Toppmöllers Motto: “Für Seppl, für Hase, für uns”

Für die Eintracht geht es am 33. Spieltag in Gladbach um mehr als drei Punkte. Mit einem Sieg wollen die Hessen Platz sechs eintüten und sicherstellen, dass der großen Abschiedsfeier von Makoto Hasebe und Sebastian Rode im letzten Heimspiel gegen Leipzig nichts mehr im Weg steht.

Gibt es das Happy End für das Duo? Sebastian Rode und Makoto Hasebe.

Gibt es das Happy End für das Duo? Sebastian Rode und Makoto Hasebe.

IMAGO/HMB-Media

Unter der Woche luden Kapitän Rode (33) und Methusalem Hasebe (40) ihre Mannschaftskameraden wie auch die Eintracht-Bosse zum Italiener ein. Ein Vorgeschmack auf das Karriereende in einer Woche. Um am 34. Spieltag einen Nervenkrimi im Schneckenrennen um Platz sechs zu vermeiden, muss die Eintracht in Gladbach gewinnen – sofern die Konkurrenz nicht patzt. Im besten Fall können Hasebe und Rode in der Schlussphase dann noch ein paar unbeschwerte Minuten auf dem Platz verbringen.

“Den Abschied ermöglichen, den sie verdient haben”

“Ich habe das diese Woche in der Kabine thematisiert. Uns ist es total wichtig, dass wir diesen beiden Spielern den Abschied ermöglichen, den sie mit ihrer Leistung, vor allem aber ihrer Hingabe für diesen Klub verdient haben. Das ist eine klare Erwartungshaltung von mir an jeden einzelnen”, betont Trainer Dino Toppmöller. Als Motto ruft er aus: “Für Seppl, für Hase, für uns.” Daran wird er sich auch selbst messen lassen müssen. Denn unabhängig von der Konstellation am letzten Spieltag wird er kaum sportliche Gründe anführen können, Hasebe und Rode nicht wenigstens für einige Minuten einzusetzen. Es ist ja nicht so, dass die anderen zuletzt geglänzt hätten…

Personell kann der Coach abermals nahezu aus dem Vollen schöpfen, bis auf Sasa Kalajdzic (Kreuzbandriss), Donny van de Beek (Achillessehnenprobleme) und Rode (Aufbautraining) sind alle Mann fit. Rode peilt weiterhin einen Einsatz gegen Leipzig an und glaubt, dass seine Kraft am letzten Spieltag zumindest für zehn Minuten reichen wird. Toppmöller fordert: “Wir müssen das Glück erzwingen und vielleicht noch mal ein paar Prozent draufpacken, was Einsatzintensität, fußballerische Qualität und Effizienz betrifft.”

Auch bei der Borussia beenden in Tony Jantschke und Patrick Herrmann zwei Klub-Legenden ihre Karriere. Es liegt auf der Hand, dass die Borussia den beiden in ihrem letzten Heimspiel ebenfalls einen tollen Abschied bereiten will. Da Gladbach außerdem punkten muss, um ganz sicher nicht abzusteigen, erwartet die Eintracht ein heißer Tanz.

Gefahr bei Ecken – Ekitiké noch nicht bei 100 Prozent

Aufpassen muss die SGE nicht zuletzt bei gegnerischen Eckbällen. Gladbach erzielte in dieser Saison bereits 14 Treffer nach Ecken und stellte damit einen neuen Bundesligarekord auf. “Wir müssen körperlich dagegenhalten, total wach sein und am besten so wenige Standards wie möglich zulassen. Eckbälle kannst du nicht immer verhindern, aber du kannst zumindest unnötige Fouls im letzten Drittel vermeiden”, sagt Toppmöller. Die Mannschaft habe schon oft genug bewiesen, dass sie gegen gefährliche Standardteams dagegenhalten könne.

Vorne ruhen die Hoffnungen insbesondere auf Hugo Ekitiké, der zuletzt dreimal in Folge traf. “Er ist nach wie vor nicht bei 100 Prozent. Das kann natürlich auch ein schönes Versprechen für die Zukunft sein”, sagt der Coach. Er führt aus: “Im Moment hat er das Quäntchen auf seiner Seite, dass seine Abschlüsse reingehen. Er bringt sich in eine gute Position und hat außergewöhnliche Fähigkeiten im Eins-gegen-eins. Wir sind total froh, dass wir ihn jetzt gerade im Saisonendspurt zumindest mal so in Form haben, dass er 70, 80 Minuten richtig gute Leistungen bringen kann. Vielleicht reicht es auch noch für 90 Minuten.” Wichtig sei es, dass sich der Franzose “total verausgabt”, betont Toppmöller. “Wenn es dann nur 70, 75 Minuten sind, haben wir immer noch Nacho, der in den letzten Wochen einen guten Eindruck gemacht hat, wenn er reinkam.”

