“Charmante Notlösung”: Warum Kompany das Zeug zum Bayern-Trainer hat

Bereit für die “berüchtigte Bayern-Kabine”? 27.05.2024

“Charmante Notlösung”: Warum Kompany das Zeug zum Bayern-Trainer hat

3:10Der FC Bayern scheint mit Vincent Kompany seinen neuen Trainer gefunden zu haben. Wie der Belgier zu seinem neuen Job kam und warum er beim FC Burnley am Ende gescheitert ist, erklärt kicker-Reporter Mario Krischel.

Haaland und die “großen Spiele”

Am Samstagnachmittag hat Erling Haaland im Trikot von Manchester City sein neuntes Halbfinal- oder Finalspiel gespielt. Die Ausbeute des Norwegers ist bedenklich.

Es war - mal wieder - nicht sein Finale: Erling Haaland.

Es war – mal wieder – nicht sein Finale: Erling Haaland.

IMAGO/Offside Sports Photography

Die Premier League gilt, und das wirkt ziemlich unumstritten, als beste Liga Europas. Seit Erling Haaland im Sommer 2022 den Schritt von Borussia Dortmund zu Manchester City gegangen ist, wurde er in beiden Saisons Torschützenkönig, wurden die Skyblues ein drittes und ein viertes Mal in Folge englischer Meister.

Schon allein 90 Tore in bisher insgesamt 98 Pflichtspielen für den Klub lassen Kritik am Norweger, die immer mal wieder aufkommt, auf den ersten Blick seltsam erscheinen. Es lohnt sich allerdings ein zweiter. Denn wer dem stichhaltigen Part dieser Kritik lauscht, die nach dem verlorenen Pokalfinale gegen Manchester United laut und deutlich zu vernehmen war, der wird Ansätze erkennen, die von Zahlen eindrucksvoll untermauert werden.

Die Tore zur Meisterschaft schoss Foden

Haaland würde in “großen Spielen” abtauchen, heißt es von denen, die den 23-Jährigen ohnehin nicht unbedingt als Lösung sehen für das jahrelange vermeintliche Problem, dass ManCity unter Pep Guardiola keinen klassischen Mittelstürmer aufbot. Weil dem Gefüge durch Haalands Schwächen gleichzeitig Dinge abgehen, die vorher quasi gegeben waren. Außerdem ging Haaland nicht nur im Endspiel des FA Cup nach einem unauffälligen Auftritt ohne Tor nach Hause.

Schon im Meisterschafts-Showdown mit Arsenal, als City es mit West Ham zu tun bekam, “musste” sich der Serienmeister auf Doppelpacker Phil Foden verlassen. Zum 3:1-Sieg über die Hammers steuerte Haaland ebenso keinen Treffer bei wie in den beiden Viertelfinal-Spielen in der Champions League gegen Real Madrid. Selbst als City den Königlichen vor einem Jahr insgesamt fünf Tore eingeschenkt hatte, war keines davon auf das Konto des Norwegers gegangen.

In seinen nun zwei Jahren auf der Insel hat Haaland für City insgesamt neun Halbfinal- und Finalspiele absolviert – und dabei keinen einzigen Treffer erzielt. Für einen Stürmer, der zu Manchesters eindrucksvollem Angriffsspiel jenseits von Toren regelmäßig nur überschaubar viel beiträgt, gerade im Vergleich mit zentralen City-Angreifern zurückliegender Jahre, ist das eine bedenkliche Statistik. So viele Tore er in den “kleineren” Spielen auch schießen mag.

Vier gewinnt: Ten Hags Matchplan geht auf

Wie schon bei den vergangenen beiden Ligaspielen verzichtete Erik ten Hag auf einen gelernten Stürmer, stattdessen verdichtete er lieber das Zentrum. Ein Kniff, der den Grundstein für den FA-Cup-Titel legte.

Sein taktischer Kniff ging vor allem im ersten Durchgang auf: Erik ten Hag.

Sein taktischer Kniff ging vor allem im ersten Durchgang auf: Erik ten Hag.

IMAGO/Action Plus

“Warum nicht früher?” – diese Frage wird sich Erik ten Hag wohl am Samstag gestellt haben: Ausgerechnet in seinem wahrscheinlich letzten Spiel als ManUnited-Trainer zeigte seine Mannschaft eine ihrer besten Saisonleistungen. Pluspunkte sammelte der Coach mit dem FA-Cup-Titel natürlich auch selbst – vor allem, weil seine Taktik aufging.

