Gewinnt Kroos nach dem CL- auch den EM-Titel?

Toni Kroos steht mal wieder auf dem Olymp des europäischen Fußballs. In seinem letzten Spiel für Real Madrid gewann der deutsche Mittelfeld-Regisseur zum sechsten Mal die Champions League. Und bei der EM?

Zufriedenes Lächeln: Toni Kroos nach dem nächsten gewonnenen Champions-League-Finale.

Zufriedenes Lächeln: Toni Kroos nach dem nächsten gewonnenen Champions-League-Finale.

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Die Erfolge von Toni Kroos suchen ihresgleichen. Der deutsche Mittelfeld-Regisseur, der im Sommer seine große Karriere beenden wird, gewann mit Real Madrid am Samstagabend in Wembley seinen sechsten Henkelpott.

Sein letztes Spiel für die Königlichen konnte Kroos noch einmal in vollen Zügen genießen, bei seiner Auswechslung brach es aus dem sonst so besonnen Nationalspieler heraus. Doch folgt die Krönung seiner Karriere im Sommer? Die EM im eigenen Land steht an.

Was glauben Sie: Gewinnt Kroos nun auch den EM-Titel mit Deutschland?

Vielen Dank für Ihre Teilnahme!

Seine Kunst wird fehlen

Toni Kroos hat in seinem letzten Match als Vereinsspieler und Profi von Real Madrid den Henkelpott gewonnen. Er tritt auf dem Höhepunkt seiner Karriere ab. Groß ist aber nicht nur der Zeitpunkt, sondern auch die Art und Weise. Eine Würdigung von kicker-Reporter Jörg Wolfrum.

Auf Schultern getragen: Toni Kroos erlebte am Samstag einen traumhaften Abschied.

Auf Schultern getragen: Toni Kroos erlebte am Samstag einen traumhaften Abschied.

IMAGO/PA Images

Schon vor Jahren konnte er es selbst fast nicht glauben. Nach dem ersten Titel in der Königsklasse mit Real Madrid folgte der zweite, dann gar der dritte. Toni Kroos zählte selbst mit und vor, staunend einerseits. Er schob dann aber gleich nach, wieviel harte Arbeit dahintersteht, trotz aller Klasse.

Was er nicht sagte: nicht zuletzt seiner Klasse. Steckpässe und Diagonalpässe und Chips und, und, und … 2022 kam dann noch der vierte Titel. Der vierte mit Real. Der erste, 2013 mit Bayern München, war zu all dem nur das Fundament, von Bayern war er 2014 gekommen. Um zu bleiben. Weltmeister war er schon damals.

Nun verlässt er als Weltstar Real Madrid. Mit dem sechsten Titel in der Champions League: Um 21.45 Uhr Ortszeit Wembley ging er vom Platz, um 21.57 Uhr war Schluss, um 22 Uhr stand er in der Kurve bei den Fans, um 22.17 Uhr hatte er den Henkelpott.

Gekrönt im größten Klub der Welt

Anerkannt über Vereins- und Ländergrenzen hinweg als einer der besten Mittelfeldspieler, die es gab. “Er ist einer der größten Fußballer aller Zeiten”, sagt sein Trainer Carlo Ancelotti. Was die Anzahl der Titel anbelangt, ist er das ohnehin. Nicht auszudenken, die neuerdings wieder von Kroos gelenkte Nationalelf würde auch noch den EM-Titel holen.

Doch längst ist Kroos‘ Karriere so groß wie nur denkbar. Gekrönt im größten Klub der Welt, man darf das betonen. Kroos selbst hat einst gestaunt, wieviel größer und anfangs auch ehrfurchtseinflößender es bei den Madrilenen ist im Vergleich zum FC Bayern. Dennoch hat er es geschafft, in diesem Weltklub den Takt vorzugeben – im Verbund mit anderen, klar, aber immer wieder auch er ganz entscheidend.

Sein Vermächtnis ist auch die Art seines Abgangs

465 Pflichtspiele machte er für die Königlichen in einer Dekade. Viele Deutsche haben bei Real Spuren hinterlassen, beginnend mit Günter Netzer sowie Paul Breitner in den 70ern und dem Kollegen Antonio Rüdiger aktuell. Wie riesig Kroos’ Vorsprung auf seine Landsleute ist, zeigt auch, dass Uli Stielike mit 308 Pflichtspielen der Deutsche mit den zweimeisten Auftritten für die Madrilenen ist. Von den Titeln ganz zu schweigen. 23 sind es für Kroos mit dem Sieg nun in Wembley.

