Nationalkeeperin Berger wechselt von Chelsea in die USA

Ann-Katrin Berger verlässt nach über fünf Jahren den FC Chelsea und wagt wie zuvor Nationalelf-Kollegin Felicitas Rauch den Weg in die boomende US-Liga, wo sie zukünftig für den NJ/NY Gotham FC aufläuft.

Zuletzt bei Chelsea und dem DFB die Nummer zwei: Ann-Katrin Berger.

Zuletzt bei Chelsea und dem DFB die Nummer zwei: Ann-Katrin Berger.

IMAGO/Eibner

Felicitas Rauch (North Carolina Courage) hat es vorgemacht, Maximiliane Rall (Chicago Red Stars) und Marie Müller (Portland Thorns FC) folgten. Und die Anziehungskraft der finanzstarken US-amerikanischen National Women’s Soccer League, kurz NWSL, auf deutsche Spielerinnen hält an.

Am Freitagabend verkündete der Klub NJ/NY Gotham FC aus New Jersey die Verpflichtung von Ann-Katrin Berger. Die 33 Jahre alte deutsche Torhüterin wechselt mit sofortiger Wirkung vom FC Chelsea in die USA. Wie der Verein aus dem Großraum New York mitteilte, werde für Berger eine nicht genannte Ablösesumme fällig.

“Ich freue mich unglaublich, in dieser Saison zu Gotham FC zu wechseln”, wird Berger in einer Vereinsmitteilung zitiert. “Die NWSL ist derzeit eine der Top-Ligen der Welt und ich freue mich sehr, an diesem Wettbewerb teilzunehmen und ein Teil dieser Liga zu sein.” Juan Carlos Amoros, Cheftrainer von Gotham FC, freut sich derweil über eine “sehr starke und erfahrene Torhüterin”, die bereits “internationale Erfahrung”  gesammelt und “auf höchstem Niveau konstant wirklich gute Leistungen gezeigt” habe.

Seit Januar 2019 war Berger für die Blues aufgelaufen, hinter Hannah Hampton blieb ihr zuletzt aber nur die Rolle der Nummer zwei. Zudem steht noch die schwedische Nationalkeeperin Zecira Musovic im Chelsea-Kader.

Viermal gewann Berger mit den Londonerinnen die englische Meisterschaft, in diesem Jahr ist eine Wiederholung ungewisser denn je. Im Champions-League-Halbfinale treffen die Engländerin am 20. und 27. April auf den Topfavoriten FC Barcelona.

Zuletzt sorgte Trainerin Emma Hayes, die im Sommer die US-amerikanische Nationalmannschaft übernimmt, mit der Aussage für Aufsehen, dass Liebesbeziehungen zwischen Spielerinnen “unangemessen” seien.

Berger ist mit ihrer nun ehemaligen Teamkollegin Jess Carter liiert. Dem Vernehmen nach soll die Stimmung im Klub nicht erst seit Hayes’ Bemerkung angespannt sein.

In der Nationalelf durfte sicher Berger zuletzt gegen Island bewähren (kicker-Note 3). Für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris besitzt sie gute Karten, hinter Merle Frohms dürfte sie als Nummer zwei mitfahren.

18 Kaderplätze: Wie stehen die Olympia-Chancen der Nationalspielerinnen?

Weil Bundestrainer Horst Hrubesch statt der gewohnten 22 Spielerinnen nur deren 18 für die Olympischen Spiele nominieren darf, deuten sich knifflige Entscheidungen an. Wer gute Aussichten hat – und wer nicht.

Zwischen unverzichtbar und Wackelkandidatin: Laura Freigang, Giulia Gwinn, Vivien Endemann und Lina Magull (v. li.) hoffen auf ein Olympia-Ticket.

Zwischen unverzichtbar und Wackelkandidatin: Laura Freigang, Giulia Gwinn, Vivien Endemann und Lina Magull (v. li.) hoffen auf ein Olympia-Ticket.

imago images

Tor

Merle Frohms ist als Nummer eins gesetzt. Dass Ann-Katrin Berger nun gegen Island eine Bewährungschance bekam, deutet klar darauf hin, dass die 33-Jährige als Ersatzkeeperin mitfährt. Bei nur 18 Spielerinnen verzichtet Horst Hrubesch auf eine dritte Keeperin. Stina Johannes von Eintracht Frankfurt dürfte auf Abruf warten. Ob die vier Reservistinnen mit nach Frankreich reisen, steht noch nicht fest.

Abwehr

Die Stammformation aus Giulia Gwinn, Kathrin Hendrich, Marina Hegering und Sarai Linder muss sich keine Sorgen machen. Bei Hegering könnte höchstens mal wieder eine Verletzung einen Strich durch die Rechnung machen. Debütantin Bibiane Schulze Solano hat in den jüngsten beiden Spielen gepunktet, ist zudem Linksfuß.

Damit dürfte sie der zuletzt fehlerhaften Teamplayerin Sara Doorsoun vorerst den Rang abgelaufen haben, die Frankfurterin könnte auf Abruf warten. Sophia Kleinherne wurde hingegen zuletzt nicht einmal für den 22er-Kader nominiert.

Den sechsten Abwehrplatz machen wohl die leicht favorisierte US-Legionärin Felicitas Rauch und Pia-Sophie Wolter unter sich aus. Beide haben den Nachteil, dass sie weitgehend auf eine Position festgelegt sind und Hrubeschs Wunsch nach Flexibilität nicht erfüllen.

