Kanes “neuer” Elfmeter – und die “seltsame” Rückkehr

Harry Kane (30) hat auch im Bayern-Trikot gegen Arsenal getroffen. Jedoch anders als sonst.

Eiskalt vom Punkt: Harry Kane.

Eiskalt vom Punkt: Harry Kane.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Aus London berichten Frank Linkesch und Mario Krischel

Ein bisschen zurückhaltend hat sich Harry Kane in den vergangenen Wochen gezeigt. Beim Toreschießen (nur ein Tor in zwei Bundesliga-Spielen!), eher noch danach. Viel zu sagen hatte der Engländer in einer der vielen schlechten Phasen dieser Bayern-Saison nicht.

Erst am Dienstagabend, bei seiner Rückkehr nach London, sprach Kane wieder und gab zu, dass es “natürlich nicht die Saison” sei, “die ich mir gewünscht habe”. Im Trainingsanzug und mit leicht nassen Haaren stand der gebürtige Londoner zuerst bei den englischen Reportern, nachdem er zuvor schon am Spielfeldrand gesprochen hatte und von ein paar wartenden Arsenal-Fans verhöhnt worden war (“Granit Xhaka, he’s top of the league”).

Spielbericht

Rückkehr “ein bisschen seltsam”

Für Titel war der 30-jährige Angreifer im Sommer nach unzähligen missglückten Anläufen mit Tottenham zu Bayern gewechselt, und ausgerechnet jetzt werden die Münchner zum ersten Mal seit 2012 nicht Deutscher Meister. Vom wieder mal ausbleibenden Pokalsieg ganz zu schweigen.

Immerhin in der Champions League bleiben die Chancen aufs Halbfinale nach dem Viertelfinal-Hinspiel am Dienstag bestehen. “Ein bisschen seltsam” war die Rückkehr nach London für Kane, wie er erklärte. “Ich hatte nicht erwartet, so kurz nach meinem Weggang von Tottenham gegen Arsenal zu spielen, aber ich habe lange, lange Zeit in Nordlondon gelebt, so dass ich auf beiden Seiten viele Freunde und Familie hatte.”

Verzögerter Schuss: Kanes 15. Tor gegen die Gunners

Die mit ansehen durften, wie der Nationalmannschafts-Kapitän Bälle behauptete, eroberte, sehenswert verteilte. Und zur zwischenzeitlichen Führung traf, im 20. Duell mit den Gunners sein 15. Tor.

Doch etwas war anders dieses Mal. Kane führte seinen Elfmeter nicht wie sonst schnell und wuchtig aus, sondern verzögerte im Stile Robert Lewandowskis einmal kurz und schickte Arsenal-Keeper David Raya so früh in die falsche Ecke. “Das ist etwas, das ich geübt habe, denn manchmal entscheiden sich die Torhüter bei meinen Elfmeter sehr früh für eine Ecke. Also habe ich daran gearbeitet. Das gibt mir eine weitere Möglichkeit, wenn es um Elfmeter geht, und es war schön zu sehen, dass es heute geklappt hat.”

Warum Stanisic für Bayer nicht zu halten ist

Nach einem für ihn nicht zufriedenstellenden Halbjahr hat sich Josip Stanisic bei Bayer 04 etabliert. Der designierte Deutsche Meister würde den bislang vom FC Bayern München geliehenen Abwehrspieler gerne fest verpflichten. Ein Transfer zu einer marktwertgerechten Ablöse ist aber quasi ausgeschlossen.

Kann mit Bayer 04 das Triple holen: Josip Stanisic.

Kann mit Bayer 04 das Triple holen: Josip Stanisic.

Getty Images

Wenigstens eine Sache haben sie in München im Sommer in der Personalie Josip Stanisic nicht falsch gemacht. Den Abwehrspieler zu verleihen, war angesichts des kurz darauf folgenden Verkaufs von Benjamin Pavard zu Inter Mailand schon grundsätzlich ein Fehler, weil die Münchner fortan einen Mangel an Rechtsverteidigern hatten.

