Mitspieler als Sinnbild: Müller und das “Konni-Laimer-Gefühl”

Der FC Bayern ist weiterhin im “Flow”. Für Thomas Müller ist Mitspieler Konrad Laimer ein Sinnbild für die aktuelle Phase bei den Münchnern.

Konrad Laimer war von Mario Götze (li.) und Tuta nicht aufzuhalten und bereitete das 1:0 der Bayern stark vor.

Konrad Laimer war von Mario Götze (li.) und Tuta nicht aufzuhalten und bereitete das 1:0 der Bayern stark vor.

IMAGO/Sven Simon

Zum ersten Mal seit mehr als drei Monaten haben die Bayern wieder wettbewerbsübergreifend vier Spiele in Serie gewonnen. Rechtzeitig vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid (Dienstag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) scheint der Rekordmeister wieder konstant in der Spur zu sein. So sah es auch Thomas Müller am Sky-Mikrofon: “Ich habe das Gefühl, wir sind gerade in einem besseren Flow.”

Gegen Eintracht Frankfurt äußerte sich dieser Flow wie folgt. “Wir haben am Anfang des Spiels so ein bisschen aggressiver nach vorne verteidigt. Haben auch frühere Ballgewinne gehabt”, lobte Müller die Präsenz der Münchner. Eine solche Balleroberung hätte er selbst schon in Minute sechs im Tor unterbringen können, Harry Kane machte es kurz darauf (9.).

Griffige Bayern – Laimer geht voran

“Wir sind aktuell so ein bisschen griffiger als vielleicht in unseren guten Phasen vorher”, ordnete Müller die Leistung ein. Doch allein “griffig” reichte dem 34-Jährigen noch nicht, denn es gehört auch ein “nicht Aufstecken” sowie ein Dagegenhalten im Zweikampf dazu – dann fiel es Müller ein: “Dieses Konni-Laimer-Gefühl, wenn er sich irgendwo reinbeißt.”

Nicht von ungefähr nennt Müller ausgerechnet Laimer. Der Österreicher, der in der 28. Minute angeschlagen ausgewechselt werden musste, war an einigen frühen Ballgewinnen beteiligt und beim 1:0 entscheidend. Laimer fing nahe der Mittelline einen schlechten Pass von Willian Pacho ab, stach zwischen Mario Götze und Tuta hindurch und war auch vom dazueilenden Robin Koch nicht mehr einzufangen. Kane musste dann nur noch einschieben. Ein Tor des Willens – demonstriert von Konni Laimer.

Laimer und de Ligt fraglich – Müller nimmt Koch in Schutz

Ob am Dienstag gegen Real der Österreicher dann selbst wieder das “Konni-Laimer-Gefühl” aktiv vorleben kann, ist genau wie bei Mattthijs de Ligt offen.

Ich kenne ja auch den Kochi, er würde das nie mit Absicht machen.

Thomas Müller

Zwar hatten die Bayern auch mit Laimer auf dem Platz den Ausgleich durch Hugo Ekitiké hinnehmen müssen, doch in Hälfte zwei sicherte Kane mit Saisontor Nummer 35 den 22. Saisonsieg, durch den der FCB weiter auf dem zweiten Platz bleiben wird.

Entscheidend beteiligt daran war auch Müller, der nach einer Flanke des Engländers in der Mitte einen Ellenbogenschlag von Robin Koch abgekommen hatte. Seinen Gegenspieler nahm Müller danach in Schutz: “Ich kenne ja auch den Kochi, er würde das nie mit Absicht machen.” Trotzdem sei die Bewegung  “im Fußball aus Frankfurter Sicht leider nicht erlaubt” und deshalb eine “mitentscheidende Szene des Spiels”.

Hoeneß: “Wenn man klug ist, lässt man sich nicht unter Druck setzen”

5:1 bei Union Berlin, der FC Bayern überzeugte trotz großer Rotation auch in der Bundesliga endlich wieder voll. Im Mittelpunkt des Interesses steht jedoch die Frage, wer auf Thomas Tuchel als Trainer folgt.

