Fröhlich kontert VfB-Kritik an Zwayer: “Fußballtypischer Luftzweikampf”

Heftige Kritik hatten Spieler und Verantwortliche des VfB Stuttgart geübt an Schiedsrichter Felix Zwayer nach dem späten Ausgleich zum 2:2 in Leverkusen. Nun antwortete der Verband.

Waren sich am Samstagabend uneinig: Felix Zwayer und die Spieler des VfB Stuttgart.

Waren sich am Samstagabend uneinig: Felix Zwayer und die Spieler des VfB Stuttgart.

IMAGO/Sven Simon

Konkret in Person von Lutz-Michael Fröhlich meldete sich der Verband am Sonntag zu Wort. Fröhlich verteidigte in diesem Zuge die Entscheidungen vom Samstagabend beim spät erzielten 2:2 von Meister Bayer Leverkusen im Duell mit dem VfB Stuttgart.

“An dem Treffer und seiner Entstehung ist regeltechnisch nichts auszusetzen”, wird der Geschäftsführer der DFB Schiri GmbH auf der Verbandswebseite zitiert. Sowohl die Verlängerung der Nachspielzeit wegen einer Auswechslung als auch der Freistoß im Vorfeld und die Entstehung des Ausgleichstreffers von Robert Andrich, was speziell VfB-Coach Sebastian Hoeneß und Stuttgarts Sportdirektor Fabian Wohlgemut zu lautstarker Kritik geführt hatte, seien korrekt gewesen, erklärte Fröhlich.

Fröhlich vergleicht zwei Szenen miteinander

Vornehmlich beschwert hatten sich die Stuttgarter über ein Stoßen von Bayer-Angreifer Victor Boniface gegen VfB-Verteidiger Anthony Rouault vor dem 2:2 in der Nachspielzeit. Eine Aktion, die Andrichs Tor erst ermöglicht hatte.

“Ich bin nicht einverstanden mit dem zweiten Tor, ich bin nicht einverstanden mit der Schiedsrichter-Leistung. Ich glaube, wir haben sehr, sehr gute Spielerleistungen gesehen, aber keine gute Schiedsrichter-Leistung”, hatte sich VfB-Trainer Hoeneß geärgert. Sportdirektor Wohlgemuth hatte in die gleiche Kerbe geschlagen: “Da muss man schon darüber nachdenken, warum der VAR überhaupt da ist.”

Fröhlich dagegen sagte nun: “Der Armeinsatz von Boniface im fußballtypischen Luftzweikampf führte nur zu einem geringen Kontakt gegen den Rücken von Rouault.” Der 66-Jährige, der im Sommer von Knut Kircher beerbt wird, ist der Meinung, dass das Weiterlaufen zu Zwayers allgemein großzügiger Linie in der Zweikampfbewertung gepasst habe und verglich die Szene mit der vor dem 2:0 durch Deniz Undav, der sich gegen Andrich durchgesetzt hatte: “Auch den Armeinsatz von Deniz Undav gegen Robert Andrich vor dem 2:0 für Stuttgart hatte er nachvollziehbar nicht als Foulspiel bewertet.”

Insgesamt allerdings wirkte Bonifaces Aktion gegen Rouault doch etwas heftiger als der Zweikampf zwischen Undav und Andrich – wozu auch passte, dass sich weder Leverkusens Sechser noch einer seiner Teamkollegen darüber beklagten, dass Zwayer, der erst in der vergangenen Woche gemeinsam mit Daniel Siebert in den 19 Referees umfassenden Schiedsrichterkader für die EURO in diesem Sommer berufen worden war, die Szene laufen ließ.

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Benni Hofmann

Hoeneß: “Leider waren es nur die Spieler, die richtig gut waren”

Der VfB Stuttgart lieferte sich mit Leverkusen erneut einen wilden und mitreißenden Schlagabtausch beim 2:2. Die letzte Aktion der Partie verhinderte den Sieg der Schwaben, was Trainer Sebastian Hoeneß sichtlich auf die Palme brachte.

Freie Sicht: Schiedsrichter Felix Zwayer Sekunden vor dem 2:2.

Freie Sicht: Schiedsrichter Felix Zwayer Sekunden vor dem 2:2.

