Schäfer für einen Tag zurück beim VfL: Stehende Ovationen für den Ex-Boss

Marcel Schäfer zurück beim VfL Wolfsburg – zumindest für einen Nachmittag. Der freigestellte Ex-Boss hat sich in dieser Woche bei den Mitarbeitern verabschiedet – und dürfte nach kicker-Informationen demnächst in Leipzig unterschreiben.

Der Ex-Boss: Marcel Schäfer hat sich bei den Mitarbeitern des VfL Wolfsburg bedankt.

Der Ex-Boss: Marcel Schäfer hat sich bei den Mitarbeitern des VfL Wolfsburg bedankt.

Getty Images

Es soll sehr emotional gewesen schein, schildern Besucher der Veranstaltung, die am vergangenen Mittwoch im Fanhaus des VfL Wolfsburg stattgefunden hat. Marcel Schäfer, der Ex-Geschäftsführer, der am 10. April von seinen Aufgaben entbunden wurde, hatte alle Mitarbeiter des Klubs, für den er in fast 17 Jahren als Spieler, Sportdirektor und eben Geschäftsführer tätig war, eingeladen.

Fast alle, die es einrichten konnten, kamen, rund 250 Gäste, darunter auch die Geschäftsführerkollegen Michael Meeske und Dr. Tim Schumacher sowie Sportdirektor Sebastian Schindzielorz, verabschiedeten ihren Ex-Boss, der sich für die lange Zusammenarbeit bedankte. Bemerkenswert: Jeder VfL-Mitarbeiter erhielt ein Geschenk. Emotionaler Höhepunkt sollen stehende Ovationen für den 39-Jährigen nach dessen Dankesrede gewesen sein.

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Für Schäfer dürfte dies ein versöhnlicher Abschluss seiner Arbeit in Wolfsburg sein, nachdem er dem Aufsichtsrat im April mitgeteilt hatte, dass er im Sommer den Weg für einen Neuanfang beim VfL freimachen wolle und ihm zudem eine Anfrage von RB Leipzig vorliege. Daraufhin wurde der Manager direkt freigestellt. Seither laufen die Verhandlungen mit den Sachsen, die bislang zwar zu einer Annäherung, aber noch nicht zu einer Einigung geführt haben. Was jedoch nur eine Frage der Zeit sein dürfte.

So laufen die Verhandlungen zwischen dem VfL und RB

Die Wolfsburger Forderung soll zunächst bei mehr als vier Millionen Euro gelegen haben, das erste Leipziger Angebot wiederum soll 500.000 Euro betragen haben – und wurde VfL-intern als “Ausbildungsentschädigung” angesehen und abgelehnt. Nach kicker-Informationen spielt RB ein Detail in die Karten, was zwischen dem VfL und Schäfer bei dessen Freistellung vereinbart wurde. Ursprünglich lief der Vertrag des Geschäftsführers bis Ende Januar 2026, nun aber wäre er bereits am 1. Januar 2025 ablösefrei.

So lange will der Ligakonkurrent freilich nicht auf den neuen Kandidaten warten, entsprechend muss eine finanzielle Einigung mit dem Wolfsburger Aufsichtsrat um Boss Frank Witter erzielt werden. Anschließend würde Schäfer in Leipzig unterschreiben.

Rosens Zukunft in Sinsheim ist offen

Der VfL wiederum fahndet weiter nach einem Nachfolger für den ehemaligen Sport-Geschäftsführer. Der Name Sami Khedira ist dabei in Wolfsburg gefallen, der Weltmeister von 2014 käme aber eher noch nicht für die oberste Führungsposition in Frage. Im Gegensatz zum Hoffenheimer Geschäftsführer Alexander Rosen, dessen Zukunft ins Sinsheim offen ist. Der 45-Jährige wird im VfL-Umfeld intensiver gehandelt.

Thomas Hiete

Wolfsburger Personalnot gegen Mainz: Auch Maehle und Tiago Tomas fallen aus

Stark ersatzgeschwächt geht der VfL Wolfsburg in sein letztes Saisonspiel. Gegen Mainz 05 muss Trainer Ralph Hasenhüttl nun auch auf Joakim Maehle und Tiago Tomas verzichten. Die Aufstellung wird zur echten Herausforderung.

Saisonende: Tiago Tomas (links) und Joakim Maehle werden dem VfL Wolfsburg gegen Mainz fehlen.

Saisonende: Tiago Tomas (links) und Joakim Maehle werden dem VfL Wolfsburg gegen Mainz fehlen.

picture alliance/dpa

Ralph Hasenhüttl wird grübeln müssen. “Keinerlei Experimente” wolle der Trainer machen vor dem Saisonabschluss am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen abstiegsbedrohte Mainzer, Veränderungen nehme er nur jene vor, “die man machen muss”.

Die größte Baustelle ist das defensive Mittelfeld, wo nach den Ausfällen von Yannick Gerhardt (Muskelfaserriss), Mattias Svanberg (Schulter-OP), Aster Vranckx (Wadenverletzung) und Kofi Amoako, der sich eine Syndesmoseverletzung zugezogen hat, voraussichtlich Regisseur Lovro Majer an die Seite von Kapitän Maximilian Arnold rücken wird. Doch damit nicht genug, die Personalsorgen vor dem letzten Spiel der Saison wurden nach kicker-Informationen noch größer.

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Maehle hat’s an der Schulter

Denn auch Joakim Maehle, der auf beiden defensiven Außenbahnen und zur Not wie zuletzt in München (0:2) auch im zentralen Mittelfeld eingesetzt werden kann, fällt mit Schulterproblemen aus. Ebenso Tiago Tomas, der als Majer-Vertretung als hängende Spitze in Frage gekommen wäre. Den Portugiesen plagen muskuläre Probleme.

Hasenhüttl muss improvisieren. Schließlich stehen obendrein Linksverteidiger Rogerio (Meniskus-Operation) sowie die Angreifer Lukas Nmecha (Muskelverletzung im Oberschenkel) und Dzenan Pejcinovic (Mittelfußbruch) nicht zur Verfügung.

U-19-Spieler sind gegen Mainz dabei

Der Wolfsburger Kader wird für das Saisonfinale mit Spielern aus der U 19 aufgefüllt. Der 17-jährige Bennit Bröger ist dem Vernehmen nach dabei, und auch der 18-jährige norwegische Innenverteidiger Anders Börset soll erstmals in der Bundesliga auf der Bank Platz nehmen. Trainer Hasenhüttl nimmt’s, wie es kommt. Er betont: “Das Spiel ist wichtig, um uns positiv aus der Saison zu verabschieden. Wir wollen das letzte Heimspiel gegen die Mannschaft der Stunde unbedingt gewinnen.”

Thomas Hiete

Champions League aus der Ferne? Stroot: “Das hat wehgetan”

Den DFB-Pokal hat der VfL Wolfsburg souverän gewonnen, in der Meisterschaft hatte aber Bayern München den Vortritt. Tommy Stroot ist insgesamt nicht unzufrieden. Die Saison-Bilanz des VfL-Trainers trübt aber ein entscheidender Faktor.

Für den VfL und Trainer Tommy Stroot war die Saison 2023/24 eine Zeit mit Höhen und Tiefen.

Für den VfL und Trainer Tommy Stroot war die Saison 2023/24 eine Zeit mit Höhen und Tiefen.

IMAGO/Nico Herbertz

Der Tabellenzweite gegen den Vierten: Klingt nach einem Spitzenspiel, ist es in diesem Fall aber nicht. Wenn der VfL Wolfsburg am Pfingstmontag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) die SGS Essen zum letzten Spiel der Saison im AOK-Stadion empfängt, geht es sportlich nur noch um Nuancen.