Den kroatischen Nationalspieler ausgerechnet an Bayer 04 Leverkusen abzugeben und damit den im Endeffekt härtesten Titelkonkurrenten zu stärken, verschärfte die Tragweite dieser Fehlentscheidung nochmal deutlich. Und das nicht nur, weil der 24-Jährige beim 3:0-Sieg der Werkself gegen den Rekordmeister Anfang Februar, der die Weichen für Bayer 04 Richtung Meisterschaft stellte, das Spiel seines Lebens machte und den Führungstreffer erzielte.

Die Entwicklung Stanisics in Leverkusen hat in diesem Kalenderjahr richtig Fahrt aufgenommen. Stand der Rechtsfuß bis Weihnachten in der Bundesliga nur zweimal in Bayers Startelf, so durfte er 2024 bereits neunmal beginnen. Der sowohl als Außen- wie Innenverteidiger einsetzbare Akteur hatte zuletzt gegenüber dem im ersten Halbjahr der Saison herausragenden Odilon Kossounou die Nase vorne.

Keine Kaufoption

Stanisic präsentiert sich so gut, dass Leverkusen den Abwehrspieler gerne halten würde. Allerdings – und da haben die Münchner im Sommer keinen Fehler gemacht – verfügt der Tabellenführer und designierte Meister nicht über eine Kaufoption. Das Heft des Handelns haben im Sommer also die Münchner in der Hand.

Doch die fehlende Kaufoption macht einen Verbleib Stanisics bei Bayer 04 quasi unmöglich. Steckt hinter dieser Personalie doch seit dem Sommer auch eine psychologische Komponente. So schafften es die Münchner damals nicht, einen Ersatz für die Rechtsverteidigerposition zu verpflichten. Und im Winter zahlten sie überzogene 30 Millionen (plus Boni) für Sacha Bouy an Galatsaray Istanbul. Überzeugen konnte der Franzose in seinen ersten Einsätzen nicht, ehe er sich schwer verletzte. Inzwischen füllt Nationalspieler Joshua Kimmich die Lücke rechts hinten zwar gut, doch die Zukunft Kimmichs, der bevorzugt im Mittelfeld spielt, über das Saisonende gilt als offen. Rundum: Eine fixe Lösung mit einem Top-Rechtsverteidiger für die kommende Spielzeit haben die Bayern derzeit nicht sicher.

Dass die Münchner den aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Stanisic dauerhaft nach Leverkusen abgeben, ist also fast ausgeschlossen. Denn den Fehler aus dem Sommer 2023 werden sie in München nicht wiederholen wollen. Schon gar nicht für marktwertgerechte 15 Millionen Euro Ablöse, die für Bayer 04 eine realistische Zahl sein könnten, um Stanisic zu halten, mit dem der Bayer-Kader auch in der Breite gut aufgestellt ist.

Chance durch Trainerwechsel in München?

Doch selbst bei einem deutlich höheren Gebot deutlich jenseits der 20-Millionen-Marke, das es aus Leverkusen nicht geben würde, wäre für die Münchner ein Verkauf von Stanisic nach Leverkusen eine knifflige Angelegenheit. Weshalb die Zukunft des Kroaten nicht bei Bayer 04 liegen dürfte.

Ein Hintertürchen könnte sich gegen Ende der Transferperiode nur unter diversen Voraussetzungen noch öffnen: Dafür müssten die Bayern einen Trainer verpflichten, bei dem sich während der Vorbereitung herausstellt, dass er wie Thomas Tuchel nicht auf Stanisic setzt. Zudem müssten die Münchner auf der Rechtsverteidigerposition in der Spitze und der Breite auch ohne den Kroaten gut aufgestellt sein. Und darüber hinaus müsste bei Bayer 04 auch zu diesem eher späten Zeitpunkt noch ein Kaderplatz für Stanisic offen sein.

Viele Konjunktive. Und selbst wenn diese verschwänden, bliebe die Frage, ob sich die Bayern es wirklich nochmal leisten würden, Bayer 04 und damit einen direkten Titelkonkurrenten zu stärken.

Stephan von Nocks

Arsenals fast vergessene Schlüsselszene: “Das ist der Moment des Spiels”

Arsenal-Trainer Mikel Arteta haderte nach dem 2:2 gegen Bayern mit untypischen Fehlern – und vor allem mit einer Szene. Was die Elfmeter-Debatten angeht, wählte er dagegen einen exklusiven Weg.