IMAGO/Nordphoto

“Wir haben insbesondere in der zweiten Halbzeit ein großartiges Spiel gemacht”, lobte Sebastian Hoeneß bei Sky seine Mannschaft. “Leider waren es nur die Spieler, die richtig gut waren”, sagte ein sichtlich genervter VfB-Coach und sprach danach vor allem über die Nachspielzeit.

Fünf Minuten Nachspielzeit waren nach einer packenden zweiten Hälfte angezeigt. Für Hoeneß schon der erste Fehler von Schiedsrichter Felix Zwayer, der den ganzen Frust nach dem Spiel verbal abbekam. Doch der Treffer fiel erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit. Warum da noch nicht Schluss war?

“Wir haben gehört, dass immer noch 30 Sekunden draufgehen, wenn gewechselt wird”, berichtete Hoeneß von seinem Austausch mit den Unparteiischen. Besonders bitter, denn die hatte sich der VfB mit der Hereinnahme von Pascal Stenzel (90.+2) ja selbst eingebrockt – ein folgenschwerer Wechsel.

Stenzel war es dann auch, der die entscheidende Szene verursacht hatte. Er hatte Amine Adli auf der Außenbahn gefoult. “Der Gegenspieler wollte unbedingt das Foul”, kritisierte Hoeneß, musste aber auch einsehen, dass es “nicht schlau” war, “das muss man fairerweise auch sagen”.

Foul? Handspiel? Ausgleich

Wirtz flankte vors Tor und jetzt wurde es noch kniffliger. Anthony Rouault ging ins Luftduell mit Victor Boniface. Der Franzose wurde vom Nigerianer von hinten weggedrückt, sodass er nicht zum Kopfball kam und die Situation nicht klären konnte. “Da sind einfach zwei Arme im Rücken von Rouault”, ärgerte sich Hoeneß.

Doch das war nicht alles, denn danach prallte der Ball an die angelegte Hand von Piero Hincapie, was zur Vorlage zum Tor von Robert Andrich zum 2:2-Endstand wurde. “Für mich muss das Tor aberkannt werden. Das Mindeste ist, dass es angeschaut wird. In so einer Situation nicht draufzugucken, ist für mich nicht nachvollziehbar.” Der Check an der Seitenlinie durch Zwayer, gerade von der UEFA für die EM nominiert, blieb aus. Das Spiel war danach auch aus.

“Da muss man schon darüber nachdenken, warum der VAR überhaupt da ist”, sprang Sportdirektor Fabian Wohlgemut seinem Trainer zur Seite. “Wenn es in diesem Spiel in der 96. oder 97. Minute diese strittige Szene gibt, dann muss man sich das schon anschauen. Die ein oder andere Situation hätte der Schiedsrichter geschickter anfassen müssen.”

Kein strafbares Handspiel

Allerdings war zumindest das Handspiel in der Situation nicht strafbar. Im Regelbuch heißt es, dass ein Vergehen vorliegt, wenn der Ball ins gegnerische Tor geht, wenn ein Spieler zuvor direkt mit der Hand/dem Arm (ob absichtlich oder nicht) gespielt hat oder wenn der Ball ins Tor geht, nachdem er den Ball mit der Hand/dem Arm berührt hat (ob absichtlich oder nicht). Da der Torschütze selbst den Ball nicht an der Hand hatte, lag hier kein strafbares Vergehen vor.

Hoeneß: “Lassen wir es gut sein”

“Das ganze Spiel war emotional und hektisch und es ist sicher auch nicht einfach und trotzdem ist es die Aufgabe, Kontrolle ins Spiel reinzukriegen und das ist nicht gelungen”, bilanzierte Hoeneß, der genau wie Xabi Alonso zuvor schon eine Gelbe Karte gesehen hatte. “Beide Bänke waren extrem emotional”, erklärte er dazu und schob frustriert hinterher: “Lassen wir es gut sein.”

Ein Saisonziel hat Führich schon erreicht

In Bremen fehlte Chris Führich überraschend in der Startelf des VfB Stuttgart, gegen Bayer Leverkusen dürfte der Nationalspieler wieder zurückkehren. Sein persönliches Saisonziel hat der Dribbelkünstler längst erreicht, wie Sebastian Hoeneß verrät.

Stuttgarts Chris Führich hat insgesamt an Kontinuität zugelegt.

Stuttgarts Chris Führich hat insgesamt an Kontinuität zugelegt.

