Ballack: “Der FC Bayern muss an den Kader rangehen”

Zwei deutsche Mannschaften stehen im Viertelfinale der Königsklasse. Vor allem der Aufritt des Rekordmeisters aus München beim FC Arsenal wird mit Spannung erwartet. Der ehemalige DFB-Kapitän Michael Ballack gibt vor der Champions-League-Woche klare Antworten zu spannenden Themen.

Hat eine klare Meinung: Michael Ballack.

Hat eine klare Meinung: Michael Ballack.

IMAGO/imagebroker

Als Experte für DAZN verliert Michael Ballack den großen Fußball nicht aus den Augen. Und als ehemaliger Profi des FC Bayern den Rekordmeister schon gar nicht. Im Interview mit dem kicker (Montagsausgabe) analysiert der 47-Jährige mit großer Offenheit die Probleme seines Ex-Klubs, die für ihn nicht mit der Verpflichtung von Thomas Tuchel begannen: “Da waren auch schon unter Julian Nagelsmann entsprechende Tendenzen und Unzufriedenheiten im Verein zu erkennen.”

Die Gründe sieht Ballack zuvorderst bei den Profis: “Ich glaube, dass ein gewisser Sättigungsprozess bei den Spielern eingesetzt hat und das Selbstverständnis zur Eigenmotivation nicht mehr so da ist, wie das vielleicht in diesem so erfolgreichen Corona-Jahr 2020 der Fall war. Bayern hat auf dem Papier auch in dieser Saison einen sehr guten Kader, deshalb muss man sich fragen: Warum sind solche Leistungen wie gegen Dortmund möglich?”

Die Verantwortlichen müssen eine sauber Stabilität herbeiführen.

Michael Ballack

Der ehemalige “Capitano” zeigt auch auf, wie es wieder besser laufen kann für die Münchner: “Ich glaube, da sind in den vergangenen Jahren beim FC Bayern ein paar Dinge verrutscht. Deshalb müssen die Verantwortlichen ganz klar den Hebel ansetzen, um wieder den Hunger reinzukriegen und um eine saubere Stabilität in den Themen Hierarchie und Gehaltsgefüge herbeizuführen. Man muss an den Kader rangehen.”

Bei Betrachtung der Gesamtsituation muss sich der FCB sehr genau hinterfragen und auch Zeit lassen.

Michael Ballack

Zumal sich die Trainersuche schwer gestaltet. Ballack fordert Geduld von den Bossen: “Sie haben mit Julian Nagelsmann und vor allem mit Thomas Tuchel in zwei Jahren zwei Top-Trainer verbrannt, das muss man ganz klar so feststellen. Wenn ich jetzt höre, dass man mit Ralf Rangnick wieder einen Umbruch einleiten und den Verein neu aufstellen will – das hat man vor zwei Jahren mit Nagelsmann doch schon versucht. Da war man von der Qualität des Trainers überzeugt und wollte etwas langfristig aufbauen, aber man hat ihm nicht die Zeit gegeben und stattdessen nach nur eineinhalb Jahren das Projekt für gescheitert erklärt. Dann holte man Tuchel, und es klappte wieder nicht. Deshalb finde ich, dass sich der FC Bayern bei der Betrachtung der Gesamtsituation sehr genau hinterfragen und auch Zeit lassen sollte.”

Im Interview der Montagsausgabe des kicker (ab Sonntagabend auch digital als eMagazine abrufbar ) äußert sich Ballack zudem über den BVB, das Viertelfinale der Champions League und seinen Ex-Klub Bayer Leverkusen. Toni Kroos und damit natürlich die Nationalmannschaft und deren Chancen bei der EM sind weitere Themen, zu denen der ehemalige Spielführer der DFB-Elf klar und deutlich Stellung bezieht.

Oliver Hartmann

Nach Euroleague-Frust: Bayern und Berlin siegen in der BBL

München hält sich gegen Braunschweig schadlos, Berlin setzt sich gegen Ludwigsburg trotz kleiner Rotation durch: Nach dem Aus in der Euroleague können sich die beiden Teams auf die nationale Meisterschaft konzentrieren.

Siegreich mit Alba: Sterling Brown (li.).

Siegreich mit Alba: Sterling Brown (li.).

