Bei Nagelsmann gesetzt: Rüdiger spielt bei der EM eine zentrale Rolle

Keine Frage: Antonio Rüdiger ist bei der EM dabei und spielt in den Planungen von Trainer Julian Nagelsmann eine tragende Rolle. Hinter dem Verteidiger von Real Madrid liegt eine bärenstarke Saison.

Chefposten: Antonio Rüdiger ist aus der DFB-Abwehr nicht wegzudenken.

Chefposten: Antonio Rüdiger ist aus der DFB-Abwehr nicht wegzudenken.

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

“Ja, das hat er mir so gesagt.” Dass Antonio Rüdiger von Julian Nagelsmann zum Abwehrchef auserkoren wurde, bestätigte der 31-Jährige im März. Kaum eine Nominierung für den EM-Kader, die also weniger überraschend daherkam. Ein Berliner Döner-Verkäufer, bei dem Rüdiger früher Kunde gewesen war, gab sie via Instagram-Seite des DFB bekannt. Nach Nico Schlotterbeck, Jonathan Tah und Robin Koch ist Rüdiger der vierte Innenverteidiger im Kader, womit die Chancen für Mats Hummels auf eine Berufung auf ein Minimum gesunken sind.

Dabei war der Real-Abwehrspieler noch vor einem halben Jahr nicht unumstritten, zeigte beim Pendeln zwischen Verein und Nationalmannschaft zwei Gesichter. Unter Nagelsmann stand er trotzdem bei allen sechs Spielen in der Startelf, inzwischen hat er 68 Länderspiele (drei Tore) vorzuweisen.

Bei Real Madrid trumpfte Rüdiger ohnehin groß auf. Da sich Eder Militao gleich im ersten Saisonspiel verletzte und später auch David Alaba länger ausfiel, avancierte der gebürtige Berliner auch bei den Königlichen zur tragenden Figur im Abwehrverbund. Es ist auch Rüdigers Verdienst, dass die Madrilenen bereits als Meister feststehen und in 36 Spielen gerade mal 22 Gegentore kassierten.

Wird “der Verrückte” erneut Champions-League-Sieger?

Publikumsliebling ist er wegen seiner resoluten und mitunter spektakulären Spielweise  sowieso: Bei der Meisterfeier bezeichnete er sich jüngst selbst als “El Loco”, den Verrückten. Womöglich reist Rüdiger ja sogar als Champions-League-Sieger zur EM, am 1. Juni steigt das Finale in Wembley gegen Borussia Dortmund. 2021 hatte er bereits mit dem FC Chelsea den Henkelpott gewonnen.

Dass die Königlichen im Halbfinale den FC Bayern ausschalteten, war auch Rüdigers Leistung geschuldet. Schließlich war es der ehemalige Stuttgart-Profi, der die Vorlage zum 2:1-Siegtreffer durch Joselu gab.

“Muss weiterlaufen”: Kroos kritisiert Marciniak für Abseitspfiff in Madrid

Die Schlussphase im Duell zwischen Real Madrid und dem FC Bayern hallt immer noch nach. Nun hat auch Toni Kroos Kritik am Abseitspfiff von Schiedsrichter Szymon Marciniak geäußert.

Finalist: Toni Kroos nach dem Sieg gegen die Bayern.

Finalist: Toni Kroos nach dem Sieg gegen die Bayern.

picture alliance / kolbert-press

Der deutsche Nationalspieler, der am Mittwochmorgen die EM-Nominierung des Leverkuseners Robert Andrich verriet, blickte gemeinsam mit seinem Bruder Felix im Podcast “Einfach mal Luppen” noch einmal auf die hitzige Schlussphase des Duells vergangenen Mittwoch zwischen Real und den Bayern zurück. Insbesondere auf den im Fokus stehenden Abseitspfiff von Schiedsrichter Szymon Marciniak in der Nachspielzeit. Hat der Pole zu schnell gepfiffen?

