Peterka mit nächstem Doppelpack: Deutschland schlägt auch Polen

Deutschland hat bei der Eishockey-WM in Tschechien seinen vierten Sieg im sechsten Spiel eingefahren. Dank des 4:2 gegen Polen ist die Viertelfinalqualifikation damit fast geschafft.

Traf per Penalty: J.J. Peterka bei seinem Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen Polen.

Traf per Penalty: J.J. Peterka bei seinem Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen Polen.

IMAGO/ActionPictures

Der Einzug ins WM-Viertelfinale ist für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft nur noch Formsache. Der Vizeweltmeister bezwang am Samstag im tschechischen Ostrava Aufsteiger Polen mit 4:2, hatte gegen den Außenseiter allerdings leichte Probleme. Alexander Ehl (26.), J.J. Peterka (36., 57.) mit einem weiteren Doppelpack sowie Yasin Ehliz (45.) trafen für das Team von Bundestrainer Harold Kreis.

Der Schwung nach den beiden deutlichen Erfolgen gegen Lettland (8:1) und am Freitag gegen Kasachstan (8:2) konnte das Kreis-Team nicht ganz mitnehmen. Polen zeigte sich, angefeuert von der Hälfte der 9.109 Zuschauer, in der Defensive recht stabil und setzte in der Offensive ab und einige Akzente. Torhüter Mathias Niederberger, der für NHL-Keeper Philipp Grubauer zwischen den Pfosten stand, musste in den ersten Minuten mehrfach eingreifen.

Sturm: “Die Temperaturen sind abartig”

“Wir schenken denen nichts”, hatte Abwehrspieler Maksymilian Szuber angekündigt. Der Verteidiger wurde wie auch Wojciech Stachowiak in Polen geboren. In ihrer Mannschaft fehlte es aber an Passsicherheit und in manchen Phasen auch die Konzentration. Pucks, die zuletzt beim Mitspieler ankamen, landeten immer wieder beim Gegner.

Auch mit den Umständen in der Arena hatte die DEB-Auswahl am neunten Turniertag einige Probleme. “Die Temperaturen sind abartig”, monierte NHL-Profi Nico Sturm nach dem ersten Drittel bei ProSieben und fügte hinzu: “Das Eis ist schlecht.”

Einen schönen Spielzeug gegen den Weltranglisten-22. brachte das erlösende erste Tor: Über Parker Tuomie und Maximilian Kastner kam der Puck zu Ehl, der mit einem satten Schuss traf (26.). Für den Düsseldorfer war es der erste Treffer bei den Titelkämpfen in Tschechien.

Peterka erst clever, dann eiskalt

Auch wenn das Kreis-Team weiterhin nicht glänzen konnte, hatten sie den Gegner besser unter Kontrolle. Der polnische Torhüter David Zabolotny konnte mehrmals glänzend parieren. Nach einem Stockwurf eines Gegners vor einem Torschuss von Yasin Ehliz gab es Penalty für die DEB-Auswahl: Peterka verwandelte clever durch die Beine von Zabolotny zum 2:0. Für den NHL-Star der Buffalo Sabres war es das vierte Turniertor.

Die Polen wurden im Schlussabschnitt müder. Die deutsche Mannschaft hatte das Match komplett im Griff. Nach dem 3:0 durch Ehliz schien die Partie eigentlich entschieden (45.).Dennoch bekamen die Polen in den letzten Minuten plötzlich Rückenwind. Erst verkürzte Patryk Wajda aus spitzem Winkel auf 1:3 (54.), Filip Komorski erzielte sogar den Anschlusstreffer (56.). Peterka entschied dann aber doch das Match mit seinem zweiten Tor des Tages – und damit seinem fünften Tor bei der WM 2024.

Zum Abschluss der Gruppenphase trifft die deutsche Auswahl am Dienstag (12.20 Uhr/ProSieben und MagentaSport) auf Frankreich. Je nach Ausgang der bis dahin folgenden Partien der Konkurrenz in Gruppe B – insbesondere von Lettland und der Slowakei – könnte die Viertelfinalqualifikation für Deutschland bis dahin sogar schon fix sein.

