Wieder gegen Sambia: DFB-Frauen kennen dritten Olympia-Gegner

Die Olympia-Qualifikation im Fußball der Frauen in Afrika ist in den Büchern, die deutschen Frauen kennen somit auch ihren dritten Vorrundengegner.

Man kennt sich: Sambia Anfang Juli in Fürth vor dem Test gegen Deutschland.

Man kennt sich: Sambia Anfang Juli in Fürth vor dem Test gegen Deutschland.

IMAGO/foto2press

Rund drei Monate vor den Olympischen Spielen in Paris kennt die deutsche Frauen-Nationalmannschaft nun auch ihren dritten Gruppengegner. Das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch wird neben dem viermaligen Olympiasieger USA am 28. Juli (21 Uhr) und dem WM-Vierten Australien am 25. Juli (19 Uhr) in Frankreich auch auf Sambia treffen – am 31. Juli, Anstoß ist um 19 Uhr. Dies steht seit dem Abschluss der Qualifikationsrunde des Afrikanischen Fußball-Verbandes (CAF) fest.

Sambia setzte sich in den Play-offs um die Olympiastartplätze im Rückspiel in Marokko mit 2:0 nach Verlängerung durch, im Hinspiel hatte das Team eine 1:2-Heimniederlage kassiert. Gegen Sambia hatte die DFB-Auswahl im vergangenen Jahr bei der WM-Generalprobe in Fürth mit 2:3 verloren.

Nigeria trifft auf Spanien, Japan und Brasilien

Das zweite Olympiaticket sicherte sich Nigeria mit einem 0:0 in Südafrika dank eines 1:0-Heimerfolgs beim ersten Aufeinandertreffen. Die Westafrikanerinnen treffen auf Weltmeister Spanien, Japan und Brasilien.

Die deutsche Mannschaft spielt bei den Olympischen Spielen zweimal in Marseille (25./28. Juli) sowie in Saint-Etienne (31. Juli). Die beiden Gruppenbesten kommen jeweils ins Viertelfinale, dazu qualifizieren sich auch die beiden besten Dritten aus den drei Vorrundengruppen für die Runde der letzten Acht.

Bühl, die DFB-Auswahl und das lästige Thema

Der DFB-Lehrgang in diesem April endet mit dem zweiten Sieg, ein Thema bleibt allerdings: Offensivspielerin Klara Bühl äußert sich zur Konstanz und zu den “sehr vielen Phasen” im deutschen Spiel.

Forder mehr Konstanz im Spiel der DFB-Elf: Klara Bühl.

Forder mehr Konstanz im Spiel der DFB-Elf: Klara Bühl.

IMAGO/Fotostand

Beim Blick aufs bloße Zahlenwerk muss von einem perfekten Start die Rede sein. Die ersten zwei EM-Qualifikationsspiele konnte die DFB-Auswahl gewinnen, befindet sich auf Kurs. Und trotzdem ist natürlich nicht alles eitel Sonnenschein im Nationalteam. Einerseits betonte die selbstkritische Offensivspielerin Klara Bühl also: “Wir sind sehr zufrieden, wir wollten die sechs Punkte.” Andererseits erklärte sie: “Über die Art und Weise kann man diskutieren.”

Denn einerseits ist dieser nun vollendete Lehrgang sicherlich geglückt, so siegte die Nationalmannschaft 3:2 in Österreich und 3:1 gegen Island, erfüllte ihre Aufgaben. Andererseits wird sie das lästige Konstanz-Thema weiterhin nicht los. Es verfolgt sie – natürlich völlig selbstverschuldet – bereits seit vielen Monaten. Und ist weiterhin akut.

Nationalspielerin Bühl fordert Konstanz

In Österreich bewies die Nationalelf “Charakter”, wie es danach hieß. Doch sie musste erst 0:2 zurückliegen, ehe ihre Rädchen mehr und mehr ineinandergriffen und simple Fehler abgestellt wurden. Und gegen Island gelang ihr ein souveräner und hochverdienter Sieg. In der ersten Halbzeit allerdings gab es erneut eine für ein paar Minuten währende Schwächephase. Bundestrainer Horst Hrubesch sprach von einem “Loch” im Spiel – für die Isländerinnen reichte es da immerhin fürs 1:1.