Im Falle einer Niederlage könnte die SGS höchstens noch Platz 4 an die TSG Hoffenheim verlieren. Dem VfL hingegen kann nichts mehr passieren, Platz 2 hinter Meister Bayern München ist für den DFB-Pokalsieger zementiert.

Im jüngsten Aufeinandertreffen beider Mannschaften im DFB-Pokalhalbfinale setzte der VfL mit dem 9:0-Kantersieg gegen die SGS allerdings ein deutliches Zeichen. “Ich erwarte aber nicht, dass es diesmal wieder so leicht wird. Wir waren im Pokal extrem effektiv”, sagt VfL-Trainer Tommy Stroot. “Essen wird sich am Montag wehren.”

“Eine schwierige Saison”

Immerhin zählt der Klub aus dem Ruhrpott zu den Überraschungen in dieser Saison, die sonst nicht übermäßig viel Überraschendes zu bieten hatte. Sowohl in der Ligaspitze als auch im Ligakeller tummeln sich die Klubs, die dort auch schon vorher erwartet wurden. Trotzdem ist Stroot der Meinung, dass die Liga “ausgeglichener ist denn je. Essen ist ein gutes Beispiel dafür”.

Für den VfL war die Saison 2023/24 eine Zeit mit Höhen und Tiefen. “Eine schwierige Saison”, gibt Stroot zu. Schwer zu schaffen macht den Wolfsburgerinnen, dass sie sich nicht für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren konnten. Der Champions-League-Sieger von 2013 und 2014 sowie letztjährige Finalist scheiterte in der Qualifikation am Paris FC.

“Das stellt uns natürlich nicht zufrieden. Wir werden alles dafür geben, um die Qualifikation diesmal zu schaffen”, erzählt der VfL-Coach, der offen einräumt, dass es “wehgetan hat”, die Partien der Königsklasse im Fernsehen gucken zu müssen.

Stroot würdigt die drei namhaften Abgänge

Im DFB-Pokal hat der VfL aber mit der Titelverteidigung sein Ziel erreicht. Und in der Meisterschaft sah Stroot seine Mannschaft “stabil unterwegs. Wir haben unsere Aufgaben gemeistert”. Meister wurden indes die Bayern – mit aktuell sieben Punkten Vorsprung auf den großen Konkurrenten.

Trotz der sportlich eher nachrangigen Bedeutung des letzten Saisonspiels ist die Partie am Montag gegen Essen mit knapp 4500 Zuschauern sogar ausverkauft. Vor dem Spiel werden drei Leistungsträgerinnen offiziell aus Wolfsburg verabschiedet: Der Wechsel von Nationalspielerin Lena Oberdorf zu Bayern München ist offiziell. Ewa Pajor wird zukünftig wohl beim FC Barcelona spielen und Dominique Janssen wahrscheinlich bei Manchester City.

“Sie haben die vergangenen Jahre hier in Wolfsburg mitgeprägt”, würdigt Stroot die drei Abgänge, die am Montag alle zum Einsatz kommen werden. Unklar ist noch, ob Svenja Huth (Prellung am Zeh) und Alexandra Popp (Grippesymptome) auflaufen können.

Gunnar Meggers

Wie am 1. Spieltag? Plötzlich stürmt Behrens auch wieder für Union

Der VfL Wolfsburg ist gerettet, Union Berlin könnte hingegen sogar noch direkt absteigen. Ein Fall für Kevin Behrens? Der Ex-Unioner könnte mit Toren gegen Mainz helfen. Das funktionierte in dieser Saison schon einmal ganz besonders gut …

Gute Erinnerungen an Mainz: Am 1. Spieltag traf Wolfsburgs Kevin Behrens im Trikot von Union Berlin gegen die Rheinhessen dreimal.

Gute Erinnerungen an Mainz: Am 1. Spieltag traf Wolfsburgs Kevin Behrens im Trikot von Union Berlin gegen die Rheinhessen dreimal.

Getty Images

Es ist die große Show des Kevin Behrens am 20. August des vergangenen Jahres. Ein heißer Sommernachmittag, der 1. Spieltag an der Alten Försterei, Heimspiel von Union Berlin gegen Mainz 05. Und ein entfesselter Stürmer beim 4:1-Auftakterfolg. Drei Treffer, dreimal per Kopf, kicker-Note 1,0. Der Sturmtank ist der erste Spieler seit der detaillierten Datenerfassung in der Saison 1998/99, dem ein Kopfball-Dreierpack in der Bundesliga gelingt. Was furios beginnt, geht für Behrens wenig spektakulär weiter. Im Winter wechselt er nach Wolfsburg. Schlägt jetzt am letzten Spieltag noch einmal seine große Stunde? Es kommt zum Wiedersehen – mit Mainz.

34. Spieltag

Die Rheinhessen stecken noch mittendrin im Abstiegskampf, können noch überholt werden von Union, Behrens’ Ex-Klub. Rettet der 33-Jährige die Eisernen? “Ich bin mir sicher”, sagt VfL-Coach Ralph Hasenhüttl, “er wird sein Bestes geben, um seinem Ex-Verein zu helfen, indem er für uns Tore schießt und vielleicht dafür sorgt, dass Mainz es nicht schafft.”

Mit dem Toreschießen ging es in dieser Saison nicht so wirklich weiter. Dem Dreierpack zum Auftakt ließ er im Union-Trikot nur noch einen Treffer am 2. Spieltag in Darmstadt (4:1) folgen, für den VfL traf er lediglich am 23. Spieltag in Frankfurt (2:2). Unter dem neuen Trainer Hasenhüttl wartet Behrens noch auf sein erstes Tor, kommt mittlerweile meistens nur noch von der Bank. Dennoch schwärmt der Österreicher regelmäßig in höchsten Tönen von seinem Mittelstürmer.

“Wir wissen alle, was wir an Kevin haben”

“Ich plane immer mit Kevin, er ist ein Spieler, den du in jedem Spiel gebrauchen kannst”, betont der 56-Jährige. “Wir wissen alle, was wir an Kevin haben, ich glaube schon, dass er in solch einem Spiel für uns eine Option ist, egal ob von Anfang an oder von der Bank.”

Hasenhüttl strich schon vor ein paar Wochen die Bedeutung des Routiniers heraus, auch wenn er ihn zuletzt viermal in Serie nicht für die Startelf nominierte. “Nicht jeder ist ein Maradona, nicht jeder ist ein Supertechniker. Aber jeder hat das einzubringen, was ihn stark macht. Und ich glaube, Kevin wurde im Winter auch deswegen geholt, weil er ein Typ ist. Und das ist in der Mannschaft enorm wichtig.”

Nur gegen Mainz traf Behrens bereits viermal

Schlägt gegen Mainz noch einmal die große Stunde des Kopfballungeheuers? Nur gegen die Rheinhessen traf er in der Bundesliga bereits viermal, gegen keinen anderen Verein öfter als einmal. Und plötzlich stürmt Behrens auch wieder für Union: Ein Wolfsburger Sieg gegen den FSV würde bei einem gleichzeitigen Erfolg der Berliner gegen Köln zur Rettung seines Ex-Klubs führen …

Thomas Hiete

Wolfsburg vor dem Saisonfinale: Zwei Abschiede und noch immer kein neuer Boss

Wer folgt in Wolfsburg auf Ex-Geschäftsführer Marcel Schäfer? Die Liste der Kandidaten ist lang. Dazu zählt unverändert auch Sportdirektor Sebastian Schindzielorz, der in den vergangenen Wochen Eigenwerbung betreiben konnte.

Aufstieg oder Ausstieg? Wolfsburgs Sportdirektor Sebastian Schindzielorz.

