Alle für Tabakovic: Dardai erwartet volle Konzentration

Sportlich ist das letzte Spiel der Zweitliga-Saison 2023/24 am Sonntag beim VfL Osnabrück (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) für Hertha BSC unbedeutend. Dennoch erwartet Trainer Pal Dardai sein Team fokussiert – und es soll dafür Sorge tragen, dass Haris Tabakovic Torschützenkönig wird.

Haris Tabakovic könnte in dieser Saison der Zweitliga-Torschützenkönig werden.

Haris Tabakovic könnte in dieser Saison der Zweitliga-Torschützenkönig werden.

IMAGO/Jan Huebner

Der 29 Jahre alte Mittelstürmer, den Hertha vor der Saison von Austria Wien nach Berlin lotste, steht aktuell bei 22 Saisontreffern und hat damit drei Tore mehr auf seinem Konto als die Verfolger Robert Glatzel (Hamburger SV) und Christos Tziolis (Fortuna Düsseldorf). Eine besondere Prämie, um Haris Tabakovic anzustacheln, gibt es nicht, Trainer Pal Dardai setzt im Erfolgsfalle eher auf eine launige Rückfahrt von Osnabrück in die Hauptstadt. “Der Rückweg ist lang genug”, sagte der Ungar im Rahmen der Spieltags-Pressekonferenz am Freitag mit einem Schmunzeln, es werde, so Tabakovic die Torjägerkanone hole, ausreichend Gelegenheit geben, “um ein paar Bierchen runterzuspülen. Und Haris muss zahlen”.

Doch Tabakovic und dessen persönliches Ziel sollen nur ein Grund für Hertha sein, an der Bremer Brücke nochmal voll konzentriert zu sein. Dardai setzt darauf, dass seine Spieler “ihren Marktwert nicht kaputt machen wollen” und das eigene Image genügend Antrieb für eine starke Leistung ist. Auf Tom Goller, Ibrahim Maza, Pascal Klemens und seinen jüngsten Sohn Bence verzichtet Dardai freiwillig. Das Quartett bestreitet am Montag (11 Uhr, Stadion am Wurfplatz im Olympia-Park) mit Herthas U 19 das Halbfinal-Rückspiel um die Deutsche A-Jugendmeisterschaft gegen Borussia Dortmund, in dem der Nachwuchs der Berliner nach dem 2:2 im Hinspiel am Donnerstag gute Chancen auf den Finaleinzug hat.

Die Personalplanungen nehmen Fahrt auf

Mit der Saison der Profis ist Dardai, dessen Abschied ein offenes Geheiminis ist, aber von Seiten Herthas auch am Freitag noch nicht offiziell verkündet wurde, im Großen und Ganzen zufrieden. Nicht mit der Platzierung, “ich wollte Sechster werden”, so der 48-Jährige. Aber angesichts des großen Umbruchs nach dem Abstieg und der finanziellen Schieflage findet Dardai, dass Herthas Entwicklung gut ist. Er habe versprochen, dass er eine Mannschaft aufbaue, “die Teamgeist hat”, zudem eine, “die läuft und nicht faul ist” und die offensiven Fußball spiele. Torgefahr hat Hertha mit 68 Treffern (zweitbester Wert der Liga) bewiesen, die anfällige Defensive (57 Gegentore, nur fünf Teams kassierten mehr) war jedoch ebenso offensichtlich.

Wie die Offensive der Berliner in der kommenden Saison aussieht, bleibt abzuwarten. Dardai sprach sich am Freitag deutlich dafür aus, Tabakovic und den in dieser Saison herausragenden Fabian Reese (9 Tore, 18 Assists bislang) zu behalten. Und wenn das schon nicht gehe, “dann muss es klingeln” (Dardai) – in Herthas Kasse. Abseits dessen befasst sich Hertha auch in der Offensive mit Zugängen: Etwa mit Baris Atik vom 1. FC Magdeburg. Zudem sollen die Berliner auch an Angreifer Luca Schuler vom FCM interessiert und laut eines Berichts der Bild zufolge auch schon recht weit sein. Im Gespräch, aber noch nicht fix, ist nach kicker-Informationen auch der Transfer des Ex-Leipzigers Diego Demme (SSC Neapel), an dem die Berliner schon 2023 interessiert waren.

Andreas Hunzinger

Zwei späte Tore: BVB und Hertha trennen sich remis

In diesen Tagen wird der deutsche Meister bei den A-Junioren ausgespielt. Die Halbfinals finden in Hin- und Rückspiel statt. Im ersten Duell trennten sich der BVB und Hertha am Donnerstag 2:2.

Cole Campbell (Nr. 10) trifft zum 1:0 für den BVB.

Cole Campbell (Nr. 10) trifft zum 1:0 für den BVB.

IMAGO/Steinbrenner

Auf dem Spielberichtsbogen fanden sich einige bekannte Namen wieder. Der BVB bot unter anderem U-17-Weltmeister Brunner auf, der zum besten Spieler des Turniers gewählt worden war. Oder aber Mittelfeldmann Wätjen, der jüngst sein Profidebüt gefeiert hatte.

Aber auch Hertha hatte einige bekannte Namen aus der ersten Mannschaft dabei, Klemens (22 Spiele in der 2. Liga), Bence Dardai (acht Partien in Liga 2) und Maza (zwei Bundesliga-Spiele, 13 Partien in der 2. Liga) liefen von Beginn an auf.

Den besseren Start erwischten die Dortmunder, die in der zehnten Minute in Führung gingen: Brunners Schluss klatschte an den Innenpfosten und tänzelte anschließend die Linie entlang, Campbell schaltete schnell und grätschte die Kugel in die Maschen. Es war eine ausgeglichene erste Hälfte, in der der BVB die etwas gefährlichere Mannschaft war. Lubach schlenzte vorbei (19.), Campbell verpasste den Doppelpack nur knapp (21.).

Hertha dreht das Spiel – BVB hat die Antwort

Mit der zarten Führung für Dortmund ging es auch in die Kabine. Hertha war also gefordert – und die Gäste machten nach dem Seitenwechsel Druck. Als Lohn gab es den Ausgleich nach einem Standard. In der Folge einer kurzen Ecke flankte Michelbrink die Kugel scharf nach innen, dort nickte Rölke zum 1:1 ein (69.).

Anschließend ging es eher etwas ruhiger zu, ehe die Partie am Ende nochmal richtig Fahrt aufnahm. Zunächst grätschte Joker Bellomo den Ball nach einer Hereingabe von Maza über die Linie und drehte somit für Hertha das Spiel (89.). Die Antwort der Borussen ließ nicht lange auf sich warten, nach einem Standard traf der ebenfalls eingewechselte Herrmann zum 2:2-Endstand (90.+1).

Durch dieses Ergebnis ist für das Rückspiel am Montag (11 Uhr, LIVE! bei kicker) noch alles offen. Der Gewinner zieht dann ins Finale um die deutsche A-Junioren-Meisterschaft ein und bekommt es höchstwahrscheinlich mit Hoffenheim zu tun. Die TSG siegte am Mittwoch klar und deutlich mit 6:2 in Mönchengladbach.

Gericht entzieht 777 Partners die Kontrolle über Vasco da Gama

Der Druck auf die weltweit an sieben Fußballklubs, darunter Hertha BSC, beteiligte US-Investment-Gesellschaft 777 Partners wächst. Medienberichten aus Brasilien zufolge hat die dortige Justiz die im Zuge des 777-Einstiegs bei Vasco da Gama getroffene Investitions- und Aktionärsvereinbarung vorläufig ausgesetzt.

Fans von Vasco da Gama.

Fans von Vasco da Gama.

imago/Fotoarena

Das 4. Handelsgericht des Gerichtshofs von Rio de Janeiro habe am Mittwochabend dem Antrag von Vasco stattgegeben und die Kontrolle über SAF, die Beteiligungsgesellschaft von CR Vasco da Gama, aus den Händen von 777 Partners genommen, berichten übereinstimmend mehrere brasilianische Medien am Donnerstag. Mit der von Richter Paulo Assed Estefan unterzeichneten Entscheidung würden die Wirksamkeit des Kaufvertrages und die Wirksamkeit der im Zuge des 777-Einstiegs abgeschlossenen Investitions- und Aktionärsvereinbarung vorläufig ausgesetzt, meldet GE Globo.