Sein Vermächtnis geht aber über die Anzahl der Titel hinaus. Sein Vermächtnis ist auch die Art seines Abgangs: Auf dem Höhepunkt seiner Kunst (nach der anstehenden EM) – statt zu tingeln wie so viele andere. Kroos gibt daher auch beim Kehraus den Rhythmus vor, so wie er ein Jahrzehnt lang für Real spielte: still und leise meist – und daher mitunter verkannt.

Boshafte unkten “Querpass-Toni” oder “Dieseltraktor”. Dabei war es doch meist effektiv statt schillernd, was Kroos tat. Auch in Wembley: Nach diversen fehlerhaften Aktionen vor der Pause fand er nach dem Wechsel zu gewohnter Präzision – inklusive Assist per Ecke zum vorentscheidenden 1:0 durch Carvajal.

In den letzten Jahren sah man ihn immer öfter als Kämpfer im Mittelfeld

Jahr für Jahr fand er Lösungen, nicht selten entscheidende. Einmal, in einem Clasico, kam sein Chip mit Ansage und Winken auf Kollege Vinicius Junior – und konnte von Barca doch nicht unterbunden werden. Die Folge: Tor für Real.

Die Brillanz des Regisseurs ließ oft auch Kollegen wie den selbst außergewöhnlichen Luka Modric erblassen, der ihm zum Karriereende nachschickt: “Es wird nie wieder einen wie Toni Kroos geben.”

Keiner spielte seit 2014 öfter für die Königlichen, keiner eröffnete Real mehr Chancen, keiner gab mehr Assists. Und in den letzten Jahren im Bernabeu sah man ihn auch immer öfter als Kämpfer im Mittelfeld. Es ist eine königliche Bilanz.

“Wo ist dieser Kroos?”, fragte Menotti

Der unlängst verstorbene große Cesar Luis Menotti war schon von dem Junior Kroos angetan gewesen, auf den er bei der U-17-WM 2007 in Südkorea aufmerksam geworden war. Fünf Tore hatte der Youngster damals auf dem Weg zu Platz 3 erzielt, Menotti aber war beeindruckt von dessen Übersicht. “Wo ist dieser Kroos?”, fragte der Argentinier daher zwei Jahre später in München auf der Tribüne und war enttäuscht, als er erfuhr, dass der Gestalter just an Leverkusen ausgeliehen worden war.

Real-Trainer Ancelotti hat seinen nun Ex-Regisseur dieser Tage oft und in unterschiedlicher Prägung gelobt, unter anderem mit dem “Eier-Spruch“. Aber erhellender war eine andere Aussage: “Toni spielt keine schlechten Pässe, er trifft immer die bestmögliche Entscheidung, er verspürt keinen Druck, er steht immer sehr gut. Das Beste an Kroos ist die Positionierung, die Kontrolle, die er ausübt, er steht immer an der richtigen Stelle, wenn er den Ball empfängt. Toni Kroos ist unersetzlich, selbst dann, wenn er nicht spielt.”

Und jetzt spielt er tatsächlich nie mehr für Real Madrid. Fehlen wird dieser große Regisseur aber fortan nicht nur den Königlichen, sondern nach der EM auch der Fußballwelt.

Titel zum Abschied für Kroos: “Hat lange gedauert, bis wir die bessere Mannschaft waren”

Besser kann man nicht abtreten von der Vereinsfußball-Bühne. Toni Kroos verabschiedete sich mit dem Champions-League-Titel. Dennoch war es für Real Madrid ein hartes Stück Arbeit, auch weil Gegner Dortmund stark auftrat.

Toni Kroos durfte sich zum sechsten Mal über den Henkelpott freuen.

Toni Kroos durfte sich zum sechsten Mal über den Henkelpott freuen.

IMAGO/Agencia EFE

Auch nach seinem letzten Pflichtspiel im Trikot von Real Madrid war Toni Kroos gewohnt klar in seiner Analyse. “Es hat lange gedauert, bis wir die bessere Mannschaft waren heute”, sagte der 34-Jährige im ZDF. Genauer gesagt dauerte es im Prinzip bis zum 1:0-Treffer von Dani Carvajal, den Kroos mit einer Ecke perfekt serviert hatte, ehe Real dominant auftrat. Vorher hatte Borussia Dortmund nicht nur stark dagegen gehalten, sondern gerade auch in der ersten Hälfte die besseren Chancen.

Dass die Blancos nach 45 Minuten mit einem 0:0 in die Pause durften, bezeichnete Kroos als “das Entscheidende”, denn auch er hatte erkannt, ein Gegentor “wäre mehr als möglich gewesen”. Dem BVB bescheinigte der Mittelfeldspieler eine “sehr gute erste Hälfte”, ganz anders als dem eigenen Team: “Die erste Halbzeit war nicht gut von uns, wirklich nicht gut.”