Statistik zum Spiel

Deutschland – Polen 4:2 (0:0, 2:0, 2:2)

Deutschland: Niederberger – J. Müller, Wissmann; M. Müller, Szuber; Wagner, Kälble; Ugbekile, Fohrler – Ehliz, Michaelis, Pföderl; Reichel, Stachowiak, Peterka; Tiffels, Sturm, Kahun; Tuomie, Kastner, Ehl.

Polen: Zabolotny – Wanacki, Gorny; Wajda, Kruczek; Macias, Dronia; Kostek, Bryk – Wronka, Pasiut, Fraszko; Lyszczarczyk, Dziubinski, Michalski; Zygmunt, Pas, Walega; Krezolek, Komorski, Macias.

Tore: 1:0 (25:14) Ehl (Kastner, Tuomie), 2:0 (35:17) Peterka (Penalty), 3:0 (44:28) Ehliz (Pföderl, Michaelis), 3:1 (53:13) Wajda (Lyszczarczyk, Dziubinski), 3:2 (55:19) Komorski (Kostek, Krezolek), 4:2 (56:11) Peterka (Reichel).

Strafminuten: Deutschland 4 – Polen 4.

Schiedsrichter: Mikael Holm (Schweden)/Kristian Vikman (Finnland).

Zuschauer: 9.109 (in Ostrava).

NHL-Star Draisaitl wird Deutschland bei der WM nicht verstärken

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat beste Chancen auf den Einzug ins WM-Viertelfinale. Einer der besten Eishockey-Stürmer der Welt wird dem DEB allerdings nicht helfen.

Auch bei einem Ausscheiden in den NHL-Playoffs mit den Edmonton Oilers wird Leon Draisaitl nicht zur EM nachreisen.

Auch bei einem Ausscheiden in den NHL-Playoffs mit den Edmonton Oilers wird Leon Draisaitl nicht zur EM nachreisen.

IMAGO/USA TODAY Network

Weltklasse-Stürmer Leon Draisaitl wird bei einem Ausscheiden aus den NHL-Playoffs nicht die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM in Tschechien verstärken. “Alle Lizenzen sind vergeben”, sagte Bundestrainer Harold Kreis nach dem 8:2 am Freitag gegen Kasachstan. Der Vizeweltmeister ist mit drei Siegen und zwei Niederlagen in der Gruppe auf Kurs Viertelfinale.

Jede Nation darf 25 Spieler bei den Titelkämpfen in Prag und Ostrava melden. Das hat der Deutsche Eishockey-Bund bereits genutzt. Vor knapp einer Woche reiste Lukas Reichel von den Chicago Blackhawks als letzter Nachrücker nach Tschechien. Gastgeber Tschechien kann dagegen noch drei Spieler nachmelden.

Die Edmonton Oilers stehen mit Draisaitl im Playoff-Viertelfinale vor dem Aus. Am Donnerstag (Ortszeit) verloren die Kanadier das fünfte Spiel bei den Vancouver Canucks mit 2:3 und liegen auch in der Serie Best-of-Five mit 2:3 zurück.

Reichel: “Haben einfach nicht aufgehört Plays zu machen”

Mit dem 8:2 gegen Kasachstan brannte die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft erneut ein Offensivfeuerwerk ab. Auch dank einer Reihe, die “was bewegt”.

Die neue deutsche Top-Reihe: Lukas Reichel, J.J. Peterka und Wojciech Stachowiak.

Die neue deutsche Top-Reihe: Lukas Reichel, J.J. Peterka und Wojciech Stachowiak.

IMAGO/ActionPictures

Das 8:2 gegen Kasachstan war nach dem 8:1 am Mittwoch gegen Lettland der zweite Kantersieg der DEB-Auswahl bei der Eishockey-WM in Tschechien in Serie. Das Tor zum Viertelfinale steht für die deutschen Kufenflitzer nun sperrangelweit offen und kann bereits am Samstag (16.20 Uhr) im Idealfall mit einem Sieg gegen Polen durchschritten werden.

