Der BVB kann der Bundesliga sechsten Champions-League-Platz bescheren

Borussia Dortmund hat sich vor einer Woche für die neue und in frischem Modus ausgetragene Champions-League-Saison qualifiziert. Durch den Finaleinzug gegen Paris (zweimal 1:0) hat der BVB nun nicht nur die Chance, erstmals seit 1997 (3:1 gegen Juventus) den Titel zu holen – sondern zugleich auch Frankfurt in die Königsklasse verhelfen.

Mats Hummels & Co.: Der BVB träumt vom CL-Titel - von dem auch Eintracht Frankfurt profitieren könnte.

Mats Hummels & Co.: Der BVB träumt vom CL-Titel – von dem auch Eintracht Frankfurt profitieren könnte.

DeFodi Images via Getty Images

Dass Borussia Dortmund durch das Halbfinal-Weiterkommen gegen Paris Saint-Germain (1:0 im Hinspiel, 1:0 im Rückspiel) im Champions-League-Finale 2014 steht, ist auch für die Bundesliga eine gute Nachricht. Es erhöht die Chance, dass 2024/25 sechs (!) deutsche Klubs in der Königsklasse vertreten sind – das wäre ein Novum fürs Oberhaus.

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Wie können sich deutsche Klubs generell für die Champions League qualifizieren?

Über die Liga: Grundsätzlich sind die Mannschaften auf den ersten vier Plätzen der Bundesliga-Abschlusstabelle in der Champions League dabei.

Über die “European Performance Spots”: Im Zuge der großen Champions-League-Reform, die zur neuen Saison erstmals greift, belohnt die UEFA ab sofort die beiden Verbände, die in der vorangegangenen Spielzeit im Europapokal am besten abgeschnitten haben, mit jeweils einem weiteren Champions-League-Ticket. Die Bundesliga liegt in diesem Ranking längst sicher auf dem zweiten Platz hinter dem führenden Land Italien. Das 1:0 des BVB im Halbfinal-Hinspiel gegen Paris hatte das fünfte CL-Ticket für die Bundesliga gelöst.

Über einen Triumph in Champions und Europa League: Champions- und Europa-League-Titelverteidiger erhalten einen automatischen Platz in der Königsklasse. Sind sie dabei noch nicht über die Bundesliga qualifiziert, erhält diese jeweils einen Champions-League-Platz mehr. Sind sie bereits über die Liga qualifiziert, geht der zusätzliche Platz jeweils nicht an die Liga, sondern an ein Team aus der Champions-League-Qualifikation.

Wann erhält die Bundesliga sechs Tickets für die Champions League 2024/25?

Gewinnt der BVB nun die Champions League, wird in der Liga aber nur Fünfter oder schlechter (momentan liegen die Schwarz-Gelben mit 60 Zählern auf ebenjenem Rang fünf mit drei Punkten hinter RB Leipzig), und gehört die Bundesliga am Saisonende zu den beiden Top-Verbänden im Europapokal (bereits gesichert), sind sechs deutsche Klubs 2024/25 in der Champions League dabei. Und zwar die ersten vier der Tabelle, der BVB als Titelverteidiger und der bestplatzierte Bundesligist, der noch kein Champions-League-Ticket hat. Wird der BVB also Fünfter, wäre das der Sechste, wird der BVB Sechster oder schlechter, der Fünfte.

Nach aktueller Tabellenlage würde Eintracht Frankfurt profitieren.

Das gleiche Szenario ergäbe sich, wenn der FC Bayern die Champions League gewinnt, aber maximal Fünfter wird. Das ist aber nicht mehr möglich, da der deutsche Rekordmeister zwei Spieltage vor Saisonschluss mit 69 Punkten momentaner Zweiter ist und nur noch Vierter werden könnte. Heißt im Umkehrschluss: Frankfurt muss nun im Champions-League-Endspiel – ausgetragen im Londonder Wembley Stadium am 1. Juni – den Dortmundern beim Duell mit Bayern München oder Real Madrid (Hinspiel 2:2) die Daumen drücken und natürlich selbst den aktuellen Bundesliga-Rang fünf vor Verfolger SC Freiburg (vier Zähler Rückstand) verteidigen.

