Schlotterbecks leeres Versprechen an Bochum – VfL reagiert gelassen

Dem Champions-League-Rausch folgte der Bundesliga-Kater: Nach dem 0:3 des BVB in Mainz reagierte Abstiegskandidat Bochum auf eine Aussage von Nico Schlotterbeck, die sich als leeres Versprechen herausstellte.

Er hatte

Er hatte “110 Prozent” in Mainz versprochen: Nico Schlotterbeck.

imago images

Während Real Madrid parallel zum BVB-Auftritt in Mainz eine hochseriöse Vorstellung hinlegte und 4:0 bei Absteiger Granada gewann, bekleckerte sich der zweite Champions-League-Finalist nicht gerade mit Ruhm. Die Dortmunder spielten eine desolate erste Hälfte beim Abstiegskandidaten – und waren mit dem 0:3 nach 45 Minuten tatsächlich noch bestens bedient.

BVB-Coach Edin Terzic hatte seine Mannschaft auf insgesamt zehn Positionen im Vergleich zum 1:0-Erfolg in Paris beim Halbfinal-Rückspiel der Königsklasse verändert. Einzig Innenverteidiger Nico Schlotterbeck habe sich derart gut gefühlt, dass er erneut beginnen wollte und durfte.

Defensive Stabilität brachte allerdings auch der potenzielle EM-Fahrer nicht rein. Weil die Westfalen bereits im ersten Abschnitt hätten fünf oder sechs Gegentore kassieren können, durfte durchaus die Einstellung der Dortmunder hinterfragt werden.

Und da erinnerten sich einige Fans in den sozialen Medien an einen Post Schlotterbecks, der nach dem Paris-Spiel am vergangenen Dienstag hatte verlauten lassen: “Hat jemand Wembley gesagt? PS: Keine Sorge an die Bochumer, am Samstag geben wir 110 Prozent.”

“Mussten heute immerhin kein ‘Danke’ irgendwohin schicken”

Angesichts der Leistung des BVB kamen ob dieser Aussage einige Zweifel auf. Und auch der VfL, wo Schlotterbecks Bruder Keven leihweise unter Vertrag steht, meldete sich kurz nach Abpfiff – Dortmund hatte zumindest nicht noch höher verloren – via Social Media zu Wort. “Positiv bleiben: Mussten heute immerhin kein ‘Danke’ irgendwohin schicken. Bis morgen”, ließ Bochum via X verlauten.

Durch den hochverdienten Heimsieg ist Mainz in der Tabelle an Union Berlin vorbeigezogen – und nur noch einen Punkt hinter dem VfL. Bedeutet aber auch: Holt Bochum einen Punkt gegen Bayer 04 Leverkusen am Sonntag (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker), ist der Klassenerhalt des Revierklubs perfekt.

Showdown anne Castroper: Treffen der Last-Minute-Experten

Letztes Heimspiel für den VfL Bochum, womöglich mit finalem Charakter am Sonntagabend. Es treffen sich zwei Mannschaften, die in den letzten Minuten jeweils für besondere Momente sorgen.

Trotz des Fokus auf Leverkusen, blickt VfL-Trainer Heiko Butscher sowie seine Schützlinge erstmal nach Mainz.

Trotz des Fokus auf Leverkusen, blickt VfL-Trainer Heiko Butscher sowie seine Schützlinge erstmal nach Mainz.

Getty Images

Keine anderes Team hat in den Schluss-Minuten und in der Nachspielzeit schon so viele Spiele aus dem Feuer gerissen wie Bayer Leverkusen. Von der besonderen Stärke der Werkself, die zum Beispiel in der siebten Minute der Nachspielzeit am Donnerstag gegen AS Rom das 2:2 erzielte, hat sich Bochums Trainer Heiko Butscher beim rauschenden Europacup-Abend in der BayArena selbst ein Bild gemacht.

Seine Mannschaft bildet genau das andere Ende der Skala. Kein anderer Bundesligist hat in den Schluss-Minuten schon so viele Punkte eingebüßt wie der VfL – nicht zuletzt beim bemerkenswerten 1:2 in Köln, bei dem Bochum bis zur Nachspielzeit noch geführt hatte. Es war das letzte Spiel für Thomas Letsch, anschließend übernahm Butscher.

Eine neue Stärke?

Lichtblick für den VfL im Kampf gegen den Abstieg: Auch in den beiden jüngsten Partien gerieten die Bochumer mächtig in Bedrängnis, retteten aber jeweils einen knappen Vorsprung über die Zeit. Eine neue Stärke, die Butscher geweckt hat? Jedenfalls holte der VfL zuletzt daheim den Dreier beim 3:2 gegen Hoffenheim und überstand eine brenzlige Schlussphase, ebenso jüngst in Köpenick, als Bochum nach 3:0-Führung noch bangen musste, letztlich aber auch hier den Sieg einfuhr.

