Dortmunder Fan-Fest im Hyde Park: “Irgendwas ist hier in London …”

“Besondere Stimmung” unter den BVB-Anhängern 01.06.2024

Dortmunder Fan-Fest im Hyde Park: “Irgendwas ist hier in London …”

2:06Vor dem großen Finale in Wembley stimmten sich die nach London gereisten BVB-Fans gemeinsam auf das Spiel ein. Im Hyde Park wurde ein großes Fan-Fest mit Essensständen und Foto-Möglichkeiten organisiert, das sich zum Anlaufpunkt für alle Schwarz-Gelben entwickelte.

Dortmunder Fan-Fest im Hyde Park: “Irgendwas ist hier in London …”

“Besondere Stimmung” unter den BVB-Anhängern 01.06.2024

Dortmunder Fan-Fest im Hyde Park: “Irgendwas ist hier in London …”

2:06Vor dem großen Finale in Wembley stimmten sich die nach London gereisten BVB-Fans gemeinsam auf das Spiel ein. Im Hyde Park wurde ein großes Fan-Fest mit Essensständen und Foto-Möglichkeiten organisiert, das sich zum Anlaufpunkt für alle Schwarz-Gelben entwickelte.

Vielseitiger und ein bisschen unsicher: Fünf Erkenntnisse aus Reals CL-Saison

Real Madrid steht vor seinem 15. Henkelpott, nur noch Borussia Dortmund im Weg. Mit Königlichen welcher Art es der BVB in diesem Jahr zu tun bekommt.

Bei Real Madrid gibt es gleich einige Schlüsselspieler.

Bei Real Madrid gibt es gleich einige Schlüsselspieler.

imago images (3)

Sie schon wieder. Die Blancos aus der spanischen Hauptstadt hatten sich in der vergangenen Saison “bereits” im Halbfinale aus ihrem Lieblingswettbewerb verabschiedet, nun sind sie im Finale einmal mehr dabei. Nach Zittereinheiten gegen RB Leipzig und Manchester City, nach typischer und vermeintlich untypischer Brillanz gegen den FC Bayern. Welche Erkenntnisse Real Madrid auf dem Weg nach Wembley geliefert hat.

1. Unsicherheit zwischen den Pfosten?

Mit der Qual der Wahl hat es sich erledigt. Andriy Lunin fällt aus, Thibaut Courtois wird gegen den BVB zwischen den königlichen Pfosten stehen. Ist das Glück im Unglück für Carlo Ancelotti, weil er den immer stärker aufspielenden Ukrainer ausgerechnet im größten Spiel hätte vertrösten müssen?

Courtois, großer Matchwinner bei Reals jüngstem CL-Sieg 2022 gegen Liverpool, ist fit unumstritten. Aber ist er auch unumstritten fit? Es reicht, um zu spielen, doch die fehlende Matchpraxis ist ein Faktor. Im Schatten des besonderen Kroos-Abschieds im letzten Ligaspiel gegen Betis offenbarte der Belgier ein paar untypische Unsicherheiten – die vielleicht gar nicht untypisch sind, wenn man fast die komplette Saison wegen eines Kreuzbandrisses verpasst hat.

Dem Courtois von 2022, der voll im Saft stand, steht Borussia Dortmund jedenfalls nicht gegenüber. Wobei man bei ihm nie wissen kann.

2. Eine Schwäche abgeschwächt

Reals Stärken und Schwächen haben seit vielen Jahrzehnten ziemlich durchgängig Tradition. Zu letzteren zählt eine gewisse defensive Anfälligkeit, gerade nach Ballverlusten. Wie ein beachtliches Rückzugsverhalten im Rückspiel gegen die konternden Bayern gezeigt hat, konnte Real diese Schwäche zuletzt jedoch augenscheinlich abschwächen.

Auf der linken Seite bringt der offensiv zurückhaltende, defensiv aber enorm wichtige Ferland Mendy wertvolles Tempo und Körperlichkeit mit. Der Franzose lässt nur wenig durch. Durch die Mitte sichert inzwischen vor allem auch Toni Kroos sauber ab, der sich gegen den Ball in den letzten Zügen seiner Karriere noch mal spürbar gesteigert hat.