Positiv für die Adlerträger: Gladbach ist seit vier Heimspielen sieglos und der einzige aktuelle Bundesligist, bei dem die Eintracht ihre jüngsten beiden Gastspiele gewann. Allerdings spielte Frankfurt in der Rückrunde auswärts noch nicht zu Null und kassierte im Schnitt 2,3 Gegentore pro Spiel. Ohne mehr Stabilität wird es auch am Samstag schwer, den erhofften Sieg einzufahren.

Julian Franzke

“Absolute Teamplayerin”: Hanshaw verlässt Frankfurt in Richtung Rom

Nach insgesamt sechs Jahren bei Eintracht Frankfurt wechselt Linksverteidigern Verena Hanshaw im Sommer zur AS Rom.

Verena Hanshaw wechselt im Sommer nach Rom.

Verena Hanshaw wechselt im Sommer nach Rom.

IMAGO/Eibner

Zur Saison 2018/19 war Verena Hanshaw vom SC Sand zum damaligen 1. FFC Frankfurt gewechselt. Am Main stand die österreichische Nationalspielerin in mehr als 130 Pflichtspielen auf dem Platz. Die 30-Jährige verlängerte ihren auslaufenden Vertrag nun aber nicht und wird im Rahmen des letzten Heimspiels gegen Hanshaws ehemaligen Verein SC Freiburg am Montag (19.30 Uhr) offiziell verabschiedet.

“Es fällt mir schwer, diese besondere und prägende Zeit in wenigen Sätzen zu beschreiben. Die Zeit bei Eintracht Frankfurt war für mich mehr als nur Fußball. Sie war eine Zeit voller unvergesslicher Momente und wertvoller Erinnerungen, die ich für immer in meinem Herzen tragen werde”, wird Hanshaw in einer Vereinsmitteilung zitiert.

“Großen Anteil an diesen Erfolgen”

Cheftrainer und Sportlicher Leiter Niko Arnautis, der Hanshaw in den kompletten sechs Jahren trainierte, äußerte sich ebenfalls zum Abschied der Linksverteidigerin: “Verena ist eine der Spielerinnen, die ab 2018 eine neue Ära hier in Frankfurt eingeleitet haben. Wir haben in den vergangenen sechs Jahren viele besondere Momente gemeinsam erleben dürfen, standen im Pokalfinale und haben uns zweimal für die Champions League qualifiziert. In dieser Saison kann sie sich hoffentlich mit der dritten Qualifikation verabschieden”, so Arnautis, der Hanshaw  “auf und abseits des Platzes einen großen Anteil an diesen Erfolgen” zuschreibt. “Sie ist eine absolute Teamplayerin, hat sich hier zur Führungsspielerin entwickelt und in der Mannschaft Verantwortung übernommen.”

Diese Eigenschaften wird Hanshaw ab kommender Saison für ihren neuen Verein unter Beweis stellen wollen, sie zieht es nach Italien zur AS Rom. Dort trifft Hanshaw auf ihre frühere SGE-Mitspielerin Laura Feiersinger.

Offensive Verteidigerin: Eintracht verpflichtet Lührßen von Werder

Einen Tag nach der Verkündung von Verena Hanshaws Abgang in diesem Sommer hat Eintracht Frankfurt die direkte Nachfolgerin für die Österreicherin präsentiert. Nina Lührßen (24) kommt vom SV Werder Bremen.

Beste Scorerin des SV Werder: Linksverteidigerin Nina Lührßen.

Beste Scorerin des SV Werder: Linksverteidigerin Nina Lührßen.

IMAGO/foto2press

Vier Punkte Vorsprung auf die eben im direkten Duell (3:1) besiegte TSG Hoffenheim: Für Eintracht Frankfurt läuft es auf einen weiteren Start in der Champions League hinaus – oder zumindest in der Qualifikation.

Mit Elisa Senß von Bayer 04 Leverkusen hatte die SGE schon vor einigen Wochen eine Schlüsselspielerin eines Ligakonkurrenten abgeworben, nun legen die Hessen nach: Am Mittwoch gaben sie die Verpflichtung von Nina Lührßen bis 2027 bekannt.