IMAGO/HMB-Media

Die Basketballer des FC Bayern München haben die Tabellenspitze in der Bundesliga souverän verteidigt. Zwei Tage nach dem Aus in der Euroleague dominierte der deutsche Pokalsieger sein Heimduell gegen die Basketball Löwen Braunschweig am Sonntag mit 91:61 (44:31) und bleibt damit vor den Niners Chemnitz, die am Samstag furios Bonn bezwungen hatten. Zuvor hatte sich der Dritte Alba Berlin mit 100:91 (55:44) gegen die Riesen Ludwigsburg durchgesetzt und dabei seinen neunten BBL-Sieg in Serie erzielt. Auf internationalem Parkett war das Team von Trainer Israel Gonzalez frühzeitig gescheitert.

Im BMW Park nahmen die Münchner bei denen der ehemalige NBA-Spieler Serge Ibaka eine Pause bekam, von Beginn an das Heft in die Hand und ließen die Löwen nie vorbeikommen – Frust war dem FCBB kurz nach dem 75:82 gegen Athen, das alle Play-in-Träume in der Euroleague beendete, nicht anzumerken. Wenn Braunschweig sich mal näher herankämpfte, gab das Team von Trainer Pablo Laso ein bisschen mehr Gas. Die Partie war geprägt von zahlreichen Unterbrechungen. So versagte im Schlussviertel die Technik, und es konnte erst nach einer längeren Pause weitergespielt werden. Direkt danach starteten die Bayern einen 13-Punkte-Lauf und bauten ihren Vorsprung auf zwischenzeitliche 31 Zähler aus.

Erfolgreichster Werfer des Spitzenreiters war Sylvain Francisco mit 19 Punkten. Youngster Ivan Kharchenkov verbuchte sieben Punkte. Bei den Löwen trafen nur Brandon Tischler und Barra Njie mit je elf Zählern zweistellig.

“Wir haben vor allem defensiv richtig gut gespielt und auch im letzten Viertel vieles richtig gemacht”, sagte Francisco. “Das haben wir in der Euroleague nicht immer geschafft. Dort ist jetzt noch ein Spiel zu absolvieren, aber der Fokus liegt nun ganz klar auf der Bundesliga.”

Vor 7446 Zuschauern in der Uber Arena konnten sich die Berliner nach einem engen ersten Viertel leicht absetzen und trotz einer schwachen Dreierquote von nur 28 Prozent die Gäste bis zum Ende ständig auf Distanz halten. Dabei bauten sie ihre Führung zwischendurch auf 17 Punkte aus – und das trotz gleich acht verletzter Spieler, wenige Tage nach dem 83:94 in der Euroleague gegen Partizan Belgrad. Topscorer bei Alba waren Sterling Brown mit 21 und Yanni Wetzell mit 18 Punkten. “Ich freue mich sehr für meine Spieler, weil sie sich diesen Sieg wirklich verdient haben. Das wir heute mit einem dezimierten Kader so einen Kampf geliefert haben, ist unglaublich – und dass nur drei Tage nach dem Spiel gegen Partizan”, sagte Head Coach Israel Gonzalez.

Bei Ludwigsburg ragten Jayvon Graves (24) und Silas Melson (23) heraus. Neuzugang Ariel Hukporti stand bei den Riesen noch nicht im Kader.

Ebenfalls auf Erfolgskurs bleiben die Würzburg Baskets. Der Tabellenvierte gewann in Göttingen 75:67 und stellte durch den zehnten Auswärtssieg einen neuen Klub-Rekord auf – trotz eines 30:34-Pausenrückstands. Bester Werfer bei den Unterfranken war Point Guard Otis Livingston II mit 30 Punkten.

DPA, Frederik Paulus

Personalupdate beim FC Bayern: Sané und Neuer wohl fit für Arsenal

Nachdem am Wochenende beim 2:3 in Heidenheim mehrere Profis ausgefallen waren, sollten gegen den FC Arsenal einige von ihnen wieder in den Kader zurückkehren. Was sich automatisch auf die Startelf auswirken wird. Da geht es auch um den Platz von Thomas Müller.

Manuel Neuer kehrt gegen den FC Arsenal wohl zurück.

Manuel Neuer kehrt gegen den FC Arsenal wohl zurück.

