Lattweins Glück nach den “härtesten Wochen in meiner Karriere”

Die Zeit des Leidens ist vorbei: Lena Lattwein feiert ihr Comeback beim VfL Wolfsburg nach einer unerwartet langen Zwangspause. Eine Rückkehr in die Nationalmannschaft ist für sie aber noch kein Thema.

Ist zurück: Lena Lattwein.

Ist zurück: Lena Lattwein.

IMAGO/Norina Toenges

Lena Lattwein strahlte. “Es war cool heute und hat mir Spaß gemacht. Es ist total schön, wieder mit meiner Mannschaft zu kicken”, freute sich die Mittelfeldspielerin des VfL Wolfsburg am Sonntag auf Platz 11 des Bremer Weserstadions. Dort feierte die 24-Jährige ihr Comeback nach fast drei Monaten Pause. Lattwein wurde in der 71. Minute für die Niederländerin Fenna Kalma eingewechselt und leitete in der 85. Minute den Treffer von Chantal Hagel zum 3:0-Endstand für die Wolfsburgerinnen ein.

Spielbericht

“Im Training ist es das eine, aber dann wieder im Wettkampfmodus um Punkte zu spielen, das ist eine andere Nummer. Ich war heute sehr, sehr froh, mein Comeback feiern zu können”, erzählte Lattwein, die sich im Februar einer Operation am Knie unterziehen musste. Die erste Prognose lautete damals, dass die Nationalspielerin “für wenige Wochen” ausfallen wird. Am Ende wurden es fast drei Monate. “Die Operation lief eigentlich nach Plan, aber es gab während der Reha ein paar gesundheitliche Komplikationen. Deshalb hat es sich doch länger hinausgezögert”, berichtet Lattwein von der schwierigen Zeit. Infekte und Erkältungen bremsten die Wolfsburgerin immer wieder aus. “Das war keine einfache Zeit für mich und mental auch eine Herausforderung. Gerade weil eigentlich erwartet wurde, dass ich viel, viel schneller wieder auf dem Platz zurück bin. Die letzten acht Wochen waren die härtesten in meiner Karriere”, gibt die Studentin der Wirtschaftsmathematik einen Einblick in ihr Seelenleben. “Nun bin ich umso glücklicher, wieder auf dem Platz zu stehen.”

Mehr Spielzeit gegen Essen?

Schon am vergangenen Donnerstag im DFB-Pokal-Finale gegen Bayern München in Köln saß Lattwein wieder auf der Bank, blieb aber beim 2:0-Erfolg ohne Einsatzzeit. Einerseits freue sie sich natürlich über den Pokalsieg des VfL, andererseits “war ich traurig, dass wir so eine Leistung nicht öfter gezeigt haben in dieser Saison, weil in der Mannschaft so ein Potenzial steckt”. So bleibt dem VfL in der Meisterschaft nur Platz 2 hinter den Bayern.

Für das letzte Saisonspiel am kommenden Montag (15.30 Uhr) gegen die SGS Essen wünscht sich Lattwein, etwas mehr Spielzeit zu bekommen als am Sonntag in Bremen. Und VfL-Trainer Tommy Stroot macht ihr Hoffnung. Er sagt: “Wir wollen Lena jetzt sauber aufbauen. Wenn sie ohne Reaktion bleibt, bietet sich das definitiv an.”

Ein Comeback in der Nationalmannschaft und eine mögliche Olympia-Teilnahme im Sommer steht aktuell indes nicht auf der Agenda der Vize-Europameisterin von 2022: “Momentan ist das in meinem Kopf gar kein Thema. Und es liegt ja auch nicht an mir.”

Gunnar Meggers

Mittelfußbruch! Bittere Belohnung für Wolfsburgs Top-Talent

Bitterer Sonntag für Wolfsburgs Dzenan Pejcinovic: Der 19-Jährige brach sich bei seinem Kurzeinsatz in München (0:2) den Mittelfuß.

Bitterer Jokereinsatz: Dzenan Pejcinovic (Mi.) brach sich am Sonntag in München den Mittelfuß.

Bitterer Jokereinsatz: Dzenan Pejcinovic (Mi.) brach sich am Sonntag in München den Mittelfuß.