Zeitweilige Transfersperre im Oktober

777 Partners, seit März 2023 strategischer Partner von Hertha BSC, war im Februar 2022 mit einer Mehrheitsbeteiligung beim brasilianischen Traditionsklub eingestiegen und hatte für etwa 700 Millionen brasilianische Real (umgerechnet etwa 136 Millionen US-Dollar) 70 Prozent der Anteile übernommen. 2022 war Vasco da Gama die Rückkehr ins brasilianische Oberhaus gelungen. Laut Gericht wurden die von der 777-Tochtergesellschaft Carioca LLC entsandten fünf Direktoren aus dem siebenköpfigen Verwaltungsrat von SAF, der Beteiligungsgesellschaft von CR Vasco da Gama, abgezogen, namentlich die beiden 777-Gründer Josh Wander und Steven Pasko, zudem Don Dransfield, Nicolas Maya und Andres Blazquez.

Ex-Vasco-Profi Pedrinho, der im November des vergangenen Jahres die Präsidentschaftswahlen im Klub gewonnen und im Januar sein Amt angetreten hatte, soll in den vergangenen Monaten mit dem US-Investor immer wieder aneinandergeraten sein, was in den Antrag vor Gericht mündete. Neben der vorläufigen Aussetzung der Wirksamkeit der Verträge beauftragte der zuständige Richter auch ein unabhängiges Unternehmen mit der Erstellung eines Wirtschafts- und Finanzberichts und der Untersuchung der vom Verein in der Klage angeprangerten Buchhaltungsvorgänge. Globo berichtete unterdessen, dass 777 mit seinen Zahlungen an Vasco aktuell auf dem Laufenden sei. Im Oktober des vergangenen Jahres war der Klub aus Rio, der 1998 die Copa Libertadores gewonnen hatte, jedoch wegen nicht geleisteter Zahlungen mit einer zeitweiligen Transfersperre belegt worden.

Eskalation in Lüttich

In der vergangenen Woche war bereits die Lage beim belgischen 777-Klub Standard Lüttich wegen angeblich leerer Konten sowie ausgebliebener Gehalts- und Zahlungseingängen eskaliert. Am vergangenen Freitag hatte die aktive Fan-Szene von Standard die Absage des Spiels gegen KVC Westerlo erzwungen, indem sie die Zufahrt des Teams zum Stade de Sclessin blockiert hatte. Der frühere Standard-Eigentümer Bruno Venanzi und die Aktionäre der Stadion-Gesellschaft fordern wegen offener Zahlungen gerichtlich die Beschlagnahmung des 777-Vermögens in Belgien ein.

Die Krise von 777 Partners sorgt seit Tagen an verschiedenen Standorten rund um den Globus für Schlagzeilen. Hauptkreditgeber Leadenhall Capital Partners, ein in London ansässiger Vermögensverwalter, hatte vor einem Gericht in New York eine Betrugsklage gegen 777 eingereicht. Leadenhall wirft 777 vor, Darlehen über 350 Millionen US-Dollar mit Vermögenswerten abgesichert zu haben, die 777 angeblich nicht besaß oder angeblich bereits an andere Gläubiger verpfändet hatte. Die australische 777-Airline Bonza meldete Insolvenz an. Die im Rahmen der Multiclub-Ownership-Strategie geplante Übernahme von Premier-League-Klub FC Everton, für die 777 Partners bereits 200 Millionen Pfund aufgewendet haben soll, droht zu scheitern. Jetzt verschärft die Entwicklung in Brasilien die Gesamtsituation weiter.

Steffen Rohr

Kenny-Nachfolger: Hertha hat Hefti im Blick

Jetzt kommt bei Hertha BSC in vielen Personalien Bewegung rein – auch bei den Außenverteidigern. Jeremy Dudziak soll bleiben. Und für Jonjoe Kenny brauchen die Berliner womöglich einen Nachfolger.

Ein Mann für Hertha? Silvan Hefti.

Ein Mann für Hertha? Silvan Hefti.

IMAGO/PanoramiC

Vor dem letzten Saison-Heimspiel adressierte Hertha-Coach Pal Dardai einen klaren Auftrag an Jeremy Dudziak: “Er soll zeigen, dass er nächstes Jahr hierhin gehört. Sein Vertrag läuft aus.” Dudziak kam dem vollumfänglich nach und nutzte das Kaiserslautern-Spiel (3:1) am vergangenen Samstag zur Werbung in eigener Sache.

Als Linksverteidiger-Vertreter des am Knie verletzten Michal Karbownik war Dudziak nicht nur wegen seines Tores zum 2:1 einer der auffälligsten Spieler. Der im vergangenen Sommer ablösefrei aus Fürth gekommene Allrounder bestätigte mit seiner Spielfreude und Ballsicherheit den positiven Eindruck, den die Verantwortlichen ohnehin von ihm hatten – und der ziemlich sicher in ein neues Vertragsangebot münden wird.

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Nach kicker-Informationen wollen beide Seiten zeitnah die Gespräche starten. Dass Dudziak zum Bleiben bereit ist, hatte er bereits im Januar deutlich gemacht: “Ich habe definitiv weiter Bock auf Berlin und Hertha.”

Hintertür für Zeefuik

Deyovaisio Zeefuik

Bleibt er doch Berliner? Deyovaisio Zeefuik.
IMAGO/Beautiful Sports

Auch auf der rechten Abwehrseite ist Bewegung. Leihspieler Julian Eitschberger (Halle) kommt zur neuen Saison zurück. Die Verträge des slowakischen Routiniers Peter Pekarik, der nach der EM womöglich andernorts noch eine Profisaison dranhängt und danach als Jugendtrainer zu Hertha zurückkehren soll, und Deyovaisio Zeefuik werden nicht verlängert.

Für den Niederländer Zeefuik, der seit Wochen auftrumpft, aber beim Saisonfinale in Osnabrück am Sonntag eine Gelb-Sperre absitzt, gibt es eine Hintertür: Falls er auf dem Markt nichts Passendes findet und beim Gehalt zu Abstrichen bereit ist, könnte es mit Hertha in einigen Wochen doch noch Gespräche geben.

Hertha sondiert Rechtsverteidiger-Markt

Auch die Zukunft von Stammkraft Jonjoe Kenny ist komplett offen. Der Engländer (Vertrag bis 2025) hat eine gute Saison gespielt, ist aber teuer – und brächte nur noch in diesem Sommer eine Ablöse. Nach kicker-Informationen sondiert Hertha intensiv den Rechtsverteidiger-Markt und beschäftigt sich für diese Position auch mit dem früheren Schweizer U-21-Nationalspieler Silvan Hefti.

Hefti ist in der Rückrunde von Stammverein CFC Genua, wie Hertha ein 777-Partners-Klub, an Ligue-1-Klub Montpellier ausgeliehen. Der 26-Jährige absolvierte für St. Gallen und Young Boys Bern 202 Super-League-Spiele, in Italien stehen 22 Serie-A- und 26 Serie-B-Spiele in seiner Vita. Für Montpellier, das eine Kaufoption besitzt, bestritt er zehn Einsätze in der Ligue 1 und drei im französischen Pokal. Sein Anschlussvertrag in Genua läuft bis 2026.

Steffen Rohr

Trotz 777-Turbulenzen: Hertha sieht Lizenz nicht in Gefahr

Trotz der Turbulenzen bei Klub-Investor 777 Partners rechnet Hertha BSC fest mit einer Erteilung der Zweitliga-Lizenz für die Saison 2024/25.

Hertha BSC muss im Lizenzierungsverfahren nachbessern.

Hertha BSC muss im Lizenzierungsverfahren nachbessern.

IMAGO/Schöning

“Im Lizenzierungsverfahren der DFL wird der jeweilige Lizenznehmer durch den Verband hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit in den verschiedenen Bereichen überprüft, um die Integrität des Wettbewerbes im Laufe einer Spielzeit zu gewährleisten. Hertha BSC hat in diesem Zuge eine finanzielle Bedingung zu erfüllen und wird diese fristgerecht erfüllen. Diese Bedingung steht in keinem Zusammenhang zu 777”, teilte der Klub auf kicker-Anfrage mit. Bis zum 29. Mai muss Hertha im aktuellen Lizenzierungsverfahren nachbessern und die durch die DFL auferlegte Bedingung erfüllen. Nach kicker-Informationen geht es dabei um die Kreditlinie einer Bank.