Schlechtes Handling

“Handling schlecht, muss weiterlaufen gelassen werden”, urteilte Kroos im Podcast, nimmt aber Marciniak etwas aus der Schusslinie der Kritiker. “Ich sehe den Fehler hauptsächlich beim Linienrichter”, so der Mittelfeld-Stratege der Blancos. Die Assistenten an der Linie seien schließlich dazu angehalten worden, zu warten und nur ein ganz klares Abseits anzuzeigen.

Spielbericht

So wurde den Bayern in der 13. Minute der Nachspielzeit die allerletzte Chance auf das 2:2 genommen, der Treffer von Matthijs de Ligt zählte nicht. Durch den Pfiff konnte die Szene nicht mehr per Videobeweis überprüft werden.

“Wenn der jetzt die Fahne hebt, geht der Schiedsrichter davon aus, dass sein Linienrichter das genau so anwendet, vertraut dem, dass das wahrscheinlich drei Meter Abseits war”, führte Kroos weiter aus, um den frustrierten Bayern beizupflichten: “Der Ärger ist irgendwo berechtigt, weil man die Situation einfach zu Ende spielen muss, 100-prozentig.”

Kollektives Abschalten oder nicht?

Zugleich warf der 34-Jährige die Frage auf, ob seine Teamkollegen ohne den frühen Abseitspfiff den Schuss von de Ligt (“Der war sehr gut”) nicht hätten verteidigen können. “Ich weiß nicht, ob da schon kollektives Abschalten da war, weil der Pfiff war sehr früh zu hören. Du hast schon gemerkt, dass die Spannung abfiel bei allen, die auf dem Platz die Idee gehabt haben, dieses Tor zu verteidigen”, meinte der gebürtige Greifswalder.

Real war durch den 2:1-Erfolg im Halbfinal-Rückspiel ins Finale der Champions League eingezogen. Dort ist am 1. Juni in London Borussia Dortmund der Kontrahent.

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1:04Toni Kroos hat im Sommer die Möglichkeit, im Champions-League-Finale und der darauf folgenden Heim-EM seine große Karriere zu krönen. Sein Trainer bei Real, Carlo Ancelotti, würde ihm bei einem doppelten Titelgewinn sogar die größtmögliche individuelle Auszeichnung zutrauen.

24 Monate später: Joselus besondere Geschichte

Jenseits der bayerischen Beschwerden hielt die Schlussphase im Rückspiel gegen Real Madrid – für dessen Doppelpacker Joselu – eine Geschichte bereit, wie sie vielleicht nur der Fußball schreiben kann.

Jubel unter seinesgleichen: Real Madrids Matchwinner Joselu.

Jubel unter seinesgleichen: Real Madrids Matchwinner Joselu.

picture alliance / Anadolu

Es war nur ein Tor, aber Jude Bellingham gab gleich zwei Vorlagen. Als Joselu Ende November im Gruppenspiel gegen die SSC Neapel in der Nachspielzeit den 4:2-Endstand herstellte, konnte sich Real Madrids inzwischen 34 Jahre alte Leihstürmer gar nicht richtig darüber freuen. Statt zu Jubeln, entschuldigte sich Joselu ausgiebig bei den Fans, weil er in den Minuten zuvor etliche Hochkaräter kläglich ausgelassen hatte. Und so schob Vorlagengeber Bellingham den Routinier fast schon ein bisschen gewaltsam in Richtung Kurve, sodass dieser sich doch noch feiern lassen durfte.

Die Station Real Madrid ist für Wandervogel Joselu, von Espanyol Barcelona ausgeliehen, nicht einfach nur ein verrückter Zufall des Lebens, der ihn im Herbst seiner Karriere unverhofft zu einem Weltklub geführt hat. Was auch die Szene gegen Neapel ein Stück weit erklärt. Der ehemalige Hoffenheimer, Frankfurter und Hannoveraner, in Stuttgart geboren, ist großer Fan des Vereins.

Joselus Schwager ist jetzt sein Mitspieler

Noch vor zwei Jahren reiste Joselu privat nach Paris, um Real Madrids Champions-League-Finale gegen den FC Liverpool zwar im Trikot der Königlichen zu verfolgen, das allerdings als Anhänger auf der Tribüne. Übrigens auch als Anhänger seines Schwagers Dani Carvajal. Rund 24 Monate später wird er den Madrilenen wieder in ein Endspiel der Königsklasse folgen. Diesmal nach London. Und diesmal als Teil des Teams.

