Umfrage: Wer gewinnt das Finale der Champions League?

Das Finale der Champions League 2024 steht fest, Borussia Dortmund trifft auf Real Madrid. Wer setzt sich durch? Wir wollen es wissen.

Jude Bellingham trifft im Finale auf seine ehemaligen Kollegen um Marco Reus.

Jude Bellingham trifft im Finale auf seine ehemaligen Kollegen um Marco Reus.

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Zwischenzeitlich sah es nach einer Neuauflage des Champions-League-Finals von 2013 aus. Borussia Dortmund hatte die eigenen Hausaufgaben bereits erledigt und Paris St. Germain aus dem Wettbewerb gekegelt. Einen Tag später verpasste es der FC Bayern aber, eine zwischenzeitliche Führung bei Real Madrid ins Ziel zu bringen.

Die Königlichen drehten die Partie dank eines Doppelpacks von Joselu und haben nun die Möglichkeit, am 1. Juni im Wembley den 15. CL-Titel einzuheimsen. Borussia Dortmund geht freilich als Außenseiter ins Finale, wird aber sicherlich – wie schon gegen Paris – den Madrilenen einen leidenschaftlichen Kampf liefern.

Nun sind Sie gefragt: Wer setzt sich Ihrer Meinung nach im Finale der Champions League durch?

Vielen Dank für die Teilnahme!

Bellingham vor Wiedersehen mit Dortmund: “Das ist verrückt”

Gleich in seinem ersten Jahr bei Real Madrid schafft es Jude Bellingham ins Finale der Champions League. Der Engländer zeigte sich von seinen Gefühlen übermannt – und freut sich auch für Borussia Dortmund.

Freut sich auf den BVB: Jude Bellingham.

Freut sich auf den BVB: Jude Bellingham.

IMAGO/nogueirafoto

Als Jude Bellingham Borussia Dortmund nach 92 Bundesligaspielen und zwölf Toren im vergangenen Sommer für über 100 Millionen Euro in Richtung Madrid verlassen hatte, dachte er wohl selbst nicht daran, dass er seine ehemaligen Kollegen ausgerechnet im Finale der Champions League wiedersehen würde.

“Wenn man mir das vor der Saison gesagt hätte, dann hätte ich das wahrscheinlich nicht für möglich gehalten”, sagte Bellingham nach dem 2:1-Sieg im Halbfinal-Rückspiel gegen Bayern München bei DAZN und erklärte mit Blick auf das Erreichen des Endspiels: “Ein Traum ist wahrgeworden. Als Kind denkt man darüber nach, wie es ist, ein Champions-League-Finale zu spielen – und dann bist du da, das ist umwerfend. Ich kann es nicht glauben.”

Der 20-Jährige gab zu, dass er in diesem Moment “emotional und übermannt” von dem Erfolg sei. “Es wird ein bisschen dauern, um das zu verarbeiten”, gestand Bellingham und ergänzte: “Ich werde es erstmal sacken lassen und mich dann für die kommenden Wochen vorbereiten.”

“Das ist ein wenig das Thema unserer Saison”

Dass es am 1. Juni im Londoner Wembley-Stadion (21 Uhr, LIVE! bei kicker) nun ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Borussia Dortmund gehen wird, sei “verrückt. Ich kann es nicht glauben, dass es ausgerechnet in meinem ersten Jahr passiert. Es ist mein erstes Finale, in England, gegen Dortmund.”

Lob schickte er an seine ehemaligen Kollegen, die “sich ihren Platz im Finale verdient” hätten. Bellingham verriet auch, dass er sich auf das Duell freut – und das nicht nur aus rein sportlichen Gründen.

“Es wird schön, ein paar alte Freude zu sehen”, gab der Mittelfeldspieler zu und sprach dann auch über die besonderen Qualitäten der Königlichen, mit denen er auf Anhieb spanischer Meister wurde – und die auch gegen den FC Bayern ein fast schon verloren geglaubtes Spiel gedreht haben. Man habe einmal mehr “Charakter” gezeigt. “Das ist ein wenig das Thema unserer Saison.”