Vor einem Jahr war das Ringen um die Lizenz für den damaligen Bundesliga-Absteiger zu einer Zitterpartie geworden. Der entscheidende Baustein für die Mitte Juni 2023 erfolgte Lizenzerteilung durch die DFL war seinerzeit die Laufzeitverlängerung der ursprünglich bis Herbst 2023 datierten Nordic-Bonds-Anleihe um zwei Jahre bis Herbst 2025 – zum Preis eines deutlich erhöhten Zinssatzes (10,5 statt 6,5 Prozent) und einer millionenschweren Mehrbelastung für den Klub bei der Rückzahlung. Aktuell prüft Hertha dem Vernehmen nach in Bezug auf die 2018 aufgelegte Anleihe, mit deren Hilfe der damalige Investor KKR ausgezahlt worden war, mehrere Modelle, darunter auch eine nochmalige Prolongierung.

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Welche Auswirkungen die aktuelle Entwicklung bei US-Investor 777 Partners, bei dem sich zuletzt die Hinweise auf Liquiditätsprobleme verdichteten, auf Hertha hat, ist offen. Das Private-Equity-Unternehmen mit Sitz in Miami hält seit März 2023 78,8 Prozent der Anteile der in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien ausgegliederten Profiabteilung von Hertha BSC und hat bisher nach Klubangaben insgesamt 75 Millionen Euro investiert. Beim Einstieg von 777 Partners war ein Gesamtinvest-Volumen von 100 Millionen Euro vereinbart worden. Die fehlenden 25 Millionen Euro sind nach kicker-Informationen im Gesellschaftervertrag optional als Ausgleich für ein etwaiges negatives Eigenkapital des Klubs beziehungsweise als Rettungsfallschirm im Fall einer drohenden Zahlungsunfähigkeit definiert. “Das mit 777 Partners vereinbarte Eigenkapitalengagement beläuft sich grundsätzlich insgesamt auf bis zu 100 Millionen Euro”, teilte Hertha BSC dem kicker mit. “Sollte es zukünftig notwendig sein, einen etwaigen Ausgleich (für negatives Eigenkapital, d. Red.) in Anspruch zu nehmen, wäre dies entsprechend der vertraglichen Mechanik möglich.”

777 Partners bemüht sich bisher erfolglos um die Übernahme des FC Everton

Die bislang letzte 777-Tranche in Höhe von 22 Millionen Euro hatte der Hauptstadt-Klub nach eigenen Angaben Anfang April erhalten – erstaunlicherweise bereits sieben Wochen vor der vertraglich festgeschriebenen Frist Ende Mai. Offenbar wollte 777 Partners, das in jenen Tagen Geld zur Verfügung hatte, damit auch ein Signal in Richtung Premier League senden. In England bemüht sich die US-Investment-Gesellschaft, die weltweit Beteiligungen an sieben Fußballklubs hält, seit fast einem Dreivierteljahr und bisher erfolglos um die Übernahme des finanziell angeschlagenen Traditionsklubs FC Everton.

Ende der vergangenen Woche hatte die norwegische Investigativ-Plattform Josimarfootball enthüllt, dass die 777-Gründer Josh Wander und Steven Pasko aus dem Vorstand der Fußballsparte von 777 Partners abberufen und wegen der angespannten Lage der Muttergesellschaft 777 mehrere Restrukturierungsexperten hinzugezogen worden seien. In Herthas KG-Aufsichtsrat, dem Marius Freiherr Marschall von Bieberstein vorsitzt, werden Pasko als stellvertretender Chef des Gremiums und Wander als Aufsichtsrat weiterhin gelistet. Der Klub erklärte dazu: “Sollte es in unserem Aufsichtsrat zu Veränderungen kommen, wird dies selbstverständlich auf unseren Kommunikationskanälen publiziert.”

Steffen Rohr

Pekarik im Interview: “Grenzen existieren nur in unserem Kopf”

Er ist “Mister Zuverlässig” – und im Spätherbst seiner Karriere. Im kicker-Interview spricht Peter Pekarik über seine zwölf Jahre bei Hertha BSC, Lehrmeister Felix Magath, die EM mit der Slowakei und seine Zukunft.

Als ihn Hertha-Coach Pal Dardai am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:1) nach 83 Minuten aufs Feld schickte, brandete Jubel im Olympiastadion auf. Peter Pekarik winkte Richtung Ränge, er wirkte gerührt, beinahe überwältigt von den Ovationen und Emotionen. Mit einem großen Banner zeigten die Fans ihre Zuneigung: “Auf dem Rücken die 2, in unserem Herzen die 1. Danke, Peter!” Pirouetten fürs Ego waren nie sein Ding, der Rechtsverteidiger Pekarik lieferte mit maximaler Zuverlässigkeit solide Arbeit ab. Nur Marek Hamsik (138) hat mehr Länderspiele für die Slowakei bestritten als der ewige Pekarik (125), der im Januar 2009 nach Deutschland wechselte und mit dem VfL Wolfsburg am Ende jener Saison die Deutsche Meisterschaft feierte. Mit Makoto Hasebe geht ein Teamkollege von damals jetzt mit 40 Jahren in den Profi-Ruhestand. Der 37-jährige Pekarik, dessen Vertrag bei Hertha am 30. Juni endet, überlegt, seine Karriere fortzusetzen.

Wie emotional war der Abschied im Olympiastadion nach Ihrer Einwechslung gegen Kaiserslautern für Sie, Herr Pekarik?

Im Moment betrachte ich meine fußballerische Reise bei Hertha BSC noch nicht als abgeschlossen. In den Gesprächen mit den Hertha-Verantwortlichen haben wir uns darauf geeinigt, dass wir im letzten Heimspiel keine offizielle Verabschiedung für mich vornehmen werden. Denn nach der Europameisterschaft werden wir uns wieder treffen und die nächsten Schritte besprechen. Deshalb war auch meine Feier nach dem Spiel mit unseren Fans sehr spontan und für mich sehr emotional und schön. Die Fans haben einen großen Anteil daran, dass ich Hertha seit vielen Jahren die Treue halte. Der richtige Zeitpunkt für die offizielle Verabschiedung wird kommen.

Auch wenn Ihre Rolle als Back-up und Mentor für die Talente klar besprochen war ­ hatten Sie in dieser Saison mehr Einsatzzeiten erwartet?

Hertha ist mir in den zwölf Jahren, in denen ich hier arbeite, sehr ans Herz gewachsen. Es gab immer eine große Initiative von Herthas Seite, damit ich den Verein nicht verlasse, und von meiner Seite war es auch immer so. Aus gegenseitiger Sympathie entwickelte sich etwas Größeres. Ich sehe Hertha als meine Fußballfamilie. Auch wenn wir in der letzten Saison abgestiegen sind, wollte ich im Verein bleiben, ihm helfen und ein Teil des neuen Projekts, des Berliner Wegs, werden.

Im Sommer gab es einen großen personellen Umbruch in unserer Mannschaft. Viele junge Talente aus unserer Akademie wurden in unsere Mannschaft integriert. Meine Aufgabe als einer der erfahrensten Spieler im Team war es, meinen jüngeren Mitspielern bei der Anpassung an die Profimannschaft zu helfen. Wir diskutieren praktisch jeden Tag über Training, Ernährung, Einstellung, Lebensstil und Regeneration. Der Fußball hat mir viel gegeben, jetzt gebe ich ihm langsam etwas zurück.

Könnte Ihre mangelnde Spielpraxis ein Problem für die EURO 2024 werden?

Peter Pekarik

Emotionale Verabschiedung in der Kurve: Peter Pekarik wurde nach dem 3:1-Sieg gegen Kaiserslautern von den Hertha-Anhängern gefeiert.
picture alliance / nordphoto GmbH

In unserer erfolgreichen Qualifikation habe ich neun von zehn Spielen für die slowakische Nationalmannschaft bestritten, in einem Spiel habe ich wegen einer Gelbsperre gefehlt. In dieser Richtung hilft mir meine innere Einstellung sehr. Ich weiß, wie viel ich für den Fußball opfere. Wenn ich mir sicher bin, dass ich im Trainingsprozess, in der individuellen Vorbereitung, in der Lebensführung oder in anderen entscheidenden Details nichts unterschätzt habe, gehe ich immer mit Ruhe und einem guten Gefühl auf den Platz.