Zwar als Teil eines Teams, in dem er nicht gesetzt ist. Obwohl sich außer ihm, da hatte Real nach dem Abgang von Karim Benzema nur mit der Leihe von Joselu nachgelegt, kein klassischer Mittelstürmer im Kader befindet. Um Stammspieler beim Rekordsieger der Champions League zu sein, in dessen zweiter Mannschaft der Rechtsfuß zwischen 2010 und 2012 stürmte, dafür wird die Qualität wohl nie reichen. Beispiel Neapel.

Doch wenn Carlo Ancelotti in den Schlussminuten einen Sturmhünen braucht, den man auch mal mit simplen Mitteln einsetzen kann, dann weiß der Italiener selbst in einem CL-Halbfinal-Rückspiel gegen Bayern, was er an dem Spanier hat. Als Ergänzungsspieler gelangen Joselu in dieser Saison nun bereits 16 Tore, im Schnitt trifft er alle 119 Minuten. Da kann kein Vinicius Junior (alle 134 Minuten), kein Bellingham (154), kein Rodrygo (201) mithalten.

Noch wichtiger als seine Torquote war auf einer Bühne, auf der sich Joselu gerade in diesem Alter wahrscheinlich selbst nicht mehr erwartet hätte, sein Instinkt. Dort zu stehen, wo ein Mittelstürmer eben steht. Wo mittlerweile nicht mal mehr Bellingham steht. Und das gleich zweimal. Natürlich alles im Rahmen dieser Dramaturgie, wie sie längst mit Real Madrid verwachsen ist.

“Nicht mal in meinen Träumen war es so schön wie heute”, schwärmte ein beseelter Joselu, der sich “solche Nächte” natürlich ausgemalt hatte. Der sie auch schon erlebt hatte, als Fan. Also so wie am späten Mittwochabend. Mit einem gewaltigen Unterschied.

Das Champions-League-Finale und die Folgen für Nagelsmann

Einige Mitglieder seines EM-Kaders wird Bundestrainer Julian Nagelsmann erst später begrüßen können. Das Champions-League-Finale kommt den Planungen in die Quere.

Stößt vor der EM erst verspätet zum DFB-Tross: Toni Kroos.

Stößt vor der EM erst verspätet zum DFB-Tross: Toni Kroos.

IMAGO/kolbert-press

Hätte der FC Bayern gegen Real Madrid am Mittwochabend das Weiterkommen geschafft, wären die Folgen noch größer ausgefallen. Doch auch so beeinträchtigt das Champions-League-Finale 2024 die EM-Vorbereitungen der deutschen Nationalmannschaft.

Alle DFB-Nationalspieler von Borussia Dortmund und Real Madrid, die Julian Nagelsmann am kommenden Donnerstag in seinen vorläufigen EM-Kader beruft, werden das EM-Trainingslager verpassen, das vom 26. Mai bis 31. Mai in Blankenhain im Weimarer Land auf dem Programm steht. Das Champions-League-Finale in Wembley ist erst am 1. Juni vorgesehen.

Auch das vorletzte Vorbereitungsspiel am 3. Juni in Nürnberg gegen die Ukraine wird für die Betroffenen zu früh kommen, zu denen gewiss Toni Kroos, Antonio Rüdiger und Niclas Füllkrug zählen. Dazu könnten aber noch weitere BVB-Profis wie Mats Hummels oder Nico Schlotterbeck hinzukommen, die in den vergangenen Wochen wieder verstärkt für sich warben, nachdem sie zuletzt nicht mehr berücksichtig worden waren.

Mit Rüdiger, Kroos & Co. bleibt Nagelsmann nur ein Härtetest

Nagelsmann hatte zwar erklärt, dass “die Freude überwiegt, wenn Spieler ins Champions-League-Finale kommen”, weil diese von dieser positiven Erfahrung auch beim Heim-Turnier noch zehren könnten. Trotzdem bleiben ihm nun mit einigen Schlüsselspielern weitaus weniger Trainingseinheiten vor dem Turnierstart und nur noch die Generalprobe am 7. Juni gegen Griechenland in Mönchengladbach.