“Für uns ist es wichtig, Konstanz in unser Spiel zu bekommen”, sagte Bühl anschließend. “Unser Spiel hat noch sehr viele Phasen, mal sind wir zu 100 Prozent da, mal wirkt es ein wenig schläfrig.” Die DFB-Elf, auf drei Positionen verändert und nicht eingespielt, müsse es schaffen, “diese hochintensiven Phasen” noch häufiger zu zeigen, “weil wir das Tempo gehen können und der Gegner meistens nicht”.

Hrubesch sieht eine Leistungssteigerung gegen Island

In der Defensive gehe es derweil darum, “dass wir vielleicht noch ein-, zweimal öfter zupacken, auch wenn es in Ordnung ist, wenn der Gegner mal eine Chance hat”. Kurzum, so Bühl, ihrerseits Nationalspielerin des Jahres 2023: “Wir müssen unser Spiel durchziehen, immer Druck nach vorne ausüben, immer aktiv bleiben.” Ähnlich wie in Durchgang zwei gegen die Isländerinnen, die die DFB-Auswahl im Laufe der Partie immer mehr dominierten.

Unser Spiel hat noch sehr viele Phasen, mal sind wir zu 100 Prozent da, mal wirkt es ein wenig schläfrig.

Klara Bühl

“Je länger das Spiel dauerte, desto sicherer wurden wir”, sagte Hrubesch zu Recht. Deutschland schnürte die müder werdenden und, zugegeben, eher limitierten Isländerinnen nun noch stärker ein als zuvor, startete effektiv in die Tiefe, war flexibel im Positionsspiel, aufmerksam im Gegenpressing und kam zu insgesamt 24 Schüssen. Einziges Manko blieb in dieser Phase die Torausbeute.

Nationalspielerinnen droht harter Auswahlprozess

“Wir müssen die Qualität in den Torabschluss kriegen”, sagte Bühl, wenngleich es manchmal “solche Tage” gebe und sie “schon mal zufrieden” sei, “dass wir sehr viele Chancen kreieren konnten”. Daran sei es in der Vergangenheit ja auch manchmal gescheitert. Wohl wahr. Und so kann die Nationalelf auch sehr viele positive Aspekte mitnehmen aus diesem Duell, das mit dem zweiten Pflichtsieg endete. Vier Pflichtspiele bleiben ihr nun noch bis zu Olympia (25. Juli – 10. August), um sich bestmöglich zu finden und abzustimmen.

Zu diesem Turnier wird Hrubesch nur 18 Spielerinnen mitnehmen können. Ein harter Auswahlprozess folgt in den nächsten Wochen. “Das wird wehtun”, sagte der Bundestrainer, der genau darauf schauen dürfte, wer fit ist und wer sich aufdrängt, um in diesem Nationalteam zu stehen. Klar ist: Das lästige Konstanz-Thema sollte die Elf für ihre Medaillen-Mission alsbald beseitigen.

Leon Elspaß

Startelf: Hrubesch setzt auf Schulze Solano

Nach dem 3:2-Sieg in Österreich am Freitag will die Nationalmannschaft auch das zweite EM-Qualifikationsspiel gewinnen. Am Dienstag gegen Island wird der Bundestrainer mit einer neuen Innenverteidigerin beginnen.

Wird gegen Island von Beginn an auf dem Feld stehen: Bibiane Schulze Solano.

Wird gegen Island von Beginn an auf dem Feld stehen: Bibiane Schulze Solano.

IMAGO/Eibner

Horst Hrubesch hält nichts davon, seine Spielerinnen lange auf die Folter zu spannen. Die Startelf für das jeweils nächste Spiel gibt der Interims-Bundestrainer immer schon zwei oder drei Tage vorher bekannt. “Ich sage es rechtzeitig, damit die Spielerinnen Sicherheit haben”, erzählt der 72-Jährige vor dem zweiten EM-Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft am Dienstagabend (18.10 Uhr, live im ZDF) in Aachen gegen Island.