Dabei bekam der Weltmeister in den beiden Partien zuvor von den USA und Schweden (jeweils 1:6) noch deutlich seine Grenzen aufgezeigt. Zwei Auftritte, die Harold Kreis zu einer Reaktion veranlassten. “Gegen die USA und Schweden sind wir nicht so richtig in die Offensive gekommen”, sagte der Bundestrainer bei ProSieben. Kreis nahm deshalb eine Veränderung in seinen Sturmreihen vor – und fand dabei aller Voraussicht nach eine neue Idealbesetzung.

Denn die vor dem Lettland-Spiel neu zusammengestellte Reihe J.J. Peterka (Buffalo Sabres), Lukas Reichel (Chicago Blackhawks) und Wojciech Stachowiak (ERC Ingolstadt) spielte auch gegen Kasachstan groß auf. Reichel erzielte zwei Tore, Peterka schlug einmal zu und Stachowiak war an vier Toren beteiligt.

Kreis: “Wir haben uns überlegt, wer könnte zwischen Lukas und J.J. spielen?”

“Wir haben uns überlegt, wer könnte zwischen Lukas und J.J. spielen?”, sagte Kreis nach der Partie und erklärte: “Wir haben dann entschieden, dass es die drei Spieler sein sollen, die von der Veranlagung und der Geschwindigkeit am besten zusammenpassen. Mit Stachowiak hat Kreis das entscheidende Puzzleteil gefunden: “Es ist eine Reihe, wenn die aufs Eis kommt, die bewegt was.” Allerdings wollte Kreis nicht nur seine Offensive loben. “Wenn wir die Scheibe verlieren, dann arbeiten alle hart zurück”, sagte Kreis: “Es ist ein kollektiver Fünf-Mann-Erfolg, schon aus unserer Defensivzone heraus.”

EISHOCKEY-WM 2024

Ein ganz besonderes Strahlen hatte Reichel auf dem Gesicht, immerhin wurde der am 17. März 2022 in Nürnberg geborene Angreifer am Freitag 22 Jahre jung. “Es ist schön, am Geburtstag ein Tor zu schießen”, sagte Reichel bei MagentaSport. “Wir haben einfach nicht aufgehört Plays zu machen”, fügte er an.

Eine Einschätzung, die er mit Kreis teilte: “Die Jungs spüren, wenn sie diszipliniert und strukturiert spielen, was für eine Spielfreude sie haben”, sagte der Bundestrainer und blickte bereits auf das Match gegen Polen voraus. “Das wird sich mit großer Sicherheit auf morgen übertragen.”

Während Kreis sein Team im Vergleich zum Lettland-Spiel unverändert ließ, kündigte er gegen den Aufsteiger eine Änderung im Tor an, wo Philipp Grubauer (Seattle Kraken) eine Pause erhalten wird. “Morgen wird Mathias Niederberger im Tor stehen.”

8:2 gegen Kasachstan: Deutschland nimmt Viertelfinale ins Visier

Deutschland ist bei der Eishockey-WM in Tschechien dem Viertelfinale erneut einen Schritt näher gekommen: Mit dem 8:2 gegen Kasachstan feierte das DEB-Team den zweiten Kantersieg in Folge.

Deutschlands Lukas Reichel zieht ab und trifft gegen Kasachstan.

Deutschlands Lukas Reichel zieht ab und trifft gegen Kasachstan.

IMAGO/ActionPictures

Deutschland erwischte einen Blitzstart gegen Kasachstan: Gerade einmal 62 Sekunden waren gespielt, und Szuber erzielte die Führung für das DEB-Team. Der NHL-Legionär von den Arizona Coyotes arbeitete vor dem Tor der Kasachen konsequent, hatte letztendlich aber auch Glück, dass sein zweiter Puck vom Schlittschuh eines Kasachen ins Tor ging.

Deutschland blieb in der Anfangsphase am Drücker und legte kurz danach sogar nach: Nach einem schnellen Vorstoß bediente Maximilian Kastner vom EHC Red Bull München mustergültig den zukünftigen Kölner Parker Tuomie, der sich die Chance nicht entgehen ließ und auf 2:0 stellte (3.).

Mit der frühen Führung im Rücken wollte Deutschland gleich nachlegen, konnte aber kein weiteres Kapital aus der Überlegenheit schlagen. Im Gegenteil: Gleich die erste Überzahlsituation nutzten die Mittelasiaten zum Anschlusstor durch Startschenko (9.) aus. In der Folgezeit konnte Kasachstan die Partie offener gestalten, Deutschland stand aber in der Defensive sicher und ließ keine weiteren Chancen mehr zu.