BVB bereitet Real Probleme

Allerdings auch, weil Dortmund immer wieder geschickt die Lücken in der Defensive der Königlichen fand – das musste auch Antonio Rüdiger anerkennen: “Es war ein hartes Stück Arbeit. Respekt an Dortmund, sie haben es sehr gut gemacht.” Immer wieder brachen die Schwarz-Gelben durch, spielten es aber nicht immer perfekt aus, trotzdem musste Thibaut Courtois gleich mehrfach eingreifen, einmal half zudem der Pfosten. “Sie haben uns sehr viele Probleme bereitet”, gestand Rüdiger, betonte aber auch: “Wir kriegen immer unsere Chance, daran glauben wir.”

Kurz nach dem Seitenwechsel gelang den Königlichen dann auch der erste richtig gefährliche Torschuss nach einem Freistoß durch Kroos. “Da sind wir besser ins Spiel reingekommen, machen dann das Tor und danach waren wir voll drin”, lobte Kroos die Leistungssteigerung. “Danach waren wir die bessere Mannschaft.” Aber das hat, wie Kroos auch erkannt hatte, eben lange gedauert. Bis in die 74. Minute. Oder wie es Rüdiger ausdrückte: “So sind wir, Real Madrid.” Denn: “Wir glauben immer daran.”

Perfekter Abschied für Kroos – Bellingham fühlt mit Dortmund

Der Glaube in die eigene Stärke wurde belohnt. In der Schlussviertelstunde dominierte Real Madrid, erspielte sich eine Reihe an Chancen und traf zur endgültigen Entscheidung durch Vinicius Junior. Für Kroos, der nun wie seine Mannschaftskollegen Nacho, Luka Modric und Carvajal sechs Erfolge in der  Champions League in seiner Vita stehen hat, der perfekte Abschluss. “Natürlich wollte ich mich mit dem Titel verabschieden, mit diesem Champions-League-Sieg, das bedeutet mir unfassbar viel und Gott sei Dank hat’s geklappt”, schloss Kroos.

Während es für ihn der sechste Titel war, war es für Jude Bellingham der erste. Der Ex-Dortmunder fühlte mit seinem ehemaligen Verein: “Ich werde immer dankbar dafür sein, was der Klub mir gegeben hat. Es ist schade, dass es jetzt dieses direkte Duell geben musste, aber so ist der Fußball eben manchmal.”

Aufatmen in Barcelona: Ermittlungen gegen Präsident Laporta eingestellt

Die nächste gute Nachricht für den FC Barcelona in dieser Woche: Die Ermittlungen gegen Präsident Joan Laporta und diverse andere ehemalige Vorstandsmitglieder im viel diskutierten “Caso Negreira” wurden eingestellt.

Eine Sorge weniger: Barcelonas Präsident Joan Laporta.

Eine Sorge weniger: Barcelonas Präsident Joan Laporta.

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Eine ereignisreiche Woche liegt hinter Joan Laporta. Seinem Besuch des Champions-League-Finals der Frauen, das Barcelona mit 2:0 gegen Olympique Lyon gewann, folgte unter der Woche die Vertragsauflösung mit Coach Xavi sowie die Präsentation von Nachfolger Hansi Flick. Am Freitag aber bekam der 61-Jährige die persönlich wahrscheinlich beste Nachricht der Woche: Die Ermittlungen gegen ihn im “Caso Negreira” wurden eingestellt.

Laporta war in der Affäre um die vor Jahren erfolgten Millionenzahlungen des FC Barcelona an Schiedsrichter-Funktionär Jose Maria Enriquez Negreira belastet worden. Die spanische Justiz hatte Laportas erste Amtszeit als Boss der Katalanen von 2003 bis 2010 ins Visier genommen. Am Freitag aber stellte das Landgericht in Barcelona klar, dass mögliche Straftaten mittlerweile “verjährt” seien.

Der Vorwurf der Bestechung war bereits in der vergangenen Woche fallengelassen worden. Nun folgte ein Freispruch Laportas sowie weiterer damaliger Mitglieder des Barcelona-Vorstands.

Die spanische Justiz ermittelt allerdings weiterhin wegen des Verdachts auf Korruption gegen verschiedene Vorstandsmitglieder Barcelonas – darunter auch Sandro Rosell (Präsident von 2010 bis 2014) sowie Josep Maria Bartomeu (Präsident von 2014 bis 2020) -, die im Zeitraum zwischen 2010 und 2018 bei den Katalanen in der Verantwortung standen.

Die Ermittlungen wurden im März 2023 aufgenommen. Rund 7,3 Millionen Euro sind vom Klub zwischen 2001 und 2018 an Negreira, den einstigen Vizechef des Schiedsrichter-Ausschusses, geflossen. Während die Katalanen weiterhin von “Berater-Honoraren” sprechen, hegen die Ermittler den Verdacht, das geflossene Geld habe zur Begünstigung Barcelonas bei Schiedsrichter-Entscheidungen gedient.