“Das schafft man nur gemeinsam”: Der nächste Höhepunkt des gelebten Widerspruchs

Leiden, Lust und Leidenschaft: Borussia Dortmund gewinnt auch das Rückspiel bei Paris St. Germain und feiert in einer verrückten Saison den nächsten Höhepunkt – es soll nicht der letzte sein.

Die Dortmunder pushten sich gegenseitig zum Sieg in Paris.

Die Dortmunder pushten sich gegenseitig zum Sieg in Paris.

IMAGO/Moritz Müller

Aus Paris berichten Matthias Dersch und Patrick Kleinmann

Die Zeit, dieses merkwürdig subjektive Etwas, sie wollte einfach nicht schneller vergehen. Alle 90 Sekunden habe er den Blick in der zweiten Halbzeit gefühlt in Richtung der Anzeigetafel gerichtet, gestand Marcel Sabitzer nach Schlusspfiff, alleine die Spanne zwischen der 70. und 80. Minute sei ihm vorgekommen wie eine halbe Stunde: “Der Schlusspfiff war dann erleichternd.”

CHAMPIONS LEAGUE, HALBFINALE

Ein Sieg im Halbfinale der Champions League ist kein Sonntagsspaziergang im Sonnenschein, sondern immer eine Melange aus Leiden, Lust und Leidenschaft, aus Widerstand, Willen und Wagen. Das ist in Dortmund längst Teil der Vereins-Geschichte, ja der Klub-DNA. So wie Jürgen Kohler im Rückspiel 1997 bei Manchester United mehrfach auf der Linie klärte und sich den Ritterschlag “Fußballgott” ergrätschte oder wie Roman Weidenfeller 2013 im Madrider Bernabeu das Spiel seines Lebens machte und entscheidend mithalf, den 4:1-Sieg des Hinspiels mit letzter Kraft über die Runden zu retten.

Aluminium wie gutes Karma

2024 wurden vergangene Woche in Dortmund und am Dienstag in Paris neue Geschichten geschrieben, auch sie voller Emotionen. Der überragende Abwehr-Block der beiden Innenverteidiger Mats Hummels und Nico Schlotterbeck, der unermüdliche Einsatz der Offensivkräfte, die im Verlauf des Spiels immer seltener in ihre Kern-Arbeitszone jenseits der Mittellinie kamen, die Aluminium-Umrandung des Tores auf der Südwest-Seite des Parc des Princes, die der aufopferungsvollen Dortmunder Defensive nach der Pause wie gutes Karma gleich viermal zu Hilfe kam, um auch in Frankreich ohne Gegentor zu bleiben.

Champions League überstrahlt Liga-Auftritte

Es sind Geschichten, die bleiben, die auf ewig in schwarz-gelber Schrift niedergeschrieben sind, als Texte in Chroniken und vielleicht in Tattoo-Tinte auf dem ein oder anderen Oberarm. Und sie überstrahlen die andere Seite der Saison, die auf nationaler Bühne enttäuschend verlief. Borussia Dortmund nicht unter den ersten vier Teams der Bundesliga, aber eine der beiden besten Mannschaften Europas – alleine dieser vermeintliche, aber gelebte Widerspruch spiegelt diese verrückte Saison mit ihren Höhen und Tiefen.

Dortmunder Jubel und Sebastian Kehl mittendrin

Dortmunder Jubel und Sebastian Kehl mittendrin.
IMAGO/Ulrich Hufnagel

“Wir haben in dieser Saison als Team und als Verein häufig auf die Nuss bekommen”, blickte Sportdirektor Sebastian Kehl zurück und verband das mit einem “großen Lob” für seine Mannschaft: “Das war eine großartige Leistung und so etwas schafft man nur gemeinsam. Das, was sich die Jungs gerade in diesem Wettbewerb erarbeitet haben, hat jeglichen Respekt verdient.”

“Wenn alle Rädchen zusammengreifen”

Am Dienstag in diesem Charakter-Spiel bewies die Mannschaft erneut, was in ihr steckt, wenn alle Rädchen zusammengreifen. Wenn das individuelle Können der Spieler mit einer mannschaftlichen Geschlossenheit als Team und einer ausgeklügelten Taktik verbunden sind. Dann gelingt es sogar, eine für Hunderte von Millionen Euro zusammengekaufte Offensive zum zweiten Mal innerhalb von einer Woche so zu beackern und zu nerven, dass sie kein Tor erzielt und auf dem Weg die Lust am eigenen Fußball verliert.