Eine Chance hätte der BVB allerdings, der dort mit dem pfeilschnellen Karim Adeyemi stürmen könnte, über Reals rechte Abwehrseite. Dort spielt Kapitän Dani Carvajal zwar seine vielleicht beste Saison überhaupt, zudem sichert rechts innen der durchaus flinke Antonio Rüdiger ab. Sollte Dortmund Adeyemi aber in Eins-gegen-eins-Duelle mit dem nicht ganz so mobilen Carvajal bringen, liegt Gefahr in der Luft.

3. Das komplette Mittelfeld

Er ist nicht nur der robuste Abräumer vor der Abwehr, sondern durch Fernschüsse oder nach Standards immer mal für einen Treffer gut. Doch Aurelien Tchouameni wird das Finale gegen Dortmund verpassen. Gut für Ancelotti und Real, dass sich zuletzt eigentlich alle Mittelfeldakteure breiter aufgestellt haben.

Kroos ist mittlerweile Abfangjäger in Teilzeit, Fede Valverde hat sich – wohl vom Deutschen – das Strategische angeeignet. Jude Bellingham agiert inzwischen ebenfalls tiefer und vielseitiger, Luka Modric hat die Rolle des einflussreichen Jokers für die Schlussphase angenommen und perfektioniert, Eduardo Camavinga sucht öfter den Abschluss – und war ohnehin schon eine Art Schweizer Taschenmesser.

Dass Reals clever zusammengebautes Mittelfeld zumindest in seinen Einzelteilen angreifbar ist, gehört aktuell wohl der Vergangenheit an. Der Ausfall von Casemiro-Erbe Tchouameni ist abzufangen. Auch wenn Kroos oder Camavinga wohl nicht als adäquate Innenverteidiger-Aushilfe einspringen können.

Jude Bellingham, Fede Valverde, Vinicius Junior

Könnten Toni Kroos womöglich gemeinsam ersetzen: Jude Bellingham (li.) und Fede Valverde (Mi.).
IMAGO/Shutterstock

4. Von allen Seiten

Lange Jahre landeten bei Real fast alle Bälle vorne bei Cristiano Ronaldo, in der jüngeren Vergangenheit war Madrid viel auf Karim Benzema angewiesen. Als der Franzose beim deutlichen Aus vor einem Jahr gegen ManCity dann nicht fit war, vergaben die Königlichen im Hinspiel zu viele Chancen – und hatten im Rückspiel kaum welche.

In den vergangenen zwölf Monaten hat sich aber einiges getan. Vinicius Junior hat sich noch mal weiterentwickelt und greift mittlerweile zentraler an, in Bellingham gibt es einen Goalgetter aus dem Mittelfeld, Rodrygo läuft in der Champions League – jetzt, wo er mehr auf links spielen darf – immer regelmäßiger zu Höchstform auf. Und wenn all diese Spielertypen an ihre Grenzen stoßen, wechselt Ancelotti eben Sturmkante Joselu ein. Mit einem Doppelpack aus seinem Köcher hatten die Bayern wohl am wenigsten gerechnet.

5. Eine neue Facette

Im Halbfinale hatte Real es, wie so oft seit 2012, mal wieder mit dem FC Bayern zu tun bekommen, so dominant wie im Rückspiel waren die Königlichen in diesem Duell der europäischen Schwergewichte aber selten aufgetreten. Das lag auch an einem merklich durchdachteren und kollektiveren Pressing.

Gegen das enorm aufbaustarke Manchester City war Madrid mit seinem hohen Anlaufen noch an seine Grenzen gestoßen und hatte irgendwann davon abgesehen, weil dieser Aspekt im Spiel des CL-Rekordsiegers sicherlich noch nicht vollständig ausgereift ist. Doch gegen den im Vergleich zu ManCity weniger spielstarken BVB könnte Real nicht in erster Linie abwarten und auf Konter lauern – diese Rolle wird wohl die Mannschaft von Edin Terzic einnehmen -, sondern sich auch mal zwingender am gegnerischen Strafraum festsetzen.

Niklas Baumgart

Belohnung für die Treue? Als Reus Real Madrid absagte

Wisst ihr noch …? 01.06.2024

Belohnung für die Treue? Als Reus Real Madrid absagte

1:08Immer wieder hätte Reus den BVB verlassen können, aber immer wieder entschied er sich zu bleiben. Selten war ein Transfer aber so nahe wie 2015, als die Königlichen nach einer verkorksten Dortmunder Saison Ernst machen wollten.

