering.

Die Premier League, die English Football League, der Verband und staatliche Stellen arbeiten seit einem Jahr auf Initiative der engagierten Fan-Sprecher sowie des Liverpooler Parlamentariers Ian Byrne eng zusammen, damit Tragedy Chanting, das sich sehr stark über Soziale Netzwerke verbreitet, eingedämmt wird. Blott berichtet, er habe schon in vielen Arbeitsgruppen mitgewirkt. “Doch keine hat so schnell und gut erste Erfolge erzielt.” Die nächste Stufe des “Real Truth and Legacy Projects” soll sein, dass das Thema landesweit und verpflichtend in den Schulbetrieb aufgenommen wird. Die Wahrheit über Hillsborough stehe dabei im Mittelpunkt. In der Region Merseyside gehört das bereits zum Unterricht.

“Einige von uns gehen zu Begegnungen mit bestimmten Klubs nicht mehr ins Stadion, weil sie es nicht ertragen können”

Es reiche nicht aus, dass neuerdings Stadionverbote ausgesprochen werden können und der Gesetzgeber zudem Strafmaßnahmen ermöglicht, die darüber hinausgehen. “Die Bildung in erster Linie der Jüngeren, die nicht einmal geboren waren, als sich die Tragödien ereigneten, ist das Wichtigste”, sagt Blott.

Stadionverbote hält Peter Scarfe, Vorsitzender der Hillsborough Survivors Support Alliance (HSA), eine Selbsthilfegruppe von Überlebenden der Hillsborough-Tragödie, ebenso wenig wie Blott für das alleinige und geeignetste Mittel, Tragedy Chanting zu begegnen. Er setzt auf den Erfolg kommunikativer und erzieherischer Maßnahmen. “Bildung ist der Schlüssel.” Sein Vorschlag: “Eine Teilnahme an einem Kursus, wie er nach wiederholten Verkehrsverstößen verpflichtend ist.” Außerdem müssten Plattformen wie X (vormals Twitter) viel mehr reguliert werden. “Es ist unglaublich, wieviel Hass dort verbreitet wird”, sagt Scarfe. “Einige von uns gehen zu Begegnungen mit bestimmten anderen Klubs nicht mehr ins Stadion, weil sie es nicht ertragen können.”

Die schmerzhaften Erinnerungen an den 15. April 1989 verlöschen nicht. Umso bedeutender ist es, dass Liverpool an Jahrestagen wie dem 35. zusammensteht und der Opfer gedenkt.

Jörg Jakob

Xabi Alonsos Werdegang – Die Geschichte des “Kontrollierten”

Making of – Xabi Alonso 14.04.2024

Xabi Alonsos Werdegang – Die Geschichte des “Kontrollierten”

13:12In unserer Dezember-Folge von “Making of” widmeten wir uns Leverkusens Erfolgstrainer Xabi Alonso. Sein ehemaliger Mitspieler bei Real Sociedad, Tayfun Korkut, erzählt exklusiv von Xabi Alonsos Karriereanfängen.

Nur noch Platz 3: Liverpool unterliegt in Anfield Glasners Palace

Der FC Liverpool hat im Meister-Dreikampf der Premier League einen empfindlichen Dämpfer kassiert. Das 0:1 gegen Oliver Glasners Crystal Palace bedeutet, dass die Reds auch ManCity vorbeiziehen lassen müssen.

Zum Haare raufen: Auch Curtis Jones vergab beste Chancen.

Zum Haare raufen: Auch Curtis Jones vergab beste Chancen.

IMAGO/PA Images

Die Stimmung an der Anfield Road war schon von Beginn an gedämpft, weil – wie immer rund um den Jahrestag am 15. April – vor Anpfiff den Opfern der Stadion-Katastrophe von Hillsborough gedacht wurde. Anschließend erwies sich Palace zeitig als unangenehmer Gegner für Reds, die durch Manchester Citys Sieg gegen Luton bereits unter Zugzwang waren.

Eze gab für die Gäste schon in der ersten Minute einen Schuss ab, in der Folge übernahm der LFC das Kommando. Doch die Hausherren kamen nicht durch, während sie defensiv teils große Lücken offenbarten. In der 14. Minute ging es über die rechte Defensiv-Seite des jungen Bradley zu leicht, in der Mitte schob Eze am Fünfer ungedeckt ein.