Zehn Scorerpunkte – als Außenverteidigerin

Die 24-Jährige kommt vom SV Werder Bremen und gehört zu den offensivstärksten Linksverteidigerinnen der Liga. “Ich kann als Außenverteidigerin viel Schnelligkeit mitbringen, bin gut im Eins-gegen-eins und will zudem mit meinen Flanken und Standards dem Team weiterhelfen”, skizziert Lührßen, die sich defensiv noch verbessern kann, ihr Fähigkeitenprofil treffend.

Bei zwei Toren und acht Assists steht sie in der laufenden Bundesliga-Saison, ist damit Top-Scorerin des SV Werder. Angesichts ihrer Position bemerkenswert. Tags zuvor hatte Frankfurt verkündet, dass Stammspielerin Verena Hanshaw in diesem Sommer den Verein Richtung Ausland verlassen würde.

Lührßen ist als direkte Nachfolgerin eingeplant. “Für uns ist es unheimlich wichtig, auf der linken Verteidigerinnenposition Spielerinnen zu haben, die auch offensive Akzente setzen können”, erklärt Niko Arnautis, Sportlicher Leiter und Cheftrainer der SGE: “Nina hat in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Scorerpunkten bewiesen, dass sie genau das mitbringt, und auf der Außenbahn für Schwung und Dynamik sorgen kann. Sie hat einen enorm starken linken Fuß, den es in der Liga nicht so oft gibt, und hat eine große Stärke bei Flanken und Standards.”

Der BVB kann der Bundesliga sechsten Champions-League-Platz bescheren

Borussia Dortmund hat sich vor einer Woche für die neue und in frischem Modus ausgetragene Champions-League-Saison qualifiziert. Durch den Finaleinzug gegen Paris (zweimal 1:0) hat der BVB nun nicht nur die Chance, erstmals seit 1997 (3:1 gegen Juventus) den Titel zu holen – sondern zugleich auch Frankfurt in die Königsklasse verhelfen.

Mats Hummels & Co.: Der BVB träumt vom CL-Titel - von dem auch Eintracht Frankfurt profitieren könnte.

Mats Hummels & Co.: Der BVB träumt vom CL-Titel – von dem auch Eintracht Frankfurt profitieren könnte.

DeFodi Images via Getty Images

Dass Borussia Dortmund durch das Halbfinal-Weiterkommen gegen Paris Saint-Germain (1:0 im Hinspiel, 1:0 im Rückspiel) im Champions-League-Finale 2014 steht, ist auch für die Bundesliga eine gute Nachricht. Es erhöht die Chance, dass 2024/25 sechs (!) deutsche Klubs in der Königsklasse vertreten sind – das wäre ein Novum fürs Oberhaus.

Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu …

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Wie können sich deutsche Klubs generell für die Champions League qualifizieren?

Über die Liga: Grundsätzlich sind die Mannschaften auf den ersten vier Plätzen der Bundesliga-Abschlusstabelle in der Champions League dabei.

Über die “European Performance Spots”: Im Zuge der großen Champions-League-Reform, die zur neuen Saison erstmals greift, belohnt die UEFA ab sofort die beiden Verbände, die in der vorangegangenen Spielzeit im Europapokal am besten abgeschnitten haben, mit jeweils einem weiteren Champions-League-Ticket. Die Bundesliga liegt in diesem Ranking längst sicher auf dem zweiten Platz hinter dem führenden Land Italien. Das 1:0 des BVB im Halbfinal-Hinspiel gegen Paris hatte das fünfte CL-Ticket für die Bundesliga gelöst.

Über einen Triumph in Champions und Europa League: Champions- und Europa-League-Titelverteidiger erhalten einen automatischen Platz in der Königsklasse. Sind sie dabei noch nicht über die Bundesliga qualifiziert, erhält diese jeweils einen Champions-League-Platz mehr. Sind sie bereits über die Liga qualifiziert, geht der zusätzliche Platz jeweils nicht an die Liga, sondern an ein Team aus der Champions-League-Qualifikation.

Wann erhält die Bundesliga sechs Tickets für die Champions League 2024/25?

Gewinnt der BVB nun die Champions League, wird in der Liga aber nur Fünfter oder schlechter (momentan liegen die Schwarz-Gelben mit 60 Zählern auf ebenjenem Rang fünf mit drei Punkten hinter RB Leipzig), und gehört die Bundesliga am Saisonende zu den beiden Top-Verbänden im Europapokal (bereits gesichert), sind sechs deutsche Klubs 2024/25 in der Champions League dabei. Und zwar die ersten vier der Tabelle, der BVB als Titelverteidiger und der bestplatzierte Bundesligist, der noch kein Champions-League-Ticket hat. Wird der BVB also Fünfter, wäre das der Sechste, wird der BVB Sechster oder schlechter, der Fünfte.

