Würzburg trauert – und muss offene Fragen beantworten

Nach dem bitteren K.o. im Elfmeterschießen bleiben die Würzburger Kickers Regionalligist. Nun müssen zeitnah die Weichen gestellt werden.

Trauer nach Spielende: Kapitän Peter Kurzweg hat seinen Vertrag bei den Kickers bereits verlängert.

Trauer nach Spielende: Kapitän Peter Kurzweg hat seinen Vertrag bei den Kickers bereits verlängert.

IMAGO/osnapix

Das müssen die Verantwortlichen, Trainer und Spieler bei den Würzburger Kickers nun erst einmal verdauen. Trotz einer über weiten Strecke herausragend guten Saison hat es nicht zum so sehnlichst erwünschten und in vielerlei Hinsicht auch bitter nötigen Aufstieg in die 3. Liga gereicht. Platz eins in der Regionalliga Bayern mit 82 Punkten und 13 Zählern Vorsprung auf Platz zwei war am Ende nicht genug. Die insgesamt vierte Pflichtspiel-Niederlage im 42. Pflichtspiel war am Ende eine zu viel.

“Ich muss das jetzt erst einmal sacken lassen, dann werden wir schauen, wie es weitergeht”, sagte der enttäuschte Trainer Marco Wildersinn nach der dramatischen Niederlage im Elfmeterschießen am Sonntag. Sein im Winter verlängerter Vertrag wäre nur im Fall eines Aufstiegs gültig gewesen.

Friedsam und Friedsam haben verlängert

Dass mit Torhüter Vincent Friedsam und Kapitän Peter Kurzweg zwei Säulen der aktuellen Mannschaft noch vor den Aufstiegsspielen ihre Verträge ligaunabhängig verlängert haben, gibt schon einmal die Richtung vor. Auch in der kommenden Saison werden also Profis im Kickers-Trikot spielen. Das macht aber nur Sinn, wenn die Meisterschaft klipp und klar ausgerufen wird. Schließlich steigt der bayerische Viertliga-Champion in einem Jahr direkt auf. Wenn es die Kickers ernst meinen, müssen schnell die Weichen gestellt werden.

In Hannover war für die Unterfranken so einiges zusammengekommen. Nachdem sich Routinier Daniel Hägele in der ersten Hälfte an der Hüfte verletzt hatte, mussten mit Mittelfeldspieler Tim Kraus und Flügelspieler Peter Kurzweg zwei ungelernte Kräfte die Innenverteidigung bilden. Stammkraft Marius Wegmann saß zwar auf der Bank, war nach Rückenbeschwerden aber, wie Wildersinn erklärte, “höchstens für zehn Minuten fit”. Letztlich war es im Elfmeterschießen Saliou Sané, der mit dem entscheidenden Versuch an 96-Keeper Leo Weikauf scheiterte. “Er hat der Mannschaft in dieser Saison sehr viel gegeben. Mir tut es extrem leid für ihn”, so Wildersinn.

Frank Kranewitter

“Hau das Ding rein und gut ist”: Hannover jubelt nach Fußballfest

Nach wahrlich intensiven 120 Minuten steht die U 23 von Hannover 96 als letzter Drittliga-Aufsteiger fest. Coach Daniel Stendel kehrt zurück auf die größere Fußballbühne.

Daniel Stendel bekam nach Spielende eine Bierdusche ab.

Daniel Stendel bekam nach Spielende eine Bierdusche ab.

IMAGO/osnapix

Daniel Stendel (50) formulierte es drastisch. “Er ist halt eine coole Sau”, meinte der U-23-Trainer von Hannover 96 nach dem geschafften Aufstieg in die 3. Liga. Gemeint war Abwehrspieler Eric Uhlmann (21), der nicht nur während der Schlussphase der regulären Spielzeit im Aufstiegsrunden-Rückspiel gegen den FC Würzburger Kickers einen Strafstoß souverän zur 2:1-Führung verwandelt und seine Mannschaft damit erst in die Verlängerung gebracht hatte. Auch beim entscheidenden Schuss im Elfmeterschießen blieb Uhlmann vor 25.000 Fans eiskalt, machte damit den 5:4-Erfolg und gleichzeitig den erstmaligen Sprung in die 3. Liga für das Nachwuchsteam eines Zweitligisten perfekt.

Aufstieg in die 3. Liga

“Ich war in dem Moment so kaputt, ich konnte gar nicht so viel darüber nachdenken”, beschrieb der gebürtige Leipziger später die letzten Sekunden vor dem siegbringenden Elfmeter: “Ich habe mir einfach im Kopf gesagt: Hau das Ding rein und gut ist. So sind wir auch als Team das Elfmeterschießen angegangen.”

Weinkauf pariert gegen Sané

Ein Konzept, das sich offenbar bewährte. Schließlich landeten alle fünf Schüsse der Hannoveraner im Netz, während 96-Profitorwart Leo Weinkauf (27) den Versuch von Würzburgs Torjäger Saliou Sané (31) gleich zweimal abwehren konnte. Nachdem sich Weinkauf bei der ersten Parade zu früh von der Torlinie bewegt hatte, ahnte er auch bei Sanés Wiederholung die richtige Ecke (diesmal auf der anderen Seite) und stellte damit die Weichen auf Sieg. “Es wird ein paar Tage dauern, das Spiel zu verdauen”, so Elfmeter-Held Weinkauf. “Die Erleichterung ist groß. Wir hätten es auch innerhalb der 120 Minuten beenden können. Ich freue mich aber, dass alle ein schönes Fußballfest feiern konnten.”