Die beiden Erfolge hintereinander bringen die Gastgeber vor dem vorletzten Spieltag in eine recht angenehme Position, und vielleicht ist das Wiedersehen mit der Werkself an der Castroper Straße ja ziemlich bedeutungslos. Denn natürlich richtet sich am Samstagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) der Blick der Bochumer Spieler, Verantwortlichen und Fans nach Mainz, wo Revier-Nachbar Borussia Dortmund mit einem Sieg dafür sorgen könnte, dass der VfL tatsächlich ein viertes Jahr in Folge in der Bundesliga erlebt.

Womöglich ein angenehmer Abend also für die Bochumer Profis, die allerdings schnell den Fokus auf die eigene Partie gegen den neuen Deutschen Meister und Europacup-Finalisten aus Leverkusen richten müssen, falls Dortmund eben nicht der erhoffte Sieg gelingt.

Gute Erinnerungen ans Vorjahr

Diesmal also trifft der VfL am 33. Spieltag auf die Werkself, in der Vorsaison standen sich beide Teams am 34. Spieltag gegenüber, als der VfL einen der größten Feiertage der jüngsten Vergangenheit erlebte. 3:0 gewann die Mannschaft von Thomas Letsch damals, profitierte aber unter anderem davon, dass Leverkusen fast die gesamte Spielzeit über in Unterzahl auskommen musste, nachdem Amine Adli bereits in der Anfangsphase des Feldes verwiesen worden war.

Danach blieb Bayer Leverkusen bekanntlich 49 Pflichtspiele in Folge – national wie international – ohne Niederlage. Zum guten Gelingen wird diesmal allerdings, anders als vor einem Jahr, Philipp Förster nicht beitragen. Der Mittelfeldspieler, der damals das wichtige 1:0 erzielte, fehlt erkrankt und gehört am Sonntag nicht zum Bochumer Kader.

Gegen Leverkusen erlebte Förster seinen wohl größten Tag im Bochumer Trikot, in der aktuellen Saison blieb er allerdings eine Randfigur. Die Wege werden sich ohnehin im Sommer trennen.

Oliver Bitter

Diese Entscheidungen können am 33. Spieltag fallen

Am heutigen Samstag könnte sich im Bundesliga-Tabellenkeller schon alles entscheiden – und Eintracht Frankfurt den sechsten Platz absichern. Rechenspiele vor dem 33. Spieltag.

Frankfurt (Trapp) kämpft noch um die Champions League, Gladbach (Hack), Union (Trainer Grote) und Köln (Waldschmidt, v. li.) um den Klassenerhalt.

Frankfurt (Trapp) kämpft noch um die Champions League, Gladbach (Hack), Union (Trainer Grote) und Köln (Waldschmidt, v. li.) um den Klassenerhalt.

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Der sechste Platz in der Bundesliga könnte in dieser Saison so lukrativ werden wie nie. Gewinnt Borussia Dortmund die Champions League, wird in der Liga aber nur Fünfter, darf auch der Tabellensechste in der kommenden Saison in der Königsklasse antreten – als sechster deutscher Starter. Derzeit sieht alles danach aus, dass Eintracht Frankfurt diesen Platz erobert, der mindestens zur Europa-League-Teilnahme berechtigt. Schon am 33. Spieltag können die Hessen ihn absichern:

Eintracht Frankfurt wird sicher Tabellensechster …

… bei einem Sieg am Samstag (15.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach.

… bei einem Remis in Gladbach, wenn parallel Freiburg nicht gegen Heidenheim und Hoffenheim nicht in Darmstadt gewinnt.

… bei einer Niederlage in Gladbach, wenn parallel Freiburg gegen Heidenheim verliert und Hoffenheim nicht in Darmstadt gewinnt.

Im Tabellenkeller wird noch der zweite Direktabsteiger nach dem SV Darmstadt 98 gesucht – und scheint im 1. FC Köln bereits gefunden zu sein. Die Elf von Trainer Timo Schultz braucht bei fünf Punkten Rückstand ein Wunder, um sich noch in die Relegation zu retten. Die Lage im Kampf um den Klassenerhalt:

Der 1. FC Köln steigt direkt ab …

… bei einer Niederlage am Samstag (15.30 Uhr) gegen Union Berlin.

… bei einem Remis gegen Union Berlin.