Endo ans Gebälk

Der Rückschlag hinterließ Wirkung bei Klopp-Elf, beinahe wäre ein Doppelschlag daraus geworden. Weil van Dijk wegrutschte, lief Mateta alleine auf Alisson zu – den Abschluss des ehemaligen Mainzers klärte Robertson mit starkem Einsatz von der Linie (18.). Der Linksverteidiger verhinderte Schlimmeres.

Wenig später fing sich der Meisterschafts-Anwärter und steigerte sich in puncto Dynamik. Immer wieder brachen die Reds über links durch. Doch die entscheidende Genauigkeit ließen sie wiederholt vermissen. Endo traf nach einer Ecke nur die Latte (27.), wenig später verhinderte Palace-Keeper Henderson einen artistischen Treffer von Luis Diaz (29.). In Hälfte eins wollte Liverpool der Ausgleich nicht mehr gelingen, während Palace über Konter gefährlich blieb.

premier league, 33. spieltag

Zu Beginn des zweiten Abschnitts wechselte Klopp gleich offensiv, unter anderem feierte Alexander-Arnold nach längerer Verletzungspause sein Comeback. Diesmal bekamen die Reds ihren Gegner defensiv deutlich schneller in den Griff, doch die offensive Schlampigkeit wurde noch mal extremer.

Darwin schoss nach einer Ecke aus fünf Metern mehr oder minder Henderson an (55.), bei Abschlüssen aus der zweiten Reihe fehlte das Zielwasser mitunter komplett. Palace musste offensiv kaum noch stattfinden, denn Liverpool belohnte sich nicht. Jones schlug über den Ball (67.), Diogo Jota kam den berühmten halben Schritt zu spät (69.) – und scheiterte an Clyne, der wie Robertson auf der Linie rettete (72.)

Wenig später wäre die Aufgabe fast noch viel schwerer geworden, doch Alisson hielt aus drei Metern überragend gegen Mateta (74.). Im Gegenzug lief Jones auf Henderson zu – und schoss vorbei (75.).

Die Uhr tickte gegen den LFC, der in dieser Saison schon so manches Spiel spät drehen konnte. Dieses nicht. Auch Salah scheiterte frustriert aus wenigen Metern, weil Mitchell gerade noch dazwischen ging (90.+1). So unterlag Klopp schlussendlich Glasner – und musste mit dem LFC auch ManCity vorbeiziehen lassen in einem Meisterrennen, das aber weiterhin nicht entschieden ist.

Ein Experten-Rat, den Klopp kaum befolgen wird

Nach dem 0:3 gegen Atalanta Bergamo sprach Jürgen Klopp über Alkohol – und seine umstrittenen Personalentscheidungen. Jamie Carragher hat für das Rückspiel einen Vorschlag.

Bitterer Donnerstagabend: Jürgen Klopp hat nur noch geringe Chancen, am 22. Mai in Dublin an der Seitenlinie zu stehen.

Bitterer Donnerstagabend: Jürgen Klopp hat nur noch geringe Chancen, am 22. Mai in Dublin an der Seitenlinie zu stehen.

IMAGO/Shutterstock

Die emotionalen Bilder aus Dublin hatten sich bestimmt einige schon ausgemalt. Dort sollte Jürgen Klopp am 22. Mai seinen letzten Abpfiff als Trainer des FC Liverpool hören, die Europa-League-Trophäe in den Himmel recken und dann selbst in die Luft geworfen werden. Doch nun scheint Klopp gar nicht erst nach Dublin zu reisen.

Durch das 0:3 gegen Atalanta Bergamo am Donnerstagabend, der ersten Heimniederlage seit dem Februar 2023, hängt Liverpools Einzug ins Europa-League-Halbfinale an einem derart dünnen Faden, dass auch Klopp, eigentlich professioneller Optimist, bei RTL eingestehen musste: “Im Moment sind die natürlich durch, wir sind ja nicht doof.”

Mit hoher Aggressivität und riskantem Mann-gegen-Mann-Verteidigen erzwang Atalanta unzählige Fehler bei den Reds, die teils ohne jede Ordnung über den Platz rannten. “Ich hab’s nicht wiedererkannt, das war echt seltsam”, analysierte Klopp schonungslos. “Das können wir nicht schönreden, das geht nicht ohne Alkohol.” Doch welchen Anteil hatte er selbst?

Sechs Wechsel hatte er für die Partie vorgenommen und dabei auch Torjäger Mohamed Salah geschont. Weil er das im engen Premier-League-Rennen kaum gemacht hätte, ließ sich das als klares Signal dafür werten, dass die Europa League gerade nur der zweitwichtigste Wettbewerb ist – und womöglich fasste auch manch Profi das so auf, zumal die bisherige Europa-League-Saison eher ein Spaziergang für die Reds war.