Mittelfeld

In der Zentrale hat Hrubesch vier Optionen mit verschiedenen Stärken, alle sollten ihr Olympia-Ticket weitgehend sicher haben: Lena Oberdorf als Zweikampf-Ass, die eher filigrane Sjoeke Nüsken, die wendige Elisa Senß sowie Sara Däbritz als erfahrene Strategin.

Das DFB-Team bei Olympia

Vier weitere Tickets liefert das offensive Mittelfeld, zwei davon sind an Klara Bühl und Jule Brand ziemlich sicher vergeben. Sydney Lohmann und Senkrechtstarterin Vivien Endemann dürfen auf die anderen beiden Plätze hoffen. Auch die inzwischen in Italien aktive Lina Magull und die etwas ins Hintertreffen geratene Linda Dallmann sind je nach ihren Leistungen im kommenden Endspurt noch im Rennen.

Angriff

Lea Schüller und Alexandra Popp sind mit ihrer Qualität unverzichtbar. Dahinter drängt sich allerdings keine so recht auf: Laura Freigang kommt im DFB-Trikot einfach nicht in den gleichen Flow wie in Frankfurt, nach einer guten Halbzeit gegen Österreich fiel sie nun verletzt aus. Auch Nicole Anyomi trat in den vergangenen Wochen ziemlich wechselhaft auf. Fürs Finalturnier der Nations League wurde sie nicht einmal nominiert, nun gegen Österreich und Island saß sie über 180 Minuten draußen.

Die Hoffenheimerin Melissa Kössler besitzt nur Außenseiterchancen. Tendenz: Hrubesch nimmt nur zwei echte Stürmerinnen mit, zumal Lohmann teils ebenfalls als zweite Spitze eingesetzt wurde. Freigang könnte auf Abruf warten.

Champions-League-Viertelfinale ohne deutsche Beteiligung? Keineswegs

Wenn am Dienstag und Mittwoch die Viertelfinal-Hinspiele der Women’s Champions League über die Bühne gehen, ist kein deutsches Team involviert. Doch hat jede Partie eine leichte deutsche Färbung – eine sogar ganz besonders.

Deutsches Duo im Mittelfeld des FC Chelsea: Sjoeke Nüsken (li.) und Melanie Leupolz.

Deutsches Duo im Mittelfeld des FC Chelsea: Sjoeke Nüsken (li.) und Melanie Leupolz.

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Als Stürmerin war sie nun wirklich nicht bekannt. Im zentralen Mittelfeld war Sjoeke Nüsken schon aufgelaufen, in der Innenverteidigung, klar. Aber als die 23-Jährige am Freitagabend im Topspiel der Women’s Super League die Arsenal-Verteidigung gemeinsam mit Lauren James in vorderster Reihe anlief, wunderte sich so mancher Beobachter.

In eigenem Ballbesitz besetzte die deutsche Nationalspielerin eher die Zehner-Rolle des FC Chelsea, der Schachzug von Blues-Trainerin Emma Hayes ging auf: Mit einem Doppelpack und einer Vorlage war Nüsken die entscheidende Frau beim 3:1-Sieg.

Das junge Ajax-Team ist nicht zu unterschätzen

Sechs Ligatore aus 15 Spielen hat die frühere Frankfurterin nun auf dem Konto. Auch im Champions-League-Viertelfinale wird neben Top-Scorerin James viel auf sie ankommen. Am Dienstagabend (18.45 Uhr, LIVE!) gastieren die Londonerinnen bei Ajax Amsterdam. Zweifellos favorisiert – doch die Niederländerinnen mit dem jüngsten Team des Wettbewerbs sind keinesfalls zu unterschätzen.

UWCL, Viertelfinale, Hinspiele

Dem FC Bayern gelang es in zwei Spielen der Gruppenphase nicht, Ajax zu schlagen (ein Remis, eine Niederlage), folgerichtig schieden die Münchnerinnen aus.

Auch für den anderen Bundesligisten Eintracht Frankfurt war bekanntlich vor dem Viertelfinale Schluss. Trotzdem kommt die Runde der letzten acht insgesamt mit reichlich deutscher Beteiligung daher. Neben Nüsken bringt Chelsea zudem mit Melanie Leupolz und Ann-Katrin Berger eine zurückgetretene und eine aktive DFB-Nationalspielerin mit.

In Norwegen spielt eine deutsche U-20-Nationalspielerin

Bei Benfica Lissabon wiederum hütet die frühere Bremerin Lena Pauels das Tor, im zentralen Mittelfeld ist Anna Gasper gesetzt und verpasste wie Pauels keine Minute der Gruppenphase. Auf der Gegenseite des Duells mit dem Starensemble von Olympique Lyon (Dienstag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) finden sich gar drei Deutsche: Sara Däbritz, am Wochenende in der Liga per Doppelpack auffällig, Dzsenifer Marozsan und Ersatztorhüterin Laura Benkarth.

Und auch der SK Brann Bergen hat eine Deutsche im Kader: U-20-Nationalspielerin Sara Ritter, die 2021 aus dem Saarland nach Norwegen wechselte. Nun trifft sie am Mittwoch (21 Uhr) auf den großen FC Barcelona, das wohl beste Team der Welt. Auch die Blaugrana hatten offenbar Interesse an der Verpflichtung einer deutschen Spielerin für den Sommer, doch Jule Brand ließ ihre Ausstiegsklausel in Wolfsburg ungenutzt.

Bei der Partie zwischen Häcken und Paris St. Germain (Mittwoch, 18.45 Uhr) sind zudem drei weitere Deutsche im Einsatz, wenn auch nicht auf dem Spielfeld: Riem Hussein als Vierte Offizielle, Sascha Stegemann als VAR und Katrin Rafalski als VAR-Assistentin.