Aufstieg oder Ausstieg? Wolfsburgs Sportdirektor Sebastian Schindzielorz.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Auch intern ist beim VfL Wolfsburg die Spannung groß: Wer wird der neue Boss, wer wird Nachfolger von Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer, der am 10. April freigestellt wurde? Manche hofften, dass sie vielleicht am Mittwoch etwas Neues erfahren, stand doch die Mitarbeiterversammlung auf dem Programm. Zuerst sprach Trainer Ralph Hasenhüttl, der das umformulierte Saisonziel “Klassenerhalt” zwei Spieltage vor Saisonende einfuhr, zur VfL-Belegschaft. Es folgten die beiden Geschäftsführer Michael Meeske und Dr. Tim Schumacher, anschließend waren die Pokalsiegerinnen Alexandra Popp und Joelle Wedemeyer an der Reihe, ehe sich Sportdirektor Sebastian Schindzielorz mit den beiden Geschäftsführern einer Fragerunde stellte. Neuigkeiten in Sachen Schäfer-Nachfolge gab es aber nicht.

Und so ist auch Schindzielorz weiterhin im Unklaren, wie es weitergeht. Wird er zum neuen Geschäftsführer befördert? Bleibt er Sportdirektor unter einem neuen Vorgesetzten? Endet seine Zeit schon wieder nach nur eineinhalb Jahren beim VfL? Aufsichtsratsboss Frank Witter hatte nach der Schäfer-Entlassung betont, dass Schindzielorz auf der A-Liste der Kandidaten stehe. An der Wertschätzung für den 45-Jährigen hat sich bis heute nichts geändert. Doch reicht das für den Schindzielorz-Aufstieg in Wolfsburg? Bildet er künftig die neue Wolfsburger Doppelspitze mit Trainer Hasenhüttl?

Die Liste der potenziellen Kandidaten wird immer länger

Was für den Ex-Bochumer spricht, ist neben der Tatsache, dass er den sportlichen Totalcrash in dieser Saison abgewendet hat und kommunikativ für die dafür notwendige Ruhe sorgte, der Umstand, dass noch keine tatsächlichen Gespräche mit Kandidaten publik wurden. Obwohl die Liste der potenziellen Schäfer-Nachfolger oder auch möglichen neuen Sportdirektoren täglich länger wird.

Doch weder bei Fredi Bobic (Ex-Boss bei Hertha BSC), Fabian Wohlgemuth (VfB Stuttgart), Dieter Hecking (bis zuletzt beim 1. FC Nürnberg), Pablo Thiam (Ex-VfL-Profi und Akademie-Leiter), Hasan Salihamidzic (Ex-Bayern-Sportvorstand), Jochen Sauer (Bayerns Akademie-Chef), Marco Neppe (zuletzt Technischer Direktor beim FC Bayern), Rouven Schröder (Sportdirektor RB Leipzig), Sebastian Kehl (Sportdirektor Borussia Dortmund) oder Marcus Mann (Sportdirektor Hannover 96) wurde es bislang nachweislich konkret. Mal ist von Mittelsmännern die Rede, die Verbindungen herstellen, mal werden Erkundigungen eingeholt. Dabei, so ist es der Wunsch, will der VfL schon in der kommenden Woche Fakten schaffen.

Casteels und Sarr werden verabschiedet

Und so wird Sportdirektor Schindzielorz am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) vor dem Spiel gegen den FSV Mainz 05 nicht verabschiedet, sondern als Verantwortlicher des VfL mit dabei sein, wenn zwei Spielern zum Abschied gedankt wird. Torwart Koen Casteels verlässt die Niedersachsen nach neun Jahren ablösefrei, der künftige Klub des belgischen Nationaltorhüters ist noch nicht bekannt. Und auch Leihspieler Amin Sarr erhält ein Abschiedsgeschenk, der Schwede kehrt zurück zu Olympique Lyon, der VfL macht wie erwartet nicht Gebrauch von seiner Kaufoption.

Gegen Abstiegskandidat Mainz definitiv nicht dabei sein wird der Brasilianer Rogerio, der nach vielen Verletzungsproblemen in seiner Bundesligadebütsaison (13 Einsätze, ein Tor) am rechten Knie operiert wurde. Auch Mattias Svanberg hatte sich in der Vorwoche bereits einer Schulter-OP unterzogen und beendete so vorzeitig seine Saison.

Thomas Hiete

FIFA beschließt Klub-WM der Frauen ab 2026

Während die Klub-WM der Männer im kommenden Jahr in einem neuen, größeren Format daherkommen wird, gab es diesen Wettbewerb im Fußball der Frauen bisher nicht. Das ändert sich 2026 nun.

Alexia Putellas und der FC Barcelona werden auch bei einer Klub-WM als Favoritinnen an den Start gehen.

Alexia Putellas und der FC Barcelona werden auch bei einer Klub-WM als Favoritinnen an den Start gehen.

IMAGO/NurPhoto

Die FIFA richtet im Januar und Februar 2026 erstmals eine Klub-WM der Frauen aus. Das beschloss der FIFA-Rat, in dem auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf Mitglied ist, am Mittwoch in Bangkok. Die erste Ausgabe soll mit 16 Teams steigen, ab 2026 soll das Turnier alle vier Jahre ausgetragen werden.

Mehr Details gebe man zu gegebener Zeit bekannt, hieß es in der Mitteilung. Zudem soll es in Jahren ohne Klub-WM, erstmals 2027, einen weiteren neuen Wettbewerb geben. Dies hätten sich die kontinentalen Verbände gewünscht, um “jedes Jahr ausreichend Spielmöglichkeiten bereitzustellen”.

Nur fünf statt sechs Abstellungsfenster im Jahr

Die vielfach geäußerte Kritik von Trainerinnen, Trainern und Spielerinnen am immer dichteren Terminkalender steht diesem Ansinnen allerdings eher konträr gegenüber.

Immerhin heißt es in der FIFA-Mitteilung auch, dass zwischen 2026 und 2029 per “spielerinnenzentriertem Ansatz” mehr Gelegenheiten für Pausen und Erholung geschaffen würden: Statt sechs soll es dann nur noch fünf Abstellungsfenster geben, um Reisestress und Ligaunterbrechungen zu vermindern.

Pekarik im Interview: “Grenzen existieren nur in unserem Kopf”

Er ist “Mister Zuverlässig” – und im Spätherbst seiner Karriere. Im kicker-Interview spricht Peter Pekarik über seine zwölf Jahre bei Hertha BSC, Lehrmeister Felix Magath, die EM mit der Slowakei und seine Zukunft.

Als ihn Hertha-Coach Pal Dardai am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:1) nach 83 Minuten aufs Feld schickte, brandete Jubel im Olympiastadion auf. Peter Pekarik winkte Richtung Ränge, er wirkte gerührt, beinahe überwältigt von den Ovationen und Emotionen. Mit einem großen Banner zeigten die Fans ihre Zuneigung: “Auf dem Rücken die 2, in unserem Herzen die 1. Danke, Peter!” Pirouetten fürs Ego waren nie sein Ding, der Rechtsverteidiger Pekarik lieferte mit maximaler Zuverlässigkeit solide Arbeit ab. Nur Marek Hamsik (138) hat mehr Länderspiele für die Slowakei bestritten als der ewige Pekarik (125), der im Januar 2009 nach Deutschland wechselte und mit dem VfL Wolfsburg am Ende jener Saison die Deutsche Meisterschaft feierte. Mit Makoto Hasebe geht ein Teamkollege von damals jetzt mit 40 Jahren in den Profi-Ruhestand. Der 37-jährige Pekarik, dessen Vertrag bei Hertha am 30. Juni endet, überlegt, seine Karriere fortzusetzen.