IMAGO/regios24

Ralph Hasenhüttl hatte es angekündigt: Eine Chance für Wolfsburger Talente an den letzten beiden Spieltagen. Lange hatte Dzenan Pejcinovic darauf warten müssen, letztmals war er am 20. Spieltag beim 2:2 gegen Hoffenheim unter Ex-Coach Niko Kovac eingewechselt worden. Nun die Belohnung für den Nachwuchstorjäger, der in der U-19-Bundesliga in 18 Spielen 28 Tore erzielte. Am Sonntag in München (0:2) durfte er in den Schlussminuten für Jonas Wind aufs Feld – eine folgenschwere Einwechslung. Pejcinovic hat sich nach kicker-Informationen den Mittelfuß gebrochen.

Passiert ist es in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Nahe der Mittellinie kommt Pejcinvoic an den Ball, versucht diesen im Duell mit Dayot Upamecano zu behaupten. Es folgt direkt der Griff an den linken Fuß. Der 19-Jährige beißt auf die Zähne, humpelt die letzten zwei Minuten über das Feld, geht mit Schlusspfiff direkt in die Knie. Die Sorge ist bereits da groß. “Er hat sich den Fuß vertreten ohne Fremdeinwirkung. Es sieht nicht gut aus”, sagt Coach Ralph Hasenhüttl nach dem Spiel, “wir schätzen, dass der Mittelfuß was abbekommen hat. Schade für ihn.”

Röntgenbilder in Wolfsburg bringen Gewissheit

Die Bestätigung brachten die Röntgenbilder am Montagmorgen in Wolfsburg: Der Fuß ist gebrochen. Aus der Belohnung für seinen Fleiß in den zurückliegenden Monaten, seine Tore im Wolfsburger Nachwuchsteam wurde eine schwere Verletzung. “Ich wollte ihm was Gutes tun”, betont Hasenhüttl, “das hat aber nicht funktioniert.”

Pejcinovic könnte im Sommer verliehen werden

Bitter für das Großtalent. Das einzig Positive für Pejcinovic ist der Zeitpunkt der Verletzung. Die Saison ist fast rum, im Sommer stand für den Juniorennationalspieler (38 Tore in 38 U-Länderspielen für Deutschland) ohnehin kein Turnier an. Für den Teenager ist zunächst eine Operation angesagt. Und anschließend Urlaub und Reha. Bis zum Start in die neue Saison sollte Pejcinovic wieder fit sein. Dann noch in Wolfsburg? Das ist höchst fraglich. Eine Leihe steht im Raum, an Interesse an dem Torjäger mangelt es nicht. Daran dürfte auch die Verletzung nichts ändern.

Thomas Hiete

Sechster Sieg in Serie: Wolfsburg macht in Bremen spät den Deckel drauf

Die Pokalsiegerinnen vom VfL Wolfsburg haben ihre Sieges-Serie beim SV Werder Bremen fortgesetzt. Der VfL sorgte in der Schlussphase mit einem Doppelschlag für die Entscheidung.

Glückliche Gesichter: Die Frauen des VfL Wolfsburg fuhren in Bremen einen 3:0-Sieg ein.

Glückliche Gesichter: Die Frauen des VfL Wolfsburg fuhren in Bremen einen 3:0-Sieg ein.

IMAGO/Lobeca

Die Gastgeberinnen aus Bremen, die den Klassenerhalt bereits seit einigen Wochen sicher haben, verabschiedeten vor ihrem letzten Heimspiel gleich vier Spielerinnen. Neben den Ersatzkeeperinnen Etzold und Pettersen, deren neue Klubs noch unbekannt sind, wurden auch Hahn (Wechsel nach Hoffenheim) und Lührßen (nach Frankfurt) verabschiedet.

Ohne Verabschiedungen, dafür mit vier Wechseln in der Startelf schickte VfL-Coach Tommy Stroot seine Pokalsiegerinnen nach dem 2:0-Sieg gegen Bayern München ins vorletzte Saisonspiel. Wedemeyer, Hagel, Kalma und Jonsdottir ersetzten Wilms, Brand, Pajor (alle Bank) und Huth (nicht im Kader).

Frauen-Bundesliga, 21. Spieltag

Bremen startet mutig – Oberdorf nickt ein

Dass die Wölfinnen die Pokal-Feierlichkeiten drei Tage später bereits wieder vollends verkraftet hatten, ließ sich zu Beginn der Partie nicht unterstreichen.