Klopps Rochade: “Ich würde es genauso wieder tun”

“Wenn man verliert, sind deine personellen Änderungen immer fragwürdig”, verstand Klopp diese Interpretation “zu 100 Prozent”, sagte aber mit Blick auf das Heimspiel gegen Crystal Palace am Sonntag (15 Uhr) auch: “Ich würde ich es genauso wieder tun.” Zur Pause korrigierte Klopp mit den Einwechslungen von Salah, Andy Robertson und Dominik Szoboszlai, machte den Auftritt seiner Elf damit aber kaum besser: “Wir haben übrigens die zweite Halbzeit mit 0:2 verloren, die erste mit 0:1. Also keine Ahnung, welche besser war.”

Für das Rückspiel in Bergamo am kommenden Donnerstag (21 Uhr, beide LIVE! bei kicker) empfiehlt TV-Experte und Liverpool-Legende Jamie Carragher Klopp, komplett auf die zweite Reihe zu setzen und alle Konzentration auf die Liga zu legen, das sei der einzige “Trost” nach dem 0:3. Doch das wird der Trainer kaum tun. “Wir werden versuchen, dort zu gewinnen, und dann schauen wir weiter”, war Klopp noch nicht bereit aufzugeben. Im November 2020 hatte Liverpool in der Champions-League-Gruppenphase mit 5:0 in Bergamo gewonnen – mit Salah und allen anderen Stammkräften.

Ein Experten-Rat, den Klopp kaum befolgen wird

Nach dem 0:3 gegen Atalanta Bergamo sprach Jürgen Klopp über Alkohol – und seine umstrittenen Personalentscheidungen. Jamie Carragher hat für das Rückspiel einen Vorschlag.

Bitterer Donnerstagabend: Jürgen Klopp hat nur noch geringe Chancen, am 22. Mai in Dublin an der Seitenlinie zu stehen.

Bitterer Donnerstagabend: Jürgen Klopp hat nur noch geringe Chancen, am 22. Mai in Dublin an der Seitenlinie zu stehen.

IMAGO/Shutterstock

Die emotionalen Bilder aus Dublin hatten sich bestimmt einige schon ausgemalt. Dort sollte Jürgen Klopp am 22. Mai seinen letzten Abpfiff als Trainer des FC Liverpool hören, die Europa-League-Trophäe in den Himmel recken und dann selbst in die Luft geworfen werden. Doch nun scheint Klopp gar nicht erst nach Dublin zu reisen.

Durch das 0:3 gegen Atalanta Bergamo am Donnerstagabend, der ersten Heimniederlage seit dem Februar 2023, hängt Liverpools Einzug ins Europa-League-Halbfinale an einem derart dünnen Faden, dass auch Klopp, eigentlich professioneller Optimist, bei RTL eingestehen musste: “Im Moment sind die natürlich durch, wir sind ja nicht doof.”

Mit hoher Aggressivität und riskantem Mann-gegen-Mann-Verteidigen erzwang Atalanta unzählige Fehler bei den Reds, die teils ohne jede Ordnung über den Platz rannten. “Ich hab’s nicht wiedererkannt, das war echt seltsam”, analysierte Klopp schonungslos. “Das können wir nicht schönreden, das geht nicht ohne Alkohol.” Doch welchen Anteil hatte er selbst?

Sechs Wechsel hatte er für die Partie vorgenommen und dabei auch Torjäger Mohamed Salah geschont. Weil er das im engen Premier-League-Rennen kaum gemacht hätte, ließ sich das als klares Signal dafür werten, dass die Europa League gerade nur der zweitwichtigste Wettbewerb ist – und womöglich fasste auch manch Profi das so auf, zumal die bisherige Europa-League-Saison eher ein Spaziergang für die Reds war.

Klopps Rochade: “Ich würde es genauso wieder tun”

“Wenn man verliert, sind deine personellen Änderungen immer fragwürdig”, verstand Klopp diese Interpretation “zu 100 Prozent”, sagte aber mit Blick auf das Heimspiel gegen Crystal Palace am Sonntag (15 Uhr) auch: “Ich würde ich es genauso wieder tun.” Zur Pause korrigierte Klopp mit den Einwechslungen von Salah, Andy Robertson und Dominik Szoboszlai, machte den Auftritt seiner Elf damit aber kaum besser: “Wir haben übrigens die zweite Halbzeit mit 0:2 verloren, die erste mit 0:1. Also keine Ahnung, welche besser war.”