Der Bayern-Block um Kapitän Manuel Neuer wird dagegen pünktlich zum Trainingslager eintreffen – dafür mit einer titellosen Saison im Gepäck -, und auch die Leverkusener um Florian Wirtz bestreiten ihr letztes Pflichtspiel schon kurz vorher: Das DFB-Pokal-Finale gegen den 1. FC Kaiserslautern findet am 25. Mai statt und damit einen Tag vor dem Aufgalopp in Blankenese. Ab dem 1. Juni bezieht die DFB-Auswahl dann ihr EM-Quartier in Herzogenaurach.

Wie groß Nagelsmanns vorläufiger und endgültiger EM-Kader ausfallen wird, ist noch offen. Der Bundestrainer hatte zu einem finalen 23-Mann-Aufgebot tendiert, dürfte der UEFA aber bis zu 26 Spieler melden.

Ancelotti entgegnet Bayerns Schiri-Kritik: “Kimmich wirft sich auch hin”

Real Madrid träumt vom 15. Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte. Carlo Ancelotti erlebt bereits sein sechstes Finale als Trainer – und wusste am Mittwochabend auch eine Antwort auf die Schiedsrichter-Kritik der Bayern.

Voller Fokus am Mittwochabend: Real-Coach Carlo Ancelotti (li.) und Bayern-Verteidiger Joshua Kimmich.

Voller Fokus am Mittwochabend: Real-Coach Carlo Ancelotti (li.) und Bayern-Verteidiger Joshua Kimmich.

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Es war die Szene, über die hinterher alle sprachen. Weil Referee Szymon Marciniak den Bayern tief in der Nachspielzeit das vermeintliche Ausgleichstor weggepfiffen hatte, echauffierte sich nicht nur Trainer Thomas Tuchel.

Mit italienischer Gelassenheit schätzte Real-Coach Carlo Ancelotti die Szene ein. “Der Schiedsrichter pfeift und wir hören auf zu spielen”, erklärte der 64-Jährige und schob hinterher: “Vielleicht war es kein Abseits.” In gewisser Weise sah “Carletto” aber so etwas wie “ausgleichende Gerechtigkeit”. Denn: “Die Bayern beschweren sich über dieses nicht gegebene Tor und wir uns über das andere, das nicht anerkannt wurde – weil Kimmich sich auch hinwirft.”

In der 71. Minute hatte Real erstmals vermeintlich ausgeglichen. Weil aber Kapitän Nacho Gegenspieler Joshua Kimmich mit beiden Händen ins Gesicht gegriffen hatte, wurde die Szene vollkommen zu Recht abgepfiffen. Ein schräger Vergleich Ancelottis.

Perez und seine “Matrosen”

Dem Erfolgscoach, der als einziger Trainer in der Geschichte des Wettbewerbs bereits sein sechstes Finale an der Seitenlinie erleben wird, war ohnehin viel mehr danach, seiner Mannschaft zu huldigen. “Es ist wieder etwas Unerklärliches passiert, es ist etwas Magisches”, sagte Ancelotti. “Die Fans waren unglaublich, das Stadion hat geholfen und die Spieler haben nicht aufgehört zu glauben.”

Real spiele eine Saison, “die niemand erwartet hat, nicht einmal ich”. Als “Vater” des Erfolgs sieht sich Ancelotti indes nicht. “Es gibt hier einen Kapitän, Florentino Perez, und alle anderen sind Matrosen”, huldigte der ehemalige Bayern-Coach dem Real-Präsidenten und fügte an: “Er hat es geschafft, diese großartige Generation von Spielern zu vereinen.”

Ein Extralob hatte sich obendrein Vinicius Junior verdient, der den Patzer von Manuel Neuer provoziert hatte und von der UEFA verdientermaßen als “Spieler des Spiels” ausgezeichnet wurde: “Was er in diesen beiden Halbfinal-Spielen geleistet hat, ist etwas, das wir nicht oft zu sehen bekommen – etwas, das nicht vielen Spielern möglich ist.”