Kuriosum: Muss die Eintracht absichtlich verlieren?

Doch Achtung: Zugleich müssen die Frankfurter darauf hoffen, dass im Falle eines BVB-Triumphs in London die Dortmunder nicht zuvor Vierter in der Bundesliga sind. Dann würde es nichts mit dem Extraticket für Deutschlands Klub auf Rang sechs werden. Und genau dabei wird es kurios, denn am 34. Bundesliga-Spieltag duelliert sich die Eintracht mit RB Leipzig, der BVB hat zugleich Absteiger Darmstadt zu Besuch. Dabei könnte den Hessen letztlich eine Niederlage zum CL-Ticket verhelfen, weil dadurch RB den BVB distanziert. Mehr dazu hier.

Bayer 04 Leverkusen kann zwar noch die Europa League gewinnen, ist aber als neuer und erstmaliger Deutscher Meister bereits anderweitig für die Königsklasse qualifiziert und kann der Bundesliga somit nicht noch einen weiteren CL-Platz bescheren.

Wie viele Klubs können sich aus einem Land maximal für die Champions League qualifizieren?

Wie die UEFA dem kicker bestätigt hat, liegt die theoretische Höchstzahl seit dieser Saison bei sieben Vereinen, die sich für eine neue Spielzeit der Champions League qualifizieren können. Das kann eine Liga, die vier fixe Champions-League-Starter stellt, schaffen, wenn sie einen “European Performance Spot” erobert (wie in diesem Jahr sowohl Italien als auch Deutschland), zusätzlich den Champions- und zugleich den Europa-League-Sieger stellt und diese noch nicht (!) über die Liga qualifiziert sind.

Terzic über Sancho: “Dann ist es die Kunst, dass die Mannschaft es akzeptiert”

Im Winter ist Jadon Sancho von Manchester United zu Borussia Dortmund “geflüchtet”. BVB-Coach Edin Terzic weiß offenbar mit dem 24-Jährigen umzugehen und gab vor dem Halbfinale bei Paris St. Germain Einblicke.

“Jadon ist schon ein spezieller Typ”: Edin Terzic über  Sancho.

IMAGO/Team 2

Natürlich stand Sancho, der am Wochenende geschont wurde, bei PSG in der Startformation der Dortmunder. Im Hinspiel hatte er schon eine starke Leistung gezeigt, was seine positive Entwicklung beim BVB in den letzten Monaten bestätigte . “Er hat es in den letzten Wochen herausragend gut gemacht”, lobte Terzic bei Prime Video den Engländer vor dem Spiel.

In Manchester hatte er sich mit Coach Erik ten Hag überworfen und war im Winter per Leihe zurück zum BVB gewechselt, wo er schon von 2017 bis 2021 gespielt hatte. “Er hat vom ersten Tag im Training viel Freude ausgestrahlt, das hat man immer wieder gespürt”, erzählt Terzic, der nicht verwundert über dessen Leistungssteigerung ist. “Dann ist es nur eine Frage der Zeit, dass er es auch auf dem Platz und in den Stadien zeigt.”

“Jadon ist schon ein spezieller Typ”

Allerdings verriet der BVB-Coach auch, dass seine Offensivkraft kein gewöhnlicher Spieler ist. “Jadon ist schon ein spezieller Typ und erfordert auch die eine oder andere Maßnahme, die nicht ganz so konventionell ist”, erzählte Terzic und fügte an: “Wenn man von Jadon etwas Spezielles auf dem Platz erwarten möchte, muss man ihm auch außerhalb des Platzes etwas Spezielles gewähren.”