Das häufig als Schwachpunkt deklarierte offene Zentrum stand diesmal kompakt, weil wie schon in den beiden vergangenen Ligaspielen vier etatmäßige zentrale Mittelfeldspieler auf dem Platz standen. Vor den als Sechser aufgestellten Kobbie Mainoo und Sofyan Amrabat agierte Bruno Fernandes gemeinsam mit Scott McTominay. Da auch Marcus Rashford und Alejandro Garnacho im gegnerischen Ballbesitz weit in die Mitte rückten, war die Zentrale dicht – der Grundstein für den Erfolg.

Die torgefährlichste Offensive der abgelaufenen Premier-League-Spielzeit (96 Tore) blieb daher im ersten Durchgang ohne Torchance. Erst mit der Einwechslung von Jeremy Doku zur Pause veränderte sich ein wenig die Statik. Da die Red Devils aber Leidensfähigkeit bewiesen, durften sie den 13. FA Cup feiern.

Ich möchte Angriffsfußball. Aber am Ende muss man Spiele  und Trophäen gewinnen.

Erik ten Hag

Natürlich ging die Taktik auf Kosten des Offensivspiels. “Ich möchte dynamischen Fußball spielen, Angriffsfußball. Aber am Ende muss man Spiele und Trophäen gewinnen”, erklärt ten Hag seinen Ansatz. Dies sei die Mentalität, die er mit seinem Trainerteam nach Manchester gebracht habe.

Ten Hag: Verein ist in besserer Verfassung als bei seinem Amtsantritt

Doch diese Mentalität zeigte seine Elf meist nicht in der Liga, weshalb ihm eben der Rauswurf droht. Er selbst wusste aber noch nicht, ob er sich tatsächlich nach dem Titel verabschiedet. “Ich weiß es nicht”, antwortete er auf die Frage, ob es sein letztes Spiel war und fuhr fort: “Das Einzige, was ich tue, ist, meine Mannschaft vorzubereiten, sie weiterzuentwickeln und einzelne Spieler zu fördern, denn dies ist ein Projekt für mich.” Zwar sei der Verein “noch lange nicht da, wo wir hinwollen”, aber schon besser als bei seinem Amtsantritt.

Seine bisher geleistete Arbeit honorieren augenscheinlich auch seine Spieler, wie eine Aussage von Bruno Fernandes bestätigt. “Wir wissen, dass der Trainer unter großer Beobachtung steht, aber er hat es verdient”. Der Verdienst kommt für den Niederländer aber wohl zu spät.

Auch der Pokalsieg soll ihn nicht retten: ten Hag bei United vor dem Aus

So schlecht wie seit 1990 nicht liegt Manchester United zum Ende der abgelaufenen Saison im Tableau der Premier League. Zwar können die Red Devils noch den FA Cup gewinnen, doch Trainer Erik ten Hag soll unabhängig davon vor dem Aus stehen.

Erik ten Hag wird am Samstag wohl sein letztes Spiel an der Seitenlinie von Manchester United bestreiten.

Erik ten Hag wird am Samstag wohl sein letztes Spiel an der Seitenlinie von Manchester United bestreiten.

IMAGO/PA Images

Der für gewöhnlich gut informierte Guardian berichtet, dass sich die Verantwortlichen beim englischen Rekordmeister entschieden haben sollen, Trainer Erik ten Hag zu entlassen. Daran soll auch das Ergebnis im Finale des FA Cup, das am Samstagnachmittag (16 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Stadtrivale Manchester City steigt, nichts ändern. Der Coach von Manchester United steht vor dem Aus.

Leistungseinbruch nach starkem Jahresbeginn

Lediglich 60 Punkte fuhr United in den 38 Partien dieser Saison ein und landete in der Endabrechnung nur auf Rang acht. Schlechter platziert war Manchester zuletzt in der Saison 1989/90, als sie 13. wurden. Nach einem starken Start ins Jahr 2024, in dem die Red Devils ihre ersten sechs Premier-League-Spiele allesamt gewannen, folgte ab Anfang April ein Leistungseinbruch, sodass auch zwei Siege zum Saisonabschluss gegen Newcastle und Brighton die sichere Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb nicht mehr retten konnten.

