Entwarnung, bitte!

Entwarnung, bitte!

Dass nach dem Ärger zwischen Präsident Joan Laporta und Coach Xavi der neue Trainer Hansi Flick nicht aus dem Klub kommt, muss wirklich kein Nachteil sein. Ein Kommentar von kicker-Redakteur Jörg Wolfrum.

Neuer Trainer beim FC Barcelona: Hansi Flick.

Neuer Trainer beim FC Barcelona: Hansi Flick.

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Also doch. Hansi Flick ist neuer Trainer des FC Barcelona. Laut Ankündigung des Klubs bis 2026, aber was heißt das schon in der Branche. Zumal bei Barca, das zuletzt Trainer Xavi nicht mehr leiden konnte, mehr war da nicht. Jenen Xavi, der aus dem Klub kam und einst als Profi mit seiner Spielkunst der damals weltbesten Mannschaft den Stempel aufdrückte. Der aber, nach allem was man so hört, dennoch die Größe zeigte, seinem Herzensklub ausstehendes Gehalt zu stunden.

Nun also Flick, der ehemalige deutsche Nationaltrainer und Bayern-Coach. Und zumindest von außen wird er hinterfragt, ob das denn was werden kann, angesichts zweier vermeintlicher Knackpunkte: ein Trainer, der nicht wirklich Spanisch spricht und die Liga und den Klub nicht kennt. Und der, andererseits und wichtiger, eine zum 4-3-3 Barcas unterschiedliche Spielphilosophie bevorzugt. Der Neue setzt in der Regel auf ein 4-2-3-1.

Dolmetscher im Team

In beiden Fällen kann Entwarnung gegeben werden: Sprachen sind erlernbar, Dolmetscher helfen einstweilen aus, und allerbeste Dolmetscher im Team kennt Flick persönlich: Marc-André ter Stegen und Ilkay Gündogan aus der Nationalelf, Robert Lewandowski vom FC Bayern München. 2020 holten sie mit dem FCB das Sextuple, das haben Bayern und Flick damals als erstes Team Pep Guardiolas Lionel-Messi-Xavi-FCB von 2009 nachgemacht. Das hat in Barcelona noch mehr beeindruckt als das 8:2 auf dem Weg dahin im Viertelfinale der Champions League.

Und zur Systemfrage: Auch Xavi und Vorgänger verkeilten sich nicht dogmatisch ins 4-3-3, oft genug waren die Räume, die Barca dem Gegner anbot, auch gar zu groß. Also: (Nach-)Justieren hat noch selten geschadet, die Übergänge im System sind ohnehin fließend, das waren sie auch 2020 beim FC Bayern. Damals etwa mit Blick auf einen Spieler, wenn er die Position der Doppelsechs verließ. Und wer weiß, vielleicht kommt es ja auch mit diesem Thiago, der das 2020 oft so praktizierte, zu einem Wiedersehen. Dessen Vertrag in Liverpool endet, es würde nicht überraschen, wenn der Ex-Barca-Profi wieder zu seinem Stammverein zurückkehrt, wenn der das denn finanziell hinbekommt. Als verlängerter Arm, wenn man so will, ob nun als Spieler oder Assistent.

Großtalente warten auf Flick

Flick kann zudem auf Großtalente wie Lamine Yamal oder Pau Cubarsi bauen, die unter Xavi den Sprung in die erste Elf schafften, mit Gavi kehrt zudem bald ein weiterer Top-Youngster nach langer Verletzung zurück. Sie alle können angeleitet werden von Flick und seinen alten Bekannten aus Nationalelf- und Bayern-Tagen. Wenn man sie denn dauerhaft in Ruhe arbeiten lässt.

Und dass der neue Coach nicht aus dem Klub kommt, muss wirklich kein Nachteil sein, siehe die Ränkespiele rund um Xavi. Weiterhin ist jedoch das Geld knapp bei Barca, Großverdiener und daher vermutlich Leistungsträger müssen, Stand jetzt, abgegeben werden, um nicht nur dem Financial Fairplay der Liga Rechnung zu tragen. Sollte es dann auf dem Platz und im Klub stabil bleiben, würde Barca vielleicht eines Tages auch seinem Ruf als Weltklub gerecht.