Ein turbulenter Abend - der ihm zufolge schon früh hätte entschieden sein können: Arsenal-Trainer Mikel Arteta.

Ein turbulenter Abend – der ihm zufolge schon früh hätte entschieden sein können: Arsenal-Trainer Mikel Arteta.

IMAGO/Shutterstock

Der nicht gegebene Handelfmeter für den FC Bayern? Bukayo Sakas Duell mit Manuel Neuer in der Nachspielzeit? Harry Kanes Ellenbogenschlag gegen Gabriel? Kingsley Comans Pfostentreffer? Das Champions-League-Viertelfinalhinspiel zwischen Arsenal und Bayern bot so viele “Was wäre, wenn …”-Momente, dass ein anderer im Nachgang beinahe unterging. Für Mikel Arteta war das jedoch der entscheidende am Dienstagabend.

Vier Minuten nachdem Saka die Gunners in Führung gebracht hatte, stand plötzlich Rechtsverteidiger Ben White nach feinem Zuspiel von Kai Havertz allein vor Manuel Neuer, scheiterte mit seinem unplatzierten Abschluss aber am Bayern-Torwart und ließ die Riesenchance aufs frühe 2:0 aus (16.). Zwei weitere Minuten später stand es stattdessen 1:1.

Arteta: “Da müssen wir das 2:0 machen”

“Das ist der Moment des Spiels”, befand Arteta, der über die beiden möglichen Elfmeter als nahezu einziger Beteiligter keine Bewertung abgab, nach dem Schlusspfiff. “Da müssen wir das 2:0 machen. Dann wäre es ein ganz anderes Spiel geworden.” Stattdessen lud seine seit Wochen so stabile Defensive Leroy Sané & Co. plötzlich mit Missverständnissen und Fehlern zum Toreschießen ein. “Das ist sehr untypisch für uns”, haderte Arteta. “Wir haben heute in vielen Bereichen nicht unsere gewohnten Standards erreicht und ihnen damit Räume ermöglicht.” Doch so sei das in der Champions League, da werde “jeder Fehler bestraft”. Das war für Arsenals Trainer “die wichtigste Lektion” des Abends.

Immerhin: Seine auf dem Niveau gegenüber Bayern weitaus unerfahrenere Mannschaft behielt nach dem 1:2 die Nerven und hat durch das 2:2-Remis im Rückspiel am kommenden Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in München noch alle Chancen aufs Weiterkommen. Diese “Ruhe” imponierte auch Arteta: “Man kann alles über den Haufen werfen und wegschmeißen und das Viertelfinale in 20 Minuten verlieren. Das haben wir nicht getan.”

Arteta lobt seine Joker – auch Thomas’ Kurzeinsatz

Und das lag auch an den Jokern. “Die Einwechselspieler haben einen großen Einfluss gehabt”, lobte Arteta sie und damit auch ein wenig sich selbst. “Wie sie den Platz betreten haben, ihre Einstellung, ihr Engagement – das hat einen großen Unterschied gemacht.” Schon zur Pause war Oleksandr Zinchenko für den mehrmals überlaufenen Linksverteidiger Jakub Kiwior gekommen, später belebten 2:2-Torschütze Leandro Trossard und Vorbereiter Gabriel Jesus die erkaltete Offensive noch mal. Und Sechser Thomas, in der 85. Minute für Havertz gekommen und gleich mit Gelb belegt, half laut Arteta, “als es etwas chaotisch wurde und eine große Gefahr bestand, noch zu verlieren”.

Dass das nicht passierte, lag auch an dem Mann, der das 2:0 vergeben hatte: White war erfolgreich zurückgesprintet, als Sané in der 36. Minute beim Stand von 2:1 durchgebrochen war und nur noch Torwart David Raya vor sich zu haben schien. Es war noch so ein “Was wäre, wenn …”-Moment im Emirates.

“Die Champions League hat Tuchels Team verwandelt”

Der FC Bayern München hat sich eine gute Ausgangslage für den Einzug ins Halbfinale der Champions League erspielt. Die in der Bundesliga kriselnden Münchner kamen im Viertelfinal-Hinspiel zu einem 2:2 beim FC Arsenal. Dazu schreiben internationale Medien …

Nimmt mit dem FC Bayern ein Remis mit nach München: Thomas Tuchel.