Beobachtet zufrieden den jüngsten Aufwärtstrend des FC Bayern: Uli Hoeneß (r.), hier mit Karl-Heinz Rummenigge.

Beobachtet zufrieden den jüngsten Aufwärtstrend des FC Bayern: Uli Hoeneß (r.), hier mit Karl-Heinz Rummenigge.

IMAGO/MIS

Ehrenpräsident Uli Hoeneß reagiert leicht allergisch, wenn er darauf angesprochen wird, mit wann einer Entscheidung in der Trainerfrage beim Rekordmeister zu rechnen sei. “Das ist eine ganz wichtige Personalie. Wenn man klug ist, lässt man sich nicht unter Druck setzen”, sagte der 72-Jährige am Sonntagmorgen und spricht viel lieber über den Aufwärtstrend der jüngsten beiden Spiele: Halbfinal-Einzug in der Champions League gegen den FC Arsenal, 5:1 bei Union Berlin. “Das war der FC Bayern, wie ich ihn mir vorstelle”, lobt Hoeneß.

Tuchel nominiert sechs Neue in der Anfangsformation

Einer, den Thomas Tuchel nach dem Spiel gegen Arsenal und mit Blick auf die Halbfinal-Duelle mit Real Madrid kräftig umkrempelte, die Startelf auf sechs Positionen veränderte. Der Trainer sprach hinterher von einer “Null-Risiko-Strategie” mit Blick auf die vielen Verletzungen, mit denen er uns seine Mannschaft die gesamte Saison über zu kämpfen haben. Leroy Sané dürfte für den Rest der Saison der Mann für die Champions-League-Abende sein, Jamal Musiala durfte sich am Samstag daheim in München regenerieren, Raphael Guerreiro und Noussair Mazraoui waren mit Blick auf ihre Verletzungshistorie kein Thema für die Startelf. Mit Manuel Neuer, Eric Dier und Harry Kane gingen nur drei Profis zweimal über 90 Minuten.

Dafür spielten sich andere Profis in den Vordergrund: Thomas Müller, gegen die London zweimal komplett außen vor, brachte sich mit seinem ersten Doppelpack seit über einem Jahr in Erinnerung, auch wenn die zwei Treffer die sonst eher unauffällige Leistung kaschierten. Mathys Tel durfte 90 Minuten ran, bereitete das 1:0 vor und traf zum 4:0, auch Eric Maxim Choupo-Moting überzeugte auf dem linken Flügel. Aleksandar Pavlovic sammelte nach seinen beiden Infekten 90 Minuten Spielpraxis, Min-Jae Kim Selbstvertrauen nach vielen schwachen Leistungen. Jeder Spieler will sich vor dem Duell mit Real Madrid in Erinnerung rufen, nicht die schlechteste Voraussetzung für Tuchel.

Die Formkurve geht nach oben. So weit, dass es in der Königsklasse noch für den ganz großen Wurf reicht? Abwarten!

Frank Linkesch

“Feuer frei”: Doppelpacker Müller ist “manchmal dabei, manchmal nicht”

Auf das gefeierte 1:0 im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen Arsenal ließ der FC Bayern ein souveränes 5:1 bei Union Berlin folgen. Leon Goretzka und Thomas Müller ordneten hinterher ein.

Hat in seiner langen und erfolgreichen Karriere nun an allen 34 Bundesliga-Spieltagen getroffen: Thomas Müller.

Hat in seiner langen und erfolgreichen Karriere nun an allen 34 Bundesliga-Spieltagen getroffen: Thomas Müller.

Getty Images

Leon Goretzka, der mit dem 1:0 den Grundstein beim klaren 5:1-Erfolg im Stadion An der Alten Försterei gelegt hatte, schritt als erster Bayern-Spieler nach Spielschluss vors Mikrofon von Sky und gab zu Protokoll: “Wir haben den Kampf am Anfang gut angenommen und es sehr gut zu Ende gespielt.”