Bringt Flick auch Sorg, Tapalovic und Westermann mit nach Barcelona?

Hansi Flick übernimmt im Sommer den FC Barcelona. Wie vereinsnahe Medien berichten, nimmt auch das Trainerteam hinter dem ehemaligen Bundestrainer Konturen an. Einer der drei Namen überrascht dann doch.

Vertraute Gesichter in Barcelona? Hansi Flick könnte Toni Tapalovic (li.) und Heiko Westermann (re.) mit nach Katalonien bringen.

Vertraute Gesichter in Barcelona? Hansi Flick könnte Toni Tapalovic (li.) und Heiko Westermann (re.) mit nach Katalonien bringen.

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Am Mittwochmittag machte Hansi Flick deutlich, wie sehr er auf die Aufgabe in Barcelona brennt. Der ehemalige Bundestrainer, der in Katalonien mit einem Vertrag bis 2026 ausgestattet wurde, kann es kaum abwarten, beim spanischen Vizemeister ab Sommer loszulegen.

Unter der Woche hatte Barcelona allerdings im Rahmen der Bekanntgabe keine Angaben darüber gemacht, wen Flick mit nach Katalonien bringen wird. Am Freitag kam die vereinsnahe Mundo Deportivo allerdings mit recht konkreten Namen um die Ecke: Dem Bericht zufolge wird Flick bei seinem Abenteuer in La Liga mindestens drei deutsche Trainer dazuholen.

Dass Marcus Sorg, der Flick bereits beim DFB assistierte und mit diesem im September 2023 beurlaubt wurde, sowie Torwarttrainer Toni Tapalovic, der Flicks Erfolgsära miterlebte, ehe er – sehr zum Ärger von Nationalkeeper Manuel Neuer – in München geschasst wurde, folgen werden, gilt als offenes Geheimnis.

Die dritte Personalie allerdings überrascht: Heiko Westermann soll Flick bei der Mission Barcelona unterstützen. Für Westermann spreche, dass er La Liga aus seiner Zeit bei Real Betis (20 Einsätze in der Saison 2015/16) kennt, die Sprache beherrscht und den Jugendfußball genauestens verfolgt.

Westermann begann 2019 als Co-Trainer der deutschen U-15-Nationalmannschaft und stieg in der Folge stetig einen Jahrgang auf, ehe er zum 1. Juli 2023 als Assistent der U-19-Nationalmannschaft anheuerte. Aktuell ist Westermann bei der U 19 noch der Co-Trainer von Christian Wörns. Der Schritt nach Barcelona wäre demnach ein gigantischer – auch weil Westermann noch nicht Teil eines Profi-Trainerteams war. Flick scheint ihm die Aufgabe allerdings zuzutrauen.

Ancelotti offen: “Dieses Spiel ist das gefährlichste”

Menschenkenner und Menschenfänger: Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti gibt vor dem Finale gegen Borussia Dortmund Einblick in die Fußballerseele.

Voller Fokus auf den BVB: Real-Coach Carlo Ancelotti.

Voller Fokus auf den BVB: Real-Coach Carlo Ancelotti.

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Aus Wembley berichtet Jörg Wolfrum

Gleich mit einer Klarstellung rund um eine Personalie begann Carlo Ancelotti die Pressekonferenz am Vortag des Finales der Champions League gegen Borussia Dortmund. “Courtois spielt.” Thibaut Courtois also, der sich im Sommer einen Kreuzbandriss zugezogen hatte und im März eine Meniskusverletzung.

Nun aber steht der Belgier im Tor, nach nur vier Pflichtspielen in dieser Saison. Nummer 1 ist eben Nummer 1, aber der Coach hatte Courtois in diesen Wochen ja auch weiterhin als den “weltbesten Torhüter” gelobt. Aber dass Courtois spielen würde, hatte sich ohnehin in den vergangenen Wochen abgezeichnet – der Infekt von Andriy Lunin beseitigte letzte Restzweifel.

Ancelotti gab sich gewohnt cool vor dem Finale, er hat ja auch schon einige erlebt, zweimal als Spieler mit Milan gewonnen, viermal als Trainer gesiegt, je zweimal mit Milan und Real Madrid, mit den Königlichen 2014 und 2022. Wobei das Spiel gegen den BVB dennoch auch für ihn etwas Besonderes ist, das gab er zu: “Aus zwei Gründen. Der erste ist, weil dieses Spiel das wichtigste der Saison ist. Und der zweite, weil es an einem historischen Ort gespielt wird.” Keine Scherze wie man das so oft hört von ihm, volle Konzentration, das gab der Coach vor.

