Kaiserslautern vor Verpflichtung von Anfang

Die Trainersuche beim 1. FC Kaiserslautern neigt sich dem Ende zu. Markus Anfang soll Friedhelm Funkel beerben und die Roten Teufel ab sofort übernehmen.

Soll der neue Trainer des 1. FC Kaiserslautern werden: Markus Anfang.

Soll der neue Trainer des 1. FC Kaiserslautern werden: Markus Anfang.

IMAGO/Eibner

Gerade erst hatte Friedhelm Funkel nach dem verlorenen DFB-Pokal-Finale noch mehr Konstanz auf der Trainerposition auf dem Betzenberg gefordert – nun soll der Nachfolger des 70-jährigen Interimstrainers bereits feststehen. Markus Anfang, der nach einer sportlichen Talfahrt mit Dresden in der Rückrunde der 3. Liga im April bei Dynamo entlassen wurde, soll zur neuen Saison Trainer beim 1. FC Kaiserslautern werden. Ein entsprechender Bericht von Sky vom Sonntag deckt sich mit kicker-Informationen.

Nach Trainerstationen bei Holstein Kiel, dem 1. FC Köln und dem SV Darmstadt handelte Anfang sich als Trainer von Werder Bremen eine Sperre des DFB aufgrund eines gefälschten Impfpasses während der Corona-Pandemie ein. Bei Dynamo Dresden fand er zurück ins Trainergeschäft, in Kaiserslautern soll Anfang nun für Stabilität sorgen.

Umbruch beim FCK

Trotz des spektakulären Laufs im DFB-Pokal kämpfte der FCK in Liga zwei lange um den Klassenerhalt, stand vier Spieltage vor Schluss sogar noch auf einem direkten Abstiegsplatz. Zwar konnte Lautern das Ruder noch herumreißen, dennoch schrillen auf dem Betzenberg die Alarmglocken.

Anfang ist ein erster Teil des Umbruchs bei den Roten Teufeln – gleich neun Spieler verabschiedeten die Lauterer zum Saisonabschluss, auch Teammanager Florian Dick verlässt den Verein. Ob die Klubführung dem 49-Jährigen die von Funkel geforderte Geduld entgegenbringt, wird sich zeigen. Vor einer einfachen Aufgabe steht Anfang jedenfalls nicht.

Auch Kraus und Zolinski: FCK verabschiedet neun Spieler

Nach dem Pokalfinale nimmt der Kader des 1. FC Kaiserslautern für die kommende Saison Konturen an. Bei der Saisonabschlussfeier am Sonntag wurden neun Spieler verabschiedet.

Abschied nach 182 Spielen: Geschäftsführer Thomas Hengen ehrt Kevin Kraus.

Abschied nach 182 Spielen: Geschäftsführer Thomas Hengen ehrt Kevin Kraus.

picture alliance/dpa

Nach 182 Pflichtspielen für die Roten Teufel endet wie erwartet die Zeit von Kevin Kraus in Kaiserslautern. Der 31 Jahre alte Innenverteidiger ist neben Hendrick Zuck der dienstälteste Spieler im Team gewesen, er kam 2018 aus Heidenheim. Schon nach dem 5:0-Erfolg zum Saisonabschluss gegen Eintracht Braunschweig deutete sich an, dass sich die Wege trennen. Kraus schwärmte von seinen “tollen Momenten auf dem Betzenberg”.

Nach der Heimreise vom Pokalfinale aus Berlin war Kraus am Sonntagnachmittag einer von insgesamt neun Spielern, die bei der Saisonabschlussfeier auf dem Stiftsplatz offiziell verabschiedet wurden. Zuck, seit geraumer Zeit von einem Kreuzbandriss außer Gefecht gesetzt, war trotz auslaufenden Vertrags nicht unter den Verabschiedeten. Der Verein hat noch nicht verkündet, wie es mit dem dem 33-Jährigen weitergeht.

Klar ist dagegen: Auch Aufstiegsheld Philipp Hercher erhält keinen neuen Vertrag. Der variable Außenbahnspieler ist seit 2019 im Klub und lief in 136 Pflichtspiele für die Pfälzer auf. Der 28-Jährige hatte mit zehn Vorlagen und sechs Toren in der Aufstiegssaison 2022 unter Marco Antwerpen seinen entscheidenden Beitrag geleistet – dazu kommt der wichtige Treffer in der Relegation gegen Dresden. Seit dem Aufstieg lief es für Hercher auch wegen diverser Verletzungen nicht mehr rund. Es deutet vieles darauf hin, dass er zum Konkurrent Magdeburg wechselt – eine Bestätigung steht noch aus.