IMAGO/Pressefoto Baumann

Vor dieser Spielzeit nämlich saßen der Trainer und Führich zusammen und besprachen, “dass es mindestens zweistellig sein muss” in Sachen Scorerpunkten, sagt Hoeneß. Das ist es, ganz konkret bereits seit dem 16. Spieltag, als Führich beim 3:0 gegen den FC Augsburg sein fünftes Saisontor gelang. Zu diesem Zeitpunkt hatte der 26-Jährige auch fünf Vorlagen auf dem Zettel. Nun sind es in beiden Kategorien deren sieben, also insgesamt 14 Scorerpunkte.

“Chris hat schon in den Jahren zuvor gezeigt, was er zu leisten imstande ist. Er macht es jetzt einfach nur kontinuierlicher”, lobt Hoeneß. In der Tat war das Thema Effizienz ein großes bei dem Blondschopf, was stark mit Entscheidungsfindung zu tun hatte. Wann schließe ich ab? Wann lege ich quer? Wann ist noch ein Haken angebracht? Vor allem da hat Führich unter Hoeneß einen Riesenschritt gemacht.

Dass er zuletzt in Bremen auf der Bank saß, könnte auch damit zu tun haben, dass er jüngst genau diese Effizienz ein wenig missen ließ. Sein letzter Scorer liegt mit dem Tor gegen den 1. FC Union am 8. März tatsächlich schon einige Wochen zurück, wobei er auch ohne ordentliche Leistungen ablieferte. Als Joker gegen Werder jedenfalls hatte Führich eine enorm belebende Wirkung, am Samstag in Leverkusen (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) dürfte er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wieder starten.

Dass seine Darbietungen Führich für finanziell potentere Wettbewerber attraktiver machen, ist sowieso logisch. Nach Dortmund hat der Rechtsfüßer bekanntlich als Ex-Borusse eine spezielle Bindung, entsprechend scheint dort auch das Interesse etwas konkreter zu sein als bei anderen, potenziellen Werbern. Doch selbst wenn Führich sich für einen Wechsel entscheiden sollte, muss Hoeneß in der neuen Saison nicht bange sein, was die Flügel angeht. Schließlich steht neben dem aktuell formschwachen Silas, der grundsätzlich aber auch ein Kandidat für zweistellige Scorerwerte ist, auch noch ein Jamie Leweling im Kader. Der kommt zwar in der Regel über rechts, effizienztechnisch aber steht er Führich in Nichts nach. Alle 120 Minuten gelingt ihm in der laufenden Bundesliga-Saison ein Treffer oder eine Vorlage (Führich: 162). Und mit einer etwaigen Ablöse für Führich ließe sich die Kaufoption bei Union-Leihgabe Leweling, die bei rund 5 Millionen Euro liegen soll, problemlos finanzieren.

Benni Hofmann

Hoeneß legt sich fest: Millot ersetzt Stiller

Wer ersetzt den gesperrten Angelo Stiller beim VfB Stuttgart? Trainer Sebastian Hoeneß hat die Frage eindeutig beantwortet.

Wie schon in Leipzig und Dortmund: Sebastian Hoeneß setzt auf Enzo Millot als Ersatz für Angelo Stiller.

Wie schon in Leipzig und Dortmund: Sebastian Hoeneß setzt auf Enzo Millot als Ersatz für Angelo Stiller.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Sebastian Hoeneß ist ganz offensichtlich ein Mann der Klarheit. Womöglich hätten andere Bundesliga-Trainer allerhand Pirouetten gedreht auf die Frage, wer ihren am Wochenende ausfallenden taktgebenden Mann auf dem Feld ersetzt. Der Coach des VfB Stuttgart beantwortete die Frage ziemlich eindeutig: Enzo Millot wird Angelo Stiller vertreten am Samstag, wenn die Schwaben im Spitzenspiel beim ungeschlagenen Meister Bayer Leverkusen gefordert sind (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de). Punkt. Einerseits war das ein Stück weit erwartbar, Hoeneß macht sich also nicht des Geheimnisverrats schuldig – so ganz nebenbei gab es im vereinspolitischen Bereich in den vergangenen Jahren immer mal wieder entsprechende Vorwürfe und sogar Strafanzeigen wegen vermeintlichen Geheimnisverrats beim VfB, die aber offenkundig eher unsubstantiierter Natur waren.