Die Diskrepanz zwischen einigen Liga-Auftritten und der nun auf ein 13. Spiel verlängerten Gala-Tournee durch Europa wird ein Thema der Saison-Analyse sein und muss Rückschlüsse für die nächste Spielzeit liefern. Aber sie ist kein Thema für die rauschenden Abende unter der Woche, die den BVB nun über Paris, Newcastle, Mailand, Eindhoven, Madrid und erneut Paris zum Finale nach London führen.

Dort wird am 1. Juni das dritte Champions-League-Finale mit Dortmunder Beteiligung stattfinden, nach dem Sieg gegen Juventus Turin 1997 und der bitteren Niederlage 2013 gegen den FC Bayern. Und auch wenn der BVB – egal ob erneut gegen München oder gegen Real Madrid – auf dem Papier wie schon gegen PSG in der Außenseiterrolle in das Spiel gehen wird, die Chancen auf den zweiten Triumph 27 Jahre nach dem ersten sind gut.

Dortmunder CL-Endspiele

Kehl war erstaunlich entspannt

Das Zutrauen in dieses Team scheint inzwischen grenzenlos. Er sei sich rund um die 80. Minute sicher gewesen, dass “da kein Tor mehr fällt”, verriet Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach Schlusspfiff und Kehl konstatierte, dass er für ein Halbfinale auf der Bank erstaunlich entspannt gewesen sei.

Es ist alles bereitet für einen weiteren Abend mit großen Geschichten.

Muss Hummels einen ausgeben? Sabitzer: “Kann ihn fragen, ob er so spendabel ist”

Zehn Minuten wie eine Ewigkeit 08.05.2024

Muss Hummels einen ausgeben? Sabitzer: “Kann ihn fragen, ob er so spendabel ist”

2:24Wie lange eine Schlussphase werden kann, wenn man den Abpfiff herbeisehnt, musste Marcel Sabitzer mit dem BVB in Paris feststellen. Als der Finaleinzug dann feststand, fiel nicht nur vom Österreicher, sondern vom gesamten Team eine große Last ab.

BVB räumt auch finanziell ab – und es winkt noch ein zweites Finale

Welch Goldgrube die Champions League ist, merkt gerade auch der BVB. Bei einem Finalsieg wäre noch einiges mehr drin.

Auch seine Weiterverpflichtung ist durch den Einzug ins Champions-League-Finale womöglich wahrscheinlicher geworden: Jadon Sancho.

Auch seine Weiterverpflichtung ist durch den Einzug ins Champions-League-Finale womöglich wahrscheinlicher geworden: Jadon Sancho.

IMAGO/Shutterstock

Bis vor kurzem mussten Borussia Dortmunds Verantwortliche noch fürchten, dass ihr Budget vor der neuen Saison stark eingeschränkt sein würde. Doch nun können sie sich vor Millionen-Einnahmen kaum noch retten: Die Qualifikation für die “neue”, noch lukrativere Champions League ist auch als Tabellenfünfter der Bundesliga bereits sicher, und der diesjährige Lauf im wichtigsten Europapokal will einfach nicht enden.

Durch den nächsten 1:0-Sieg gegen Paris Saint-Germain hat der BVB schon jetzt mehr als 100 Millionen Euro sicher – und es ist noch mehr drin. Auf vier Säulen beruhen in dieser Saison letztmals die Gelder, die die UEFA an die Champions-League-Teilnehmer ausschüttet:

Startgeld: Der BVB erhielt wie die anderen 31 Klubs, die es in die Gruppenphase schafften, 15,64 Millionen Euro.

Koeffizienten-Rangliste: Für seinen UEFA-Koeffizienten zu Saisonbeginn, der nach dem Europapokal-Abschneiden in den vorangegangen fünf Jahren berechnet wird, strich Dortmund fixe 27,29 Millionen Euro ein.