‘Dangerous underdogs’ v ‘Obsession’ – Hargreaves, McManaman on Wembley showdown


TNT Sports presents the premium live sports rights previously carried by BT Sport including the Premier League, UEFA Champions League, UEFA Europa League, UEFA Conference League, Gallagher Premiership Rugby, Investec Champions Cup, EPCR Challenge Cup, MotoGP, Cricket, UFC, Boxing and WWE. The streaming home for TNT Sports in the UK is discovery+, where fans can enjoy a subscription that includes TNT Sports, Eurosport and entertainment in one destination. You can also watch TNT Sports through BT, EE, Sky, and Virgin Media

“Vor ein paar Jahren schien dies unglaublich”

Kapitän Nacho kann es selbst kaum fassen, dass er in Wembley mit Legende Gento gleichziehen kann. Doch Marathonmann Modric warnt vor Dortmund.

Kann mit Real-Legende Gento gleichziehen: Madrids Kapitän Nacho.

Kann mit Real-Legende Gento gleichziehen: Madrids Kapitän Nacho.

Getty Images

Aus Wembley berichtet Jörg Wolfrum

Etwas angespannt wirkten sie beide am Tag vor dem Endspiel der Königsklasse gegen Borussia Dortmund: Kapitän Nacho und Luka Modric, 34 Jahre alt der eine, fast 39 der andere. Aber es geht nun mal um den Henkelpott. Nacho sagte daher: “Es geht um die Bedeutung dieses Wettbewerbs für den Verein und für einen Spieler aus dem Nachwuchs.” Der Abwehrspieler meinte dabei sich selbst und sagte daher: “Ich freue mich wirklich sehr darauf.” Zugleich gab er aber auch zu, “sind wir nervöser denn je, obwohl wir zuversichtlich sind. Ein Finale ist etwas Besonderes, und das macht es unruhig”.

Der scheinbar ewige Marathonmann Modric erklärte: “Jeder denkt, dass wir Favoriten sind. Aber das stimmt nicht. Ich sehe die Chancen 50-50. Dortmund hat eine große Mannschaft, sie haben eine tolle Saison in der Champions League gespielt, und sie werden es uns schwer machen. Wir müssen uns konzentrieren und alles auf den Platz bringen, was wir können.”

Modric war in jedem Finale dabei

Nacho wie auch Modric können beide in Wembley zum sechsten Mal den Henkelpott gewinnen, jedoch mit dem Unterschied: Nacho spielt erst sein zweites Finale nach 2018, zudem war er damals beim 3:1 gegen Liverpool in Kiew nur für den verletzten Dani Carvajal eingewechselt worden. Kein Wunder also, dass er am Freitag betonte: “In einem Finale in der Startelf zu stehen, ist das Beste, das einem Spieler passieren kann, erst recht bei Real Madrid.”

Nacho ist Kapitän, weil er Dienstältester im Klub ist, seit 2012 ist er Teil der Mannschaft, mal mehr, mal weniger, vor allem in seinen Anfangsjahren. Zuvor hatte er die “Fabrica” durchlaufen, die Juniorenabteilung der Königlichen. In dieser Saison wurde der Abwehrspieler an der Seite von Antonio Rüdiger in der Innenverteidigung Stammkraft, profitierte dabei von den Kreuzbandrissen bei Eder Militao und David Alaba. Nach diversen Fehlern im Herbst und mitunter auch slapstickhaften Aktionen hat er sich stabilisiert.

Es ist immer etwas Besonderes, in London zu sein und in Wembley zu spielen.

Luka Modric

Modric hingegen war immer dabei in den Finalspielen, seit er 2012 für 35 Millionen Euro von Tottenham Hotspur gekommen war. Aus London also, folgt nun die erneute Krönung, just in seiner einstigen Wahl-Profi-Heimatstadt? “Es ist immer etwas Besonderes, in London zu sein und in Wembley zu spielen, einem großartigen Stadion. Ich freue mich darauf.” Doch Modric wäre nicht Modric, wenn er nicht klarstellte: “Aber das war es auch schon.” Mit voller Power erlebt man den Mittelfeldspieler nur auf dem Platz.

