“Einfach nur Blödsinn”: Bremer “Detektiv-Frust” nach VAR-Elfmeter

Von der Hoffnung auf Europa zu einem kleinen Rückschlag: Der SV Werder Bremen hatte sich spät beim Duell mit Gladbach noch das 2:2 gefangen. Im Anschluss beschwerte sich Ole Werner. Bei wem? Beim VAR. Und das deutlich.

Im Gespräch mit seinen Akteuren - und nicht zufrieden mit dem Schiedsrichtergespann: SVW-Coach Ole Werner.

Im Gespräch mit seinen Akteuren – und nicht zufrieden mit dem Schiedsrichtergespann: SVW-Coach Ole Werner.

IMAGO/kolbert-press

Eigentlich hätte Bremen ein großer Sieger dieses 32. Bundesliga-Spieltags werden können. Denn sowohl der SC Freiburg (0:0 am Samstagabend in Köln), die TSG 1899 Hoffenheim (1:1 am Freitagabend gegen Leipzig) als auch der FC Augsburg (1:5 in Dortmund) – allesamt Klubs im Bereich des Europa-Conference-League-Ranges 7 – schafften keinen Dreier.

Am Ende des Tages aber auch der SV Werder nicht – und das, obwohl Stürmer Nick Woltemade in seinem 39. Erstliga-Spiel erstmals einen Treffer und später sogar den Doppelpack zum 2:1-Zwischenstand geschnürt hatte. Am Ende aber war SVW-Kapitän Marco Friedl aus kurzer Distanz der Ball an den linken Arm gegangen. Die Folge: Aufschrei der Gladbacher, VAR, Elfmeter, Bremer Aufregung, Beschwerden.

Und vor allem: die Verwandlung von Borussen-Profi Florian Neuhaus, der eigentlich gar nicht eingeteilt war als Schütze. Damit war aus einem vermeintlichen 2:1-Sieg ein 2:2 geworden.

“Schafft den Scheiß wieder ab, es nervt einfach nur noch”

Doch warum gab es eigentlich Elfmeter? Diese Frage stellte sich im Anschluss vor allem Bremens sichtlich gefrusteter Trainer Ole Werner, der mit seinem Team im Falle eines Dreiers auf 40 Punkte (wäre Platz 8) aufgestockt hätte.

“Wenn man es sich anguckt, ist es wieder der klassische Fall von: Kann man geben, muss man nicht geben”, schätzte der Coach der Grün-Weißen die Szene mit Friedl, der den Ball von Tomas Cvancara aus kurzer Distanz auf den leicht ausgefahrenen Arm bekommen hatte, ein. “Am Ende ist halt das große Problem, dass jede Woche auf den Sportplätzen der Bundesliga gefühlt Willkür herrscht.”

Werner ging in seiner Rede am Sky-Mikrofon sogar noch weiter – und holte zur Generalkritik aus: “Das große Problem ist, dass wir mittlerweile gefühlt überall mehr Detektive als Schiedsrichter haben. Die versuchen dann nochmal, in allen Spielsituationen irgendwo Argumente für ihre Entscheidung zu finden. Das ist einfach für alle Beteiligten nur Blödsinn.”

Werners klare Forderung zum Abschluss: “Schafft den Scheiß wieder ab, es nervt einfach nur noch.”

Seoane über den Neuhaus-Elfer: “…sonst wäre es ungemütlich für ihn geworden.”

Borussia Mönchengladbach rettet ganz spät wenigstens ein 2:2 in Bremen. Alles in Butter bei den Fohlen nach dem wichtigen Punktgewinn? Überhaupt nicht!

Unterstellte Florian Neuhaus, sich nicht an den Vorgaben gehalten zu haben: Gladbach-Trainer Gerardo Seoane.

Unterstellte Florian Neuhaus, sich nicht an den Vorgaben gehalten zu haben: Gladbach-Trainer Gerardo Seoane.

IMAGO/Nordphoto

Ausgerechnet der Strafstoß zum 2:2-Endstand sorgt für Ärger innerhalb des Borussen-Lagers. Denn: Florian Neuhaus, der in der Nachspielzeit sicher verwandelte, war eigentlich nicht als Elfmeterschütze vorgesehen, das wäre zum Beispiel ein Fall für Julian Weigl, Borussias Kapitän am Samstag, gewesen. Doch der eingewechselte Neuhaus schnappte sich den Ball – sehr zum Unwillen des an der Seitenlinie gestikulierenden Trainers Gerardo Seoane.