Erfolgsabhängige Prämien: Drei Siege und zwei Remis in der Gruppenphase brachten dem BVB insgesamt 10,26 Millionen Euro ein, der Einzug ins Achtelfinale wurde mit 9,6 Millionen Euro belohnt, der ins Viertelfinale mit 10,6 Millionen Euro, der ins Halbfinale mit weiteren 12,5 Millionen Euro und der ins Finale noch einmal mit 15,5 Millionen Euro. Macht zusammen 58,46 Millionen Euro.

Marktpool: Gemäß dem jeweiligen Wert des nationalen Fernsehmarktes schüttet die UEFA anteilig insgesamt 300,3 Millionen Euro aus. Je relevanter ein TV-Markt ist, desto mehr Geld erhält ein Klub dieses Landes, wobei auch eine Rolle spielt, wie sich dieser für die Champions League qualifiziert hat, wie viele Teams ein Verband stellt und wie weit diese kommen. Was die Dortmunder über den Marktpool einnehmen, wird daher erst am Saisonende feststehen. In der vergangenen Saison hatten sie 13,8 Millionen Euro verdient, obwohl sie bereits im Achtelfinale am FC Chelsea gescheitert waren (1:0/0:2).

Inter hatte als Finalist 2022/23 nur das fünftmeiste Geld erhalten

Die Gelder aus Startgeld, Koeffizienten-Rangliste und Prämien ergeben zusammen bereits 101,39 Millionen Euro, zu denen noch die Marktpool-Millionen und Einnahmen aus sechs Heimspielen kommen. Gewinnt der BVB am 1. Juni das Finale in Wembley, streicht er zwar “nur” weitere 4,5 Millionen Euro ein, qualifiziert sich aber für ein weiteres lukratives Finale: den UEFA-Supercup gegen den Europa-League-Sieger. Auch hier ist ein deutsches Duell – gegen Bayer 04 Leverkusen – möglich.

Im Vorjahr hatte Champions-League-Sieger Manchester City aus den vier Säulen 134,94 Millionen Euro generiert, der BVB 73,54 Millionen Euro. Das Beispiel Inter Mailand zeigt allerdings, dass eine starke Saison sich nicht zwingend 1:1 in der Geld-Rangliste abbilden lässt: Der Vorjahresfinalist war mit 101,29 Millionen Euro dort hinter ManCity, Real Madrid, dem FC Bayern und PSG nur Fünfter geworden, weil die anderen, früher ausgeschiedenen Klubs in den Bereichen Marktpool, Koeffizient und auch Gruppenphasen-Prämien stärker abschnitten. Zur neuen Saison werden vergangene Erfolge weniger wichtig.

Die Maurer der Gelben Wand

Borussia Dortmund steht im Champions-League-Finale – und sie haben einen großen Anteil daran: Mats Hummels und Nico Schlotterbeck überragen beim 1:0-Sieg in Paris. Die Innenverteidiger sind die Maurer der Gelben Wand.

Nico Schlotterbeck (li.) und Mats Hummels überragten in Paris.

Nico Schlotterbeck (li.) und Mats Hummels überragten in Paris.

IMAGO/Steinbrenner

Aus Paris berichten Matthias Dersch und Patrick Kleinmann

Es ist äußerst ungewöhnlich, dass die Fans eines Vereins das Markenzeichen des Gegners als Teil ihrer Choreo verwenden. Doch der Respekt der PSG-Fans vor Borussia Dortmund ist groß. Beim Hinspiel gedachten sie durch ein Banner an einen vor einigen Monaten verstorbenen BVB-Fan. Beim Rückspiel nun gehörte ein großes gelbes Tuch zu ihrer Inszenierung vor dem Anpfiff, das die Gelbe Wand symbolisieren sollte.

Diese Wand allerdings, auf der in der Mitte das BVB-Logo abgebildet war, hatte ein paar Löcher, durch die die PSG-Ultras Bengalos in die Luft hielten. Kurz darauf rauschte sogar der PSG-Bus – ebenfalls in Form eines Banners – mitten durch die Mauer. Doch das entpuppte sich an diesem aus Dortmunder Sicht denkwürdigen Dienstagabend in Paris als Wunschdenken. Die Gelbe Wand hielt – und ihre Maurer waren allen voran die erneut überragenden Innenverteidiger Mats Hummels und Nico Schlotterbeck.