Mehr wollte Terzic dann zwar nicht verraten, weiß aber um die Gefahren einer Extrabehandlung einzelner Spieler, denn “dann ist es die Kunst, dass die Mannschaft es auch akzeptiert. Das ist die Herausforderung, die du als Trainer jeden Tag hast, dass du sowohl das Beste aus dem Einzelnen rausholst, aber dabei die Gruppe nicht verlierst. Da sind wir mit Jadon gerade auf einem richtig guten Weg.”

Wie geht es im Sommer weiter?

Doch wie lange wird der Weg noch weitergehen, wenn im Sommer die halbjährige Leihe endet? Der BVB würde ihn gerne behalten, doch was sagt die andere Seite? “Es gab einen Konflikt, lasst uns erst mal die Saison beenden”, wollte ten Hag zuletzt keinen neuen Stand zu dieser Thematik preisgeben. “Dieses Thema ist im Moment nicht wichtig. Wir werden sehen, was im Sommer passiert.” Denn das gilt ja auch für den Coach selbst, der beim FC Bayern nach der Absage von Ralf Rangnick aktuell ein heißer Kandidat ist.

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1:22Der Vertrag von Mats Hummels beim BVB läuft zum Saisonende aus. Der 35-Jährige hat noch immer keine Entscheidung getroffen. Außerdem erklärt der BVB-Verteidiger, was in großen Spielen als Abwehrspieler wichtig ist.

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2:21Noch einen Schritt ist der BVB vom CL-Finale in Wembley entfernt. Um diese Tür endgültig aufzustoßen, erwartet Coach Edin Terzic vollen Einsatz von seinem Team und hofft auf ein Anknüpfen an die starken Auswärtsauftritte in dieser Saison.

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1:47Zum dritten Mal in seiner Geschichte könnte Borussia Dortmund ins Champions-League-Finale einziehen. Vor die Wahl gestellt blickte BVB-Coach Edin Terzic lieber auf das Jahr 1997 zurück, als die Reise mit dem Titel in der Königsklasse gekrönt wurde.

Terzic: “Wenn es nötig ist, rennen wir 20 Kilometer mehr”

Es ist das größte internationale Spiel von Borussia Dortmund seit elf Jahren: Am Dienstagabend tritt der BVB im Halbfinal-Rückspiel der Champions League bei Paris Saint-Germain an – und will die erste Endspiel-Teilnahme seit 2013 unter Dach und Fach bringen. Helfen soll dabei auch eine Prise Genuss.

Für ihn und sein Team steht ein sehr wichtiges Spiel an: Edin Terzic.

Für ihn und sein Team steht ein sehr wichtiges Spiel an: Edin Terzic.

IMAGO/Jan Huebner

Als Borussia Dortmund 2013 im Champions-League-Finale auf den FC Bayern traf, blieb die Krönung nach einer 1:2-Niederlage aus. Der Klub aber, der 1997 schon einmal den europäischen Gipfel erklommen hatte, wollte fortan mehr. Allein: Es dauerte elf Jahre, bis der BVB sich die nächste Chance erspielte, das Endspiel der Königsklasse zu erreichen. Nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel vor heimischen Publikum fehlt dem BVB nur noch ein letzter Schritt im Rückspiel in Paris am Dienstag. Der allerdings wird richtig schwer. Den richtigen Weg dorthin zu finden, wird daher essenziell für die Schwarz-Gelben.

Mats Hummels war bereits 2013 dabei – und dachte damals, so ein Finale künftig regelmäßiger zu erleben. “Doch jetzt ist es erst das dritte Halbfinale für mich in diesem Wettbewerb. Es ist wahrlich nicht selbstverständlich, so weit zu kommen”, sagte der Innenverteidiger, der zwischenzeitlich für den FC Bayern spielte, am Montagabend im Presseraum des Pariser Prinzenparks – und hatte auch ein Rezept mitgebracht, dass dabei helfen soll, das Halbfinale erfolgreich zu beenden: “Wir sollten es genießen. Denn wir müssen uns bewusst sein, wie schön es ist, auf diesem Niveau und auf dieser Bühne spielen zu dürfen.”

