Verwirrung um den Schlussakt: Elfmeter für Saka – oder nicht?

Verwirrung um den Schlussakt: Elfmeter für Saka – oder nicht?

Es laufen die letzten 30 Sekunden der Nachspielzeit, Bukayo Saka kommt im Strafraum des FC Bayern München zu Fall. Schiedsrichter Glenn Nyberg entscheidet sich gegen einen Elfmeter – und die Gunners verstehen die Welt nicht mehr.

Elfmeter oder nicht? Bukayo Saka bleibt an Manuel Neuer hängen und kommt frei vor dem Tor zu Fall.

Elfmeter oder nicht? Bukayo Saka bleibt an Manuel Neuer hängen und kommt frei vor dem Tor zu Fall.

Getty Images

Am Ende herrschte noch einmal ein großes Durcheinander. Schiedsrichter Glenn Nyberg nahm die Pfeife in den Mund und zeigte auf den Punkt. Nicht aber etwa, wie es sich die Spieler des FC Arsenal erhofften, auf die Markierung genau elf Meter vor dem Tor des FC Bayern München, sondern auf jene im Mittelkreis: Spiel vorbei – zum völligen Unverständnis der Gunners.

Was war passiert? Wenige Sekunden zuvor war ein Steilpass von Arsenals Thomas durch die Viererkette des FCB gerutscht, weil Eric Dier und Alphonso Davies sich nicht einig waren. Bukayo Saka spritzte dazwischen, legte frei vor dem Tor den Ball am herauseilenden Manuel Neuer vorbei, blieb an dessen rechtem Bein hängen – und ging zu Fall.

Nichts einzuwenden für Nyberg

Nyberg breitete sofort die Hände aus, entschied sich klar gegen einen Elfmeter – und beendete die Partie gut 20 Sekunden später inmitten einer Ballbesitzphase der Münchner. Während sich in Sekundenschnelle eine Protesttraube um Nyberg bildete, ging dessen Hand noch einmal kurz zum Ohr, doch das VAR-Team aus den Niederlanden hatte offensichtlich nichts einzuwenden. Der schwedische Unparteiische schüttelte Harry Kane, Matthijs de Ligt und Co. die Hand, das 2:2 war besiegelt – und die Gunners verstanden die Welt nicht mehr.

Auch beim übertragenden Sender Prime Video herrschte im Anschluss Verwunderung über die Entscheidung, die auf der Insel ganz anders aufgefasst wurde als etwa von Bayern-Trainer Thomas Tuchel. Der 50-Jährige sah seinen generellen Eindruck vom Schiedsrichtergespann im Schlussakt bestätigt: “Das hat ein bisschen dazu gepasst.” Für ihn, der die Szene nur aus der Distanz verfolgt hatte, ist indes klar: “Für mich war es ein Kontakt, aber viel zu spät. Der Ball war weg, er hat keine Chance mehr. Er läuft in das Bein von Manu rein. Plötzlich hat er abgepfiffen. Da wusste auch keiner so genau, wie das geprüft wurde; ob es geprüft wurde”.

“Das ist eine fifty-fifty Entscheidung. Wenn das mein Team ist, würde ich ihn gerne haben wollen”, gab Kane zu, Joshua Kimmich sah es wiederum so: “Er spielt den Ball nur weg. Manu macht die Bewegung raus. Nicht unbedingt die Bewegung in seinen Fuß oder dass er ihn stoppen will. Für mich war es keine aktive Foulbewegung. Ich habe es ehrlicherweise aber auch nicht perfekt gesehen.“

Spielentscheidende Szene?

In England gingen die Reaktionen bis hin zu einem Skandal, wie beispielsweise der ehemalige Verteidiger von Manchester United und der englischen Nationalmannschaft, Rio Ferdinand, gegenüber TNT Sports äußerte: “Manuel Neuer lässt sein Bein draußen. Das muss ein Elfmeter sein. Sie (der VAR, Anm. d. Red.) hätten ihn (Nyberg) schicken müssen, damit er sich das ansieht. Das ist eine so wichtige Entscheidung in einem Spiel wie diesem. Es hängt so viel davon ab.” Der ehemalige Arsenal-Verteidiger Martin Keown pflichtete ihm bei: “Ich finde es sehr bedenklich, dass er diesen Elfmeter nicht gegeben hat.”

Arsenal-Trainer Mikel Arteta wiederum gab sich nach dem Spiel diplomatisch: “Sie haben gesagt, dass sie die Situation gecheckt haben und es kein Elfmeter war.” Womöglich, weil der Spanier genau wusste, dass er und sein Team in einer anderen Szene, weit vor dem eigenen Ausgleich, ordentlich Glück hatten, dass Nyberg bei einem Aussetzer von Arsenal-Verteidiger Gabriel mehr als ein Auge zudrückte – aber das ist ein anderes Thema.