Nach aktueller Tabellenlage würde Eintracht Frankfurt profitieren.

Das gleiche Szenario ergäbe sich, wenn der FC Bayern die Champions League gewinnt, aber maximal Fünfter wird. Das ist aber nicht mehr möglich, da der deutsche Rekordmeister zwei Spieltage vor Saisonschluss mit 69 Punkten momentaner Zweiter ist und nur noch Vierter werden könnte. Heißt im Umkehrschluss: Frankfurt muss nun im Champions-League-Endspiel – ausgetragen im Londonder Wembley Stadium am 1. Juni – den Dortmundern beim Duell mit Bayern München oder Real Madrid (Hinspiel 2:2) die Daumen drücken und natürlich selbst den aktuellen Bundesliga-Rang fünf vor Verfolger SC Freiburg (vier Zähler Rückstand) verteidigen.

Kuriosum: Muss die Eintracht absichtlich verlieren?

Doch Achtung: Zugleich müssen die Frankfurter darauf hoffen, dass im Falle eines BVB-Triumphs in London die Dortmunder nicht zuvor Vierter in der Bundesliga sind. Dann würde es nichts mit dem Extraticket für Deutschlands Klub auf Rang sechs werden. Und genau dabei wird es kurios, denn am 34. Bundesliga-Spieltag duelliert sich die Eintracht mit RB Leipzig, der BVB hat zugleich Absteiger Darmstadt zu Besuch. Dabei könnte den Hessen letztlich eine Niederlage zum CL-Ticket verhelfen, weil dadurch RB den BVB distanziert. Mehr dazu hier.

Bayer 04 Leverkusen kann zwar noch die Europa League gewinnen, ist aber als neuer und erstmaliger Deutscher Meister bereits anderweitig für die Königsklasse qualifiziert und kann der Bundesliga somit nicht noch einen weiteren CL-Platz bescheren.

Wie viele Klubs können sich aus einem Land maximal für die Champions League qualifizieren?

Wie die UEFA dem kicker bestätigt hat, liegt die theoretische Höchstzahl seit dieser Saison bei sieben Vereinen, die sich für eine neue Spielzeit der Champions League qualifizieren können. Das kann eine Liga, die vier fixe Champions-League-Starter stellt, schaffen, wenn sie einen “European Performance Spot” erobert (wie in diesem Jahr sowohl Italien als auch Deutschland), zusätzlich den Champions- und zugleich den Europa-League-Sieger stellt und diese noch nicht (!) über die Liga qualifiziert sind.

Individuelle Patzer, Platzverweise und Elfmeter – Frankfurt verliert die Stabilität

In der gesamten Hinrunde kassierte die Eintracht lediglich 20 Gegentreffer, in der Rückrunde schlug es in 15 Spielen bereits 27-mal ein. Das hängt auch mit den häufigen groben individuellen Fehlern zusammen. Beim 1:5 gegen Leverkusen trieb es Niels Nkounkou auf die Spitze.

Frankfurts Niels Nkounkou (re.) erlebte einen schlimmen Tag.

Frankfurts Niels Nkounkou (re.) erlebte einen schlimmen Tag.

IMAGO/Jan Huebner

Es war ein kolossaler Blackout, der Niels Nkounkou im Heimspiel gegen Leverkusen beim Spielstand von 1:2 dazu verleitete, den vom Tor weglaufenden Nathan Tella am Trikot zu ziehen. Eine Aktion ohne Sinn und Verstand. Der darauffolgende Elfmeter zum 1:3 entschied die Partie. Es passte ins Bild, dass der eingewechselte Ansgar Knauff mit einem stümperhaften Foul kurz vor Schluss einen weiteren Strafstoß verursachte. Tutas Schlafmützigkeit vor dem 1:2 war ebenfalls ein Ärgernis.

In Darmstadt begann die Patzer-Serie

“Es ist kein Geheimnis, wenn ich sage, dass mich das verrückt macht und uns alle brutal nervt. Aber ich werde jetzt trotzdem nicht über den einen oder anderen Spieler herziehen. Das ist unglücklich, das ist bitter. Wir müssen endlich mal aus diesen Momenten lernen”, sagt Trainer Dino Toppmöller. Insbesondere der Elfmeter zum 1:3 sei “total unnötig” gewesen: “Wir kamen gut aus der Halbzeit raus, hatten eine gute Aktivität und tolle Unterstützung von draußen. Da wäre einiges möglich gewesen. Aber die Schlüsselmomente waren gegen uns. Leverkusen hat diese Fehler eiskalt bestraft.” Ankreiden lassen muss sich der Trainer, dass er den schon im ersten Durchgang überforderten Nkounkou nicht zur Halbzeit auswechselte.