Neben dem Mannschaftstraining bei Hertha absolviere ich meine Einzeltrainings, ich bin noch eine Stunde vor und eine Stunde nach dem Training im Gym. Außerdem mache ich abends zu Hause immer mein Trainingsprogramm. Auch bei meinem langfristigen Lebensstil will ich keine Kompromisse eingehen. Ein großes Dankeschön geht an unsere Fitnesstrainer Henrik Kuchno und Hendrik Vieth, die jedes Mal ein spezielles Trainingsprogramm für mich ausgearbeitet haben, das darauf basierte, dass ich, wenn ich am Wochenende nicht gespielt hatte, am nächsten Tag eine spezielle Trainingseinheit absolvierte, die alle Parameter einer Spielbelastung erfüllte.

Wie stehen die Chancen der Slowakei, in der EM-Vorrundengruppe mit Belgien, Rumänien und der Ukraine weiterzukommen?

Ich freue mich sehr, dass es die Slowakei zum dritten Mal in Folge zur Endrunde der Europameisterschaft geschafft hat, was seit der Erweiterung der EURO auf 24 Mannschaften nur 14 der 55 Mitgliedsländer gelungen ist. Ich schätze unsere Gruppe bei der EM in Deutschland als sehr ausgeglichen ein, alle Mannschaften können über ein Weiterkommen nachdenken. Belgien und Rumänien haben in ihren Qualifikationsgruppen kein einziges Spiel verloren.

Die Ukraine hat das Weiterkommen in der Gruppe knapp verpasst, aber dann beide Playoff-Spiele gewonnen. Doch wir wollen und werden auf uns schauen. Und gemeinsam mit unseren Fans werden wir wieder versuchen, unser Maximum bei den Finalturnieren zu wiederholen, das zweimal die Teilnahme am Achtelfinale war (WM 2010 gegen die Niederlande 1:2 im Achtelfinale, EM 2016 gegen Deutschland 0:3, d. Red.). Unsere Mannschaft hat sich mit jedem Qualifikationszyklus verändert. Das wichtigste und solide Attribut für den Erfolg unserer Nationalelf ist jedoch bei allen Erfolgen dasselbe.

Ich kann mir im Moment vorstellen, dass ich meine Profikarriere fortsetze.

Peter Pekarik über die Zeit nach der EM

Welches ist das?

Das ist der Geist unserer Mannschaft, der Zusammenhalt und die Teamarbeit. Dies ist das A und O unseres Erfolgs. Wir sind im Vergleich zu den Fußballgiganten ein kleineres Land. Aber wenn wir alle in die gleiche Richtung auf unser Ziel zugehen, werden wir dieses Ziel auch erreichen.

Wer wird Europameister?

Es gibt für mich mehrere Favoriten, allen voran Deutschland, England, Frankreich und Portugal.

Hängt von der EURO ab, ob Sie ihre Profikarriere noch ein Jahr fortsetzen?

Im Moment konzentriere ich mich nur auf das Ende der Vereinssaison und die EM-Vorbereitung. Ich fühle mich körperlich noch sehr gut, spüre keine Einschränkungen und habe immer noch viel Spaß am Fußball. Deshalb kann ich mir im Moment auch vorstellen, dass ich meine Profikarriere auch nach der EM fortsetzen werde.

Haben Sie eher Lust auf ein Abenteuer in Nordamerika oder auf eine Rückkehr zu Ihrem slowakischen Heimatklub MSK Zilina?

Natürlich wäre es schön, meine Profikarriere in Deutschland zu beenden, in dem Land, in dem ich seit 15 Jahren tätig bin. Und vor allem bei Hertha BSC, einem Verein, dem ich seit zwölf Jahren angehöre und der meine fußballerische Heimat geworden ist. Das Gleiche gilt für meine Heimat Slowakei, denn dort bin ich mit dem Fußball aufgewachsen. Der richtige Zeitpunkt für die endgültige Entscheidung wird kommen.

Warum hat der Fußballer Peter Pekarik so gut nach Deutschland gepasst?

Die deutsche Bundesliga gehört für mich zu den besten und meistbesuchten Fußball-Ligen der Welt und war mein Traumziel im Fußball. Der Wolfsburger Trainer Felix Magath, der mich für die Mannschaft gescoutet hat, bereitete mich auf den körperlich anspruchsvollen Wettkampf vor. Seine Trainingsmethoden erinnerten mich oft an militärisches Training. Solche körperlich anspruchsvollen Trainings lehrten mich, oft bis an die Grenzen meiner Kräfte zu gehen. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass der menschliche Körper viel mehr Potenzial hat, als wir uns vorstellen können, und dass die Grenzen nur in unserem Kopf existieren. Ich bin Felix Magath dankbar, dass er mich körperlich und geistig auf die Bundesliga vorbereitet hat. In Deutschland habe ich noch mehr Disziplin und Professionalität gelernt.

Ich widme den größten Teil meines Tages dem Fußball. Viele Leute fragen mich, was ich noch mache, weil ich in meiner Karriere schon alles erreicht habe, was ich wollte. Denen antworte ich, dass man viel tun muss, um 15 Jahre lang in einem so hochwertigen Wettbewerb wie der deutschen Bundesliga zu bleiben. Für mich sind die Details entscheidend. Wenn man sich um sie kümmert, kann man sehr lange an der Spitze bleiben. Man muss immer vorwärts gehen, sich neue Ziele setzen und ständig neue Dinge lernen. Wenn mich jüngere Teamkollegen um Rat fragen, freue ich mich sehr, wenn ich ihnen mit meiner Erfahrung helfen kann. Auch unter diesem Gesichtspunkt sehe ich noch viel Sinn darin.

Sie wurden mit dem VfL Wolfsburg 2009 Deutscher Meister. Was waren daneben die Karriere-Highlights für Sie – und was der Tiefpunkt?

Ich habe einen großen Teil meiner Profikarriere der deutschen Bundesliga gewidmet. Deshalb ist es auch der Gewinn der deutschen Meisterschaft mit dem VfL Wolfsburg, mit dem ich auch in der Gruppenphase der Champions League und im Viertelfinale der Europa League gespielt habe. Dann natürlich meine zwölf Jahre bei Hertha BSC, dem Verein, in dem ich über diesen langen Zeitraum unvergessliche Fußballgeschichten erlebt und es bis in die Europa League geschafft habe. In der Slowakei, im Trikot von MSK Zilina, waren sicherlich der Gewinn des Meistertitels und die Teilnahme an Europapokalen Highlights. Ich bin seit 17 Jahren in der slowakischen Nationalmannschaft und habe dort bisher 125 Spiele bestritten. In dieser Zeit haben wir den Einzug in vier Endrunden (die WM 2010 und die EM 2016, 2020, 2024, d. Red.) geschafft.

Und der schlimmste Moment?

Ich betrachte Niederlagen oder Verletzungen nicht als die schlimmsten Momente. Für mich sind das die besten Lektionen, die ich im Fußball erhalten kann. In solchen Momenten wird einem klar, ob man lernen und vorankommen will und vor allem, ob man sich von nichts und niemandem unterkriegen lassen will.

Peter Pekarik (li.) im Zweikampf mit Cristiano Ronaldo

Während des Qualifikationsspiel für die EM 2024 lieferten sich Peter Pekarik (li.) und Portugals Superstar Cristiano Ronaldo einen Zweikampf.
picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Wer war in all den Jahren Ihr bester Mitspieler und wer Ihr stärkster Gegenspieler?

Da gibt es eine Menge. Ich bin froh, dass ich während meiner Karriere viele großartige Menschen kennenlernen und Freundschaften schließen konnte. Die besten Gegner, gegen die ich gespielt habe? Auch da gibt es viele Namen. In meiner 21-jährigen Profikarriere habe ich gegen viele Stars und Weltklassespieler gespielt. Wenn ich ein paar Namen herausgreifen müsste, wären es Ribery, Cristiano Ronaldo, Rafael Leao, Fernandes, Robben, Gnabry, Sane, Coman, Musiala, Lewandowski, Reus, Pizzaro, Raul, Ze Roberto, Jordi Alba, Silva, Iniesta, Cannavaro, Chiellini, Pirlo, Beckham, Kane, Van Persie, Modric und Kroos.