Mit seinen unnachahmlichen Dribblings hatte der Brasiliener in der Tat die Münchner Hintermannschaft immer wieder vor größte Probleme gestellt. Seine beiden Hinspiel-Treffer legten letztlich den Grundstein für den erneuten Einzug ins Champions-League-Finale.

Bellingham vor Wiedersehen mit Dortmund: “Das ist verrückt”

Gleich in seinem ersten Jahr bei Real Madrid schafft es Jude Bellingham ins Finale der Champions League. Der Engländer zeigte sich von seinen Gefühlen übermannt – und freut sich auch für Borussia Dortmund.

Freut sich auf den BVB: Jude Bellingham.

Freut sich auf den BVB: Jude Bellingham.

IMAGO/nogueirafoto

Als Jude Bellingham Borussia Dortmund nach 92 Bundesligaspielen und zwölf Toren im vergangenen Sommer für über 100 Millionen Euro in Richtung Madrid verlassen hatte, dachte er wohl selbst nicht daran, dass er seine ehemaligen Kollegen ausgerechnet im Finale der Champions League wiedersehen würde.

“Wenn man mir das vor der Saison gesagt hätte, dann hätte ich das wahrscheinlich nicht für möglich gehalten”, sagte Bellingham nach dem 2:1-Sieg im Halbfinal-Rückspiel gegen Bayern München bei DAZN und erklärte mit Blick auf das Erreichen des Endspiels: “Ein Traum ist wahrgeworden. Als Kind denkt man darüber nach, wie es ist, ein Champions-League-Finale zu spielen – und dann bist du da, das ist umwerfend. Ich kann es nicht glauben.”

Der 20-Jährige gab zu, dass er in diesem Moment “emotional und übermannt” von dem Erfolg sei. “Es wird ein bisschen dauern, um das zu verarbeiten”, gestand Bellingham und ergänzte: “Ich werde es erstmal sacken lassen und mich dann für die kommenden Wochen vorbereiten.”

“Das ist ein wenig das Thema unserer Saison”

Dass es am 1. Juni im Londoner Wembley-Stadion (21 Uhr, LIVE! bei kicker) nun ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Borussia Dortmund gehen wird, sei “verrückt. Ich kann es nicht glauben, dass es ausgerechnet in meinem ersten Jahr passiert. Es ist mein erstes Finale, in England, gegen Dortmund.”

Lob schickte er an seine ehemaligen Kollegen, die “sich ihren Platz im Finale verdient” hätten. Bellingham verriet auch, dass er sich auf das Duell freut – und das nicht nur aus rein sportlichen Gründen.

“Es wird schön, ein paar alte Freude zu sehen”, gab der Mittelfeldspieler zu und sprach dann auch über die besonderen Qualitäten der Königlichen, mit denen er auf Anhieb spanischer Meister wurde – und die auch gegen den FC Bayern ein fast schon verloren geglaubtes Spiel gedreht haben. Man habe einmal mehr “Charakter” gezeigt. “Das ist ein wenig das Thema unserer Saison.”

“Der Stachel sitzt”: Müller und “die absolut wilde letzte Aktion”

Mit wutentbranntem Gesichtsausdruck hatte Thomas Müller kurz vor Spielschluss an den 2009er Michael Ballack erinnert. Kurz nach dem Ausscheiden ordnete der Routinier seine Gefühle und hakte alle relevanten Themen ab.

Absolutes Bayern-Unverständnis: Matthijs de Ligt (li.) und Thomas Müller (re.) reden in Madrid intensiv auf Schiedsrichter Szymon Marciniak ein.

Absolutes Bayern-Unverständnis: Matthijs de Ligt (li.) und Thomas Müller (re.) reden in Madrid intensiv auf Schiedsrichter Szymon Marciniak ein.

Getty Images

Der FC Bayern München hat die Neuauflage des Champions-League-Finals aus dem Jahre 2013 gegen Dortmund verpasst. Während der BVB mit zwei knappen 1:0-Erfolgen Paris Saint-Germain ausgeschaltet hatte, war der deutsche Rekordmeister trotz eigener 1:0-Führung bis in die Schlussphase doch noch im Rückspiel des Halbfinals von Real Madrid besiegt worden.