Unklar ist, weshalb der Mannschaft beinahe im Wochentakt große individuelle Aussetzer unterlaufen. Das fing bereits am 18. Spieltag in Darmstadt (2:2) an, wo die Hessen durch Fehler von Kevin Trapp und insbesondere Tuta ein 2:0 verspielten. Am 20. Spieltag flogen in Köln (0:2) Nkounkou und Tuta vom Platz, Hrvoje Smolcic spielte vor dem zweiten Gegentreffer zudem einen haarsträubenden Fehlpass. In der Conference League brachte Ellyes Skhiri den belgischen Gegner Union Saint-Gilloise beim 2:2 im Hinspiel mit einem katastrophalen Ballverlust im eigenen Sechzehner zurück ins Spiel – der Anfang vom Ende in diesem Wettbewerb. Ein paar Tage später gab es in Freiburg (3:3) ein Elfmeter-Gegentor, weil beim Aufbau im eigenen Strafraum der Ball vertändelt wurde.

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Beim 0:3 in Stuttgart brachte Nkounkou seinen Abwehr-Kollegen Robin Koch vor dem zweiten Gegentor mit einem riskanten Einwurf in Bedrängnis. Statt den Ball wegzuschlagen, verlor der Frankfurter Abwehrboss ihn an Torschütze Deniz Undav. Gegen Augsburg (3:1) entstand das 0:1 durch einen leichtfertigen Ballverlust von Philipp Max, der zuvor allerdings von Willian Pacho nicht gut angespielt wurde. In München fiel das 0:1 nach einem haarsträubenden Pacho-Fehlpass, den Elfmeter zum 1:2 kassierten die Hessen aufgrund einer Eselei von Robin Koch.

Schon acht Gegentore per Elfmeter

Fazit: Wer sich so viele krasse individuelle Aussetzer erlaubt, wird nie eine Erfolgsserie starten können. Die Frage ist bloß: Woran liegt das? In der Hinrunde war die defensive Stabilität das Faustpfand für die gute Punktausbeute (27 Zähler). Dabei war das Programm anspruchsvoll: Bis Weihnachten absolvierten die Hessen 27 Pflichtspiele, mehr als jeder andere Bundesligist. Nach dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal und der Conference League hätte man erwarten können, dass die Fehler angesichts der größeren körperlichen und mentalen Frische weiter minimiert werden. Das Gegenteil ist der Fall.

Frankfurt kassierte in dieser Bundesliga-Saison bereits acht Gegentore per Elfmeter. Das ist ligaweit mit Bochum der Top-Wert und bedeutet zugleich, dass der Vereins-Negativrekord eingestellt wurde. Insgesamt verursachte die SGE sogar schon zehn Strafstöße, das ist zusammen mit Augsburg, Bochum und Heidenheim der Höchstwert. Allein Knauff verschuldete bereits drei Strafstöße. Zum Vergleich: In der kompletten Vorsaison wurden gegen die SGE nur zwei Elfmeter gepfiffen. Selbst bekamen die Hessen übrigens erst zwei Elfmeter zugesprochen (ein Tor), das ist der Liga-Tiefstwert. Ein weiteres Ärgernis: Nur Union Berlin (7) kassierte noch mehr Platzverweise als Frankfurt (5).

Krösche muss Antworten finden

Doch wie sind diese vielen groben Fehler zu erklären? Liegt es am fehlenden Selbstvertrauen? An der Klasse einzelner Spieler? An Trainer Dino Toppmöller, der der Mannschaft noch immer keine klare Handschrift verpasst hat? Führt das dazu, dass manche Profis auf dem Platz zu viel nachdenken? Fehlt insbesondere den jungen Spielern die Unterstützung von Führungsspielern? Wo sind sie überhaupt, die Anführer? Auf diese Fragen muss allen voran Sportvorstand Markus Krösche eine Antwort finden, wenn er die alte Saison analysiert und die neue plant.

Gerade auf der Position der Außenverteidiger ist es vermutlich wenig hilfreich, dass so häufig gewechselt wird. In Gladbach wird vermutlich wieder Philipp Max anstelle von Nkounkou auflaufen. Max spielt eine durchwachsene Saison, ist aber ein grundsolider Bundesligaspieler. Da stellt sich schon die Frage: Wären seine Leistungen vielleicht konstanter, wenn Toppmöller ihm dauerhaft das Vertrauen schenken würde? Wie soll bei den Spielern Selbstvertrauen entstehen, wenn so oft gewechselt wird? Ist Nkounkou überhaupt ein geeigneter Linksverteidiger oder hat er seine Stärken nicht eher im Spiel nach vorne und benötigt eine Absicherung hinter sich?