Seoane: “Positiv für Flo, dass er ihn reingemacht hat”

“Ich habe gesagt: Ich fühle mich gut, ich schieße”, berichtete Neuhaus über sein kurzes Gespräch mit Weigl und Co. vor der Ausführung. Dagegen machte Seoane deutlich, dass er von der Aktion mal so gar nichts hielt und es auch nicht als das Übernehmen von Verantwortung interpretierte. “Er hat sich nicht an die Vorgaben gehalten. Da haben sich die Verantwortlichen clever verhalten, um nicht einen Disput auf dem Platz anzufangen. Positiv für Flo, dass er ihn reingemacht hat – andererseits wäre es ein bisschen ungemütlich für ihn geworden.”

Heile Welt herrscht ganz sicher nicht im Verhältnis zwischen Spieler und Trainer. Das zeigte sich am Samstag nach dem Abpfiff nicht nur in der Beurteilung der Elfmeter-Situation. Neuhaus war vor Bremen dreimal in Folge nicht zum Einsatz gekommen. In den vergangenen Wochen habe der Mittelfeldspieler unter Beschwerden an der Achillessehne gelitten, dann mit Beschwerden im Adduktorenbereich gekämpft, hieß es zuletzt, deshalb habe Neuhaus zuletzt auch nicht immer voll trainieren können. Seoane sagte in Bremen: “Dass Florian Neuhaus bei uns Spielzeit bekommt, hängt vor allem davon ab, wie seine Trainingsleistung ist – und die kann ich nur bewerten, wenn er trainiert. Er hat seit Wochen Probleme, heute nach dem Spiel hat er wegen des Schmerzes auch nicht mehr die Kompensationsläufe machen können.” Neuhaus wiederum meinte trocken: “Ich fühle mich gut, ich bin fit und bin auch nicht verletzt.”

Virkus relativiert die Szene

Der Tag in Bremen wird ein Nachspiel haben, davon ist auszugehen, wenngleich Roland Virkus die Neuhaus-Szene nicht zu hoch hängen wollte. “Dass ein Spieler, der nicht spielt, sauer ist, das ist doch völlig normal. Er hat sich den Ball genommen, er hat ihn reingemacht und gut ist. Das erwartet man von einem Spieler wie Florian Neuhaus – dass er den Ball dann reinmacht”, erklärte Borussias Sport-Geschäftsführer. Einigkeit herrschte im Gladbacher Lager aber auch – zum Beispiel bei der Beurteilung der Lage im Abstiegskampf nach dem Punkt in Bremen.

“Der Punkt ist wichtig. Jetzt müssen wir gegen Frankfurt nachlegen und können mit einem Heimsieg alles klären”, forderte Virkus. Neuhaus sagte mit Blick auf den Punktestand: “Es kann sein, dass es am Ende nicht reicht, deshalb müssen wir weiter punkten. Die Marschroute lautet: Weiter Gas geben, weiter nach vorn und über die Ziellinie kommen.”

Jan Lustig

Schlüsselfigur Plea in der Pflicht

2024 ist bisher nicht das Jahr von Alassane Plea. Die Probleme des Franzosen sind mit ein Grund für die sehr schwache Rückrunde von Borussia Mönchengladbach. Im Kampf um den Klassenerhalt muss der 31-Jährige endlich wieder zünden.

Gladbachs Alassane Plea hat eine Torflaute.

Gladbachs Alassane Plea hat eine Torflaute.

IMAGO/Kirchner-Media

Alassane Plea ist einer der wenigen Unterschiedsspieler im Kader der Borussia. An guten Tagen kann der Offensivspieler alles sein: Kreativer Kopf der Mannschaft, Ballverteiler, Vorlagengeber, Torjäger. Aber auch Plea läuft nach einer guten Hinserie seiner Top-Form hinterher.

Dabei begann das Jahr 2024 für ihn gar nicht mal so schlecht. Mit zwei Assists an den ersten beiden Januar-Spieltagen gegen Stuttgart (3:1) und Augsburg (1:2) stockte Plea sein Scorerkonto direkt weiter auf und stand bei starken sieben Treffern und fünf Torvorlagen nach der 18. Runde. Dann kam die Verletzung am Fuß – und mit ihr der Bruch in Pleas Leistungen für die nächsten Saisonmonate.