Damit traf der 29-Jährige den Nagel auf den Kopf: Denn ein insgesamt souverän auftretender Rekordmeister, der in dieser Saison schon manch eine eigentlich schon sichergeglaubte Partie noch in den Sand gesetzt hatte, hatte sich in der Hauptstadt voll fokussiert gezeigt. Die Zahlen abseits der fünf erzielten Treffer: Passquote von 92 Prozent, 64 Prozent Ballbesitz, 52 Prozent Zweikampfquote.

Wenig verwunderlich zog schließlich auch Doppelpacker Thomas Müller, der zum ersten Mal überhaupt an einem 30. Bundesliga-Spieltag vollstreckt und allgemein seinen 26. Mehrfachpack erreicht hatte (Höchstwert unter allen aktuellen Bundesliga-Spielern) ein rundum positives Fazit: “Wir haben einfach ein gutes Spiel gemacht.”

Müller zu Choupo-Moting: “Ich lauer innen”

Ins Detail ging der Weltmeister von 2014 dabei auch: “Wir waren heute ein ‘bissl’ aggressiver, haben den Ball höher gewonnen. Bei ein, zwei, drei Aktionen nach eigenem Fehlpass hat Union zwar gezeigt, was sie mit ihrer Konterstärke anrichten können. Wir hatten also schon Aktionen, wo Union vielleicht hätte ein Tor machen können – aber insgesamt waren wir bissig, drin in den Zweikämpfen, immer dabei.”

Und auch offensiv sei es “ordentlich” gewesen, was auch Coach Thomas Tuchel nach dieser Untermauerung von Tabellenplatz 2 unterstrich: “Perfekte Woche, dickes Kompliment an die Mannschaft. Mir hat alles gefallen, es war eine Teamleistung. Wir hängen keine Tabellenplätze in die Kabine, wir als FC Bayern sind immer gefordert. Wir sind es uns selber schuldig. Wir haben den höchsten Anspruch an uns selber.”

Ich freu mich riesig, Choupo hat super gespielt.

Thomas Müller über den auffälligen Eric Maxim Choupo-Moting

Das zweite Tor kurz vor der Pause habe an diesem Samstagabend auf Müllers Sicht “natürlich gut in die Karten gespielt mit dem Freistoß (Harry Kane schießt durch eine Lücke in der Berliner Mauer; Anm. d. Red.), spätestens Anfang zweite Halbzeit dann waren wir nicht mehr zu stoppen.”

Dieser Umstand war auch eng mit Müller selbst verbunden gewesen, der schließlich nach der Pause zweimal getroffen hatte – einmal prt Volley unters Tordach, einmal via Kopfball ins rechte Eck. Und hier erkannte der Angreifer selbst, dass das auch mit dem auffällig guten Eric-Maxim Choupo-Moting zu tun gehabt hatte. Der Dribbelkünstler hatte mit etlichen feinen Ballaktionen überzeugt und unter anderem Müller bei seinem Kracher unter die Latte herrlich bedient. Müllers Kommentar dazu: “Ich freu mich riesig, Choupo hat super gespielt, hat immer wieder das Dribbling gesucht, war aggressiv nach vorn. Wir hatten schon vor dem Spiel miteinander gesprochen, dass wenn er mal abhakt dann einfach die Flanke bringen soll – ich ‘lauer’ innen. Das Tor war auch tatsächlich schön, da hab ich ihn schön unters Dach gejagt.

“Die klassische Müller-Frage”

Thomas Tuchel und Thomas Müller

Waren nach dem Doppelpack und kurz nach der Auswechslung zu Scherzen aufgelegt: Bayern-Trainer Thomas Tuchel und Doppelpacker Thomas Müller.
DeFodi Images via Getty Images

Wie geht es aber nun für Müller persönlich weiter? Darf der Doppelpacker auch kommenden Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Eintracht Frankfurt ran – und vor allem im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid (30. April und 8. Mai jeweils um 21 Uhr) seinen 150. Einsatz in der Königsklasse feiern?

