Der THW Kiel hat mit der erhofften magischen Nacht doch noch den Sprung in das Finalturnier der Champions League geschafft. Nach dem 30:39 im Hinspiel setzten sich die Norddeutschen am Donnerstag im Viertelfinal-Rückspiel gegen den französischen Vertreter Montpellier HB mit 31:21 durch. Jubelnd lagen sich die THW-Spieler danach in den Armen.
Die Spieler vom THW Kiel strahlten nach dem Sieg gegen Montpellier.
Sascha Klahn
“Es ist ein märchenhaftes Ende. Es war eine lange Reise und eine Menge toller Spiele in dieser Arena, aber das hier ist die Krönung des Ganzen”, deklarierte THW-Rechtsaußen Niclas Ekberg. Dem stimmte auch THW-Toptorschütze Eric Johansson zu: “Das war unser Wunder in der Wunderino Arena!”
“Ich habe keine Ahnung, wie das möglich war. Dieser Sport ist absolut krank”, fügte Rune Dahmke an, der seine gesamte Profikarriere beim THW verbracht hat und dennoch resümierte: “Es ist absolut verrückt, was hier passiert ist. Ich habe so etwas noch nie erlebt.”
Auch der bereits seit zehn Jahren beim THW spielende Kapitän Domagoj Duvnjak fand kaum Worte: “Ich bin schon lange im Verein. Aber ich habe sehr selten so eine Atmosphäre erlebt.” Die Atmosphäre mag außergewöhnlich gewesen sein, doch die Leistung der Spieler war es noch viel mehr. Rückraumspieler Harald Reinkind befand: “Seitdem ich hier bin, habe ich noch nie gesehen, dass so viele Spieler so sehr gekämpft haben.”
Spielbericht
Alle Beteiligten auf Seiten Kiels feierten den deutlichen und hart erarbeiteten Sieg. “Ich bin so stolz auf meine Spieler. Es war nicht die einfachste Woche für mich und meine Spieler, aber wir hatten den Glauben daran, es schaffen zu können. Am Ende zahlt sich harte Arbeit aus”, freute sich THW-Trainer Filip Jicha nach Abpfiff.
Auch er war von der Magie der Nacht überzeugt: “Danke an meine Spieler, danke aber auch an unsere Fans, die an uns geglaubt haben. Es war eine magische Nacht in Kiel, und das, obwohl Skippy und Steffen nicht spielen konnten. Aber wir hatten diesen starken Glauben.”
Dank an Fans und Arena
Und nicht nur Kiels Spieler auf und neben dem Spielfeld waren fest von einem Sieg überzeugt, auch die Fans des THW, die die Wunderino Arena mit einer “weißen Wand” füllten, ließen sich nicht von einem Sieg abbringen. “Danke an unsere Fans, dass sie in jeder Phase des Spiels an uns geglaubt haben. Ich bedanke mich bei jedem einzelnen Zuschauer, dass er diese magische Nacht in Kiel möglich gemacht hat”, zeigte sich Johansson zutiefst dankbar.
“Wir haben heute unser Herz in unsere Hände genommen. Wir haben unseren Fans in dieser Kult-Arena, wir haben uns selbst gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind, die bis zum Ende kämpfen kann”, bilanzierte Jicha abschließend.
Dass die Mannschaft so einen Kampfgeist zeigte, schrieb Dahmke Jicha zu. “Es war der größtmögliche Dämpfer, dass wir das Hinspiel mit neun Toren verloren hatten”, sagte der Linksaußen. “Meine große Anerkennung gilt Filip Jicha, der uns da wieder herausgeholt und uns Tag für Tag aufgebaut hat, sodass wir im Rückspiel wieder alles gegeben haben. Das war nur im Verbund möglich”, erklärte Dahmke.
Alles gegeben hatten die THW-Spieler mit Hilfe von Etappenzielen und dem Verdrängen des Neun-Tore-Rückstands des Hinspiels: “Unser Ziel war, dass wir jede 12. Minute mit zwei Toren gewinnen”, erklärte Duvnjak. Dies hätte zwar nicht immer funktioniert: “Aber mental hat es geholfen, von Schritt zu Schritt zu denken.”
“Ich fühle mit Patrice”: Verständnis für Montpellier
Gleichzeitig mit dem Jubel über den eigenen Sieg zeigte sich Filip Jicha dankbar gegenüber Montpelliers Trainer Patrice Canayer: “Danke an Patrice für seine Glückwünsche. Ich kann fühlen, wie hart es in dieser Situation für ihn ist. Ich fühle mit Patrice, er ist ein großes Idol für mich als Coach. Glückwunsch an ihn für alles, was er in seiner einzigartigen Karriere erreicht hat.”
Dieser war verständlicherweise enttäuscht von dem Ausgang der Partie: “Es war für uns heute möglich, zu verlieren und uns trotzdem für Köln zu qualifizieren. Leider haben wir das nicht geschafft. Kiel war physisch und mental stärker als wir, ging besser mit dem Druck um. Am Ende von 120 Minuten entscheiden die letzten beiden über das Weiterkommen.”
“Wir sind sehr traurig. Kiel hat stark gespielt und uns eine Menge mitgegeben. Aber wir haben zu viele Fehler gemacht, waren nicht aggressiv genug und haben nicht gut getroffen. Es ist schwierig, diese Niederlage, das Ausscheiden zu akzeptieren. Aber ich habe einen großen Respekt vor der Leistung der Kieler, und wir müssen das beste aus dieser Lehrstunde mit nach Hause nehmen”, zeigte sich auch Montpelliers Karl Konan niedergeschlagen.