Trainer Stendel stellte klar: “Bei aller Qualität, die die Jungs mitbringen, kann man solche Spiele nur erfolgreich bestreiten, wenn man schnell als Mannschaft zusammenwächst. Das habe ich den Jungs von Anfang an gesagt. Es fühlt sich schon besonders an, mit 96 aufzusteigen.” Das gilt gerade für Stendel selbst, der von 1999 bis 2006 Profi in Hannover war, später seine aktive Laufbahn als spielender Co-Trainer in der U 23 ausklingen ließ, ehe er von 2008 bis 2017 erst als U-17-, dann als U-19- und schließlich als Cheftrainer für den Klub gearbeitet hatte. Nach Stationen in England (FC Barnsley), Schottland (Heart of Midlothian FC) und Frankreich (AS Nancy) kehrte er 2022 als U-23-Trainer nach Hannover zurück – und führte das Team zum größten Erfolg seit dem dreimaligen Gewinn der einstigen Deutschen Amateurmeisterschaft (1960, 1964 und 1965).

Kader wird nachjustiert

“Ich freue mich schon sehr auf die kommende Saison in der 3. Liga”, sagte Matchwinner Eric Uhlmann, bevor die Aufstiegsfeierlichkeiten richtig Fahrt aufnahmen. Während sich die Spieler bis zum Trainingsstart am 24. Juni jetzt erst einmal erholen können, wartet auf die Sportliche Leitung noch einiges an Arbeit. Bisher liefen die Planungen für die neue Saison ligaunabhängig. Jetzt dürfte an der einen oder anderen Stelle noch “nachjustiert” werden.

Klar ist: Mit Angreifer Jorden Winter (20) vom FSV Luckenwalde, Defensiv-Talent Noah Engelbreth (19/1. FC Union Berlin) und Profi-Innenverteidiger Julian Börner (33), der schon während der Aufstiegsrunde als Führungsspieler der U 23 voranging, stehen drei Zugänge fest. Auch aus der eigenen U 19 werden einige Spieler aufrücken. Der Japaner Hayate Matsuda (20), der bisher von Mito HollyHock ausgeliehen ist und gegen Würzburg auch als Torschütze glänzte, könnte längerfristig bleiben. Den Verein verlassen werden Mittelfeldspieler Tom Moustier (22), der zum künftigen Ligakonkurrenten Rot-Weiss Essen wechselt, und Rechtsverteidiger Luis Podolski (20), den es zum Regionalliga-Rückkehrer Kickers Emden zieht. Der eine oder andere könnte folgen.

Ralf Debat

Im Elfmeterschießen: Hannover II schlägt Würzburg und steigt in die 3. Liga auf

Es ging um das letzte Ticket für Liga 3: Die U 23 von Hannover 96 musste nach einem starken Auftritt gegen die Kickers ins Elfmeterschießen – und behielt da die Nerven.

Jubel der Hannoveraner nach der Führung durch Brooklyn Kevin Ezeh.

Jubel der Hannoveraner nach der Führung durch Brooklyn Kevin Ezeh.

IMAGO/Lobeca

Aufstieg in Liga 3

Bei der Heimelf setzte Coach Daniel Stendel gegenüber dem Hinspiel, das die Kickers mit 1:0 für sich entscheiden konnten, auf zwei Veränderungen: In vorderster Front begann Scott für Garlipp, im Mittelfeld kam Moustier bei seinem Abschiedsauftritt zum Startelfeinsatz; er rotierte für Podrimaj ins Zentrum, der am Mittwoch angeschlagen raus musste. Lediglich eine Änderung gab es bei den Kickers, wo Junge-Abiol auf der Bahn Karimani ersetzte.

Es war von Beginn an Feuer drin in dieser Partie: Hin und her ging es ohne großes Mittelfeldgeplänkel, Zaiser hatte für Würzburg, Börner für Hannover die ersten guten Gelegenheiten. Nach einer weiteren Sané-Chance übernahm dann die Heimelf das Kommando, lief konsequent und mit viel Engagement an und sammelte viele Eckbälle. So nahm der Druck stetig zu: Nachdem Oudenne noch an Friedsam scheiterte, belohnte sich Hannover zwei Minuten später für seinen Aufwand: Bei einem Gegenzug war links viel Platz für Ezeh, der von der Strafraumlinie aus einen Ball ins rechte obere Eck wuchtete – 1:0 (22.).

Nachdem bei den Gästen Defensivchef Hägele verletzt vom Feld musste, lag das Momentum endgültig auf Seiten der Gastgeber, die weiter sehr druckvoll agierten und durch Scott einen weiteren Treffer verpassten. Doch nachdem der Druck in den letzten Minuten vor der Pause abflachte, kamen die Würzburger wieder zu Lebenszeichen – und beinahe zum Ausgleich: Eine Freistoßhereingabe von Franjic rutschte durch und landete am Pfosten.

Moustier mit dem ersten Geschenk

In Durchgang zwei war der Gastgeber die ersten zehn Minuten wie zuvor tonangebend, Oudenne und Walbrecht meldeten sich gefährlich an, außerdem forderten die Hannoveraner binnen drei Minuten viermal vergeblich Handelfmeter. Anschließend aber gestalteten die Gäste die Anteile ausgeglichener, auch wenn Hannover das gefährlichere Team blieb: Scott vergab einen Kopfball aus bester Position. Mit einem Geschenk brachte die U 23 den Gegner dann zurück: Moustier foulte Zaiser im Strafraum, Sané setzte den ersten von zwölf noch zu folgenden Elfmetern an diesem Tag zum 1:1 unter die Latte (75.).

Nun stand Hannover unter Druck – lieferte aber ab: Nach einer Freistoßhereingabe traf Keeper Friedsam 96-Abwehrchef Börner am Kopf, Schiedsrichter Exner zeigte erneut auf den Punkt: Uhlmann blieb cool und brachte seine Farben wieder mit 2:1 in Führung (85.). Hochverdient, auch wenn Moll auf der Gegenseite wenig später den Lucky-punch für Würzburg verpasste. 2:2 hieß es so nach 180 gespielten Minuten.

Franjic nimmt auch das zweite Präsent an

In der Verlängerung war es Würzburgs Franjic, der lange die beste Möglichkeit aus der Distanz für sich beanspruchen konnte. Hannover war zwar weiter überlegen, brachte aber nur Halbchancen zu Stande. Dann aber setzte sich Oudenne energisch durch und bediente Matsuda, der aus schier unmöglich spitzem Winkel den Ball mit dem Außenrist noch im langen Eck unterbringen konnte – das 3:1 war ein weiteres sehenswertes Highlight an diesem Tag (105.).