FA Cup, Finale

Den Einzug ins internationale Geschäft könnte ten Hag, der seit zwei Jahren bei United an der Seitenlinie steht, zwar mit einem Pokalsieg gegen den Stadtrivalen noch retten, das soll den Entscheidern aber nicht genügen. Nachdem United in der Vorsaison Dritter wurde und den League Cup gewann, werde ihm vorgeworfen, das Team nicht weiterentwickelt und seine Neuzugänge nicht richtig eingebunden zu haben.

Tuchel unter den Nachfolge-Kandidaten

Als Nachfolger wirft die englische Zeitung neben dem jüngst beim FC Chelsea zurückgetretenen Mauricio Pochettino, dessen Vor-Vorgänger Graham Potter, Kieran McKenna (Ipswich Town) und Thomas Frank (FC Brentford) in den Ring – zudem fällt der Name Thomas Tuchel. Der scheidende Bayern-Trainer hatte zuletzt offen mit einer Rückkehr in die Premier League geliebäugelt.

Die FA klagt an: Hat Lucas Paqueta absichtlich Karten kassiert?

Lucas Paqueta von West Ham United muss gegenüber dem englischen Fußballverband Stellung beziehen. Die FA wirft dem Brasilianer vor, absichtlich Gelbe Karten kassiert zu haben, um den Wettmarkt zu beeinflussen. Droht eine lange Sperre?

Gelbe Karte - mit Vorsatz? Gegen den AFC Bournemouth wurde Lucas Paqueta verwarnt.

Gelbe Karte – mit Vorsatz? Gegen den AFC Bournemouth wurde Lucas Paqueta verwarnt.

IMAGO/Action Plus

In 31 von 38 Premier-League-Spielen stand Lucas Paqueta in dieser Saison auf dem Platz. Das für den Brasilianer in Diensten von West Ham United keine weiteren Einsätze hinzukamen, liegt auch an der Affinität des 26-Jährigen für Gelbe Karten – zehn an der Zahl kassierte er im Laufe dieser Spielzeit, in der Vorsaison waren es immerhin fünf Verwarnungen.

Vier Partien im Fokus

Der englische Fußballverband FA wirft Paqueta nun allerdings vor, sich vier dieser 15 in den vergangenen beiden Jahren kassierten Karten vorsätzlich eingehandelt haben. Wie der Verband in einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung schreibt, beziehen sich die Vorwürfe auf Paquetas bei den Spielen gegen Leicester City (0:2) am 12. November 2022, Aston Villa (1:1) am 12. März 2023, Leeds United (3:1) am 21. Mai 2023 und AFC Bournemouth (1:1) am 12. August 2023 erhaltene Gelbe Karten.

Paqueta “wird vorgeworfen, direkt versucht zu haben, den Verlauf, die Durchführung oder einen anderen Aspekt dieser Spiele zu beeinflussen, indem er absichtlich versucht hat, eine Karte vom Schiedsrichter zu erhalten, um den Wettmarkt zu beeinflussen, damit eine oder mehrere Personen von Wetten profitieren können”, schreibt die FA. “Lucas Paqueta wurde außerdem wegen zweier Verstöße gegen die FA-Regel F3 angeklagt, da er sich nicht an die FA-Regel F2 gehalten hat.”

Paqueta streitet Vorwürfe ab

Regel F2 berechtigt den Verband dazu, Dokumente und Beweismittel einzufordern und das Erscheinen für Fragen und Erteilung von Auskünften einzufordern. Dass er dem nicht nachgekommen sein soll, entspricht laut Paqueta nicht der Wahrheit. Über neun Monate habe er mit der FA kooperiert und jegliche Information zur Verfügung gestellt, weshalb er von der Entscheidung der FA, ihn anzuklagen, überrascht sei, heißt es in einem auf der Plattform Instagram veröffentlichten Statement. Die Vorwürfe bestreitet Paqueta “in vollem Umfang und ich werde mit jedem Atemzug dafür kämpfen, meinen Namen rein zu halten.”

Bis zum 3. Juni hat der Spieler nun Zeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern, vorbehaltlich eines Antrags zur Fristverlängerung. Sollte sich der Vorwurf bewahrheiten, droht Paqueta laut The Times eine Sperre, die sich im Bereich zwischen sechs Monaten und lebenslänglich bewegt. Prominente Beispiele, die zuletzt für Vergehen im Zusammenhang mit Sportwetten lange Sperren kassierten, sind Ivan Toney (FC Brentford) und Sandro Tonali (AC Mailand/Newcastle United).

