Bjelica: “Die Mannschaft weiß, um was wir kämpfen”

Nach drei Pleiten in Folge will Union Berlin in Mönchengladbach punkten. Weil es kaum Ausfälle gibt, ist der Konkurrenzkampf wieder größer.

Nenad Bjelica kann wieder auf Rani Khedira setzen.

Nenad Bjelica kann wieder auf Rani Khedira setzen.

IMAGO/Matthias Koch

Der 1. FC Union Berlin bereitet sich auf zwei interessante Spiele am Sonntagnachmittag vor. Um 13 Uhr empfangen die Frauen in der Regionalliga Nordost im Stadion An der Alten Försterei Hertha BSC. Über 10.000 Tickets sind bereits für das Derby verkauft worden.

Während die Damen kurz vor dem Staffelsieg stehen und vom Aufstieg in die 2. Bundesliga via Relegation träumen, kämpfen die Männer am selben Tag ab 15.30 Uhr bei Borussia Mönchengladbach um wichtige Punkte im Ringen um den Klassenerhalt.

Nachdem Trainer Nenad Bjelica bei der Einheit am Mittwoch bei einer Übung etwas lauter werden musste, schienen die Profis in den letzten Tagen wieder auf Kurs gewesen zu sein. “Die Mannschaft weiß, wo wir stehen, und um was wir kämpfen müssen. Ich fokussiere mich auf das Positive und nicht auf die drei, vier Minuten, in denen es negativ gelaufen ist”, sagte Bjelica. “Manchmal muss ich im Trainerteam oder zu Hause lauter werden. Das ist so im Leben. Die Mannschaft hat gut reagiert auf meine Kritik.”

Nur ein Duo fehlt

Mönchengladbach gehört zu den Lieblingsgegnern von Union. Von neun Bundesligaspielen ging nur eine Begegnung verloren. In den letzten fünf Aufeinandertreffen hieß der Gewinner immer Union.

Das ist nicht das Einzige, was die Eisernen positiv stimmt. Der Konkurrenzkampf ist wieder stärker. “Wir haben uns eine bessere Situation gewünscht, aber sie ist trotzdem positiv. Uns steht fast die ganze Mannschaft zur Verfügung”, erklärte Bjelica. “Fast alle sind körperlich gut beieinander. Jeder will sich empfehlen. Das ist unser Luxus.”

Bis auf Verteidiger Jerome Roussillon und Ersatzkeeper Jakob Busk, die sich beide mit Wadenverletzungen herumplagen, stehen alle Akteure des Kaders zur Verfügung. Sechser Rani Khedira dürfte in die Startelf zurückkehren, nachdem der Mittelfeldmann bei der 1:5-Niederlage gegen Bayern München auch wegen Oberschenkelproblemen 90 Minuten auf der Bank gesessen hatte.

Vertrauen in die Startelf

Mit größeren Veränderungen in der Anfangsformation ist nicht zu rechnen. Aus der Sicht Bjelicas gäbe es keinen Grund, die Mannschaft komplett umzukrempeln. “Wir haben gegen Leverkusen und Bayern verloren. Die haben die Klasse, solche Spiele zu gewinnen. Problematisch ist für mich das Spiel in Augsburg“, so Bjelica. “Bis zum Fehler haben wir aber ziemlich gut ausgesehen. Ich will weiter den Spielern vertrauen, die zuletzt einen Stammplatz hatten.”

Bjelica stört auch nicht, dass die Mönchengladbacher mit 53 Treffern doppelt so viele Tore wie Union (26) erzielt haben. Schließlich stehe die Borussia dennoch nur zwei Punkte besser dar, so Bjelica.

Matthias Koch

Trimmel: “Wir sind noch in einer besseren Situation”

Chefcoach Nenad Bjelica wurde am Mittwoch im Training sehr deutlich. Sein Kapitän Christopher Trimmel empfindet Unions Position im Abstiegskampf noch als “Luxus”.

Sieht sein Team im Tabellenkeller in einer guten Ausgangslage: Union-Kapitän Christopher Trimmel.

Sieht sein Team im Tabellenkeller in einer guten Ausgangslage: Union-Kapitän Christopher Trimmel.