FC Bayern via Getty Images

Vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League beim FC Arsenal (Dienstag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) stellen sich beim FC Bayern noch einige Personalfragen. Vor allem deshalb, weil beim 2:3 in Heidenheim mit Manuel Neuer, Leroy Sané und Kingsley Coman noch mehrere prominente Spieler gefehlt hatten. Nach kicker-Informationen soll FCB-Kapitän Neuer einsatzfähig sein für die Partie, genauso wie Flügelflitzer Sané. Ein Fragezeichen steht noch hinter der Fitness von Coman, bei dem es eine sehr kurzfristige Entscheidung werden könnte. Es besteht aber Hoffnung.

Spielbericht

Sollte der Franzose rechtzeitig gesunden und für den Kracher in London bereit sein, könnte dies Auswirkungen auf die Startelf haben. Coman wäre als Kandidat für die Anfangsformation vorgesehen. Hieße, dass einer aus dem Offensiv-Quintett um Harry Kane, Jamal Musial, Thomas Müller, Sané und Coman weichen müsste. Tritt der Fall ein, dass Coman beginnen könnte, träfe es wohl Müller.

Weitere Umbauten im Vergleich zur Wochenende-Niederlage wird es voraussichtlich in der Innenverteidigung geben. Dayot Upamecano und Min-Jae Kim, die von Trainer Thomas Tuchel die Chance bekamen, sich für das Königsklassen-Duell zu empfehlen, konnten ihre Chance nicht nutzen. Im Gegenteil, ihnen unterliefen zu viele Fehler. Eric Dier und Matthijs de Ligt, die geschont wurden, werden wohl den Vorzug erhalten – sofern nichts Unvorhergesehenes passiert.

Darüber hinaus dürfte Noussair Mazraoui in den Kader zurückkehren, während bei Aleksander Pavlovic eher wenig Hoffnung auf ein Wirken im Viertelfinalhinspiel besteht.

Georg Holzner

Kim und das Problem des fehlenden Gespürs

Ohne Not gönnte Trainer Thomas Tuchel in Heidenheim den zuletzt gesetzten Innenverteidigern Matthijs de Ligt und Eric Dier eine Pause – und wurde von deren Stellvertretern enttäuscht. Bei Min-Jae Kim stellt sich mittlerweile die Frage, ob es an fehlendem Selbstvertrauen oder an der nötigen Klasse fehlt.

Neuzugang Min-Jae Kim ist noch nicht der erhoffte Stabilisator der Bayern-Defensive.

Neuzugang Min-Jae Kim ist noch nicht der erhoffte Stabilisator der Bayern-Defensive.

IMAGO/Eibner

Natürlich geht diese unnötige, in ihrem Zustandekommen aber irgendwie mittlerweile typische Bayern-Niederlage auf die Kappe der gesamten Mannschaft. Sie verkörpert mittlerweile nichts mehr von dem, was jahrelang als typisch FC Bayern galt. Es mangelt an Klasse, Souveränität, Abgezocktheit, an Leichtigkeit sowieso. Eine 2:0-Führung bei einem Aufsteiger wie Heidenheim ist deshalb keine Garantie für einen Sieg, wie der FC Bayern am Samstagnachmittag leidvoll, aber am Ende auch verdient erfahren musste.

Und doch liegt ein gravierender Grund für den Zusammenbruch in Heidenheim in der Innenverteidigung. Dayot Upamecano und Min-Jae Kim galten lange Zeit als präferiertes Duo von Tuchel – nun zeigten sie erneut, warum sie es nicht mehr sind. Bei Upamecano ist eine gewisse Fehleranfälligkeit nichts Neues, in Heidenheim hatte er vor allem beim ersten Gegentor seinen Anteil. Kim wiederum schätzte die Situation beim 2:2 völlig falsch ein, verlor Torschütze Tim Kleindienst aus den Augen. Auch beim 2:3 stand er falsch.

Konsequenzen für das Champions-League-Viertelfinale?

Das erstaunt mit Blick auf die Vita des Südkoreaners, der noch in der vergangenen Saison zum besten Verteidiger der Serie A gewählt worden war. Also jener Liga, die Verteidigen zur Kunst erhoben hat. In München konnte der 27-Jährige dies bislang viel zu selten bestätigen. Frappierend ist oftmals sein fehlendes Gespür für die richtige Entscheidung: Wann geht es darum, entschlossen nach vorne zu verteidigen? Und wann wäre es besser, sich nach hinten abzusetzen und abzusichern? In Heidenheim wirkte Kim nach einer soliden ersten Halbzeit mit dem ersten Gegentor arg verunsichert.