Vielmehr waren es die Bremerinnen, die sich viele Torchancen erarbeiten, den klaren Favoriten vor Probleme stellten und mehrmals knapp die Führung verpassten, etwa in Person von Matheis (25.).

Im Anschluss fanden die Wölfinnen allerdings besser ins Spiel – und stachen eiskalt zu. Über Umwege landete der Ball nach einer Ecke auf dem Kopf von Oberdorf, die die Kugel kurz vor der Pause nur noch einnicken musste (41.).

VfL sorgt spät für Klarheit

Auch nach dem Wiederanpfiff hielt Werder gut dagegen, hatte in der 67. Minute zudem Pech, dass Brandenburg den Ausgleich nur knapp verpasste. In der Schlussphase legten derweil die Gäste nochmals eine ordentliche Schippe drauf und schraubten auch nochmal am Ergebnis. Binnen zwei Minuten stellten die eingewechselte Jonsdottir (83.) und Hagel (85.) auf 3:0.

Auf diesen Doppelschlag sollten keine weiteren Treffer folgen, es blieb beim 3:0-Auswärtssieg der Pokalsiegerinnen. Zum Saisonabschluss empfängt der VfL Wolfsburg am Pfingstmontag (15.30 Uhr) die SGS Essen. Gleichzeitig gastiert Bremen in Leverkusen.

VfL-Kapitänin Popp: “Das ist ein Ausrufezeichen”

Keine deutsche Spielerin hat öfter den DFB-Pokal gewonnen als Alexandra Popp. Warum für sie der 13. Pokal-Titel besonders wichtig ist, verriet die Wolfsburgerin nach dem 2:0-Erfolg gegen Bayern München in Köln.

Kennt die Trophäe ganz genau: Alexandra Popp nach ihrem 13. Pokal-Triumph.

Kennt die Trophäe ganz genau: Alexandra Popp nach ihrem 13. Pokal-Triumph.

IMAGO/RHR-Foto

Alexandra Popp war happy! “Es war nicht der schönste Pokalsieg. Aber es war der souveränste Auftritt in einem Finale”, freute sich die Wolfsburgerin nach dem 2:0-Endspiel-Sieg gegen Bayern München. Popp kann es beurteilen: Der zehnte Pokal-Titel in Serie des VfL Wolfsburg ist sogar schon der 13. Pokal-Triumph ihrer erfolgreichen Karriere. 2009 und 2020 gewann die Nationalspielerin schon mit dem FCR Duisburg. 2013 siegte sie zum ersten Mal mit dem VfL in Köln. Keine deutsche Spielerin hat den Pokal öfter gewonnen als Deutschlands Fußballerin des Jahres 2023.

DFB-Pokalfinale der Frauen 2024

“Ich bin sehr stolz, dass ich diese Geschichte mit dem DFB-Pokal habe. Vielleicht hatte ich auch Glück, dass ich zur richtigen Zeit bei den richtigen Vereinen war”, erzählte die 33-Jährige nach der überzeugenden Leistung in Köln gegen die favorisierten Bayern, die noch am 23. März den VfL Wolfsburg in dessen Stadion mit 4:0 besiegt hatten.

Popp: “Man hatte uns gefühlt in den Medien schon abgeschrieben. Wenn man aber so souverän gewinnt gegen den Meister, dann ist das ein Ausrufezeichen.”

50 Pokalsiege in Folge

Im Pokal gilt weiterhin das Gesetz der Serie: 50 Siege in Folge stehen dort für Wolfsburg zu Buche. “In den letzten Jahren haben wir es immer mal wieder spannend gemacht”, erinnert sich Popp. Diesmal nicht. Der VfL gab von Beginn an Vollgas und hätte schon nach 45 Minuten mit 3:0 oder 4:0 in Führung liegen können.

So traf der Titelverteidiger durch Jule Brand und Dominique Janssen zwar nur zweimal, geriet aber auch in der zweiten Halbzeit nie in Gefahr, diesen Vorsprung noch zu verspielen. “Uns ist ein kleiner Stein vom Herzen gefallen. Ich bin extrem stolz, wie wir es gemacht haben. Wir haben klar gespielt, waren auch klar in den Zweikämpfen. Es war kein dreckiger Sieg.”