Wir sind davon besessen, uns zu messen.

Carlo Ancelotti

“Ein Finale ist das wichtigste Spiel, aber auch das gefährlichste. Man muss es genießen, hier zu sein, und das werden wir auch tun. Wir sind davon besessen, uns zu messen.” Auf die Frage, inwieweit der Ausgang des Spiels das Saisonfazit beeinflusst, Real wurde ja schließlich Meister, mit zehn Punkten Vorsprung auf den FC Barcelona, ließ Ancelotti keine Zweifel aufkommen: “Die Saison war bereits sehr erfolgreich, egal, was passiert.”

Seine Aufgabe dabei, dass es klappt: “Den Spielern klare Vorstellungen zu vermitteln. Ich werde so direkt wie möglich sein. Je direkter ich bin, desto weniger nervös wird die Mannschaft sein.” Das sei das Wichtigste. “Die Emotionen werden später kommen.”

“Auf dem Weg hierher aufgeopfert”

Die berühmte Anspannung, Lampenfieber, Angst gar, die man auch nach zig großen Spielen nicht verlieren sollte: “Sie ist ein wichtiger Bestandteil einer guten Leistung, das müssen wir wissen. Wir haben die Qualität und haben uns als Mannschaft auf dem Weg hierher aufgeopfert. Beides wird auch im Finale der Schlüssel zum Erfolg sein.”

Der Italiener zeigte sich in Wembley als Menschenkenner und Menschenfänger zugleich. Beides essenziell, Erfolg zu haben, gerade über so viele Jahre hinweg. Der 64-Jährige erklärte: “Da ist auch die Sorge, dass etwas schief gehen könnte. Man spürt, dass der Sieg zum Greifen nahe ist, und man hat Angst, dass er einem entgleitet. Jeder von uns lebt das auf seine Art. Wenn man ein Finale erreicht, hat man das Gefühl, dass der Erfolg sehr nahe ist, und man beginnt sich Sorgen zu machen. Man macht sich viele Sorgen und hat Angst. Aber wenn man diese Angst überwindet und gewinnt, ist man umso glücklicher.”

Madrids späte Tore: “Kann kein Zufall sein”

Oft hat ja gerade sein Real Madrid Spiele sehr spät entschieden, zuletzt im Halbfinale gegen Bayern München, davor gegen Manchester City im Elfmeterschießen, 2022 in magischen Nächten gegen Paris, Chelsea und ebenfalls City. Oder, natürlich, 2014 im Finale gegen Atletico Madrid. Zufall alles? “Dieser Klub hat etwas Besonderes, so viele Male kann das kein Zufall sein. Vielleicht ist es die Geschichte, die Tradition, die Qualität … Ich weiß es auch nicht, aber es ist schon so oft passiert und das bedeutet, dass es kein Zufall sein kann.”

Ein bisschen lustig war er dann aber trotz aller Anspannung doch noch. Auf die Frage, was der Unterschied zu dem Ancelotti vor zehn Jahren sei, scherzte der Ancelotti des Jahres 2024: “Ich bin zehn Jahre älter. Aber ich fühle mich immer noch jung.”

Und falls es einer nicht glauben mochte, denn der Coach wird in gut einer Woche ja 65: “Das ist wahr.” Er habe viel hinzugelernt seit 2014, seinem ersten Finale mit den Königlichen. Daher ist er sich auch sicher: “Diese Generation ist in der Lage, Großes zu leisten … und es gibt immer noch Spieler, die vor zehn Jahren dabei waren. Es ist unglaublich, wenn man darüber nachdenkt.” Einer der damals dabei war: Luka Modric, der Kroate, der im Herbst 39 Jahre alt wird und offenbar doch noch ein weiteres Jahr bei den Madrilenen anhängen wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ancelotti offen: “Dieses Spiel ist das gefährlichste”

Menschenkenner und Menschenfänger: Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti gibt vor dem Finale gegen Borussia Dortmund Einblick in die Fußballerseele.

Voller Fokus auf den BVB: Real-Coach Carlo Ancelotti.

Voller Fokus auf den BVB: Real-Coach Carlo Ancelotti.

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Aus Wembley berichtet Jörg Wolfrum

Gleich mit einer Klarstellung rund um eine Personalie begann Carlo Ancelotti die Pressekonferenz am Vortag des Finales der Champions League gegen Borussia Dortmund. “Courtois spielt.” Thibaut Courtois also, der sich im Sommer einen Kreuzbandriss zugezogen hatte und im März eine Meniskusverletzung.