Nacho muss sich nur noch entscheiden

Er ist eben Profi durch und durch, dieser Modric, aber auch längst eins geworden mit Real. Anders als Nacho war er, außer in dieser Saison, auch all die Jahre Dauerläufer bei den Königlichen und mitentscheidend gewesen in diversen magischen Nächten. Unvergessen ist zum Beispiel seine Ecke 2014 in der Nachspielzeit, die Sergio Ramos zum 1:1 ins Tor von Atletico Madrid wuchtete – es folgte die Verlängerung und ein 4:1 für die Königlichen. Als es für Real schon zappenduster war im Stadion des Lichts von Lissabon, ging das Licht damals auch wegen Modric an.

Intern scheint laut spanischen Medienberichten klar zu sein, dass der Kroate, 2018 Weltfußballer und Vize-Weltmeister und 2022 nochmal WM-Dritter, eine weitere Saison bei den Königlichen absolvieren wird. Auch Nacho müsse sich nur noch entscheiden, heißt es.

Der sagt mit Blick auf einen möglichen Triumph: “Vor Jahren erschien es unglaublich, Gento einzuholen.” Wen er meinte: Linksaußen Francisco “Paco” Gento, der von 1956 bis 1960 und 1966 sechsmal mit Real in der Königsklasse triumphierte. Der 2022 wenige Monate vor dem Final-Sieg in Paris gegen Liverpool verstorbene Altstar ist bis dato der einzige Spieler überhaupt, der sechsmal den Henkelpott gewonnen hat. Nun könnten ihn Nacho und Modric einholen, aber auch Dani Carvajal – und natürlich Toni Kroos in seinem letzten Spiel als Vereinsprofi überhaupt.

Ancelotti offen: “Dieses Spiel ist das gefährlichste”

Menschenkenner und Menschenfänger: Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti gibt vor dem Finale gegen Borussia Dortmund Einblick in die Fußballerseele.

Voller Fokus auf den BVB: Real-Coach Carlo Ancelotti.

Voller Fokus auf den BVB: Real-Coach Carlo Ancelotti.

imago images

Aus Wembley berichtet Jörg Wolfrum

Gleich mit einer Klarstellung rund um eine Personalie begann Carlo Ancelotti die Pressekonferenz am Vortag des Finales der Champions League gegen Borussia Dortmund. “Courtois spielt.” Thibaut Courtois also, der sich im Sommer einen Kreuzbandriss zugezogen hatte und im März eine Meniskusverletzung.

Nun aber steht der Belgier im Tor, nach nur vier Pflichtspielen in dieser Saison. Nummer 1 ist eben Nummer 1, aber der Coach hatte Courtois in diesen Wochen ja auch weiterhin als den “weltbesten Torhüter” gelobt. Aber dass Courtois spielen würde, hatte sich ohnehin in den vergangenen Wochen abgezeichnet – der Infekt von Andriy Lunin beseitigte letzte Restzweifel.

Ancelotti gab sich gewohnt cool vor dem Finale, er hat ja auch schon einige erlebt, zweimal als Spieler mit Milan gewonnen, viermal als Trainer gesiegt, je zweimal mit Milan und Real Madrid, mit den Königlichen 2014 und 2022. Wobei das Spiel gegen den BVB dennoch auch für ihn etwas Besonderes ist, das gab er zu: “Aus zwei Gründen. Der erste ist, weil dieses Spiel das wichtigste der Saison ist. Und der zweite, weil es an einem historischen Ort gespielt wird.” Keine Scherze wie man das so oft hört von ihm, volle Konzentration, das gab der Coach vor.

Wir sind davon besessen, uns zu messen.

Carlo Ancelotti

“Ein Finale ist das wichtigste Spiel, aber auch das gefährlichste. Man muss es genießen, hier zu sein, und das werden wir auch tun. Wir sind davon besessen, uns zu messen.” Auf die Frage, inwieweit der Ausgang des Spiels das Saisonfazit beeinflusst, Real wurde ja schließlich Meister, mit zehn Punkten Vorsprung auf den FC Barcelona, ließ Ancelotti keine Zweifel aufkommen: “Die Saison war bereits sehr erfolgreich, egal, was passiert.”

Seine Aufgabe dabei, dass es klappt: “Den Spielern klare Vorstellungen zu vermitteln. Ich werde so direkt wie möglich sein. Je direkter ich bin, desto weniger nervös wird die Mannschaft sein.” Das sei das Wichtigste. “Die Emotionen werden später kommen.”