IMAGO/Matthias Koch

Es schien einer dieser normalen öffentlichen Trainingstage beim 1. FC Union Berlin zu werden, auch wenn Sechser Rani Khedira (Oberschenkelprobleme) und Linksverteidiger Jerome Roussillon (Wadenverletzung) nur individuell auf den Nebenplatz beziehungsweise gar nicht ihrer Arbeit nachgehen konnten. Doch um 11 Uhr bekam Trainer Nenad Bjelica schon eine Art Wutanfall. Bei einer Spielform war der Kroate überhaupt nicht zufrieden mit der Ausführung der Übung. Mehrsprachig (“shit, null, nada”) beschrieb Bjelica seinen Unmut. Er sprach auch von einer Blamage.

“Super, dass wir es wirklich in der eigenen Hand haben”

Seine Schützlinge rafften sich schnell wieder auf. Die Kritik wurde vier Tage vor dem Auswärtsspiel am Sonntag (15.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach angenommen. “Dass ein unglaublich wichtiges Spiel ansteht, wissen wir auch alle”, sagte Verteidiger Christopher Trimmel.

Der Kapitän der Eisernen nahm nach dem Training für eine Medienrunde im Presseraum des Stadions An der Alten Försterei Platz. Trimmel hat im Hinterkopf, dass seine Mannschaft nach vier sieglosen Partien und drei Pleiten in Folge unter Zugzwang steht. Von Panik kann aber keine Rede sein. “Ich finde es super, dass wir es wirklich in der eigenen Hand haben. Es ist schon eine Luxussituation, wenn man bedenkt, wie viele Spiele in dieser Saison verloren gingen”, sagte Trimmel.

Die 17 dreifachen Punktverluste der Eisernen werden nur von Schlusslicht Darmstadt 98 (19) übertroffen. 16 Begegnungen ohne eigenen Treffer stellen für Union eine weitere Horrorzahl dieser Spielzeit dar.

Duelle gegen Konkurrenz aus dem Tabellenkeller warten

Dennoch gibt es Hoffnung auf ein sechstes Bundesliga-Jahr in Folge. Die (erfolglosen) Wochen gegen die Teams aus der oberen Tabellenhälfte liegen hinter dem FCU. Jetzt duellieren sich die Hauptstädter erst einmal mit Vertretungen, denen das Abstiegswasser ebenfalls am Hals oder schon drübersteht. Nach Mönchengladbach bespielen die Unioner am 5. Mai daheim den VfL Bochum und am 11. Mai auswärts den 1. FC Köln. “Wir haben drei Spiele gegen direkte Konkurrenten und wir sind noch in einer besseren Situation. Es liegt an uns”, sagte Trimmel.

Wenn aus Mönchengladbach trotz der momentanen Offensivschwäche etwas Zählbares mitgebracht werden kann, muss Trainer Bjelica in der kommenden Woche vielleicht nicht mehr so laut werden.

Matthias Koch

Bjelica nimmt Pleite auf seine Kappe: “Mir egal, ob 0:1 oder 1:5”

Unions-Coach will Mannschaft wieder aufrichten 20.04.2024

Bjelica nimmt Pleite auf seine Kappe: “Mir egal, ob 0:1 oder 1:5”

0:41Union Berlin kam im Heimspiel gegen den FC Bayern mit 1:5 unter die Räder. Für Trainer Nenad Bjelica spielte die Höhe des Ergebnisses aber nur eine untergeordnete Rolle, er sprach über seine gescheiterten Umstellungen zur Pause.

Gosens: “Da müssen wir hart mit uns ins Gericht gehen”

Der 1. FC Union Berlin hat nicht nur gegen Bayern München verloren, sondern eine herbe 1:5-Klatsche kassiert. Vor den entscheidenden Duellen im Keller nimmt Robin Gosens das Team und sich in die Pflicht.

Unions Robin Gosens (l.) nimmt sich vor den

Unions Robin Gosens (l.) nimmt sich vor den “Wochen der Wahrheit” selbst in die Pflicht.

IMAGO/Contrast

Natürlich ist sich auch Gosens bewusst, dass ein Sieg gegen den FC Bayern alles andere als eine Pflicht für Union Berlin ist. “Wir wussten, dass das Spiel gegen Bayern ein Bonuspunkt oder vielleicht drei Bonuspunkte sein können”, sagte der linke Schienenspieler nach dem 1:5 am Mikrofon von Sky.

Ausgerechnet haben sich die Eisernen dennoch etwas, immerhin war der Deutsche Rekordmeister unter der Woche erfolgreich in der Champions League unterwegs (1:0 gegen Arsenal; d.Red). Doch die Hoffnung, dass deshalb den Bayern die “Körner fehlen”, erfüllte sich nicht. Dabei sah Gosens trotz des 0:2-Pausenstands eine brauchbare erste Hälfte der Berliner: “Sie war vom Engagement gut von uns, wir sind gut reingestartet und haben Nadelstiche gesetzt”, sagte der 29-Jährige.