Nimmt mit dem FC Bayern ein Remis mit nach München: Thomas Tuchel.

IMAGO/RHR-Foto

Großbritannien:

The Sun: “Es war alles andere als perfekt und Arsenal hat noch eine Menge Arbeit vor sich. Aber an einem Abend, der drohte, furchtbar schief zu gehen, haben Mikel Arteta und sein Team die Chance auf das Halbfinale gewahrt – obwohl Bukayo Saka ein später Elfmeter verweigert wurde.”

The Telegraph: “Das Glück begünstigt die Mutigen. Und die Glückspilze. So hofft zumindest Arsenal.”

Spielbericht

The Guardian: “Mikel Arteta hatte Arsenal gesagt, dass sie gegen einen alten Erzfeind, der schon alles erreicht hatte, eigene Geschichte schreiben sollten. Und auch wenn es nicht gerade ein Abend für die Ewigkeit war, so bewiesen seine Spieler einen Punkt. Sie zeigten, dass sie in der Lage sind, Bayern München auf Augenhöhe zu begegnen, und man muss schon sehr mutig sein, um den Ausgang des Rückspiels nächste Woche in Bayern vorherzusagen.”

Daily Mail: “Bukayo Saka und seine Arsenal-Kollegen waren wütend, nachdem ihnen in den letzten Sekunden des Champions-League-Spiels gegen Bayern München ein Elfmeter verweigert worden war.”

Spanien:

Marca: “Die Champions League hat Tuchels Team verwandelt, das auf Konter lauerte und Arsenal an seine Grenzen brachte, dessen Kanonenpulver nass wurde.”

Mundo Deportivo: “Die Bayern von Thomas Tuchel haben eine Albtraum-Saison hinter sich, aber sie träumen immer noch von der Champions League.”

Österreich:

Kronen Zeitung: “Arsenal – Bayern: War das wirklich kein Elfer?”

Schweiz:

Blick: “Die Krisen-Bayern zeigen im Emirates-Stadion in London wieder ihr giftiges Gesicht. Am Ende nimmt die Tuchel-Truppe ein Unentschieden von der Insel mit – und ist damit eher schlecht bedient.”

Tages-Anzeiger: “Kurz muss man sich ernsthafte Sorgen um den FC Bayern München machen. (…) Doch die Spieler von Trainer Thomas Tuchel zeigen, dass es um die Moral innerhalb der Mannschaft offenbar doch nicht ganz so schlecht bestellt ist, wie man zuletzt meinen musste. Zumindest nicht dann, wenn es um das letzte noch verbliebene Saisonziel des Klubs geht, die Champions League.”

Dreesen feiert “totgesagte” Bayern und hebt zwei Spieler hervor

In seiner Bankettrede an einem Ort mit Vorgeschichte schwärmte Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen vom Auftritt der Bayern bei Arsenal – und von einem Duo besonders.

Sie können's noch: Harry Kane jubelt über sein Tor zum 2:1 gegen Arsenal, Leon Goretzka, Jamal Musiala und Serge Gnabry nehmen die Verfolgung auf.

Sie können’s noch: Harry Kane jubelt über sein Tor zum 2:1 gegen Arsenal, Leon Goretzka, Jamal Musiala und Serge Gnabry nehmen die Verfolgung auf.

IMAGO/Sportsphoto

Mit einem beachtlichen Auftritt bei Premier-League-Spitzenreiter FC Arsenal haben die Profis des FC Bayern sich und ihren Vorgesetzten weitere unangenehme Diskussionen vorerst erspart – und auch Jan-Christian Dreesen die Arbeit erleichtert. Der Vorstandschef der Münchner durfte seine obligatorische Bankettrede nach dem 2:2 im Champions-League-Viertelfinalhinspiel am Dienstagabend mit einem Lächeln halten.

“Was soll ich sagen? Totgesagte leben länger – das ist, glaube ich, das Motto des heutigen Abends”, sprach Dreesen im noblen Mannschaftshotel The Landmark. “Das war ein schwerer Monat, und was war das heute für ein Tag! Die Mannschaft hat ihr wahres Gesicht gezeigt, ein fantastisches, intensives Spiel abgeliefert. Ihr dürft wirklich stolz auf euch sein, das war ein mehr als ein verdientes 2:2.”