“Das ist völlig egal”, stellte der 34-Jährige mit der Erfahrung von inzwischen 470 Bundesliga-Spielen (149 Tore, 206 Vorlagen) klar und untermauerte mit: “Wichtig ist, dass wir eine Mannschaft bringen, die gewinnt. Wer welche Minuten sammelt, ist völlig egal. Es ist ein nettes Spielchen und ich find’s ja amüsant, dass immer wieder die klassische Müller-Frage kommt. Jeder will Zeitungen und Klicks verkaufen, aber am Ende des Tages ist es schon ein ‘bissl’ zäh für den Trainer. Er stellt so auf, wie er meint, dass er am besten gewinnt. Manchmal bin ich dabei, manchmal nicht – und wenn ich von der Bank komm, dann werf ich auch alles rein. Und jetzt gehen wir nach Hause, Doppelpack gemacht.”

Ganz entlassen war Müller zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Auf die Trainerfrage, die vor dem Spiel auch Sportvorstand Max Eberl angegangen war (Nagelsmann-Entscheidung “hat uns das jetzt nicht überrascht” – neuer Bayern-Coach “muss nicht Deutsch sprechen”), sagte er noch: “Ich hab keine Ahnung (wer auf Tuchel folgen wird; Anm. d. Red.). “Wir haben genug damit zu tun, unseren Tagesablauf zu absolvieren. Wir wissen, wie es in der Liga gelaufen ist (Meisterschaft verpasst, unnötige Niederlagen kassiert; Anm. d. Red.), dass das auch auf unserem Schreibtisch liegt. Wir haben nicht den Anspruch und überhaupt nicht die Grundlage dafür, irgendwie unruhig zu werden. Wir müssen uns konzentrieren, dass wir die Spiele gewinnen. Und dementsprechend: Feuer frei!”

Oder in Goretzkas Worten: “Wir haben noch ein großes Ziel in der Champions League und versuchen, die Saison am Leben zu halten.”

Doppelpack Müller, Kane durch die Berliner Mauer: Bayern demontiert Union

Der FC Bayern hat die Auswärtsaufgabe bei Union hochseriös gelöst und mit einem 5:1 erfolgreich zugeschlagen. Die Champions League dürfte damit abgesichert worden sein. Derweil vergrößerten sich Berliner Abstiegssorgen.

“Klingelingeling”: Thomas Müller hat bei Union Berlin zweimal getroffen und mit dem Team ein 5:1 gefeiert.

IMAGO/Matthias Koch

Das große Union-Problem vor diesem Heimspiel am 30. Bundesliga-Spieltag gegen den Rekordmeister aus München hatte Coach Nenad Bjelica im Nachklapp des 0:2 beim FCA thematisiert: die Schwächen in der Offensive. Zuletzt nämlich war den Köpenickern dreimal in Folge kein einziger Treffer gelungen bei ohnehin erst 25 Saisontreffern (zweitschwächster Wert hinter Köln).

“Mit diesen Leuten müssen wir arbeiten, Geduld haben”, hatte der Berliner Trainer etwa gesagt und musste nun mitansehen, wie gegen die zuletzt schon beim wichtigen 1:0 gegen den FC Arsenal im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals stabile FCB-Abwehr vor Keeper Neuer wenig bis nichts ging. Sein auf drei Stellen umgebautes Team – die nach Sperren wieder bereitstehenden Tousart und Gosens durften ebenso von Beginn an ran für Khedira, Kral und Kaufmann wie Angreifer Volland – fand in der Anfangsphase keine Lücken.

Auf der anderen Seite dominierte das gleich sechsmal im Personal veränderte Bayern-Konstrukt – der geschonte Musiala, de Ligt, Mazraoui, Laimer, Guerreiro und Sané (ebenfalls geschont) wurden durch Kim, Davies, Pavlovic, Müller, Tel und Choupo-Moting vertreten – das Spiel.

Kane findet das Loch

Zur Wahrheit gehörte aber auch, dass dieses Spiel zunächst keine Highlights bot. Lediglich einigermaßen gefährliche Abschlüsse von Kane (5. Minute) sowie Choupo-Moting (8. und 17.), der insgesamt stark agierte und mit feinster Ballbehandlung in einigen Szenen überzeugte, gab es. Auf der anderen Seite passte bei einem Konterversuch Kimmich stark auf (15.), während Hollerbach wenig später in guter Lage den Ball nicht anbrachte (18.) und Gosens einen Kopfball aus schwieriger Lage nicht zu setzen wusste (24.).