“Auf dem Weg hierher aufgeopfert”

Die berühmte Anspannung, Lampenfieber, Angst gar, die man auch nach zig großen Spielen nicht verlieren sollte: “Sie ist ein wichtiger Bestandteil einer guten Leistung, das müssen wir wissen. Wir haben die Qualität und haben uns als Mannschaft auf dem Weg hierher aufgeopfert. Beides wird auch im Finale der Schlüssel zum Erfolg sein.”

Der Italiener zeigte sich in Wembley als Menschenkenner und Menschenfänger zugleich. Beides essenziell, Erfolg zu haben, gerade über so viele Jahre hinweg. Der 64-Jährige erklärte: “Da ist auch die Sorge, dass etwas schief gehen könnte. Man spürt, dass der Sieg zum Greifen nahe ist, und man hat Angst, dass er einem entgleitet. Jeder von uns lebt das auf seine Art. Wenn man ein Finale erreicht, hat man das Gefühl, dass der Erfolg sehr nahe ist, und man beginnt sich Sorgen zu machen. Man macht sich viele Sorgen und hat Angst. Aber wenn man diese Angst überwindet und gewinnt, ist man umso glücklicher.”

Madrids späte Tore: “Kann kein Zufall sein”

Oft hat ja gerade sein Real Madrid Spiele sehr spät entschieden, zuletzt im Halbfinale gegen Bayern München, davor gegen Manchester City im Elfmeterschießen, 2022 in magischen Nächten gegen Paris, Chelsea und ebenfalls City. Oder, natürlich, 2014 im Finale gegen Atletico Madrid. Zufall alles? “Dieser Klub hat etwas Besonderes, so viele Male kann das kein Zufall sein. Vielleicht ist es die Geschichte, die Tradition, die Qualität … Ich weiß es auch nicht, aber es ist schon so oft passiert und das bedeutet, dass es kein Zufall sein kann.”

Ein bisschen lustig war er dann aber trotz aller Anspannung doch noch. Auf die Frage, was der Unterschied zu dem Ancelotti vor zehn Jahren sei, scherzte der Ancelotti des Jahres 2024: “Ich bin zehn Jahre älter. Aber ich fühle mich immer noch jung.”

Und falls es einer nicht glauben mochte, denn der Coach wird in gut einer Woche ja 65: “Das ist wahr.” Er habe viel hinzugelernt seit 2014, seinem ersten Finale mit den Königlichen. Daher ist er sich auch sicher: “Diese Generation ist in der Lage, Großes zu leisten … und es gibt immer noch Spieler, die vor zehn Jahren dabei waren. Es ist unglaublich, wenn man darüber nachdenkt.” Einer der damals dabei war: Luka Modric, der Kroate, der im Herbst 39 Jahre alt wird und offenbar doch noch ein weiteres Jahr bei den Madrilenen anhängen wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ancelotti offen: “Dieses Spiel ist das gefährlichste”

Menschenkenner und Menschenfänger: Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti gibt vor dem Finale gegen Borussia Dortmund Einblick in die Fußballerseele.

Voller Fokus auf den BVB: Real-Coach Carlo Ancelotti.

Voller Fokus auf den BVB: Real-Coach Carlo Ancelotti.

imago images

Aus Wembley berichtet Jörg Wolfrum

Gleich mit einer Klarstellung rund um eine Personalie begann Carlo Ancelotti die Pressekonferenz am Vortag des Finales der Champions League gegen Borussia Dortmund. “Courtois spielt.” Thibaut Courtois also, der sich im Sommer einen Kreuzbandriss zugezogen hatte und im März eine Meniskusverletzung.

Nun aber steht der Belgier im Tor, nach nur vier Pflichtspielen in dieser Saison. Nummer 1 ist eben Nummer 1, aber der Coach hatte Courtois in diesen Wochen ja auch weiterhin als den “weltbesten Torhüter” gelobt. Aber dass Courtois spielen würde, hatte sich ohnehin in den vergangenen Wochen abgezeichnet – der Infekt von Andriy Lunin beseitigte letzte Restzweifel.

Ancelotti gab sich gewohnt cool vor dem Finale, er hat ja auch schon einige erlebt, zweimal als Spieler mit Milan gewonnen, viermal als Trainer gesiegt, je zweimal mit Milan und Real Madrid, mit den Königlichen 2014 und 2022. Wobei das Spiel gegen den BVB dennoch auch für ihn etwas Besonderes ist, das gab er zu: “Aus zwei Gründen. Der erste ist, weil dieses Spiel das wichtigste der Saison ist. Und der zweite, weil es an einem historischen Ort gespielt wird.” Keine Scherze wie man das so oft hört von ihm, volle Konzentration, das gab der Coach vor.