Es wird langsam voll im Hause Hummels

Bereits beim ebenfalls mit 1:0 gewonnen Hinspiel hatte das Duo mit einer starken Leistung überzeugt, weil es ihnen im Verbund mit Keeper Gregor Kobel sowie ihren Neben- und Vorderleuten gelang, die so prominent besetzte PSG-Offensive um Superstar Kylian Mbappé und den Ex-Borussen Ousmane Dembelé über weite Strecke kalt zu stellen. Sechs Tage später nun wiederholten sie dieses Kunststück – auch wenn in einigen Szenen etwas Glück im Spiel war, traf Paris doch viermal Aluminium.

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BVB im Finale! Führt an Hummels und Schlotterbeck ein Weg vorbei?

14:34 Minuten

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Beide erhielten dafür die kicker-Note 1,0. Hummels verdiente sich außerdem die Auszeichnung des Spieler des Spiels. Weil er nicht nur in Weltklasse-Manier verteidigte, sondern auch noch das Tor des Tages nach einer Ecke von Julian Brandt erzielte und damit die Tür ins Finale in London endgültig ganz weit aufstieß für den BVB.

“Mats stand in allen Spielen in der Champions League auf dem Platz. Das zeigt, wie wichtig er für uns ist. Er hat heute ein tolles Spiel gemacht im gesamten Verbund”, lobte BVB-Trainer Edin Terzic den Innenverteidiger, der auch von der UEFA den kleinen Pokal für den “Man of the match” erhielt – zum bereits vierten Mal in dieser Saison. “Es wird langsam voll zuhause”, kommentierte Hummels diese Pokalschwemme bei Amazon Prime. Für einen aber hätte er sicher noch Platz: den Henkelpott. Den der fehlt dem hochdekorierten Weltmeister von 2014, bei dem noch unklar ist, ob er seine Karriere über den Sommer hinaus weiterführt, noch in der Sammlung.

“Es ist außergewöhnlich, zweimal gegen Paris zu Null zu spielen”

Während der 35-jährige Hummels im Herbst seiner Profi-Laufbahn angekommen ist, steht Schlotterbeck mit seinen 24 Jahren noch vergleichsweise am Anfang. In Paris aber spielte er – wie über weite Strecken der gesamten Champions-League-Saison – ebenfalls wie ein Routinier. “Ich spüre viel Druck”, sagte Schlotterbeck nach der Partie. “Ich weiß, ich muss liefern.”

Und das tut er an der Seite von Hummels seit Monaten in konstant starker Form. Auch in Paris wieder gewann er seine Zweikämpfe, grätschte er Angriffe weg und blockte Schüsse. Dass er dennoch noch Kraft hatte, in der Nachspielzeit zu einem 60 Meter Sprint Richtung gegnerischer Eckfahne anzusetzen, um Zeit von der Uhr zu nehmen, war die eigentliche Überraschung.

“Es ist außergewöhnlich, zweimal zu Null zu spielen gegen Paris. Natürlich brauchst du Glück, natürlich hätten wir auch zwei, drei Dinger kassieren können. Aber ich glaube, dass es im Verbund eine Topleistung in der Defensive war”, bilanzierte der frühere Freiburger, dem sein Nebenmann Hummels bereits vor dem Spiel attestiert hatte, dass er Fußball-Deutschland noch ganz viel Spaß bereiten werde.

Nagelsmann dürfte an Schlotterbeck nur schwer vorbeikommen

Wo man bei der Frage wäre, wieviel Spaß Schlotterbeck – und vielleicht ja auch Hummels – bereits diesen Sommer Deutschland bringen könnten. Beide Dortmunder Innenverteidiger waren ja zuletzt nicht berücksichtigt worden von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Mit Verweis auf das “Momentum” und seine Rollendefinition hatte er dem BVB-Duo im März Stuttgarts Waldemar Anton und Frankfurts Robin Koch vorgezogen.