Und weil der Trainer immer so rechtzeitig informiert, hat er auch schon verraten, dass Bibiane Schulze Solano auf dem Tivoli ihr Startelf-Debüt im deutschen Team geben wird. Die Innenverteidigerin wird in der Abwehrzentrale neben Kathrin Hendrich vom VfL Wolfsburg zum Einsatz kommen. “Sie passt da rein, hat ihre Qualitäten bewiesen, und so viele Linksfüße habe ich nicht in der Mannschaft”, begründet Hrubesch die Personalie.

“Kein Selbstgänger” gegen robuste Isländerinnen

“Es ist eine Ehre für mich”, freut sich Schulze Solano, die 2019 vom 1. FFC Frankfurt zu Athletic Bilbao wechselte, und überraschend für die beiden ersten EM-Qualifikationsspiele in den DFB-Kader berufen wurde. Schon am Freitag beim 3:2-Erfolg in Linz gegen Österreich wurde die 25-Jährige nach der Halbzeit für die indisponierte Frankfurterin Sara Doorsoun eingewechselt und lieferte eine gute Partie ab. “Ich muss die Ruhe behalten und einfache Bälle spielen”, kündigte die Deutsch-Spanierin für das Spiel gegen Island an. “Wichtig ist, dass wir nicht schlafen, sondern aufmerksam sind.” Auch Hrubesch erklärte, dass “wir von Beginn an 100 Prozent spielen müssen. Island wird körperlich dagegenhalten”.

In Österreich bot das deutsche Team eine schlechte erste Halbzeit und lag bereits nach 16 Minuten mit 0:2 zurück, bevor es die Partie noch drehen konnte und mit 3:2 gewann. So viel Spannung möchte Hrubesch in Aachen möglichst nicht aufkommen lassen und warnt: “Es wird kein Selbstgänger.” Dennoch gehe er in alle Spiele “mit einem guten Gefühl, denn wir haben eine gute Mannschaft”.

Wer empfiehlt sich für Paris?

Hrubesch betonte auch, dass der Konkurrenzkampf um die Kaderplätze für die Olympischen Spiele im Sommer in Paris (26. Juli bis 11. August) begonnen hat. Statt wie sonst üblich 23 dürfen dann nur 18 Spielerinnen nominiert werden. “Für einige wird es wehtun”, weiß der Bundestrainer, der bis zum Olympia-Auftakt in Frankreich mit seiner Mannschaft noch fünf Partien zu spielen hat. “Wir müssen dann körperlich fit und im Kopf klar sein”, kündigte Hrubesch an.

Gunnar Meggers

Auf Jacken und Shirts: DFB-Frauen machen “Gender Care Gap” sichtbar

Die DFB-Frauen nutzen das EM-Qualifikationsmatch gegen Island, um auf das Thema “Gender Care Gap” aufmerksam zu machen. Ein Sponsor macht dafür Platz.

Auf den Warm-up Shirts und Hymnenjacken der DFB-Frauen werden Gender-Care-Gap-Zeiten zu sehen sein.

Auf den Warm-up Shirts und Hymnenjacken der DFB-Frauen werden Gender-Care-Gap-Zeiten zu sehen sein.

IMAGO/Eibner

Die aktuelle Erhebung zum “Gender Care Gap” des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass Frauen im Schnitt 79 Minuten mehr unbezahlte Care-Arbeit pro Tag leisten als Männer. Darunter fällt Kinderbetreuung oder Altenpflege, aber auch familiäre Unterstützung, häusliche Pflege oder Hilfe unter Freunden. Während Frauen durchschnittlich 4:16 Stunden pro Tag mit Care-Arbeit verbringen, sind es laut Statistischem Bundesamt bei Männern nur 2:57 Stunden. Ihnen bleibt so mehr Zeit für berufliche Ambitionen und persönliche Leidenschaften.