Und in der Halbzeit haben die Eisernen an den Auftritt der Bayern beim 1. FC Heidenheim erinnert. Auch vor zwei Wochen führte der FCB nach einem starken ersten Durchgang mit 2:0, musste sich auf der Alb aber noch mit 2:3 geschlagen geben. “Wenn du ein frühes Tor machst, kann hier noch einmal was gehen”, sprachen sich Gosens & Co. in der Kabine Mut zu. Und tatsächlich fiel in Hälfte zwei ein frühes Tor – allerdings für den FC Bayern, der damit für eine Vorentscheidung sorgte. “Da hat mir die Reaktion der Mannschaft gar nicht gefallen” kritisierte Gosens. “Da sind wir ein bisschen zerfallen, das ist auch nicht union-like.”

Durch die dritte Niederlage in Folge steckt Union Berlin wieder mittendrin im Abstiegskampf. “Wir brauchen mindestens noch vier Punkte”, rechnete Gosens vor. Und diese sollen in den kommenden drei Wochen eingefahren werden: Denn nacheinander stehen Union Berlin bei Borussia Mönchengladbach (28. April), gegen den VfL Bochum (5. Mai) und beim 1. FC Köln (11. Mai) drei Duelle gegen direkten Konkurrenten bevor. “Jetzt kommen genau die Spiele, wo wir was holen müssen”, forderte Gosens. Allerdings nicht mit einer Leistung wie gegen die Bayern. “Da müssen wir hart mit uns ins Gericht gehen. Denn sonst werden wir nächste Woche in Gladbach wahrscheinlich auch nichts holen.”

Gosens zur Nationalmannschaft: “Ich habe das mit meinen eigenen Leistungen in der eigenen Hand

Dabei sei jeder gefordert so Gosens und nahm sich selbst davon nicht aus. “Ich nehme mich selbst in die Pflicht, nehme Kritik an”, gestand Gosens. Denn eine eigene bessere Leistung soll nicht nur die noch notwendigen Punkte für den Klassenerhalt Unions bringen, sondern auch Gosens noch das Ticket für die Heim-EM. Seinen letzten Nationalelf-Einsatz hatte Gosens im vergangenen Herbst bei der USA-Reise, anschließend wurde er von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht mehr berücksichtigt. “Ich habe das mit meinen eigenen Leistungen in der eigenen Hand”, sagte Gosens. “Solange die Tür noch nicht zu 100 Prozent zu ist, werde ich jeden Tag 110 Prozent geben, um noch auf den Zug aufzuspringen. “Und die Tür ist meiner Meinung nach noch nicht zu.”

Doppelpack Müller, Kane durch die Berliner Mauer: Bayern demontiert Union

Der FC Bayern hat die Auswärtsaufgabe bei Union hochseriös gelöst und mit einem 5:1 erfolgreich zugeschlagen. Die Champions League dürfte damit abgesichert worden sein. Derweil vergrößerten sich Berliner Abstiegssorgen.

“Klingelingeling”: Thomas Müller hat bei Union Berlin zweimal getroffen und mit dem Team ein 5:1 gefeiert.

IMAGO/Matthias Koch

Das große Union-Problem vor diesem Heimspiel am 30. Bundesliga-Spieltag gegen den Rekordmeister aus München hatte Coach Nenad Bjelica im Nachklapp des 0:2 beim FCA thematisiert: die Schwächen in der Offensive. Zuletzt nämlich war den Köpenickern dreimal in Folge kein einziger Treffer gelungen bei ohnehin erst 25 Saisontreffern (zweitschwächster Wert hinter Köln).

“Mit diesen Leuten müssen wir arbeiten, Geduld haben”, hatte der Berliner Trainer etwa gesagt und musste nun mitansehen, wie gegen die zuletzt schon beim wichtigen 1:0 gegen den FC Arsenal im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals stabile FCB-Abwehr vor Keeper Neuer wenig bis nichts ging. Sein auf drei Stellen umgebautes Team – die nach Sperren wieder bereitstehenden Tousart und Gosens durften ebenso von Beginn an ran für Khedira, Kral und Kaufmann wie Angreifer Volland – fand in der Anfangsphase keine Lücken.