Zolinskis starker Schlussspurt reicht nicht

Dass Julian Niehues (23) nach drei Jahren und 80 Einsätzen zum 1. FC Heidenheim wechseln wird, war längst bekannt. Wegen eines im April erlittenen Kreuzbandrisses muss der zentrale Mittelfeldspieler seinen Traum von der Bundesliga aber noch etwas aufschieben.

Ben Zolinski ist es offensichtlich nicht gelungen, sich mit seinem starken Schlussspurt in dieser Saison für eine Weiterbeschäftigung zu empfehlen. Der 32-Jährige, der vom Angriff bis in die Innenverteidigung – wie gerade im Pokalfinale – im Grunde überall spielen kann, wurde von Funkel wiederentdeckt, nachdem er fast die gesamte Saison auf der Tribüne verbrachte. Es war auch seiner Mentalität und Leidenschaft zu verdanken, warum der FCK nochmal die Kurve bekommen hat. Zolinski machte in zwei Jahren 22 Spiele.

Auch auf der Torhüterposition wird sich der Kader verändern. Robin Himmelmann (35), im Winter als Ersatz für den nach Bochum abgewanderten Andreas Luthe verpflichtet, war von vornherein nur als Übergangslösung für die Nummer 2 vorgesehen. In den vier Pflichtspielen, in denen er den verletzten Stammkeeper Julian Krahl vertrat, leistete er sich zwar keine großen Fehler, strahlte aber auch keine Sicherheit aus.

Puchacz: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

Hinzukommen die auslaufenden Leihen von Nikola Soldo (1. FC Köln), Tymoteusz Puchacz (Union Berlin), Filip Stojilkovic (Darmstadt 98) und Ba-Muaka Simakala (Holstein Kiel). Einzig Linksverteidiger Puchacz hat sich für eine weitere Beschäftigung in Kaiserslautern empfohlen. Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Polen ist noch nicht getroffen und dürfte auch von den Planungen des neuen Köpenicker Sportchefs Horst Heldt abhängen.

Stojilkovic (200 Einsatzminuten/neun Mal nicht im Kader) und Simakala (108 Minuten/acht Mal nicht im Kader) bleiben die großen Missverständnisse dieser Rückrunde. Beide schossen je ein Tor, spielten unter Funkel aber gar keine Rolle mehr.

Dick: elf Jahre FCK, 220 Spiele

Nach in Summe elf Jahren auf dem Betzenberg sagt auch Florian Dick auf Wiedersehen. Von 2008 bis 2014 spielte der Rechtsverteidiger erstmals für den FCK und erlebte damit auch die bis heute letzten beiden Jahre in der Bundesliga. 2018 kam der gebürtiger Bruchsaler nochmal für ein Jahr zurück, ehe er seine Karriere nach insgesamt 220 Spielen im FCK-Trikot beendete. Seit 2020 war der inzwischen 39-Jährige als Teammanager dabei. Auf eigenen Wunsch zieht er sich von diesem Posten zurück.

Lesen Sie auch: Welche Kritik Friedhelm Funkel zum Abschied mit Blick auf die Kaderplanung übt

Moritz Kreilinger

Funkels Abschiedsgrüße lassen tief blicken

Friedhelm Funkel spart bei seiner letzten Pressekonferenz als Trainer des 1. FC Kaiserslautern nicht mit Kritik an der Führungsetage. Im Fokus: Trainerfrage und Kaderzusammenstellung.

Abschied ohne Pokal: Friedhelm Funkel blieb die Krönung verwehrt.

Abschied ohne Pokal: Friedhelm Funkel blieb die Krönung verwehrt.

IMAGO/Ulrich Hufnagel

Aus Berlin berichten Moritz Kreilinger und Frederik Paulus

Es gibt Vereine, die sind unabhängig von ihrem aktuellen Trainer fest mit einer Spielphilosophie verknüpft. Das hohe Pressing mit direkten Umschaltmomenten aus der RB-Schule steht exemplarisch. Doch während dies in Leipzig, Salzburg und Co. auf dem Reißbrett geplant wurde, hat sich anderswo über die Jahre ganz von selbst ein Spielstil etabliert, da war die Firma Red Bull noch nicht einmal gegründet.

In diesem Fall steht Kaiserslautern exemplarisch. Friedhelm Funkel skizzierte am Samstagabend in Berlin die Faktoren, die seit jeher über den Erfolg oder Misserfolg des stolzen Traditionsvereins mitentscheiden. Er muss es wissen, denn schon zu seiner Zeit als Spieler in der Pfalz (1980 bis 1983) war das nicht anders: “Betzefußball ist einfach nimmermüder Einsatz. Sich in Zweikämpfen zu beweisen, sehr laufstark zu sein und nach vorne zu spielen, wenn die Möglichkeit besteht. Du brauchst Spieler, die keinem Zweikampf aus dem Weg gehen, denen kein Weg zu weit ist und die ihr Herz auf dem Platz lassen.”