Enzo hat es zwei-, dreimal gezeigt, dass er auf dieser Position spielen kann.

Sebastian Hoeneß

Andererseits hätte Hoeneß ja mit Brighton-Leihgabe Mo Dahoud einen Mann mit einer durchaus beachtlichen Vita im Kader, der dem Stiller-Profil eher entsprechen würde. Was also spricht für Millot? “Enzo hat es zwei-, dreimal gezeigt, dass er auf dieser Position spielen kann”, sagt Hoeneß. Beispielsweise kürzlich beim 1:0 in Dortmund, als Stiller in der Innenverteidigung gefragt war. Und auch beim 5:2 gegen RB Leipzig Ende Januar, als Atakan Karazor fehlte. Also jeweils gegen Top-Gegner, wie es auch Bayer ist. Millot machte es mit kicker-Noten von 2,0 und 3,0 gut und befriedigend. Insofern scheint Hoeneß’ Wahl logisch.

Bayer hat auch eine “ganz gute Doppelsechs”

Weil sowohl Stiller als auch auf Bayer-Seite Granit Xhaka zuletzt die jeweils fünfte Gelbe Karte kassierten, entfällt das Duell der Metronomen in diesem Spitzenspiel, was aus neutraler Sicht sehr bedauerlich ist. “Beide sind ähnliche Spielertypen mit einem ähnlichen Impact für ihre Klubs. Beide sind in der Lage, das Spiel zu diktieren”, lobt Hoeneß, der nicht der Meinung ist, dass sein Gegenüber Xabi Alonso große Experimente tätigt in Sachen Xhaka-Ersatz: “Ich glaube, auch auf Leverkusener Seite wird es relativ klar sein: Wenn Andrich und Palacios fit sind, werden beide spielen.” Das sei “natürlich auch eine ganz gute Doppelsechs”, bemerkt Hoeneß mit einem schelmisch gemeinten Semi-Understatement.

Hoeneß lobt Karazor

Wohl wissend, dass sich auch Millot und dessen Nebenmann Karazor nicht zu verstecken brauchen. Letztgenannter ist wie die gesamte VfB-Elf unheimlich gereift in dieser Spielzeit, obgleich er meist etwas unter dem Radar läuft, was Hoeneß nicht nachvollziehen kann: “Alle, die genau hinschauen, wissen, wie wertvoll Ata für uns ist. Er gibt uns sehr viel Balance in einer Mannschaft, die offensiv denkt.” Also keiner, der große Pirouetten dreht, sondern wie sein Trainer eher ein Mann der Klarheit ist.

Benni Hofmann

Die Fragen bei Beyaz, Faghir, Milosevic & Co.

Acht Leihspieler kehren im Sommer zum VfB Stuttgart zurück. Dass einer von ihnen zeitnah eine feste Größe beim sehr wahrscheinlichen Champions-League-Starter werden kann, ist aktuell mit einer Ausnahme nicht wirklich realistisch.

Ömer Beyaz ist derzeit vom VfB an Hatayspor ausgeliehen.

Ömer Beyaz ist derzeit vom VfB an Hatayspor ausgeliehen.

IMAGO/Sports Press Photo

Und so wird es für Sportdirektor Fabian Wohlgemuth vornehmlich darum gehen, zumindest einen Teil der Gehälter einzusparen – entweder durch erneute Leihen oder Verkäufe. Was schwer genug wird für den 45-Jährigen, denn wirklich aufgedrängt hat sich mit Ausnahme des bereits fix von Darmstadt 98 verpflichteten Matej Maglica keiner der Kandidaten. Womöglich steht bei dem ein oder anderen auch das Thema Vertragsauflösung zur Debatte. Doch der Reihe nach.

Auf immerhin 24 Einsätze bringt es Ömer Beyaz bei Hatayspor. Aber: Eine Stammkraft ist der 20-Jährige nicht, die Ausbeute mit null Scorerpunkten mau. Ob das den 18. der türkischen Süper Lig dazu bringt, die Kaufoption zu ziehen? Dafür spricht derzeit wenig. Auf immerhin drei Treffer und zwei Vorlagen kommt Wahid Faghir bei der SV Elversberg, wo er allerdings lediglich einen Status als Joker hat. Bitter: Der 20-Jährige verpasste weite Teile der Runde verletzungsbedingt.