Mit dem Momentum allerdings dürfte es jetzt, so unmittelbar vor der Heim-EM, schwer sein zu argumentieren, wenn man berücksichtigt, wie stark die Champions-League-Finalisten Schlotterbeck und Hummels als die Maurer der Gelben Wand auf dem allerhöchsten internationalen Level ablieferten.

Zumindest an Schlotterbeck dürfte Nagelsmann nur schwer vorbeikommen. “Wenn Schlotti mitdarf, dann würde es mich sehr für ihn freuen”, sagte Hummels selbstlos vor Paris. “Es wäre eine tolle Bestätigung.” Dass der frühere Freiburger geeignet sei, daran lässt sein elf Jahre älterer Kollegen ohnehin keinen Zweifel aufkommen: “Er ist ein großartiger Verteidiger, ein Anführer. Und er hat die nötige Einstellung.” Nur eins, das müsse er noch verbessern: seinen Offensivkopfball. Wie man das macht, konnte sich Schlotterbeck in Paris bei Hummels aus nächster Nähe abschauen.

Spielglück kann man nicht kaufen

Paris St. Germain hat den Traum vom ersten Champions-League-Triumph erneut verpasst. Grund dafür sind eine Reihe haarsträubender Statistiken – und ein Konglomerat aus Kleinigkeiten.

Wieder nix: PSG und Goncalo Ramos haben das Champions-League-Finale verpasst.

Wieder nix: PSG und Goncalo Ramos haben das Champions-League-Finale verpasst.

IMAGO/PanoramiC

Die letzte Szene des Spiels, sie hätte symptomatischer kaum sein können. Gefühlt zum einzigen Mal in der kompletten Partie hatte der BVB – mit den Gedanken vielleicht schon in der eigenen Kurve – das Zentrum geöffnet, einen Steilpass von Nuno Mendes auf Kylian Mbappé zugelassen. Eine typische Mbappé-Szene. Doch der Angreifer rutschte weg, kam nicht mehr vor BVB-Keeper Gregor Kobel an den Ball. Es war nicht nur die Schlusssequenz der Partie, sondern vermutlich auch die Schlusssequenz von Mbappés Mission, dem Verein zum ersten Champions-League-Titel zu verhelfen. Seine vielleicht letzte Königsklassen-Aktion im PSG-Dress.

Viel geholfen hätte es Paris nicht mehr, wenn Mbappé noch zum 1:1 getroffen hätte, aber zumindest wäre PSG damit ein trauriger Rekord erspart geblieben: Stolze 30 Abschlüsse verzeichnete das Team von Luis Enrique im Halbfinal-Rückspiel gegen Borussia Dortmund. Seit Beginn der Datenerfassung 2003 hatte nie eine Mannschaft in der K.-o.-Phase der Champions League häufiger aufs Tor geschossen, ohne dabei zu treffen. Ebenfalls Höchstwert: vier Aluminium-Treffer in einem K.-o.-Spiel.

Fußball ist merkwürdig – und Fußball kann manchmal so unfair sein.

Luis Enrique

Während Mbappé die Pfosten- und Lattentreffer an der mangelnden Qualität (“Wenn du gut genug bist, geht der Ball nicht an den Pfosten”) festmachte, haderte Coach Luis Enrique mit den Alu-Treffern: “Es ist einfach nicht zu glauben. Wir hatten verdient, heute zu gewinnen. Wir waren über beide Spiele sicher nicht die schlechtere Mannschaft. Aber Fußball ist merkwürdig – und Fußball kann manchmal so unfair sein.”

PSG fehlt ein Konglomerat an Kleinigkeiten

Die hohe spielerische Klasse hatte sein teures Star-Ensemble in beiden Halbfinal-Spielen gezeigt, gefehlt hatten die kleinen Dinge des Fußballs: insgesamt sechs Aluminium-Treffer. Die Zentimeter, die beim Foul von Mats Hummels an Ousmane Dembelé zu einem Elfmeter fehlten. Die eine kurze Unkonzentriertheit von Kapitän Marquinhos, der mit einem ungenauen Rückpass die letztlich entscheidende Ecke verschuldete.