Wie emotional war der Abschied im Olympiastadion nach Ihrer Einwechslung gegen Kaiserslautern für Sie, Herr Pekarik?

Im Moment betrachte ich meine fußballerische Reise bei Hertha BSC noch nicht als abgeschlossen. In den Gesprächen mit den Hertha-Verantwortlichen haben wir uns darauf geeinigt, dass wir im letzten Heimspiel keine offizielle Verabschiedung für mich vornehmen werden. Denn nach der Europameisterschaft werden wir uns wieder treffen und die nächsten Schritte besprechen. Deshalb war auch meine Feier nach dem Spiel mit unseren Fans sehr spontan und für mich sehr emotional und schön. Die Fans haben einen großen Anteil daran, dass ich Hertha seit vielen Jahren die Treue halte. Der richtige Zeitpunkt für die offizielle Verabschiedung wird kommen.

Auch wenn Ihre Rolle als Back-up und Mentor für die Talente klar besprochen war ­ hatten Sie in dieser Saison mehr Einsatzzeiten erwartet?

Hertha ist mir in den zwölf Jahren, in denen ich hier arbeite, sehr ans Herz gewachsen. Es gab immer eine große Initiative von Herthas Seite, damit ich den Verein nicht verlasse, und von meiner Seite war es auch immer so. Aus gegenseitiger Sympathie entwickelte sich etwas Größeres. Ich sehe Hertha als meine Fußballfamilie. Auch wenn wir in der letzten Saison abgestiegen sind, wollte ich im Verein bleiben, ihm helfen und ein Teil des neuen Projekts, des Berliner Wegs, werden.

Im Sommer gab es einen großen personellen Umbruch in unserer Mannschaft. Viele junge Talente aus unserer Akademie wurden in unsere Mannschaft integriert. Meine Aufgabe als einer der erfahrensten Spieler im Team war es, meinen jüngeren Mitspielern bei der Anpassung an die Profimannschaft zu helfen. Wir diskutieren praktisch jeden Tag über Training, Ernährung, Einstellung, Lebensstil und Regeneration. Der Fußball hat mir viel gegeben, jetzt gebe ich ihm langsam etwas zurück.

Könnte Ihre mangelnde Spielpraxis ein Problem für die EURO 2024 werden?

Peter Pekarik

Emotionale Verabschiedung in der Kurve: Peter Pekarik wurde nach dem 3:1-Sieg gegen Kaiserslautern von den Hertha-Anhängern gefeiert.
picture alliance / nordphoto GmbH

In unserer erfolgreichen Qualifikation habe ich neun von zehn Spielen für die slowakische Nationalmannschaft bestritten, in einem Spiel habe ich wegen einer Gelbsperre gefehlt. In dieser Richtung hilft mir meine innere Einstellung sehr. Ich weiß, wie viel ich für den Fußball opfere. Wenn ich mir sicher bin, dass ich im Trainingsprozess, in der individuellen Vorbereitung, in der Lebensführung oder in anderen entscheidenden Details nichts unterschätzt habe, gehe ich immer mit Ruhe und einem guten Gefühl auf den Platz.

Neben dem Mannschaftstraining bei Hertha absolviere ich meine Einzeltrainings, ich bin noch eine Stunde vor und eine Stunde nach dem Training im Gym. Außerdem mache ich abends zu Hause immer mein Trainingsprogramm. Auch bei meinem langfristigen Lebensstil will ich keine Kompromisse eingehen. Ein großes Dankeschön geht an unsere Fitnesstrainer Henrik Kuchno und Hendrik Vieth, die jedes Mal ein spezielles Trainingsprogramm für mich ausgearbeitet haben, das darauf basierte, dass ich, wenn ich am Wochenende nicht gespielt hatte, am nächsten Tag eine spezielle Trainingseinheit absolvierte, die alle Parameter einer Spielbelastung erfüllte.

Wie stehen die Chancen der Slowakei, in der EM-Vorrundengruppe mit Belgien, Rumänien und der Ukraine weiterzukommen?

Ich freue mich sehr, dass es die Slowakei zum dritten Mal in Folge zur Endrunde der Europameisterschaft geschafft hat, was seit der Erweiterung der EURO auf 24 Mannschaften nur 14 der 55 Mitgliedsländer gelungen ist. Ich schätze unsere Gruppe bei der EM in Deutschland als sehr ausgeglichen ein, alle Mannschaften können über ein Weiterkommen nachdenken. Belgien und Rumänien haben in ihren Qualifikationsgruppen kein einziges Spiel verloren.

Die Ukraine hat das Weiterkommen in der Gruppe knapp verpasst, aber dann beide Playoff-Spiele gewonnen. Doch wir wollen und werden auf uns schauen. Und gemeinsam mit unseren Fans werden wir wieder versuchen, unser Maximum bei den Finalturnieren zu wiederholen, das zweimal die Teilnahme am Achtelfinale war (WM 2010 gegen die Niederlande 1:2 im Achtelfinale, EM 2016 gegen Deutschland 0:3, d. Red.). Unsere Mannschaft hat sich mit jedem Qualifikationszyklus verändert. Das wichtigste und solide Attribut für den Erfolg unserer Nationalelf ist jedoch bei allen Erfolgen dasselbe.

Ich kann mir im Moment vorstellen, dass ich meine Profikarriere fortsetze.

Peter Pekarik über die Zeit nach der EM

Welches ist das?

Das ist der Geist unserer Mannschaft, der Zusammenhalt und die Teamarbeit. Dies ist das A und O unseres Erfolgs. Wir sind im Vergleich zu den Fußballgiganten ein kleineres Land. Aber wenn wir alle in die gleiche Richtung auf unser Ziel zugehen, werden wir dieses Ziel auch erreichen.

Wer wird Europameister?

Es gibt für mich mehrere Favoriten, allen voran Deutschland, England, Frankreich und Portugal.

Hängt von der EURO ab, ob Sie ihre Profikarriere noch ein Jahr fortsetzen?

Im Moment konzentriere ich mich nur auf das Ende der Vereinssaison und die EM-Vorbereitung. Ich fühle mich körperlich noch sehr gut, spüre keine Einschränkungen und habe immer noch viel Spaß am Fußball. Deshalb kann ich mir im Moment auch vorstellen, dass ich meine Profikarriere auch nach der EM fortsetzen werde.

Haben Sie eher Lust auf ein Abenteuer in Nordamerika oder auf eine Rückkehr zu Ihrem slowakischen Heimatklub MSK Zilina?

Natürlich wäre es schön, meine Profikarriere in Deutschland zu beenden, in dem Land, in dem ich seit 15 Jahren tätig bin. Und vor allem bei Hertha BSC, einem Verein, dem ich seit zwölf Jahren angehöre und der meine fußballerische Heimat geworden ist. Das Gleiche gilt für meine Heimat Slowakei, denn dort bin ich mit dem Fußball aufgewachsen. Der richtige Zeitpunkt für die endgültige Entscheidung wird kommen.

Warum hat der Fußballer Peter Pekarik so gut nach Deutschland gepasst?

Die deutsche Bundesliga gehört für mich zu den besten und meistbesuchten Fußball-Ligen der Welt und war mein Traumziel im Fußball. Der Wolfsburger Trainer Felix Magath, der mich für die Mannschaft gescoutet hat, bereitete mich auf den körperlich anspruchsvollen Wettkampf vor. Seine Trainingsmethoden erinnerten mich oft an militärisches Training. Solche körperlich anspruchsvollen Trainings lehrten mich, oft bis an die Grenzen meiner Kräfte zu gehen. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass der menschliche Körper viel mehr Potenzial hat, als wir uns vorstellen können, und dass die Grenzen nur in unserem Kopf existieren. Ich bin Felix Magath dankbar, dass er mich körperlich und geistig auf die Bundesliga vorbereitet hat. In Deutschland habe ich noch mehr Disziplin und Professionalität gelernt.