Während sich Maglica in Darmstadt bis hin zum Kauf aufgedrängt hatte – der Innenverteidiger hat bei den Lilien bereits bis 2027 unterschrieben – trifft das bei Luca Pfeiffer (24 Einsätze, 1 Tor, 4 Vorlagen) nicht zu. Nachhaltig empfohlen beim Ex-Klub hat sich der Hüne nicht, zuletzt stand er teilweise nicht einmal mehr im Kader. Ebenso ohne Chance auf eine feste Verpflichtung gelten derzeit Gil Dias (Legia Warschau/kein Scorerpunkt), Juan-Jose Perea (Hansa Rostock/4 Tore, 2 Vorlagen) und Mo Sankoh (Heracles Almelo/6 Tore).

Bei Beyaz und Dias sind erneute Ausleihen nicht möglich

Pfeiffer, Faghir, Perea und Sankoh sind noch bis 2026 an den VfB gebunden. Heißt: In der Theorie könnte Wohlgemuth bei einer entsprechenden Interessenlage dieses Quartett erneut verleihen, um den Mannschaftsetat möglichst zu entlasten für Zugänge, die Stuttgart auf dem aktuellen Niveau wirklich weiterbringen, ob der Finanzlage ohnehin schwer genug. Bei Beyaz und Dias dagegen sind angesichts 2025 auslaufender Arbeitspapiere erneute Ausleihen transferrechtlich nicht mehr möglich.

Ähnlich gelagert ist der Fall des erst in der Wintertransferperiode zum SSV Ulm verliehenen Thomas Kastanaras. Der Vertrag des Eigengewächses läuft ebenso noch bis 2025. Eine erneute Leihe wäre sicher sinnvoll trotz dreier Tore und einer Vorlage des Angreifers beim designierten Zweitligaaufsteiger. Eine Rolle in der Bundesliga zu spielen, käme für den 21-Jährigen zu früh.

Gar erst im Februar abgegeben haben die Schwaben Jovan Milosevic an den FC St. Gallen, zwei Tore und eine Vorlage bei sechs Einsätzen stellen eine gute Quote für den Serben dar. Aber: Nach einem kurz nach dem Wechsel in die Schweiz erlittenen Bänderriss im Sprunggelenk muss sich der Angreifer zumeist noch mit der Jokerrolle abfinden, was angesichts seiner erst 18 Jahre kein Drama ist. Weiter Spielpraxis zu sammeln in einer kleineren Liga wäre sicher sinnvoll für Milosevic, zumal sein Arbeitspapier beim VfB bis 2027 datiert ist. Doch angesichts der unklaren Situation im VfB-Sturm – noch ist nicht abzusehen, was mit Serhou Guirassy und Brighton-Leihgabe Deniz Undav passiert – und der Mehrfachbelastung in der kommenden Saison ist es nicht ausgeschlossen, dass der 1,90-Meter-Mann auch bei seinem Heimatklub auf entsprechende Einsatzminuten kommt.

Benni Hofmann

VfB: Der Champions-League-Bonus liegt bei 14,3 Millionen plus X

Vieles spricht dafür, dass der VfB Stuttgart am Ende dieser Saison (oder womöglich schon ein bisschen früher) den Champions-League-Einzug feiern darf – was am Ende gegenüber der Europa League einen ordentlichen zweistelligen Millionenbetrag an Prämieneinnahmen mehr bedeuten würde. Mindestens.

Feierlaune in Stuttgart: Der VfB steht kurz vor der Qualifikation zur Champions League.

Feierlaune in Stuttgart: Der VfB steht kurz vor der Qualifikation zur Champions League.

IMAGO/Jan Huebner

Allein schon in Sachen Startgeld gestaltet sich der Unterschied erheblich: Während es im Nachfolgewettbewerb des einstigen UEFA-Cups “nur” 4,31 Millionen Euro gibt, wären in der Königsklasse 18,62 Mio. Euro fällig – ein Plus von 14,31 Mio. Euro. Die erfolgsabhängigen Zahlungen unterscheiden sich zudem stark, etwa die Sieg-(2,1 zu 0,45 Mio.) und Platzierungsprämie (0,25 bis 9 Mio. zu 0,075 zu 2,7 Mio.). Hintergrund der großen Spanne bei den Platzierungszahlungen: Ab 2024/25 werden alle UEFA-Klubwettbewerbe in einem 36er Ligensystem ausgespielt, jeder Teilnehmer hat in der Gruppenphase acht (Champions und Europa League) bzw. sechs (Conference League) Partien gegen je zwei Gegner aus vier Töpfen (Conference League: je 2 aus 3).