Ihr Trainer Pal Dardai nennt Sie einen “Muster-Profi”: zuverlässig, fleißig, ein Teamplayer. Was macht den ruhigen Peter Pekarik sauer?

Mein natürlicher Charakter spielt dabei eine große Rolle. Ich bin ein positiver Mensch, der in jedem Hindernis eine neue Herausforderung sucht. In meiner Laufbahn habe ich mich nie von etwas unterkriegen lassen. Natürlich gab es viele Prüfungen und Herausforderungen, die es zu meistern galt. Ich habe immer erkannt, dass mir Jammern nichts bringt und mein Problem nicht löst. Ich halte mich immer an meinen Plan, weniger zu reden und mehr an mir zu arbeiten. Mit diesem Ansatz habe ich mir in meiner Karriere alle meine Fußballträume erfüllt.

Profi-Trainer, Jugend-Trainer, Management-Bereich: Wo sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?

Ich habe mein ganzes Leben mit dem Fußball verbracht. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um meine Profikarriere zu beenden, würde ich mich sehr gerne der Jugendarbeit widmen. Ich möchte die Erfahrungen aus meiner eigenen Karriere an jüngere Generationen weitergeben und jungen Spielern bei ihrer Entwicklung helfen.

Wann und in welcher Rolle kehren Sie zu Hertha BSC zurück?

Ich habe dieses Thema gemeinsam mit Sportdirektor Benjamin Weber und “Zecke” Neuendorf (Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich, d. Red.) besprochen. Was meine berufliche Karriere und deren Ausrichtung betrifft, haben wir uns darauf geeinigt, dass wir nach der EM über meine nächsten Schritte sprechen werden. Es gibt von beiden Seiten den Wunsch, dass ich auch nach meiner aktiven Laufbahn bei Hertha bleibe und meinen Beitrag leiste.

Hertha BSC hat turbulente Jahre hinter sich inklusive Abstieg 2023. Hat der Klub aus seinen Fehlern gelernt – und schafft er kommende Saison den Bundesliga-Aufstieg?

Im vergangenen Sommer hat in unserem Verein eine sehr positive Veränderung in diese Richtung stattgefunden. Leute, die diesen Verein in ihrer DNA haben, sind zu Hertha und dem Management zurückgekehrt. Auch wenn es nach Herthas Abstieg in die 2. Bundesliga einen großen Umbruch in unserem Team gab, hat der Verein bei der Planung der Mannschaft für diese Saison sehr gute Arbeit geleistet. Es ist eine gesunde und geschlossene Kabine entstanden, das muss auch in der nächsten Saison fortgesetzt werden. Das Projekt und die Vision unseres verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein, der Berliner Weg, wird diese Botschaft auch in die nächsten Spielzeiten tragen. Dieses Projekt hat den gesamten Verein, die Kabine, die Vereinsmitarbeiter und die Fans noch mehr zusammengeführt. Ich glaube und wünsche mir fest, dass Hertha in der nächsten Saison den Aufstieg in die 1. Bundesliga feiern wird. Denn ein Verein mit einer so reichen Bundesliga-Geschichte und einer so großen Fangemeinde gehört definitiv in die 1. Bundesliga.

Sie sind ein Riesen-Eishockey-Fan. Gerade läuft die WM in Tschechien. Darf man als Slowake eigentlich auch tschechische Lieblingsspieler haben?

(lacht) Seit ich klein war, hat mich Fußball immer mehr angezogen als Eishockey. Aber natürlich ist Eishockey in der Slowakei sehr beliebt, ich bin ein großer Fan dieser Sportart. Mein Lieblingsspieler? Da wir früher mit der Tschechischen Republik ein Land waren, habe ich mehrere tschechische und slowakische Lieblingsspieler: Marian Hossa, Pavol Demitra, Zigmund Palffy, Marian Gaborik und Miroslav Satan, aber von tschechischer Seite genauso Jaromir Jagr und Patrik Elias.

Interview: Steffen Rohr

Pekarik: “Grenzen existieren nur in unserem Kopf”

Er ist “Mister Zuverlässig” – und im Spätherbst seiner Karriere. Im kicker-Interview spricht Peter Pekarik über seine zwölf Jahre bei Hertha BSC, Lehrmeister Felix Magath, die EM mit der Slowakei und seine Zukunft.

Als ihn Hertha-Coach Pal Dardai am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:1) nach 83 Minuten aufs Feld schickte, brandete Jubel im Olympiastadion auf. Peter Pekarik winkte Richtung Ränge, er wirkte gerührt, beinahe überwältigt von den Ovationen und Emotionen. Mit einem großen Banner zeigten die Fans ihre Zuneigung: “Auf dem Rücken die 2, in unserem Herzen die 1. Danke, Peter!” Pirouetten fürs Ego waren nie sein Ding, der Rechtsverteidiger Pekarik lieferte mit maximaler Zuverlässigkeit solide Arbeit ab. Nur Marek Hamsik (138) hat mehr Länderspiele für die Slowakei bestritten als der ewige Pekarik (125), der im Januar 2009 nach Deutschland wechselte und mit dem VfL Wolfsburg am Ende jener Saison die Deutsche Meisterschaft feierte. Mit Makoto Hasebe geht ein Teamkollege von damals jetzt mit 40 Jahren in den Profi-Ruhestand. Der 37-jährige Pekarik, dessen Vertrag bei Hertha am 30. Juni endet, überlegt, seine Karriere fortzusetzen.

Wie emotional war der Abschied im Olympiastadion nach Ihrer Einwechslung gegen Kaiserslautern für Sie, Herr Pekarik?

Im Moment betrachte ich meine fußballerische Reise bei Hertha BSC noch nicht als abgeschlossen. In den Gesprächen mit den Hertha-Verantwortlichen haben wir uns darauf geeinigt, dass wir im letzten Heimspiel keine offizielle Verabschiedung für mich vornehmen werden. Denn nach der Europameisterschaft werden wir uns wieder treffen und die nächsten Schritte besprechen. Deshalb war auch meine Feier nach dem Spiel mit unseren Fans sehr spontan und für mich sehr emotional und schön. Die Fans haben einen großen Anteil daran, dass ich Hertha seit vielen Jahren die Treue halte. Der richtige Zeitpunkt für die offizielle Verabschiedung wird kommen.

Auch wenn Ihre Rolle als Back-up und Mentor für die Talente klar besprochen war ­ hatten Sie in dieser Saison mehr Einsatzzeiten erwartet?

Hertha ist mir in den zwölf Jahren, in denen ich hier arbeite, sehr ans Herz gewachsen. Es gab immer eine große Initiative von Herthas Seite, damit ich den Verein nicht verlasse, und von meiner Seite war es auch immer so. Aus gegenseitiger Sympathie entwickelte sich etwas Größeres. Ich sehe Hertha als meine Fußballfamilie. Auch wenn wir in der letzten Saison abgestiegen sind, wollte ich im Verein bleiben, ihm helfen und ein Teil des neuen Projekts, des Berliner Wegs, werden.

Im Sommer gab es einen großen personellen Umbruch in unserer Mannschaft. Viele junge Talente aus unserer Akademie wurden in unsere Mannschaft integriert. Meine Aufgabe als einer der erfahrensten Spieler im Team war es, meinen jüngeren Mitspielern bei der Anpassung an die Profimannschaft zu helfen. Wir diskutieren praktisch jeden Tag über Training, Ernährung, Einstellung, Lebensstil und Regeneration. Der Fußball hat mir viel gegeben, jetzt gebe ich ihm langsam etwas zurück.

Könnte Ihre mangelnde Spielpraxis ein Problem für die EURO 2024 werden?

Peter Pekarik

Emotionale Verabschiedung in der Kurve: Peter Pekarik wurde nach dem 3:1-Sieg gegen Kaiserslautern von den Hertha-Anhängern gefeiert.
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In unserer erfolgreichen Qualifikation habe ich neun von zehn Spielen für die slowakische Nationalmannschaft bestritten, in einem Spiel habe ich wegen einer Gelbsperre gefehlt. In dieser Richtung hilft mir meine innere Einstellung sehr. Ich weiß, wie viel ich für den Fußball opfere. Wenn ich mir sicher bin, dass ich im Trainingsprozess, in der individuellen Vorbereitung, in der Lebensführung oder in anderen entscheidenden Details nichts unterschätzt habe, gehe ich immer mit Ruhe und einem guten Gefühl auf den Platz.