Beste Leistung der laufenden Spielzeit

Und der Auftritt in Köln war auch die beste Leistung der laufenden Spielzeit, die für den VfL am Pfingstmontag mit einem Heimspiel gegen die SGS Essen endet. Eine Saison mit Höhen und Tiefen. Sieben Punkte beträgt zwei Spieltage vor Schluss der Rückstand auf die Bayern, die sich am vergangenen Samstag in Leverkusen schon vorzeitig den Meistertitel sichern konnten. “In der Liga hatten wir die Konstanz nicht”, weiß Popp. Aber im Pokal. “Es war wichtig zu zeigen, dass der VfL noch da ist.”

Gunnar Meggers

Kommen die Bayern gerade recht? Hasenhüttl: “Große Last ist von den Schultern”

Wertschätzung für Harry Kane 10.05.2024

Kommen die Bayern gerade recht? Hasenhüttl: “Große Last ist von den Schultern”

1:50Nach dem Ausscheiden aus der Champions League trudelt die Saison des FC Bayern nun dem Ende entgegen. Wolfsburg befindet sich in einer ähnlichen Situation, so dass VfL-Coach Ralph Hasenhüttl ein interessantes Spiel mit offenem Visier erwartet.

Hasenhüttls Talente-Casting: “Es kann sein, dass man sie auf dem Platz sieht”

Talente-Casting beim VfL Wolfsburg: Trainer Ralph Hasenhüttl erwägt, dem VfL-Nachwuchs in den letzten zwei Saisonspielen Einsatzminuten zu geben. Er selbst hat früher beim FC Bayern noch mit zwei großen Talenten zusammengespielt.

Wolfsburger Talente: Dzenan Pejcinovic (links) und Bennit Bröger (Mitte) erhalten womöglich Einsatzminuten.

Wolfsburger Talente: Dzenan Pejcinovic (links) und Bennit Bröger (Mitte) erhalten womöglich Einsatzminuten.

IMAGO/Zink

Wenn Ralph Hasenhüttl an den Abschluss seiner Karriere denkt, dann kommen ihm große Namen in den Sinn. Philipp Lahm etwa. Oder Bastian Schweinsteiger. Beim FC Bayern München II machte der heutige Wolfsburger Trainer von 2002 bis 2004 die letzten Schritte seiner aktiven Karriere, die späteren Weltmeister von 2014 legten damals gerade los beim Rekordmeister. “Es war eine lehrreiche Zeit”, erinnert sich Hasenhüttl, “es war interessant zu sehen, was sie damals schon konnten und wie sie sich zu Weltklassespielern entwickelt haben.” Vor dem Wolfsburger Gastspiel am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) beim FC Bayern stehen nun auch Wolfsburger Talente im Blickpunkt.

In den vergangenen Wochen, als es um den Klassenerhalt ging, blieb für sie kein Platz. Im Abstiegskampf setzte Hasenhüttl auf die Profierfahrung seines Kaders, nun aber “können wir mutig und befreit spielen”. Und mit den Talenten aus der eigenen Akademie? “Es kann sein, dass man sie auf dem Platz sieht”, kündigt der 56-Jährige an, es sei “eine gute Möglichkeit, dem einen oder anderen noch mal ein paar Minuten zu geben”.

Torjäger Pejcinovic erzielte 28 Tore in 18 Spielen

Dem einen oder anderen. Gemeint sind vor allem drei U-19-Spieler, die schon voll integriert sind in das Profitraining. Allen voran Torjäger Dzenan Pejcinovic, der die Torjägerliste in der U-19-Bundesliga mit 28 Treffern in 18 Spielen deutlich anführt. Der 19-Jährige kam in dieser Saison unter Ex-Trainer Niko Kovac schon zu drei Kurzeinsätzen, wartet seither aber auf seine Chance. Am Mittwoch traf der U-19-Nationalspieler im NFV-Pokalfinale für die Wolfsburger A-Junioren gegen den SV Meppen (5:0), musste jedoch anschließend mit einer Fußverletzung, die offenbar nicht schlimmer ist, ausgewechselt werden.