Nun aber steht der Belgier im Tor, nach nur vier Pflichtspielen in dieser Saison. Nummer 1 ist eben Nummer 1, aber der Coach hatte Courtois in diesen Wochen ja auch weiterhin als den “weltbesten Torhüter” gelobt. Aber dass Courtois spielen würde, hatte sich ohnehin in den vergangenen Wochen abgezeichnet – der Infekt von Andriy Lunin beseitigte letzte Restzweifel.

Ancelotti gab sich gewohnt cool vor dem Finale, er hat ja auch schon einige erlebt, zweimal als Spieler mit Milan gewonnen, viermal als Trainer gesiegt, je zweimal mit Milan und Real Madrid, mit den Königlichen 2014 und 2022. Wobei das Spiel gegen den BVB dennoch auch für ihn etwas Besonderes ist, das gab er zu: “Aus zwei Gründen. Der erste ist, weil dieses Spiel das wichtigste der Saison ist. Und der zweite, weil es an einem historischen Ort gespielt wird.” Keine Scherze wie man das so oft hört von ihm, volle Konzentration, das gab der Coach vor.

Wir sind davon besessen, uns zu messen.

Carlo Ancelotti

“Ein Finale ist das wichtigste Spiel, aber auch das gefährlichste. Man muss es genießen, hier zu sein, und das werden wir auch tun. Wir sind davon besessen, uns zu messen.” Auf die Frage, inwieweit der Ausgang des Spiels das Saisonfazit beeinflusst, Real wurde ja schließlich Meister, mit zehn Punkten Vorsprung auf den FC Barcelona, ließ Ancelotti keine Zweifel aufkommen: “Die Saison war bereits sehr erfolgreich, egal, was passiert.”

Seine Aufgabe dabei, dass es klappt: “Den Spielern klare Vorstellungen zu vermitteln. Ich werde so direkt wie möglich sein. Je direkter ich bin, desto weniger nervös wird die Mannschaft sein.” Das sei das Wichtigste. “Die Emotionen werden später kommen.”

“Auf dem Weg hierher aufgeopfert”

Die berühmte Anspannung, Lampenfieber, Angst gar, die man auch nach zig großen Spielen nicht verlieren sollte: “Sie ist ein wichtiger Bestandteil einer guten Leistung, das müssen wir wissen. Wir haben die Qualität und haben uns als Mannschaft auf dem Weg hierher aufgeopfert. Beides wird auch im Finale der Schlüssel zum Erfolg sein.”

Der Italiener zeigte sich in Wembley als Menschenkenner und Menschenfänger zugleich. Beides essenziell, Erfolg zu haben, gerade über so viele Jahre hinweg. Der 64-Jährige erklärte: “Da ist auch die Sorge, dass etwas schief gehen könnte. Man spürt, dass der Sieg zum Greifen nahe ist, und man hat Angst, dass er einem entgleitet. Jeder von uns lebt das auf seine Art. Wenn man ein Finale erreicht, hat man das Gefühl, dass der Erfolg sehr nahe ist, und man beginnt sich Sorgen zu machen. Man macht sich viele Sorgen und hat Angst. Aber wenn man diese Angst überwindet und gewinnt, ist man umso glücklicher.”

Madrids späte Tore: “Kann kein Zufall sein”

Oft hat ja gerade sein Real Madrid Spiele sehr spät entschieden, zuletzt im Halbfinale gegen Bayern München, davor gegen Manchester City im Elfmeterschießen, 2022 in magischen Nächten gegen Paris, Chelsea und ebenfalls City. Oder, natürlich, 2014 im Finale gegen Atletico Madrid. Zufall alles? “Dieser Klub hat etwas Besonderes, so viele Male kann das kein Zufall sein. Vielleicht ist es die Geschichte, die Tradition, die Qualität … Ich weiß es auch nicht, aber es ist schon so oft passiert und das bedeutet, dass es kein Zufall sein kann.”

Ein bisschen lustig war er dann aber trotz aller Anspannung doch noch. Auf die Frage, was der Unterschied zu dem Ancelotti vor zehn Jahren sei, scherzte der Ancelotti des Jahres 2024: “Ich bin zehn Jahre älter. Aber ich fühle mich immer noch jung.”

Und falls es einer nicht glauben mochte, denn der Coach wird in gut einer Woche ja 65: “Das ist wahr.” Er habe viel hinzugelernt seit 2014, seinem ersten Finale mit den Königlichen. Daher ist er sich auch sicher: “Diese Generation ist in der Lage, Großes zu leisten … und es gibt immer noch Spieler, die vor zehn Jahren dabei waren. Es ist unglaublich, wenn man darüber nachdenkt.” Einer der damals dabei war: Luka Modric, der Kroate, der im Herbst 39 Jahre alt wird und offenbar doch noch ein weiteres Jahr bei den Madrilenen anhängen wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

Mit Alaba und Tchouameni: Real gibt Final-Kader bekannt

Am Samstag steigt das Champions-League-Finale in Wembley. Borussia Dortmund trifft auf Real Madrid. Die Königlichen haben ihr Aufgebot bekanntgegeben.