Der 1. FSV Mainz 05 muss sicher in die Relegation …

… bei einer Niederlage am Samstag (18.30 Uhr) gegen Borussia Dortmund, wenn Köln gegen Union verliert.

Union Berlin schafft den Klassenerhalt …

… bei einem Sieg in Köln, wenn Mainz gegen Dortmund verliert.

Borussia Mönchengladbach schafft den Klassenerhalt …

… bei einem Sieg gegen Frankfurt.

… bei einem Remis gegen Frankfurt, wenn Mainz nicht gegen Dortmund gewinnt oder – bei einem Mainzer Sieg – Union in Köln verliert.

… bei einer Niederlage gegen Frankfurt, wenn Mainz gegen Dortmund verliert.

Der VfL Bochum schafft den Klassenerhalt …

… bei einem Sieg am Sonntag (19.30 Uhr) gegen Leverkusen.

… bei einem Remis gegen Leverkusen, wenn Mainz nicht gegen Dortmund gewinnt oder – bei einem Mainzer Sieg – Union in Köln verliert.

… bei einer Niederlage gegen Leverkusen, wenn Mainz gegen Dortmund verliert.

Begehrt und mit Top-Werten: Wie Stöger zum Hirn des Bochumer Spiels wurde

Nicht Torhüter Riemann, nicht Anthony Losilla: Kein Spieler ist beim VfL Bochum so schwer zu ersetzen wie Kevin Stöger. Doch nach der stärksten Saison seiner Karriere könnte er im Sommer gehen.

Kevin Stöger jubelt mit ausgebreiteten Armen über sein Tor gegen Hoffenheim.

Kevin Stöger jubelt mit ausgebreiteten Armen über sein Tor gegen Hoffenheim.

IMAGO/Revierfoto

Wie an der Schnur gezogen rauscht der Ball ins obere Toreck, nicht zu halten für Hoffenheims Keeper Oliver Baumann. Der erfolgreiche Schütze setzt zum Jubellauf an, stoppt dann vor der Bochumer Fankurve und breitet die Arme aus, als wolle er sagen: Was wollt ihr denn?

Just vor der Partie gegen Hoffenheim kamen Meldungen auf, Bochums Spielmacher Kevin Stöger sei sich bereits einig mit Union Berlin. Es folgten natürlich Spekulationen der VfL-Fans, der wendige Österreicher sei nicht mehr zu 100 Prozent bei der Sache, man solle ihn am besten gar nicht mehr einsetzen.

Zum Beispiel gegen Hoffenheim lieferte er den Gegenbeweis, nicht nur mit seinem grandiosen Freistoßtor, mit dem er seine überragende Schusstechnik unterstrich. Der Fein-Techniker ließ noch einen weiteren Treffer folgen, war an nahezu allen Bochumer Angriffszügen beteiligt, setzte Akzente und streute immer wieder feine Ideen ein, um das Angriffsspiel der Gastgeber auf Touren zu bringen.

Torschussvorlagen, Ecken, Steckpässe: Stöger ist überall vorn dabei

Als 16-Jähriger wechselte Stöger einst von Steyr in Oberösterreich in die Jugend des VfB Stuttgart, erlebte im Trikot des VfB in der Saison 2011/12 sein Bundesliga-Debüt und ist nun schon etliche Jahre im deutschen Fußball unterwegs. Aktuell spielt er seine stärkste Saison: Mit sieben Toren und neun Assists ist er der mit Abstand bester Scorer beim VfL, im Grunde genommen das Hirn in dieser Mannschaft und der Spieler, ohne den nichts läuft.

Ziemlich überraschend: Nicht Wirtz oder Grimaldo, Xavi oder Brandt, sondern Stöger ist in dieser Saison der Bundesligaspieler, der die meisten Torschussvorlagen liefert. Nominell meist als Zehner aufgeboten, orientiert sich Stöger mitunter auch sehr weit nach hinten, um das Spiel aufzuziehen, ist enorm fleißig, sprüht vor Ideen.

Ein Beispiel für seine Bedeutung: Beim eminent wichtigen Kellerduell in Köln am 28. Spieltag wechselte der damalige VfL-Trainer Thomas Letsch seinen Spielmacher in der Schlussphase aus, als sein Team 1:0 führte. Der Druck des Gegners wurde immer größer, es gab kaum noch Entlastung, weil der Strippenzieher nicht mehr auf dem Platz war. Prompt kassierten die Bochumer in Köln noch zwei Gegentore – es war das letzte Spiel für Thomas Letsch.

Wenn er drei Fehler gemacht hat, will er den Ball trotzdem ein viertes Mal haben.