Auf der anderen Seite dominierte das gleich sechsmal im Personal veränderte Bayern-Konstrukt – der geschonte Musiala, de Ligt, Mazraoui, Laimer, Guerreiro und Sané (ebenfalls geschont) wurden durch Kim, Davies, Pavlovic, Müller, Tel und Choupo-Moting vertreten – das Spiel.

Kane findet das Loch

Zur Wahrheit gehörte aber auch, dass dieses Spiel zunächst keine Highlights bot. Lediglich einigermaßen gefährliche Abschlüsse von Kane (5. Minute) sowie Choupo-Moting (8. und 17.), der insgesamt stark agierte und mit feinster Ballbehandlung in einigen Szenen überzeugte, gab es. Auf der anderen Seite passte bei einem Konterversuch Kimmich stark auf (15.), während Hollerbach wenig später in guter Lage den Ball nicht anbrachte (18.) und Gosens einen Kopfball aus schwieriger Lage nicht zu setzen wusste (24.).

Bundesliga – 30. Spieltag

Der durchaus kontrollierend agierende FCB, der mehr Ballbesitz generierte (64 Prozent zur Pause), machte in Minute 29 dann erstmals ernst – und schon klingelte es. Müller ließ im Zentrum nach Tel-Zuspiel absichtlich für Goretzka passieren, der stark annahm, den Ball kontrollierte und diesen unter die Latte versank. Nachdem in der Folge Unions mögliche Antwort von Neuer vereitelt worden war (in der 33. Minute parierte er ein tückisches Tousart-Geschoss, in der 42. wehrte er einen Gosens-Volley überragend zur Seite), klingelte es nochmals. Kane nahm sich einem direkten Freistoß aus zentraler Lage an und profitierte mit seinem erfolgreichen Schuss ins rechte Eck davon, dass Berlins Verteidiger Doekhi – rechts in der Mauer positioniert – einen Schritt zur Seite machte und so die entscheidende Lücke aufriss (45.+1).

Müller hoch zwei

Und nur kurz nach Wiederbeginn machte der auch in Sachen Zweikämpfe überlegene Titelträger der Vorsaison (über 60 Prozent gewonnene Duelle) den Deckel auf diese Partie. Choupo-Moting bediente nach zunächst abermals feinster Ballbehandlung den freistehenden einlaufenden Müller, der den Ball aus nächster Nähe via Volley unter die Latte knallte – 3:0 (53.).

Die Messe war also gelesen, nicht aber für den hungrigen Angriff der FCB-Truppe. Der nach einer Goretzka-Balleroberung von Kane bediente Tel vollstreckte flach ins linke Eck zum 4:0 (62.), ehe Müller nach Goretzka-Flanke präzise ins rechte Eck einnickte. Weitere Treffer wären möglich gewesen, allerdings gingen die Gäste mit dem 5:0 im Rücken etwas vom Gas, ließen die letzte Konsequenz vermissen. Und agierten in den finalen Minuten etwas zu lässig, sodass die Hauptstädter nochmals Blut leckten und – siehe da – nach über sechs torlosen Bundesliga-Stunden mal wieder erfolgreich einschossen. Den 1:5-Ehrentreffer besorgte Joker Vertessen (90.+1).

Nichtsdestotrotz: Die weiterhin im Abstiegskampf steckenden Unioner erlitten mit dieser klaren Pleite auch in Sachen Torverhältnis einen Rückschlag tief unten und müssen nun in Gladbach ran am kommenden Sonntag (15.30 Uhr). Der FC Bayern unterdessen untermauerte mit dem besten Bundesliga-Angriff (87 Tore) den Anspruch Richtung Champions-League-Ticket und empfängt als nächstes Besuch aus Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr). Das Hinspiel im Halbfinale der Königsklasse gegen Real Madrid steigt am 30. April (21 Uhr).

Bjelica vertraut trotz Flaute seinen Angreifern

Je größer die Abschlussschwäche und Abstiegsgefahr von Union Berlin wird, umso mehr rücken die Angreifer ins Rampenlicht. Womöglich hat sich der Klub im letzten Transferfenster verspekuliert.

Seine Angreifer haben im Moment eine Flaute, das Vertrauen schenkt Unions Trainer Nenad Bjelica (im Bild) ihnen dennoch.

Seine Angreifer haben im Moment eine Flaute, das Vertrauen schenkt Unions Trainer Nenad Bjelica (im Bild) ihnen dennoch.