Funkels Weckruf

Bei der 0:1-Niederlage gegen Leverkusen waren der Funkel-Elf diese Eigenschaften nicht abzusprechen. Speziell in der ersten Halbzeit, bevor der FCK in Überzahl mehr machen musste, als ihm lieb war, konnte jeder die pure Leidenschaft auf dem Rasen zu spüren.

Warum also waren die Betze-Tugenden am späten Samstagabend überhaupt ein Thema? Weil diese Mannschaft über weite Strecken in dieser Saison eben nicht so spielte – deshalb völlig verdient im Abstiegssumpf der 2. Liga festhing – und Funkels Weckruf brauchte. “Für den Betzefußball brauche ich gewisse Spielertypen, die ich erst im Laufe der Zeit hier gefunden habe”, erklärte Funkel und ließ damit zum Ende seines 14-Wochen-Intermezzos einmal mehr durchblicken, dass die Kaderzusammenstellung überhaupt nicht in seinem Sinn war.

Zolinski muss gehen

In dieses Bild passt perfekt, dass zwei im Grunde längst aussortierte Spieler von Funkel zurück auf den Rasen beordert wurden und dort die Tugenden verkörperten wie kaum ein anderer: Daniel Hanslik und Ben Zolinski bewiesen auch im Pokalfinale, wie wertvoll sie mit ihrem unermüdlichen Einsatz und der Vielseitigkeit für die Mannschaft sein können. Beide sind Arbeitstiere, die nicht regelmäßig selbst groß glänzen, eine Mannschaft untern Strich aber besser machen können.

Der Klub wäre gut beraten gewesen, beide über die Saison hinaus zu halten – auch der Atmosphäre in der Kabine wegen. Da wurde speziell im Wintertransferfenster viel zerschlagen. “Die Kabine war nicht so vereint, wie ich mir das vorstelle”, bemängelte Funkel einmalmehr. Doch während Hanslik vor der Vertragsverlängerung steht, wurde Zolinski bei der Saisonabschlussfeier am Sonntag mit acht weiteren Spielern offiziell verabschiedet. Es ist mit die wichtigste Aufgabe in der Sommertransferperiode, bei allen Neuzugängen die Teamchemie im Blick zu haben.

Ein meinungsstarker Coach: Wirklich gesucht?

Thomas Hengen

Im Zentrum von Funkels Kritik: Geschäftsführer Thomas Hengen.
IMAGO/Matthias Koch

Dem 70-Jährigen Routinier Funkel ist es dank seiner ganzen Erfahrung gelungen, den Zusammenhalt im Team in der kurzen Zeit zumindest einigermaßen wiederherzustellen. Er hat den Klub aus der prekären Situation gerettet, die sich Geschäftsführer Thomas Hengen und sein Kaderplaner Enis Hajri wegen zahlreicher Fehlgriffe auf dem Spieler- und Trainermarkt ankreiden müssen.

In seinen Abschiedsgrüßen ließ Funkel sehr offensichtliche Kritik an der Vereinsführung durchklingen: “Ich wünsche dem Verein, dass er in den nächsten Wochen gute Entscheidungen trifft. Dass sie einen Trainer verpflichten können, der zu diesem Verein passt, der ein bisschen dickköpfig ist, der eine eigene Meinung hat, die er auch durch- und umsetzt.”

Die Verantwortlichen müssen einfach mal Geduld haben und nicht nach drei oder vier Niederlagen einen Trainer in Frage stellen.

Friedhelm Funkel

Deutlicher hätte er nicht formulieren können, was er vom Machtgefüge auf dem Betzenberg hält. Nach kicker-Informationen konnte sich Funkel einen Verbleib auf dem Betzenberg unter anderen Rahmenbedingungen auch durchaus vorstellen. Diesen Weg wollte Hengen aber nicht gehen. Dass er jetzt stattdessen Ausschau nach einem (anderen) meinungsstarken Coach hält, ist zweifelhaft.

Schon Funkels Vorvorgänger Dirk Schuster wurde es zum Verhängnis, dass er nicht nach Hengens und Hajris Pfeife tanzte. Auch mit Blick auf die recht kurze Halbwertszeit von Trainern in der Pfalz wurde Funkel deutlich : “Wer auch immer Trainer wird: Die Verantwortlichen müssen einfach mal Geduld haben und nicht nach drei oder vier Niederlagen einen Trainer in Frage stellen. In zehn Jahren waren 13 Trainer hier. Dann kann man keine Kontinuität erwarten. Das ist es, was der Verein braucht.”

