Auch Koch für die EM nominiert – Hummels-Chancen auf Minimum gesunken

Der nächste Nominierte für den deutschen EM-Kader steht fest – und kommt etwas überraschend. Durch die Berufung von Frankfurts Robin Koch sinken auch die Chancen auf einen Kaderplatz für Mats Hummels.

Robin Koch (li.) ist bei der EM dabei, Mats Hummels muss seine Hoffnungen wohl begraben.

Robin Koch (li.) ist bei der EM dabei, Mats Hummels muss seine Hoffnungen wohl begraben.

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Nachdem am Dienstagmorgen bereits die Nominierungen von Niclas Füllkrug und Chris Führich bekannt geworden waren, legte der DFB am Vormittag nach – und wählte wie gewohnt erneut einen neuen Kommunikationskanal: Über den Instagram-Account des YouTube-Kanals “World Wide Wohnzimmer” verkündeten die beiden Hosts Dennis und Benni Wolter die Nominierung von Frankfurts Robin Koch.

Koch absolvierte bislang acht A-Länderspiele, das letzte allerdings vor knapp drei Jahren beim 1:1 gegen Dänemark vor der Europameisterschaft 2021. Bei dieser stand Koch zwar im deutschen Kader, kam aber nicht zum Einsatz. Im Anschluss war der Innenverteidiger lange außen vor, wurde von Bundestrainer Julian Nagelsmann erst im März für die Spiele gegen die Niederlande und Frankreich wieder berufen, spielte aber wiederum keine Minute.

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Durch Kochs Nominierung sind auch die Chancen von Mats Hummels auf einen Kaderplatz auf ein Minimum gesunken. Bereits am Sonntag war die Berufung von Hummels’ BVB-Kollegen Nico Schlotterbeck bekannt geworden, am Montag folgte die Nominierung von Leverkusens Jonathan Tah. Antonio Rüdiger von Real Madrid wird ebenfalls einen Platz sicher haben. Gemeinsam mit Koch ergibt das bereits vier Plätze für die Innenverteidigung.

Zwar erscheint es denkbar, dass Nagelsmann fünf Innenverteidiger nominiert – vor allem vor dem Hintergrund, dass Schlotterbeck und Rüdiger sich noch am 1. Juni mit ihren Klubs im Champions-League-Finale gegenüberstehen und damit erst später ins deutsche Quartier anreisen werden. Allerdings dürfte in diesem Fall Waldemar Anton, der eine herausragende Saison mit dem VfB Stuttgart spielt und in Frankreich zuletzt im DFB-Trikot debütierte, klar in der Favoritenrolle gegenüber Hummels sein. Die Berufung eines sechsten Innenverteidigers gilt als höchst unwahrscheinlich.

Neben Koch, Führich, Füllkrug, Schlotterbeck und Tah haben auch die beiden Bayern-Profis Manuel Neuer und Aleksandar Pavlovic ihr EM-Ticket bereits vorzeitig erhalten. Den vollständigen vorläufigen Turnier-Kader gibt Nagelsmann am Donnerstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker) bekannt.

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Krösche setzt einen Kontrapunkt und verschärft den Ton

Durch das enttäuschende 1:1 in Gladbach hat es die Eintracht versäumt, die Voraussetzung zu schaffen, um ohne großen Druck ins letzte Saisonspiel gegen Leipzig zu gehen. Nun verschärft Sportvorstand Markus Krösche den Ton.

SGE-Sportvorstand Markus Krösche appelliert eindringlich ans Team.

SGE-Sportvorstand Markus Krösche appelliert eindringlich ans Team.

IMAGO/Jan Huebner

In den jüngsten acht Bundesligaspielen holte die Eintracht nur einen Sieg. Dass die Hessen einen Spieltag vor Schluss mit lediglich 46 Punkten auf Platz sechs stehen, ist der Schwäche der Konkurrenz zu verdanken. Durch den fahrlässigen Auftritt in Gladbach könnte bei einer Niederlage im Heimspiel gegen Leipzig Verfolger Hoffenheim noch an Frankfurt vorbeiziehen. Zwar empfängt die TSG den FC Bayern, doch da es für die Münchner nur noch darum geht, ob sie Zweiter oder Dritter werden, wäre ein Sieg des Außenseiters keine faustdicke Überraschung.