Unter dem Motto “Es ist Zeit” wollen die deutsche Frauen-Nationalmannschaft und ihr Sponsor Vorwerk auf die ungleichen Bedingungen aufmerksam machen. Das Wuppertaler Familienunternehmen, das seit 2023 Partner der DFB-Frauen ist, stellt dafür für das EM-Qualifikationsmatch gegen Island am Dienstag (18.10 Uhr, LIVE! bei kicker) in Aachen die Logofläche auf den Hymnenjacken und Aufwärmshirts der DFB-Frauen zur Verfügung. Zu sehen sein wird stattdessen ein visuelles Element mit den “Gender Care Gap”-Zeiten.

“Viele Frauen wünschen sich Siege auf dem Platz und Unentschieden zuhause”

“Unsere Nationalspielerinnen gehen nicht nur auf dem Platz als Vorbilder voran. Auch abseits des grünen Rasens ist es ihnen wichtig, auf gesellschaftsrelevante Themen aufmerksam zu machen und wie jetzt im Rahmen des Länderspiels in Aachen gemeinsame Zeichen zu setzen”, sagt DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch, während Dr. Holger Blask, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG, ergänzt: “Im DFB identifizieren wir uns sehr mit dieser Initiative, denn ‘equal play’ ist in unseren DFB-Mannschaften gelebter Alltag.”

“Viele Frauen wünschen sich Siege auf dem Platz und Unentschieden zuhause”, erklärt Dr. Bettina Graf, Leiterin des Kundenmarketings bei Vorwerk Deutschland, die Aktion: “Wir glauben, dass es dieses Thema mehr als verdient hat, langfristig Aufmerksamkeit zu bekommen.”

Zu wenige lange Bälle: Was die DFB-Analyse nach Österreich ergab

In Österreich musste die deutsche Frauen-Nationalelf einem 0:2 hinterherlaufen – und bog es noch um. Verteidigerin Kathrin Hendrich sprach nun zwei Tage vor dem Spiel gegen Island darüber, woran es hakte.

Letztendlich doch abgehängt: Kathrin Hendrich (li.) und die deutsche Mannschaft besiegten Eileen Campbell und Österreich mit Mühe.

Letztendlich doch abgehängt: Kathrin Hendrich (li.) und die deutsche Mannschaft besiegten Eileen Campbell und Österreich mit Mühe.

IMAGO/Steinbrenner

Geburtstag feiern im Nationaltrikot? Für Kathrin Hendrich längst nichts Neues mehr. Aber ohne die verletzt fehlende und auf den Tag ein Jahr ältere Alexandra Popp war es dann doch etwas ungewohnt. “Die Mannschaft singt so schön”, berichtete die Verteidigerin, die am Samstag 32 Jahre alt wurde.

Doch der Fokus in der Medienrunde am Sonntag richtete sich schnell auf das Sportliche. Das so knappe 3:2 gegen Österreich hatte schließlich noch offene Fragen hinterlassen.

Jonsdottir ist bestens bekannt

EM-Qualifikation

“Wir haben in den Anfangsminuten genau das gemacht, was Österreich bei uns herauslocken wollte”, berichtete Hendrich von der Analyse. Zu kurz habe die DFB-Elf hinten herausgespielt, sodass die Gastgeber gut ins Pressing gekommen seien. “Wir hätten mit mehr langen Bällen agieren müssen, um die erste Linie zu überspielen.”

Das gelte es am Dienstag (18.10 Uhr, LIVE! bei kicker) im Tivoli in Aachen zu ändern. Dann ist Island in der EM-Qualfikation zu Gast – und damit auch Hendrichs Vereinskollegin Sveindis Jonsdottir. “Wir wissen, dass Sveindis eine überragende Spielerin ist”, lobte Vivien Endemann, die ebenfalls beim VfL Wolfsburg unter Vertrag steht.

Vier erfahrene Spielerinnen fehlten: Für Hendrich keine Ausrede

“Man muss schauen”, ergänzte Hendrich, “dass man sie direkt bei der Ballan- und -mitnahme stört.” Einen Plan, um die einwurf- und schussstarke Außenspielerin der Isländerinnen zu stoppen, gibt es also.