Amoako könnte vom Fehlen von Svanberg und Vranckx profitieren

Angeschlagen am Sprunggelenk war zuletzt auch Kofi Amoako, mittlerweile ist der defenive Mittelfeldspieler aber ins Training zurückgekehrt. Der U-19-Kapitän feierte in dieser Saison am 15. Spieltag (1:0 in Darmstadt) sein Bundesligadebüt, kam kurze Zeit später auch noch mal in Heidenheim (1:1) zum Einsatz. Und könnte von Verletzungsproblemen im zentralen Mittelfeld profitieren. Mattias Svanberg, der erfolgreich an der Schulter operiert wurde, fällt ebenso aus wie Aster Vranckx, den Wadenprobleme plagen. Hasenhüttl: “Ich hätte kein Problem damit, Kofi mal reinzuwerfen.“

Schon früh schwärmte Hasenhüttel von Talent Bröger

Der dritte im Bunde der Youngster ist Bennit Bröger. Schon vor seinem ersten Spiel als VfL-Trainer hatte Hasenhüttel vom offensiven Mittelfeldmann geschwärmt, zum Einsatz kam er bislang aber nicht. Und dennoch hat der 17-Jährige unter dem Österreicher einen großen Schritt gemacht, ist mit dabei im Profitraining. Und nun auch gegen die Bayern oder am letzten Spieltag gegen Mainz? “Es ist eine super Gelegenheit”, sagt Hasenhüttl, “um zu beweisen, wie weit wir in unserer Entwicklung schon sind.” Das gilt für sein Team wie auch für den eigenen Nachwuchs.

Thomas Hiete

Stroot lobt reife Leistung und ist sicher: “Heute Abend gibt es keine Bremse”

Die Frauen des VfL Wolfsburg haben zum zehnten Mal in Serie den DFB-Pokal gewonnen. Trainer Tommy Stroot lobte die überzeugende Leistung seiner Elf und kündigte große Feierlichkeiten an.

War nach dem 2:0 gegen Bayern München vollends zufrieden: Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot.

War nach dem 2:0 gegen Bayern München vollends zufrieden: Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot.

IMAGO/Eibner

Eigentlich waren die Wölfinnen gegen den deutschen Meister als leichter Außenseiter in das DFB-Pokalfinale gegangen. Von dieser Rollenverteilung war über weite Strecken der 90 Minuten in Köln nichts zu sehen. Der VfL zeigte einen bockstarken Auftritt, war enorm griffig in den Zweikämpfen und legte die sonst so explosive Bayern-Offensive weitgehend lahm.

Vor allem im ersten Durchgang waren die Wolfsburgerinnen klar überlegen, was auch Cheftrainer Stroot positiv auffiel: “Wir wissen, dass wir Tempo vorne haben. Wir wissen, dass wir dafür gute Balleroberungen brauchen. Das ist uns vor allem in der ersten Halbzeit richtig, richtig gut gelungen”, so der 35-Jährige nach der Partie im ZDF.

Sehr, sehr erwachsene Leistung gegen einen sehr, sehr starken Gegner.

Tommy Stroot nach dem Pokalfinale

Nach dem Seitenwechsel kamen die Münchnerinnen vermehrt zur Torchancen, allerdings ohne sich eine echte Druckphase zur erarbeiten. Mit einem 2:0-Vorsprung – Jule Brand und Dominique Janssen hatten für den VfL getroffen – wisse man, “dass in der zweiten Halbzeit natürlich Phasen dazu gehören”. Aber auch die habe man “richtig gut wegverteidigt. Von daher eine sehr, sehr erwachsene Leistung gegen einen sehr, sehr starken Gegner”.

Stroot freut sich auf die Feierlichkeiten

Die Spielanalyse des Cheftrainers ging dann schnell in Vorfreude über. Zwar sind die Wolfsburgerinnen am Sonntag in der Google Pixel Frauen-Bundesliga in Bremen gefordert (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker), doch am vorletzten Spieltag geht es für den VfL, der Platz zwei bereits sicher hat, um nichts mehr. “Heute Abend gibt es keine Bremse”, ist sich Stroot daher sicher, “dieses Jahr werden wir Köln auseinandernehmen. Da müssen alle Kölner mal kurz zwei Augen zudrücken.”