“Das ist ihre Mission – und unser Traum”

Der Druck am Dienstagabend wird groß sein. Denn die favorisierten Pariser werden nach der 0:1-Niederlage in Dortmund gewillt sein, den Rückstand schnell zu egalisieren. Dortmund dagegen wird leiden müssen. Der Gedanke vom erfahrenen Hummels, dieser aufreibenden Gemengelage eine Prise Genuss beizumischen, scheint da nicht der Schlechteste zu sein. Sein Trainer Edin Terzic hatte jedenfalls eine ähnliche Botschaft mitgebracht, auch wenn der 41-Jährige sie etwas anders verpackte. “Da Projekt PSG ist seit Jahren aufgebaut worden, um Titel zu gewinnen. Ihr großes Ziel war dabei von Anfang an die Champions League. Das ist ihre Mission”, sagte Terzic, der dabei indirekt auch jenen Druck thematisierte, der auf den vom Spanier Luis Enrique trainierten Parisern lastet. Beim BVB dagegen habe man einen “Traum”, den man sich erfüllen wolle. “Dazu müssen wir genauso mutig und widerstandsfähig auftreten wie im Hinspiel. Mit genauso viel Respekt. Aber auch mit der Freude, etwas Großes erreichen zu können.”

Dass PSG unter anderem mit den Topstars Kylian Mbappé, Ousmane Dembélé und Achraf Hakimi attackieren wird und dass der BVB diesmal anders als im Hinspiel im heimischen Stadion lediglich von knapp 2000 Fans unterstützt wird – all das soll die Dortmunder nicht bremsen. Das eigene Selbstvertrauen ist groß nach den vielen guten Spielen in der Champions League und dem perfekt aufgegangenen Plan im Hinspiel am vergangenen Mittwoch. Personell kann Terzic zudem aus dem Vollen schöpfen, auch der zuletzt angeschlagene Sebastien Haller reiste am Montag mit in die französische Hauptstadt. Die Form der meisten Spieler stimmt in der Crunch Time der Saison – angefangen bei Gregor Kobel über die Innenverteidiger Hummels und Nico Schlotterbeck sowie den Mittelfeldstrategen Marcel Sabitzer bis zu den Tempodribblern Karim Adeyemi und Jadon Sancho sowie dem Stoßstürmer Niclas Füllkrug.

Der BVB fühlt sich bereit für PSG

“Wir haben durch die Spiele bislang in der Champions League so viel Selbstvertrauen sammeln können, dass wir morgen auch sehr selbstbewusst ins Spiel reingehen können”, sagte Terzic, der mit Blick auf die starke Laufleistung im Hinspiel anfügte: “Wenn es nötig ist, dann rennen wir morgen auch 20 Kilometer mehr. Wir sind bereit für alles.”

Diese Bereitschaft bekam im Hinspiel PSG-Superstar Mbappé zu spüren. Nur selten konnte sich der Angreifer deshalb in Szene setzen. Es war ein Schlüssel zum Sieg für den BVB. Wie gut der BVB das Tempo und die Torgefahr des Angreifers kontrollieren kann, dürfte auch am Mittwoch entscheidend sein. “Wenn er wieder Mittelstürmer spielt, dann wird er unsere Hauptaufgabe sein”, sagte Hummels. “Sie zu lösen, geht nur gemeinsam. Das schafft man nur als Mannschaft, in dem man ihn zusammen verteidigt. Idealerweise schon, wenn er den Ball aufnimmt. Da muss man 90 Minuten hellwach sein. Denn wenn er weg ist, dann ist er weg.” Aber: “Drumherum gibt’s auch noch sehr viele gute Mitspieler, auch wenn sie häufig auf ihn fokussiert sind.” Im Hinspiel gelang es dem BVB, die nötige Balance zu halten zwischen der Konzentration auf Mbappé, dem Verteidigen seiner Kollegen und dem Setzen eigener Nadelstiche. Dank des guten eigenen Plans – und einer Prise Glück – stand daher am Ende die Null bei PSG.