Wir sind davon besessen, uns zu messen.

Carlo Ancelotti

“Ein Finale ist das wichtigste Spiel, aber auch das gefährlichste. Man muss es genießen, hier zu sein, und das werden wir auch tun. Wir sind davon besessen, uns zu messen.” Auf die Frage, inwieweit der Ausgang des Spiels das Saisonfazit beeinflusst, Real wurde ja schließlich Meister, mit zehn Punkten Vorsprung auf den FC Barcelona, ließ Ancelotti keine Zweifel aufkommen: “Die Saison war bereits sehr erfolgreich, egal, was passiert.”

Seine Aufgabe dabei, dass es klappt: “Den Spielern klare Vorstellungen zu vermitteln. Ich werde so direkt wie möglich sein. Je direkter ich bin, desto weniger nervös wird die Mannschaft sein.” Das sei das Wichtigste. “Die Emotionen werden später kommen.”

“Auf dem Weg hierher aufgeopfert”

Die berühmte Anspannung, Lampenfieber, Angst gar, die man auch nach zig großen Spielen nicht verlieren sollte: “Sie ist ein wichtiger Bestandteil einer guten Leistung, das müssen wir wissen. Wir haben die Qualität und haben uns als Mannschaft auf dem Weg hierher aufgeopfert. Beides wird auch im Finale der Schlüssel zum Erfolg sein.”

Der Italiener zeigte sich in Wembley als Menschenkenner und Menschenfänger zugleich. Beides essenziell, Erfolg zu haben, gerade über so viele Jahre hinweg. Der 64-Jährige erklärte: “Da ist auch die Sorge, dass etwas schief gehen könnte. Man spürt, dass der Sieg zum Greifen nahe ist, und man hat Angst, dass er einem entgleitet. Jeder von uns lebt das auf seine Art. Wenn man ein Finale erreicht, hat man das Gefühl, dass der Erfolg sehr nahe ist, und man beginnt sich Sorgen zu machen. Man macht sich viele Sorgen und hat Angst. Aber wenn man diese Angst überwindet und gewinnt, ist man umso glücklicher.”

Madrids späte Tore: “Kann kein Zufall sein”

Oft hat ja gerade sein Real Madrid Spiele sehr spät entschieden, zuletzt im Halbfinale gegen Bayern München, davor gegen Manchester City im Elfmeterschießen, 2022 in magischen Nächten gegen Paris, Chelsea und ebenfalls City. Oder, natürlich, 2014 im Finale gegen Atletico Madrid. Zufall alles? “Dieser Klub hat etwas Besonderes, so viele Male kann das kein Zufall sein. Vielleicht ist es die Geschichte, die Tradition, die Qualität … Ich weiß es auch nicht, aber es ist schon so oft passiert und das bedeutet, dass es kein Zufall sein kann.”

Ein bisschen lustig war er dann aber trotz aller Anspannung doch noch. Auf die Frage, was der Unterschied zu dem Ancelotti vor zehn Jahren sei, scherzte der Ancelotti des Jahres 2024: “Ich bin zehn Jahre älter. Aber ich fühle mich immer noch jung.”

Und falls es einer nicht glauben mochte, denn der Coach wird in gut einer Woche ja 65: “Das ist wahr.” Er habe viel hinzugelernt seit 2014, seinem ersten Finale mit den Königlichen. Daher ist er sich auch sicher: “Diese Generation ist in der Lage, Großes zu leisten … und es gibt immer noch Spieler, die vor zehn Jahren dabei waren. Es ist unglaublich, wenn man darüber nachdenkt.” Einer der damals dabei war: Luka Modric, der Kroate, der im Herbst 39 Jahre alt wird und offenbar doch noch ein weiteres Jahr bei den Madrilenen anhängen wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ancelotti bestätigt: Courtois steht statt Lunin im Tor

Real Madrid geht das Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund am Samstag voller Selbstvertrauen an – und mit Thibaut Courtois zwischen den Pfosten. Das bestätigte Carlo Ancelotti am Freitagabend.

Klare Aussage zum Final-Torhüter: Thibaut Courtois (re.) beginnt anstelle von Andriy Lunin.