Nun richteten sich die Blicke wieder auf die Kickers-Bemühungen – und wieder musste das Glück auf Seiten der Gäste mithelfen: Moustier traf einen Ball nicht richtig, der so in der Schnittstelle bei Junge-Abiol landete; Börner stoppte den schnellen Angreifer im Strafraum nach Ansicht des Schiedsrichters durch einen Kontakt – die Zeitlupe ließ zumindest Zweifel daran. Franjic aber war das egal, auch er visierte aus elf Metern die obere Hälfte des Netzes an und stellte auf 2:3 (112.). Mit diesem Spielstand schleppten sich beide Teams in einer stets spannenden Partie ins Elfmeterschießen.

Sané vergibt – doppelt

Und hier rückten besondere Protagonisten ins Rampenlicht: Die tragische Figur auf Seiten der Würzburger war Goalgetter Sané – selbst gebürtiger Hannoveraner und in seiner Karriere bereits für die Reserve aktiv. Zweimal trat er vergeblich gegen 96-Keeper Weinkauf an; nachdem die erste Parade des Schlussmanns aus dem Profikader noch kassiert wurde (Weinkauf hatte die Linie zu früh verlassen), wählte Sané beim Zweitversuch die andere Ecke – doch auch das roch der Keeper.

So bekam der Meister der Regionalliga Nord, bei dem zuvor alle Versuche recht souverän verwandelt wurden, seinen Matchball vor eigener Kulisse: Uhlmann nahm sich wie schon während des Spiels den Ball und setzte ihn zum Drittliga-Aufstieg in den Winkel.

Es folgte ein Platzsturm – 25.000 Zuschauer sahen die Begegnung in der Heinz von Heiden Arena – und angemessene Jubelbilder. Leere Gesichter hingegen bei den Würzburgern, die in der kommenden Saison einen neuen Anlauf nehmen müssen. Dann allerdings steigt der Meister der Regionalliga Bayern direkt auf.

Optimismus bei Hannover 96 II: “Der kleine Rückstand ändert überhaupt nichts”

Die U 23 von Hannover 96 hat die Niederlage im ersten Aufstiegsspiel bei den Würzburger Kickers offenbar abgeschüttelt. Trainer Daniel Stendel und Leitwolf Julian Börner stellen großen Optimismus zur Schau und setzen auch auf eine große Kulisse im Zweitliga-Stadion.

Setzt bei seiner Mannschaft auf eine Leistungssteigerung im Rückspiel: Daniel Stendel, Trainer der U 23 von Hannover 96

Setzt bei seiner Mannschaft auf eine Leistungssteigerung im Rückspiel: Daniel Stendel, Trainer der U 23 von Hannover 96

IMAGO/Lobeca

Spätestens nach der Trainingseinheit am Donnerstagvormittag – nur etwa neun Stunden nach der nächtlichen Rückkehr aus Würzburg – war bei Daniel Stendel (50), U-23-Trainer von Hannover 96, der Optimismus komplett zurück. “Da war richtig Energie drin”, freute sich der frühere Bundesliga-Profi und 96-Cheftrainer im kicker-Gespräch, dass seine Spieler die knappe 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel der Aufstiegsrunde beim bayerischen Meister FC Würzburger Kickers bereits abgehakt hatten und der Fokus sofort wieder auf das entscheidende Rückspiel am Sonntag gerichtet war.

“Wir haben mit unseren Fans im Rücken nach wie vor sehr gute Chancen”, betonte Stendel mit Blick auf den Showdown in der großen Heinz von Heiden Arena und freut sich auf ein “möglichst volles Stadion”. Nach dem Vorverkauf zu urteilen, ist eine Kulisse jenseits von 20.000 Zuschauern zumindest nicht unrealistisch.

Das wollen wir am Sonntag besser machen – und dann haben wir noch alle Möglichkeiten.

Daniel Stendel über die fehlende Torgefahr im Hinspiel

Stendel weiß, dass sein Team vor eigenem Publikum vor allem in der Offensive “eine Schippe drauflegen muss”, wenn nach dem erstmaligen Gewinn der Meisterschaft in der Regionalliga Nord nun auch zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte der Sprung in die eingleisige 3. Liga gelingen soll. “Es war ein hochintensives Spiel gegen einen sehr guten Gegner”, so der 96-Trainer. “Wir haben gerade in der zweiten Halbzeit viel Druck aufgebaut. Im letzten Drittel haben wir jedoch die absolute Torgefahr nicht ausgestrahlt. Das wollen wir am Sonntag besser machen – und dann haben wir noch alle Möglichkeiten.”

AUFSTIEGSSPIELE ZUR 3. LIGA

In dieselbe Kerbe schlug der routinierte Abwehrspieler Julian Börner (33), der nach mehr als 200 Einsätzen in der 2. Bundesliga künftig regelmäßig für die zweite Mannschaft der Niedersachsen auflaufen wird. “Man hat in der ersten Halbzeit gemerkt, dass ein bisschen Nervosität und Respekt vor dem Gegner da waren”, so Börner, der sich bei seinem erst zweiten Einsatz für die U 23 auf Anhieb als stabilisierendes Element in der Defensive erwies und als Führungsspieler Verantwortung übernahm. “Wenn man die zweite Halbzeit sieht, waren wir klar besser. Wir waren gut am Drücker, aber vor dem gegnerischen Tor hat uns die Genauigkeit gefehlt. Dennoch ist für uns noch alles drin.”

Davon ist auch Trainer Stendel überzeugt: “Auf uns wartet ein echtes Endspiel, das wir so oder so gewinnen wollen. Der kleine Rückstand aus dem Hinspiel ändert daran überhaupt nichts. Ich bin sehr guter Dinge, dass wir uns im Vergleich zum ersten Duell noch weiter steigern können. In dieser Formation hatten wir schließlich noch nie zusammengespielt.”