Es bleibt abzuwarten, ob all diese Appelle bis in die Führungsetage vordringen – und dort etwas bewirken.

Hölle und Himmel: Wie der FCK das Pokalfinale zur Party machte

Das DFB-Pokal-Finale hat der 1. FC Kaiserslautern überraschend knapp verloren. Bei den Roten Teufeln überwiegt aber trotzdem der Stolz auf das komplette Pokalwochenende.

Der Teufel im Olympiastadion: die Choreographie der FCK-Fans beim Pokalfinale.

Der Teufel im Olympiastadion: die Choreographie der FCK-Fans beim Pokalfinale.

IMAGO/Contrast

Aus Berlin berichten Moritz Kreilinger und Frederik Paulus

Die Tore zur Hölle schienen sich aufzutun, als das Pokalfinale zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Bayer Leverkusen gerade in die Halbzeit gegangen war. Der Himmel und die sich auftürmenden Wolken waren von der untergehenden Sonne plötzlich orange-rot gefärbt, fast bedrohlich zog sich die Kulisse über dem tiefen Westen Berlins zusammen. Es schien, als braue sich da etwas zusammen – im Guten für die Roten Teufel, bedrohlich für das hochfavorisierte Leverkusen, das den knappen Vorsprung aus der ersten Hälfte in 45-minütiger Unterzahl verteidigen musste.

Spielbericht

Angefeuert von den rund 40.000 FCK-Fans – weit mehr als das offizielle Kontingent -, die sich im Olympiastadion überall verteilt hatten, war die Szenerie für den Underdog aus Kaiserslautern also wie gemacht. Als der Ball nach kurzer Verzögerung aufgrund abgefeuerter Pyrotechnik im rot-weißen Lager dann endlich rollte, wurde aus dem fulminanten Comeback jedoch nichts.

Zu oft und zu schnell gerieten die Roten Teufel an die Grenzen ihrer Möglichkeiten, auch ein Mann mehr konnte den Klassenunterschied nicht kaschieren. “Ich will nicht sagen, das hat uns gehemmt. Aber es war plötzlich ein komisches Gefühl, als wir gemerkt haben, dass hier was geht”, beschrieb Ben Zolinski den Verlauf in der zweiten Hälfte. “Wenn wir das 1:1 gemacht hätten, dann wäre das Stadion mal kurz hochgeflogen und hätte uns getragen. Aber dieser glückliche Moment ist leider ausgeblieben.”

Eine Choreographie für rund 100.000 Euro

Schon vor Anpfiff hatte der Anhang des 1. FC Kaiserslautern für Highlights gesorgt. Die Ostkurve im Olympiastadion war fest in roter Hand. Doch Rätsel gab zunächst auf, welche Choreographie sich die traditionell kreativen Pfälzer hatten einfallen lassen. Anders als auf der Gegenseite ließ sich zumindest anhand der verteilten Utensilien in den Blöcken wenig erahnen oder ablesen. Dann aber ergab sich in den unteren Bereich plötzlich die Szenerie eines ausbrechenden Vulkans in Form einer Blockfahne, ehe ein riesengroßer gemalter Teufel unter das Dach des Stadions gezogen wurde.

Rund 100.000 Euro verschlangen Vorbereitungen, Transport, Aufbau und Materialen, wie es aus Fankreisen heißt. “Wenn du weißt, wer hinter dieser Choreo steckt, wie viel Zeit, Geld und Arbeit da reingesteckt wurde – es war einfach phänomenal, was unsere Fans heute abgezogen haben. Es war atemberaubend”, sagte Kapitän Jean Zimmer, den schon die Stimmung beim Warmmachen eine Gänsehaut bereitet hatte.

Schon am Freitag schien der FCK die Bundeshauptstadt friedlich eingenommen zu haben. Gefeiert wurde auf dem zentralen Fanfest am Breitscheidplatz, aber eigentlich überall in Berlin und das bis spät in die Nacht. Bilder und Videos davon hatten auch die Mannschaft erreicht. “Wir haben einen Feiertag für die Pfalz angekündigt. Und jeder hat das gelebt”, sagte Zimmer. “Es macht mich einfach Stolz, mit meinem Verein so etwas erlebt zu haben. Das hätte ich mir nicht ausmalen können, als ich vor dreieinhalb Jahren zurückgekommen bin, weil wir da im Abstiegskampf in der 3. Liga waren.”