Die Konsequenz für das Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals beim FC Arsenal am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) kann daher nur lauten, dass Tuchel wieder auf Matthijs de Ligt und Eric Dier zurückgreift. Den Stab über Kim sollte man allerdings nicht endgültig brechen. Er wäre nicht der erste Profi, der erst in seinem zweiten Jahr beim FC Bayern durchstartet. Dafür allerdings bedarf es einer enormen Leistungssteigerung.

Frank Linkesch

Müller richtet den Blick gen London: “Schon wieder im Kampfmodus”

In Heidenheim erlebte der FC Bayern die zweite Niederlage am Stück und verpatzte damit die Generalprobe für das Viertelfinale beim FC Arsenal. Thomas Müller war direkt danach aber bereits “im Kampfmodus”. Sportdirektor Max Eberl forderte, den zweiten Platz abzusichern.

Thomas Müller wollte sich mit der Niederlage gar nicht lange aufhalten, denn es steht ein wichtiges Spiel an.

Thomas Müller wollte sich mit der Niederlage gar nicht lange aufhalten, denn es steht ein wichtiges Spiel an.

IMAGO/Eibner

Thomas Müller wird sein 700. Pflichtspiel für den FC Bayern wohl nicht vergessen. Nach einem heftigen Leistungseinbruch verspielten die Münchner einen scheinbar sicher geglaubten Sieg noch, kassierten nach einer 2:0-Führung nach der Pause noch drei Gegentreffer und verloren zum zweiten Mal in Folge. Kein optimales Szenario vor dem so wichtigen Viertelfinalhinspiel in der Champions League beim FC Arsenal am Dienstag. Zumal die Gunners ihre Generalprobe gewannen.

Müller war unmittelbar nach der Niederlage “fast schon wieder im Kampfmodus Richtung Dienstag”. Dass die Münchner aktuell “nicht in der besten Phase der Vereinsgeschichte sind, ist allen Beteiligten klar”. Dennoch betonte der 34-Jährige: “Es ist nicht so, dass wir mit dem Finger in der Nase bohren und uns alles egal ist.”

Eberls Erklärungsansatz

Für Sportvorstand Max Eberl, der wie Sportdirektor Christoph Freund Trainer Thomas Tuchel den Rücken stärkte, liegt die aktuelle Phase in den “Erfolgen der letzten elf Jahre” begründet: “Es ist einfach ein Stück weit ein ‘Es klappt schon irgendwie’. Letztes Jahr hat es nochmal irgendwie geklappt.” Mit Leverkusen gebe es nun aber eine Mannschaft, “die weit über den Dingen steht und verdientermaßen Deutscher Meister wird”.

Während die Bayern sich in Heidenheim blamierten, gewann Leverkusen mit 1:0 bei Union Berlin und liegt nun sechs Spieltage vor dem Ende 16 Punkte vor dem Rekordmeister. Bayer 04 kann unter Umständen schon am kommenden Spieltag Meister werden.

Eberl fordert, den zweiten Platz abzusichern

Nach der fünften Niederlage in der Rückrunde richtet sich Eberls Blick mittlerweile sogar nach hinten: “Wir müssen ehrlicherweise sagen, wir sind sieben Punkte vor Platz fünf, wenn ich das richtig rechne.” Weil der VfB Stuttgart im Abendspiel bei Borussia Dortmund gewann, schlossen die Schwaben nach Punkten zum Rekordmeister auf.

“Wir sollten schon diese Arroganz weglegen, nach dem Motto, dann sind wir halt nur Zweiter. Wir sollten erstmal gucken, dass wir Zweiter werden”, schloss Eberl bedient.

“Individuell zu schwach, um sich durchzusetzen”: Tuchel nach erneutem Rückschlag bedient

Dem FC Bayern reichte bei Aufsteiger Heidenheim eine 2:0-Führung nicht. Was für den Rekordmeister ein Novum darstellte, ärgerte Trainer Thomas Tuchel naturgemäß. Vor allem mit der Leistung in der zweiten Hälfte war der Coach überhaupt nicht einverstanden.

Thomas Tuchel blickte konsterniert drein.

Thomas Tuchel blickte konsterniert drein.