Toppmöllers Zufriedenheit wirkt deplatziert

Die Eintracht könnte ihrerseits davon profitieren, dass für Leipzig der vierte Platz bereits zementiert ist. Doch sie muss schon etwas dafür tun, um zumindest im letzten Heimspiel die Fans mit einem Sieg versöhnlich in die Sommerpause zu verabschieden. Fraglich ist, ob eine ordentliche, aber keineswegs gute Leistung wie in Gladbach ausreicht. Zwar überzeugte die Mannschaft gegen eine schwache, verunsicherte Borussia phasenweise durchaus, über weite Strecken der zweiten Hälfte ließ sie jedoch die Zügel schleifen und besaß nach Fares Chaibis Schuss (50.) keine ernstzunehmende Torchance mehr. Die von Trainer Dino Toppmöller auf der Pressekonferenz zur Schau gestellte Zufriedenheit wirkte trotz des Erreichens des internationalen Wettbewerbs auch deshalb deplatziert, weil das Potenzial – wie so oft in dieser Saison – nicht ausgeschöpft wurde.

Sein Vorgesetzter Markus Krösche setzte mit einem Interview auf der vereinseigenen Homepage einen Kontrapunkt. “Erleichtert wäre ich gewesen, wenn wir überzeugend gewonnen und den sechsten Platz sicher hätten. Diese Chance haben wir liegen gelassen, auch weil uns die letzte Konsequenz gefehlt hat. Mit dem Ergebnis bin ich deshalb nicht zufrieden! Besser zu sein in den Statistiken ist das eine – wir müssen uns künftig noch mehr mit Toren und Punkten belohnen”, fordert der Sportvorstand. Das ist auch mit Blick auf die neue Saison eine klare Ansage; die Schonfrist ist vorbei.

Krösche erhöht den Druck

Krösche erhöht auf die Mannschaft und das Trainerteam den Druck, indem er betont: “Ich erwarte am letzten Spieltag eine überzeugende Leistung von uns und den klaren Willen, dieses Spiel für uns zu entscheiden.” Ziel sei es, mit einem Sieg den sechsten Platz aus eigener Kraft zu schaffen und “diese Saison des Umbruchs” mit einer “positiven Botschaft” zu versehen. Es ist zwar nur ein Randaspekt, doch natürlich geht es auch darum, Makoto Hasebe und Sebastian Rode vor ihrem Karriereende noch möglichst viel Spielzeit zu verschaffen. Das fällt naturgemäß leichter, wenn das Spiel in der Schlussphase nicht auf des Messers Schneide steht.

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Toppmöller hatte vor dem Spiel in Gladbach das Motto ausgerufen: “Für Seppl, für Hase, für uns.” Außerdem bekräftigte er: “Uns ist es total wichtig, dass wir diesen beiden Spielern den Abschied ermöglichen, den sie mit ihrer Leistung, vor allem aber ihrer Hingabe für diesen Klub verdient haben. Das ist eine klare Erwartungshaltung von mir an jeden einzelnen.” In Gladbach wurde diese Erwartungshaltung nicht erfüllt. Wer das anders sieht, möge sich noch einmal das unproduktive Ballgeschiebe in der Schlussphase anschauen.

Julian Franzke

Rode: “Das war wie eine Fügung – und einfach geil”

Sebastian Rode beendet wie auch Makoto Hasebe nach der Saison seine Karriere. Im großen kicker-Interview (Montagsausgabe) lässt der Eintracht-Kapitän seinen von Titeln, aber auch vielen gesundheitlichen Rückschlägen geprägten Werdegang Revue passieren. Am 34. Spieltag will er gegen Leipzig noch mal für ein paar Minuten spielen und sich von den Fans gebührend verabschieden.

Sein größter Erfolg: Sebastian Rode gewinnt 2022 mit Eintracht Frankfurt die Europa League.

Sein größter Erfolg: Sebastian Rode gewinnt 2022 mit Eintracht Frankfurt die Europa League.