IMAGO/Matthias Koch

In den Monaten Februar, März und April war der 1. FC Union Berlin bislang in elf Meisterschafts-Begegnungen im Einsatz. In sechs davon blieb die Mannschaft von Trainer Nenad Bjelica ohne Treffer. Das einzige Stürmertor in diesem Zeitraum gelang Yorbe Vertessen Mitte März beim 2:1-Erfolg gegen Werder Bremen. Die Offensiv-Ausbeute ist generell alarmierend. In den letzten sechs Partien hatten die Union-Anhänger lediglich im Heimspiel gegen Bremen Tore zu bejubeln.

Freilich, in den Duellen gegen Borussia Dortmund (0:2), beim VfB Stuttgart (0:2), bei Eintracht Frankfurt (0:0), gegen Bayer Leverkusen (0:1) und beim FC Augsburg (0:2) bekam es Union fast nur mit Vertretungen zu tun, die in dieser Saison nicht zur sportlichen Kragenweite des Klubs passen. Im sich für die Köpenicker wieder zuspitzenden Abstiegskampf trifft das allerdings auch auf den FC Bayern München zu, der am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Stadion An der Alten Försterei zu Gast ist.

“Alle brauchen ein bisschen Zeit”

Die Frage aller Fragen. Wer kann ausgerechnet National-Torwart Manuel Neuer bezwingen? Mit der Effektivität hat es Union in dieser Spielzeit nicht so. Die Situation der fünf Angreifer Chris Bedia, Benedict Hollerbach, Mikkel Kaufmann, Kevin Volland und Vertessen, schätzt Bjelica aktuell so ein: “Wir müssen auch wissen, dass wir in unserer Mannschaft sehr junge Leute haben. Hollerbach hat in der letzten Saison in der 3. Liga gespielt. Kaufmann kommt aus der 2. Liga. Vertessen und Bedia sind neu in dieser Spielklasse. Alle brauchen ein bisschen Zeit”, sagte der Kroate. “Volland ist eigentlich kein klassischer Stürmer. Mit diesen Leuten müssen wir arbeiten, Geduld haben, sie unterstützen und glauben, dass es im nächsten Spiel besser klappen wird.”

Bedia und Vertessen waren im Winter erst von Servette Genf bzw. der PSV Eindhoven verpflichtet worden. Ein sofortiger gleichwertiger Ersatz für die im Januar abgewanderten Sheraldo Becker (Real Sociedad San Sebastian), Kevin Behrens (VfL Wolfsburg) und David Fofana (FC Burnley) sind sie nicht.

Union hat sich das sicher anders erhofft, auch wenn mit dem Wechsel von Behrens das Fehlen eines echten Stoßstürmers zu befürchten gewesen war. “Optionen sind im Kader vorhanden, unter anderen mit Bedia oder Kaufmann. Vielleicht tut das unserer Spielweise und Ausrechenbarkeit gar nicht mal so schlecht”, hatte sich Manager Oliver Ruhnert Mitte Februar gewünscht. Der Plan ist bisher nicht aufgegangen. Union muss dennoch liefern, wenn es auch ein sechstes Bundesliga-Jahr in Folge gegen soll – spätestens in den nach dem Bayern-Spiel folgenden Auftritten bei Borussia Mönchengladbach, gegen den VfL Bochum, beim 1. FC Köln und gegen den SC Freiburg.

Bjelica wünscht sich mehr Effektivität

Chefcoach Bjelica muss dem Aufgebot vertrauen. Er stärkt zumindest verbal die vorderste Reihe. Er nimmt aber auch andere Mannschaftsteile in die Verantwortung. “Ich bin der Letzte, der aufgeben wird. Ich habe volles Vertrauen in unsere Stürmer – auch in unsere Mittelfeldspieler, die auch torgefährlicher sein könnten”, so Bjelica. “Insgesamt sind wir als Mannschaft nicht so effektiv vor dem Tor. Vielleicht brauchen wir mehr Zeit. Ich hoffe, dass wir gegen die Bayern mehr Effektivität zeigen, aber nächste Saison noch mehr.”

Von der kommenden Spielzeit hatte Bjelica noch nie so richtig gesprochen. Grundvoraussetzung dafür, dass er die bei Union erlebt, dürfte der Klassenerhalt sein. Dafür müssen Tore in den kommenden Wochen her, von wem auch immer.