Ex-Leverkusener schlägt zu: Lopetegui übernimmt bei West Ham

West Ham United hat den erwarteten Trainerwechsel vollzogen: Julen Lopetegui ersetzt zur neuen Saison David Moyes – was auch mit Tim Steidten zu tun hat.

Auszeit vorbei: Julen Lopetegui ist zurück in der Premier League.

Auszeit vorbei: Julen Lopetegui ist zurück in der Premier League.

IMAGO/PA Images

Im vergangenen Sommer führte er West Ham United zum ersten Europapokal-Titel seit 1965, ein Jahr später ist für David Moyes Schluss – sein auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert. Der 61-Jährige muss nach einer durchwachsenen Saison gehen und macht zur Vorbereitung auf die neue Platz für Julen Lopetegui, der sich bereits als Topfavorit herauskristallisiert hatte.

Der 57 Jahre alte Spanier hatte die Wolverhampton Wanderers in der vergangenen Spielzeit nach seiner Installation während der WM-Pause vom letzten Platz zum souveränen Klassenerhalt geführt, aber knapp eine Woche vor dem Saisonstart 2023/24 aus Frust über die finanzielle Situation im Klub hingeworfen. Die Wolves waren nach Verlusten auf Transfererlöse angewiesen und gaben unter anderem Kapitän Ruben Neves für 55 Millionen Euro an Al-Hilal ab.

Während sie ohne Lopetegui, der offenbar um die Konkurrenzfähigkeit gefürchtet hatte, sogar besser abschnitten als im Vorjahr, blieb West Ham unter Moyes hinter den Erwartungen zurück. Nach einem Negativlauf in der Premier League und dem Aus im Europa-League-Viertelfinale gegen Bayer 04 Leverkusen (0:2/1:1) war klar, dass seine Amtszeit nach viereinhalb Jahren enden würde – auch der Rückhalt der Fans war geschwunden.

Steidtens erster Trainerwechsel bei West Ham

Federführend bei der Trainersuche, bei der auch mit Sporting Lissabons Meistertrainer Ruben Amorim gesprochen wurde, war mit Tim Steidten ein Deutscher. Der 45-Jährige, bis März 2023 noch als “Perlentaucher” bei Bayer 04 Leverkusen angestellt, ist seit dem vergangenen Sommer Technischer Direktor bei West Ham.

Lopetegui, der 2020 die Europa League mit dem FC Sevilla gewann, muss bei den Hammers zumindest erst mal auf Europapokal-Fußball verzichten. Nach drei erfolgreichen Jahren in Europa – EL-Halbfinale 2022, Conference-League-Triumph 2023, EL-Viertelfinale 2024 – reichten die Leistungen diesmal nicht für eine erneute Qualifikation.

Lopeteguis Rückkehr in die Premier League bedeutet auch, dass dort mit Mikel Arteta (Arsenal), Unai Emery (Aston Villa), Andoni Iraola (Bournemouth) und ihm nun vier baskische Trainer aktiv sind.

Keine Rendite, kein Kredit, keine Chance

Der FC Chelsea hat sich mal wieder von seinem Trainer getrennt. Dass Mauricio Pochettino nach dieser Saison gehen muss, verwundert nicht. Dass es gerade jetzt passiert, ist merkwürdig. Ein Kommentar.

Chelsea ließ Konstanz vermissen und Mauricio Pochettino muss gehen.

Chelsea ließ Konstanz vermissen und Mauricio Pochettino muss gehen.

imago images

“Der leichteste Job der Welt” – so hatte der kicker vor der Saison das Amt von Pochettino an der Stamford Bridge umschrieben. Natürlich mit einem Augenzwinkern, weil – wie man nun sieht – der Schleudersitz-Knopf dort immer noch bestens funktioniert. Aber auch ernst gemeint, denn nach der letztjährigen Chaos-Saison mit drei Trainern (Thomas Tuchel, Graham Potter, Frank Lampard) konnte es nur aufwärts gehen. Offiziell geht Pochettino “in beiderseitigem Einvernehmen”, doch die treibende Kraft wird der Klub gewesen sein.