Das wollen wir von euch, liebe Mannschaft, noch viel, viel öfter sehen. Dann muss sich jeder in Europa vor uns in Acht nehmen.

Jan-Christian Dreesen

Wie von Sportvorstand Max Eberl eingefordert, habe die Mannschaft den FC Bayern “ehrwürdig vertreten”, “unter besonderen Umständen” – ohne eigene Fans im Emirates – “bravourös” dagegengehalten “und dieses fantastische Ergebnis erzielt”, so Dreesen weiter. “Wir sind uns alle einig, dass das heute vor allem eines war: eine Teamleistung. Jeder hat für den anderen gekämpft, das war richtig schön anzuschauen. Das hat große Freude gemacht. Das wollen wir von euch, liebe Mannschaft, noch viel, viel öfter sehen. Dann muss sich jeder in Europa vor uns in Acht nehmen.”

Zwei Spieler hob Dreesen dennoch explizit hervor: Serge Gnabry, dem er nach langer Verletzungspause zu einem “fantastischen Tor” gratulierte, ob seiner später zugezogenen Oberschenkelverletzung aber auch “von Herzen” gute Besserung wünschte. Und Harry Kane, der seinen Elfmeter zum zwischenzeitlichen 2:1 “wahnsinnig cool” verwandelt habe. “Danke dafür, Harry!”

Auch wenn im Rückspiel am kommenden Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in München “noch mal ein ganz schweres Paket” warte, schielt Dreesen schon jetzt Richtung Finale. “Dieser Ort ist ein besonderer, wir haben ihn nicht ohne Grund ausgesucht”, sagte er über das Hotel, in dem die Bayern 2013 den Champions-League-Titel gefeiert hatten. “Er soll uns daran erinnern, was uns hier vor mehr als zehn Jahren gelungen ist, und euch motivieren, diesen Geist wieder aufleben zu lassen.” Das diesjährige Endspiel steigt am 1. Juni wie 2013 in Wembley.

Verwirrung um den Schlussakt: Elfmeter für Saka – oder nicht?

Es laufen die letzten 30 Sekunden der Nachspielzeit, Bukayo Saka kommt im Strafraum des FC Bayern München zu Fall. Schiedsrichter Glenn Nyberg entscheidet sich gegen einen Elfmeter – und die Gunners verstehen die Welt nicht mehr.

Elfmeter oder nicht? Bukayo Saka bleibt an Manuel Neuer hängen und kommt frei vor dem Tor zu Fall.

Elfmeter oder nicht? Bukayo Saka bleibt an Manuel Neuer hängen und kommt frei vor dem Tor zu Fall.

Getty Images

Am Ende herrschte noch einmal ein großes Durcheinander. Schiedsrichter Glenn Nyberg nahm die Pfeife in den Mund und zeigte auf den Punkt. Nicht aber etwa, wie es sich die Spieler des FC Arsenal erhofften, auf die Markierung genau elf Meter vor dem Tor des FC Bayern München, sondern auf jene im Mittelkreis: Spiel vorbei – zum völligen Unverständnis der Gunners.

Was war passiert? Wenige Sekunden zuvor war ein Steilpass von Arsenals Thomas durch die Viererkette des FCB gerutscht, weil Eric Dier und Alphonso Davies sich nicht einig waren. Bukayo Saka spritzte dazwischen, legte frei vor dem Tor den Ball am herauseilenden Manuel Neuer vorbei, blieb an dessen rechtem Bein hängen – und ging zu Fall.

Nichts einzuwenden für Nyberg

Nyberg breitete sofort die Hände aus, entschied sich klar gegen einen Elfmeter – und beendete die Partie gut 20 Sekunden später inmitten einer Ballbesitzphase der Münchner. Während sich in Sekundenschnelle eine Protesttraube um Nyberg bildete, ging dessen Hand noch einmal kurz zum Ohr, doch das VAR-Team aus den Niederlanden hatte offensichtlich nichts einzuwenden. Der schwedische Unparteiische schüttelte Harry Kane, Matthijs de Ligt und Co. die Hand, das 2:2 war besiegelt – und die Gunners verstanden die Welt nicht mehr.