Zwar konnte Stendel neben Innenverteidiger Börner mit Torhüter Leo Weinkauf (27), Linksverteidiger Brooklyn Ezeh (22) sowie den Offensivspielern Kolja Oudenne (22) und Christopher Scott (21) in Absprache mit der Lizenzabteilung auf vier weitere Profis zurückgreifen. Mit Top-Torjäger Lars Gindorf (22), der sich bei Hannover 96 zum Stammspieler in der 2. Bundesliga entwickelt hat, sowie Muhammed Damar (20/kehrt nach Leihe zur TSG Hoffenheim zurück) und Antonio Foti (20/kehrt nach Leihe zu Eintracht Frankfurt zurück) standen allerdings auch drei Spieler nicht mehr zur Verfügung, die mit ihren Toren entscheidenden Anteil am Meistertitel in der Nord-Staffel hatten. Insgesamt trafen sie bei insgesamt 37 Regionalliga-Einsätzen 38-mal. Dafür müssen jetzt andere Spieler in die Bresche springen.

Sorgen bereitet Adem Podrimaj (21). Der defensive Mittelfeldspieler musste in Würzburg kurz nach der Pause verletzungsbedingt ausgewechselt werden.

Ralf Debat

Franjic: “Ich hoffe, mein Abschiedsgeschenk für Würzburg wird der Aufstieg”

Ivan Franjic wird die Würzburger Kickers verlassen. Doch vorher will der Siegtorschütze des Hinspiels gegen Hannover 96 II mit dem bestmöglichen Abschiedsgeschenk den Dallenberg in Richtung Wehen Wiesbaden verlassen. Doch nicht nur offensiv stimmt es bei den Unterfranken.

Vorteil für Würzburg: Ivan Franjic schoss die Kickers zum Hinspiel-Sieg gegen Hannover II.

Vorteil für Würzburg: Ivan Franjic schoss die Kickers zum Hinspiel-Sieg gegen Hannover II.

IMAGO/HMB-Media

Was ist dieses 1:0 im Hinspiel am Ende für die Würzburger Kickers wert? Der kleine Vorsprung, den sich der bayerische Regionalliga-Meister am heimischen Dallenberg im Duell mit Hannover 96 II erarbeitet hat, ist zwar alles andere als ein Ruhekissen. Der Sieg ist aber für Trainer Marco Wildersinn “eine gute Ausgangsbasis” für das Rückspiel am Sonntag vor ungewohnt großer Kulisse in Hannover.

Dass beide Teams sich auf Augenhöhe begegnen würden, das habe er genau so erwartet, meinte Wildersinn. Die fünf Akteure aus dem Zweitliga-Kader, die die Hannoveraner verstärkten, hätten das Niveau beim Gegner noch einmal angehoben. “Aber auch wir haben im Vergleich zur Liga noch etwas draufgepackt”, so Wildersinn.

Kraus-Umschulung als Glücksfall

Vor allem auf die Defensive scheint weiter Verlass zu sein, und das obwohl gerade in der Innenverteidigung bei den Kickers seit der Winterpause immer wieder Personalnot herrschte. Mit Marius Wegmann konnte der herausragende Abwehrspieler der abgelaufenen Regionalliga-Saison erst knapp vor den Aufstiegsspielen nach Rückenproblemen wieder ins Training einsteigen und wurde am Mittwoch erst in der Schlussphase eingewechselt. Doch dass Wildersinn Mittelfeldspieler Tim Kraus zum Innenverteidiger umgeschult hat, erweist sich immer mehr als Glücksfall. Kraus und Routinier Daniel Hägele bringen, wie Wildersinn feststellte, gegen die flinken Hannoveraner genau das richtige Verteidiger-Profil mit: “Schnell zu sein und eine gewisse Ruhe am Ball zu haben”, darauf komme es an. Und so stand wie so oft in dieser Saison bei den Kickers auch im ersten Aufstiegsspiel wieder die Null. Gegen Würzburg ist es nicht leicht zu treffen.

AUFSTIEGSSPIELE ZUR 3. LIGA

Auf der anderen Seite des Spielfelds haben die Kickers immer noch Ivan Franjic, der mit einem direkten Freistoß am Mittwoch für den Treffer des Abends sorgte. Am Tag vor dem Aufstiegsspiel hatte der abwandernde Mittelfeldmann erfahren, dass er in der kommenden Saison in jedem Fall 3. Liga spielen wird, weil sein zukünftiger Klub SV Wehen Wiesbaden in der Relegation an Regensburg scheiterte. Tags darauf brachte Franjic seine derzeitige Mannschaft einen Schritt näher an Liga drei heran. “Ich habe mit ihm am Morgen darüber gesprochen, wie es ihm mit dem Wiesbadener Abstieg geht. Er hat geantwortet, dass er noch immer voll und ganz bei den Kickers ist. Das hat er eindrucksvoll bewiesen”, so Wildersinn.

Franjic selbst hat indes vor der erwarteten Kulisse von schätzungsweise um die 20.000 Zuschauer in Hannover keine Bange: “Wie die Mannschaft gekämpft hat, wie jeder für jeden gelaufen ist, das stimmt einen positiv ein auf Sonntag. Wenn wir unser Spiel durchbringen, wenn wieder jeder für jeden läuft, dann entscheiden wir, wie das Spiel endet.” Das Tor vom Mittwoch soll noch nicht sein Abschiedsgeschenk gewesen sein: “Ich hoffe, mein Abschiedsgeschenk für Würzburg wird der Aufstieg.”

Frank Kranewitter

Heimsieg gegen Hannover II: Franjic’ feiner Fuß bringt Würzburg den Vorteil

Es geht um das letzte Ticket für Liga 3: Am Mittwochabend setzten sich die heimischen Kickers in Würzburg knapp gegen die U 23 von Hannover 96 durch. Das Rückspiel der Aufstiegsrunde findet am Sonntag statt.