Eine Milliarde Euro in Transfers und Gehälter investiert

Denn es ging eben nicht aufwärts. Okay, in der Tabelle schon, nach Platz 12 im Spieljahr 2022/23 stand nun immerhin Rang 6 zu Buche in der Endabrechnung. Doch der Einzug in die Europa Conference League, die mit einem FA-Cup-Sieg des Meisters Manchester Citys am Samstag noch ein Upgrade erfahren und Chelsea in die Europa League hieven würde, konnte den argentinischen Coach nicht mehr retten. Denn beide Wettbewerbe sind unter der Würde der Blues, deren Eigner Todd Boehly seit 2022 mit seinen Mitstreitern bereits mehr als eine Milliarde Euro in Transfers und Gehälter investiert hat. Dafür will der Geschäftsmann Rendite sehen. Die gab’s nicht in Form vom Einzug in die Champions League, ergo war Pochettinos Kredit aufgebraucht. Er hatte keine Chance mehr. Als er am Wochenende sagte, sein Trainerteam fahre jetzt in den Urlaub, er aber bleibe in London und lasse sein Handy an, ahnte er, was kommen würde.

Premier League

Pochettino führte den Klub ins League-Cup-Finale gegen Liverpool, ins FA-Cup-Halbfinale gegen City und eben zurück nach Europa. Doch diese Argumente zogen nicht. Denn eine sportliche Weiterentwicklung war nur selten zu sehen. Die teuerste Doppelsechs der Welt, Enzo Fernandez und Moises Caicedo, funktionierte selten. Als die Reds besagtes Endspiel im League Cup mit einer besseren Nachwuchself gewannen und vor allem eine Spielidee erkennbar war, entlarvte Jürgen Klopps Elf gleichzeitig, wie schwer sich die Blues taten, mit Ball einen Plan zu entwickeln. Und für den ist nun mal ein hochbezahlter Premier-League-Coach zuständig.

Chelsea ließ Konstanz vermissen. Auf ein gutes Spiel und/oder Ergebnis folgten meist zwei Enttäuschungen. Was die Mannschaft versprach, hielt sie nicht. Einzig Cole Palmer brillierte und rettete sie ein ums andere Mal. Fairerweise soll und darf ein unfassbares Verletzungspech nicht unterschlagen werden, doch dass genau dies nicht immer ein Argument ist – das bekam der Champions-League-Sieger von 2021 eben im League-Cup-Finale den Spiegel von den Liverpool-Bubis vorgehalten.

Ein anderer Trainer darf die Ernte einfahren

Hätte man Pochettino zu der Phase oder erst recht nach dem Offenbarungseid im London-Derby entlassen, als er hilflos zusah (wie oft übrigens), wie seine Truppe in dem Fall 0:5 unterging, wäre das allerdings eher nachvollziehbar gewesen als jetzt. Denn nach dieser Klatsche kletterte Chelsea mit 16 Punkten in sechs Partien ohne Niederlage noch auf Rang 6. Zu spät für Pochettino jedoch, obwohl eben jetzt die Phase schien, in der er und die Truppe doch noch zusammenzuwachsen könnten. Doch Boehly lässt nun einen anderen die Ernte einfahren.

Pochettino hat in Tottenham bewiesen, dass er Premier League kann. Bei Chelsea passte es nicht. Aber er wird sicher wieder auf die Füße fallen. Wie schnell Chelsea indes in der kommenden Saison in Tritt kommt, wird man sehen. Der Nachfolger des Argentiniers wird keine Zeit haben. Sicher ist: Den leichtesten Job der Welt hat er nicht mehr.

Offiziell: Pochettino verlässt Chelsea

Der FC Chelsea muss sich einmal mehr auf Trainersuche begeben: Wie der Verein am Dienstagabend bekanntgab, verlässt Mauricio Pochettinio den Verein in beiderseitigem Einvernehmen.

Verlässt den FC Chelsea nach nur einem Jahr: Mauricio Pochettino.

Verlässt den FC Chelsea nach nur einem Jahr: Mauricio Pochettino.

Chelsea FC via Getty Images

Bleibt er oder geht er? Die Frage um die Zukunft von Chelsea-Coach Mauricio Pochettino wurde auf der Insel bereits vor dem Ende der diesjährigen Premier-League-Saison gestellt, seit Dienstagabend herrscht Gewissheit. Wie der Verein bekanntgab, habe man sich “einvernehmlich” über die Auflösung seines noch ein Jahr laufenden Arbeitspapiers geeinigt.