Der ehemalige Bochum-Coach Thomas Letsch über Kevin Stöger

Unter Friedhelm Funkel bei Fortuna Düsseldorf reifte Stöger einst zum Antreiber im Mittelfeld, nachdem er zuvor zwei Jahre lang in Bochum schon eine gute Zeit erlebt hatte. Der Wechsel nach Mainz aber bekam dem Österreicher nicht, vor allem im zweiten Jahr war er nur noch Reservist und suchte das Weite.

Die Rückkehr nach Bochum 2022 wurde zur Win-Win-Situation. Stöger trumpft seitdem auf als Spielmacher mit Übersicht, der seine Nebenspieler bestens ins Szene setzt, manchmal sogar mit seinen überraschenden Ideen überfordert. Exzellent ist auch seine Schusstechnik und seine Energie auf dem Platz. “Er hat ein gutes Gespür und eine super Balance entwickelt zwischen Defensive und Offensive”, lobte Letsch mal, “außerdem coacht er die Jungs auf dem Platz.”

Stöger liebt das Risiko, ganz klar, dass nicht jeder Ball von ihm ankommt. “Aber”, so Letsch, “er lässt sich nicht beirren. Wenn er drei Fehler gemacht hat, will er den Ball trotzdem ein viertes Mal haben.” Seine Vorzüge beweist auch die Statistik: Bei den ankommenden Flanken liegt Stöger ligaweit auf Rang drei, bei Ecken, die ihren Abnehmer finden, ist nur Heidenheims Jan-Niklas Beste präziser als der Bochumer Regisseur. Und bei den meisten erfolgreichen Steckpässen rangiert Stöger unter den Top-5 der Liga.

Union? Gladbach? Stögers Zukunft ist offen

Ob der 30-Jährige aber mit seinen Ideen und seinen wohltemperierten Pässen weiter das Spiel der Bochumer antreiben wird, ist derzeit noch nicht geklärt. Union Berlin wollte ihn bereits im Winter verpflichten und ist aktuell auch weiter interessiert, wäre aber natürlich nur ein Kandidat, wenn der Klassenerhalt gelingt.

Auch bei Borussia Mönchengladbach wurde und wird über Stöger nachgedacht. Bemühungen des VfL Bochum, den Vertrag vorzeitig zu verlängern, ließ Stöger zunächst ins Leere laufen. Aber natürlich bleibt auch der VfL interessant für ihn, weil der Bochumer Vize-Kapitän um sein Standing im Team und im Umfeld weiß. Und Bochums Verantwortliche haben – nachvollziehbar – bereits angekündigt, dass sie für Stöger natürlich bis an die Schmerzgrenze gehen würden.

Logisch aber, dass der Österreicher mit 30 gerne noch mal einen größeren Vertrag unterschreiben will. “Ich lasse mir Zeit, um zu entscheiden, was für mich das Richtige ist, was für meine Familie das Richtige ist.”

Mit Ausnahme seiner Zeit beim VfB Stuttgart blieb Stöger im Laufe seiner Karriere allerdings nie länger als zwei Jahre beim gleichen Klub. Folgt er diesem Rhythmus, dann absolviert er am 34. Spieltag in Bremen sein letztes Spiel für den VfL Bochum.

Oliver Bitter

Begehrt und mit Top-Werten: Wie Stöger zum Hirn des Bochumer Spiels wurde

Nicht Torhüter Riemann, nicht Anthony Losilla: Kein Spieler ist beim VfL Bochum so schwer zu ersetzen wie Kevin Stöger. Doch nach der stärksten Saison seiner Karriere könnte er im Sommer gehen.

Kevin Stöger jubelt mit ausgebreiteten Armen über sein Tor gegen Hoffenheim.

Kevin Stöger jubelt mit ausgebreiteten Armen über sein Tor gegen Hoffenheim.

IMAGO/Revierfoto

Wie an der Schnur gezogen rauscht der Ball ins obere Toreck, nicht zu halten für Hoffenheims Keeper Oliver Baumann. Der erfolgreiche Schütze setzt zum Jubellauf an, stoppt dann vor der Bochumer Fankurve und breitet die Arme aus, als wolle er sagen: Was wollt ihr denn?

Just vor der Partie gegen Hoffenheim kamen Meldungen auf, Bochums Spielmacher Kevin Stöger sei sich bereits einig mit Union Berlin. Es folgten natürlich Spekulationen der VfL-Fans, der wendige Österreicher sei nicht mehr zu 100 Prozent bei der Sache, man solle ihn am besten gar nicht mehr einsetzen.