Deutschland besticht durch Schusseffizienz

Auch im Mittelabschnitt erwischte Deutschland einen Blitzstart. J.J. Peterka von den Buffalo Sabres markierte mit einer feinen Einzelleistung das 3:1 für Deutschland (22.). Und damit nicht genug: Lukas Reichel von den Chicago Blackhawks erhöhte auf 4:1 (29.), Lukas Kälble von den Fischtown Pinguins stellte sogar noch auf 5:1 (36.).

Das DEB-Team bestach besonders durch seine Schusseffizienz – ganz im Gegensatz zu den Kasachen. Diese trafen zweimal das Aluminium, zudem konnte sich auch NHL-Goalie Philipp Grubauer auszeichnen. Der Seattle-Torhüter konnte sich besonders gegen Panyukov (22.) und Startschenko (26.) sowie Shestakov (33.) auszeichnen. Die Führung des DEB-Teams ging aber völlig in Ordnung, die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis war sowohl Stock- als auch Schlittschuhtechnisch besser und konnte sich auch auf die individuelle Klasse seiner NHL-Profis verlassen.

Deutschland zeigt bärenstarken Schlussabschnitt – Reichel beschenkt sich erneut

Im Schlussabschnitt dominierte dann eigentlich nur noch das DEB-Team. Und die Kreis-Schützlinge zeigten teils tolle und sehenswerte Kombinationen und gaben damit den deutschen Fans verstärkt Anlass zu Hoffnungen auf eine erneut erfolgreiche WM. Und das DEB-Team belohnte sich auch für seine starke Vorstellung: Der Ingolstädter Wojciech Stachowiak spielte sich gekonnt mit Peterka durch die Reihen der Kasachen, Reichel mussten den genauen Querpass von Peterka nur noch über die Linie drücken (51.). Reichel beschenkte sich damit an seinem selbst, der gebürtige Nürnberger feierte am Freitag seinen 22. Geburtstag.

Damit aber nicht genug. In der 55. Minute schaltete Deutschland nach einem Puckgewinn schnellt um, Frederik Tiffels vom Deutschen Meister Eisbären Berlin nahm die Scheibe gut mit und schloss eiskalt zum 7:2 ab. Zwischenzeitlich hatte Kasachstan nach einem Bully durch Korolyov (52.) verkürzen können. Den Schlusspunkt setzte aber Deutschland, Kastner erzielte den 8:2-Endstand (59.).

Statistik zum Spiel

Deutschland – Kasachstan

Deutschland: Grubauer – J. Müller, Wissmann; M. Müller, Szuber; Wagner, Kälble; Ugbekile, Fohrler – Ehliz, Michaelis, Pföderl; Reichel, Stachowiak, Peterka; Tiffels, Sturm, Kahun; Tuomie, Kastner, Ehl.

Lettland: Shutov – Orekhov, Daniyar; Metalnikov, Beketayev; Dikhanbek, Breus; Gaitamirov, Korolyov – Rymarev, Omirbekov, Starchenko; Mikhailis, Mukhametov, Muratov; Savitsky, Shestakov, Panyukov; Asetov, Boiko, Rakhmanov.

Tore: 1:0 Szuber (01:02), 2:0 Tuomie (02:24), 2:1 Startschenko (07:59), 3:1 Peterka (21:11), 4:1 Reichelt (28:29), 5:1 Kälble (35:17), 6:1 Reichel (50:27), 6:2 Korolyov (51:52), 7:2 Tiffels (54:14), 8:2 Kastner (58:34)

Strafminuten: Deutschland 6 – Kasachstan 2

Schiedsrichter: Mikael Holm (Schweden)/Kristian Vikman (Finnland).

Zuschauer: 8479 (in Ostrava)

Jörg Wieserner

Statistischer Einblick: Was spricht für Nübel, Koch, Pavlovic und Beier?