Ich widme den größten Teil meines Tages dem Fußball. Viele Leute fragen mich, was ich noch mache, weil ich in meiner Karriere schon alles erreicht habe, was ich wollte. Denen antworte ich, dass man viel tun muss, um 15 Jahre lang in einem so hochwertigen Wettbewerb wie der deutschen Bundesliga zu bleiben. Für mich sind die Details entscheidend. Wenn man sich um sie kümmert, kann man sehr lange an der Spitze bleiben. Man muss immer vorwärts gehen, sich neue Ziele setzen und ständig neue Dinge lernen. Wenn mich jüngere Teamkollegen um Rat fragen, freue ich mich sehr, wenn ich ihnen mit meiner Erfahrung helfen kann. Auch unter diesem Gesichtspunkt sehe ich noch viel Sinn darin.

Sie wurden mit dem VfL Wolfsburg 2009 Deutscher Meister. Was waren daneben die Karriere-Highlights für Sie – und was der Tiefpunkt?

Ich habe einen großen Teil meiner Profikarriere der deutschen Bundesliga gewidmet. Deshalb ist es auch der Gewinn der deutschen Meisterschaft mit dem VfL Wolfsburg, mit dem ich auch in der Gruppenphase der Champions League und im Viertelfinale der Europa League gespielt habe. Dann natürlich meine zwölf Jahre bei Hertha BSC, dem Verein, in dem ich über diesen langen Zeitraum unvergessliche Fußballgeschichten erlebt und es bis in die Europa League geschafft habe. In der Slowakei, im Trikot von MSK Zilina, waren sicherlich der Gewinn des Meistertitels und die Teilnahme an Europapokalen Highlights. Ich bin seit 17 Jahren in der slowakischen Nationalmannschaft und habe dort bisher 125 Spiele bestritten. In dieser Zeit haben wir den Einzug in vier Endrunden (die WM 2010 und die EM 2016, 2020, 2024, d. Red.) geschafft.

Und der schlimmste Moment?

Ich betrachte Niederlagen oder Verletzungen nicht als die schlimmsten Momente. Für mich sind das die besten Lektionen, die ich im Fußball erhalten kann. In solchen Momenten wird einem klar, ob man lernen und vorankommen will und vor allem, ob man sich von nichts und niemandem unterkriegen lassen will.

Peter Pekarik (li.) im Zweikampf mit Cristiano Ronaldo

Während des Qualifikationsspiel für die EM 2024 lieferten sich Peter Pekarik (li.) und Portugals Superstar Cristiano Ronaldo einen Zweikampf.
picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Wer war in all den Jahren Ihr bester Mitspieler und wer Ihr stärkster Gegenspieler?

Da gibt es eine Menge. Ich bin froh, dass ich während meiner Karriere viele großartige Menschen kennenlernen und Freundschaften schließen konnte. Die besten Gegner, gegen die ich gespielt habe? Auch da gibt es viele Namen. In meiner 21-jährigen Profikarriere habe ich gegen viele Stars und Weltklassespieler gespielt. Wenn ich ein paar Namen herausgreifen müsste, wären es Ribery, Cristiano Ronaldo, Rafael Leao, Fernandes, Robben, Gnabry, Sane, Coman, Musiala, Lewandowski, Reus, Pizzaro, Raul, Ze Roberto, Jordi Alba, Silva, Iniesta, Cannavaro, Chiellini, Pirlo, Beckham, Kane, Van Persie, Modric und Kroos.

Ihr Trainer Pal Dardai nennt Sie einen “Muster-Profi”: zuverlässig, fleißig, ein Teamplayer. Was macht den ruhigen Peter Pekarik sauer?

Mein natürlicher Charakter spielt dabei eine große Rolle. Ich bin ein positiver Mensch, der in jedem Hindernis eine neue Herausforderung sucht. In meiner Laufbahn habe ich mich nie von etwas unterkriegen lassen. Natürlich gab es viele Prüfungen und Herausforderungen, die es zu meistern galt. Ich habe immer erkannt, dass mir Jammern nichts bringt und mein Problem nicht löst. Ich halte mich immer an meinen Plan, weniger zu reden und mehr an mir zu arbeiten. Mit diesem Ansatz habe ich mir in meiner Karriere alle meine Fußballträume erfüllt.

Profi-Trainer, Jugend-Trainer, Management-Bereich: Wo sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?

Ich habe mein ganzes Leben mit dem Fußball verbracht. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um meine Profikarriere zu beenden, würde ich mich sehr gerne der Jugendarbeit widmen. Ich möchte die Erfahrungen aus meiner eigenen Karriere an jüngere Generationen weitergeben und jungen Spielern bei ihrer Entwicklung helfen.

Wann und in welcher Rolle kehren Sie zu Hertha BSC zurück?

Ich habe dieses Thema gemeinsam mit Sportdirektor Benjamin Weber und “Zecke” Neuendorf (Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich, d. Red.) besprochen. Was meine berufliche Karriere und deren Ausrichtung betrifft, haben wir uns darauf geeinigt, dass wir nach der EM über meine nächsten Schritte sprechen werden. Es gibt von beiden Seiten den Wunsch, dass ich auch nach meiner aktiven Laufbahn bei Hertha bleibe und meinen Beitrag leiste.

Hertha BSC hat turbulente Jahre hinter sich inklusive Abstieg 2023. Hat der Klub aus seinen Fehlern gelernt – und schafft er kommende Saison den Bundesliga-Aufstieg?

Im vergangenen Sommer hat in unserem Verein eine sehr positive Veränderung in diese Richtung stattgefunden. Leute, die diesen Verein in ihrer DNA haben, sind zu Hertha und dem Management zurückgekehrt. Auch wenn es nach Herthas Abstieg in die 2. Bundesliga einen großen Umbruch in unserem Team gab, hat der Verein bei der Planung der Mannschaft für diese Saison sehr gute Arbeit geleistet. Es ist eine gesunde und geschlossene Kabine entstanden, das muss auch in der nächsten Saison fortgesetzt werden. Das Projekt und die Vision unseres verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein, der Berliner Weg, wird diese Botschaft auch in die nächsten Spielzeiten tragen. Dieses Projekt hat den gesamten Verein, die Kabine, die Vereinsmitarbeiter und die Fans noch mehr zusammengeführt. Ich glaube und wünsche mir fest, dass Hertha in der nächsten Saison den Aufstieg in die 1. Bundesliga feiern wird. Denn ein Verein mit einer so reichen Bundesliga-Geschichte und einer so großen Fangemeinde gehört definitiv in die 1. Bundesliga.

Sie sind ein Riesen-Eishockey-Fan. Gerade läuft die WM in Tschechien. Darf man als Slowake eigentlich auch tschechische Lieblingsspieler haben?

(lacht) Seit ich klein war, hat mich Fußball immer mehr angezogen als Eishockey. Aber natürlich ist Eishockey in der Slowakei sehr beliebt, ich bin ein großer Fan dieser Sportart. Mein Lieblingsspieler? Da wir früher mit der Tschechischen Republik ein Land waren, habe ich mehrere tschechische und slowakische Lieblingsspieler: Marian Hossa, Pavol Demitra, Zigmund Palffy, Marian Gaborik und Miroslav Satan, aber von tschechischer Seite genauso Jaromir Jagr und Patrik Elias.