Rechts in der Viererkette wechseln sich Tuta und Aurelio Buta ab, auch hier fehlt beiden die Konstanz. Ein neuer Rechtsverteidiger auf gehobenem Bundesliga-Niveau stünde der Mannschaft gut zu Gesicht. Im kommenden Transferfenster besteht – nicht nur auf dieser Position – ein dringender Handlungsbedarf.

Julian Franzke

Krösches und Toppmöllers Schönfärberei ist ein schmaler Grat

Beim 1:5 gegen Leverkusen zeigte die Eintracht eine in vielerlei Hinsicht ungenügende Leistung und gab mit der Schönfärberei des indiskutablen Auftritts auch nach dem Schlusspfiff eine unglückliche Figur ab. Dabei sollte allen bewusst sein: So darf es nicht weitergehen.

Bedröppelt nach der 1:5-Heimniederlage gegen Leverkusen: Dino Toppmöller (li.) und Timothy Chandler (re.).

Bedröppelt nach der 1:5-Heimniederlage gegen Leverkusen: Dino Toppmöller (li.) und Timothy Chandler (re.).

IMAGO/RHR-Foto

Die erste halbe Stunde war geprägt von einer schwer zu begreifenden Lethargie. Frankfurt verteidigte im 4-4-2 meist weit in der eigenen Hälfte, was gegen Leverkusen sicherlich kein schlechter Plan war. Doch die Mannschaft agierte zu passiv und statisch, es fehlte die Galligkeit, um die ohne die drei Schlüsselspieler Jonathan Tah, Florian Wirtz und Alejandro Grimaldo angetretene Werkself vor ernsthafte Probleme zu stellen.

Frankfurter Passivität begünstigt die ersten zwei Gegentore

Diese Inaktivität war auch der Ausgangspunkt des ersten Gegentores. Omar Marmoush lief erst Granit Xhaka und kurz darauf Robert Andrich nicht richtig an. Deshalb konnte Frankfurts Stürmer den langen Ball von Andrich raus auf Arthur nicht verhindern – und das Unheil nahm seinen Lauf. Eric Junior Dina Ebimbe trabte lediglich zurück, Tuta verlor im Strafraum den Zweikampf gegen Arthur, Robin Koch klärte zu kurz und keiner sicherte den Rückraum ab. Xhaka bedankte sich.

Kampf um Europa

Erst als gefühlt aus dem Nichts der Ausgleich fiel, legte das Team einen Zahn zu. Nach einem schönen Solo und feinen Schnittstellenpass von Hugo Ekitiké hätte Marmoush sogar das 2:1 erzielen müssen, schloss aber katastrophal ab. Kurz darauf fiel das 1:2, abermals begünstigt durch Frankfurter Passivität beim Verteidigen. Xhaka konnte ungestört aus dem Halbfeld flanken, beim darauffolgenden Klärungsversuch von Niels Nkounkou befand sich Tuta im Sekundenschlaf, anschließend verweigerte Nkounkou den Luftzweikampf mit Patrik Schick.

Gedankenlos ins Verderben

“Leverkusen war brutal effizient, wir nicht”, bilanziert Trainer Dino Toppmöller. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn mit einer besseren Effizienz hätte Leverkusen die Führung schon in der ersten halben Stunde ausgebaut. Im weiteren Verlauf spielte die Eintracht offensiver und kam auch zu einigen Chancen. „In der Halbzeit haben wir umgestellt. Wir sind ins höhere Pressing gegangen, haben mehr Risiko genommen, sind Mann-gegen-Mann angelaufen und hatten viele gute Ballgewinne”, erklärt Toppmöller.

Nach dem stümperhaft verursachten Elfmeter zum 1:3 rannte die Mannschaft allerdings gedankenlos ins Verderben. Exemplarisch steht der Konter zum 1:4: Konfuses Angriffspressing und fehlende Kompaktheit führten dazu, dass auf dem gesamten Feld jeglicher Zugriff fehlte. Eine solche Naivität wird gegen einen Gegner dieser Güteklasse eiskalt bestraft. Erst Schlafwagenfußball, dann kopfloses Anrennen – so lautet die Kurzfassung dieses aus Frankfurter Sicht ernüchternden Abends.