Zum Beispiel gegen Hoffenheim lieferte er den Gegenbeweis, nicht nur mit seinem grandiosen Freistoßtor, mit dem er seine überragende Schusstechnik unterstrich. Der Fein-Techniker ließ noch einen weiteren Treffer folgen, war an nahezu allen Bochumer Angriffszügen beteiligt, setzte Akzente und streute immer wieder feine Ideen ein, um das Angriffsspiel der Gastgeber auf Touren zu bringen.

Torschussvorlagen, Ecken, Steckpässe: Stöger ist überall vorn dabei

Als 16-Jähriger wechselte Stöger einst von Steyr in Oberösterreich in die Jugend des VfB Stuttgart, erlebte im Trikot des VfB in der Saison 2011/12 sein Bundesliga-Debüt und ist nun schon etliche Jahre im deutschen Fußball unterwegs. Aktuell spielt er seine stärkste Saison: Mit sieben Toren und neun Assists ist er der mit Abstand bester Scorer beim VfL, im Grunde genommen das Hirn in dieser Mannschaft und der Spieler, ohne den nichts läuft.

Ziemlich überraschend: Nicht Wirtz oder Grimaldo, Xavi oder Brandt, sondern Stöger ist in dieser Saison der Bundesligaspieler, der die meisten Torschussvorlagen liefert. Nominell meist als Zehner aufgeboten, orientiert sich Stöger mitunter auch sehr weit nach hinten, um das Spiel aufzuziehen, ist enorm fleißig, sprüht vor Ideen.

Ein Beispiel für seine Bedeutung: Beim eminent wichtigen Kellerduell in Köln am 28. Spieltag wechselte der damalige VfL-Trainer Thomas Letsch seinen Spielmacher in der Schlussphase aus, als sein Team 1:0 führte. Der Druck des Gegners wurde immer größer, es gab kaum noch Entlastung, weil der Strippenzieher nicht mehr auf dem Platz war. Prompt kassierten die Bochumer in Köln noch zwei Gegentore – es war das letzte Spiel für Thomas Letsch.

Wenn er drei Fehler gemacht hat, will er den Ball trotzdem ein viertes Mal haben.

Der ehemalige Bochum-Coach Thomas Letsch über Kevin Stöger

Unter Friedhelm Funkel bei Fortuna Düsseldorf reifte Stöger einst zum Antreiber im Mittelfeld, nachdem er zuvor zwei Jahre lang in Bochum schon eine gute Zeit erlebt hatte. Der Wechsel nach Mainz aber bekam dem Österreicher nicht, vor allem im zweiten Jahr war er nur noch Reservist und suchte das Weite.

Die Rückkehr nach Bochum 2022 wurde zur Win-Win-Situation. Stöger trumpft seitdem auf als Spielmacher mit Übersicht, der seine Nebenspieler bestens ins Szene setzt, manchmal sogar mit seinen überraschenden Ideen überfordert. Exzellent ist auch seine Schusstechnik und seine Energie auf dem Platz. “Er hat ein gutes Gespür und eine super Balance entwickelt zwischen Defensive und Offensive”, lobte Letsch mal, “außerdem coacht er die Jungs auf dem Platz.”

Stöger liebt das Risiko, ganz klar, dass nicht jeder Ball von ihm ankommt. “Aber”, so Letsch, “er lässt sich nicht beirren. Wenn er drei Fehler gemacht hat, will er den Ball trotzdem ein viertes Mal haben.” Seine Vorzüge beweist auch die Statistik: Bei den ankommenden Flanken liegt Stöger ligaweit auf Rang drei, bei Ecken, die ihren Abnehmer finden, ist nur Heidenheims Jan-Niklas Beste präziser als der Bochumer Regisseur. Und bei den meisten erfolgreichen Steckpässen rangiert Stöger unter den Top-5 der Liga.

Union? Gladbach? Stögers Zukunft ist offen

Ob der 30-Jährige aber mit seinen Ideen und seinen wohltemperierten Pässen weiter das Spiel der Bochumer antreiben wird, ist derzeit noch nicht geklärt. Union Berlin wollte ihn bereits im Winter verpflichten und ist aktuell auch weiter interessiert, wäre aber natürlich nur ein Kandidat, wenn der Klassenerhalt gelingt.

Auch bei Borussia Mönchengladbach wurde und wird über Stöger nachgedacht. Bemühungen des VfL Bochum, den Vertrag vorzeitig zu verlängern, ließ Stöger zunächst ins Leere laufen. Aber natürlich bleibt auch der VfL interessant für ihn, weil der Bochumer Vize-Kapitän um sein Standing im Team und im Umfeld weiß. Und Bochums Verantwortliche haben – nachvollziehbar – bereits angekündigt, dass sie für Stöger natürlich bis an die Schmerzgrenze gehen würden.