Neben dem Mannschaftstraining bei Hertha absolviere ich meine Einzeltrainings, ich bin noch eine Stunde vor und eine Stunde nach dem Training im Gym. Außerdem mache ich abends zu Hause immer mein Trainingsprogramm. Auch bei meinem langfristigen Lebensstil will ich keine Kompromisse eingehen. Ein großes Dankeschön geht an unsere Fitnesstrainer Henrik Kuchno und Hendrik Vieth, die jedes Mal ein spezielles Trainingsprogramm für mich ausgearbeitet haben, das darauf basierte, dass ich, wenn ich am Wochenende nicht gespielt hatte, am nächsten Tag eine spezielle Trainingseinheit absolvierte, die alle Parameter einer Spielbelastung erfüllte.

Wie stehen die Chancen der Slowakei, in der EM-Vorrundengruppe mit Belgien, Rumänien und der Ukraine weiterzukommen?

Ich freue mich sehr, dass es die Slowakei zum dritten Mal in Folge zur Endrunde der Europameisterschaft geschafft hat, was seit der Erweiterung der EURO auf 24 Mannschaften nur 14 der 55 Mitgliedsländer gelungen ist. Ich schätze unsere Gruppe bei der EM in Deutschland als sehr ausgeglichen ein, alle Mannschaften können über ein Weiterkommen nachdenken. Belgien und Rumänien haben in ihren Qualifikationsgruppen kein einziges Spiel verloren.

Die Ukraine hat das Weiterkommen in der Gruppe knapp verpasst, aber dann beide Playoff-Spiele gewonnen. Doch wir wollen und werden auf uns schauen. Und gemeinsam mit unseren Fans werden wir wieder versuchen, unser Maximum bei den Finalturnieren zu wiederholen, das zweimal die Teilnahme am Achtelfinale war (WM 2010 gegen die Niederlande 1:2 im Achtelfinale, EM 2016 gegen Deutschland 0:3, d. Red.). Unsere Mannschaft hat sich mit jedem Qualifikationszyklus verändert. Das wichtigste und solide Attribut für den Erfolg unserer Nationalelf ist jedoch bei allen Erfolgen dasselbe.

Ich kann mir im Moment vorstellen, dass ich meine Profikarriere fortsetze.

Peter Pekarik über die Zeit nach der Europameisterschaft

Welches ist das?

Das ist der Geist unserer Mannschaft, der Zusammenhalt und die Teamarbeit. Dies ist das A und O unseres Erfolgs. Wir sind im Vergleich zu den Fußballgiganten ein kleineres Land. Aber wenn wir alle in die gleiche Richtung auf unser Ziel zugehen, werden wir dieses Ziel auch erreichen.

Wer wird Europameister?

Es gibt für mich mehrere Favoriten, allen voran Deutschland, England, Frankreich und Portugal.

Hängt von der EURO ab, ob Sie ihre Profikarriere noch ein Jahr fortsetzen?

Im Moment konzentriere ich mich nur auf das Ende der Vereinssaison und die EM-Vorbereitung. Ich fühle mich körperlich noch sehr gut, spüre keine Einschränkungen und habe immer noch viel Spaß am Fußball. Deshalb kann ich mir im Moment auch vorstellen, dass ich meine Profikarriere auch nach der EM fortsetzen werde.

Haben Sie eher Lust auf ein Abenteuer in Nordamerika oder auf eine Rückkehr zu Ihrem slowakischen Heimatklub MSK Zilina?

Natürlich wäre es schön, meine Profikarriere in Deutschland zu beenden, in dem Land, in dem ich seit 15 Jahren tätig bin. Und vor allem bei Hertha BSC, einem Verein, dem ich seit zwölf Jahren angehöre und der meine fußballerische Heimat geworden ist. Das Gleiche gilt für meine Heimat Slowakei, denn dort bin ich mit dem Fußball aufgewachsen. Der richtige Zeitpunkt für die endgültige Entscheidung wird kommen.

Felix Magaths Methoden erinnerten mich oft an militärisches Training.

Peter Pekarik über Felix Magath

Warum hat der Fußballer Peter Pekarik so gut nach Deutschland gepasst?

Die deutsche Bundesliga gehört für mich zu den besten und meistbesuchten Fußball-Ligen der Welt und war mein Traumziel im Fußball. Der Wolfsburger Trainer Felix Magath, der mich für die Mannschaft gescoutet hat, bereitete mich auf den körperlich anspruchsvollen Wettkampf vor. Seine Trainingsmethoden erinnerten mich oft an militärisches Training. Solche körperlich anspruchsvollen Trainings lehrten mich, oft bis an die Grenzen meiner Kräfte zu gehen. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass der menschliche Körper viel mehr Potenzial hat, als wir uns vorstellen können, und dass die Grenzen nur in unserem Kopf existieren. Ich bin Felix Magath dankbar, dass er mich körperlich und geistig auf die Bundesliga vorbereitet hat. In Deutschland habe ich noch mehr Disziplin und Professionalität gelernt.

Ich widme den größten Teil meines Tages dem Fußball. Viele Leute fragen mich, was ich noch mache, weil ich in meiner Karriere schon alles erreicht habe, was ich wollte. Denen antworte ich, dass man viel tun muss, um 15 Jahre lang in einem so hochwertigen Wettbewerb wie der deutschen Bundesliga zu bleiben. Für mich sind die Details entscheidend. Wenn man sich um sie kümmert, kann man sehr lange an der Spitze bleiben. Man muss immer vorwärts gehen, sich neue Ziele setzen und ständig neue Dinge lernen. Wenn mich jüngere Teamkollegen um Rat fragen, freue ich mich sehr, wenn ich ihnen mit meiner Erfahrung helfen kann. Auch unter diesem Gesichtspunkt sehe ich noch viel Sinn darin.

Sie wurden mit dem VfL Wolfsburg 2009 Deutscher Meister. Was waren daneben die Karriere-Highlights für Sie – und was der Tiefpunkt?

Ich habe einen großen Teil meiner Profikarriere der deutschen Bundesliga gewidmet. Deshalb ist es auch der Gewinn der deutschen Meisterschaft mit dem VfL Wolfsburg, mit dem ich auch in der Gruppenphase der Champions League und im Viertelfinale der Europa League gespielt habe. Dann natürlich meine zwölf Jahre bei Hertha BSC, dem Verein, in dem ich über diesen langen Zeitraum unvergessliche Fußballgeschichten erlebt und es bis in die Europa League geschafft habe. In der Slowakei, im Trikot von MSK Zilina, waren sicherlich der Gewinn des Meistertitels und die Teilnahme an Europapokalen Highlights. Ich bin seit 17 Jahren in der slowakischen Nationalmannschaft und habe dort bisher 125 Spiele bestritten. In dieser Zeit haben wir den Einzug in vier Endrunden (die WM 2010 und die EM 2016, 2020, 2024, d. Red.) geschafft.

Und der schlimmste Moment?

Ich betrachte Niederlagen oder Verletzungen nicht als die schlimmsten Momente. Für mich sind das die besten Lektionen, die ich im Fußball erhalten kann. In solchen Momenten wird einem klar, ob man lernen und vorankommen will und vor allem, ob man sich von nichts und niemandem unterkriegen lassen will.

Peter Pekarik (li.) im Zweikampf mit Cristiano Ronaldo

Während des Qualifikationsspiel für die EM 2024 lieferten sich Peter Pekarik (li.) und Portugals Superstar Cristiano Ronaldo einen Zweikampf.
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Wer war in all den Jahren Ihr bester Mitspieler und wer Ihr stärkster Gegenspieler?

Da gibt es eine Menge. Ich bin froh, dass ich während meiner Karriere viele großartige Menschen kennenlernen und Freundschaften schließen konnte. Die besten Gegner, gegen die ich gespielt habe? Auch da gibt es viele Namen. In meiner 21-jährigen Profikarriere habe ich gegen viele Stars und Weltklassespieler gespielt. Wenn ich ein paar Namen herausgreifen müsste, wären es Ribery, Cristiano Ronaldo, Rafael Leao, Fernandes, Robben, Gnabry, Sane, Coman, Musiala, Lewandowski, Reus, Pizzaro, Raul, Ze Roberto, Jordi Alba, Silva, Iniesta, Cannavaro, Chiellini, Pirlo, Beckham, Kane, Van Persie, Modric und Kroos.