Und dass es im Anschluss daran Lucas Beraldo war, der Hummels unbedrängt einköpfen ließ, passte ins Bild: Der Brasilianer war nur in die Startelf gerückt, weil sich Lucas Hernandez im Hinspiel das Kreuzband gerissen hatte – beim Versuch, das Gegentor durch Niclas Füllkrug zu verhindern. Teure Spieler, das mussten am Dienstagabend auch die katarischen Besitzer feststellen, kann man mit Geld kaufen. Spielglück nicht.

“Ich spreche eigentlich nie direkt nach dem Spiel zu meinen Spielern”, sagte Luis Enrique. “Aber heute habe ich eine Ausnahme gemacht. Es ist wichtig, dass man lernt, wie man gewinnt – aber auch, wie man verliert. Wir müssen ein Vorbild für die Kinder sein.” Denn letztendlich – Alu-Treffer hin oder her – sollte ein Team vom Format und Marktwert des französischen Meisters eigentlich in der Lage sein, zumindest eines von zwei Spielen gegen Borussia Dortmund zu gewinnen.

Stattdessen verlor PSG gleich beide Spiele – so wie in drei der vier Saisons, in denen man das Halbfinale der Königsklasse erreicht hat. Einzig 2020, als es Corona-bedingt nur zu einem einzigen Spiel gegen RB Leipzig kam, gab es einen Sieg. Eins aus sieben – eine Quote, die sich aus PSG-Sicht fast so schlecht liest wie die Torschuss-Statistik am Dienstagabend.

Es bleibt also – wie in den letzten Jahren schon so häufig beschworen – die Hoffnung auf den nächsten Anlauf. Für die Verantwortlichen einerseits leicht zu begründen, stellte PSG am Dienstag doch die jüngste Startelf in einem Champions-League-Halbfinale seit 15 Jahren. Andererseits wird dieser Anlauf aller Voraussicht nach ohne Mbappé stattfinden.

Der Unterschiedsspieler, der gegen Dortmund keiner war, wurde nach der Partie in der Mixed Zone gefragt, ob er im zweiten Halbfinalspiel am Mittwochabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) denn nun dem FC Bayern oder seinem designierten neuen Klub Real Madrid die Daumen drücke. Mbappé schaute den Journalisten nur böse an – und stapfte davon.

Tickets für das CL-Finale: So kommen BVB-Fans an Karten

Der BVB hat am Dienstag den Einzug ins Champions-League-Finale perfekt gemacht. Nun stellen sich zahlreiche Fans die Frage: Wie kommt man eigentlich an Tickets für Wembley?

Hier noch in Dortmund zu Gast, am 1. Juni in Wembley das Objekt der Begierde: die Champions-League-Trophäe.

Hier noch in Dortmund zu Gast, am 1. Juni in Wembley das Objekt der Begierde: die Champions-League-Trophäe.

IMAGO/osnapix

Nach dem Partyrausch in Paris oder vor dem heimischen Fernseher geht es für viele BVB-Fans an die Planung für einen Kurztrip nach London rund um den 1. Juni 2024. Dann findet in Wembley das Champions-League-Finale statt – mit Borussia Dortmund.

Die Schwarz-Gelben stehen nach 1997 und 2013 zum dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte im Endspiel der Königsklasse, das Ticket für das CL-Finale löste das Team von Edin Terzic am Dienstag mit dem 1:0-Erfolg im Halbfinal-Rückspiel bei Paris St. Germain. Nun aber stellt sich auch für die Fans die Ticket-Frage. Wie kommen die Dortmunder Anhänger an Karten für Wembley?

Tickets fürs CL-Finale: So kommen Fans an Karten über den BVB

Schon kurz nach Abpfiff gab der BVB in der Nacht auf Mittwoch erste Details bekannt, wie der Kartenvorverkauf über den Klub laufen wird. 25.000 Karten stehen dem BVB von der UEFA zur Verfügung. Der zweite Final-Teilnehmer, der am Mittwochabend zwischen dem FC Bayern und Real Madrid ausgespielt wird (21 Uhr, LIVE! bei kicker), erhält die gleiche Anzahl an Tickets für die eigenen Fans. Insgesamt finden etwa 90.000 Menschen im Wembley-Stadion Platz.