Pochettino hatte erst im Juli des vergangenen Jahres das Amt von Interims-Coach Frank Lampard übernommen und war mit einem grunderneuten Chelsea-Kader schnell auf Probleme gestoßen. Nur einen Sieg konnten die “Blues” in den ersten fünf Ligaspielen unter Pochettino sammeln, Top-Transfers wie Moises Caicedo brauchten eine ganze Weile, um in Fahrt zu kommen. Spätestens zur Saisonhälfte wendete sich dann allerdings das Blatt: Während Chelsea nach der Hinrunde noch auf dem elften Tabellenplatz lag, gelang nach einer fast tadellosen Rückrunde mit lediglich drei Liga-Niederlagen noch der Sprung auf Rang sechs – samt Qualifikation für den internationalen Wettbewerb.

Samt Sohn Sebastiano: Der komplette Trainerstab verlässt Chelsea

Insofern kommt die Trennung mit dem 52-Jährigen durchaus überraschend: Wie der englische “Telegraph” berichtet, habe sich Pochettino in den vergangenen Tagen mit den Sportdirektoren Paul Winstanley und Laurence Stewart sowie Anteilseigner Behdad Eghbali getroffen, wobei man sich auf eine Vertragsauflösung geeinigt haben soll. Dennoch sei die Trennung nach Informationen der Zeitung “freundschaftlich” verlaufen.

Ein Bild, das auch Winstanley und Stewart an die Öffentlichkeit geben wollten: “Im Namen aller Mitglieder des FC Chelsea möchten wir Mauricio unseren Dank für seine Arbeit in dieser Saison aussprechen”, werden die beiden Verantwortlichen zitiert. “Er ist an der Stamford Bridge jederzeit wieder willkommen und wir wünschen ihm alles Gute für seine weitere Trainerkarriere”, so Winstanley und Stewart weiter. Pochettino selbst gab sich ebenfalls dankbar. “Ich danke der Chelsea-Eigentümergruppe und den sportlichen Leitern für die Möglichkeit, Teil der Geschichte dieses Fußballklubs zu sein”, wurde der scheidende Coach vom Verein zitiert. Chelsea sei seiner Meinung nach nun “gut aufgestellt, um in den kommenden Jahren in der Premier League und in Europa weiter voranzukommen”.

Zur Nachfolge von Pochettino wollte sich der Verein am Dienstag noch nicht äußern, klar ist aber dass neben einem Cheftrainer auch ein komplett neuer Trainerstab gefunden werden muss. Wie die “Blues” bestätigten, verlassen neben Pochettino auch die beiden Assistenztrainer Jesus Perez und Miguel d’Agostino sowie Torwartrainer Toni Jimenez und Pochettinos Sohn Sebastiano, der als Fitnesstrainer tätig war, den Verein.

Als Nachfolger von Pochettino, der in der Vergangenheit immer wieder auch mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wurde, werden auf der Insel unter anderem der Italiener Roberto De Zerbi (Brighton & Hove Albion) sowie der bisherige Bayern-Trainer Thomas Tuchel gehandelt, der die Blues 2021 zum Champions-League-Triumph geführt hatte.

Einer mit 211 Toren und ein verflixtes Duo: Die Ära Klopp in Grafiken

Nach knapp neun Jahren endet Jürgen Klopps Zeit in Liverpool – ein Rückblick in Grafiken.

“The Normal One” nimmt den Hut: Liverpools Trainer Jürgen Klopp verlässt Anfield nach knapp neun Jahren.

IMAGO/Propaganda Photo

Aus! Schluss! Vorbei! Mit dem 2:0 gegen die Wolverhampton Wanderers geht das Kapitel Jürgen Klopp beim FC Liverpool zu Ende. Sportlich betrachtet hatte die Partie am Sonntagabend keine Bedeutung mehr, da der dritte Platz schon vor Anpfiff feststand, dennoch herrschte Gänsehautstimmung pur unter den über 60.000 Zuschauern an der Anfield Road.

Kein Wunder, hatte “The Normal One” dem Liverpooler Anhang doch unzählige außergewöhnliche Momente beschert: 299 Siege, 13 Endspiele, acht Titel, darunter den Henkelpott 2019 sowie die Meisterschaft 2020.

Das Abschiedsspiel gegen die Wolves war die 491. Partie in der Ära Klopp. Ein paar mehr Partien in dieser Saison hätten sich Coach und Mannschaft sicherlich gewünscht, doch in der Europa League begrub Atalanta Bergamo im Viertelfinale die Titelhoffnungen der Reds (0:31:0), im FA-Cup scheiterten sie ebenfalls in der Runde der letzten Acht mit 3:4 in der Verlängerung an Manchester United.