Matthias Koch

DFB spricht Geldstrafen gegen Bremen und Union aus

Der DFB hat Werder Bremen und Union Berlin mit Geldstrafen im fünfstelligen Bereich belegt. Grund ist jeweils das Fehlverhalten der Anhänger.

Wurfgeschosse in Gelb: Ordner heben beim Spiel Union Berlin gegen Wolfsburg im Februar Tennisbälle vom Rasen auf.

Wurfgeschosse in Gelb: Ordner heben beim Spiel Union Berlin gegen Wolfsburg im Februar Tennisbälle vom Rasen auf.

picture alliance/dpa

Der Verband gab die Entscheidungen des DFB-Sportgerichts am Donnerstag bekannt. Beide waren “im Einzelrichterverfahren nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss” gefällt worden, wie es in den entsprechenden Mitteilungen heißt. Grund für die Strafen ist jeweils das unsportliche Verhalten der Anhänger. Diese waren allerdings auf unterschiedliche Art und Weise auffällig geworden.

So muss Werder Bremen 47.500 Euro zahlen, weil die mitgereisten Werder-Fans beim Bundesligaspiel in Bochum am 14. Januar (1:1) mindestens 38 pyrotechnische Gegenstände abgebrannt hatten. Die Partie war daraufhin für eineinhalb Minuten unterbrochen worden. Von der Gesamtstrafe kann der Verein bis zu 15.800 Euro für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen aufwenden. Dies muss Werder dem DFB bis zum 31. Dezember 2024 nachweisen.

Union Berlin wurde für eine Aktion seiner Anhänger mit einer Strafe von 20.000 Euro belegt. Diese hatten beim Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am 10. Februar (1:0) gegen den Einstieg eines möglichen DFL-Investors protestiert, indem sie Mitte der ersten Hälfte Tennisbälle und andere Gegenstände aufs Feld warfen. Das Spiel war daraufhin im ersten Durchgang rund zwölf Minuten unterbrochen. Auch Union kann einen Teil der Strafe für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen aufwenden, im Fall der Hauptstädter sind es 6600 Euro.

Beide Vereine haben dem jeweiligen Urteil zugestimmt, sie sind damit rechtskräftig.

Bjelica erwartet das Bundesliga-Gesicht der Bayern

Union Berlin ist gegen Rekordmeister Bayern München in der Punktepflicht. Allerdings gab es zuletzt vor allem in der Offensive große Schwierigkeiten.

Hofft gegen die Bayern auf mehr Effektivität: Union Berlins Trainer Nenad Bjelica.

Hofft gegen die Bayern auf mehr Effektivität: Union Berlins Trainer Nenad Bjelica.

IMAGO/Matthias Koch

Der FCB besitzt auch nach dem Verlust des Meistertitels durchaus noch Zugkraft. Die Pressekonferenz des 1. FC Union Berlin vor dem Heimspiel gegen die Bayern am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) war drei Mal so stark besucht wie die vor dem kürzlichen Gastspiel der Leverkusener in Köpenick. Union-Trainer Nenad Bjelica gratulierte zu Beginn seiner Ausführungen Bayern München und Borussia Dortmund zum Einzug ins Halbfinale der Champions League. Das sei eine tolle Geschichte für den deutschen Fußball. Das zeige, dass die Liga stark ist, sagte Bjelica.

“Wirklich viel trainiert”: Bjelica hofft auf mehr Effektivität

Der Kroate hatte den Sieg der Münchner gegen den FC Arsenal (1:0) am TV verfolgt. Doch Bjelica erwartet eher das Bundesliga-Gesicht der Bayern, gegen die Union noch in keinem der bisherigen neun Pflichtspiele triumphieren konnte. “Wir schauen mehr auf die Bundesliga, beispielsweise wie die Bayern gegen Köln (2:0, d. Red.) und in Heidenheim (2:3) gespielt haben”, erklärte Bjelica.

Der Vorsprung Unions auf Relegationsrang 16 ist auf drei Zähler geschmolzen. Die Wuhlheider brauchen also dringend Punktezuwachs, auch wenn es gegen München eine größere Herausforderung wird. Das hängt auch mit der schwächelnden Offensive der Ost-Berliner zusammen. Die jüngsten drei Partien verliefen für Union torlos. Die Bayern stellen zudem mit 82 Toren den stärksten Angriff der Liga. Union hat dagegen mit lediglich 25 Treffern die zweitschlechteste Offensive. “Jeder freut sich auf das Spiel. Wir haben in dieser Woche wirklich viel trainiert. Ich hoffe, dass wir am Samstag etwas effektiver als in der letzten Zeit sind”, so Bjelica.