Am Donnerstag hat Julian Nagelsmann seinen EM-Kader präsentiert – und mit der einen oder anderen Entscheidung aufhorchen lassen. Ein statistischer Blick auf vier Kandidaten, die vor einiger Zeit kaum jemand im Aufgebot erwartet hätte.

Alexander Nübel steht als einer von vier Torhüter im EM-Aufgebot von Julian Nagelsmann.

Alexander Nübel steht als einer von vier Torhüter im EM-Aufgebot von Julian Nagelsmann.

Getty Images

Nübel vs. Trapp – wo der Stuttgarter die Nase vorne hat

Alexander Nübel (kicker-Note 2,98) gehört zu den Leistungsträgern beim VfB Stuttgart und hat als sicherer Rückhalt großen Anteil an der Fabelsaison der Schwaben. Doch rechtfertigt das alleine eine Nominierung für den dritten bzw. vierten Kaderplatz im EM-Aufgebot? Konkurrent Kevin Trapp (kicker-Note 3,05) hat schließlich 2,8 Paraden pro 90 Minuten gezeigt und damit mehr als Nübel (2,1). Ein tieferer Blick in die Daten, den der kicker in Kooperation mit Opta unternimmt, verrät mehr.

Denn tatsächlich lässt sich Trapps höhere Anzahl an Paraden mit der simplen Tatsche begründen, dass der gebürtige Saarländer einfach mehr Schüsse auf sein Tor bekommen hat, damit also häufiger die Chance erhielt, sich auszuzeichnen. Ein Hinweis gibt in dieser Sache allein die die Anzahl von 1,5 Gegentoren pro Spiel, die bei Nübel nur bei 1,2 liegt.

Gleich zehnmal blieb Bayern Münchens Leihgabe ohne Gegentor in dieser Saison (Trapp sieben) – und Trapp unterliefen vier schwerwiegende Fehler, die zu Toren führten. Dem VfB-Schlussmann dagegen nur drei. Für Nübel spricht neben seiner besseren Saison und natürlich seiner Form auch seine Passquote: 80 Prozent brachte der 27-Jährige zum Mitspieler – wobei er als Torwart in mitspielender Funktion (wie es einst Manuel Neuer bei der WM 2014 gegen Algerien perfektioniert hat) gleichauf mit Trapp liegt.

Was unterscheidet Koch von Hummels?

Fünf Innenverteidiger stehen in Nagelsmanns Aufgebot – Mats Hummels gehört nicht dazu. Während Antonio Rüdiger und Jonathan Tah die Stamm-Verteidigung bilden sollen, befinden sich Waldemar Anton und Nico Schlotterbeck in der Rolle der Herausforderer. Gleiches gilt für Robin Kochder im User-Voting des kicker übrigens weit hinter Hummels lag. Vergleicht man die beiden, lässt sich zwar anhand der Einsatzstatistiken ablesen, dass Koch häufiger in dieser Bundesliga-Saison gespielt hat als der Dortmunder (30:24) – und auch öfter in der Startelf stand (30:19). Auch in der Zweikampfquote liegen die beiden fast gleich auf (61:60).

Hummels aber hat auf 90 Minuten gerechnet mehr abgefangene Bälle (2,0; Koch: 1,1) und klärende Aktionen (4,7; Koch 4,5). Und: Der BVB-Routinier hat im Spiel mit dem Ball leicht die Nase vorne, er bringt zwar nur gesamtgesehen nur etwas mehr Pässe an den Mann (89 Prozent, Koch nur 88 Prozent) und spielt davon aber auch mehr (79:71) – nicht berücksichtigt sind dabei Hummels’ Leistungen in der Champions League, die vor allem als Hauptargument seiner Befürworter gelten.

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Klopp, Streich – und auch Tuchel! Time to say goodbye!

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Zum Vergleich: In der Königsklasse kommt er auf einen Notenschnitt von 2,38, in der Bundesliga “nur” auf 3,18. Letztlich dürfte an dieser Stelle aber eben Nagelsmanns Credo greifen, der sein Team nicht nur rein nach Performance zusammengestellt hat, sondern auch auf Rollenverständnis, Teamchemie und Zukunftsperspektive achten wollte.