“Es wäre schade, würden wir jetzt damit aufhören”

“Doch die Leistung aus dem Hinspiel wird jetzt wahrscheinlich nicht reichen”, warnte Terzic dennoch. “Wir müssen unsere Leistung verbessern.” Dass dies gelingen kann, davon ist er überzeugt. “Wir haben in dieser Saison so viele gute Dinge gemacht. In München. In Newcastle. In Mailand. Es wäre doch schade, würden wir jetzt damit aufhören.”

2013 gelang das Vorhaben in Madrid nach einem 4:1 im Hinspiel, 1997 nach einem 1:0 gegen Manchester United. Doch beide Rückspiele waren extrem eng. Wer eine Warnung braucht, der findet sie also beim Blick in die Historie. Gegen so manche Ähnlichkeit allerdings hätte Terzic dennoch nichts einzuwenden: “Ich hätte gerne die Parallele, dass wir wie 2013 und 1997 ins Finale einziehen – und dort dann die Parallele mit 1997.” Damals gewann der BVB den Henkelpott. Der ist auch diesmal das Ziel. “Dafür”, sagte Terzic kämpferisch, “sind wir hier. Wir wollen uns das Ticket fürs Finale verdienen.”

Matthias Dersch

“Gewinnen wird, wer den größeren Hunger hat”

Leiden und leiden lassen: Borussia Dortmund geht mit einem klaren Plan ins Rückspiel bei Paris Saint-Germain. Sebastian Kehl glaubt, dass dafür auch das 5:1 gegen Augsburg noch wichtig werden könnte.

Will den BVB mit dem Finaleinzug in Europa noch mehr im Fokus sehen: Sebastian Kehl.

Will den BVB mit dem Finaleinzug in Europa noch mehr im Fokus sehen: Sebastian Kehl.

IMAGO/Jan Huebner

Vielleicht waren auch Wembley-T-Shirts im Gepäck, als Borussia Dortmunds Flieger am Montag um 11.30 Uhr in Richtung Paris aufbrach. Bestätigt ist nur, dass “eine Menge Mut, Vorfreude, Optimismus und eine gewisse Anspannung” den BVB-Tross begleiteten, wie Sportdirektor Sebastian Kehl am Flughafen erklärte: “Wir haben letzte Woche eine gute Ausgangssituation geschaffen, um diesen Traum Wembley weiterleben zu lassen.”

Mit einem 1:0 im Rücken gehen die Borussen am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) das Rückspiel im Champions-League-Halbfinale an. Was kommt auf sie im Parc des Princes zu? “Sie werden das Selbstvertrauen haben, dass sie das zuhause regeln”, glaubt Kehl mit Blick auf Kylian Mbappé & Co. “Trotzdem haben sie eine Menge Respekt, den haben wir uns letzte Woche erarbeitet. Mit einer sehr kompakten Leistung morgen – auch immer wieder mit Nadelstichen – werden wir unsere Momente bekommen. Und die müssen wir nutzen.”

Es werde “immer Phasen geben, in denen man die PSG-Offensive nicht ausschalten kann. Es wird auch Momente geben, in denen wir Glück brauchen”, prophezeit er. “Es wird die Mannschaft gewinnen, die den größeren Hunger hat, die in den richtigen Momenten auch bereit ist zu leiden und auch mal Phasen auszuhalten.”