“Das ist ein absurdes Ergebnis”

Markus Krösche, normalerweise ein Freund klarer Worte, redet den Auftritt schön. “Das ist ein absurdes Ergebnis, weil wir es gar nicht so schlecht gemacht haben, auch wenn sich das jetzt blöd anhört”, meint der Sportvorstand. Weiter führt er aus: “Unsere Fehler wurden eiskalt bestraft. Das ist extrem schade für die Jungs, weil sie wirklich alles gegeben haben, weiter mutig gewesen sind und versucht haben, das Spiel zu drehen.”

Richtig ist, dass die Mannschaft nach dem 1:3 nicht aufsteckte und nach vorne spielte. Als Mutmacher dient diese Erkenntnis aber nicht, denn alles andere wäre hochbezahlte Arbeitsverweigerung gewesen. Gegenwehr und Engagement darf man von einer Bundesligamannschaft grundsätzlich verlangen. Vermutlich sind Krösches Aussagen strategischer Natur. Zwei Spieltage vor Schluss will er im Kampf um Platz sechs die verunsicherte Mannschaft schützen.

Wenn man sich die Statistiken anschaut, war das schon gut. (…) Am Ende musst du die Dinger halt reinschießen, sonst kannst du das Spiel nicht gewinnen.

Dino Toppmöller nach der 1:5-Niederlage gegen Leverkusen

Der Grat zur Unglaubwürdigkeit ist allerdings schmal. Nicht nur Krösche muss darauf achten, dass sich die enttäuschten Fans angesichts der wohlwollenden Worte nicht verschaukelt vorkommen. So lobt Toppmöller bei DAZN: “Wenn man sich die Statistiken anschaut, war das schon gut. Wir hatten sehr viele Torschüsse, einen sehr hohen Expected-Goals-Wert. Am Ende musst du die Dinger halt reinschießen, sonst kannst du das Spiel nicht gewinnen.” Die aussagekräftigste Statistik bleibt das Endergebnis: 1:5.

Auch wenn der Leverkusener Sieg etwas zu hoch ausfällt, handelt es sich um einen hochverdienten Erfolg. Das drückt sich übrigens auch in den von Toppmöller angesprochenen Expected Goals (xG) aus. Opta errechnet für die Eintracht 1,95 xG, nur die Bayern am 4. Spieltag (2,13) und Stuttgart am 14. Spieltag (2,66) kamen in dieser Saison gegen Leverkusen auf einen höheren Wert. Die Werkself kam Sonntagabend auf einen xG-Wert von 2,68. Doch allzu große Bedeutung sollte man dem xG-Wert lieber nicht beimessen. Die offiziellen Spieldaten der DFL weisen für die Eintracht einen xG-Wert von lediglich 1,22 aus (Leverkusen: 2,83). Die Schwankungen sind also beträchtlich, die Aussagekraft dementsprechend begrenzt.

Die Eintracht auf der Suche nach sich selbst

Nach mittlerweile 45 Pflichtspielen bleibt die Erkenntnis, dass die Eintracht unter Toppmöller noch immer auf der Suche nach sich selbst ist. Für welchen Fußball soll die Mannschaft stehen? Diese Frage lässt sich kaum beantworten, und damit ist eigentlich alles gesagt. Mannschaftstaktische Defizite, zu viele krasse individuelle Fehler und ein Mangel an Führungsspielern sorgen dafür, dass die Eintracht ihren Anhängern in dieser Spielzeit mehr Enttäuschungen zumutet als Freude bereitet.

Trotz der schlechten Ausbeute mit nur einem Sieg aus den jüngsten sieben Spielen und der höchsten Heimniederlage seit dem 1:6 gegen die Bayern am 1. Spieltag der Saison 2022/23 stehen die Chancen nicht schlecht, dass Frankfurt Platz 6 verteidigt – und damit sicher in die Europa League einzieht. Der Konkurrenz fehlt bisher ebenfalls die Konstanz, wenngleich Freiburg gegen Heidenheim und bei Union Berlin durchaus zwei Siege zuzutrauen sind. “Wir wollen das Ding nächste Woche in Gladbach fix machen”, betont Verteidiger Koch. Vielleicht muss die Eintracht dazu nicht mal gewinnen. Das würde zu dem unansehnlichen Schneckenrennen um Europa passen.

Julian Franzke

“Drei Chancen, fünf Tore”: Frankfurt verzweifelt an “eiskalten” Leverkusenern

Auf dem Papier musste Eintracht Frankfurt eine deftige 1:5-Pleite gegen Bayer Leverkusen einstecken. Dass das Spiel jedoch gar nicht so deutlich war, das gaben nicht nur die Eindrücke von Dino Toppmöller und Kevin Trapp, sondern auch die Statistiken her.