IMAGO/Jan Huebner

Hinter Rode liegt ein wahres Seuchenjahr. Aufgrund verschiedener Verletzungen kam der Mittelfeldspieler in dieser Spielzeit wettbewerbsübergreifend nur zehnmal zum Einsatz, letztmals am 22. Februar beim bitteren Conference-League-Aus gegen Union Saint-Gilloise (1:2). Kurz darauf unterzog er sich einer Arthroskopie im Knie. Seither arbeitet er auf das Ziel hin, am letzten Spieltag gegen Leipzig noch mal ein paar Minuten Bundesligaluft zu schnuppern. Rode befindet sich im Zeitplan, realistisch betrachtet werde die Kraft für zehn Minuten reichen, glaubt der 33-Jährige.

“Ich bekomme jetzt schon Gänsehaut”

Das letzte Spiel wird für ihn sehr emotional werden. “Ich bekomme jetzt schon Gänsehaut, wenn ich daran denke. Im Stadion werden viele Freunde und Bekannte sein. Viele Fans haben mir schon gesagt, dass sie mich abfeiern wollen, selbst wenn ich nur drei Minuten auf dem Feld stehen sollte”, sagt Rode im Gespräch mit dem kicker. Er räumt ein: “So richtig kann ich noch gar nicht glauben, dass jetzt ein Schlussstrich gezogen wird. Auch wenn das letzte Jahr wegen meiner Verletzungen verkorkst war, habe ich unglaublich viel erlebt und dem Fußball viel zu verdanken. Ich lernte viele tolle Menschen kennen und denke an all die Emotionen in der Kabine, auf dem Feld und mit den Fans. Das wird mir fehlen und geht mir schon ab und zu durch den Kopf, wenn ich abends im Bett liege.”

Ich bin dem lieben Gott schon sehr dankbar.

Sebastian Rode

Kämpferherz Rode stand immer einmal mehr auf als er hinfiel, ließ sich auch von schwersten Verletzungen nie entmutigen. “Die Verletzungen und Enttäuschungen haben mich schon stark geprägt, gerade in der ersten Phase”, sagt Rode. Einen der bittersten Momente seiner Karriere erlebte er am 9. Mai 2019 in London. Im Europa-League-Halbfinale schied die Eintracht bei Chelsea im Elfmeterschießen aus – und Rode verletzte sich in der zweiten Hälfte am Knie. “Es hätte damals an der Stamford Bridge gar nicht schlimmer laufen können. Ich war mir schon an dem Abend sicher, dass etwas im Knie kaputt ist. Am Ende stand ich mit Krücken vor den Fans, da floss die eine oder andere Träne”, rekapituliert Rode.

Drei Jahre später schloss sich in der Hitzeschlacht von Sevilla gegen die Glasgow Rangers der Kreis. Rode führte die Mannschaft als Kapitän aufs Feld, spielte auch mit einer blutenden Kopfwunde weiter und feierte mit der Eintracht den größten Erfolg seine Karriere. “Ich bin dem lieben Gott schon sehr dankbar, dass wir mit der Eintracht noch einmal die Chance bekamen, diesen Titel zu gewinnen. Das war wie eine Fügung – und einfach geil”, sagt Rode. “Ich weiß noch, welcher Genuss es war, die Mannschaft in so einem Spiel als Kapitän aufs Feld führen zu dürfen. Gerade die K.-o.-Phase habe ich sehr genossen, wenn ich allein schon an das Spiel in Barcelona denke.”

kicker-Redakteur Julian Franzke im Gespräch mit Sebastian Rode

Ein Gespräch mit Rückblick auf eine erfolgreiche Karriere: kicker-Redakteur Julian Franzke mit Sebastian Rode.

Viel mitgenommen hat Rode auch aus der Zeit beim FC Bayern, wo er sich unter Trainer Pep Guardiola “spielerisch enorm” weiterentwickelte. Zudem stand er gemeinsam mit dem Leverkusener Meistertrainer Xabi Alonso auf dem Feld. “Vom ersten Tag an merkte man, wie bescheiden und bodenständig er ist – obwohl er schon alles gewonnen hatte, Welt- und Europameister war. Aber das ließ er überhaupt nicht heraushängen. Innerhalb von einem halben Jahr konnte er Deutsch verstehen, obwohl es in dem Alter nicht mehr so leicht ist, eine neue Sprache zu lernen”, erzählt Rode voller Hochachtung. Er sieht in dem 42-Jährigen auch ein Vorbild für die nachfolgenden Generationen: “Ich würde mir wünschen, dass sich viele junge Spieler an ihm ein Beispiel nehmen. Mich wundert es nicht, dass er diesen Erfolg hat und von allen geschätzt wird.”