David Alaba und Aurelien Tchouameni stehen im Final-Kader von Real Madrid, sind aber nicht einsatzfähig.

David Alaba und Aurelien Tchouameni stehen im Final-Kader von Real Madrid, sind aber nicht einsatzfähig.

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Wenn ab Samstag um 21 Uhr (LIVE! bei kicker) der Ball in Wembley rollt, geht es für Real Madrid um den 15. Champions-League-Titel. Gegen Borussia Dortmund sind die Königlichen fraglos der Favorit, der spanische Meister verfügt über immense Qualität im Kader.

Am Donnerstagnachmittag veröffentlichte Real die offizielle Kaderliste für das Endspiel gegen den BVB. Mit dabei sind unter anderem vier Torhüter, neben Thibaut Courtois, Andrej Lunin (zuletzt krank) und Kepa auch Nachwuchskeeper Fran. David Alaba, der sich am 17. Dezember gegen Villarreal das Kreuzband riss und seitdem kein Spiel mehr absolviert hatte, steht ebenfalls im Aufgebot. Auch der Name Aurelien Tchouameni taucht auf, der Franzose laboriert seit dem Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Bayern an einer Verletzung am Fuß. Zudem bestätigte Carlo Ancelotti bereits seinen Ausfall für das Endspiel.

Mentale Unterstützung

Alaba und Tchouameni wären zwar spielberichtigt, beide werden aber nicht zum Einsatz kommen und nur zur mentalen Unterstützung benötigt werden. Gleiches gilt für Lunin, der nach seinem Fieber und der möglichen Ansteckungsgefahr erst am Samstag nach London reist, das Abschlusstraining am Freitagabend somit verpasst und ebenfalls nur theoretisch im Kader steht.

Neben Keeper Fran wird derweil ein weiterer Youngster mit dabei sein. Der 20-jährige Mario Martin, defensiver Mittelfeldspieler der zweiten Mannschaft, darf Final-Luft schnuppern.

Rekordmann Gento: Wird der Sturmwind eingeholt?

Sein Name stand einst für Tempo, Finten und wichtige Vorlagen, seither wird mit Francisco Gento in erster Linie ein Rekord in Verbindung gebracht. Nun könnte die Real-Legende Gesellschaft bekommen.

Real-Legenden unter sich: Luka Modric, Toni Kroos und Francisco

Real-Legenden unter sich: Luka Modric, Toni Kroos und Francisco “Paco” Gento (v. li.).

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Wenn im europäischen Elitefußball der 1950er und 1960er Jahre eines nahezu unmöglich war, dann, Real Madrids Linksaußen einzuholen. Francisco “Paco” Gento hatte sich den Spitznamen “kantabrischer Sturmwind” einerseits ob seiner Herkunft, andererseits ob seiner fulminanten Schnelligkeit redlich verdient. Wenn beim weißen Ballett selbst bei Alfredo di Stefano oder Ferenc Puskas mal nichts ging – auf Gentos Tempo konnte sich Real eigentlich immer verlassen.

Nun haben gerade jüngere Fußballfans wahrscheinlich nicht wegen der Geschwindigkeit oder wegen des Trickreichtums schon mal vom 2022 im Alter von 88 Jahren verstorbenen königlichen Ehrenpräsidenten gehört. Sondern eher deshalb, weil er nach wie vor – und das ganz allein – einen eindrucksvollen Rekord innehat.

Als wichtige Stütze war Gento nicht nur Teil der Madrider Mannschaft, die zwischen 1955/56 und 1959/60 die ersten fünf Ausgaben des Europapokals der Landesmeister, des Vorgängerwettbewerbs der Champions League, allesamt gewonnen hat. Anders als di Stefano oder Puskas, die dann schon in die Jahre gekommen waren, zählte er als Routinier auch noch zum Real Madrid “ye-ye”, das mit vielen jungen spanischen Eigengewächsen 1965/66 den Henkelpott holte.

Gento triumphierte öfter als Barca

So ist Gento der einzige Spieler, der die größte europäische Vereinstrophäe ganze sechsmal abräumen konnte – so oft wie der FC Bayern oder der FC Liverpool, öfter als der FC Barcelona. Im anstehenden CL-Finale am Samstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) könnte der kantabrische Sturmwind nach 58 Jahren aber tatsächlich eingeholt werden. Natürlich von einem Quartett von Urahnen.