Der letzte Titel: Finalsieg gegen Chelsea

Da auch die Meisterschaft in der Premier League aufgrund einer Schwächephase im April verspielt wurde, blieb der Titel im League Cup, den sich Liverpool am 25. Februar mit einem 1:0 nach Verlängerung gegen Chelsea sicherte, der letzte, den Klopp nach Anfield holte.

Nun ist nach fast neun Jahren im Nordwesten Englands Schluss. In den Top-5-Ligen Europas waren vor Saisonende nur drei Trainer länger im Amt als Klopp, darunter Freiburgs Christian Streich, der nun ebenfalls ein neues Kapitel aufschlägt, sowie Frank Schmidt, der bereits stolze acht Jahre vor Klopps Premiere bei den Reds in Heidenheim inthronisiert wurde. Als Schmidt seinen Einstand beim FCH feierte, hatte der gebürtige Stuttgarter Klopp gerade mal seine ersten beiden Siege mit dem BVB eingefahren.

Längste Amtszeit seit Paisley

Gleichwohl ist Klopps Amtszeit beachtlich: Der letzte LFC-Coach, der eine längere Amtszeit als Klopp aufweisen konnte, war Bob Paisley, der 1974 Bill Shankly als Cheftrainer beerbte und 1983 nach neun ebenfalls überaus erfolgreichen Jahren von seinem Amt zurücktrat.

Klopp übernahm die Reds am 8. Oktober 2015 auf dem zehnten Tabellenplatz. Seine erste Spielzeit endete mit Platz 8 sowie zwei verlorenen Endspielen: im Ligapokal gegen Manchester City (1:3 i.E.) sowie in der Europa League gegen den FC Sevilla (1:3). In den folgenden acht Saisons landete sein Team stets unter den Top 5. 2019/20 gelang es der Mannschaft sogar die Dominanz von Manchester City zu brechen und erstmals nach 30 Jahren wieder die Meisterschaft für sich zu entscheiden.

Trotz 97 Punkten nur Vize-Meister

Wer weiß, wie erfolgreich Liverpool unter Klopp gewesen wäre, hätte es in dieser Zeit nicht dieses Manchester City unter Pep Guardiola gegeben. 2018/19 reichten sagenhafte 97 Punkte nur zur Vize-Meisterschaft, 2021/22 landete Liverpool mit 92 Punkten auf Platz 2, weil Manchester City am Ende jeweils noch einen Zähler mehr auf dem Konto hatte.

Mit dem Dauerrivalen lieferte sich Klopp auch die meisten Pflichtspielduelle. Es verwundert daher nicht, dass der 56-Jährige gegen die Skyblues auch die meisten Pflichtspielniederlagen als Liverpool-Coach erlitt. Dennoch ist die Bilanz gegen City mit zehn Siegen bei neun Remis und sechs Niederlagen positiv. Kein anderer Klub war in dieser Zeit auch nur annähernd so erfolgreich gegen den englischen Serienmeister.

Kein Premier-League-Team mit positiver Bilanz gegen Klopp

Die meisten Siege durfte Klopp gegen Crystal Place und West Ham United bejubeln, die er jeweils 13-mal bezwang. Die meisten Begegnungen, ohne je Punkte liegen gelassen zu haben, bestritt er gegen Norwich City, das in allen acht Aufeinandertreffen als Verlierer vom Platz ging. Bemerkenswert ist ferner, dass er gegen keinen einzigen Premier-League-Klub eine negative Bilanz aufweist.

Angstgegner Real Madrid

Auf internationaler Ebene gab es jedoch einen Gegner, denen die Reds hoffnungslos unterlegen waren: Real Madrid. Während sich die Klopp-Elf im Meisterschafskampf an Manchester City immer wieder die Zähne ausbiss, scheiterte sie in der Königsklasse in steter Regelmäßigkeit an den Madrilenen. 2018 verlor man das Finale in Kiew gegen Real mit 1:3, vier Jahre später unterlagen die Reds den Königlichen im Finale von Paris mit 0:1. Zudem zog Liverpool im Viertelfinale 2020/21 sowie im Achtelfinale 2022/23 jeweils gegen die Spanier den Kürzeren.

Außer gegen Real weist Liverpool seit Oktober 2015 sonst nur gegen die SSC Neapel (2 Siege/1 Remis/3 Niederlagen) sowie den FC Sevilla (0/2/1) negative Bilanzen auf.