Lesen Sie im kicker-Interview (Montagsausgabe und ab Sonntagabend auch im eMagazine) außerdem, wie Rodes Familie dazu beigetragen hat, dass er nie die Bodenhaftung verlor, weshalb er manchmal mit der Glitzerwelt des Profifußballs fremdelte, warum er sich unter Guardiola wie ein Anfänger fühlte und weshalb er sich wünscht, dass die Kinder heutzutage auch mal Widerstände überwinden müssten. Außerdem spricht Rode über den unerfüllten Wunsch, für die deutsche Nationalmannschaft aufzulaufen und die Zeit nach der Karriere.

Julian Franzke

Mainz erspart der Eintracht die unangenehmen Fragen

Durch einen Sieg in Mönchengladbach hätte sich die Eintracht Platz 6 sichern können, holte aber nur einen Punkt. Einen inneren Konflikt vor dem 34. Spieltag verhinderte der Lokalrivale aus Mainz am Samstagabend.

Nach dem Schlusspfiff bejubelten die Frankfurter den Punktgewinn in Mönchengladbach - doch was bedeutet das Remis in der Endabbrechnung?

Nach dem Schlusspfiff bejubelten die Frankfurter den Punktgewinn in Mönchengladbach – doch was bedeutet das Remis in der Endabbrechnung?

IMAGO/Jan Huebner

Ausgerechnet beim Nachbarn aus Mainz darf sich Eintracht Frankfurt nun also bedanken, dass so manche unangenehme Frage in der kommenden Woche ausbleibt. Denn weil es der SGE trotz spielerischer Überlegenheit nicht gelang, mehr als einen Punkt aus Mönchengladbach mitzunehmen, hätten sich die Hessen bei einem Punktverlust der 05er in einer Zwickmühle befunden.

Die aber gewann am Samstagabend 3:0 gegen Dortmund, das somit nicht mehr an RB Leipzig vorbei auf Platz rücken kann. Wichtig für die SGE, die nun bei einem BVB-Triumph im Finale der Champions League selbst ein Ticket für die Königsklasse erhält – sofern man selbst den sechsten Platz verteidigt.

Bundesliga, 33. Spieltag

Mit einem Sieg gegen die Borussia hätte die SGE das unter Dach und Fach bringen können, kam aber nicht über ein 1:1 hinaus und sieht sich nun einem kleinen Rest-Risiko gegenüber, die Tabellenposition noch an die TSG Hoffenheim zu verlieren. Die liegt schließlich sechs Punkte hinter der Eintracht, spielt erst am Sonntag gegen die bereits abgestiegenen Darmstädter und am 34. Spieltag gegen den FC Bayern München.

Einen Punkt braucht es wohl mindestens

Zwar ist die Tordifferenz der Frankfurter (+1) deutlich besser als die der Kraichgauer (-8), doch die Beteiligten wollten am Samstagnachmittag im Borussia-Park natürlich nichts bejubeln, was ihnen theoretisch noch auf die Füße fallen könnte. Es braucht also – da ist man sich am Main sicher – mindestens einen Punkt, für das eigenen Selbstverständnis besser noch einen Sieg gegen RB Leipzig am abschließenden Spieltag, um sicher Sechster zu werden. “Ich glaube, dass wir die Möglichkeiten hatten, das Spiel zu gewinnen”, ist sich Sportvorstand Markus Krösche sicher. “Wir waren überlegen und müssen unsere Torchancen machen. Das haben wir nicht gemacht und jetzt geht es gegen Leipzig darum, den Dreier einzufahren und Platz sechs zu sichern.”

Den Sieg gegen die Sachsen darf man nun also getrost ins Auge fassen, ohne Gefahr zu laufen, dadurch den Dortmundern noch die Tür zu Platz vier zu öffnen und selbst sicher maximal in der Europa League aufzulaufen. Dass man sich darüber freilich nicht beschweren würde, daraus machte Kevin Trapp keinen Hehl.