Champions League, Halbfinale

Nun werden aber deutlich mehr Fans als 25.000 BVB-Fans an einem Ticket für das Champions-League-Finale interessiert sein, deshalb startet die Borussia eine Verlosung. Die Bewerbungsphase, um an der Verlosung teilzunehmen, ist bereits gestartet und läuft bis zum kommenden Sonntag (12. Mai, 23.59 Uhr). Nur Dauerkarteninhaber und volljährige Vereinsmitglieder können am Bewerbungsverfahren teilnehmen. Fans können allerdings nicht kurzfristig in den Verein eintreten, um an Tickets zu bekommen. Ihre Mitgliedschaft muss vor dem 1. Januar 2024 bestätigt worden sein. “Aus Gründen der Fairness”, wie der Klub betont.

Pro Person können maximal zwei Tickets angefragt werden. Etwa zwei Tage nach dem Ende des Bewerbungszeitraums sollen laut Klubangaben die Ergebnisse der Ticket-Verlosung verkündet werden. Alle Glücklichen erhalten eine Benachrichtigung per E-Mail.

Wie viel kosten die Tickets für das Champions-League-Finale?

Der BVB hat von der UEFA die Ost-Tribüne des Wembley-Stadions zugeteilt bekommen. Dort gibt es drei Ticket-Kategorien zu unterschiedlichen Preisen. An den Eckfahnen kosten die Tickets in Kategorie 2 430 Pfund (etwa 503 Euro). Tickets der Kategorie 3 (hauptsächlich im Oberrang) kosten 160 Pfund (etwa 187 Euro) und Tickets der Fan-Kategorie direkt hinter dem Tor sind für 60 Pfund (etwa 70 Euro) zu haben.

Gibt es noch Final-Tickets über die UEFA?

Das Bewerbungsfenster der UEFA für offizielle Tickets für das CL-Finale war nur bis zum 16. April geöffnet. BVB-Fans, die sich damals beworben haben, aber keine Tickets abbekamen, dürfen sich trotzdem noch Hoffnungen machen. Wer in der Bewerbungsphase angegeben hat, dass er nur an einer Eintrittskarte interessiert ist, wenn seine Mannschaft das Finale erreicht, kommt in eine zweite Verlosung unter allen BVB-Fans. Eine nachträgliche Bewerbung für diese Verlosung ist allerdings nicht mehr möglich.

Dafür gibt es auf der Website der UEFA noch VIP-Pakete für das Champions-League-Finale zu kaufen. Für diese müssen Fans aber mehr als 6000 Euro zahlen, Speisen, Getränke und ein Rahmenprogramm sind enthalten.

Was müssen Fanklubs beim Ticket-Kauf beachten?

Von den insgesamt 25.000 Tickets ist ein separates Kontingent für die Fanklubs des BVB vorgesehen. Diese werden vom Verein gesondert über den Ablauf der Ticket-Vergabe informiert.

Zudem stehen dem BVB 58 Tickets für Rollstuhlfahrer inklusive Begleitperson zur Verfügung sowie 50 sogenannte “Easy Access Tickets” für Menschen mit Mobilitätseinschränkung, Sehbehinderung oder Hörschwäche. Der Preis beträgt jeweils 60 Pfund (etwa 70 Euro). Das Ticket-Bewerbungsverfahren für diese Karten läuft über die Barrierefrei-Seite des BVB.

Der Blick zurück: Die Reise des BVB bis ins Champions-League-Finale

Die kicker-Reporter Dersch und Kleinmann aus Paris 08.05.2024

Der Blick zurück: Die Reise des BVB bis ins Champions-League-Finale

7:53Es wird der krönende Abschluss einer wilden Saison für den BVB und einer großen Karriere in schwarz-gelb für Marco Reus: das Champions-League-Finale in Wembley. Die kicker-Reporter Matthias Dersch und Patrick Kleinmann blicken zurück auf eine lange CL-Reise der Terzic-Elf, die mit einer Enttäuschung in Paris begann.