Interview: Steffen Rohr

Pekarik: “Grenzen existieren nur in unserem Kopf”

Er ist “Mister Zuverlässig” – und im Spätherbst seiner Karriere. Im kicker-Interview spricht Peter Pekarik über seine zwölf Jahre bei Hertha BSC, Lehrmeister Felix Magath, die EM mit der Slowakei und seine Zukunft.

Als ihn Hertha-Coach Pal Dardai am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:1) nach 83 Minuten aufs Feld schickte, brandete Jubel im Olympiastadion auf. Peter Pekarik winkte Richtung Ränge, er wirkte gerührt, beinahe überwältigt von den Ovationen und Emotionen. Mit einem großen Banner zeigten die Fans ihre Zuneigung: “Auf dem Rücken die 2, in unserem Herzen die 1. Danke, Peter!” Pirouetten fürs Ego waren nie sein Ding, der Rechtsverteidiger Pekarik lieferte mit maximaler Zuverlässigkeit solide Arbeit ab. Nur Marek Hamsik (138) hat mehr Länderspiele für die Slowakei bestritten als der ewige Pekarik (125), der im Januar 2009 nach Deutschland wechselte und mit dem VfL Wolfsburg am Ende jener Saison die Deutsche Meisterschaft feierte. Mit Makoto Hasebe geht ein Teamkollege von damals jetzt mit 40 Jahren in den Profi-Ruhestand. Der 37-jährige Pekarik, dessen Vertrag bei Hertha am 30. Juni endet, überlegt, seine Karriere fortzusetzen.

Wie emotional war der Abschied im Olympiastadion nach Ihrer Einwechslung gegen Kaiserslautern für Sie, Herr Pekarik?

Im Moment betrachte ich meine fußballerische Reise bei Hertha BSC noch nicht als abgeschlossen. In den Gesprächen mit den Hertha-Verantwortlichen haben wir uns darauf geeinigt, dass wir im letzten Heimspiel keine offizielle Verabschiedung für mich vornehmen werden. Denn nach der Europameisterschaft werden wir uns wieder treffen und die nächsten Schritte besprechen. Deshalb war auch meine Feier nach dem Spiel mit unseren Fans sehr spontan und für mich sehr emotional und schön. Die Fans haben einen großen Anteil daran, dass ich Hertha seit vielen Jahren die Treue halte. Der richtige Zeitpunkt für die offizielle Verabschiedung wird kommen.

Auch wenn Ihre Rolle als Back-up und Mentor für die Talente klar besprochen war ­ hatten Sie in dieser Saison mehr Einsatzzeiten erwartet?

Hertha ist mir in den zwölf Jahren, in denen ich hier arbeite, sehr ans Herz gewachsen. Es gab immer eine große Initiative von Herthas Seite, damit ich den Verein nicht verlasse, und von meiner Seite war es auch immer so. Aus gegenseitiger Sympathie entwickelte sich etwas Größeres. Ich sehe Hertha als meine Fußballfamilie. Auch wenn wir in der letzten Saison abgestiegen sind, wollte ich im Verein bleiben, ihm helfen und ein Teil des neuen Projekts, des Berliner Wegs, werden.

Im Sommer gab es einen großen personellen Umbruch in unserer Mannschaft. Viele junge Talente aus unserer Akademie wurden in unsere Mannschaft integriert. Meine Aufgabe als einer der erfahrensten Spieler im Team war es, meinen jüngeren Mitspielern bei der Anpassung an die Profimannschaft zu helfen. Wir diskutieren praktisch jeden Tag über Training, Ernährung, Einstellung, Lebensstil und Regeneration. Der Fußball hat mir viel gegeben, jetzt gebe ich ihm langsam etwas zurück.

Könnte Ihre mangelnde Spielpraxis ein Problem für die EURO 2024 werden?

Peter Pekarik

Emotionale Verabschiedung in der Kurve: Peter Pekarik wurde nach dem 3:1-Sieg gegen Kaiserslautern von den Hertha-Anhängern gefeiert.
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In unserer erfolgreichen Qualifikation habe ich neun von zehn Spielen für die slowakische Nationalmannschaft bestritten, in einem Spiel habe ich wegen einer Gelbsperre gefehlt. In dieser Richtung hilft mir meine innere Einstellung sehr. Ich weiß, wie viel ich für den Fußball opfere. Wenn ich mir sicher bin, dass ich im Trainingsprozess, in der individuellen Vorbereitung, in der Lebensführung oder in anderen entscheidenden Details nichts unterschätzt habe, gehe ich immer mit Ruhe und einem guten Gefühl auf den Platz.

Neben dem Mannschaftstraining bei Hertha absolviere ich meine Einzeltrainings, ich bin noch eine Stunde vor und eine Stunde nach dem Training im Gym. Außerdem mache ich abends zu Hause immer mein Trainingsprogramm. Auch bei meinem langfristigen Lebensstil will ich keine Kompromisse eingehen. Ein großes Dankeschön geht an unsere Fitnesstrainer Henrik Kuchno und Hendrik Vieth, die jedes Mal ein spezielles Trainingsprogramm für mich ausgearbeitet haben, das darauf basierte, dass ich, wenn ich am Wochenende nicht gespielt hatte, am nächsten Tag eine spezielle Trainingseinheit absolvierte, die alle Parameter einer Spielbelastung erfüllte.

Wie stehen die Chancen der Slowakei, in der EM-Vorrundengruppe mit Belgien, Rumänien und der Ukraine weiterzukommen?

Ich freue mich sehr, dass es die Slowakei zum dritten Mal in Folge zur Endrunde der Europameisterschaft geschafft hat, was seit der Erweiterung der EURO auf 24 Mannschaften nur 14 der 55 Mitgliedsländer gelungen ist. Ich schätze unsere Gruppe bei der EM in Deutschland als sehr ausgeglichen ein, alle Mannschaften können über ein Weiterkommen nachdenken. Belgien und Rumänien haben in ihren Qualifikationsgruppen kein einziges Spiel verloren.

Die Ukraine hat das Weiterkommen in der Gruppe knapp verpasst, aber dann beide Playoff-Spiele gewonnen. Doch wir wollen und werden auf uns schauen. Und gemeinsam mit unseren Fans werden wir wieder versuchen, unser Maximum bei den Finalturnieren zu wiederholen, das zweimal die Teilnahme am Achtelfinale war (WM 2010 gegen die Niederlande 1:2 im Achtelfinale, EM 2016 gegen Deutschland 0:3, d. Red.). Unsere Mannschaft hat sich mit jedem Qualifikationszyklus verändert. Das wichtigste und solide Attribut für den Erfolg unserer Nationalelf ist jedoch bei allen Erfolgen dasselbe.

Ich kann mir im Moment vorstellen, dass ich meine Profikarriere fortsetze.

Peter Pekarik über die Zeit nach der Europameisterschaft

Welches ist das?

Das ist der Geist unserer Mannschaft, der Zusammenhalt und die Teamarbeit. Dies ist das A und O unseres Erfolgs. Wir sind im Vergleich zu den Fußballgiganten ein kleineres Land. Aber wenn wir alle in die gleiche Richtung auf unser Ziel zugehen, werden wir dieses Ziel auch erreichen.

Wer wird Europameister?

Es gibt für mich mehrere Favoriten, allen voran Deutschland, England, Frankreich und Portugal.

Hängt von der EURO ab, ob Sie ihre Profikarriere noch ein Jahr fortsetzen?

Im Moment konzentriere ich mich nur auf das Ende der Vereinssaison und die EM-Vorbereitung. Ich fühle mich körperlich noch sehr gut, spüre keine Einschränkungen und habe immer noch viel Spaß am Fußball. Deshalb kann ich mir im Moment auch vorstellen, dass ich meine Profikarriere auch nach der EM fortsetzen werde.