“Natürlich freuen wir uns. Wir haben gefühlt eine sehr lange und komplizierte Saison gespielt – mit einem glücklichen Ende. Wir haben uns für Europa qualifiziert, das war auch unser Ziel”, erklärte der Kapitän bei Sky und fügte an: “Welcher Wettbewerb es sein wird, werden wir spätestens am 1. Juni dann sehen.” Dann tritt der BVB im CL-Finale gegen Real Madrid an – und kann sich der Unterstützung der SGE von der Couch aus sicher sein.

Ein Sieg zum Abschied von Rode und Hasebe?

Gegen Leipzig will man im Übrigen zuvor nicht nur für Platz sechs gewinnen. Das Heimspiel dient auch als Schauplatz für die Verabschiedung von Sebastian Rode und Makoto Hasebe, die ihre Karrieren beenden. “Wir wollen natürlich nächste Woche das Heimspiel gewinnen für ‘Seppl’ und ‘Hase'”, erklärte Trapp, der dabei auch zu den Fohlen blickte, die im Rahmen ihres letzten Heimspiels den Urgesteine Tony Jantschke und Patrick Herrmann den Abschied bereiteten: ” … und sie mit einer Stimmung – und ich bin mir sicher, noch lauter – verabschieden können.”

Diese Entscheidungen können am 33. Spieltag fallen

Am heutigen Samstag könnte sich im Bundesliga-Tabellenkeller schon alles entscheiden – und Eintracht Frankfurt den sechsten Platz absichern. Rechenspiele vor dem 33. Spieltag.

Frankfurt (Trapp) kämpft noch um die Champions League, Gladbach (Hack), Union (Trainer Grote) und Köln (Waldschmidt, v. li.) um den Klassenerhalt.

Frankfurt (Trapp) kämpft noch um die Champions League, Gladbach (Hack), Union (Trainer Grote) und Köln (Waldschmidt, v. li.) um den Klassenerhalt.

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Der sechste Platz in der Bundesliga könnte in dieser Saison so lukrativ werden wie nie. Gewinnt Borussia Dortmund die Champions League, wird in der Liga aber nur Fünfter, darf auch der Tabellensechste in der kommenden Saison in der Königsklasse antreten – als sechster deutscher Starter. Derzeit sieht alles danach aus, dass Eintracht Frankfurt diesen Platz erobert, der mindestens zur Europa-League-Teilnahme berechtigt. Schon am 33. Spieltag können die Hessen ihn absichern:

Eintracht Frankfurt wird sicher Tabellensechster …

… bei einem Sieg am Samstag (15.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach.

… bei einem Remis in Gladbach, wenn parallel Freiburg nicht gegen Heidenheim und Hoffenheim nicht in Darmstadt gewinnt.

… bei einer Niederlage in Gladbach, wenn parallel Freiburg gegen Heidenheim verliert und Hoffenheim nicht in Darmstadt gewinnt.

Im Tabellenkeller wird noch der zweite Direktabsteiger nach dem SV Darmstadt 98 gesucht – und scheint im 1. FC Köln bereits gefunden zu sein. Die Elf von Trainer Timo Schultz braucht bei fünf Punkten Rückstand ein Wunder, um sich noch in die Relegation zu retten. Die Lage im Kampf um den Klassenerhalt:

Der 1. FC Köln steigt direkt ab …

… bei einer Niederlage am Samstag (15.30 Uhr) gegen Union Berlin.

… bei einem Remis gegen Union Berlin.

Der 1. FSV Mainz 05 muss sicher in die Relegation …

… bei einer Niederlage am Samstag (18.30 Uhr) gegen Borussia Dortmund, wenn Köln gegen Union verliert.

Union Berlin schafft den Klassenerhalt …

… bei einem Sieg in Köln, wenn Mainz gegen Dortmund verliert.

Borussia Mönchengladbach schafft den Klassenerhalt …

… bei einem Sieg gegen Frankfurt.

… bei einem Remis gegen Frankfurt, wenn Mainz nicht gegen Dortmund gewinnt oder – bei einem Mainzer Sieg – Union in Köln verliert.

… bei einer Niederlage gegen Frankfurt, wenn Mainz gegen Dortmund verliert.

Der VfL Bochum schafft den Klassenerhalt …

… bei einem Sieg am Sonntag (19.30 Uhr) gegen Leverkusen.

… bei einem Remis gegen Leverkusen, wenn Mainz nicht gegen Dortmund gewinnt oder – bei einem Mainzer Sieg – Union in Köln verliert.