Immerhin: 2019 gelang er dann doch, der große Erfolg in der Königsklasse. Maßgeblich dafür verantwortlich waren zwei Profis, die das Spiel der Reds unter Klopp prägten und am häufigsten in dessen Ägide auf dem Platz standen: Roberto Firmino und Mohamad Salah. Letzterer brachte Liverpool mit dem frühen 1:0 gegen Tottenham per Elfmeter auf die Siegerstraße beim 2:0 im Finale von Madrid.

Salah mit 211 Toren unter Klopp

Firmino verabschiedete sich schon vor einem Jahr aus Liverpool. Im Sommer 2023 nahm der saudische Klub Al-Ahli den Brasilianer unter Vertrag. Salah hingegen versetzte seinen Coach auch diese Saison wieder regelmäßig in Ekstase, insgesamt kommt er auf 211 Treffer für die Reds – Bestwert unter Klopp.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen Spieler mit solchen Zahlen je wieder trainieren werde.

Jürgen Klopp

“Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen Spieler mit solchen Zahlen je wieder trainieren werde”, ließ Klopp wissen. Ob Salah je wieder einen solchen Trainer haben wird, darf allerdings auch bezweifelt werden.

Ullrich Schindler

Rodris Erklärung contra Havertz’ Gefühl: “Sie wollten uns nicht schlagen”

Alles wie gehabt: Manchester City ist Meister, Arsenal “nur” Zweiter. Während Kai Havertz Ungerechtigkeit empfindet, hat Rodri eine Erklärung dafür.

Gefühlswelten: Rodri (li.) feiert, Kai Havertz trauert.

Gefühlswelten: Rodri (li.) feiert, Kai Havertz trauert.

imago images (2)

Kai Havertz, dessen später Siegtreffer am letzten Spieltag gegen Everton keine Auswirkungen auf das Meisterrennen mehr hatte, war sichtlich gezeichnet. Arsenals Mittelstürmer, der mit dem FC Chelsea zwar Champions-League-Sieger, nicht aber englischer Meister geworden war, standen auf dem Rasen des Emirates die Tränen in den Augen, als Arsenals erneute Vizemeisterschaft – wieder hinter Manchester City – besiegelt war.

“Wir haben unser Bestes gegeben”, haderte Havertz nach Spielende bei TNT Sports, “aber es war nicht genug”. Genauer gesagt 89 Punkte nach 38 Spielen waren nicht genug, fünf mehr als bei der Vizemeisterschaft – noch ohne Havertz – im Vorjahr. Doch City sammelte eben 91. “Im Moment habe ich das Gefühl, dass wir mehr verdient hatten”, meinte der deutsche Nationalspieler. Doch genau daran scheiden sich die Geister.

Arsenal ist zwar ein mehr als würdiger Vizemeister, daran kann kaum ein Zweifel bestehen, aber in Manchester City gab es einmal mehr eine Mannschaft, die noch ein kleines bisschen besser war. Die in der Liga seit dem 15. Spieltag, 23 Spiele in Folge, nicht mehr verloren hatte. Während Arsenal Mitte April eine empfindliche 0:2-Heimniederlage gegen Aston Villa hinnehmen musste. Das passierte City nicht.

28 Prozent Ballbesitz im Etihad

Im roten Teil Nordlondons ärgern sie sich noch immer über die vergebene Möglichkeit von Heung-Min Son, der im Trikot von Arsenals Erzrivalen Tottenham vor einer Woche die große Chance liegen ließ, City auf der Zielgeraden noch zwei entscheidende Punkte abzunehmen. Doch Stefan Ortega Moreno parierte überragend.

Citys Mittelfeldanker Rodri, mit dem die Skyblues letztmals vor knapp 15 Monaten ein Pflichtspiel verloren hatten, hält ein anderes Ergebnis für ausschlaggebender: Arsenals 0:0 in Manchester Ende März. Für ihn ist die Meisterschaft im Kopf entschieden worden. “Als sie zu uns kamen”, so der spanische Nationalspieler, “habe ich sie mir angeschaut und gedacht: Sie wollen uns gar nicht schlagen. Sie wollen nur unentschieden spielen.”

Die Gunners ließen am 30. Spieltag im Etihad 72 Prozent gegnerischen Ballbesitz und 6:12 Schüsse zu, mauerten, um die Niederlage zu verhindern, spielten scheinbar nicht auf Sieg. Auf einen Sieg, der sehr wahrscheinlich zur Meisterschaft gereicht hätte.