Neben den deutlich höheren Prämien für die Folgequalifikationen in der K.o.-Runde gehen die Werte auch bei der Wertesäule stark auseinander. Dies ist die Nachfolgerin des bisherigen Marktpools. Ihre Verteilung orientiert sich zum einen an den jeweiligen nationalen Medienzahlungen aus einem Land in die UEFA-Gesamteinnahmen, zum anderen an der Platzierung im Zehn-Jahres-Koeffizientenranking der UEFA. Hier variieren die Ausschüttungen zwischen 1,28 und 46,11 Mio. Euro in der Champions und knapp 0,3 und 10,7 Mio. Euro in der Europa League.

Stuttgart in die Champions League?

Finanziell nicht auf dem Niveau wie die Tabellennachbarn

Wie immer hat das liebe Geld natürlich erhebliche Auswirkung auf die Kaderplanung, für die sich beim VfB zentrale Fragen stellen: Etwa die nach dem (nicht gerade wahrscheinlichen) Verbleib von Offensivstars wie Serhou Guirassy oder Chris Führich oder nach dem Ziehen der Kaufklausel bei Leihstürmer Deniz Undav, was zwar je nach Vertragslaufzeit ein teures Gesamtpaket im Bereich von 35 bis 40 Millionen Euro darstellen würde, aber auch eine Signalwirkung für Umfeld und potenzielle Zugänge. Da wäre es für Sportdirektor Fabian Wohlgemuth zweifelsfrei ein Segen, mit Einnahmen auf Königsklassenniveau rechnen zu können. Dank der Tatsache, dass der VfB in der Bundesliga Platz 5 bereits sicher hat, und den Entwicklungen im nationalen Koeffizientenranking der Konföderation wird dieses Szenario Woche für Woche ohnehin wahrscheinlicher.

Denn trotz des Porsche-Einschusses von gut 20 Millionen Euro im Januar können die Schwaben nicht annähernd auf dem Niveau bezahlen, wie es die aktuellen Tabellennachbarn tun. Ohnehin sollen die Zahlungen des Sportwagenbauers vor allem das Eigenkapital stärken, das vor einigen Monaten beinahe noch ins Negative abgedriftet wäre, wie man hört. Mit womöglich erheblichen Folgen für die laufenden Kontokorrentlinien des VfB.

Benni Hofmann

Die Stiller-Szene: Warum der VfB einen Elfmeter wollte

Neben der Beschäftigung mit den eigenen Fehlern im Zuge des 1:2 bei Werder Bremen drehte sich in der Spielanalyse der Stuttgarter Verantwortlichen einiges um eine potenzielle Elfmeterszene.

Erst streckte Michael Zetterer (re.) Angelo Stiller nieder - kurz danach gerieten beide aneinander. Werders Keeper bekam dafür Gelb.

Erst streckte Michael Zetterer (re.) Angelo Stiller nieder – kurz danach gerieten beide aneinander. Werders Keeper bekam dafür Gelb.

IMAGO/Pressefoto Baumann

Neben der Beschäftigung mit den eigenen Fehlern im Zuge des 1:2 bei Werder Bremen drehte sich in der Spielanalyse der Stuttgarter Verantwortlichen einiges um eine potenzielle Elfmeterszene. Der Tenor der VfB-Profis und -Funktionäre war klar: In der 68. Minute hätte sich niemand auf Seiten der Gastgeber über einen Strafstoß beschweren können.

Was war passiert? Nach einer Flanke von Maximilian Mittelstädt stieg Angelo Stiller am Fünfereck hoch, setzte den Ball per Kopf über das Bremer Tor und wurde nur Sekundenbruchteile später von Werder-Schlussmann Michael Zetterer niedergestreckt. “Der Torwart haut ihm komplett ins Gesicht, da kann man auch Elfmeter pfeifen”, ärgerte sich Deniz Undav am DAZN-Mikrofon. Auch Sebastian Hoeneß war – bei aller Selbstkritik an fehlender Schärfe und Effizienz in den entscheidenden Momenten am Sonntagnachmittag – der Meinung: “Er trifft ihn im Gesicht, da gehören die Fäuste nicht hin. Wir haben die Erfahrung schon gemacht, dass es da Elfmeter geben kann.”