Klare Aussage zum Final-Torhüter: Thibaut Courtois (re.) beginnt anstelle von Andriy Lunin.

imago images

Am Samstagabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) bestreitet Carlo Ancelotti mal wieder ein Endspiel in der Königsklasse. Vier Titel im wichtigsten europäischen Wettbewerb – je zwei mit Milan (2003, 2007) und Real (2014, 2022) – kann der Italiener als Trainer bereits vorweisen. Aus Erfahrung erklärte er am Freitagabend auf der obligatorischen Pressekonferenz: “Ein Champions-League-Finale ist das wichtigste und das gefährlichste Spiel.”

Als “gefährlich” stufte so mancher auch die Entscheidung ein, die Ancelotti ob der Qual der Wahl im Tor treffen würde. Die Entscheidung allerdings, sie wurde dem 64-Jährigen schlichtweg abgenommen. Andriy Lunin, der den eigentlichen Stammkeeper Thibaut Courtois in dieser Saison wegen dessen Kreuzbandriss teils überragend vertreten hatte (31 Pflichtspiele in dieser Saison, nur 32 Gegentore und zwölf weiße Westen), fehlte in dieser Woche wegen eines Infekts.

Da das Fieber dem Ukrainer länger zu schaffen machte, isolierten ihn die Mediziner vom Team, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Im Flieger nach London saß Lunin dann auch nicht. Am Freitag erklärte Ancelotti vor den wartenden Journalisten: “Lunin reist erst morgen an und wird auf der Bank sitzen. Courtois spielt.”

Niederlage gegen Real, brillant gegen Liverpool

In vier der sechs Champions-League-Gruppenspiele hatte Lunin noch Kepa den Vortritt lassen müssen, ab der K.-o.-Runde verpasste er allerdings keine Minute mehr – und hütete auch bei den Halbfinal-Partien gegen die Bayern Reals Tor. Weil Courtois im Saisonfinale wieder fit wurde (vier La-Liga-Partien, vier Gegentore) und Ansprüche aufs Champions-League-Endspiel anmeldete, war Ancelotti ob dieser Entscheidung nicht beneidet worden.

Nun aber steht fest, dass Courtois definitiv zwischen den Pfosten steht. Sein erstes Champions-League-Endspiel bestritt der Belgier, für den Domenico Tedesco im EM-Kader keinen Platz sah, im Mai 2014 – 1:4 verlor er mit Atletico gegen Real. Ende Mai 2022 folgte sein zweites, diesmal brillierte Courtois im Real-Tor (kicker-Note 1, Spieler des Spiels) und hielt das 1:0 gegen Liverpool fest. Nun winkt sein zweiter Henkelpott.

MacLeod im Interview: “Vielleicht geht es dem BVB wie Aberdeen”

Für den ehemaligen BVB-Vorkämpfer Murdo MacLeod ist klar, wer das Finale in Wembley gewinnen soll. Der Schotte schwärmt zudem von Marco Reus.

Einer der Pokalhelden von Borussia Dortmund: Murdo MacLeod (Mitte).

Einer der Pokalhelden von Borussia Dortmund: Murdo MacLeod (Mitte).

imago images

Vor 35 Jahren war Murdo MacLeod einer der Pokalhelden von Borussia Dortmund, ein echter “Braveheart”. 1987 von Celtic gekommen, kämpfte sich der Schotte damals schnell hoch zum Publikumsliebling im Westfalenstadion. An diesem Samstag wollte er seinen BVB eigentlich in Wembley anfeuern, aber der 65-Jährige muss das Endspiel auf Anraten seines Arztes daheim in Helensburgh bei Glasgow im Fernseher anschauen. Die Reise wäre zu anstrengend gewesen für MacLeod, der im Vorjahr nicht nur am Herz operiert werden musste, sondern dem man auch alle Zehen amputiert hat. Im Telefonat mit dem kicker blickt er zurück und voraus auf besondere Dortmunder Momente.

Mr MacLeod, am vergangenen Sonntag sah man Sie in den sozialen Medien des BVB und von Celtic. Erzählen Sie die Geschichte dazu?

Ich hatte die Ehre, den Anstoß für das Spiel der Legenden von Celtic und Dortmund im Celtic Park auszuführen. 30.000 Fans waren gekommen, an einem regnerischen Tag, unglaublich für ein Wohltätigkeitsspiel. Paul Lambert war der Trainer der Celtic-Legends und spielte in der zweiten Halbzeit für die BVB-Legends, und ich durfte in die Umkleidekabine der Dortmunder gehen, um ihre Spieler zu treffen. Mein Name wurde auch von den mitgereisten Dortmunder Fans gesungen.