Der Himmel über dem Olympiastadion

Der Himmel über dem Olympiastadion vor Beginn der 2. Hälfte.
IMAGO/Moritz Müller

Und dennoch regierte unmittelbar nach dem Schlusspfiff erstmal Enttäuschung im Lager die Pfälzer. Auf den Rängen, die allerdings noch lange nach Abpfiff dicht besetzt blieben, um der eigenen Mannschaft Anerkennung zu zollen, und auf dem Rasen. Zu nah die Sensation, zu knapp das Ergebnis. “Es tut schon sehr weh. Wir haben uns einiges vorgenommen, keiner hat uns etwas zugetraut. Daraus wollten wir unsere Stärken ziehen und haben es geschafft, dem deutschen Meister über 90 Minuten Paroli zu bieten”, so Zimmer.

Mit etwas Abstand werde man aber voller positiver Gefühle auf dieses Wochenende zurückblicken können. “Ich bin glücklich über das Erreichte. Das war ich vor dem Spiel schon”, so Zimmer. “In drei, vier Tagen kommt der Stolz zurück über das, was wir alle heute erleben durften. ”

Funkels Lust nach verlorenem Pokalfinale: “Ich hätte Bock”

Der 1. FC Kaiserslautern hat den ganz großen Coup im DFB-Pokalfinale gegen Meister und Doublesieger Bayer Leverkusen durchaus knapp verpasst. Der 70-jährige Trainer Friedhelm Funkel geht deshalb ohne Titel – aber mit neuer Lust auf einen neuen Job.

Geht am DFB-Pokal vorbei - und einem neuen Trainerjob entgegen? Friedhelm Funkel verspürt noch Lust.

Geht am DFB-Pokal vorbei – und einem neuen Trainerjob entgegen? Friedhelm Funkel verspürt noch Lust.

IMAGO/RHR-Foto

Friedhelm Funkel hat seinen Auftrag erfüllt – und als dritter Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern nach Dirk Schuster sowie Dimitrios Grammozis den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga erreicht. Einen Titel zum Abschied gab es für die Überraschungsmannschaft des DFB-Pokals aber nicht – richtig knapp mit 0:1 unterlagen die Roten Teufel im Berliner Olympiastadion dem Doublesieger Bayer Leverkusen.

Und damit auch keinen zweiten Triumph in Berlin für ebenjenen Funkel, der mit seinen 70 Jahren insgesamt schon zum fünften Mal die Ehre eines Pokalendspiels hatte (zwei als Spieler inklusive des Gewinns 1985 mit Uerdingen, drei als Trainer).

“Wir sind natürlich enttäuscht, es nicht geschafft zu haben, den Ausgleich zu erzielen”, gab der Kultcoach hinterher bei der ARD zu Protokoll. Er wusste: “Wir haben die ein oder andere Möglichkeit gehabt.” Schnell kam der Oldie aber auch aufs Team und die dargebotene Leistung zu sprechen, eben nur 0:1 verloren und ein paar Chancen herausgespielt zu haben: “Ich bin richtig stolz auf meine Mannschaft, wie sie aufgetreten und diszipliniert geblieben ist. Auch in Überzahl. Am Ende hat uns vielleicht ein Quäntchen Glück gefehlt.”

“Die letzten vier Monate haben viel Kraft gekostet”

Doch irgendwie wirkte es so, als hätte Funkel durch diese Berlin-Experience neue Lust getankt – Lust, in (naher) Zukunft nach seinem angekündigten FCK-Abschied nun einen weiteren Trainerjob anzunehmen. Es wäre nach Neuss, Uerdingen, Duisburg, Rostock, Köln, Eintracht Frankfurt, Hertha BSC, Bochum, Aachen, 1860 München, Fortuna Düsseldorf, nochmals Köln und Kaiserslautern sein 14.

Schließlich teilte Funkel vielsagend mit: “Es war das letzte Spiel für den 1. FC Kaiserslautern, das ist richtig. Ob es aber das letzte Spiel meiner Karriere war, das kann ich nicht sagen. Ich hätte Bock, irgendwann mal wieder weiterzumachen.” Vorerst freue sich der Trainer aber auf die Pause: “Die letzten vier Monate haben viel Kraft gekostet – und ich bin froh, wenn ich ab Montag wieder neue Kraft tanken kann.”

Fans? “Von dem Standpunkt her haben wir klar gewonnen”

Sein Kapitän Jean Zimmer gewährte derweil noch bei Sky Einblicks in die Gedanken der Mannschaft nach diesem nur mit einem Treffer verlorenen Endspiel – und ins eigene Seelenleben: “Ich bin enttäuscht. Vom Gefühl her war ein Tick mehr drin, wir haben alles reingeworfen und Paroli geboten.”