Dass das Ticket fürs Wembley Stadium schon zum Greifen nah gewesen sein soll, erkannte Thomas Müller jedoch nicht – auch weil er neben zahlreicher Real-Möglichkeiten im Spielverlauf auch die weit über zehnminütige Nachspielzeit mit bedachte.

“Mit einem Bein in Wembley ist ein bisschen viel gesagt. Im letzten Moment vor dem 1:1, als wir noch geführt haben, war am Ende immer noch fast eine Viertelstunde zu spielen. Da müssen wir schon ehrlich sein”, so der in der 85. Minute gebrachte Angreifer. “Aber klar: Wenn du 1:0 führst, hast du ein gutes Gefühl. Und klar haben wir auch was zugelassen, aber Manu (Neuer; Anm. d. Red.) war da, die Verteidiger haben Schüsse geblockt. Wir waren gut im Verteidigungsblock, auch wenn wir für meinen Geschmack mehr hätten weghalten können.”

Müller à la Ballack

Zu den Fehlern im eigenen Spiel des FC Bayern oder zum Patzer von Neuer, der Joselu das 1:1 förmlich serviert hatte, sagte Müller nur: “Wir können alles analysieren – wir können uns auch auf die letzte Aktion vom Schiedsrichter stürzen, die absolut wild war.”

Am Ende des Tages hatten aber in der Tat, wenn man es knapp halten möchte, zwei unglückliche Fehler das Spiel entschieden – der nicht sauber und direkt vor die Füße von 1:1-Torschütze Joselu parierte Ball von Neuer sowie der Pfiff von UEFA-Referee Szymon Marciniak.

Der 43-jährige hocherfahrene Pole hatte in ein hohes Zuspiel von Joshua Kimmich reingepfiffen, so den VAR-Check sowie zugleich das mögliche 2:2 von Matthijs de Ligt verhindert. Und natürlich Wut auf sich gezogen, etwa von Thomas Tuchel (“Ein absolutes Desaster”) oder eben auch Müller. Der Weltmeister von 2014 war in bester Michael-Ballack-Manier aus dem Jahre 2009 (Skandalspiel von Schiedsrichter Tom Henning Övrebö) mit hochroter Miene auf Marciniak zugerannt und hatte lautstark seine Entrüstung kundgetan. Eine Sprungeinlage voller Frust samt Abwinken mit dem rechten Arm hatte der langjährige Bayern-Profi außerdem noch eingestreut.

“Grundsätzlich ist Fußball ein Zufallssport”

Mit etwas Abstand zum Ausscheiden aus dem Champions-League-Halbfinale gab sich Müller aber gefasst und teilte mit: “Fehler entscheiden meistens Fußballspiele. Grundsätzlich ist Fußball ein Zufallssport, bei einer Ecke etwa kommt der Ball in einen Pulk von 20 Mann rein – und dann geht der Kampf los. Du kannst nicht alles kontrollieren.”

Trotzdem sei aus seiner Sicht die letzte Aktion, also der unnötige Pfiff von Marciniak, “schon unglaublich. Es gibt gar keinen Grund, so schnell, so früh in so einer Situation zu pfeifen. Ich glaube, das weiß er selbst, dass es am Ende ein Fehler war und man die Entscheidung da nicht zu früh treffen darf. Klar … die Madrilenen würden sagen, sie haben aufgehört zu spielen, aber das ist eine Millisekunde. Ich glaube nicht, dass sich was verändert hätte – und am Ende des Tages steht es dann 2:2 und wir spielen Verlängerung.”

Doch der inzwischen ruhige Müller sagte im selben Atemzug auch: “Man kann sich richtig reinsteigern, man kann aber auch versuchen, das irgendwie nüchtern zu sehen.” Aber – und so lautete das Schlussfazit des 34-jährigen Routiniers: “Die Enttäuschung ist da, der Stachel sitzt. Wir haben sehr viel auf dem Platz gelassen, sehr viel investiert. Es ist echt schon hart.”

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“Unkontrollierbare Minuten”: Real hat es wieder getan

Wieder einmal hat Real Madrid in der Champions League ein Spiel spät gebogen. Nach dem Sieg gegen die Bayern samt Finaleinzug blickte Toni Kroos schon auf das Endspiel und hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem BVB ausgemacht.