Pavlovic – ein Versprechen für die Zukunft

Apropos Perspektive: Aleksandar Pavlovic ist eine Entdeckung der Saison und ein großes Versprechen beim FC Bayern. Auf sein erstes Länderspiel muss der 20-Jährige zwar noch warten – im März musste er krank absagen – Gründe für seine Nominierung lieferte er trotzdem. Kein anderer Mittelfeldspieler in der Bundesliga kommt an die Passquote des gebürtigen Münchners heran (97,5 Prozent). Mit im Schnitt 12,8 Kilometern pro Spiel ist er am meisten von allen Bayern-Profis gelaufen, im ligaweiten Vergleich liegt er auf Rang 5 (berücksichtigt sind alle Spieler mit mindestens 1000 Einsatzminuten).

Damit ist Pavlovic auf dem Feld äußerst präsent. Vor allem bewies er auch, dass er unter Druck die richtigen Entscheidungen treffen kann: Satte 92,1 Prozent seiner Zuspiele unter Gegnerdruck kamen an – auch das ein Bestwert ligaweit (unter Berücksichtigung von mindestens 1000 Einsatzminuten).

Beier – mit Zug zum Tor

Ballsicher präsentierte sich auch Maximilian Beier in dieser Saison. Der Stürmer traf gleich 16-mal für die TSG Hoffenheim und wandelt damit auf den Spuren von Timo Werner (2016/17; 21 Tore für RB Leipzig) und Kai Havertz (2018/19; 17 Tore für Bayer Leverkusen), die als einzige deutsche Spieler unter 22 Jahren noch häufiger in den vergangenen 24 Jahren getroffen haben.

Beier zeichnet nicht nur seine Physis aus, der gebürtige Brandenburger zieht besonders häufig und gerne mit Ball am Fuß Richtung Tor (25 Versuche; die zweitmeisten in der Bundesliga nach Xaxi Simons; 27) – ein Element, auf das Nagelsmann wie bei Havertz als Gegengewicht zu Stoßstürmer Niclas Füllkrug legen dürfte.

Gaugisch nominiert 21 Spielerinnen für Olympia-Vorbereitung in Oberstaufen

Bundestrainer Markus Gaugisch hat für die erste Phase der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele einen vorläufigen Kader von 21 Spielerinnen nominiert. Der Lehrgang findet vom 10. bis 23. Juni im bayrischen Oberstaufen im Allgäu statt.

Bundestrainer Markus Gaugisch hat 21 Spielerinnen für den ersten Vorbereitungslehrgang auf die Olympischen Spiele nominiert.

Bundestrainer Markus Gaugisch hat 21 Spielerinnen für den ersten Vorbereitungslehrgang auf die Olympischen Spiele nominiert.

IMAGO/wolf-sportfoto

21 Spielerinnen hat Bundestrainer Gaugisch nominiert – darunter auch die wieder in den Wettkampf zurückgekehrte Linkshänderin Viola Leuchter und die nach einer Verletzung noch in der letzten Reha-Phase befindlichen Annika Lott und Amelie Berger. “Wir wollen in Oberstaufen alle Spielerinnen sehen, die für eine Teilnahme an den Olympischen Spiele infrage kommen”, so Gaugisch, der als Reserve noch HBF-Toptorschützin Toni-Luisa Reinemann nominiert hat.

Einen 35 Spieler umfassenden Kader muss der Bundestrainer bis zum 27. Mai melden, nur 14 Spielerinnen können am Ende ins erste Spiel bei den Olympischen Spielen starten, drei weitere kommen als Wechselspielerinnen in Frage. Von den nun nominierten 21 Spielerinnen werden somit mindestens vier Spielerinnen noch die Olympischen Spiele verpassen.

“Nach einer unterschiedlich langen und intensiven Saison geht es in der ersten Phase auch darum, das Team wieder auf ein gemeinsames und hohes athletisches Level bringen. Und dazu haben wir einige handballerische Ideen, die wir in aller Ruhe einbringen wollen, so dass wir eine möglichst breite Basis für den weiteren Sommer bekommen”, so Gaugisch.