“Wir werden während des Spiels nachjustieren können”

Dabei sei man auf “unterschiedliche Szenarien vorbereitet”, betont Kehl im Wissen, dass ohne die Auswärtstorregel auch eine Verlängerung oder gar ein Elfmeterschießen keine große Überraschung wäre. Was ihn deshalb “positiv stimmt” nach der 5:1-Generalprobe gegen den FC Augsburg, bei der Trainer Edin Terzic zahlreiche Stammkräfte schonte: “Diejenigen, die eine ganze Zeitlang lang nicht gespielt haben, haben sich in eine gute Verfassung gebracht und Selbstvertrauen getankt. Wir werden also auch während des Spiels nachjustieren können.”

Für den Klub wäre der Finaleinzug ein “Riesenschritt” – in jeder Hinsicht: “Wir könnten damit an vielen Themen positiv arbeiten. Das würde uns europaweit noch mehr in den Fokus rücken, es wäre wirtschaftliche eine tolle Sache, und es wäre natürlich auch für unsere BVB-Anhänger ein Riesen-Statement, wieder in Wembley zu sein und diese Geschichte dort vielleicht noch mal neu zu schreiben.”

Erst Abi-Prüfung, dann Flug nach Paris: Wätjens besonderer Dienstag

Kjell Wätjens Name ist nach dem Bundesliga-Debüt am Samstag in aller Munde. Eigentlich hieß es, dass der 18-Jährige wegen seiner Abiturprüfung nicht beim CL-Rückspiel des BVB in Paris dabei sei. Nun gehört er doch zum Kader.

Spannende Tage für Kjell Wätjen: Bundesligadebüt, Abitur, Champions-League-Halbfinale.

Spannende Tage für Kjell Wätjen: Bundesligadebüt, Abitur, Champions-League-Halbfinale.

IMAGO/RHR-Foto

23 Namen umfasst das Aufgebot von Borussia Dortmund für das Halbfinal-Rückspiel in der Champions League bei Paris St. Germain an diesem Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker). Überraschend war dabei aber nur einer: der von Kjell Wätjen.

Der 18-Jährige hatte am Samstag beim 5:1-Sieg über den FC Augsburg in der Bundesliga debütiert, mit einem Assist und der kicker-Note 2 auf ganzer Linie überzeugt. “Leider wird er uns am Dienstag nicht zur Verfügung stehen”, hatte BVB-Coach Edin Terzic noch am Samstag lachend gesagt: “Das hat einen einfachen Grund: Da hat er seine Abiturprüfung.”

Das ist auch für ihn eine tolle Erfahrung.

Sebastian Kehl

Diese Pläne haben sich nun aber geändert. Wie die Schwarz-Gelben am Montag bekanntgaben, werde Wätjen am Dienstag nach seiner Prüfung nach Paris nachreisen.

“Er hat eine tolle Geschichte geschrieben, ein tolles Spiel gemacht”, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl vor dem Abflug der restlichen Mannschaft am Montagmorgen. “Er ist im Abistress, die Klausur steht morgen an. Aber wir werden ihn danach nach Paris bringen und er wird morgen dabei sein können. Er wird im Kader sein.”

Spannende Tage also für den Teenager, der in der U-19-Bundesliga absoluter Leistungsträger ist. “Das ist auch für ihn eine tolle Erfahrung”, ergänzte Kehl: “Die hat er sich mehr als verdient.” Auch alle verletzten Spieler würden derweil vor Ort sein, bestätigte der Sportdirektor: “Ja, auch die Jungs werden mit dazukommen. Alle werden unterstützen.”

ManUnited “nah dran” an Sancho

Borussia Dortmund will Jadon Sancho über die Saison hinaus halten. Aber was will Manchester United? Erik ten Hag hat den Leihspieler jedenfalls fest im Blick.

Wie lange noch in Schwarz-Gelb? Jadon Sancho.

Wie lange noch in Schwarz-Gelb? Jadon Sancho.