Ivan-Leon Franjic (Archiv) brachte sein Team mit seinem Treffer auf Kurs.

Ivan-Leon Franjic (Archiv) brachte sein Team mit seinem Treffer auf Kurs.

IMAGO/HMB-Media

Aufstiegsspiele zur 3. Liga

Meister gegen Meister – aber sonst gibt es kaum Parallelen zwischen den beiden Kontrahenten um den Aufstieg in die 3. Liga: Während Würzburg von Saisonbeginn an die 3. Liga im Visier hatte, war der Klassensprung für die U 23 von Zweitligist Hannover 96 eigentlich nicht vorgesehen. Nach dem 1:0-Hinspielsieg der Würzburger bleibt weiter offen, wer das letzte Ticket für eine der drei deutschen Topligen lösen wird.

Während bei den Gästen aus Niedersachsen mit Weinkauf, Börner, Ezeh und Oudenne vier Spieler aus dem Profikader in der Startelf standen, strotzte die Elf der Gastgeber vor Erfahrung: Nicht nur Sanè, Franjic oder Hägele haben in ihrer Karriere zahlreiche Einsätze in den drei höchsten Ligen des Landes absolviert – und dieser Unterschied an Routine war in der ersten Halbzeit auch sichtbar.

Begannen die Hannoveraner im ausverkauften “Dalle” noch mutig, schlichen sich in der Folge zu viele Fehler ein. So konnten die Würzburger mehr und mehr das Kommando übernehmen. Ein spielerischer Leckerbissen war die Partie über die gesamte Spielzeit nicht, klar herausgespielte Chancen blieben lange Zeit Mangelware. So war es nicht verwunderlich, dass das Tor des Tages nach einem Freistoß fiel: Franjic, der im Sommer zum Zweitliga-Absteiger Wehen Wiesbaden wechselt, trat zum Freistoß an und zirkelte den Ball aus rund 18 Metern sehenswert zum 1:0 ins rechte Eck (22.).

Intensität nimmt zu

Zwar kamen auch die Gäste in der Folge zu Chancen – Uhlmann verzog aus der Distanz, Görner und Oudenne verpassten Kopfballgelegenheiten – doch die Hausherren waren vor der Pause präsenter und gefährlicher: Bei Versuchen von Kurzweg, Sané und Hägele fehlte jeweils nicht viel.

Nach Wiederanpfiff nahm die Intensität zu. Fast die gesamten zweiten 45 Minuten wogte die Partie hin und her, auch die halbgefährlichen und gefährlichen Abschlüsse wechselten sich fast konsequent ab. Mitte des Durchgangs hatten die Gäste ihre beste Phase – und mit Oudennes Schuss, der Würzburgs Keeper Friedsam zu einer Parade zwang, auch ihre beste Chance des Spiels. Später landeten auch Schüsse von Matsuda und Ezeh beim Torhüter.

Die Würzburger verpassten es ihrerseits, den Deckel drauf zu machen: Vor allem Eckbälle auf Hägele sorgten immer wieder für Gefahr, auch Konterchancen der Kickers blieben ungenutzt. Die größte Möglichkeit hatte Meisel, der einen schwer zu nehmenden Ball aus rund acht Metern nicht im Tor unterbringen konnte. So endete ein bis zum Schluss spannendes, aber sicher nicht hochklassiges Duell mit einem knappen Erfolg des leichten Favoriten. Die Entscheidung fällt aber erst am kommenden Sonntag, wenn ab 13.30 Uhr das Rückspiel in Hannover stattfindet.

Würzburger Kickers vs. Hannover 96 II: Fakten rund um die Drittliga-Playoffs

In diesem Jahr stehen sich in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga die Würzburger Kickers und die U 21 von Hannover 96 gegenüber. Was der Blick auf vergangene Jahre verrät und welches Novum die Niedersachsen erreichen können.

Die Playoffs zur 3. Liga finden in diesem Jahr zum zwölften Mal statt.

Die Playoffs zur 3. Liga finden in diesem Jahr zum zwölften Mal statt.

IMAGO/Maximilian Koch

Einhergehend mit der Regionalliga-Reform wurde in der Saison 2012/13 auch die Aufstiegsrunde – der Modus hat sich dabei über die Jahre mehrmals verändert – zur 3. Liga eingeführt. Insgesamt finden die Playoffs in diesem Jahr also zum zwölften Mal statt. In dieser Saison kämpfen die Würzburger Kickers und die U 23 von Hannover 96 um das letzte verbliebene Drittliga-Ticket.

Würzburg Favorit?

Wirft man einen Blick auf die Statistik der vergangenen elf Jahre liegen die bayerischen Klubs beim Nord-Süd-Vergleich hauchzart in Führung. Dreimal standen sich die Staffel-Sieger aus Bayern und dem Norden gegenüber, zweimal gewann der bayerische, einmal der Nord-Vertreter. 2021 schlug der TSV Havelse den 1. FC Schweinfurt. Die Bayern-Amateure behielten 2019 die Oberhand gegen die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburg, die bereits 2016 am SSV Jahn Regensburg scheiterte. Hannover kann diese Statistik also begradigen.

Generell sind die Playoffs für bayerische Teams ein gutes Pflaster. Sechs- von neunmal schafften Vertreter aus dem Freistaat den Sprung in Liga 3 – zuletzt die SpVgg Unterhaching, die sich im vergangenen Jahr letztlich klar gegen Energie Cottbus behauptete. Gehen die  Würzburger Kickers also als Favorit ins Rennen? Nicht unbedingt. Denn auch die Nord-Teilnehmer setzten sich in fünf von neun Paarungen durch.

Welche Klubs nahmen am häufigsten Teil?