Vorsicht bei den Wiedergenesenen

In personeller Hinsicht stehen theoretisch bis auf Ersatzkeeper Jakob Busk (Wadenverletzung) alle Unioner zur Verfügung. Verteidiger Robin Gosens und Mittelfeldmann Lucas Tousart rücken nach ihren abgesessenen Sperren wieder in die Startelf. Bei den nach Blessuren erst in diesen Tagen wieder ins Training eingestiegenen Akteuren Yorbe Vertessen, Josip Juranovic und Jerome Roussillon ist allerdings maximal mit einem Kaderplatz für das Bayern-Spiel zu rechnen.

Matthias Koch

Schäfer: “Letztes Jahr waren wir nah dran”

Seit Jahresbeginn ist Andras Schäfer bei Union Berlin wieder regelmäßiger Bestandteil der Startformation. Der Mittelfeldspieler, der im November 2023 nach insgesamt drei Fußoperationen und monatelanger Pause zurückgekehrt war, weiß vor dem Gastspiel des FC Bayern am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! auf kicker), was die Stunde für die Eisernen geschlagen hat.

Klassenerhalt im Blick - und dann die EM: Andras Schäfer.

Klassenerhalt im Blick – und dann die EM: Andras Schäfer.

IMAGO/Contrast

Andras Schäfer macht keinen Hehl daraus, in welcher Lage sich der 1. FC Union befindet. Nach nur einem Sieg aus den vergangenen sieben Ligapartien (bei zwei Remis und vier Niederlagen) ist der Vorsprung der Mannschaft von Trainer Nenad Bjelica auf den Relegationsrang 16 auf drei Punkte geschmolzen, und so sagt Schäfer am Dienstag im Rahmen einer Medienrunde: “Wir sind in einer schwierigen Situation.”

Bundesliga, 29. Spieltag

Dass diese schwierige Situation am Ende nicht in einem Abstieg endet („Es kann ein Alptraum werden”), dafür will Schäfer mit seinen Kollegen alles tun. Alle verstünden, in welcher Lage sich Union befinde, so der Blondschopf, die Stimmung sei zwar “nicht so wie letztes Jahr, als wir um die Champions League gekämpft haben”. Aber, ergänzt er, “sie ist nicht schlecht. Sie ist sehr stabil.”

Dass sich mancher bei Union angesichts eines vor Wochen noch komfortablen Vorsprungs auf die Abstiegsplätze eventuell zu sicher wähnte, will Schäfer nicht so stehen lassen. “Wir haben einmal gegen Dortmund gespielt, einmal gegen Leverkusen”, sagt der 25-Jährige, zudem habe Union auswärts in Stuttgart und in Frankfurt antreten müssen. Auch wenn es aktuell gut laufen würde, so Schäfer weiter, hätte es angesichts dieses Programms keine Garantie gegeben, “dass wir zu 100 Prozent punkten”.

Nur Köln schoss weniger Tore als Union

Gleichwohl ist auch dem ungarischen Nationalspieler (24 Einsätze bislang) nicht verborgen geblieben, dass sich Union schon länger speziell in der Offensive schwertut. 25 Treffer weist die Tabelle für Bjelicas Team aus, nur der 1. FC Köln als Tabellen-17. hat weniger Tore auf dem Konto. Zum einen haben die Eisernen in dieser Saison keinen Angreifer wie in den Jahren zuvor Sebastian Andersson (12 Tore), Max Kruse (11), Taiwo Awoniyi (15) oder auch Sheraldo Becker (11), zum anderen “vermissen wir es, dass jemand über sich hinauswächst”, sagt Schäfer.

Ausgerechnet jetzt kommt Rekordmeister Bayern München. Doch Schäfer sieht keinen Grund zu übergroßem Pessimismus. Trotz des Umstands, dass Union noch auf den ersten Pflichtspiel-Sieg gegen die Münchner wartet. “Letztes Jahr waren wir nah dran”, betont er mit Blick auf das Heimspiel in der Saison 2022/23 (1:1). Natürlich werden Coach Bjelica und sein Team die jüngsten Auftritte der Bayern bei der Spielvorbereitung heranziehen. Und eine Herangehensweise wie die des 1. FC Heidenheim, der das Team von Thomas Tuchel jüngst mit 3:2 düpierte, “könnte ein gutes Beispiel sein”, sagt Schäfer.

Schäfer im Sommer gegen Deutschland?