Logisch aber, dass der Österreicher mit 30 gerne noch mal einen größeren Vertrag unterschreiben will. “Ich lasse mir Zeit, um zu entscheiden, was für mich das Richtige ist, was für meine Familie das Richtige ist.”

Mit Ausnahme seiner Zeit beim VfB Stuttgart blieb Stöger im Laufe seiner Karriere allerdings nie länger als zwei Jahre beim gleichen Klub. Folgt er diesem Rhythmus, dann absolviert er am 34. Spieltag in Bremen sein letztes Spiel für den VfL Bochum.

Oliver Bitter

Bochums feine Heimbilanz – Broschinski wackelt

Im letzten Heimspiel der Saison wird der VfL Bochum am Sonntagabend gegen die Überflieger aus Leverkusen noch einmal extrem gefordert. Gut möglich, dass Trainer Heiko Butscher seine Erfolgsformation ändern muss.

Ist Moritz Broschinski (#29) gegen Leverkusen nicht spielbereit, dürfte Takuma Asano (re.) starten.

Ist Moritz Broschinski (#29) gegen Leverkusen nicht spielbereit, dürfte Takuma Asano (re.) starten.

IMAGO/Laci Perenyi

Sieben Tore erzielte der VfL in den beiden jüngsten Begegnungen – drei gegen Hoffenheim, vier gegen Union – und sackte alle sechs Punkte ein. Die am vergangenen Sonntag in Köpenick erfolgreiche Mannschaft aber wird Trainer Heiko Butscher in jedem Fall ändern, womöglich sogar auf zwei Positionen.

Es liegt auf der Hand, dass der gegen Union gesperrte Kapitän Anthony Losilla ins Mittelfeld zurückkehren wird, dann wird wohl Matus Bero seinen Platz verlieren. Zudem wackelt der Einsatz von Moritz Broschinski, der zuletzt auf der rechten Seite eingesetzt wurde und sich in guter Verfassung präsentierte.

Asano steht bereit

“Er war erkrankt, war heute aber wieder da und hat leicht trainiert. Aber es gibt ein großes Fragezeichen”, erklärte Butscher. Im Fall der Fälle würde wohl Takuma Asano übernehmen, der zuletzt nicht mehr zur Startelf gehörte, aber im Training, so Butscher, “einen frischen Eindruck gemacht hat und wieder bei 100 Prozent ist”.

Das Spiel gegen den neuen Deutschen Meister und Europa-League-Finalisten beschließt den 33. Spieltag am Sonntagabend (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker). Interessantes Szenario: Womöglich ist der VfL vor dem Anpfiff der eigenen Partie schon gerettet, wenn nämlich Borussia Dortmund das Auswärtsspiel in Mainz am Samstagabend gewinnt.

Schließt der VfL gegen Bayer einen Kreis?

Natürlich werden sie diese Entwicklung in Bochum ganz intensiv verfolgen und dennoch versuchen, den Fokus auf das Spiel gegen Bayer Leverkusen zu richten. Logisch, dass in diesen Tagen immer wieder darüber geredet wird, dass ausgerechnet die Mannschaft von der Castroper Straße die bisher letzte war, die Bayer Leverkusen in einem Pflichtspiel bezwingen konnte.

Natürlich gehen die Gastgeber als krasser Außenseiter in die Partie gegen die anscheinend unbesiegbare Mannschaft von Xabi Alonso, können aber auf eine starke Heimbilanz verweisen. Denn der VfL traf in den jüngsten 22 Heimspielen stets ins Schwarze, das gelang keiner anderen Bundesliga-Mannschaft.

Überdies steht Bochum in der Heimtabelle überragend da: Mit 23 Punkten aus den ersten 16 Heimspielen liegt der VfL in diesem Ranking aktuell auf Platz 8, vor zum Beispiel Freiburg, Bremen, Gladbach und dem viel gelobten Aufsteiger Heidenheim. Diese Bilanz ist allerdings etwas trügerisch, weil selbst Union als Nummer 16 in diesem Klassement nur drei Punkte weniger aufweist als die Bochumer.

Ähnlich stark war die Ernte übrigens auch in der vergangenen Saison für das Team von der Castroper Straße. Da fuhr der VfL satte 26 Punkte in den Heimspielen ein, mit der Krönung des 3:0 gegen Bayer Leverkusen am 34. Spieltag.