IMAGO/Sven Simon

2:0 führten zunächst souveräne Bayern in Heidenheim, doch dann erlebte der Rekordmeister, was ihm in seiner Bundesliga-Geschichte noch nie passiert ist. Zum ersten Mal verspielten die Münchner gegen einen Aufsteiger einen Zwei-Tore-Vorsprung (Quelle: Opta) – und verloren am Ende nicht nur 2:3, sondern auch zum zweiten Mal in Folge.

Trainer Thomas Tuchel, der direkt nach der Partie von Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund gestärkt wurde, hatte “keine Ahnung”, wie seine Mannschaft dieses sicher geglaubte Spiel noch hergeben konnte. “Wir hatten alles im Griff, aber mal komplett alles”, führte er bei Sky aus, aber: “Wir tun uns schwer, die Konzentration und das Level hochzuhalten. Sei es innerhalb von Wochen oder innerhalb von Spielen. Das ist leider der nächste Beweis dafür.”

Veränderte Bayern nach der Pause

Nach der Pause, in der Heidenheim das System umgestellt hatte und im 4-4-2 deutlich mehr Druck entfachte, war vom souveränen Münchner Spiel aus Hälfte eins nichts mehr zu sehen. Der Rekordmeister wirkte in der Offensive nicht mehr so zielstrebig und leistete sich in der Defensive eine Unachtsamkeit nach der anderen – und kassierte in der 50. und 51. Minute einen Doppelschlag.

Der Anschlusstreffer der Heidenheimer resultierte aus einem weiten Abstoß von FCH-Keeper Kevin Müller. Min-Jae Kim verlor das Kopfballduell mit Tim Kleindienst, ehe Marvin Pieringer zwischen Alphonso Davies und Dayot Upamecano für den Torschützen Kevin Sessa durchsteckte. “Das war nur eine logische Folge aus den ersten fünf Minuten, wie wir die zweite Halbzeit begonnen haben”, schimpfte Tuchel. “Wir haben es thematisiert, das war klar. Es ist extrem sorglos und in den Zweikämpfen individuell zu schwach, um sich durchzusetzen in der zweiten Halbzeit.”

2:2 darf es nach Tuchels Ansicht “auf diesem Niveau” nicht geben

Das 2:2 war dann “exakt die Fortsetzung, was wir in der zweiten Halbzeit gemacht haben”. Tuchels Mannschaft ließ den Aufsteiger das Spiel auf die linke Seite verlagern, wo Jan-Niklas Beste eine weite Flanke schlug. Weil Kim dort Tim Kleindienst aus den Augen verlor, vollstreckte der Angreifer per Direktabnahme. “Er kann am zweiten Pfosten mit dem Fuß abschließen, das gibt es nicht auf diesem Niveau.”

Weil Kleindienst noch einen Angriff – erneut sah die Bayern-Defensive nicht gut aus – abschloss und sein bereits drittes Tor in dieser Saison gegen die Münchner bejubelte, ging für den FCB die Generalprobe vor dem so wichtigen Viertelfinalhinspiel am Dienstag in der Champions League beim FC Arsenal (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in die Hose. Weil der VfB Stuttgart im Abendspiel zudem beim BVB mit 1:0 gewann, schlossen die Schwaben nach Punkten zu den Bayern auf.

“Individuell zu schwach, um sich durchzusetzen”: Tuchel nach erneutem Rückschlag bedient

Dem FC Bayern reichte bei Aufsteiger Heidenheim eine 2:0-Führung nicht. Was für den Rekordmeister ein Novum darstellte, ärgerte Trainer Thomas Tuchel naturgemäß. Vor allem mit der Leistung in der zweiten Hälfte war der Coach überhaupt nicht einverstanden.

Thomas Tuchel blickte konsterniert drein.

Thomas Tuchel blickte konsterniert drein.

IMAGO/Sven Simon

2:0 führten zunächst souveräne Bayern in Heidenheim, doch dann erlebte der Rekordmeister, was ihm in seiner Bundesliga-Geschichte noch nie passiert ist. Zum ersten Mal verspielten die Münchner gegen einen Aufsteiger einen Zwei-Tore-Vorsprung (Quelle: Opta) – und verloren am Ende nicht nur 2:3, sondern auch zum zweiten Mal in Folge.

Trainer Thomas Tuchel, der direkt nach der Partie von Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund gestärkt wurde, hatte “keine Ahnung”, wie seine Mannschaft dieses sicher geglaubte Spiel noch hergeben konnte. “Wir hatten alles im Griff, aber mal komplett alles”, führte er bei Sky aus, aber: “Wir tun uns schwer, die Konzentration und das Level hochzuhalten. Sei es innerhalb von Wochen oder innerhalb von Spielen. Das ist leider der nächste Beweis dafür.”

