Bühl trotz Sieg selbstkritisch: “Werden uns was anhören dürfen”

Bühl trotz Sieg selbstkritisch: “Werden uns was anhören dürfen”

Die deutschen Spielerinnen waren nach dem 3:2-Sieg gegen Österreich nicht zufrieden mit der eigenen Leistung. Auch Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch ging mit seiner Mannschaft hart ins Gericht.

Trotz Auftaktsieg in der EM-Qualifikation nicht zufrieden: Klara Bühl.

Trotz Auftaktsieg in der EM-Qualifikation nicht zufrieden: Klara Bühl.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Ein Sieg zum Auftakt in die EM-Qualifikation, zudem noch im Nachbarschaftsduell mit Österreich – eigentlich hätten die Nationalspielerinnen des DFB am Freitagabend zufrieden sein können. Doch in den Interviews mit der ARD nach Abpfiff waren deutlich selbstkritische Töne zu vernehmen, besonders wegen der miserablen Leistung in der ersten halben Stunde, in der die deutsche Mannschaft mit 0:2 in Rückstand geraten war.

EM-Qualifikation, 1. Spieltag

“Wir haben die Anfangsphase komplett verschlafen, waren erst ab der 30. Minute so richtig präsent”, bemäkelte Aushilfskapitänin Giulia Gwinn. Erst danach sei ein “Ruck” durch die Mannschaft gegangen, habe man sich “nochmal zusammengeschweißt” und schließlich ein anderes, stark verbessertes Gesicht gezeigt, so die Verteidigerin. “Das darf uns so nicht passieren. Wir müssen von der ersten Minute an aufdrehen. Das hat heute mal wieder gefehlt!”

Auch Klara Bühl rang um Fassung ob des laschen Auftritts: “Die ersten 30 Minuten waren echt gar nichts. Viel zu viele Spielerinnen waren nicht auf der Höhe, das darf auf dem Niveau nicht passieren.” Immerhin habe man es geschafft, trotz Rückstand nochmals zurückzukommen, es sei aber der eigene Anspruch, dem Spiel von Anfang an den eigenen Stempel aufzudrücken. Daher wusste Bühl schon: “Wir werden uns was anhören dürfen.”

Hrubesch schimpft: “Klar darauf hingewiesen”

Von wem, das war auch schnell klar. Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch war trotz des Sieges nicht gerade bester Laune. “Wir haben vor dem Spiel klar darauf hingewiesen, was kommen wird. Haben klar besprochen, dass wir uns hier nicht abkochen lassen.” Doch das habe seine Mannschaft nicht umgesetzt und sei deshalb in “Riesenschwierigkeiten” gekommen, schimpfte der 72-Jährige.

Auch bei uns wachsen von heute auf morgen die Bäume nicht in den Himmel.

Horst Hrubesch über die Entwicklung seiner Mannschaft

Andersherum müsse er seiner Mannschaft auch ein Kompliment machen: “Sie kommt zurück, hat die Qualitäten und hätte es zum Schluss auch klarer entscheiden können”, so der Coach. Doch auch er forderte, die Spiele in Zukunft wieder selber zu bestimmen “und zwar von der ersten Minute an”. Allerdings war sich Hrubesch sicher: “Solche Spiele wie heute werden uns guttun.”

Mannschaft soll sich für kommende Aufgaben einspielen

Denn es sei nun an der Zeit, dass sich seine Mannschaft einspiele, vor allem für Olympia im Sommer. “Bis heute habe ich nicht ein Spiel mit dieser Mannschaft gehabt, wo ich mal etwas probieren konnte, da es immer nur ums Gewinnen ging”, klagte Hrubesch. Diesen Druck wolle er auch weiter aufrechterhalten, seine Mannschaft müsse eben lernen, unter diesen Umständen ihre Leistung abzurufen. Als Vorbild über 90 Minuten gilt für den Bundestrainer dabei der 2:0-Sieg gegen die Niederlande, mit dem das Olympia-Ticket im letzten Moment gesichert wurde.

Es gehe nun darum, “dass wir eine Mannschaft kriegen, die zusammenwächst. Wir brauchen mehr Spielerinnen, die Verantwortung übernehmen, wenn jemand nicht da ist”, gab Hrubesch die Richtung für die kommenden Lehrgänge vor. So weit sei sein Team bislang noch nicht, auch wenn es immer Leistung gezeigt habe, wenn es drauf ankam. Ein solcher Prozess brauche eben Zeit: “Auch bei uns wachsen von heute auf morgen die Bäume nicht in den Himmel”, gab der Bundestrainer etwas kryptisch zu.