IMAGO/NurPhoto

Falls am Samstagnachmittag Abgesandte von Manchester United im Signal-Iduna-Park anwesend gewesen sein sollten, erlebten sie zwar, wie Marco Reus noch einmal groß aufspielte im BVB-Trikot, wären aber ansonsten umsonst gekommen: Jadon Sancho wurde vor dem Rückspiel im Champions-League-Halbfinale bei Paris Saint-Germain am Dienstagabend (21 Uhr) 90 Minuten lang geschont und war damit Zuschauer beim Dortmunder 5:1-Sieg gegen den FC Augsburg.

In jedem Fall haben die Red Devils Sancho fest im Blick. Man sei “nah dran an diesem Prozess”, berichtete Trainer Erik ten Hag vor ManUniteds Premier-League-Gastspiel bei Crystal Palace an diesem Montag (21 Uhr, beide LIVE! bei kicker): “Wir besuchen Spiele – ich würde sagen, nicht alle, aber wir haben schon mehr gesehen, in denen Jadon eine gute Leistung gezeigt hat.” Darunter war auch das Hinspiel gegen PSG (1:0, kicker-Note 2,5).

Außerdem habe man den 24-jährigen Flügelstürmer auch schon persönlich in Deutschland besucht und mit ihm gesprochen, verriet ten Hag, der englischen Medienberichten zufolge aber selbst nicht dabei war. “Wir werden auch weiterhin ständig in Kontakt bleiben.” Schließlich ist Sancho beim englischen Rekordmeister noch bis 2026 vertraglich gebunden.

Kehl: “Vielleicht wird er auch zu Manchester zurückkehren”

Doch wie geht es im Sommer weiter, wenn seine halbjährige Leihe zum BVB ausläuft? Bei ManUnited war Sancho aufs Abstellgleis geraten, nachdem ihn ten Hag aus Leistungsgründen aus dem Spieltagskader gestrichen, Sancho ihn daraufhin indirekt der Lüge bezichtigt und eisern eine Entschuldigung verweigert hatte. “Es gab einen Konflikt, lasst uns erst mal die Saison beenden”, wollte ten Hag keinen neuen Stand zu dieser Thematik preisgeben. “Dieses Thema ist im Moment nicht wichtig. Wir werden sehen, was im Sommer passiert.”

Der BVB will Sancho gerne halten, weiß aber, dass das allein nicht reicht. “Wir werden natürlich alles versuchen”, kündigte Sportdirektor Sebastian Kehl in der Welt an. “Vielleicht haben die (ManUnited-Verantwortlichen, Anm. d. Red.) auch eigene Ideen oder wollen ihn gewinnbringend verkaufen. Vielleicht wird er auch zu Manchester zurückkehren.” Zumal noch nicht endgültig klar zu sein scheint, ob ten Hag denn auch in der neuen Saison noch United betreut.

Mit “Emotionen, Euphorie und Energie” nach Paris

Der dritte Einzug ins Endspiel der Champions League geht für Borussia Dortmund über Paris. Bei PSG geht es um Selbstbewusstsein, Leidensfähigkeit und Entlastung, glauben Nico Schlotterbeck und Niclas Füllkrug.

Die Dortmunder feiern nach dem Sieg gegen Augsburg vor der gelben Wand.

Die Dortmunder feiern nach dem Sieg gegen Augsburg vor der gelben Wand.

IMAGO/osnapix

Was als Sandwich-Spiel zwischen zwei Höhepunkten der Vereinshistorie begann, lieferte am Ende aus Dortmunder Sicht viele schöne Geschichten: Der emotional-gelungene Anfang von Marco Reus‘ kurzer Abschiedstour, das überraschende Debüt des 18 Jahre alten Eigengewächses Kjell Wätjen, das Startelf-Comeback von Pechvogel Mateu Morey nach 1112 Tagen oder die starken Leistungen der zuletzt etwas weniger beachteten Youssoufa Moukoko und Felix Nmecha. Und doch ging es nach Spielschluss der Partie gegen den FC Augsburg schnell wieder um Paris.