Veränderte Bayern nach der Pause

Nach der Pause, in der Heidenheim das System umgestellt hatte und im 4-4-2 deutlich mehr Druck entfachte, war vom souveränen Münchner Spiel aus Hälfte eins nichts mehr zu sehen. Der Rekordmeister wirkte in der Offensive nicht mehr so zielstrebig und leistete sich in der Defensive eine Unachtsamkeit nach der anderen – und kassierte in der 50. und 51. Minute einen Doppelschlag.

Der Anschlusstreffer der Heidenheimer resultierte aus einem weiten Abstoß von FCH-Keeper Kevin Müller. Min-Jae Kim verlor das Kopfballduell mit Tim Kleindienst, ehe Marvin Pieringer zwischen Alphonso Davies und Dayot Upamecano für den Torschützen Kevin Sessa durchsteckte. “Das war nur eine logische Folge aus den ersten fünf Minuten, wie wir die zweite Halbzeit begonnen haben”, schimpfte Tuchel. “Wir haben es thematisiert, das war klar. Es ist extrem sorglos und in den Zweikämpfen individuell zu schwach, um sich durchzusetzen in der zweiten Halbzeit.”

2:2 darf es nach Tuchels Ansicht “auf diesem Niveau” nicht geben

Das 2:2 war dann “exakt die Fortsetzung, was wir in der zweiten Halbzeit gemacht haben”. Tuchels Mannschaft ließ den Aufsteiger das Spiel auf die linke Seite verlagern, wo Jan-Niklas Beste eine weite Flanke schlug. Weil Kim dort Tim Kleindienst aus den Augen verlor, vollstreckte der Angreifer per Direktabnahme. “Er kann am zweiten Pfosten mit dem Fuß abschließen, das gibt es nicht auf diesem Niveau.”

Weil Kleindienst noch einen Angriff – erneut sah die Bayern-Defensive nicht gut aus – abschloss und sein bereits drittes Tor in dieser Saison gegen die Münchner bejubelte, ging für den FCB die Generalprobe vor dem so wichtigen Viertelfinalhinspiel am Dienstag in der Champions League beim FC Arsenal (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in die Hose. Weil der VfB Stuttgart im Abendspiel zudem beim BVB mit 1:0 gewann, schlossen die Schwaben nach Punkten zu den Bayern auf.

Eberl: Mit Tuchel “auf jeden Fall in die nächsten Wochen”

Nach der zweiten bitteren Niederlage innerhalb einer Woche herrschte bei den Verantwortlichen des FC Bayern Frust. Einen Trainerwechsel werde es vor dem wichtigen Spiel in der Champions League aber nicht geben. Für die Mannschaft hagelte es Kritik.

Thomas Tuchel wurde von Sportvorstand Max Eberl gestärkt.

Thomas Tuchel wurde von Sportvorstand Max Eberl gestärkt.

IMAGO/Sven Simon

In der ersten Hälfte in Heidenheim zeigte sich der FC Bayern zunächst gut erholt von der Niederlage gegen den BVB und führte nach einer dominanten Vorstellung in Heidenheim souverän mit 2:0. Zur Pause stellte der Aufsteiger um und drehte die Partie – auch weil die Münchner wieder einmal einen Leistungseinbruch erlebten und sich defensiv sehr fehleranfällig präsentierten.

Sportdirektor Christoph Freund war nach der Partie bei Sky entsprechend angefressen: “Jeder muss in den Spiegel schauen, ob man alles gegeben hat. Das kann ja nicht unser Anspruch sein, dass wir in Heidenheim in der zweiten Halbzeit drei Tore nach einer 2:0-Führung kassieren.” Eine solche Leistung sei “einfach nicht zu akzeptieren”.

Eberl und Freund stärken Tuchel

Und das ausgerechnet vor dem wichtigen Spiel in der Champions League am Dienstag beim FC Arsenal. Ist doch die Königsklasse die einzige Chance auf einen Titel für die Münchner. “Zu 100 Prozent” werde dort Tuchel auf der Bank sitzen, bekräftigte Freund. Und auch Sportvorstand Max Eberl hatte keinen Gedanken an eine vorzeitige Trennung: “Weil das ist auch nicht Fußball, dass du jetzt am Samstag nach so einer Niederlage den Trainer rausschmeißt. Das ist definitiv nicht der Weg.” Für Eberl ist deshalb “vollkommen klar”, dass Tuchel “am Dienstag und auch am Samstag gegen Köln auf der Bank sitzt”. Gegen Köln wird Tuchel aber nicht auf der Bank sitzen, weil er seine vierte Gelbe Karte sah.