Der Stolz auf diese erfolgreiche Pokal-Saison und auf das, “was wir heute geleistet haben”, samt Zweitliga-Klassenerhalt werde aus seiner Sicht aber “in den nächsten Tagen” kommen. “Klar ist aber auch, die (Leverkusen; Anm. d. Red.) haben eine Qualität, auch das 2:0 zu machen.”

“Aber nochmal”, so Zimmer weiter, “wir haben alles reingeworfen und es hat nicht sollen sein. Leider haben wir es nicht geschafft, noch mehr klare Chancen herauszuspielen – doch wir haben auch gegen den Deutschen Meister gespielt.” Deswegen werde mit der Zeit der Stolz obsiegen – nur wann genau? “Das lässt sich aktuell noch schwer sagen. Drei, vier, fünf Tage wird es schon dauern, das zu verarbeiten – aber spätestens, wenn ich die Bilder nochmal sehe, wird es gehen.”

Jean Zimmer und Co.

Es sollte nicht sein: Jean Zimmer und Co. ziehen davon.
Getty Images

Dabei spielte der Führungsspieler auch auf die eigene Anhängerschaft, die abgesehen von einigen Pyrovergehen samt Silvesterraktenabschüssen zu Beginn des zweiten Abschnitts unter anderem mit lautstarker Kulisse und einer tollen Choreographie eindrucksvoll auf sich aufmerksam gemacht hatten. “Was unsere Fans heute abgerissen haben, war atemberaubend – beim Aufwärmen schon, während des ganzen Spiels dann. Von dem Standpunkt her haben wir klar gewonnen.”

Zum Thema: Beschlossene Sache – Funkel und FCK trennen sich nach der Saison

Der maximalst bittere Spielverlauf für den FCK

Der 1. FC Kaiserslautern verliert das Pokalfinale – das ist keine Überraschung. Doch der Zweitligist hätte mehr rausholen können. Ein Kommentar von kicker-Reporter Moritz Kreilinger.

Alles gegeben, aber die Senation verpasst: Marlon Ritter und Co. müssen sich mit der Silbermedaille begnügen.

Alles gegeben, aber die Senation verpasst: Marlon Ritter und Co. müssen sich mit der Silbermedaille begnügen.

IMAGO/Steinbrenner

Kreative Ideen gegen einen abwartenden Gegner zu finden, ist mit die größte Schwäche, die diese Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern hat. Wer hätte aber gedacht, dass dieser Faktor im DFB-Pokalfinale eine Rolle spielen wird? Wohl wirklich niemand. Doch der Platzverweis für Odilon Kossonou hat den Pfälzern die unverhoffte Möglichkeit gegeben, sich in ihrer ungeliebten Rolle zu üben.

Doch im Zentrum agierte der FCK zu langsam. Zu oft wurde verschleppte die Mannschaft das Tempo und ließ gute Gelegenheiten für schnelle Seitenverlagerungen verstreichen. Falsche Entscheidungen wurden schlichtweg in dieser Phase nach der Halbzeitpause getroffen.

Für die dezimierte Bayer-Elf war es ein Kinderspiel, das Ganze zu verteidigen. Lautern erspielte sich aus dem Spiel heraus im zweiten Durchgang keine einzige Chance. Zur Wahrheit gehört natürlich dazu: Die erste Halbzeit war dermaßen kraftraubend, dass vor allem die Spieler in der Schaltzentrale um Tobias Raschl, Marlon Ritter und Filip Kaloc zunehmend auf dem Zahnfleisch gingen.

Hanslik, Raschl und Ache hatten das Tor auf dem Fuß

Dennoch: Es ist maximalst bitter, aus diesem Spielverlauf nicht mehr herausgeholt zu haben. Bayer 04 war nicht so unverwundbar, wie die Vorzeichen der Partie erahnen ließen. Bei Daniel Hanslik (4. Minute), Raschl (45.+1) und Ragnar Aches Distanzschuss (62.) hatte jeweils nicht viel gefehlt und der FCK hätte sich in diesem Spiel einmal auf der Ergebnistafel gemeldet.

Friedhelm Funkels Ansatz, das auf dem Papier als 4-5-1 zu erkennende System den Spielsituationen dynamisch anzupassen, war gelungen. Ben Zolinski gefiel in der für ihn ungewohnten Rolle, situativ vom rechten Außenverteidiger nach innen in eine Dreierkette zu rücken. Mit dem zurückrückenden Jean Zimmer entstand eine kompakte Fünferkette. Das gefürchtete Kombinationsspiel der Werkself lief in der ersten Halbzeit nie auf Hochtouren – weil neben der guten taktischen Herangehensweise jeder einzelne Rote Teufel sein Herz auf dem Platz ließ.

