“Hau das Ding rein und gut ist”: Hannover jubelt nach Fußballfest

“Hau das Ding rein und gut ist”: Hannover jubelt nach Fußballfest

Nach wahrlich intensiven 120 Minuten steht die U 23 von Hannover 96 als letzter Drittliga-Aufsteiger fest. Coach Daniel Stendel kehrt zurück auf die größere Fußballbühne.

Daniel Stendel bekam nach Spielende eine Bierdusche ab.

Daniel Stendel bekam nach Spielende eine Bierdusche ab.

IMAGO/osnapix

Daniel Stendel (50) formulierte es drastisch. “Er ist halt eine coole Sau”, meinte der U-23-Trainer von Hannover 96 nach dem geschafften Aufstieg in die 3. Liga. Gemeint war Abwehrspieler Eric Uhlmann (21), der nicht nur während der Schlussphase der regulären Spielzeit im Aufstiegsrunden-Rückspiel gegen den FC Würzburger Kickers einen Strafstoß souverän zur 2:1-Führung verwandelt und seine Mannschaft damit erst in die Verlängerung gebracht hatte. Auch beim entscheidenden Schuss im Elfmeterschießen blieb Uhlmann vor 25.000 Fans eiskalt, machte damit den 5:4-Erfolg und gleichzeitig den erstmaligen Sprung in die 3. Liga für das Nachwuchsteam eines Zweitligisten perfekt.

Aufstieg in die 3. Liga

“Ich war in dem Moment so kaputt, ich konnte gar nicht so viel darüber nachdenken”, beschrieb der gebürtige Leipziger später die letzten Sekunden vor dem siegbringenden Elfmeter: “Ich habe mir einfach im Kopf gesagt: Hau das Ding rein und gut ist. So sind wir auch als Team das Elfmeterschießen angegangen.”

Weinkauf pariert gegen Sané

Ein Konzept, das sich offenbar bewährte. Schließlich landeten alle fünf Schüsse der Hannoveraner im Netz, während 96-Profitorwart Leo Weinkauf (27) den Versuch von Würzburgs Torjäger Saliou Sané (31) gleich zweimal abwehren konnte. Nachdem sich Weinkauf bei der ersten Parade zu früh von der Torlinie bewegt hatte, ahnte er auch bei Sanés Wiederholung die richtige Ecke (diesmal auf der anderen Seite) und stellte damit die Weichen auf Sieg. “Es wird ein paar Tage dauern, das Spiel zu verdauen”, so Elfmeter-Held Weinkauf. “Die Erleichterung ist groß. Wir hätten es auch innerhalb der 120 Minuten beenden können. Ich freue mich aber, dass alle ein schönes Fußballfest feiern konnten.”

Trainer Stendel stellte klar: “Bei aller Qualität, die die Jungs mitbringen, kann man solche Spiele nur erfolgreich bestreiten, wenn man schnell als Mannschaft zusammenwächst. Das habe ich den Jungs von Anfang an gesagt. Es fühlt sich schon besonders an, mit 96 aufzusteigen.” Das gilt gerade für Stendel selbst, der von 1999 bis 2006 Profi in Hannover war, später seine aktive Laufbahn als spielender Co-Trainer in der U 23 ausklingen ließ, ehe er von 2008 bis 2017 erst als U-17-, dann als U-19- und schließlich als Cheftrainer für den Klub gearbeitet hatte. Nach Stationen in England (FC Barnsley), Schottland (Heart of Midlothian FC) und Frankreich (AS Nancy) kehrte er 2022 als U-23-Trainer nach Hannover zurück – und führte das Team zum größten Erfolg seit dem dreimaligen Gewinn der einstigen Deutschen Amateurmeisterschaft (1960, 1964 und 1965).

Kader wird nachjustiert

“Ich freue mich schon sehr auf die kommende Saison in der 3. Liga”, sagte Matchwinner Eric Uhlmann, bevor die Aufstiegsfeierlichkeiten richtig Fahrt aufnahmen. Während sich die Spieler bis zum Trainingsstart am 24. Juni jetzt erst einmal erholen können, wartet auf die Sportliche Leitung noch einiges an Arbeit. Bisher liefen die Planungen für die neue Saison ligaunabhängig. Jetzt dürfte an der einen oder anderen Stelle noch “nachjustiert” werden.

Klar ist: Mit Angreifer Jorden Winter (20) vom FSV Luckenwalde, Defensiv-Talent Noah Engelbreth (19/1. FC Union Berlin) und Profi-Innenverteidiger Julian Börner (33), der schon während der Aufstiegsrunde als Führungsspieler der U 23 voranging, stehen drei Zugänge fest. Auch aus der eigenen U 19 werden einige Spieler aufrücken. Der Japaner Hayate Matsuda (20), der bisher von Mito HollyHock ausgeliehen ist und gegen Würzburg auch als Torschütze glänzte, könnte längerfristig bleiben. Den Verein verlassen werden Mittelfeldspieler Tom Moustier (22), der zum künftigen Ligakonkurrenten Rot-Weiss Essen wechselt, und Rechtsverteidiger Luis Podolski (20), den es zum Regionalliga-Rückkehrer Kickers Emden zieht. Der eine oder andere könnte folgen.

Ralf Debat