Bundesliga – 30. Spieltag

Der durchaus kontrollierend agierende FCB, der mehr Ballbesitz generierte (64 Prozent zur Pause), machte in Minute 29 dann erstmals ernst – und schon klingelte es. Müller ließ im Zentrum nach Tel-Zuspiel absichtlich für Goretzka passieren, der stark annahm, den Ball kontrollierte und diesen unter die Latte versank. Nachdem in der Folge Unions mögliche Antwort von Neuer vereitelt worden war (in der 33. Minute parierte er ein tückisches Tousart-Geschoss, in der 42. wehrte er einen Gosens-Volley überragend zur Seite), klingelte es nochmals. Kane nahm sich einem direkten Freistoß aus zentraler Lage an und profitierte mit seinem erfolgreichen Schuss ins rechte Eck davon, dass Berlins Verteidiger Doekhi – rechts in der Mauer positioniert – einen Schritt zur Seite machte und so die entscheidende Lücke aufriss (45.+1).

Müller hoch zwei

Und nur kurz nach Wiederbeginn machte der auch in Sachen Zweikämpfe überlegene Titelträger der Vorsaison (über 60 Prozent gewonnene Duelle) den Deckel auf diese Partie. Choupo-Moting bediente nach zunächst abermals feinster Ballbehandlung den freistehenden einlaufenden Müller, der den Ball aus nächster Nähe via Volley unter die Latte knallte – 3:0 (53.).

Die Messe war also gelesen, nicht aber für den hungrigen Angriff der FCB-Truppe. Der nach einer Goretzka-Balleroberung von Kane bediente Tel vollstreckte flach ins linke Eck zum 4:0 (62.), ehe Müller nach Goretzka-Flanke präzise ins rechte Eck einnickte. Weitere Treffer wären möglich gewesen, allerdings gingen die Gäste mit dem 5:0 im Rücken etwas vom Gas, ließen die letzte Konsequenz vermissen. Und agierten in den finalen Minuten etwas zu lässig, sodass die Hauptstädter nochmals Blut leckten und – siehe da – nach über sechs torlosen Bundesliga-Stunden mal wieder erfolgreich einschossen. Den 1:5-Ehrentreffer besorgte Joker Vertessen (90.+1).

Nichtsdestotrotz: Die weiterhin im Abstiegskampf steckenden Unioner erlitten mit dieser klaren Pleite auch in Sachen Torverhältnis einen Rückschlag tief unten und müssen nun in Gladbach ran am kommenden Sonntag (15.30 Uhr). Der FC Bayern unterdessen untermauerte mit dem besten Bundesliga-Angriff (87 Tore) den Anspruch Richtung Champions-League-Ticket und empfängt als nächstes Besuch aus Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr). Das Hinspiel im Halbfinale der Königsklasse gegen Real Madrid steigt am 30. April (21 Uhr).

Müller: “Wenn ich an Spielerprofile wie von Leroy denke …”

Der FC Bayern steht vor dem Alles-oder-nichts-Spiel gegen Arsenal. Wie das aussehen wird? Thomas Müller hätte eine Präferenz.

Am Mittwoch zuhause gegen Arsenal gefragt: Leroy Sané und Thomas Müller (re.).

Am Mittwoch zuhause gegen Arsenal gefragt: Leroy Sané und Thomas Müller (re.).

IMAGO/RHR-Foto

Es dauerte nicht lange, bis die Südkurve den Fokus aufs Wesentliche lenkte. Die Mannschaft hatte sich auf dem Platz eingehakt, bereit zu hüpfen. Und aus dem Herzen der Fanszene des FC Bayern erklang laut und mehrfach ein lang gezogenes “Europapokal”. “Die fiebern diesem Mittwoch enorm entgegen”, sagte Thomas Müller später über diese “Jungs und Mädels”. “Genauso wie wir natürlich, aber trotzdem hat man das schon erkannt. Hier geht es um etwas ganz, ganz Wichtiges.”