Toni Kroos, Luka Modric, Dani Carvajal und Nacho stehen wie einige andere königliche Granden – und die Milan-Legenden Paolo Maldini und Alessandro Costacurta – aktuell bei fünf Titeln und haben gegen Borussia Dortmund die Chance, zu Rekordhalter Gento aufzuschließen. Wie auch zu Liverpool und den Bayern. Noch einmal abheben würde sich Kroos: Durch seinen ersten CL-Sieg mit den Münchnern 2013 wäre er der einzige Sechsfachsieger, der nicht alle Titel mit Real Madrid gewonnen hat.

Entwarnung, bitte!

Dass nach dem Ärger zwischen Präsident Joan Laporta und Coach Xavi der neue Trainer Hansi Flick nicht aus dem Klub kommt, muss wirklich kein Nachteil sein. Ein Kommentar von kicker-Redakteur Jörg Wolfrum.

Neuer Trainer beim FC Barcelona: Hansi Flick.

Neuer Trainer beim FC Barcelona: Hansi Flick.

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Also doch. Hansi Flick ist neuer Trainer des FC Barcelona. Laut Ankündigung des Klubs bis 2026, aber was heißt das schon in der Branche. Zumal bei Barca, das zuletzt Trainer Xavi nicht mehr leiden konnte, mehr war da nicht. Jenen Xavi, der aus dem Klub kam und einst als Profi mit seiner Spielkunst der damals weltbesten Mannschaft den Stempel aufdrückte. Der aber, nach allem was man so hört, dennoch die Größe zeigte, seinem Herzensklub ausstehendes Gehalt zu stunden.

Nun also Flick, der ehemalige deutsche Nationaltrainer und Bayern-Coach. Und zumindest von außen wird er hinterfragt, ob das denn was werden kann, angesichts zweier vermeintlicher Knackpunkte: ein Trainer, der nicht wirklich Spanisch spricht und die Liga und den Klub nicht kennt. Und der, andererseits und wichtiger, eine zum 4-3-3 Barcas unterschiedliche Spielphilosophie bevorzugt. Der Neue setzt in der Regel auf ein 4-2-3-1.

Dolmetscher im Team

In beiden Fällen kann Entwarnung gegeben werden: Sprachen sind erlernbar, Dolmetscher helfen einstweilen aus, und allerbeste Dolmetscher im Team kennt Flick persönlich: Marc-André ter Stegen und Ilkay Gündogan aus der Nationalelf, Robert Lewandowski vom FC Bayern München. 2020 holten sie mit dem FCB das Sextuple, das haben Bayern und Flick damals als erstes Team Pep Guardiolas Lionel-Messi-Xavi-FCB von 2009 nachgemacht. Das hat in Barcelona noch mehr beeindruckt als das 8:2 auf dem Weg dahin im Viertelfinale der Champions League.

Und zur Systemfrage: Auch Xavi und Vorgänger verkeilten sich nicht dogmatisch ins 4-3-3, oft genug waren die Räume, die Barca dem Gegner anbot, auch gar zu groß. Also: (Nach-)Justieren hat noch selten geschadet, die Übergänge im System sind ohnehin fließend, das waren sie auch 2020 beim FC Bayern. Damals etwa mit Blick auf einen Spieler, wenn er die Position der Doppelsechs verließ. Und wer weiß, vielleicht kommt es ja auch mit diesem Thiago, der das 2020 oft so praktizierte, zu einem Wiedersehen. Dessen Vertrag in Liverpool endet, es würde nicht überraschen, wenn der Ex-Barca-Profi wieder zu seinem Stammverein zurückkehrt, wenn der das denn finanziell hinbekommt. Als verlängerter Arm, wenn man so will, ob nun als Spieler oder Assistent.

Großtalente warten auf Flick

Flick kann zudem auf Großtalente wie Lamine Yamal oder Pau Cubarsi bauen, die unter Xavi den Sprung in die erste Elf schafften, mit Gavi kehrt zudem bald ein weiterer Top-Youngster nach langer Verletzung zurück. Sie alle können angeleitet werden von Flick und seinen alten Bekannten aus Nationalelf- und Bayern-Tagen. Wenn man sie denn dauerhaft in Ruhe arbeiten lässt.

Und dass der neue Coach nicht aus dem Klub kommt, muss wirklich kein Nachteil sein, siehe die Ränkespiele rund um Xavi. Weiterhin ist jedoch das Geld knapp bei Barca, Großverdiener und daher vermutlich Leistungsträger müssen, Stand jetzt, abgegeben werden, um nicht nur dem Financial Fairplay der Liga Rechnung zu tragen. Sollte es dann auf dem Platz und im Klub stabil bleiben, würde Barca vielleicht eines Tages auch seinem Ruf als Weltklub gerecht.