Wie gegen Österreich werden auch diesmal Popp, die ebenfalls verletzten Marina Hegering und Sara Däbritz sowie die zurückgetretene Svenja Huth nicht dabei sein. Spielte es am Freitag eine Rolle, dass sich da erst eine neue Hierarchie auf dem Platz bilden muss?

“Es darauf zu schieben, dass vier erfahrene Spielerinnen gefehlt haben, wäre zu einfach als Ausrede”, fand Hendrich. Sie muss es beurteilen können: Mit nun 32 Jahren war sie hinter Sara Doorsoun die zweitälteste DFB-Akteurin auf dem Platz.

Freigang reist von Nationalelf ab – Hrubesch nominiert nicht nach

Bundestrainer Horst Hrubesch hat für das EM-Qualifikationsspiel gegen Island eine Alternative weniger. Laura Freigang verließ das DFB-Team am Sonntag verletzt.

Kein Zusammenspiel mit Jule Brand gegen Island: Laura Freigang (li.) fällt aus.

Kein Zusammenspiel mit Jule Brand gegen Island: Laura Freigang (li.) fällt aus.

IMAGO/Eibner

Beim knappen 3:2-Sieg über Österreich am Freitag war Laura Freigang zur Halbzeit für Sydney Lohmann eingewechselt worden und trug mit einem aktiven Auftritt zur Aufholjagd bei. Den Siegtreffer per Elfmeter durch Giulia Gwinn bereitete die Frankfurterin vor, indem sie gegen Torhüterin Manuela Zinsberger einen Strafstoß herausholte.

Für das anstehende Match gegen Island am Dienstag (18.10 Uhr, LIVE! bei kicker) ist Freigang nun aber keine Alternative. Der DFB vermeldete am Sonntagmorgen, dass sich die 26-Jährige in der Partie gegen Österreich eine Verletzung am Schultereckgelenk zugezogen und die DFB-Elf nun vorzeitig verlassen habe.

Bundestrainer Horst Hrubesch verzichtete auf eine Nachnominierung. Auf Abruf hätte Bayern-Spielerin Linda Dallmann gewartet und es wohl auch rechtzeitig zur Partie, die in Aachen stattfindet, geschafft.

Bühl trotz Sieg selbstkritisch: “Werden uns was anhören dürfen”

Die deutschen Spielerinnen waren nach dem 3:2-Sieg gegen Österreich nicht zufrieden mit der eigenen Leistung. Auch Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch ging mit seiner Mannschaft hart ins Gericht.

Trotz Auftaktsieg in der EM-Qualifikation nicht zufrieden: Klara Bühl.

Trotz Auftaktsieg in der EM-Qualifikation nicht zufrieden: Klara Bühl.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Ein Sieg zum Auftakt in die EM-Qualifikation, zudem noch im Nachbarschaftsduell mit Österreich – eigentlich hätten die Nationalspielerinnen des DFB am Freitagabend zufrieden sein können. Doch in den Interviews mit der ARD nach Abpfiff waren deutlich selbstkritische Töne zu vernehmen, besonders wegen der miserablen Leistung in der ersten halben Stunde, in der die deutsche Mannschaft mit 0:2 in Rückstand geraten war.

EM-Qualifikation, 1. Spieltag

“Wir haben die Anfangsphase komplett verschlafen, waren erst ab der 30. Minute so richtig präsent”, bemäkelte Aushilfskapitänin Giulia Gwinn. Erst danach sei ein “Ruck” durch die Mannschaft gegangen, habe man sich “nochmal zusammengeschweißt” und schließlich ein anderes, stark verbessertes Gesicht gezeigt, so die Verteidigerin. “Das darf uns so nicht passieren. Wir müssen von der ersten Minute an aufdrehen. Das hat heute mal wieder gefehlt!”