Ihr Trainer Pal Dardai nennt Sie einen “Muster-Profi”: zuverlässig, fleißig, ein Teamplayer. Was macht den ruhigen Peter Pekarik sauer?

Mein natürlicher Charakter spielt dabei eine große Rolle. Ich bin ein positiver Mensch, der in jedem Hindernis eine neue Herausforderung sucht. In meiner Laufbahn habe ich mich nie von etwas unterkriegen lassen. Natürlich gab es viele Prüfungen und Herausforderungen, die es zu meistern galt. Ich habe immer erkannt, dass mir Jammern nichts bringt und mein Problem nicht löst. Ich halte mich immer an meinen Plan, weniger zu reden und mehr an mir zu arbeiten. Mit diesem Ansatz habe ich mir in meiner Karriere alle meine Fußballträume erfüllt.

Profi-Trainer, Jugend-Trainer, Management-Bereich: Wo sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?

Ich habe mein ganzes Leben mit dem Fußball verbracht. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um meine Profikarriere zu beenden, würde ich mich sehr gerne der Jugendarbeit widmen. Ich möchte die Erfahrungen aus meiner eigenen Karriere an jüngere Generationen weitergeben und jungen Spielern bei ihrer Entwicklung helfen.

Wann und in welcher Rolle kehren Sie zu Hertha BSC zurück?

Ich habe dieses Thema gemeinsam mit Sportdirektor Benjamin Weber und “Zecke” Neuendorf (Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich, d. Red.) besprochen. Was meine berufliche Karriere und deren Ausrichtung betrifft, haben wir uns darauf geeinigt, dass wir nach der EM über meine nächsten Schritte sprechen werden. Es gibt von beiden Seiten den Wunsch, dass ich auch nach meiner aktiven Laufbahn bei Hertha bleibe und meinen Beitrag leiste.

Hertha BSC hat turbulente Jahre hinter sich inklusive Abstieg 2023. Hat der Klub aus seinen Fehlern gelernt – und schafft er kommende Saison den Bundesliga-Aufstieg?

Im vergangenen Sommer hat in unserem Verein eine sehr positive Veränderung in diese Richtung stattgefunden. Leute, die diesen Verein in ihrer DNA haben, sind zu Hertha und dem Management zurückgekehrt. Auch wenn es nach Herthas Abstieg in die 2. Bundesliga einen großen Umbruch in unserem Team gab, hat der Verein bei der Planung der Mannschaft für diese Saison sehr gute Arbeit geleistet. Es ist eine gesunde und geschlossene Kabine entstanden, das muss auch in der nächsten Saison fortgesetzt werden. Das Projekt und die Vision unseres verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein, der Berliner Weg, wird diese Botschaft auch in die nächsten Spielzeiten tragen. Dieses Projekt hat den gesamten Verein, die Kabine, die Vereinsmitarbeiter und die Fans noch mehr zusammengeführt. Ich glaube und wünsche mir fest, dass Hertha in der nächsten Saison den Aufstieg in die 1. Bundesliga feiern wird. Denn ein Verein mit einer so reichen Bundesliga-Geschichte und einer so großen Fangemeinde gehört definitiv in die 1. Bundesliga.

Sie sind ein Riesen-Eishockey-Fan. Gerade läuft die WM in Tschechien. Darf man als Slowake eigentlich auch tschechische Lieblingsspieler haben?

(lacht) Seit ich klein war, hat mich Fußball immer mehr angezogen als Eishockey. Aber natürlich ist Eishockey in der Slowakei sehr beliebt, ich bin ein großer Fan dieser Sportart. Mein Lieblingsspieler? Da wir früher mit der Tschechischen Republik ein Land waren, habe ich mehrere tschechische und slowakische Lieblingsspieler: Marian Hossa, Pavol Demitra, Zigmund Palffy, Marian Gaborik und Miroslav Satan, aber von tschechischer Seite genauso Jaromir Jagr und Patrik Elias.

Interview: Steffen Rohr

DFB-Gegner Ungarn benennt EM-Kader: Dardai ist einer von sechs Bundesliga-Profis

Während der deutsche EM-Kader gerade tröpfchenweise an die Öffentlichkeit kommt, hat Ungarn sein Aufgebot am Dienstag in Gänze präsentiert. Sechs Bundesliga-Profis sind dabei.

Er will auch bei der EM Minuten sammeln: Hertha-Verteidiger Marton Dardai.

Er will auch bei der EM Minuten sammeln: Hertha-Verteidiger Marton Dardai.

imago images

In exakt einem Monat beginnt die Europameisterschaft in Deutschland, am 14. Juni (21 Uhr, LIVE! bei kicker) steht das DFB-Team in München Schottland gegenüber. Bereits im zweiten EM-Spiel steigt dann Ungarn ein, das am 15. Juni ab 15 Uhr die Schweiz in Köln fordert.

Das Aufgebot für das Großereignis präsentierte Ungarns Nationaltrainer Marco Rossi an diesem Dienstag. Zu den 26 Spielern, die maximal berufen werden dürfen, gehören auch sechs Bundesliga-Legionäre: Neben den erfahrenen Leipzigern Peter Gulacsi (34) im Tor sowie Willi Orban (31) in der Innenverteidigung wurden auch Attila Szalai (26), von Hoffenheim an den SC Freiburg ausgeliehen, Unions Andras Schäfer (25) sowie Freiburgs Stürmer Roland Sallai (26) nominiert.

Dazu kommt ein Zweitliga-Profi aus Deutschland: Auch Marton Dardai (22) von Hertha BSC ist auf den EM-Zug aufgesprungen. Der mittlere der drei Dardai-Brüder absolvierte erst zwei A-Länderspiele für die Magyaren.

Irland und Israel warten vor der EM

Deren Aufgebot wird angeführt vom ehemaligen Leipziger Dominik Szoboszlai, der sich in der Premier League auch bei Jürgen Klopps FC Liverpool einen Namen machte. Das Trainerteam habe sich nach Verbandsangaben bewusst dafür entschieden, nicht mehr als 26 Spieler in den Kader zu berufen, um in der Vorbereitung nicht die “Effizienz des Trainings zu beeinträchtigen”.

Warum es keine großartigen Überraschungen im Kader gibt? “Weil wir keine herausragenden Leistungen von neuen Spielern gesehen haben, gab es keinen Grund, einen Neuling zu berufen”, stellte Rossi auf der Verbandswebsite klar. Ungarns Nationalcoach erklärte auch, warum er Attila Fiola (Fehervar FC) und Adam Lang (Omonia Nikosia) trotz deren langer Ausfallzeit berief: “Wir haben zwei Wochen vor der Europameisterschaft Zeit, ihre Form zu überprüfen, und wenn es notwendig ist, können wir Änderungen vornehmen.”

Ungarn startet am 27. Mai die EM-Vorbereitung, in der am 4. Juni noch Irland und am 8. Juni Israel warten. Anschließend geht es nach dem Schweiz-Spiel zum EM-Auftakt noch gegen Gastgeber Deutschland (19. Juni) und am 23. Juni gegen Schottland.

Den kompletten Kader der Ungarn finden Sie hier in Kürze …

Bei Serie-A-Verbleib: Hellas Verona will Serdar kaufen

Hertha BSC kann bei seinen Leihspielern auf Transfereinnahmen hoffen. Nach kicker-Informationen strebt Hibernian Edinburgh eine feste Verpflichtung von Myziane Maolida an. Hellas Verona will bei einem Serie-A-Verbleib Suat Serdar kaufen.

Am Sonntag legte er seinem Teamkollegen Karol Swiderski das Führungstor auf, aber am Ende des Arbeitstages im Stadio Marcantonio Bentegodi ging Suat Serdar mit Hellas Verona gegen den FC Turin nach zwei Gegentreffern in der Schlussviertelstunde als 1:2-Verlierer vom Platz. Die Chancen auf den Klassenerhalt sind dennoch intakt, zwei Spieltage vor Ultimo liegt Hellas auf Platz 14. Nach der Hinrunde stand Verona noch unterm Strich, einer der Faktoren für den Aufschwung nach dem Winter: Hertha-Leihgabe Serdar. Der deutsche Ex-Nationalspieler ist seit Januar Stammkraft, in einem kicker-Interview im März sagte der Mittelfeldspieler: “Ich habe mich komplett in Italien verliebt.”