Oliver Bitter

Retter-Nachrichten im Hause Schlotterbeck

Einen der größten Feiertage der jüngeren Vergangenheit erlebte der VfL Bochum vor fast genau einem Jahr gegen Bayer Leverkusen. Nun hat erneut ein Treffen mit der Werkself möglicherweise entscheidenden Charakter.

So war's vor einem Jahr: Der VfL Bochum bejubelt am letzten Spieltag der Saison 2022/23 den Klassenerhalt

So war’s vor einem Jahr: Der VfL Bochum bejubelt am letzten Spieltag der Saison 2022/23 den Klassenerhalt

IMAGO/Sven Simon

34. Spieltag der vorigen Saison, Bochum steht gegen Bayer Leverkusen mächtig unter Druck. Es gibt aber einen frühen Platzverweis gegen Amine Adli, in Überzahl kontrolliert der VfL die Partie, fährt ein ziemlich sicheres 3:0 ein. Das ist übrigens bis zum heutigen Tage die letzte Niederlage der Leverkusener in einem Pflichtspiel, egal ob in Bundesliga, Pokal oder internationalem Wettbewerb.

Mit diesem Sieg tütet der VfL Bochum den Klassenerhalt ein. Anschließend folgten natürlich ausgelassene Feierlichkeiten an der Castroper Straße, ein Platzsturm und wilde Gesänge am Rande mit kuriosen Szenen, als Trainer Thomas Letsch aus dem Raum der Pressekonferenz gemeinsam mit den Fans Vereinslieder anstimmt.

Diesmal ist es der 33. Spieltag, erneut Castroper Straße. Es treffen sich übrigens die beiden Mannschaften, die an den jüngsten beiden Spieltagen die meisten Tore erzielt haben, nämlich sieben. Das ist sicher nicht ungewöhnlich für die in dieser Saison überragende Werkself, aber dass dem VfL so viele Treffer gelingen, nämlich erst drei beim 3:2 gegen Hoffenheim, dann sogar vier beim 4:3 gegen Union Berlin, das ist außergewöhnlich.

Theoretisch kann Bochum schon am Samstagabend auf der Couch gerettet sein

Das Spiel der beiden Mannschaften also beschließt den 33. Spieltag am Sonntagabend (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker), bis dahin kann der VfL theoretisch schon gerettet sein. Gewinnt nämlich Borussia Dortmund beim FSV Mainz, dann feiert Bochum den Klassenerhalt am Samstagabend auf der Couch.

Logisch, dass Verteidiger Keven Schlotterbeck schon mal Kontakt zu seinem Bruder Nico aufgenommen hat, der mit seinem BVB dem Revier-Nachbarn aus Bochum das Leben deutlich erleichtern könnte. Retter-Nachrichten unter Brüdern gehen da hin und her. Die Mannschaft werde 110 Prozent geben, versicherte Nico Schlotterbeck bereits; Hilfe aus der Nachbarschaft wäre in diesem Fall beim VfL höchst willkommen.

Vor einem Jahr kam Bochum mit dem Sieg gegen Leverkusen übrigens auf 35 Punkte; 33 sind es aktuell, die könnten in dieser Saison tatsächlich reichen.

Bei einem anderen Vorhaben ist der VfL Bochum nur ein kleines Stückchen weitergekommen. In der vorigen Saison gelang zwar der Klassenerhalt, Bochums Defensive war allerdings mit 72 Gegentreffern besonders löchrig, sogar schwächer als die des Absteigers Schalke. Aktuell hat der VfL vor dem Treffen mit den Ballmännern aus Leverkusen 65 Tore kassiert, muss am letzten Spieltag noch in Bremen antreten; insgesamt also könnten unterm Strich etwas weniger gegen Gegentreffer stehen als in der vorigen Saison.

Das wird den Verantwortlichen, Spielern und Fans aber komplett egal sein, wenn tatsächlich am Sonntagabend gefeiert werden kann. Wieder mal nach einem Spiel gegen Bayer Leverkusen.

Oliver Bitter

Bochum vereinbart Partnerschaft mit kanadischem Erstligisten

Sportlich steckt der VfL Bochum mitten im Abstiegskampf, doch die Verantwortlichen blicken in die Zukunft. Nach der Kooperation mit dem japanischen Erstligisten Jubilo Iwata arbeiten sie nun mit einem Klub aus Kanada zusammen.

“Bei unseren Aktivitäten im Ausland müssen wir smart vorgehen”: Sprecher der VfL-Geschäftsführung Ilja Kaenzig.

IMAGO/RHR-Foto

Im Jahr 2021 wurde er Meister, und doch ist er hierzulande wenig bekannt: Pacific FC heißt der Erstligaklub aus Kanada, mit dem der VfL Bochum eine strategische Partnerschaft eingeht. Laut Klubangaben ist es die erste Zusammenarbeit dieser Art zwischen einem Klub aus der Bundesliga und der Canadian Premier League.