Der SV Waldhof Mannheim, die SV Elversberg und der VfL Wolfsburg II nahmen jeweils dreimal an der Aufstiegsrunde teil. Aufsteigen konnte aber nur einmal Elversberg 2013 bei der Premiere. Damals setzte sich die SVE knapp gegen den TSV 1860 München durch. Generell nahmen Teams aus dem Südwesten Deutschlands häufiger teil. Dies war dem Modus geschuldet. Denn bis einschließlich 2018 spielten noch alle fünf Meister plus der Vize-Meister der Südwest-Staffel drei frei Plätze in der 3. Liga aus. Erst seit 2019 gibt es vier Aufsteiger. Seit der Saison 2020/21 haben die Regionalliga West und Südwest jeweils einen festen Aufstiegsplatz sicher.

Playoffs 2023/24

Der Fluch der Heimpleite zum Auftakt

In elf Jahren ist es bisher noch keiner Mannschaft gelungen nach einem misslungenen Auftakt vor eigenem Publikum, das Ruder im Rückspiel auf fremden Platz noch herumzureißen. Zuletzt ereilte den FC Energie Cottbus dieses Schicksal, der vor Jahresfrist den Auftakt im Stadion der Freundschaft mit 1:2 vergeigte.

Gelingt Hannover ein Novum?

Die U 21 der Hannoveraner könnte in diesem Jahr ein kleines Stück Fußball-Geschichte schreiben. Der 96-Nachwuchs, der erstmals Meister der Regionalliga Nord wurde, könnte als erste Reserve eines Zweitligisten den Sprung in die 3. Liga schaffen. Bisher gab es mit Stuttgart II, Bayern II, Werder II, Mainz II, Dortmund II und Freiburg II nur U-Mannschaften von Bundesligisten in Deutschlands dritthöchster Spielklasse.

Regionalliga-Tormaschinen

Mit Würzburg und Hannover stehen sich zwei Tormaschinen gegenüber. Die Unterfranken trafen in dieser Spielzeit 79-mal. Mit 19 Toren war Saliou Sané bester Torjäger. Die 96-Talente waren sogar noch erfolgreicher mit 90 Treffern. Top-Torjäger war Lars Gindorf, der mittlerweile ins Profi-Team befördert wurde und Hannovers Coach Daniel Stendel in beiden Partien nicht zur Verfügung stehen wird. Bei den kassierten Gegentoren hat der FWK die Nase klar vorne, kassierte mit 20 Gegentoren nur die Hälfte der Hannoveraner. 16 Weiße Westen durfte sich FWK-Keeper Vincent Friedsam gutschreiben. 96-Schlussmann Toni Stahl hingegen nur sieben. Bei der Punkteausbeute liegen ebenfalls die Main-Kicker (82 Punkte) in Front, sammelten sechs mehr als Hannover (76 Punkte).

Wo werden Hin- und Rückspiel heuer übertragen?

Beide Partien sind nicht im Free-TV empfangbar. Magenta Sport, dass die Rechte an der 3. Liga besitzt, übertragt Hin- und Rückspiel im Pay-TV und Stream. Zudem können beiden Begegnungen über den Streaming-Anbieter OneFootball verfolgt werden.

Würzburger Kickers vs. Hannover 96 II: Fakten rund um die Drittliga-Playoffs

In diesem Jahr stehen sich in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga die Würzburger Kickers und die U 23 von Hannover 96 gegenüber. Was der Blick auf vergangene Jahre verrät und welches Novum die Niedersachsen erreichen können.

Die Playoffs zur 3. Liga finden in diesem Jahr zum zwölften Mal statt.

Die Playoffs zur 3. Liga finden in diesem Jahr zum zwölften Mal statt.

IMAGO/Maximilian Koch

Einhergehend mit der Regionalliga-Reform wurde in der Saison 2012/13 auch die Aufstiegsrunde – der Modus hat sich dabei über die Jahre mehrmals verändert – zur 3. Liga eingeführt. Insgesamt finden die Playoffs in diesem Jahr also zum zwölften Mal statt. In dieser Saison kämpfen die Würzburger Kickers und die U 23 von Hannover 96 um das letzte verbliebene Drittliga-Ticket.

Würzburg Favorit?

Wirft man einen Blick auf die Statistik der vergangenen elf Jahre liegen die bayerischen Klubs beim Nord-Süd-Vergleich hauchzart in Führung. Dreimal standen sich die Staffel-Sieger aus Bayern und dem Norden gegenüber, zweimal gewann der bayerische, einmal der Nord-Vertreter. 2021 schlug der TSV Havelse den 1. FC Schweinfurt. Die Bayern-Amateure behielten 2019 die Oberhand gegen die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburg, die bereits 2016 am SSV Jahn Regensburg scheiterte. Hannover kann diese Statistik also begradigen.

Generell sind die Playoffs für bayerische Teams ein gutes Pflaster. Sechs- von neunmal schafften Vertreter aus dem Freistaat den Sprung in Liga 3 – zuletzt die SpVgg Unterhaching, die sich im vergangenen Jahr letztlich klar gegen Energie Cottbus behauptete. Gehen die  Würzburger Kickers also als Favorit ins Rennen? Nicht unbedingt. Denn auch die Nord-Teilnehmer setzten sich in fünf von neun Paarungen durch.

Welche Klubs nahmen am häufigsten Teil?

Der SV Waldhof Mannheim, die SV Elversberg und der VfL Wolfsburg II nahmen jeweils dreimal an der Aufstiegsrunde teil. Aufsteigen konnte aber nur einmal Elversberg 2013 bei der Premiere. Damals setzte sich die SVE knapp gegen den TSV 1860 München durch. Generell nahmen Teams aus dem Südwesten Deutschlands häufiger teil. Dies war dem Modus geschuldet. Denn bis einschließlich 2018 spielten noch alle fünf Meister plus der Vize-Meister der Südwest-Staffel drei frei Plätze in der 3. Liga aus. Erst seit 2019 gibt es vier Aufsteiger. Seit der Saison 2020/21 haben die Regionalliga West und Südwest jeweils einen festen Aufstiegsplatz sicher.