Beim Finale in London aber werden Sie nun fehlen.

Ja, leider. Ich wollte hin, habe aber am Donnerstag mit dem Arzt hier gesprochen und der meinte, dass es am Flughafen und im Stadion ein Problem sein würde, weil man doch viel laufen muss. Aber der Anstoß am Sonntag im Celtic Park war sehr bewegend für mich.

Als Sie im Juni 1987 von Celtic nach Dortmund wechselten, waren Sie der erste schottische Spieler, der für den BVB spielte. Wie erlebten Sie die vier Jahre bei der Borussia?

Mir und meiner Frau Mhairi hat es in Deutschland sehr gut gefallen, wir haben in Dortmund schnell viele neue Kontakte geknüpft. Ich hätte mir eigentlich nicht vorstellen können, Celtic zu verlassen, aber der Wechsel nach Dortmund war letztlich für mich als Spieler eine fantastische Sache.

Murdo MacLeod

Murdo MacLeod mit seiner Frau beim Spiel der Legenden von Celtic und Dortmund.
imago images / Jan Huebner

Ihre erste Europareise mit dem BVB hatte ein überraschendes Ziel…

Glasgow! Wir bekamen in der ersten Runde des UEFA-Cups 1987/88 ausgerechnet Celtic. Das war schon seltsam. Wir hörten uns die Auslosung in Dortmund nach dem Training an und die Spieler gaben dann mir die Schuld. Celtic hatte noch nie gegen eine westdeutsche Mannschaft gespielt, bevor ich dorthin gewechselt bin.

Dortmund verlor das Hinspiel im Celtic Park 1:2 und gewann dann daheim 2:0.

Das war ein sehr emotionaler Tag, als ich zu Celtic zurückkam, und einer der Tage, die ich nie vergessen werde. Sogar als Celtic Freistöße zugesprochen bekam, haben die Fans skandiert, dass ich sie ausführen soll, so wie ich es früher getan habe. Am Ende bekam ich stehende Ovationen, also ein großes Dankeschön.

Ihr Highlight bei der Borussia aber war der DFB-Pokal 1989?

DFB-Pokal-Finale 1989

Ja, das Finale in Berlin, 4:1 gegen Werder Bremen. Ich erinnere mich noch genau an das Spiel, 76500 Zuschauer im Olympiastadion. Ich habe nicht im Mittelfeld gespielt, weil wir Verletzungen hatten und der Trainer Horst Koppel mich gebeten hat, in der Innenverteidigung neben Thomas Helmer und Gunter Kotowski zu spielen. Ich hatte keine Bedenken, denn man tut, was der Trainer will, und ich hatte bei Celtic schon ein paar Mal als Linksverteidiger gespielt, als der große Danny McGrain 1981 verletzt war.

Es war der erste Titel für den BVB nach 23 Jahren. Der Empfang war gewaltig.

400.000 Leute sind damals dagewesen, das wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Die Dortmunder Fans sind so leidenschaftlich. Ich hatte das Glück, damals vor 55.000 Zuschauern im Westfalenstadion zu spielen. Jetzt sind es sogar 80.000, darum wird der BVB in ganz Europa beneidet.

Klappt es gegen dieses Real Madrid mit dem zweiten Henkelpokal und einer vielleicht noch größeren Party?

Es war schon unglaublich, dass der BVB 1997 gegen Juve die Champions League gewonnen hat. Warum sollten sie es jetzt in Wembley nicht wieder schaffen? 1983 hat Real das Pokalsieger-Finale gegen den FC Aberdeen von Alex Ferguson verloren, weil sie den Gegner unterschätzt haben. Vielleicht geht es dem BVB wie Aberdeen und Real ist sich etwas zu sicher.

2013 beim verlorenen Finale gegen Bayern waren Sie in Wembley.

Ja, das war sehr schade für den BVB. Umso mehr würde es mich jetzt für Marco Reus freuen. Er ist ein spezieller Spieler in der Geschichte dieses Vereins. Und nach dem knappen Ding 2013 hat er diesen Champions-League-Titel zum Abschied erst recht verdient.

Interview: Phil Gordon