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Beziehung noch ein bisschen länger geht. Verona will, einen Verbleib in der Serie A vorausgesetzt, Serdar halten. Die im Leihvertrag verankerte Kaufoption sieht eine Ablöse von mehr als vier Millionen Euro vor und kann bis zum 31. Mai gezogen werden. Denkbar ist, dass Hellas bei Hertha, wo Serdar bis 2026 unter Vertrag steht, den Preis noch etwas zu reduzieren versucht. Den Klub, der im Januar mehrere Stammspieler verkaufen musste, plagen Finanzprobleme. Mögliches Modell: Verona verpflichtet Serdar – und verkauft ihn danach innerhalb Italiens weiter.

Hertha will für Maolida 700.000 Euro

Auch bei zwei anderen Leihgaben kann Hertha auf Transfereinnahmen hoffen. Hibernian Edinburgh plant eine Festverpflichtung von Myziane Maolida. Die Winterleihe des in Paris geborenen Nationalspielers der Komoren zündete. In der schottischen Premiership erzielte der Angreifer, der in Berlin bei Trainer Pal Dardai keinen Fuß in die Tür bekam, sieben Tore in 13 Einsätzen. In der aktuell laufenden Abstiegsrunde, in der Hibernian am Sonntag dem FC Aberdeen mit 0:4 unterlag, verbuchte Maolida in drei Spielen einen Treffer, dazu kommt ein Tor im schottischen FA Cup. Eine Kaufoption beinhaltet der Leihvertrag nicht, als Ablöse schweben Hertha etwa 700.000 Euro vor. Wichtig für den Berliner Zweitligisten, der weiter unter Kostendruck steht, wäre, Maolidas Gehalt ein Jahr vor Vertragsende 2025 von der Payroll zu bekommen. Bei der aktuellen Leihe trägt Hertha einen Teil des Gehalts des früheren französischen Junioren-Nationalspielers.

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Kiel und St. Pauli: Wie erstligareif sind die Aufsteiger?


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Gent denkt über Kanga nach

Hoffnung auf einen Verkauf macht sich Hertha auch bei Wilfried Kanga. Der Stürmer, im Sommer 2022 für knapp fünf Millionen Euro Ablöse von Young Boys Bern geholt, konnte sich in Berlin nicht durchsetzen. Dafür schlug er in dieser Saison bei Leihklub Standard Lüttich, wie Hertha im Portfolio des US-Investors 777 Partners, voll ein. In der regulären Jupiler-Pro-League-Saison kam der Franko-Ivorer in 27 Spielen auf zwölf Scorerpunkte (neun Tore, drei Assists), in den aktuell laufenden Conference-League-Playoffs steht Kanga nach sieben Einsätzen bei drei Toren. Krisenklub Lüttich, wo Ultras am vergangenen Freitag aus Protest gegen Investor 777 Partners die Absage des Spiels gegen Westerlo erzwungen hatten, besitzt keine Kaufoption und wird Kanga nach Lage der Dinge nicht halten können. Mit seinen starken Leistungen hat sich der wuchtige Angreifer (Vertrag bei Hertha bis 2026) einen Markt im Benelux-Raum und in seiner Heimat Frankreich erspielt. Eine Ablöse im Bereich des Einkaufspreises gilt als realistisch. Nach kicker-Informationen beschäftigt sich der belgische Erstligist KAA Gent mit Kanga. Gent, wo seit Sommer 2022 auch Ex-Hertha-Profi Jordan Torunarigha spielt, ist am Samstagabend nächster Gegner von Standard Lüttich – falls Standard diesmal antritt.

Steffen Rohr

Spors: Von 777 Partners zu Newcastle United?

Der US-Investment-Gesellschaft 777 Partners, die weltweit Beteiligungen an sieben Fußballklubs hält und offenbar Liquiditätsprobleme hat, droht womöglich der Abgang von Global Sports Director Johannes Spors. Der gebürtige Heidelberger ist einer der beiden Top-Kandidaten auf den vakanten Sportdirektor-Posten bei Newcastle United.

Heuert Johannes Spors bei Newcastle United an?

Heuert Johannes Spors bei Newcastle United an?

IMAGO/Gruppo LiveMedia

Neben Spors liegt nach britischen Medienberichten der schottische Ex-Nationalspieler Dougie Freedman, seit August 2017 Sportdirektor von Crystal Palace, aussichtsreich im Rennen. Der Premier-League-Sechste Newcastle will zeitnah über die Nachfolge von Dan Ashworth entscheiden, den man im Februar freigestellt hatte.

Ashworth zieht es zu Manchester United, beide Klubs konnten sich bislang aber nicht auf eine Ablöse verständigen. Der europaweit sehr gut vernetzte Spors ist seit Juli 2022 Global Sports Director der 777 Football Group. Er hatte einst bei der TSG Hoffenheim unter Cheftrainer Ralf Rangnick als Videoanalyst begonnen und später bei RB Leipzig und dem Hamburger SV als Chefscout gearbeitet.

Verwerfungen könnten Wechsel wahrscheinlicher machen

Beim niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim amtierte er von April 2020 bis Dezember 2021 als Technischer Direktor, danach folgte der Wechsel zu 777-Klub CFC Genua. In den vergangenen Jahren hatten mehrfach deutsche und englische Klubs bei Spors angeklopft. Die aktuellen Verwerfungen bei 777 Partners könnten einen möglichen Wechsel wahrscheinlicher machen.

777 Partners, seit März 2023 strategischer Partner von Hertha BSC und dort Eigner von 78,8 Prozent der KG-Anteile, sorgt seit Wochen für Negativ-Schlagzeilen. Die Krise kulminierte durch eine vor neun Tagen vor einem Gericht in New York eingereichte Betrugsklage von 777-Hauptkreditgeber Leadenhall Capital Partners, einem in London ansässigen Vermögensverwalter. Leadenhall wirft 777 vor, Darlehen über 350 Millionen US-Dollar mit Vermögenswerten abgesichert zu haben, die 777 angeblich nicht besaß oder angeblich bereits an andere Gläubiger verpfändet hatte.

Hat sich 777-Gründer Wander mit seinem Everton-Plan übernommen?

Auch in der Luftfahrtbranche ist 777 in schwere Turbulenzen geraten. Die australische 777-Airline Bonza meldete Insolvenz an, seit Ende April ruht der Flugbetrieb. Die kanadische Flair Airlines hat sich dem Vernehmen nach vor wenigen Tagen von Investor 777, der 25 Prozent der Anteile hielt, getrennt. Insider glauben, dass sich 777-Gründer Josh Wander mit seinem Plan, Premier-League-Klub FC Everton zu übernehmen, übernommen haben könnte. In den Deal, der mehr denn je auf der Kippe steht, soll 777 bereits etwa 200 Millionen Pfund gepumpt haben.

Am Freitagabend hatte das norwegische Investigativ-Portal Josimarfootball berichtet, dass die Firmen-Gründer Wander und Steven W. Pasko als Chefs der 777-Fußballsparte abgelöst worden seien und von B. Riley Advisory Services mehrere Insolvenz- und Sanierungsexperten hinzugezogen worden seien.

Dransfields Einfluss bei der 777 Football Group steigt

Tatsächlich sollen Wander und Pasko, die im Aufsichtsrat der Hertha-KG sitzen, seit einigen Tagen in Entscheidungen, die vormals ihrer Zustimmung bedurft hätten, nicht mehr eingebunden sein. So steht 777 Partners nach kicker-Informationen aktuell vor der Verpflichtung eines neuen Trainers für Vasco da Gama, wo die US-Amerikaner im Februar 2022 eingestiegen waren, und vor der Vertragsverlängerung mit Alberto Gilardino, dem Trainer von CFC Genua.

Dem Vernehmen nach ist nach der Degradierung von Wander und Pasko der Einfluss von Don Dransfield, dem CEO der 777 Football Group, weiter gestiegen. Dransfield hatte sich einst einen Namen beim weltweiten Aufbau der City Football Group mit dem Zugpferd Manchester City gemacht, ehe ihn 777 Partners im Sommer 2022 abwarb.

Steffen Rohr