Grijseels, Döll, Behrend und Smits kommen nach

Alina Grijseels, Antje Döll, Jenny Behrend und Xenia Smits, die am 1. und 2. Juni noch das Final4 der Champions League in Budapest spielen, werden erst am 17. Juni zur zweiten Lehrgangswoche zur Nationalmannschaft dazustoßen. “Wir waren nie so glücklich wie diesmal, dass einige Nationalspielerinnen später zu einem Lehrgang anreisen”, kommentiert Vorstand Sport Axel Kromer. “Alina, Antje, Jenny und Xenia werden mit neuen Erfahrungen beim Final4 der Champions League die Vereinssaison krönen und mit zusätzlichem Schwung in die Vorbereitung starten.”

Im Zuge der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele, die Anfang Juli in Kienbaum fortgesetzt wird, bestreitet die Frauen-Nationalmannschaft in Dortmund und Stuttgart gemeinsam mit der Männernationalmannschaft noch drei Länderspiele. In der ersten Partie der Olympischen Spiele treffen die deutschen Handballerinnen in Paris am 25. Juli zunächst auf Südkorea. Es folgen Spiele gegen Schweden, Slowenien, Dänemark und Norwegen.

Das Aufgebot der deutschen Handball-Nationalmannschaft:

Nr. Name Pos. Geb. Verein
42 Katharina Filter TW 04.02.1999 Brest Bretagne Handball/FRA
24 Sarah Wachter TW 16.12.1999 Borussia Dortmund
12 Dinah Eckerle TW 16.10.1995 Thüringer HC
29 Antje Döll LA 03.10.1998 SG BBM Bietigheim
95 Johanna Stockschläder LA 11.02.1995 Thüringer HC
31 Alexia Hauf LA 18.07.1998 HSG Blomberg-Lippe
3 Amelie Berger RA 22.07.1999 HSG Bensheim/Auerbach
30 Jenny Behrend RA 20.01.1996 SG BBM Bietigheim
44 Meret Ossenkopp RA 21.06.1998 Borussia Dortmund
20 Emily Bölk RL 26.04.1998 Ferencvaros Budapest/HUN
11 Xenia Smits RL 22.04.1994 SG BBM Bietigheim
18 Mia Zschocke RL 28.05.1998 SCM Ramnicu Valcea/ROU
4 Alina Grijseels RM 12.04.1996 Metz Handball/FRA
23 Annika Lott RM 07.12.1999 Thüringer HC
10 Mareike Thomaier RM 25.08.2000 TSV Bayer 04 Leverkusen
27 Julia Maidhof RR 13.03.1998 SCM Ramnicu Valcea/ROU
22 Maren Weigel RR 22.05.1994 TuS Metzingen
77 Viola Leuchter RR 15.06.2004 TSV Bayer 04 Leverkusen
7 Meike Schmelzer KM 19.07.1993 HC Dunarea Braila/ROU
9 Lisa Antl KM 21.06.2000 Borussia Dortmund
93 Julia Behnke KM 28.03.1993 TuS Metzingen

Deutschland geht leer aus: Frauen-WM 2027 in Brasilien

Enttäuschung beim DFB: Deutschland und seinen Partnern bleibt die Austragung der Frauen-WM 2027 verwehrt. Die Mitgliedsländer des Weltverbandes FIFA votierten für den Konkurrenten Brasilien.

FIFA-Präsident Gianni Infantino

FIFA-Präsident Gianni Infantino

AFP via Getty Images

Mit 119:78 Stimmen wurde beim Kongress in Thailands Hauptstadt Bangkok am Freitag mehrheitlich für Brasilien gestimmt. Damit findet erstmals eine Frauen-WM in Südamerika statt. “Wir werden in Brasilien die beste WM aller Zeiten erleben”, sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino. Brasiliens Verbandschef Ednaldo Rodrigues sprach von einem “Sieg für den Frauenfußball”.

Unter dem Motto “Breaking New Ground” hatte sich der Deutsche Fußball-Bund gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden beworben. Im Evaluierungsbericht der FIFA hatte die deutsche Bewerbung etwas schlechter als die brasilianische abgeschnitten. Die USA und Mexiko hatten ihre gemeinsame Bewerbung für 2027 Ende April zurückgezogen, zuvor hatte dies bereits Südafrika getan.