Auch Klara Bühl rang um Fassung ob des laschen Auftritts: “Die ersten 30 Minuten waren echt gar nichts. Viel zu viele Spielerinnen waren nicht auf der Höhe, das darf auf dem Niveau nicht passieren.” Immerhin habe man es geschafft, trotz Rückstand nochmals zurückzukommen, es sei aber der eigene Anspruch, dem Spiel von Anfang an den eigenen Stempel aufzudrücken. Daher wusste Bühl schon: “Wir werden uns was anhören dürfen.”

Hrubesch schimpft: “Klar darauf hingewiesen”

Von wem, das war auch schnell klar. Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch war trotz des Sieges nicht gerade bester Laune. “Wir haben vor dem Spiel klar darauf hingewiesen, was kommen wird. Haben klar besprochen, dass wir uns hier nicht abkochen lassen.” Doch das habe seine Mannschaft nicht umgesetzt und sei deshalb in “Riesenschwierigkeiten” gekommen, schimpfte der 72-Jährige.

Auch bei uns wachsen von heute auf morgen die Bäume nicht in den Himmel.

Horst Hrubesch über die Entwicklung seiner Mannschaft

Andersherum müsse er seiner Mannschaft auch ein Kompliment machen: “Sie kommt zurück, hat die Qualitäten und hätte es zum Schluss auch klarer entscheiden können”, so der Coach. Doch auch er forderte, die Spiele in Zukunft wieder selber zu bestimmen “und zwar von der ersten Minute an”. Allerdings war sich Hrubesch sicher: “Solche Spiele wie heute werden uns guttun.”

Mannschaft soll sich für kommende Aufgaben einspielen

Denn es sei nun an der Zeit, dass sich seine Mannschaft einspiele, vor allem für Olympia im Sommer. “Bis heute habe ich nicht ein Spiel mit dieser Mannschaft gehabt, wo ich mal etwas probieren konnte, da es immer nur ums Gewinnen ging”, klagte Hrubesch. Diesen Druck wolle er auch weiter aufrechterhalten, seine Mannschaft müsse eben lernen, unter diesen Umständen ihre Leistung abzurufen. Als Vorbild über 90 Minuten gilt für den Bundestrainer dabei der 2:0-Sieg gegen die Niederlande, mit dem das Olympia-Ticket im letzten Moment gesichert wurde.

Es gehe nun darum, “dass wir eine Mannschaft kriegen, die zusammenwächst. Wir brauchen mehr Spielerinnen, die Verantwortung übernehmen, wenn jemand nicht da ist”, gab Hrubesch die Richtung für die kommenden Lehrgänge vor. So weit sei sein Team bislang noch nicht, auch wenn es immer Leistung gezeigt habe, wenn es drauf ankam. Ein solcher Prozess brauche eben Zeit: “Auch bei uns wachsen von heute auf morgen die Bäume nicht in den Himmel”, gab der Bundestrainer etwas kryptisch zu.

Hrubesch adelt Gwinn: “Riesigen Stellenwert im Team”

Am Freitagabend startet der Vize-Europameister in die EM-Qualifikation. Vorneweg geht in Giulia Gwinn eine Frau, die es Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch angetan hat.

Eine Frau, auf die sich Horst Hrubesch verlässt: Giulia Gwinn (li.).

Eine Frau, auf die sich Horst Hrubesch verlässt: Giulia Gwinn (li.).

IMAGO/Eibner

Die Punkte “bei uns behalten”, obwohl das kommende Länderspiel auf fremdem Boden stattfindet: So entschlossen hat Horst Hrubesch, Interims-Bundestrainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, das vor der EM-Qualifikationspartie in Österreich formuliert. In Linz startet der Vize-Europameister am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in die Quali.

Angeführt wird die DFB-Auswahl dabei von einer 24-Jährigen: Giulia Gwinn hat in Abwesenheit der verletzten Kapitänin Alexandra Popp vorübergehend deren Amt übernommen, Stellvertreterin ist die erst 22 Jahre alte Bald-Münchnerin Lena Oberdorf. Diese Wahl war nicht allein vom Bundestrainer getroffen worden, wie er noch mal bestätigte. Der Europameister von 1980 hat sich dabei mit seinen Spielerinnen abgestimmt.