Weiße Jubeltraube: Real jubelt über das Tor zum 2:1.

Weiße Jubeltraube: Real jubelt über das Tor zum 2:1.

Anadolu via Getty Images

Real Madrid hat mal wieder Real-Madrid-Dinge getan. Im Halbfinal-Rückspiel gegen die Bayern lagen die Königlichen kurz vor dem Ende mit 0:1 zurück und standen vor dem Aus. Aber dann kam ein Patzer von Manuel Neuer – und Joker Joselu, der neben dem Ausgleich sogar noch den späten 2:1-Siegtreffer markierte. Finale. Mal wieder für die Blancos.

“Das ist Real Madrid. Wir glauben immer, immer an uns. Es ist einfach magisch für dieses Team zu spielen, in diesem Stadion – und es so viele Male zu tun. Wir glauben einfach immer, dass wir gewinnen können”, sagte Vinicius Junior bei Movistar und schob hinterher: “Ich bin so glücklich, so stolz in diesem großartigen Trikot zu spielen. Für Real Madrid zu spielen ist ein Traum.”

Der Brasilianer greift nach seinem zweiten Champions-League-Titel. Eine Anzahl, über die Toni Kroos nur schmunzeln kann, denn der deutsche Nationalmannschaftsrückkehrer kann bereits zum sechsten Mal den Henkelpott gewinnen. “Wahnsinn”, freute sich der Mittelfeldmann bei DAZN. “Der Weg ins Finale ist brutal, man hat seit dem Achtelfinale gesehen, dass es immer eng war. Wir mussten uns durchbeißen. Das haben wir getan und deswegen kann man nicht meckern, dass wir ins Finale eingezogen sind.”

In der 69. Minute wurde Kroos beim Stand von 0:1 ausgewechselt und erlebte die ereignisreiche und dramatische Schlussphase von der Bank aus. Ganz gelassen, wie man den Strategen kennt, verfolgte er die Partie. Der 34-Jährige kennt seine Mannschaft eben. Und er weiß, wie oft dieses Real Madrid in den vergangenen Jahren Spiele spät gebogen hat. “Das sind unsere unkontrollierbaren Minuten, für die wir bekannt sind hier”, blickte Kroos auf die Schlussphase. “Aber ich glaube trotzdem, dass wir heute die deutlich bessere Mannschaft waren über 90 Minuten.”

Bellinghams Wiedersehen mit den alten Kollegen

Schlussendlich war der Sieg Reals verdient, wenngleich die Tore spät fielen. Nun wollen die Königlichen zum 15. Mal die Champions League gewinnen. Im Endspiel sind die Spanier gegen den Überraschungs-Finalisten Dortmund der Favorit. “Die Favoritenrolle nehmen wir an, da haben wir auch kein Problem mit. Ich bin davon überzeugt, dass wir dieser Rolle auch gerecht werden”, machte Kroos deutlich. “Ein Champions-League-Finale hat Dortmund noch nicht so oft gespielt. Das ist ein anderes Ambiente, es ist in Wembley, da machen auch ein paar andere Gefühle was mit dir. Ich hoffe, dass das mit uns ein bisschen weniger macht und wir den Vorteil der Erfahrung einbringen können.”

Eine Kampfansage in Richtung Dortmund wollte Kroos nicht machen. Ebensowenig wie Jude Bellingham, der nach seinem Sommerwechsel vom BVB nach Madrid seine alte Kollegen auf der ganz großen Bühne wieder trifft. “Ich kann es nicht glauben, mein erstes Finale, in England, und gegen Dortmund. Glückwunsch an Dortmund, sie haben es absolut verdient, im Finale zu stehen”, so der Engländer.

Das Endspiel findet am 1. Juni um 21 Uhr statt. Bis dahin haben beide Mannschaft noch genug Zeit, sich darauf vorzubereiten. Für beide Teams geht es in der Liga um nicht mehr viel. Real ist bereits spanischer Meister und der BVB hat die Champions-League-Qualifikation schon eingetütet.