Haben Sie eher Lust auf ein Abenteuer in Nordamerika oder auf eine Rückkehr zu Ihrem slowakischen Heimatklub MSK Zilina?

Natürlich wäre es schön, meine Profikarriere in Deutschland zu beenden, in dem Land, in dem ich seit 15 Jahren tätig bin. Und vor allem bei Hertha BSC, einem Verein, dem ich seit zwölf Jahren angehöre und der meine fußballerische Heimat geworden ist. Das Gleiche gilt für meine Heimat Slowakei, denn dort bin ich mit dem Fußball aufgewachsen. Der richtige Zeitpunkt für die endgültige Entscheidung wird kommen.

Felix Magaths Methoden erinnerten mich oft an militärisches Training.

Peter Pekarik über Felix Magath

Warum hat der Fußballer Peter Pekarik so gut nach Deutschland gepasst?

Die deutsche Bundesliga gehört für mich zu den besten und meistbesuchten Fußball-Ligen der Welt und war mein Traumziel im Fußball. Der Wolfsburger Trainer Felix Magath, der mich für die Mannschaft gescoutet hat, bereitete mich auf den körperlich anspruchsvollen Wettkampf vor. Seine Trainingsmethoden erinnerten mich oft an militärisches Training. Solche körperlich anspruchsvollen Trainings lehrten mich, oft bis an die Grenzen meiner Kräfte zu gehen. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass der menschliche Körper viel mehr Potenzial hat, als wir uns vorstellen können, und dass die Grenzen nur in unserem Kopf existieren. Ich bin Felix Magath dankbar, dass er mich körperlich und geistig auf die Bundesliga vorbereitet hat. In Deutschland habe ich noch mehr Disziplin und Professionalität gelernt.

Ich widme den größten Teil meines Tages dem Fußball. Viele Leute fragen mich, was ich noch mache, weil ich in meiner Karriere schon alles erreicht habe, was ich wollte. Denen antworte ich, dass man viel tun muss, um 15 Jahre lang in einem so hochwertigen Wettbewerb wie der deutschen Bundesliga zu bleiben. Für mich sind die Details entscheidend. Wenn man sich um sie kümmert, kann man sehr lange an der Spitze bleiben. Man muss immer vorwärts gehen, sich neue Ziele setzen und ständig neue Dinge lernen. Wenn mich jüngere Teamkollegen um Rat fragen, freue ich mich sehr, wenn ich ihnen mit meiner Erfahrung helfen kann. Auch unter diesem Gesichtspunkt sehe ich noch viel Sinn darin.

Sie wurden mit dem VfL Wolfsburg 2009 Deutscher Meister. Was waren daneben die Karriere-Highlights für Sie – und was der Tiefpunkt?

Ich habe einen großen Teil meiner Profikarriere der deutschen Bundesliga gewidmet. Deshalb ist es auch der Gewinn der deutschen Meisterschaft mit dem VfL Wolfsburg, mit dem ich auch in der Gruppenphase der Champions League und im Viertelfinale der Europa League gespielt habe. Dann natürlich meine zwölf Jahre bei Hertha BSC, dem Verein, in dem ich über diesen langen Zeitraum unvergessliche Fußballgeschichten erlebt und es bis in die Europa League geschafft habe. In der Slowakei, im Trikot von MSK Zilina, waren sicherlich der Gewinn des Meistertitels und die Teilnahme an Europapokalen Highlights. Ich bin seit 17 Jahren in der slowakischen Nationalmannschaft und habe dort bisher 125 Spiele bestritten. In dieser Zeit haben wir den Einzug in vier Endrunden (die WM 2010 und die EM 2016, 2020, 2024, d. Red.) geschafft.

Und der schlimmste Moment?

Ich betrachte Niederlagen oder Verletzungen nicht als die schlimmsten Momente. Für mich sind das die besten Lektionen, die ich im Fußball erhalten kann. In solchen Momenten wird einem klar, ob man lernen und vorankommen will und vor allem, ob man sich von nichts und niemandem unterkriegen lassen will.

Peter Pekarik (li.) im Zweikampf mit Cristiano Ronaldo

Während des Qualifikationsspiel für die EM 2024 lieferten sich Peter Pekarik (li.) und Portugals Superstar Cristiano Ronaldo einen Zweikampf.
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Wer war in all den Jahren Ihr bester Mitspieler und wer Ihr stärkster Gegenspieler?

Da gibt es eine Menge. Ich bin froh, dass ich während meiner Karriere viele großartige Menschen kennenlernen und Freundschaften schließen konnte. Die besten Gegner, gegen die ich gespielt habe? Auch da gibt es viele Namen. In meiner 21-jährigen Profikarriere habe ich gegen viele Stars und Weltklassespieler gespielt. Wenn ich ein paar Namen herausgreifen müsste, wären es Ribery, Cristiano Ronaldo, Rafael Leao, Fernandes, Robben, Gnabry, Sane, Coman, Musiala, Lewandowski, Reus, Pizzaro, Raul, Ze Roberto, Jordi Alba, Silva, Iniesta, Cannavaro, Chiellini, Pirlo, Beckham, Kane, Van Persie, Modric und Kroos.

Ihr Trainer Pal Dardai nennt Sie einen “Muster-Profi”: zuverlässig, fleißig, ein Teamplayer. Was macht den ruhigen Peter Pekarik sauer?

Mein natürlicher Charakter spielt dabei eine große Rolle. Ich bin ein positiver Mensch, der in jedem Hindernis eine neue Herausforderung sucht. In meiner Laufbahn habe ich mich nie von etwas unterkriegen lassen. Natürlich gab es viele Prüfungen und Herausforderungen, die es zu meistern galt. Ich habe immer erkannt, dass mir Jammern nichts bringt und mein Problem nicht löst. Ich halte mich immer an meinen Plan, weniger zu reden und mehr an mir zu arbeiten. Mit diesem Ansatz habe ich mir in meiner Karriere alle meine Fußballträume erfüllt.

Profi-Trainer, Jugend-Trainer, Management-Bereich: Wo sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?

Ich habe mein ganzes Leben mit dem Fußball verbracht. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um meine Profikarriere zu beenden, würde ich mich sehr gerne der Jugendarbeit widmen. Ich möchte die Erfahrungen aus meiner eigenen Karriere an jüngere Generationen weitergeben und jungen Spielern bei ihrer Entwicklung helfen.

Wann und in welcher Rolle kehren Sie zu Hertha BSC zurück?

Ich habe dieses Thema gemeinsam mit Sportdirektor Benjamin Weber und “Zecke” Neuendorf (Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich, d. Red.) besprochen. Was meine berufliche Karriere und deren Ausrichtung betrifft, haben wir uns darauf geeinigt, dass wir nach der EM über meine nächsten Schritte sprechen werden. Es gibt von beiden Seiten den Wunsch, dass ich auch nach meiner aktiven Laufbahn bei Hertha bleibe und meinen Beitrag leiste.

Hertha BSC hat turbulente Jahre hinter sich inklusive Abstieg 2023. Hat der Klub aus seinen Fehlern gelernt – und schafft er kommende Saison den Bundesliga-Aufstieg?