Nichts weniger als ein Do-or-Die-Spiel, wie es selbst Stadionsprecher Stephan Lehmann ausrief, bevor er sich in den Feierabend bis Mittwoch verabschiedete. Gewinnt der FC Bayern gegen Arsenal, steht er im Halbfinale. Verliert er, ist die Saison nach dem Pokalausscheiden und der zeitnah verlorenen Meisterschaft endgültig gelaufen. Mitte April, wohlgemerkt.

Champions League

Mut gemacht hat der Auftritt im Emirates Stadium am vergangenen Dienstag, als die Bayern durchaus davon profitiert hatten, den Gunners den Ball zu überlassen (41 Prozent eigener Ballbesitz) und aufs schnelle Umschaltspiel zu lauern. “Wenn ich jetzt an Spielerprofile denke, wie es vielleicht Leroy mitbringt”, holte Müller aus. “Dem tut es natürlich gut, wenn er ein bisschen Raum vor sich hat, wo er dann eben mit seinen 36 km/h da reinfahren kann. Und dementsprechend glaube ich, ist das nicht schädlich für uns, wenn wir nicht 70 Prozent Ballbesitz haben, sondern auch einen Gegner, der gerne den Ball hat. Und wir uns dann einfach reinbeißen, mal einen Ball wegzwicken. Und dann muss es halt schnell gehen.”

Wir haben uns eher dann schwerer getan, wenn die Gegner tief standen und wir Lösungen gebraucht haben.

Joshua Kimmich

In der Hinrunde hatten die Bayern so zum Beispiel den BVB im Signal-Iduna-Park überrollt (4:0), ein paar Wochen später den VfB Stuttgart trotz 37 Prozent Ballbesitz (!) deutlich und verdient geschlagen (3:0). “In dieser Saison hatten wir tatsächlich einige gute Spiele, in denen wir über einen Konter gekommen sind, über Schnellangriffe”, weiß auch Joshua Kimmich. “Da haben wir schon das Personal dafür, um auch schnell umzuschalten, um zielstrebig vor das gegnerische Tor zu kommen. Wir haben uns eher dann schwerer getan, wenn die Gegner tief standen und wir Lösungen gebraucht haben.” Wie zum Beispiel beim Rückrundenspiel gegen Dortmund (0:2, 61 Prozent Ballbesitz) vor zwei Wochen.

Wie das Spiel wohl am Mittwoch aussehen wird? “Ich glaube, dass es wahrscheinlich nicht so sein wird, dass wir es über 90 Minuten kontrollieren werden”, prophezeit Kimmich zwar, geht aber trotzdem davon aus, “dass wir ein bisschen mehr den Ball haben werden” als im Hinspiel, “ein bisschen mehr Ballbesitz haben werden, auch selbst versuchen werden, dem Spiel unseren Stempel aufzudrücken.”

Tuchel: “Wir brauchen eine komplette Leistung”

Trainer Thomas Tuchel zumindest will das Heimspiel gegen Köln nicht mit einem Champions-League-Viertelfinale gegen Arsenal vergleichen. “Am Ende”, findet er, “musst du auf alles eine Antwort haben, was das Spiel von dir verlangt. Wenn du im Viertelfinale weiterkommen willst, kannst du dich nicht nur auf Konter verlassen; nicht nur auf hohes Pressing verlassen; nicht nur auf Balleroberungen verlassen oder nicht nur auf Ballbesitz verlassen. Du brauchst das ganze Paket.”

Das ganze Paket, das eine “extrem gute Verteidigungsleistung” wie im Hinspiel beinhaltet, dazu “Phasen, in denen wir uns zutrauen, hoch zu pressen, weil das möglich ist gegen jeden Gegner.” Und zu guter Letzt werden auch die Bayern Ballbesitz benötigen, “um uns im Ballbesitz natürlich auch zu erholen für das intensive Spiel gegen den Ball. Deshalb brauchen wir eine komplette Leistung, wenn wir am Mittwoch weiterkommen wollen.”

Mario Krischel