Der Mittelfeldakteur will sein Möglichstes dazu beitragen, dass das gelingt und am Ende der Klassenerhalt steht. Schäfer ist erstmal “happy, gesund zu sein und dass ich viel spiele. Ich denke, dass ich eine gute Rolle im Team habe. Der Trainer zählt auf mich.”

Neben dem Klassenerhalt mit Union will Schäfer aber auch dafür sorgen, dass er zum Kader des ungarischen Teams bei der EM im Sommer zählt, das in der Gruppe auch auf Deutschland trifft. Die EM in seiner Wahlheimat werde “eine große Sache für mich”, bekennt er. Aber erstmal, sagt Schäfer mit Nachdruck, “habe ich hier noch fünf Finals”.

Andreas Hunzinger

Bjelicas Weckruf: “Wir sind dick im Abstiegskampf”

Union Berlin fehlen zur Sicherung der Bundesliga noch ein paar Zähler. Deshalb schlug der Trainer nach dem 0:2 in Augsburg Alarm.

Kämpft mit Union gegen den Abstieg aus der Bundesliga: Nenad Bjelica.

Kämpft mit Union gegen den Abstieg aus der Bundesliga: Nenad Bjelica.

IMAGO/MIS

Mit Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte kommt der 1. FC Union Berlin in dieser Spielzeit nicht klar. Auch beim Europacup-Anwärter FC Augsburg blieb die Mannschaft am Freitagabend bei der 0:2-Niederlage in der Offensive blass und wie in den vorangegangen beiden Partien gegen Bayer Leverkusen (0:1) und bei Eintracht Frankfurt (0:0) ohne Treffer.

In defensiver Hinsicht unterliefen Diogo Leite beziehungsweise Janik Haberer vor beiden Gegentoren haarsträubende Abspielfehler. Vorn mangelte es Mikkel Kaufmann, Benedict Hollerbach, Brenden Aaronson und Co. auch in der besseren ersten Hälfte weiterhin an Durchschlagskraft.

Im Hinblick auf die kommende Saison sollte qualitativ wohl deutlich zugelegt werden, was den Kader in vorderster Front betrifft. In der Gegenwart muss der Ligaverbleib mit den vorhandenen Ressourcen gesichert werden. “Es fehlt im letzten Drittel ein bisschen an Genauigkeit. Da müssen wir besser werden. Es war ein ordentliches Spiel. Es hört sich blöd an, aber es ist so”, sagte Kapitän Christopher Trimmel.

Und so spielen wir, als ob die Mannschaft in einer Komfortzone wäre.

Nenad Bjelica

Härtere Worte schlug Trainer Nenad Bjelica bei der medialen Spielauswertung an. “Ich habe gelesen, dass es für aktuell uns eine Komfortzone ist. Und so spielen wir, als ob die Mannschaft in einer Komfortzone wäre. So stehen wir vor dem gegnerischen Strafraum”, sagte Nenad Bjelica auf der Pressekonferenz. “Wir haben die Möglichkeit, aufs Tor zu schießen Aber wir schießen nicht und versuchen, wie Barcelona zu spielen. Wir sind dick im Abstiegskampf. Das muss jeder verstehen.”

Als nächstes geht es gegen die Bayern

Unabhängig davon, ob die noch hinter Union in der Tabelle stehenden Mannschaften an diesem Wochenende punkten, macht auch der Gegner für das kommende Heimspiel nicht besonders Mut. Am nächsten Samstag (18.30 Uhr) ist gegen den FC Bayern München nicht mit einer Torflut zu rechnen.

Union kann aber auch nicht davon ausgehen, dass sich im Anschluss in den vermeintlich leichteren Partien bei Borussia Mönchengladbach, gegen den VfL Bochum und beim 1. FC Köln alles von selbst fügt. Insofern macht das Alarmschlagen von Bjelica schon Sinn.

Immerhin dürfte sich die lange Ausfall-Liste bei den Eisernen deutlich verkürzen. Außenverteidiger Robin Gosens und Mittelfeldmann Lucas Tousart haben ihre Sperren abgesessen. Im Vorfeld der Begegnung in Augsburg hatte Bjelica zudem angedeutet, dass auch die angeschlagenen Außenverteidiger Josip Juranovic und Jerome Roussillon sowie der wegen einer Oberschenkelverletzung fehlende Angreifer Yorbe Vertessen wieder eine Option für das Spiel gegen München sein können.

Matthias Koch