Damit spielte der Trainer auf eine durchaus vergleichbare Szene aus der Vorsaison an: Am 14. Mai 2023 segelte im Duell mit Bayer Leverkusen ein langer Ball in den VfB-Strafraum. Weil Dan-Axel Zagadou diesen klärte, räumte der herauseilende Fabian Bredlow damals nicht das Leder ab, sondern Leverkusens Edmond Tapsoba. Schiedsrichter Frank Willenborg zeigte nach dem Video-Studium auf den Punkt, Exequiel Palacios traf zum 1:1-Endstand, ein herber Schlag für die damals im Abstiegskampf steckenden Schwaben. “Eine Scheißsituation. Wenn Daxo nicht an den Ball kommt, boxe ich den Ball raus. Dann ist alles gut. So wird es halt als Foul und Elfer ausgelegt”, sagte Bredlow damals.

Warum verzichtete Schröder auf ein Video-Studium?

Der VAR hatte die Szene in Bremen auch gecheckt, wie damals den Zweikampf zwischen Bredlow und Tapsoba. Doch anders als im Mai 2023, als Willenborg sich selbst die Bilder ansah und dann auf den Punkt zeigte, verzichtete Referee Robert Schröder auf ein Video-Studium. Warum? Das hängt mit der praktischen Regelauslegung zusammen. Vor dem Kontakt mit Zetterer hatte Stiller bereits abgeschlossen, in aller Regel muss ein Kontakt danach nicht mehr als Foul geahndet werden, es sei denn, er ist derart rücksichtslos, dass im Normalfall mindestens eine Gelbe Karte fällig wäre. Das ist ein Unterschied zu Bredlow/Tapsoba. Während Zetterer eher mit der flachen Hand gegen Stillers Kopf “patscht”, räumte Bredlow den Leverkusener damals mit den Fäusten gegen den Kopf regelrecht ab, entsprechend erhielt der VfB-Schlussmann auch eine Verwarnung. Daher schickte der VAR Willenborg damals auch zum Video-Studium, was Felix Zwayer bei Schröder nicht tat. Klar ist aber auch: Ein Strafstoß wäre in jedem Fall möglich gewesen.

Benni Hofmann

Nach Schlappe in Bremen: Undav findet klare Worte

Der VfB Stuttgart unterlag in Bremen 1:2 und verpasste es damit, Druck auf die Bayern auszuüben. Das war beim VfB anschließend aber gar nicht das Thema.

Ärgerte sich auch über seine eigenen vergebenen Chancen: Deniz Undav.

Ärgerte sich auch über seine eigenen vergebenen Chancen: Deniz Undav.

IMAGO/RHR-Foto

“Wenn die Jungs miteinander zocken, dann sieht das teilweise gut aus. Das ist dann der Fußball, der Spaß macht und den ich gerne sehe”, hatte Stuttgarts Trainer vor der 1:2-Niederlage bei DAZN gesagt und betont, dass das Ziel der Schwaben sei, “die Position zu halten, die wir haben, weil das bedeuten würde, dass wir einen noch schöneren Wettbewerb spielen dürften”.

Die Champions League ist also das Ziel des VfB – und da schaut es ganz gut aus. Auf den Fünftplatzierten Dortmund hat man sechs Zähler Vorsprung, doch auch Platz fünf wurde ja mit großer Wahrscheinlichkeit reichen, um im kommenden Jahr Königsklasse zu spielen.

VfB muss sich “an die eigene Nase fassen”

Unmittelbar nach Abpfiff war die Champions League gar nicht das Thema bei den Schwaben, vielmehr die eigene Leistung. “Die erste Hälfte war eine unserer schwächsten”, stellte Deniz Undav fest und führte aus: “Wir hatten keinen Zugriff, jeder zweite Ball war beim Gegner.” Und dennoch hätte man die Chance gehabt, das Spiel zu ziehen, weiß der Nationalstürmer, der sich über sich selbst ärgerte. “Ich hatte ein, zwei Chancen.”