Neben dem Rasen der klare Gewinner

Dass ausgerechnet eine Aktion, in der gleich zweimal die größte Gefahr bereinigt schien, das Aus aller Träume besiegelte, setzt dem maximalst bitteren Verlauf den Superlativ auf. Granit Xhakas feiner linker Fuß ist dann eben doch etwas aus der Kategorie Weltklasse.

Der FCK kann selbstverständlich erhobenen Hauptes die Heimreise antreten. Abseits des Rasens ist der Traditionsverein aus der Pfalz ohnehin der Gewinner des Abends. Die aufwändige, dreidimensionale Choreographie mit dem kochenden Teufel in der Ostkurve sucht seinesgleichen.

Doch den ein oder anderen Gedanken werden Spieler, Trainer und Fans noch eine Zeit lang daran verschwenden: Was wäre gewesen, wenn …

Der maximal bittere Spielverlauf für den FCK

Der 1. FC Kaiserslautern verliert das Pokalfinale – das ist keine Überraschung. Doch der Zweitligist hätte mehr rausholen können. Ein Kommentar von kicker-Reporter Moritz Kreilinger.

Alles gegeben, aber die Senation verpasst: Marlon Ritter und Co. müssen sich mit der Silbermedaille begnügen.

Alles gegeben, aber die Senation verpasst: Marlon Ritter und Co. müssen sich mit der Silbermedaille begnügen.

IMAGO/Steinbrenner

Kreative Ideen gegen einen abwartenden Gegner zu finden, ist mit die größte Schwäche, die diese Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern hat. Wer hätte aber gedacht, dass dieser Faktor im DFB-Pokalfinale eine Rolle spielen wird? Wohl wirklich niemand. Doch der Platzverweis für Odilon Kossonou hat den Pfälzern die unverhoffte Möglichkeit gegeben, sich in ihrer ungeliebten Rolle zu üben.

Doch im Zentrum agierte der FCK zu langsam. Zu oft wurde verschleppte die Mannschaft das Tempo und ließ gute Gelegenheiten für schnelle Seitenverlagerungen verstreichen. Falsche Entscheidungen wurden schlichtweg in dieser Phase nach der Halbzeitpause getroffen.

Für die dezimierte Bayer-Elf war es ein Kinderspiel, das Ganze zu verteidigen. Lautern erspielte sich aus dem Spiel heraus im zweiten Durchgang keine einzige Chance. Zur Wahrheit gehört natürlich dazu: Die erste Halbzeit war dermaßen kraftraubend, dass vor allem die Spieler in der Schaltzentrale um Tobias Raschl, Marlon Ritter und Filip Kaloc zunehmend auf dem Zahnfleisch gingen.

Hanslik, Raschl und Ache hatten das Tor auf dem Fuß

Dennoch: Es ist maximal bitter, aus diesem Spielverlauf nicht mehr herausgeholt zu haben. Bayer 04 war nicht so unverwundbar, wie die Vorzeichen der Partie erahnen ließen. Bei Daniel Hanslik (4. Minute), Raschl (45.+1) und Ragnar Aches Distanzschuss (62.) hatte jeweils nicht viel gefehlt und der FCK hätte sich in diesem Spiel einmal auf der Ergebnistafel gemeldet.

Friedhelm Funkels Ansatz, das auf dem Papier als 4-5-1 zu erkennende System den Spielsituationen dynamisch anzupassen, war gelungen. Ben Zolinski gefiel in der für ihn ungewohnten Rolle, situativ vom rechten Außenverteidiger nach innen in eine Dreierkette zu rücken. Mit dem zurückrückenden Jean Zimmer entstand eine kompakte Fünferkette. Das gefürchtete Kombinationsspiel der Werkself lief in der ersten Halbzeit nie auf Hochtouren – weil neben der guten taktischen Herangehensweise jeder einzelne Rote Teufel sein Herz auf dem Platz ließ.

Neben dem Rasen der klare Gewinner

Dass ausgerechnet eine Aktion, in der gleich zweimal die größte Gefahr bereinigt schien, das Aus aller Träume besiegelte, setzt dem maximal bitteren Verlauf den Superlativ auf. Granit Xhakas feiner linker Fuß ist dann eben doch etwas aus der Kategorie Weltklasse.

Der FCK kann selbstverständlich erhobenen Hauptes die Heimreise antreten. Abseits des Rasens ist der Traditionsverein aus der Pfalz ohnehin der Gewinner des Abends. Die aufwändige, dreidimensionale Choreographie mit dem kochenden Teufel in der Ostkurve sucht ihresgleichen.