Playoffs 2023/24

Der Fluch der Heimpleite zum Auftakt

In elf Jahren ist es bisher noch keiner Mannschaft gelungen nach einem misslungenen Auftakt vor eigenem Publikum, das Ruder im Rückspiel auf fremden Platz noch herumzureißen. Zuletzt ereilte den FC Energie Cottbus dieses Schicksal, der vor Jahresfrist den Auftakt im Stadion der Freundschaft mit 1:2 vergeigte.

Gelingt Hannover ein Novum?

Die U 23 der Hannoveraner könnte in diesem Jahr ein kleines Stück Fußball-Geschichte schreiben. Der 96-Nachwuchs, der erstmals Meister der Regionalliga Nord wurde, könnte als erste Reserve eines Zweitligisten den Sprung in die 3. Liga schaffen. Bisher gab es mit Stuttgart II, Bayern II, Werder II, Mainz II, Dortmund II und Freiburg II nur U-Mannschaften von Bundesligisten in Deutschlands dritthöchster Spielklasse.

Regionalliga-Tormaschinen

Mit Würzburg und Hannover stehen sich zwei Tormaschinen gegenüber. Die Unterfranken trafen in dieser Spielzeit 79-mal. Mit 19 Toren war Saliou Sané bester Torjäger. Die 96-Talente waren sogar noch erfolgreicher mit 90 Treffern. Top-Torjäger war Lars Gindorf, der mittlerweile ins Profi-Team befördert wurde und Hannovers Coach Daniel Stendel in beiden Partien nicht zur Verfügung stehen wird. Bei den kassierten Gegentoren hat der FWK die Nase klar vorne, kassierte mit 20 Gegentoren nur die Hälfte der Hannoveraner. 16 Weiße Westen durfte sich FWK-Keeper Vincent Friedsam gutschreiben. 96-Schlussmann Toni Stahl hingegen nur sieben. Bei der Punkteausbeute liegen ebenfalls die Main-Kicker (82 Punkte) in Front, sammelten sechs mehr als Hannover (76 Punkte).

Wo werden Hin- und Rückspiel heuer übertragen?

Beide Partien sind nicht im Free-TV empfangbar. Magenta Sport, dass die Rechte an der 3. Liga besitzt, übertragt Hin- und Rückspiel im Pay-TV und Stream. Zudem können beiden Begegnungen über den Streaming-Anbieter OneFootball verfolgt werden.

Trotz misslungener Generalprobe: Die Würzburger Kickers wollen sich “keinen Kopf” machen

Am kommenden Mittwoch gehen die Aufstiegsspiele zur 3. Liga in die erste Runde. Die Würzburger Kickers empfangen den Nord-Meister Hannover 96 II. Trotz der misslungen Generalprobe am Finaltag der Amateure gegen den FC Ingolstadt überwiegt das Positive beim bayerischen Amateurmeister.

Nach der Pokalniederlage ist vor den Aufsstiegsspielen: Am Mittwoch empfangen die Würzburger Kickers Hannover 96 II.

Nach der Pokalniederlage ist vor den Aufsstiegsspielen: Am Mittwoch empfangen die Würzburger Kickers Hannover 96 II.

IMAGO/HMB-Media

Das 1:2 im bayerischen Landespokal-Finale dient für die Würzburger Kickers vor den wichtigsten Spielen der letzten Jahre als Mutmacher. Denn auch wenn die Partie gegen Drittligist FC Ingolstadt am Ende verloren ging, hatte bei den Unterfranken in der Generalprobe für die Drittliga-Aufstiegs-Play-offs gegen Hannover 96 II vieles gut geklappt.

Überzeugende Leistung gegen starken Gegner

Die Würzburger waren über 90 Minuten nicht nur die spielstärkere Mannschaft gewesen und verzeichneten ein deutliches Chancenplus, sondern traten zeitweise erstaunlich dominant auf. “Es war heute ein Gegner, der ein viel höheres Niveau hatte als wir das aus der Liga gewohnt waren. Uns war klar, dass wir eine viel höhere Intensität und Aufmerksamkeit sowie höhere Konzentration brauchen als in einem Ligaspiel. Und das war heute alles da”, lobte Trainer Marco Wildersinn sein Team. Einziges Manko war, wie schon oft in dieser Saison, die Chancenverwertung. Nur der gebürtige Hannoveraner und einstige 96-Nachwuchs-Akteur Saliou Sané traf für Würzburg, trotz einer ganzen Reihe weiterer guter Einschussmöglichkeiten.

Aufsstiegsspiele zur 3. Liga

Ein Grund zur Besorgnis? “Keinen Kopf” sollen sich seine Spieler machen, meint Wildersinn, der den kommenden Gegner Hannover in der Vergangenheit auch selbst in Augenschein genommen hatte. Nichts soll vor den für die Kickers so wichtigen Aufstiegsspielen dem Zufall überlassen werden. Für den einstigen Hoffenheimer U-23-Trainer Wildersinn wäre der Sprung in die 3. Liga die Bestätigung seiner zweijährigen Aufbauarbeit. Schließlich hatte er nach dem Würzburger Abstieg 2022 ein komplett neu zusammengestelltes Team übernommen.

Wildersinn coacht um seine Zukunft

Jetzt wolle er den Weg in Würzburg fortsetzen, sagt der 43-Jährige. Sicher möglich wäre das nur im Aufstiegsfall. Der neue Vertrag für den Trainer gilt nur für die 3. Liga. Die Zuversicht ist groß bei den Würzburgern, trotz des großen Drucks, der auf der Mannschaft lastet. Auch im lange Zeit zurückhaltenden Umfeld macht sich so langsam Euphorie breit. Der Heimbereich im Stadion am Dallenberg dürfte beim Hinspiel am Mittwoch nahezu ausverkauft sein. Insgesamt dürfen diesmal knapp über 10.000 Zuschauer in das Stadion, das danach als EM-Quartier für das rumänische Nationalteam hergerichtet wird.