Spielbericht

Ähnliche Worte kamen nach dem Spiel von Kapitänin Alexandra Popp, die ihren 13. (!) Pokalsieg ihrer Karriere feiern durfte. Bereits vor dem brisanten Endspiel zwischen den zwei besten deutschen Mannschaften im Frauenfußball hatte die 33-Jährige den immer wieder aufkommenden Begriff der Wachablösung verneint. “Eine Wachablösung ist es für mich erst, wenn du über Jahre konstant Titel holst”, hatte Popp gesagt.

Popp: “Das ist unser Titel”

Mit dem nächsten Pokalsieg in der Tasche und der Verhinderung des Bayern-Doubles machte sie nun klar: “Das ist der VfL Wolfsburg, das ist der DFB-Pokal, und das ist unser Titel. Es war uns wichtig, zu zeigen, dass der VfL Wolfsburg noch nicht weg ist.” In Sachen Feierlichkeiten sind sich Popp und Stroot einig: “Köln wird erst mal auseinander genommen. Das haben wir uns verdient.”

Kein Bayern-Double: Wölfinnen zum zehnten Mal in Folge Pokalsieger

Die Frauen des FC Bayern haben das Double verpasst. Im Pokalfinale unterlagen sie den Spezialistinnen aus Wolfsburg (0:2), die den Pokal tatsächlich zum zehnten (!) Mal in Folge gewinnen.

Nach dem Schlusspfiff kannte der Wolfsburger Jubel keine Grenzen.

Nach dem Schlusspfiff kannte der Wolfsburger Jubel keine Grenzen.

Getty Images

Im Vergleich zum 2:1 in Leverkusen ergaben sich bei den Bayern zwei Veränderungen: Bühl und Harder kamen im offensiven Mittelfeld für Lohmann und Dallmann (beide Bank).

VfL-Coach Tommy Stroot schickte seine beste verfügbare Elf auf den Rasen: Im Mittelfeld begannen Huth, Oberdorf und Popp. Sie sollten die Torjägerinnen um Brand und Pajor in der Spitze mit Bällen füttern.

Die Bayern wollten der Wolfsburger Serie von neun Pokalerfolgen hintereinander ein Ende bereiten. Als Favorit ging der frisch gekürte Deutsche Meister in die Partie, wurde dieser Rolle im ersten Durchgang jedoch nicht gerecht.

Wolfsburg geht nach Grohs’ Fehler in Führung

Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase mit leichten Vorteilen für den FCB – beide Mannschaften tasteten sich weitestgehend ab – kam Wolfsburg immer besser in die Partie und stellte die Bayern vor Probleme: Pajor scheiterte nach einer Ecke noch an Grohs (11.), wenig später schoss Brand den VfL in Führung: Ihren Distanzschuss ließ die Münchner Keeperin durchrutschen, sodass er per Aufsetzer rechts im Netz landete (14.).

VfL besser: Janssen erhöht per Kopf

Der Treffer brachte den Wölfinnen Schwung und verunsicherte die Münchnerinnen, die in der Folge Ruhe im eigenen Spiel vermissen ließen und nur selten mal offensiv Akzente setzten. Anders der VfL, der immer wieder zielstrebig nach vorne spielte und zu Chancen kam: Sowohl bei Pajors Abschluss (24.) als auch bei Oberdorfs Kopfball (33.) war Grohs allerdings zur Stelle und parierte.

In der 40. Minute war sie dann machtlos: Janssen lief bei einer Ecke von links ein und traf druckvoll per Kopf zur 2:0-Pausenführung. Die Münchnerinnen fanden im ersten Durchgang nur selten zu ihrem Spiel, einen Hochkaräter verbuchte die Straus-Elf vor der Halbzeit nicht.

Nach dem Seitenwechsel war der FCB bemüht, einen Weg zurück ins Spiel zu finden, doch immer wieder schlichen sich Ungenauigkeiten und unnötige Ballverluste im Spiel der Straus-Elf ein. Diese wussten die defensiv hochkonzentrierten Wölfinnen nicht in Chancen umzumünzen.

Frohms verhindert eine Aufholjagd

Stattdessen tauchten die Bayern – wenn auch nur vereinzelt – gefährlich vor dem Kasten des VfL auf: Frohms verhinderte allerdings gleich zweimal den Anschluss (58., 64.). Abgesehen davon hielt Wolfsburg den Gegner weitestgehend vom eigenen Tor fern. Wenn bei den Münchnerinnen der letzte Pass mal ankam, dann bekamen die Wölfinnen immer wieder einen Fuß dazwischen.

