Bjelica vertraut trotz Flaute seinen Angreifern

Bjelica vertraut trotz Flaute seinen Angreifern

Je größer die Abschlussschwäche und Abstiegsgefahr von Union Berlin wird, umso mehr rücken die Angreifer ins Rampenlicht. Womöglich hat sich der Klub im letzten Transferfenster verspekuliert.

Seine Angreifer haben im Moment eine Flaute, das Vertrauen schenkt Unions Trainer Nenad Bjelica (im Bild) ihnen dennoch.

Seine Angreifer haben im Moment eine Flaute, das Vertrauen schenkt Unions Trainer Nenad Bjelica (im Bild) ihnen dennoch.

IMAGO/Matthias Koch

In den Monaten Februar, März und April war der 1. FC Union Berlin bislang in elf Meisterschafts-Begegnungen im Einsatz. In sechs davon blieb die Mannschaft von Trainer Nenad Bjelica ohne Treffer. Das einzige Stürmertor in diesem Zeitraum gelang Yorbe Vertessen Mitte März beim 2:1-Erfolg gegen Werder Bremen. Die Offensiv-Ausbeute ist generell alarmierend. In den letzten sechs Partien hatten die Union-Anhänger lediglich im Heimspiel gegen Bremen Tore zu bejubeln.

Freilich, in den Duellen gegen Borussia Dortmund (0:2), beim VfB Stuttgart (0:2), bei Eintracht Frankfurt (0:0), gegen Bayer Leverkusen (0:1) und beim FC Augsburg (0:2) bekam es Union fast nur mit Vertretungen zu tun, die in dieser Saison nicht zur sportlichen Kragenweite des Klubs passen. Im sich für die Köpenicker wieder zuspitzenden Abstiegskampf trifft das allerdings auch auf den FC Bayern München zu, der am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Stadion An der Alten Försterei zu Gast ist.

“Alle brauchen ein bisschen Zeit”

Die Frage aller Fragen. Wer kann ausgerechnet National-Torwart Manuel Neuer bezwingen? Mit der Effektivität hat es Union in dieser Spielzeit nicht so. Die Situation der fünf Angreifer Chris Bedia, Benedict Hollerbach, Mikkel Kaufmann, Kevin Volland und Vertessen, schätzt Bjelica aktuell so ein: “Wir müssen auch wissen, dass wir in unserer Mannschaft sehr junge Leute haben. Hollerbach hat in der letzten Saison in der 3. Liga gespielt. Kaufmann kommt aus der 2. Liga. Vertessen und Bedia sind neu in dieser Spielklasse. Alle brauchen ein bisschen Zeit”, sagte der Kroate. “Volland ist eigentlich kein klassischer Stürmer. Mit diesen Leuten müssen wir arbeiten, Geduld haben, sie unterstützen und glauben, dass es im nächsten Spiel besser klappen wird.”

Bedia und Vertessen waren im Winter erst von Servette Genf bzw. der PSV Eindhoven verpflichtet worden. Ein sofortiger gleichwertiger Ersatz für die im Januar abgewanderten Sheraldo Becker (Real Sociedad San Sebastian), Kevin Behrens (VfL Wolfsburg) und David Fofana (FC Burnley) sind sie nicht.

Union hat sich das sicher anders erhofft, auch wenn mit dem Wechsel von Behrens das Fehlen eines echten Stoßstürmers zu befürchten gewesen war. “Optionen sind im Kader vorhanden, unter anderen mit Bedia oder Kaufmann. Vielleicht tut das unserer Spielweise und Ausrechenbarkeit gar nicht mal so schlecht”, hatte sich Manager Oliver Ruhnert Mitte Februar gewünscht. Der Plan ist bisher nicht aufgegangen. Union muss dennoch liefern, wenn es auch ein sechstes Bundesliga-Jahr in Folge gegen soll – spätestens in den nach dem Bayern-Spiel folgenden Auftritten bei Borussia Mönchengladbach, gegen den VfL Bochum, beim 1. FC Köln und gegen den SC Freiburg.

Bjelica wünscht sich mehr Effektivität

Chefcoach Bjelica muss dem Aufgebot vertrauen. Er stärkt zumindest verbal die vorderste Reihe. Er nimmt aber auch andere Mannschaftsteile in die Verantwortung. “Ich bin der Letzte, der aufgeben wird. Ich habe volles Vertrauen in unsere Stürmer – auch in unsere Mittelfeldspieler, die auch torgefährlicher sein könnten”, so Bjelica. “Insgesamt sind wir als Mannschaft nicht so effektiv vor dem Tor. Vielleicht brauchen wir mehr Zeit. Ich hoffe, dass wir gegen die Bayern mehr Effektivität zeigen, aber nächste Saison noch mehr.”

Von der kommenden Spielzeit hatte Bjelica noch nie so richtig gesprochen. Grundvoraussetzung dafür, dass er die bei Union erlebt, dürfte der Klassenerhalt sein. Dafür müssen Tore in den kommenden Wochen her, von wem auch immer.

Matthias Koch