Doch den ein oder anderen Gedanken werden Spieler, Trainer und Fans noch eine Zeit lang daran verschwenden: Was wäre gewesen, wenn …

Kaiserslautern v Bayer Leverkusen – DFB-Pokal Cup final LIVE

Follow the DFB-Pokal live Football match between 1. FC Kaiserslautern and Bayer 04 Leverkusen with Eurosport. The match starts at 6:00 PM on May 25th, 2024.

Catch the latest 1. FC Kaiserslautern and Bayer 04 Leverkusen news and find up to date DFB-Pokal standings, results, top scorers and previous winners.

Football fans can read breaking Football news headlines, interviews, expert commentary and watch replays. Keep up with what’s happening in the Premier League, Champions League and other competitions.

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Leverkusen complete unbeaten domestic double with DFB-Pokal final triumph

Bayer Leverkusen sealed an historic double as they won the DFB-Pokal Cup following a 1-0 victory over Kaiserslautern.

Granit Xhaka’s thunderous 16th-minute strike was enough for Xabi Alonso’s side to complete a domestic season unbeaten and add the DFB-Pokal to their Bundesliga triumph.

Despite Leverkusen controlling the first half, their Bundesliga 2 opponents were given hope when Odilon Kossounou picked up a second booking and was sent off moments before the break.

Despite Kaiserslautern introducing marksman Ragnar Ache, they had little to challenge Leverkusen who could have added further goals to their tally.

For Alonso’s side, the victory quickly put to bed their midweek UEFA Europa League final defeat at the hands of Atalanta, which scotched their hopes of going the entire season unbeaten in all competitions.

Funkels spezieller Dank an seine Vorgänger Schuster und Grammozis

Friedhelm Funkel steht am Samstagabend zum dritten Mal als Trainer im DFB-Pokalfinale. Wem er sein drittes Finale als Coach auch zu verdanken hat, hat er nicht vergessen.

Drei FCK-Trainer in einer laufenden Pokalsaison: Friedhelm Funkel (l.), Dirk Schuster (M.), Dimitrios Grammozis.

Drei FCK-Trainer in einer laufenden Pokalsaison: Friedhelm Funkel (l.), Dirk Schuster (M.), Dimitrios Grammozis.

imago images

Aus Berlin berichten Moritz Kreilinger und Frederik Paulus

Der Weg ins Finale führte den 1. FC Kaiserslautern von Koblenz über Köln, Nürnberg und Berlin nach Saarbrücken und am Ende zurück ins Olympiastadion in der Hauptstadt, wo die Roten Teufel am Samstagabend (20 Uhr, LIVE! bei kicker) auf den Deutschen Meister Leverkusen treffen. Besonderer Umstand dabei: Gleich drei Trainer begleiteten den Traditionsklub auf diesem Weg.

Während der Auftakt bei Rot-Weiß Koblenz (5:0) und das rasante Heimspiel gegen den 1. FC Köln (3:2) noch unter der Anleitung von Dirk Schuster standen, führte dessen Nachfolger Dimitrios Grammozis die Roten Teufel durch das Achtel- und Viertelfinale gegen Nürnberg (2:0) und bei Hertha BSC (3:1).

Da Grammozis aber aufgrund der bedrohlichen Lage in der 2. Bundesliga entlassen wurde, übernahm Friedhelm Funkel im Halbfinale gegen Saarbrücken (2:0). Der Routinier, der den FCK schließlich zum Klassenerhalt führte, darf beim Finale gegen Leverkusen an der Seitenlinie stehen, wird damit sein drittes Endspiel als Coach bestreiten (mit Frankfurt 2006 und Duisburg 1998) – und weiß, wem er diese unerwartete Chance zu verdanken hat. “Ich muss mich bei Dimi Grammozis und Dirk Schuster bedanken”, betonte Funkel gleich zu Beginn der Pressekonferenz am Freitagabend. “Dadurch sind wir erst ins Halbfinale gekommen. Der Dank gilt diesen beiden.”

Schuster, dessen Freistellung Geschäftsführer Thomas Hengen mit fehlender Entwicklung begründet hatte (“Stagnation ist Rückschritt”), ehe der Klub so richtig in den Abstiegssumpf geriet, hatte sich im April nach dem Lauterer Halbfinal-Sieg in Saarbrücken im Übrigen selbst zu Wort gemeldet und Größe bewiesen.

“Der Pokalerfolg hat einmal mehr unter Beweis gestellt, dass der FCK mit Friedhelm eine absolut richtige Trainer-Entscheidung getroffen hat”, sagte der 56-Jährige im kicker. Dass es Schuster selbst hätte sein können, der das Finale mit den Roten Teufeln bestreitet, rührte ihn nicht: “Ich habe in meiner Karriere längst gelernt: Im Fußball ist kein Platz für persönliche Sentimentalitäten.