… bei einer Niederlage gegen Leverkusen, wenn Mainz gegen Dortmund verliert.

Toppmöllers Motto: “Für Seppl, für Hase, für uns”

Für die Eintracht geht es am 33. Spieltag in Gladbach um mehr als drei Punkte. Mit einem Sieg wollen die Hessen Platz sechs eintüten und sicherstellen, dass der großen Abschiedsfeier von Makoto Hasebe und Sebastian Rode im letzten Heimspiel gegen Leipzig nichts mehr im Weg steht.

Gibt es das Happy End für das Duo? Sebastian Rode und Makoto Hasebe.

Gibt es das Happy End für das Duo? Sebastian Rode und Makoto Hasebe.

IMAGO/HMB-Media

Unter der Woche luden Kapitän Rode (33) und Methusalem Hasebe (40) ihre Mannschaftskameraden wie auch die Eintracht-Bosse zum Italiener ein. Ein Vorgeschmack auf das Karriereende in einer Woche. Um am 34. Spieltag einen Nervenkrimi im Schneckenrennen um Platz sechs zu vermeiden, muss die Eintracht in Gladbach gewinnen – sofern die Konkurrenz nicht patzt. Im besten Fall können Hasebe und Rode in der Schlussphase dann noch ein paar unbeschwerte Minuten auf dem Platz verbringen.

“Den Abschied ermöglichen, den sie verdient haben”

“Ich habe das diese Woche in der Kabine thematisiert. Uns ist es total wichtig, dass wir diesen beiden Spielern den Abschied ermöglichen, den sie mit ihrer Leistung, vor allem aber ihrer Hingabe für diesen Klub verdient haben. Das ist eine klare Erwartungshaltung von mir an jeden einzelnen”, betont Trainer Dino Toppmöller. Als Motto ruft er aus: “Für Seppl, für Hase, für uns.” Daran wird er sich auch selbst messen lassen müssen. Denn unabhängig von der Konstellation am letzten Spieltag wird er kaum sportliche Gründe anführen können, Hasebe und Rode nicht wenigstens für einige Minuten einzusetzen. Es ist ja nicht so, dass die anderen zuletzt geglänzt hätten…

Personell kann der Coach abermals nahezu aus dem Vollen schöpfen, bis auf Sasa Kalajdzic (Kreuzbandriss), Donny van de Beek (Achillessehnenprobleme) und Rode (Aufbautraining) sind alle Mann fit. Rode peilt weiterhin einen Einsatz gegen Leipzig an und glaubt, dass seine Kraft am letzten Spieltag zumindest für zehn Minuten reichen wird. Toppmöller fordert: “Wir müssen das Glück erzwingen und vielleicht noch mal ein paar Prozent draufpacken, was Einsatzintensität, fußballerische Qualität und Effizienz betrifft.”

Auch bei der Borussia beenden in Tony Jantschke und Patrick Herrmann zwei Klub-Legenden ihre Karriere. Es liegt auf der Hand, dass die Borussia den beiden in ihrem letzten Heimspiel ebenfalls einen tollen Abschied bereiten will. Da Gladbach außerdem punkten muss, um ganz sicher nicht abzusteigen, erwartet die Eintracht ein heißer Tanz.

Gefahr bei Ecken – Ekitiké noch nicht bei 100 Prozent

Aufpassen muss die SGE nicht zuletzt bei gegnerischen Eckbällen. Gladbach erzielte in dieser Saison bereits 14 Treffer nach Ecken und stellte damit einen neuen Bundesligarekord auf. “Wir müssen körperlich dagegenhalten, total wach sein und am besten so wenige Standards wie möglich zulassen. Eckbälle kannst du nicht immer verhindern, aber du kannst zumindest unnötige Fouls im letzten Drittel vermeiden”, sagt Toppmöller. Die Mannschaft habe schon oft genug bewiesen, dass sie gegen gefährliche Standardteams dagegenhalten könne.