Auch beim übertragenden Sender Prime Video herrschte im Anschluss Verwunderung über die Entscheidung, die auf der Insel ganz anders aufgefasst wurde als etwa von Bayern-Trainer Thomas Tuchel. Der 50-Jährige sah seinen generellen Eindruck vom Schiedsrichtergespann im Schlussakt bestätigt: “Das hat ein bisschen dazu gepasst.” Für ihn, der die Szene nur aus der Distanz verfolgt hatte, ist indes klar: “Für mich war es ein Kontakt, aber viel zu spät. Der Ball war weg, er hat keine Chance mehr. Er läuft in das Bein von Manu rein. Plötzlich hat er abgepfiffen. Da wusste auch keiner so genau, wie das geprüft wurde; ob es geprüft wurde”.

“Das ist eine fifty-fifty Entscheidung. Wenn das mein Team ist, würde ich ihn gerne haben wollen”, gab Kane zu, Joshua Kimmich sah es wiederum so: “Er spielt den Ball nur weg. Manu macht die Bewegung raus. Nicht unbedingt die Bewegung in seinen Fuß oder dass er ihn stoppen will. Für mich war es keine aktive Foulbewegung. Ich habe es ehrlicherweise aber auch nicht perfekt gesehen.“

Spielentscheidende Szene?

In England gingen die Reaktionen bis hin zu einem Skandal, wie beispielsweise der ehemalige Verteidiger von Manchester United und der englischen Nationalmannschaft, Rio Ferdinand, gegenüber TNT Sports äußerte: “Manuel Neuer lässt sein Bein draußen. Das muss ein Elfmeter sein. Sie (der VAR, Anm. d. Red.) hätten ihn (Nyberg) schicken müssen, damit er sich das ansieht. Das ist eine so wichtige Entscheidung in einem Spiel wie diesem. Es hängt so viel davon ab.” Der ehemalige Arsenal-Verteidiger Martin Keown pflichtete ihm bei: “Ich finde es sehr bedenklich, dass er diesen Elfmeter nicht gegeben hat.”

Arsenal-Trainer Mikel Arteta wiederum gab sich nach dem Spiel diplomatisch: “Sie haben gesagt, dass sie die Situation gecheckt haben und es kein Elfmeter war.” Womöglich, weil der Spanier genau wusste, dass er und sein Team in einer anderen Szene, weit vor dem eigenen Ausgleich, ordentlich Glück hatten, dass Nyberg bei einem Aussetzer von Arsenal-Verteidiger Gabriel mehr als ein Auge zudrückte – aber das ist ein anderes Thema.

Handelfmeter für Bayern: “Hundertprozentig” oder “Kids’ Mistake”?

Die Partie zwischen Arsenal und dem FC Bayern bot reichlich Gesprächsstoff. Eine Szene war vielen Betrachtern gar nicht aufgefallen: Ein Handelfmeter.

Wurde zur Zielscheibe des Bayern-Zorns: Schiedsrichter Glenn Nyberg.

Wurde zur Zielscheibe des Bayern-Zorns: Schiedsrichter Glenn Nyberg.

picture alliance / empics

Auf Seite der Bayern war der späte Aufreger, als Bukayo Sako im Strafraum nach einem Kontakt mit Manuel Neuer in der Nachspielzeit im Strafraum zu Fall kam, weniger Gesprächsthema als ein harmloser Abschlag von Arsenal in der 67. Minute.

Joshua Kimmich beschrieb den Vorfallbei Prime Video folgendermaßen: “Ich weiß nicht, ob man das im Fernsehen gesehen hat, aber für mich war das ein klarer Elfmeter. Der Schiri pfeift den Abstoß an, der Torwart spielt ihn zum Verteidiger und der nimmt ihn nochmal in die Hand. Das habe ich so noch nie gesehen.”

Arsenal-Torwart David Raya spielte in besagter Szene einen Abstoß quer zu dem am Fünfmeterraum postierten Gabriel. Der Brasilianer nahm den Ball mit der Hand auf, legte ihn wieder auf den Rasen und spielte ihn zu Raya zurück, das Spiel ging weiter. Schiedsrichter Glenn Nyberg aus Schweden hatte kurz vor der Ausführung des Abstoßes deutlich hörbar angepfiffen.