Verpassten Chancen trauerte auch Maximilian Mittelstädt hinterher. “Dann kann das Spiel auch anders laufen”, weiß der Schienenspieler. “Wir haben es uns selbst zuzuschreiben. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, wir sind nicht so aus der Pause gekommen, wie wir uns das vorgenommen hatten, haben direkt das 0:2 kassiert.”

Anschließend habe es Werder “in letzter Konsequenz sehr gut verteidigt. Dann wird es schwierig. Bremen hat alles reingeworfen, gut verteidigt und Umschaltmomente gut genutzt”, erläuterte Mittelstädt und sagte mit Bedauern: “Wir haben alles versucht, leider hat es am Ende nicht gereicht.”

Duell mit Ex-Klub Bremen: Undav bisher verhaltensunauffällig

In der Hinrunde war Deniz Undav beim 2:0-Erfolg des VfB gegen Bremen der auffälligste Stuttgarter. Auch aus persönlichen Gründen. Vor dem zweiten Duell mit seinem Jugendverein zeigt sich der Torjäger laut Trainer Sebastian Hoeneß allerdings “nicht verhaltensauffällig”.

Trifft mit Stuttgart auf seinen Ex-Klub Werder Bremen: Deniz Undav.

Trifft mit Stuttgart auf seinen Ex-Klub Werder Bremen: Deniz Undav.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Stuttgart und die Bundesliga sind für Undav so schon eine ganz besondere Sache. Spiele gegen Bremen sind es noch einen Tick mehr. Im Alter von 13 musste der heute 27-Jährige an der Weser von Bord gehen. Ausgemustert, weil man ihm mangelnde Fitness vorwarf und den Sprung in den folgenden U-15-Jahrgang nicht zugetraut hatte. Ein Stich ins Herz des Jungen, den er mittlerweile abgehakt, aber nicht vergessen hat.

Schon in der Hinrunde war Undav gegen Bremen als Hintermann von Kumpel und Torjägerkollege Serhou Guirassy die treibende Feder des Stuttgarter Offensivspiels. Mit seinem Treffer in der 17. Minute zum 1:0 legte der regelrecht heißlaufende Angreifer den Grundstein für den späteren Erfolg. Die Verbannung aus dem Nachwuchsleistungszentrum der Werderaner sei dabei hilfreich gewesen. “Ich gebe immer Gas, aber das war noch ein bisschen Extramotivation”, so der gebürtige Niedersachse damals. “Das Tor tut besonders gut, auch wenn ich keinen Groll gegen Werder hege. Ich war ein kleiner Junge, habe mich weiterentwickelt.”

Seit dem 2:0 an besagtem 13. Spieltag noch ein bisschen mehr. Hatte Undav damals im zehnten Einsatz sein achtes Tor für den VfB erzielt, ist er mittlerweile bei 16 Treffern und neun Assists angekommen, Nationalspieler geworden und ein Kandidat für die DFB-Auswahl bei der Heim-Europameisterschaft im Sommer. Weitere Tore helfen dabei sicher. Auch bei der anstehenden Rückkehr nach Bremen.

“Deniz hat die Qualität”

Dass der 27-Jährige der Partie besonders entgegenfiebert, hat Sebastian Hoeneß bisher nicht feststellen können. Der Cheftrainer hat diesen Zusammenhang “ehrlich gesagt nicht mehr auf dem Schirm. Ich habe aber auch nirgends irgendetwas wahrgenommen. Die Gefahr besteht nicht, dass er zu heiß auf das Spiel ist.” Deswegen ist es dem 41-Jährigen bisher auch überhaupt nicht in den Sinn gekommen, das Gespräch mit dem Stürmer zu suchen, “sofern er jetzt nicht in irgendeiner Form verhaltensauffällig wird und übertrieben aggressiv auftritt”. Was bisher nicht der Fall war und nicht erwartet wird.

“Deniz hat die Qualität, das zu kanalisieren. Egal, ob Druck herrscht oder ob es für ihn um etwas Persönliches geht. Er kann sich auf das Spiel einstellen und wird das auch in diesem Fall tun. Falls es ihn denn überhaupt noch emotional mitnimmt. Vielleicht ist das Thema mit dem Hinspiel auch erledigt.” Der Sonntag wird es zeigen.

George Moissidis