Champions League, Viertelfinale

Der Nachfrage, ob die Zusammenarbeit bis zum Saisonende andauere, wich Eberl etwas aus: “Es geht auf jeden Fall in die nächsten Wochen. Ich weiß, dass die Frage kommt, aber das kann ich abschließend nicht beantworten. Wir müssen schon gucken, die Champions League zu erreichen.”

“Es ist nicht immer nur ein Trainerproblem”

Der Sportvorstand ließ zudem durchblicken, dass er durchaus die Spieler in der Pflicht sieht: “Es ist nicht immer nur ein Trainerproblem.” Auch Freund betonte, dass sich jeder nun an die eigene Nase zu fassen habe – und: “Wir müssen jetzt einfach schauen, dass wir nicht mehr solche Leistungen abrufen. Innerhalb von einer Woche zweimal, das ist echt Wahnsinn.”

Freund forderte eine Reaktion: “Wir müssen jetzt Energie aufbauen bis Dienstag, weil wir wissen alle, dass wir es ganz anders können, aber auch müssen.”

Auf der Couch? So wird Leverkusen am kommenden Wochenende Meister

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Bayer 04 Leverkusen als Deutscher Meister feststeht. Schon am kommenden Spieltag könnte es so weit sein. Es gibt drei Titel-Szenarien.

Auch Union Berlin konnte Leverkusen am Samstag nicht am Siegen hindern.

Auch Union Berlin konnte Leverkusen am Samstag nicht am Siegen hindern.

IMAGO/Matthias Koch

Der 28. Spieltag war noch einmal ein Spiegelbild der Kräfteverhältnisse im diesjährigen Bundesliga-Meisterrennen, das diesen Namen eigentlich nicht mehr verdient hat. Während Spitzenreiter Bayer 04 Leverkusen am Samstagnachmittag bei Union Berlin eiskalt mit 1:0 den nächsten Dreier einfuhr, gab der FC Bayern parallel beim 1. FC Heidenheim eine 2:0-Pausenführung aus der Hand und verlor noch mit 2:3.

Damit steht fest, dass die Leverkusener bei nun 16 Punkten Vorsprung schon am kommenden Wochenende die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte perfekt machen können – sogar aus eigener Kraft. Konkret sieht das Szenario so aus:

Bayer 04 Leverkusen wird am 29. Spieltag Meister …

… bei einem Heimsieg gegen Werder Bremen

… bei einem Unentschieden gegen Werder Bremen, wenn der FC Bayern gegen den 1. FC Köln nicht gewinnt

… bei einer Niederlage gegen Werder Bremen, wenn der FC Bayern gegen den 1. FC Köln verliert

Lieber selbst nachrechnen?

Weil Leverkusens erst am Sonntag (17.30 Uhr) gegen Werder spielt, Bayern gegen die Kölner aber schon am Samstag (15.30 Uhr, beide LIVE! bei kicker) gefordert ist, “droht” der Werkself also gar der Meistertitel auf der Couch. Dafür müssten die Münchner allerdings gegen Köln ihre dritte Liga-Niederlage in Serie kassieren nach dem 0:2 gegen Dortmund der Schlappe in Heidenheim.

Weitere Rekorde für Leverkusen schon fix

Ein paar Rekorde knackte Bayer 04 schon am Samstag: Erstmals in der Klubgeschichte gelangen neun Bundesliga-Siege hintereinander, erstmals zudem sieben am Stück in der Fremde. Und mit dem 28. Spiel ohne Niederlage stellte die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso auch noch den Bundesliga-Startrekord ein, der dem FC Bayern 2013/14 unter Pep Guardiola gelungen war.

Sollte Leverkusen den ersten Matchball auslassen, gäbe es eine Woche später am 30. Spieltag die nächste Gelegenheit. Dann wartet – ebenfalls am Sonntag – das Gastspiel bei Borussia Dortmund, während die Bayern am Samstagabend bei Union Berlin gefragt sind.