Daran änderte sich auch in der Schlussphase nichts. Die Wolfsburger Defensive kam trotz einiger Angriffswellen nie ernsthaft ins Wanken. So brachten die Wölfinnen das 2:0 relativ problemlos über die Zeit und sicherten sich den zehnten (!) Pokalsieg in Serie. Gleichzeitig war es das 50. Mal in Serie, dass der VfL im DFB-Pokal nach Schlusspfiff als Gewinner vom Platz geht. Die Bayern müssen sich derweil mit der Deutschen Meisterschaft zufrieden geben.

Hasenhüttl gegen Tuchel: Beim letzten Mal siegte der Wolfsburger

Der VfL Wolfsburg hat zwei Spieltage vor Saisonende plötzlich die Chance, doch noch in den internationalen Wettbewerb einziehen. Dazu muss was Zählbares in München her – beim Wiedersehen von Ralph Hasenhüttl und Thomas Tuchel.

Wiedersehen: Zuletzt trafen Ralph Hasenhüttl (links, Southampton) und Thomas Tuchel (Chelsea) in England aufeinander.

Wiedersehen: Zuletzt trafen Ralph Hasenhüttl (links, Southampton) und Thomas Tuchel (Chelsea) in England aufeinander.

Getty Images

Das letzte Aufeinandertreffen liegt fast zwei Jahre zurück. Es ist der 30. August 2022, 5. Spieltag in der Premier League, ein warmer Sommerabend an der Südküste Englands. Beim Schlusspfiff ballt Ralph Hasenhüttl als Trainer des FC Southampton die Fäuste, Thomas Tuchel geht enttäuscht davon, sein FC Chelsea hat gerade 1:2 verloren. Hasenhüttls Triumph über den Giganten aus London, den Champions-League Sieger von 2021, ist erst sein zweiter Erfolg über Tuchel im neunten Aufeinandertreffen, vier Monate zuvor hatte es in der Premier League noch ein 0:6 gegeben. Nun sehen sich die Trainer wieder. Beide sind zurück in der Bundesliga, am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) treffen Tuchels Bayern auf Hasenhüttls Wolfsburger.

Wolfsburg hat noch nie in München gewonnen

Gelingt dem Coach die Wiederholung des Sieges aus dem August 2002, würde ihm Historisches gelingen. In 26 Auswärtsspielen in München gab es noch nie einen dreifachen Punktgewinn für die Niedersachsen, zwei Unentschieden stehen 24 Niederlagen gegenüber. Doch jetzt sollte der VfL etwas holen, will er seine Chance auf die Teilnahme am internationalen Geschäft wahren. Bis zu Rang acht sind es nach zuletzt drei Siegen am Stück nur noch drei Zähler. Verrückte Bundesliga, der Weg vom Abstiegskampf bis nach Europa ist in diesem Jahr ganz besonders kurz.

Geht da was für Hasenhüttl gegen Tuchel, für Wolfsburg in München? Fakt ist: Die Münchner kehren abgekämpft und geknickt vom dramatischen Aus in der Champions League bei Real Madrid in den Ligaalltag zurück, für sie geht es nur noch um den Erhalt von Platz zwei und die voraussichtliche Teilnahme am Supercup.

Hasenhüttl zufrieden: “Die Körpersprache ist eine andere”

Beim VfL wiederum hat sich ein bisschen was getan seit Hasenhüttls Amtsübernahme Mitte März. Der Klassenerhalt ist gesichert, das Saisonziel “Europa” plötzlich wieder erreichbar. “Der Glaube ist jetzt mehr da, das ist den Ergebnissen geschuldet”, sagt der Trainer über den letzten Auftritt seiner Mannschaft beim 3:0 gegen Darmstadt. “Die Körpersprache ist eine andere, das Selbstvertrauen, die Ruhe mit dem Ball.”

Auch in der Bundesliga hat Hasenhüttl seinen Kollegen Tuchel schon einmal bezwungen, im September 2016 gab es ein 1:0 mit RB Leipzig über Borussia Dortmund mit dem heutigen Bayern-Coach an der Seitenlinie. Der trotzdem im direkten Vergleich deutlich die Nase vorn hat: In der Premier League feierte er zwei Siege bei einem Remis und der besagten Niederlage, im englischen Carabao-Cup setzte sich Tuchel 2021 im Elfmeterschießen durch. In der Bundesliga behielt er in drei von vier Duellen mit Leipzig und Ingolstadt die Oberhand.