Im vergangenen Sommer hat in unserem Verein eine sehr positive Veränderung in diese Richtung stattgefunden. Leute, die diesen Verein in ihrer DNA haben, sind zu Hertha und dem Management zurückgekehrt. Auch wenn es nach Herthas Abstieg in die 2. Bundesliga einen großen Umbruch in unserem Team gab, hat der Verein bei der Planung der Mannschaft für diese Saison sehr gute Arbeit geleistet. Es ist eine gesunde und geschlossene Kabine entstanden, das muss auch in der nächsten Saison fortgesetzt werden. Das Projekt und die Vision unseres verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein, der Berliner Weg, wird diese Botschaft auch in die nächsten Spielzeiten tragen. Dieses Projekt hat den gesamten Verein, die Kabine, die Vereinsmitarbeiter und die Fans noch mehr zusammengeführt. Ich glaube und wünsche mir fest, dass Hertha in der nächsten Saison den Aufstieg in die 1. Bundesliga feiern wird. Denn ein Verein mit einer so reichen Bundesliga-Geschichte und einer so großen Fangemeinde gehört definitiv in die 1. Bundesliga.

Sie sind ein Riesen-Eishockey-Fan. Gerade läuft die WM in Tschechien. Darf man als Slowake eigentlich auch tschechische Lieblingsspieler haben?

(lacht) Seit ich klein war, hat mich Fußball immer mehr angezogen als Eishockey. Aber natürlich ist Eishockey in der Slowakei sehr beliebt, ich bin ein großer Fan dieser Sportart. Mein Lieblingsspieler? Da wir früher mit der Tschechischen Republik ein Land waren, habe ich mehrere tschechische und slowakische Lieblingsspieler: Marian Hossa, Pavol Demitra, Zigmund Palffy, Marian Gaborik und Miroslav Satan, aber von tschechischer Seite genauso Jaromir Jagr und Patrik Elias.

Interview: Steffen Rohr

Wohl mit Kanone: Top-Torjägerin Pajor verlässt die Bundesliga

Der VfL Wolfsburg verliert eine weitere Stütze. Torjägerin Ewa Pajor wechselt im Sommer ins Ausland – aller Voraussicht nach zum FC Barcelona.

15 Tore in dieser Saison: Ewa Pajor vom VfL Wolfsburg führt das Ranking deutlich an.

15 Tore in dieser Saison: Ewa Pajor vom VfL Wolfsburg führt das Ranking deutlich an.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Nach neun Jahren beim VfL Wolfsburg zieht Ewa Pajor einen Schlussstrich: Die Wölfinnen vermeldeten am Dienstag den Abgang der 27 Jare alten Top-Torjägerin via Ausstiegsklausel ins Ausland. Den neuen Verein nannten sie dabei nicht – doch dass es sich dabei um den FC Barcelona handelt, ist ein offenes Geheimnis.

2015 war Pajor als 18-Jährige von ihrem Heimatverein Medyk Konin zum VfL gewechselt. In den Jahren danach avancierte sie zu einer stets zuverlässigen Torschützin bei den Wölfinnen. In der Saison 2018/19 wurde die Polin Torschützenkönigin im deutschen Oberhaus. Allein in der aktuellen Spielzeit gingen 15 Treffer auf ihr Konto, womit sie aller Voraussicht nach die kicker-Kanone für die beste Torjägerin ein zweites Mal gewinnen wird.

Dritte Leistungsträgerin verlässt Wolfsburg

Pajor hatte stets großen Anteil an den Titeln der Wolfsburgerinnen. Fünf Mal wurde die 27-Jährige Meisterin, gar neun Mal in Serie Pokalsiegerin. In der vergangenen Saison krönte sie sich zur besten Torjägerin in der Women’s Champions League.

“Jedes Spiel in diesem Trikot war für mich eine Ehre. Ich bin sehr stolz und dankbar für alles, was wir zusammen erlebt und gewonnen haben”, sagte Pajor. “Während meiner Zeit hier habe ich viel gelernt und bin als Fußballerin und Mensch gewachsen. Das werde ich nie vergessen und für meine weitere Karriere mitnehmen.”

Sie ist im Sommer die nächste Leistungsträgerin, die den VfL Wolfsburg verlassen wird. Nationalspielerin Lena Oberdorf zieht es zum FC Bayern, Dominique Janssen wechselt nach England.

Oberdorf: “Es ist sehr surreal für mich”

Am Pfingstmontag bestreitet Lena Oberdorf ihr letztes Spiel für den VfL Wolfsburg. In der nächsten Saison läuft die Nationalspielerin für Meister Bayern München auf. Noch mag sich die 22-Jährige aber nicht mit ihrem Abschied aus Wolfsburg beschäftigen.

Noch mit vollem Fokus beim VfL: Lena Oberdorf.

Noch mit vollem Fokus beim VfL: Lena Oberdorf.

imago images

Das DFB-Pokal-Endspiel vom vergangenen Donnerstag und die lange Siegesfeier steckte den Spielerinnen des VfL Wolfsburg noch sichtbar in den Knochen. “Ja, wir haben schon gemerkt, dass wir lange gefeiert haben. Wir haben wir es uns einfach gut gehen lassen”, gab Lena Oberdorf am Sonntagabend nach dem 3:0-Erfolg bei Werder Bremen zu.

Was sich nach einem klaren Auswärtssieg anhört, war auf dem Platz viel weniger deutlich: Werder machte dem frisch gebackenen Pokalsieger das Leben schwer, verpasste es aber, seine Chancen zu nutzen. Der VfL indes war gnadenlos effektiv. “Wir sind happy mit den drei Punkten. Aber mit der Art und Weise sind wir nicht so zufrieden”, sagte Oberdorf, die noch zu den besseren Spielerinnen der Gäste gehörte.

Nie war ein deutscher Frauen-Transfer teurer

Im Finale von Köln am Donnerstag hatte die Nationalspielerin beim 2:0 gegen Bayern München noch eine herausragende Partie abgeliefert und gezeigt, wie wertvoll sie für diese Mannschaft ist. Das war nicht durchgehend in dieser Saison so. Auch Oberdorf hatte mit den Nachwirkungen der schlechten WM im vergangenen Jahr in Australien und Neuseeland zu kämpfen und konnte in dieser Spielzeit nicht durchgehend überzeugen.

Zum Ende der Saison ist sie aber wieder voll da. Die Präsenz und Zweikampfstärke der defensiven Mittelfeldakteurin sind in der Bundesliga unerreicht. Das wissen natürlich die Mitspielerinnen und Verantwortlichen beim VfL Wolfsburg. Deshalb wiegt der sportliche Verlust umso schwerer. In der kommenden Saison wird die Nationalspielerin für den FC Bayern auflaufen.

Der Meister wird für die Dienste der Nationalspielerin geschätzte 400.000 Euro Ablöse nach Wolfsburg überweisen. Im nationalen Frauenfußball eine bislang noch nicht gezahlte Summe. Der Vertrag der Nationalspielerin in der bayerischen Landeshauptstadt läuft bis 2028.

Immer wieder die SGS

Für Oberdorf bricht damit die letzte Woche beim VfL Wolfsburg an. Am Pfingstmontag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wird sie vor dem Heimspiel gegen die SGS Essen offiziell verabschiedet. Auch ihr erstes Bundesligaspiel für den VfL bestritt Oberdorf 4. September 2020 gegen die SGS Essen – der Verein, für den die damalige Abiturientin von 2018 bis 2020 aufgelaufen war. Auch in Oberdorfs 100. Bundesligaspiel am 29. Januar war die SGS Essen der Gegner.

“Ja, ich bin schon ein bisschen emotional”, erzählt die Nationalspielerin vor ihrem letzten Auftritt im VfL-Trikot. Wolfsburg zu verlassen, “ist immer noch sehr surreal für mich. Es wird umso mehr Realität, wenn ich den Spind in der Kabine ausräume. Aber noch habe ich damit nicht abgeschlossen.”

Am Montag wird für Oberdorf der Abschied aus Wolfsburg nach vier Jahren, einer Meisterschaft und vier DFB-Pokalsiegen dann endgültig Realität.

Gunnar Meggers