Konnte sich ob der Leverkusener Effizienz nur die Hände über den Kopf schlagen: Dino Toppmöller.

Konnte sich ob der Leverkusener Effizienz nur die Hände über den Kopf schlagen: Dino Toppmöller.

IMAGO/osnapix

Lob ist nach einer 1:5-Pleite in der Bundesliga wohl nur in den seltensten Fällen angebracht. Aber das Heimspiel von Eintracht Frankfurt gegen Bayer 04 Leverkusen war ein solches, wo Dino Toppmöller am DAZN-Mikrofon bilanzieren musste: “Wenn man sich die Statistiken anschaut, dann war das schon gut.” 17-mal hatten die Frankfurter auf das Tor geschossen, Leverkusen nur neunmal. Sogar im Ballbesitz hatte die SGE gegen den Meister mit 55 Prozent einen Vorteil. “Am Ende musst du die Dinger halt reinschießen. Wenn du das nicht machst, dann kannst du gegen so eine Mannschaft auch nicht gewinnen.”

Doch nicht nur die fehlende eigene Effizienz, sondern auch die ausgeprägte Kaltschnäuzigkeit der Gäste sorgten letztlich für “ein brutales Ergebnis”, mit dem Toppmöller haderte, der aber auch Respekt zollte: “Die Leverkusener sind nicht umsonst 48 Spiele lang ungeschlagen. Das haben sie heute gezeigt, sie waren eiskalt.”

Spielbericht

Trapp erlebt ein Spiel, “das lange Zeit gar nicht so deutlich war”

Auch Torwart Kevin Trapp ärgerte sich über den deutlichen Ausgang eines Spiels, “das vielleicht lange Zeit gar nicht so deutlich war”. Der Nationalspieler erlebte bis zum 1:3 eine offene Partie – und eben gnadenlos effiziente Leverkusener: “Ich würde fast sagen, es waren drei Chancen und fünf Tore.”

Die Frankfurter kamen eigentlich gut ins Spiel, fanden sich früh aber dennoch in Rückstand wieder. “Angefangen mit dem Gegentreffer waren wir 20 Minuten lang nicht gut. Da hatte Leverkusen ein, zwei Chancen und wir hatten Glück, dass es nicht 0:2 stand”, blickte der Coach auf die schwächste Phase des Frankfurter Spiels zurück.

Durch eine Eckball-Variante kam die SGE dennoch nach 32 Minuten zum Ausgleich. “Dann hatten wir eigentlich eine richtig gute Phase bis zur Halbzeit mit der Riesenchance durch Omar.” Doch Omar Marmoush setzte seinen Schuss freistehend vor Lukas Hradecky über das Tor, fast im direkten Gegenzug köpfte Patrik Schick zum 2:1 für Bayer ein. “Das waren im ersten Durchgang die Schlüsselmomente.”

Elfmeter zum 1:3 als “Killer”

Nach der Pause wählte Toppmöller einen mutigeren Ansatz. “Wir sind ins höhere Pressing gegangen, haben mehr Risiko genommen, sind Mann-gegen-Mann angelaufen und hatten viele gute Ballgewinne.” In den entscheidenden Szenen fehlte es jedoch an Präzision. “Dann machen sie wieder in einer guten Phase von uns ein Tor. Das war natürlich irgendwo auch der Killer.” Durch ein völlig unnötiges Foul von Niels Nkounkou kam Exequiel Palacios vom Elfmeterpunkt zum 3:1.

“Es fühlt sich heute nicht gut an”, gestand Toppmöller, “aber wir müssen die richtigen Schlüsse daraus ziehen.” Schließlich hat die SGE Platz 6 und die sichere Europa-League-Teilnahme mit vier Punkten Vorsprung auf den SC Freiburg weiterhin fest in der eigenen Hand. “Nächste Woche wollen wir in Gladbach ein gutes Spiel machen, diesen 6. Platz über die Ziellinie bringen und unbedingt noch ein Spiel gewinnen”, blickte der Coach auf das Duell bei der Borussia am Samstag (15.30 Uhr) voraus.

Trotz “sehr schwankender” Leistungen: Toppmöller schützt Nkounkou

1:5-Pleite “fühlt sich brutal an” 05.05.2024

Trotz “sehr schwankender” Leistungen: Toppmöller schützt Nkounkou

2:25Nach Spielende sprach Frankfurt-Trainer Dino Toppmöller über die deutliche Niederlage gegen Leverkusen. Er merkte an, dass er die Partie als nicht so unausgeglichen empfunden habe, wie das Ergebnis am Ende suggeriert.

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