Vorne ruhen die Hoffnungen insbesondere auf Hugo Ekitiké, der zuletzt dreimal in Folge traf. “Er ist nach wie vor nicht bei 100 Prozent. Das kann natürlich auch ein schönes Versprechen für die Zukunft sein”, sagt der Coach. Er führt aus: “Im Moment hat er das Quäntchen auf seiner Seite, dass seine Abschlüsse reingehen. Er bringt sich in eine gute Position und hat außergewöhnliche Fähigkeiten im Eins-gegen-eins. Wir sind total froh, dass wir ihn jetzt gerade im Saisonendspurt zumindest mal so in Form haben, dass er 70, 80 Minuten richtig gute Leistungen bringen kann. Vielleicht reicht es auch noch für 90 Minuten.” Wichtig sei es, dass sich der Franzose “total verausgabt”, betont Toppmöller. “Wenn es dann nur 70, 75 Minuten sind, haben wir immer noch Nacho, der in den letzten Wochen einen guten Eindruck gemacht hat, wenn er reinkam.”

Positiv für die Adlerträger: Gladbach ist seit vier Heimspielen sieglos und der einzige aktuelle Bundesligist, bei dem die Eintracht ihre jüngsten beiden Gastspiele gewann. Allerdings spielte Frankfurt in der Rückrunde auswärts noch nicht zu Null und kassierte im Schnitt 2,3 Gegentore pro Spiel. Ohne mehr Stabilität wird es auch am Samstag schwer, den erhofften Sieg einzufahren.

Julian Franzke

Individuelle Patzer, Platzverweise und Elfmeter – Frankfurt verliert die Stabilität

In der gesamten Hinrunde kassierte die Eintracht lediglich 20 Gegentreffer, in der Rückrunde schlug es in 15 Spielen bereits 27-mal ein. Das hängt auch mit den häufigen groben individuellen Fehlern zusammen. Beim 1:5 gegen Leverkusen trieb es Niels Nkounkou auf die Spitze.

Frankfurts Niels Nkounkou (re.) erlebte einen schlimmen Tag.

Frankfurts Niels Nkounkou (re.) erlebte einen schlimmen Tag.

IMAGO/Jan Huebner

Es war ein kolossaler Blackout, der Niels Nkounkou im Heimspiel gegen Leverkusen beim Spielstand von 1:2 dazu verleitete, den vom Tor weglaufenden Nathan Tella am Trikot zu ziehen. Eine Aktion ohne Sinn und Verstand. Der darauffolgende Elfmeter zum 1:3 entschied die Partie. Es passte ins Bild, dass der eingewechselte Ansgar Knauff mit einem stümperhaften Foul kurz vor Schluss einen weiteren Strafstoß verursachte. Tutas Schlafmützigkeit vor dem 1:2 war ebenfalls ein Ärgernis.

In Darmstadt begann die Patzer-Serie

“Es ist kein Geheimnis, wenn ich sage, dass mich das verrückt macht und uns alle brutal nervt. Aber ich werde jetzt trotzdem nicht über den einen oder anderen Spieler herziehen. Das ist unglücklich, das ist bitter. Wir müssen endlich mal aus diesen Momenten lernen”, sagt Trainer Dino Toppmöller. Insbesondere der Elfmeter zum 1:3 sei “total unnötig” gewesen: “Wir kamen gut aus der Halbzeit raus, hatten eine gute Aktivität und tolle Unterstützung von draußen. Da wäre einiges möglich gewesen. Aber die Schlüsselmomente waren gegen uns. Leverkusen hat diese Fehler eiskalt bestraft.” Ankreiden lassen muss sich der Trainer, dass er den schon im ersten Durchgang überforderten Nkounkou nicht zur Halbzeit auswechselte.

Unklar ist, weshalb der Mannschaft beinahe im Wochentakt große individuelle Aussetzer unterlaufen. Das fing bereits am 18. Spieltag in Darmstadt (2:2) an, wo die Hessen durch Fehler von Kevin Trapp und insbesondere Tuta ein 2:0 verspielten. Am 20. Spieltag flogen in Köln (0:2) Nkounkou und Tuta vom Platz, Hrvoje Smolcic spielte vor dem zweiten Gegentreffer zudem einen haarsträubenden Fehlpass. In der Conference League brachte Ellyes Skhiri den belgischen Gegner Union Saint-Gilloise beim 2:2 im Hinspiel mit einem katastrophalen Ballverlust im eigenen Sechzehner zurück ins Spiel – der Anfang vom Ende in diesem Wettbewerb. Ein paar Tage später gab es in Freiburg (3:3) ein Elfmeter-Gegentor, weil beim Aufbau im eigenen Strafraum der Ball vertändelt wurde.