Dort will sich der BVB am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) den dritten Champions-League-Finaleinzug sichern, den ersten seit 2013 als das Team im Londoner Wembley gegen den FC Bayern unterlag. Es könnte sich ein Kreis schließen, denn auch elf Jahre später ist die britische Hauptstadt das Ziel des langen Weges und aller Dortmunder Träume – und ein deutsches Endspiel erneut möglich.

Davor stehen allerdings mindestens 90 Minuten im Prinzenpark, in denen die Schwarz-Gelben wohl “maximale Leidensfähigkeit” beweisen werden müssen, wie Niclas Füllkrug weiß. Die auch nach dem Dortmunder Sieg im Hinspiel immer noch favorisierten Franzosen werden mehr von der Wucht entfalten wollen, die sie am vergangenen Mittwoch nur 15 Minuten lang nach der Pause auf den Platz brachten – und die auch durch Spielpech nicht in einem Auswärtstreffer endete.

“Es wird wahrscheinlich mehr kommen als hier im Heimspiel”, vermutet Nico Schlotterbeck: “Sie werden wahrscheinlich früher draufgehen, sie werden mehr pressen. Sie werden auch mal Ballbesitz haben, wo wir ein bisschen leiden müssen. Aber das müssen wir überstehen.” Wie sein Kollege Füllkrug stellt sich der formstarke Innenverteidiger darauf ein: “Sie werden auch mal Ballbesitz haben, wo wir ein bisschen leiden müssen. Aber das müssen wir überstehen.”

Anders als beim ersten Aufeinandertreffen der laufenden Spielzeit in der Königsklasse im vergangenen Herbst benötigt der BVB am Dienstag dafür auch Entlastung, mal eigene Ballbesitzphasen, um den Druck der Ausnahmekünstler um Kylian Mbappé nicht zu groß werden zu lassen. “Wenn du den Ball hast, kannst du kein Gegentor bekommen”, philosophiert Füllkrug, der als Stoßstürmer gefragt sein wird, Bälle zu halten. Das gelang bei der 0:2-Niederlage im September nicht, damals hing die schnelle Doppelspitze aus Karim Adeyemi und Donyell Malen komplett in der Luft.

“Mehr Selbstvertrauen brauchten wir gar nicht mehr”

Doch die Vorzeichen sind andere, die starke Champions-League-Saison danach hat dem BVB eine breite Brust gegeben, schon vor dem Sieg gegen den FCA. “Mehr Selbstvertrauen brauchten wir gar nicht mehr. Wir haben am Mittwoch ein gutes Spiel gezeigt, und bewiesen, dass wir Paris schlagen können, wenn wir die richtigen Tugenden auf den Platz bringen. Und wenn wir nicht so ängstlich auftreten wie in der Gruppenphase in Paris, dann haben wir auch am Dienstag eine Chance weiterzukommen.” Extra-Motivation sei bei so einer Partie ohne “nullkommanull notwendig”, findet Füllkrug.

Und so kann aus einem vermeintlichen Nachteil vielleicht sogar ein Pluspunkt werden. Dass Gegner Paris St. Germain sein Wochenende nach der Verlegung der Liga-Partie gegen OGC Nizza schon zur Vorbereitung auf das Halbfinal-Rückspiel nutzen konnte, war nach der umfassenden Rotation der Dortmunder gegen den FC Augsburg aus Sicht der Fitness kein Thema. Im Gegenteil, der hungrige Auftritt am Samstag könnte nach Wunsch von Sportdirektor Sebastian Kehl sogar helfen: “Sie haben das Wochenende genutzt, um zu trainieren. Wir haben das Wochenende genutzt, um eine Menge Emotionen, Euphorie und Energie zu sammeln.” Und die werden in Paris nötig sein.

Patrick Kleinmann