Nun kommt es zum Wiedersehen im deutschen Oberhaus, Tuchel gegen Hasenhüttl. Nach dessen Triumph im August 2022 hatte der damalige Chelsea-Coach besorgt gesagt: “Es braucht nicht viel, um uns zu schlagen, und das gefällt mir nicht.” Mal sehen, wie es am Sonntag aussieht.

Thomas Hiete

Heiß begehrt, nicht nur beim VfL: Wolfsburg hat Amoura im Visier

40 Tore in 32 Spielen, offensiv hat sich der VfL Wolfsburg das in dieser Saison anders vorgestellt. Das Gesicht der Angriffsreihe der Niedersachsen wird sich im Sommer verändern. Ein Torjäger aus Belgien ist dabei ins Visier geraten.

Heiß begehrt: Der VfL Wolfsburg hat Stürmer Mohammed Amoura im Visier.

Heiß begehrt: Der VfL Wolfsburg hat Stürmer Mohammed Amoura im Visier.

IMAGO/Photo News

Jonas Wind hält sich noch bedeckt, über seine Zukunft mag der Däne aktuell nicht reden. “Jetzt zählt nur Wolfsburg”, sagt der Stürmer, der sich mit 19 Scorerpunkten (elf Tore, acht Vorlagen) ins Visier von Premier-League-Klubs gespielt hat. Dem Vernehmen nach tendiert der 25-Jährige zum Karriereschritt, beim VfL indes ist noch kein Angebot eingegangen.

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Der große Poker geht womöglich erst nach der EM los. Im Januar 2022 war Wind für zwölf Millionen Euro aus Kopenhagen gekommen, ab 20 Millionen dürfte Wolfsburg gesprächsbereit sein. Geld, das reinvestiert werden dürfte in neue Offensivkräfte.

Im Werben um Amoura ist der VfL nicht in der Favoritenrolle

Dabei ist nach kicker-Informationen ein Angreifer aus der belgischen Jupiler Pro League ins Wolfsburger Visier geraten: Mohammed Amoura heißt der algerische Angreifer von Union Saint-Gilloise. Mit 17 Treffern in 23 Spielen rangiert der 1,70 Meter kleine Angreifer auf Rang zwei der Torjägerliste, alle 84 Minuten hat er getroffen –  das ist unerreicht in Belgien.

Und hat Amoura zu einem begehrten Objekt auf dem Transfermarkt gemacht. Der VfL hat seinen Hut in den Ring geworfen, ist dabei aber nicht alleine. Und angesichts der zahlungskräftigen Konkurrenz aus der Premier League, wo auch der FC Liverpool als Interessent gehandelt wird, gewiss nicht in der Favoritenrolle im Werben um den quirligen und schnellen Torjäger.

Ob Amoura oder nicht – verstärken wird sich der VfL im Angriff auf jeden Fall. Weil mit Lukas Nmecha, der in dieser Saison nach seiner Patellasehnen-OP und einer schweren Muskelverletzung nur zu drei Kurzeinsätzen kam, noch nicht wieder seriös geplant werden kann.

Weil Leihspieler Amin Sarr den Klub wieder in Richtung Olympique Lyon verlassen wird, weil Kevin Behrens, von Trainer Ralph Hasenhüttl sehr geschätzt, perspektivisch mehr Back-up als Stammkraft sein wird. Und weil Sturmtalent Dzenan Pejcinovic womöglich ebenfalls andernorst den nächsten Entwicklungsschritt machen soll.

Sarr geht, Pejcinovic könnte verliehen werden

Der 19-Jährige kam in dieser Saison unter Niko Kovac zu drei Kurzeinsätzen, in der U-19-Bundesliga ist er mit 28 Toren in 18 Spielen der mit Abstand beste Torjäger. Der deutsche U-19-Nationalspieler (neun Treffer in neun Länderspielen) könnte an den letzten beiden Spieltagen noch einmal unter Hasenhüttl zum Einsatz kommen. Und dann? “Eine Leihe ist denkbar”, sagt der Coach. An Interessenten mangelt es nach kicker-Informationen nicht.

Thomas Hiete