Weitere Informationen folgen …

Nagelsmann schwärmt: Kroos ist körperlich „wie Stahl”

Der Mittelfeldstratege sei “keiner, der im Training rausgenommen werden will” 16.05.2024

Nagelsmann schwärmt: Kroos ist körperlich “wie Stahl”

0:49Champions-League-Finalist Toni Kroos wurde für den DFB-Kader bei der Heim-EM nominiert. Bundestrainer Julian Nagelsmann staunte über die Fitness des 34-Jährigen, von dem er dennoch vollen Einsatz im Training erwartet.

Was Nagelsmann von Kroos erwartet – und wer sein Vertreter ist

Auf Rückkehrer Toni Kroos ruhen viele deutsche Hoffnungen für die anstehende Heim-EM. Bundestrainer Julian Nagelsmann erhofft sich vom königlichen Dirigenten ganz konkrete Dinge.

Ähnliche Altersklasse: Toni Kroos und Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Ähnliche Altersklasse: Toni Kroos und Bundestrainer Julian Nagelsmann.

IMAGO/Michael Weber

Als Julian Nagelsmann am Donnerstag seinen Kader für die Heim-EM verkündete, erzählte er auch davon, wie sich eine Umarmung mit Toni Kroos anfühlt. “Der ist wie Stahl, hat immer noch einen unfassbaren Körper”, schwärmte der 36-Jährige vom 34-Jährigen. Man müsse sich, darauf hatte eine Journalisten-Frage abgezielt, also keine Sorgen machen, dass Kroos bei Real Madrid nur etwa jedes dritte Spiel durchspielt. “Er ist in der Lage, jedes Spiel durchzuspielen”, stellte Nagelsmann für die EM in Aussicht.

Wenn er bei den Königlichen in einigen Schlussphasen ausgewechselt wird, hat der Mann, der über sich selbst sagte, dass er sich körperlich in der besten Verfassung seit Jahren befindet, sein Werk in der Regel längst verrichtet. Das Werk des absoluten Dirigenten, der aus der erfolgreichsten Vereinsmannschaft Europas seit Jahren nicht mehr wegzudenken ist. Und in welcher Rolle soll der Weltmeister von 2014 Deutschland bei der anstehenden Europameisterschaft dirigieren?

“Im Normalfall verliert er keinen Ball”, beschrieb Nagelsmann den erneuten Champions-League-Finalisten. “Ich erwarte von ihm, dass er für alle Spieler auf dem Feld eine Unterstützung ist.” Kroos sei ein Spieler, “der anderen Spielern durch seine Ruhe am Ball extrem hilft”, so Nagelsmann: “Ein Spieler, der bei allen das Bewusstsein schafft: ‘Ihn kann ich anspielen.’

Lange Gespräche nach dem Abendessen

Als Führungsspieler gehe Kroos zudem voran, indem er absoluten Trainingswillen zeige, so der Bundestrainer. “Es war noch nie so, dass er rausgenommen werden wollte.” Dass Kroos manche Einheiten nur zur Hälfte mitmacht, um sich mit seinen inzwischen 34 Jahren eher schonend zu regenerieren, komme nicht vor. “Er hat gar keine Probleme, ist topfit”, versicherte Nagelsmann.

Kroos’ wertvoller Beitrag ist allerdings längst nicht nur auf den Fußballplatz beschränkt. “Er ist total normal, bodenständig, war im März einfach Teil der Gruppe und kein Satellit, der einfach sein Ding macht”, berichtete Nagelsmann. “Wenn sich Spieler nach dem Abendessen noch lange unterhalten haben, war er immer dabei.” Er, der Mann, der für alle eine Anlaufstelle ist.

Als ganz besondere Anlaufstelle sieht Nagelsmann den Nationalmannschafts-Rückkehrer, dessen Vertretung laut dem Bundestrainer Pascal Groß wäre (“Er verkörpert sehr viel von Toni”), für den jungen Münchner Aleksandar Pavlovic. “Bei ihm erhoffe ich mir, dass Toni ihn ein bisschen an die Hand nimmt und ihm ein paar Dinge erklärt.” Für die WM 2026, die Nagelsmann für den DFB noch verantworten soll, steht Kroos nämlich aller Voraussicht nach nicht mehr zu Verfügung.