Schiedsrichter mit kurioser Ausrede

Die Spieler haben den Schiedsrichter direkt darauf aufmerksam gemacht. Doch der hatte eine ganze eigene Sicht der Dinge. “Er sagt zu unseren Spielern: ‘Das ist ein Kids’ Mistake, das pfeife ich nicht im Champions-League-Viertelfinale’, beschrieb Tuchel, was sich wohl auf dem Platz abspielte. “Das ist eine ganz neue Form der Regelauslegung. Das ist einfach unglaublich. Es war ein hundertprozentiger Handelfmeter.”

Kane: “Der eindeutigste Elfmeter, den ich je gesehen habe”

Kimmich war da der gleichen Meinung. Das sei kein Anfängerfehler, “denn am Ende ist es spielentscheidend. Bitter, dass wir ihn nicht bekommen haben”.  Kane sprach von einem “blöden Fehler, “aber das ist der eindeutigste Elfmeter, den ich je gesehen habe. Das ist eben der Fußball.”

Ganz so locker nahm es Tuchel nicht, denn der Coach fühlte sich vom schwedischen Schiedsrichter insgesamt benachteiligt. “Die ganzen Kleinigkeiten gingen in eine Richtung”, bemängelte er. “Das erste Foul gegen Saka war direkt eine Gelbe Karte (Davies in der 9. Minute, Anm. d. Red.), die Spieler von Arsenal konnten reklamieren, wie sie wollten.” In England wurde dagegen sehr viel intensiver und kontroverser über die Szene in der Nachspielzeit mit Neuer und Saka diskutiert. Fortsetzung folgt so oder so am 17. April im Rückspiel.

Kuriose Szene: “Hundertprozentiger Handelfmeter” für Bayern oder “kids’ mistake”?

Die Partie zwischen Arsenal und dem FC Bayern bot reichlich Gesprächsstoff. Eine Szene war vielen Betrachtern gar nicht aufgefallen: ein möglicher Handelfmeter.

Wurde zur Zielscheibe des Bayern-Zorns: Schiedsrichter Glenn Nyberg.

Wurde zur Zielscheibe des Bayern-Zorns: Schiedsrichter Glenn Nyberg.

picture alliance / empics

Auf Seiten der Bayern war der späte Aufreger, als Bukayo Sako im Strafraum nach einem Kontakt mit Manuel Neuer in der Nachspielzeit im Strafraum zu Fall kam, weniger Gesprächsthema als ein harmloser Abstoß von Arsenal in der 67. Minute.

Joshua Kimmich beschrieb den Vorfall bei Prime Video folgendermaßen: “Ich weiß nicht, ob man das im Fernsehen gesehen hat, aber für mich war das ein klarer Elfmeter. Der Schiri pfeift den Abstoß an, der Torwart spielt ihn zum Verteidiger, und der nimmt ihn nochmal in die Hand. Das habe ich so noch nie gesehen.”

Arsenal-Torwart David Raya spielte in besagter Szene einen Abstoß quer zu dem am Fünfmeterraum postierten Gabriel. Der Brasilianer nahm den Ball mit der Hand auf, legte ihn wieder auf den Rasen und spielte ihn zu Raya zurück, das Spiel ging weiter. Schiedsrichter Glenn Nyberg aus Schweden hatte kurz vor der Ausführung des Abstoßes deutlich hörbar angepfiffen.

Schiedsrichter mit kurioser Ausrede

Die Spieler haben den Schiedsrichter direkt darauf aufmerksam gemacht. Doch der hatte eine ganze eigene Sicht der Dinge. “Er sagt zu unseren Spielern: ‘Das ist ein kids’ mistake, das pfeife ich nicht im Champions-League-Viertelfinale’, beschrieb Tuchel, was sich wohl auf dem Platz abspielte. “Das ist eine ganz neue Form der Regelauslegung. Das ist einfach unglaublich. Es war ein hundertprozentiger Handelfmeter.”

Viertelfinale

Kane: “Der eindeutigste Elfmeter, den ich je gesehen habe”

Kimmich war da der gleichen Meinung. Das sei kein Anfängerfehler, “denn am Ende ist es spielentscheidend. Bitter, dass wir ihn nicht bekommen haben”.  Kane sprach von einem “blöden Fehler, aber das ist der eindeutigste Elfmeter, den ich je gesehen habe. Das ist eben der Fußball.”