Am Sonntag verkündete der Klub die Vertragsverlängerung mit Torhüter Vincent Friedsam – und zwar unabhängig davon, ob der Aufstieg in Liga drei gelingt oder nicht. Der 22-jährige Kölner hat sich in dieser Saison den Stammplatz zwischen den Pfosten erkämpft. Sein sicherer Verbleib ist ein erstes Zeichen, das die Kickers im Fall eines Scheiterns in der kommenden Saison, wenn der Meister der Regionalliga Bayern direkt aufsteigt, noch einmal einen Anlauf nehmen würden. Wirtschaftlich wäre ein drittes Profijahr in der Regionalliga gleichwohl eine große Herausforderung für den Klub.

Frank Kranewitter

Hannover 96 II: Mit Profi-Spritze aber ohne Top-Torjäger Gindorf in die Aufstiegsspiele

Am Mittwoch gastiert der Nord-Meister Hannover 96 II beim bayerischen Amateurmeister Würzburger Kickers zur ersten Runde der Aufstiegsspiele. In den wichtigsten Partien des Jahres bekommt die Zweitliga-Reserve Unterstützung aus dem Profi-Kader, muss aber ohne seinen Top-Torjäger Lars Gindorf auskommen.

Kolja Oudenne (rechts) steht Hannover in den Aufsstiegsspielen zur Verfügung, Lars Gindorf (links) weilt im Urlaub.

Kolja Oudenne (rechts) steht Hannover in den Aufsstiegsspielen zur Verfügung, Lars Gindorf (links) weilt im Urlaub.

IMAGO/Noah Wedel

Nach dem erstmaligen Gewinn der Meisterschaft in der Regionalliga Nord kann die U 23 von Hannover 96 in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga gegen Bayern-Titelträger FC Würzburger Kickers (Mittwoch, 19 Uhr, und Sonntag, 13.30 Uhr) erneut Geschichte schreiben. Noch nie gehörte das Nachwuchsteam eines Vereins aus der 2. Bundesliga der eingleisigen 3. Liga (seit der Saison 2008/2009) an. Zuletzt scheiterte die Reserve-Mannschaft des damaligen Zweitligisten TSV 1860 München am Ende der Spielzeit 2012/2013 in den Entscheidungsspielen an der SV 07 Elversberg (2:3, 1:1).

AUFSSTIEGSSPIELE ZUR 3. LIGA

“Sollte uns der Aufstieg gelingen, wäre es definitiv etwas ganz Besonderes”, stellt 96-Trainer Daniel Stendel klar. “Wir alle sind sehr glücklich darüber, dass es uns der Verein ermöglicht, diese Chance wahrzunehmen. Das ist keine Selbstverständlichkeit.”

Gerade in den zurückliegenden Tagen wurde diese Unterstützung deutlich unterstrichen. So verlängerten die Niedersachsen den Vertrag mit Fußball-Lehrer Stendel unabhängig von der Ligazugehörigkeit um drei weitere Jahre bis 2027. Damit honorierte die Vereinsführung nach zwei Jahren nicht nur Stendels starke sportliche Bilanz (Punkteschnitt 2,04), sondern vor allem auch die Förderung von Nachwuchstalenten wie etwa Lars Gindorf (22) oder Husseyn Chakroun (19), die kürzlich Profiverträge unterschrieben haben.

Unterstützung auf dem Profi-Kader – Gindorf fehlt

Um die Chancen auf den historischen Sprung in die 3. Liga zu erhöhen, kann Daniel Stendel in den Playoff-Spielen außerdem auf fünf Spieler aus dem Lizenzkader zurückgreifen. So werden Torhüter Leo Weinkauf (27), Innenverteidiger Julian Börner (33), Linksverteidiger Brooklyn Ezeh (22) sowie die Offensivspieler Kolja Oudenne (22) und Christopher Scott (21) zum Aufgebot der U 23 gehören und sind auch bereits in das Training eingestiegen. Alle fünf kamen allerdings auch schon während der regulären Saison in der Regionalliga Nord vereinzelt zum Einsatz. Börner ist für die kommende Spielzeit fest für die U 23 vorgesehen.

Nicht zurückgreifen kann Stendel dagegen auf seinen Top-Torjäger Lars Gindorf (21 Treffer in 22 Partien), der sich nach seinem Sprung zu den Profis dort zuletzt sogar einen Stammplatz erkämpfen konnte und sich jetzt im Urlaub erholen soll. “Lars hätte sich bestimmt zur Verfügung gestellt”, sagt 96-Sportdirektor Marcus Mann. “Aber er hat jetzt eine extrem intensive erste Zeit bei den Profis hinter sich und benötigt die Pause einfach, um zum Start der Profi-Vorbereitung bei vollen Kräften zu sein.”

Wir treffen auf einen Gegner mit einem spielerischen Ansatz, großem Selbstvertrauen, viel Erfahrung und Qualität.

Cheftrainer Daniel Stendel über den kommenden Gegner

Auch ohne Gindorf sieht Daniel Stendel sein Team für die “50:50-Duelle” gegen Würzburg gut gerüstet. “Wir treffen auf einen Gegner mit einem spielerischen Ansatz, großem Selbstvertrauen, viel Erfahrung und Qualität”, erklärt Hannovers U-23-Trainer: “Bis auf die Erfahrung bringen wir alles andere aber genauso mit.” Deshalb will der Ex-Profi im Hinspiel auch auf keinen Fall taktieren. “Wir werden auch in Würzburg auf Sieg spielen und wollen das bestmögliche Ergebnis herausholen”, kündigt er zuversichtlich an.

Rückspiel vor Top-Kulisse

Klar ist: Im Rückspiel in der großen Heinz von Heiden Arena werden sich Stendel und sein Team auf die Unterstützung der Fans verlassen können. Schon jetzt sind mehr als 12.000 Tickets für den “Showdown” am Sonntag verkauft. “Durch ihre starke Saison haben die Jungs Aufmerksamkeit auf sich gezogen und diese große Kulisse absolut verdient”, lobt der U-23-Trainer. Zuvor geht es aber in Würzburg darum, eine günstige Ausgangsposition für das Rückspiel vor eigenem Publikum zu erkämpfen.

Ralf Debat