Für das Rückspiel in Bergamo am kommenden Donnerstag (21 Uhr, beide LIVE! bei kicker) empfiehlt TV-Experte und Liverpool-Legende Jamie Carragher Klopp, komplett auf die zweite Reihe zu setzen und alle Konzentration auf die Liga zu legen, das sei der einzige “Trost” nach dem 0:3. Doch das wird der Trainer kaum tun. “Wir werden versuchen, dort zu gewinnen, und dann schauen wir weiter”, war Klopp noch nicht bereit aufzugeben. Im November 2020 hatte Liverpool in der Champions-League-Gruppenphase mit 5:0 in Bergamo gewonnen – mit Salah und allen anderen Stammkräften.

Fünfter CL-Startplatz für 2024/25: Deutschland hauchdünn vor England

In der UEFA-Fünfjahreswertung hat Deutschland am Donnerstag Punkte gesammelt und England an Boden verloren. Der fünfte Champions-League-Startplatz ist damit zum Greifen nah, doch das Rennen bleibt eng.

Knackpunkt Europa League? Während Leverkusens Jonas Hofmann jubelte, musste sich Liverpool-Coach Jürgen Klopp ärgern.

Knackpunkt Europa League? Während Leverkusens Jonas Hofmann jubelte, musste sich Liverpool-Coach Jürgen Klopp ärgern.

imago images

Dass Bayer Leverkusen am Donnerstag in der Europa League im Schlussspurt noch mit 2:0 gegen West Ham United gewann, war aus Sicht der UEFA-Fünfjahreswertung doppelt wertvoll, ist England doch der große Konkurrent Deutschlands in diesem Tableau. Dazu kam der überraschende 3:0-Erfolg von Atalanta Bergamo beim FC Liverpool. Die Klopp-Elf, eigentlich Topfavorit auf den Titel, steht damit vor dem Viertelfinal-Aus. Besser machte es Aston Villa in der Conference League mit einem 2:1-Erfolg gegen Lille.

Damit sind die Chancen für den deutschen Fußball auf einen zusätzlichen Startplatz in der Königsklasse für die Saison 2024/25 wieder etwas gestiegen. Die Bundesliga liegt im UEFA-Ranking auf dem zweiten Platz vor der Premier League, allerdings nur hauchdünn. Deutschland hat nun 16,786 Punkte auf dem Konto, England folgt direkt dahinter mit 16,750 Zählern. Spitzenreiter ist Italien mit 18,428 Zählern.

Die Europapokal-Reform:

Ab der Saison 2024/25 starten 36 statt wie bislang 32 Teilnehmer in der Königsklasse, zwei der vier neuen Plätze werden an die Nationen mit dem besten Abschneiden in internationalen Wettbewerben dieser Saison vergeben. Aus der Bundesliga sind noch drei von sieben gestarteten Klubs im Rennen. In der Champions League kam der FC Bayern im Viertelfinal-Hinspiel beim FC Arsenal zu einem 2:2, Borussia Dortmund verlor bei Atletico Madrid mit 1:2. Die Borussen können mit einem Weiterkommen also selbst dazu beitragen, in der kommenden Saison in der Königsklasse zu kicken. Italien spielt noch mit vier Vereinen international, England sogar mit fünf.

Aus der Bundesliga würde nach derzeitigem Stand der BVB von der UEFA-Fünfjahreswertung profitieren. Die Borussen liegen in der Bundesliga-Tabelle hinter RB Leipzig auf Rang fünf, allerdings nur wegen der schlechteren Tordifferenz. Auf Rang sechs liegt Eintracht Frankfurt mit elf Punkten Rückstand. Würde man vor England ins Ziel kommen, würde die Zahl der deutschen Europapokal-Starter kommende Saison auf insgesamt acht steigen.

In Champions League, Europa League und Conference League gibt es für jeden Sieg zwei Punkte und für jedes Remis einen Punkt. Diese werden dann durch die Gesamtteilnehmerzahl eines Landes (egal, wie viele Klubs noch dabei sind) geteilt. Jedes Weiterkommen in Champions League und Europa League bringt einen Bonuspunkt.

Ein fünfter Champions-League-Teilnehmer wäre für Deutschland kein Novum, diesen gab es in der Spielzeit 2022/23 bereits. Eintracht Frankfurt hatte sich damals mit dem Europa-League-Titel ein zusätzliches Königsklassen-Ticket gesichert.