Ganz so locker nahm es Tuchel nicht, denn der Coach fühlte sich vom schwedischen Schiedsrichter insgesamt benachteiligt. “Die ganzen Kleinigkeiten gingen in eine Richtung”, bemängelte er. “Das erste Foul gegen Saka war direkt eine Gelbe Karte (Davies in der 9. Minute, Anm. d. Red.), die Spieler von Arsenal konnten reklamieren, wie sie wollten.” In England wurde dagegen sehr viel intensiver und kontroverser über die Szene in der Nachspielzeit mit Neuer und Saka diskutiert. Fortsetzung folgt so oder so am 17. April im Rückspiel.

Kuriose Szene: “Hundertprozentiger Handelfmeter” für Bayern oder “kid’s mistake”?

Die Partie zwischen Arsenal und dem FC Bayern bot reichlich Gesprächsstoff. Eine Szene war vielen Betrachtern gar nicht aufgefallen: ein möglicher Handelfmeter.

Wurde zur Zielscheibe des Bayern-Zorns: Schiedsrichter Glenn Nyberg.

Wurde zur Zielscheibe des Bayern-Zorns: Schiedsrichter Glenn Nyberg.

picture alliance / empics

Auf Seiten der Bayern war der späte Aufreger, als Bukayo Saka im Strafraum nach einem Kontakt mit Manuel Neuer in der Nachspielzeit im Strafraum zu Fall kam, weniger Gesprächsthema als ein harmloser Abstoß von Arsenal in der 67. Minute.

Joshua Kimmich beschrieb den Vorfall bei Prime Video folgendermaßen: “Ich weiß nicht, ob man das im Fernsehen gesehen hat, aber für mich war das ein klarer Elfmeter. Der Schiri pfeift den Abstoß an, der Torwart spielt ihn zum Verteidiger, und der nimmt ihn nochmal in die Hand. Das habe ich so noch nie gesehen.”

Arsenal-Torwart David Raya spielte in besagter Szene einen Abstoß quer zu dem am Fünfmeterraum postierten Gabriel. Der Brasilianer nahm den Ball mit der Hand auf, legte ihn wieder auf den Rasen und spielte ihn zu Raya zurück, das Spiel ging weiter. Schiedsrichter Glenn Nyberg aus Schweden hatte kurz vor der Ausführung des Abstoßes deutlich hörbar angepfiffen.

Schiedsrichter mit kurioser Ausrede

Die Spieler haben den Schiedsrichter direkt darauf aufmerksam gemacht. Doch der hatte eine ganze eigene Sicht der Dinge. “Er sagt zu unseren Spielern: ‘Das ist ein kid’s mistake, das pfeife ich nicht im Champions-League-Viertelfinale’, beschrieb Tuchel, was sich wohl auf dem Platz abspielte. “Das ist eine ganz neue Form der Regelauslegung. Das ist einfach unglaublich. Es war ein hundertprozentiger Handelfmeter.”

Viertelfinale

Kane: “Der eindeutigste Elfmeter, den ich je gesehen habe”

Kimmich war da der gleichen Meinung. Das sei kein Anfängerfehler, “denn am Ende ist es spielentscheidend. Bitter, dass wir ihn nicht bekommen haben”.  Kane sprach von einem “blöden Fehler, aber das ist der eindeutigste Elfmeter, den ich je gesehen habe. Das ist eben der Fußball.”

Ganz so locker nahm es Tuchel nicht, denn der Coach fühlte sich vom schwedischen Schiedsrichter insgesamt benachteiligt. “Die ganzen Kleinigkeiten gingen in eine Richtung”, bemängelte er. “Das erste Foul gegen Saka war direkt eine Gelbe Karte (Davies in der 9. Minute, Anm. d. Red.), die Spieler von Arsenal konnten reklamieren, wie sie wollten.” In England wurde dagegen sehr viel intensiver und kontroverser über die Szene in der Nachspielzeit mit Neuer und Saka diskutiert. Fortsetzung folgt so oder so am 17. April im Rückspiel.