Schon 41 Länderspiele für die Elfmeterschützin

Gwinn, trotz ihres noch relativ jungen Alters und mehr noch ihrer Verletzungshistorie bereits mit 41 Länderspielen auf dem Buckel, wurde von Hrubesch am Donnerstagnachmittag in den höchsten Tönen gelobt: “Giuli hat über ihre Leistungen immer wieder gezeigt, dass sie eine wertvolle Spielerin ist und vorangeht”, adelte der Fußball-Routinier die Münchner Rechtsverteidigerin: “Und sie ist einfach ein Typ, der einen riesigen Stellenwert im Team hat.”

“Ich möchte Verantwortung übernehmen und das auch verkörpern”, hatte Gwinn, die in der Nationalmannschaft – ziemlich zielsicher – die Elfmeter schießt, unlängst geäußert. Das darf sie nun tun, auch im zweiten Quali-Spiel am Dienstagabend (18.10 Uhr) gegen Island. Diese Partie findet in Aachen statt.

Der Ersatz der etatmäßigen Kapitänin Popp, die an einer Knieverletzung laboriert, wäre eigentlich ihre Wolfsburger Teamkollegin Svenja Huth gewesen. Doch die 33-Jährige erklärte kürzlich ihren sofortigen Rücktritt aus der Nationalmannschaft.

Gwinn führt DFB-Team als Kapitänin an

Wie der DFB am Donnerstag mitteilte, wird Giulia Gwinn die deutsche Nationalmannschaft beim Länderspiel-Doppelpack gegen Österreich und Island in Abwesenheit der verletzten Alexandra Popp als Kapitänin vertreten.

Führt das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch als Kapitänin an: Giulia Gwinn.

Führt das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch als Kapitänin an: Giulia Gwinn.

IMAGO/Eibner

Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch hatte kürzlich die Frage, wer in Linz als Spielführerin fungieren wird, wie folgt beantwortet: “Normalerweise habe ich es immer so gehalten, dass ich den Kapitän bestimmt habe. Ich werde mit den Mädels reden und dann entscheiden, wer in den Spielen als Kapitänin aufläuft.”

Gwinn Kapitänin, Oberdorf Stellvertreterin

Nun also wird Rechtsverteidigerin Gwinn die deutschen Fußballerinnen als Kapitänin anführen. Die 24-Jährige vom FC Bayern München wird die Binde im EM-Qualifikationsspiel am Freitag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in Linz gegen Österreich und am Dienstag in Aachen gegen Island als Vertreterin der etatmäßigen, aber aktuell am Knie verletzten Spielführerin Alexandra Popp (VfL Wolfsburg) tragen – dies teilte eine DFB-Sprecherin am Donnerstag mit.

Svenja Huth, bisherige Stellvertreterin von Popp, hatte kürzlich ihren sofortigen Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt. Gwinn hat trotz zweier Kreuzbandrisse in den vergangenen Jahren bereits 41 Länderspiele bestritten und gehört als Rechtsverteidigerin zu den wichtigsten Stammkräften. Als stellvertretende Kapitänin erfährt auch die künftige Münchnerin Lena Oberdorf (Wolfsburg), die mit ihren 22 Jahren ebenfalls schon eine tragende Rolle bei den DFB-Frauen innehat, Wertschätzung.

Gwinn bekräftigt Anspruch auf eine Führungsrolle

Dass Gwinn bei der Nationalmannschaft in eine Führungsrolle hineinwachsen will, hatte sie in der vergangenen Woche in einem Interview des Bayern-Klubmagazins verdeutlicht: “Ich möchte Verantwortung übernehmen und das auch verkörpern”, sagte sie. “Wer sich wegduckt, bewirkt nichts.” Klare Worte hatte sie auch nach der Niederlage im Nations-League-Halbfinale in Frankreich gefunden und von “Angsthasenfußball” gesprochen. “Ich denke, es gehört dazu, mal den Finger in die Wunde zu legen”, sagte sie dazu später.