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Union feuert Bjelica – und was macht Köln noch Hoffnung?


14:58 Minuten

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Beim 0:3 in Stuttgart brachte Nkounkou seinen Abwehr-Kollegen Robin Koch vor dem zweiten Gegentor mit einem riskanten Einwurf in Bedrängnis. Statt den Ball wegzuschlagen, verlor der Frankfurter Abwehrboss ihn an Torschütze Deniz Undav. Gegen Augsburg (3:1) entstand das 0:1 durch einen leichtfertigen Ballverlust von Philipp Max, der zuvor allerdings von Willian Pacho nicht gut angespielt wurde. In München fiel das 0:1 nach einem haarsträubenden Pacho-Fehlpass, den Elfmeter zum 1:2 kassierten die Hessen aufgrund einer Eselei von Robin Koch.

Schon acht Gegentore per Elfmeter

Fazit: Wer sich so viele krasse individuelle Aussetzer erlaubt, wird nie eine Erfolgsserie starten können. Die Frage ist bloß: Woran liegt das? In der Hinrunde war die defensive Stabilität das Faustpfand für die gute Punktausbeute (27 Zähler). Dabei war das Programm anspruchsvoll: Bis Weihnachten absolvierten die Hessen 27 Pflichtspiele, mehr als jeder andere Bundesligist. Nach dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal und der Conference League hätte man erwarten können, dass die Fehler angesichts der größeren körperlichen und mentalen Frische weiter minimiert werden. Das Gegenteil ist der Fall.

Frankfurt kassierte in dieser Bundesliga-Saison bereits acht Gegentore per Elfmeter. Das ist ligaweit mit Bochum der Top-Wert und bedeutet zugleich, dass der Vereins-Negativrekord eingestellt wurde. Insgesamt verursachte die SGE sogar schon zehn Strafstöße, das ist zusammen mit Augsburg, Bochum und Heidenheim der Höchstwert. Allein Knauff verschuldete bereits drei Strafstöße. Zum Vergleich: In der kompletten Vorsaison wurden gegen die SGE nur zwei Elfmeter gepfiffen. Selbst bekamen die Hessen übrigens erst zwei Elfmeter zugesprochen (ein Tor), das ist der Liga-Tiefstwert. Ein weiteres Ärgernis: Nur Union Berlin (7) kassierte noch mehr Platzverweise als Frankfurt (5).

Krösche muss Antworten finden

Doch wie sind diese vielen groben Fehler zu erklären? Liegt es am fehlenden Selbstvertrauen? An der Klasse einzelner Spieler? An Trainer Dino Toppmöller, der der Mannschaft noch immer keine klare Handschrift verpasst hat? Führt das dazu, dass manche Profis auf dem Platz zu viel nachdenken? Fehlt insbesondere den jungen Spielern die Unterstützung von Führungsspielern? Wo sind sie überhaupt, die Anführer? Auf diese Fragen muss allen voran Sportvorstand Markus Krösche eine Antwort finden, wenn er die alte Saison analysiert und die neue plant.

Gerade auf der Position der Außenverteidiger ist es vermutlich wenig hilfreich, dass so häufig gewechselt wird. In Gladbach wird vermutlich wieder Philipp Max anstelle von Nkounkou auflaufen. Max spielt eine durchwachsene Saison, ist aber ein grundsolider Bundesligaspieler. Da stellt sich schon die Frage: Wären seine Leistungen vielleicht konstanter, wenn Toppmöller ihm dauerhaft das Vertrauen schenken würde? Wie soll bei den Spielern Selbstvertrauen entstehen, wenn so oft gewechselt wird? Ist Nkounkou überhaupt ein geeigneter Linksverteidiger oder hat er seine Stärken nicht eher im Spiel nach vorne und benötigt eine Absicherung hinter sich?

Rechts in der Viererkette wechseln sich Tuta und Aurelio Buta ab, auch hier fehlt beiden die Konstanz. Ein neuer Rechtsverteidiger auf gehobenem Bundesliga-Niveau stünde der Mannschaft gut zu Gesicht. Im kommenden Transferfenster besteht – nicht nur auf dieser Position – ein dringender Handlungsbedarf.

Julian Franzke