Die Partnerschaft gehört zur Internationalisierungsstrategie an der Castroper Straße und soll dabei helfen, einen Bundesliga-Umsatz von 100 Millionen Euro zu erzielen. “Der kanadische Fußballmarkt und insbesondere Pacific FC passt hervorragend zu den Ambitionen des VfL, nicht nur weil Kanada 2026 gemeinsam mit den USA Co-Ausrichter der WM sein wird”, sagt Tim Jost, Direktor Marketing und Vertrieb bei den Bochumern.

“Unsere Internationalisierung ist eine ‘Variante light'”

In sportlicher Hinsicht will der Bundesligist jungen kanadischen Spielern einen Entwicklungsschritt in Deutschland ermöglichen, dabei geht es sowohl um die Männer- als auch die Frauenteams.

“Zugegeben, unsere Internationalisierung ist eine ‘Variante light’, sie erfolgt mit Augenmaß. Denn als VfL Bochum wissen wir, dass unsere Heimat an der Castroper Straße ist, dass unser Potenzial die rund 18 Millionen Sympathisanten bundesweit sind”, sagt Ilja Kaenzig, Sprecher der VfL-Geschäftsführung: “Bei unseren Aktivitäten im Ausland müssen wir smart vorgehen, da dort niemand auf uns gewartet hat. Nichtdestotrotz: Die Zusammenarbeit mit dem Pacific FC bietet jede Menge Chancen für den VfL.”

Präsident und Miteigentümer des Pacific FC ist der ehemalige Profi Josh Simpson, der auch zwischenzeitlich für den 1. FC Kaiserslautern in der 2. Bundesliga auflief. Erst in diesem März hatte der VfL eine Kooperation mit dem japanischen Erstligisten Jubilo Iwata vereinbart.

Bochum vereinbart Partnerschaft mit kanadischem Erstligisten

Sportlich steckt der VfL Bochum mitten im Abstiegskampf, doch die Verantwortlichen blicken in die Zukunft. Nach der Kooperation mit dem japanischen Erstligisten Jubilo Iwata arbeiten sie nun mit einem Klub aus Kanada zusammen.

“Bei unseren Aktivitäten im Ausland müssen wir smart vorgehen”: Sprecher der VfL-Geschäftsführung Ilja Kaenzig.

IMAGO/RHR-Foto

Im Jahr 2021 wurde er Meister, und doch ist er hierzulande wenig bekannt: Pacific FC heißt der Erstligaklub aus Kanada, mit dem der VfL Bochum eine strategische Partnerschaft eingeht. Laut Klubangaben ist es die erste Zusammenarbeit dieser Art zwischen einem Klub aus der Bundesliga und der Canadian Premier League.

Die Partnerschaft gehört zur Internationalisierungsstrategie an der Castroper Straße und soll dabei helfen, einen Bundesliga-Umsatz von 100 Millionen Euro zu erzielen. “Der kanadische Fußballmarkt und insbesondere Pacific FC passt hervorragend zu den Ambitionen des VfL, nicht nur weil Kanada 2026 gemeinsam mit den USA Co-Ausrichter der WM sein wird”, sagt Tim Jost, Direktor Marketing und Vertrieb bei den Bochumern.

“Unsere Internationalisierung ist eine ‘Variante light'”

In sportlicher Hinsicht will der Bundesligist jungen kanadischen Spielern einen Entwicklungsschritt in Deutschland ermöglichen, dabei geht es sowohl um die Männer- als auch die Frauenteams.

“Zugegeben, unsere Internationalisierung ist eine ‘Variante light’, sie erfolgt mit Augenmaß. Denn als VfL Bochum wissen wir, dass unsere Heimat an der Castroper Straße ist, dass unser Potenzial die rund 18 Millionen Sympathisanten bundesweit sind”, sagt Ilja Kaenzig, Sprecher der VfL-Geschäftsführung: “Bei unseren Aktivitäten im Ausland müssen wir smart vorgehen, da dort niemand auf uns gewartet hat. Nichtdestotrotz: Die Zusammenarbeit mit dem Pacific FC bietet jede Menge Chancen für den VfL.”

Präsident und Miteigentümer des Pacific FC ist der ehemalige Profi Josh Simpson, der auch zwischenzeitlich für den 1. FC Kaiserslautern in der 2. Bundesliga auflief. Erst in diesem März hatte der VfL eine Kooperation mit dem japanischen Erstligisten Jubilo Iwata vereinbart.