Pause am 19. und 20. Spieltag. Nur ein 45-minütiger Einsatz am 21. Spieltag. Dann wieder Pause vom 22. bis zum 27. Spieltag. Im Grunde war Plea beinahe die kompletten Monate Februar und März raus. Und seitdem fällt es ihm schwer, wieder Fahrt aufzunehmen und Borussias Offensivspiel als spielmachender Stürmer wie gewohnt zu lenken. Nur ein weiterer Assist kam noch dazu, beim 3:4 bei der TSG Hoffenheim vor knapp zwei Wochen. Auf einen eigenen Treffer wartet Plea sogar schon seit fast fünf Monaten: Es war am 9. Dezember im Auswärtsspiel bei Union Berlin (14.Spieltag), als er bei Gladbachs 1:3-Niederlage den einzigen Treffer der Fohlenelf erzielte.

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Rangnick-Absage als “Schlag in die Fresse”: Gehen Bayern die Kandidaten aus?

Eine noch bessere Ausgangslage hat sich sogar Borussia Dortmund verschafft. Durch das 1:0 geht der BVB nicht nur mit einer glänzenden Ausgangslage ins Halbfinal-Rückspiel in Paris – er hat der Bundesliga damit auch einen fünften Startplatz für die Königsklasse verschafft und ist damit für die kommende Saison direkt qualifiziert. Wir analysieren Spiel und Lage ganz genau.


15:33 Minuten

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“Durch den längeren Ausfall hat er an Rhythmus verloren”

Gleichwohl ist gerade Plea als Unterschiedsspieler in der aktuell prekären Situation gefragt. Trainer Gerardo Seoane nimmt den Routinier in die Verantwortung. “Lasso ist ein extrem wichtiger Spieler, was die Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff sowie das Thema Kreativität angeht. Er hat zuletzt nicht immer sein Potenzial abrufen können. Durch den längeren Ausfall hat er an Rhythmus verloren. Es wäre wichtig, dass Spieler wie er, die eine hohe Qualität mitbringen, in den letzten drei Partien wieder performen”, sagte der VfL-Coach in der Pressekonferenz am Donnerstag.

Ob bei Plea am Samstag in Bremen der Knoten endlich platzt? Vielleicht sogar die lange Zeit der Torlosigkeit endet? Obwohl die Borussen die letzte Auswärtsfahrt an die Weser nicht in bester Erinnerung haben wegen des 1:5-Debakels in der vergangenen Saison, so verbindet Plea doch auch positive Erlebnisse mit dem Weserstadion: Im November 2018 gelang ihm sogar ein Dreierpack in Bremen, die Borussia besiegte Werder mit 3:1.

Jan Lustig

Seoane fordert mehr Mut: “Problem der vorsichtigen Entscheidungen”

Auf der Jagd nach den erlösenden Punkten für den Klassenerhalt unterliefen den Gladbachern zuletzt immer wieder individuelle Fehler. Gerardo Seoane fordert von seiner Mannschaft ein ganz bestimmtes “Mindset”.

War zuletzt nicht immer zufrieden mit den Entscheidungen seiner Spieler: Gerardo Seoane.

War zuletzt nicht immer zufrieden mit den Entscheidungen seiner Spieler: Gerardo Seoane.

IMAGO/Sven Simon

Nur ein Sieg gelang der Borussia in den jüngsten acht Spielen. Nach vier Remis und drei Niederlagen liegen die Gladbacher drei Spieltage vor dem Ende nur vier Punkte vor dem Relegationsplatz. Umso wichtiger ist das Spiel am Samstag (15.30 Uhr) bei Werder Bremen. Die Grün-Weißen liegen zwar fünf Zähler vor der Fohlen-Elf, haben aber nur eines der vergangenen 14 Duellen gegen die Borussia gewonnen (bei fünf Remis und acht Niederlagen).

Das letzte Gastspiel in Norddeutschland verlief für Gladbach aber gar nicht nach Plan, 1:5 ging ein damals noch von Daniel Farke trainiertes Team unter. Damit es wieder einmal für drei Punkte reicht, forderte der aktuelle Coach Gerardo Seoane von seinem Team mehr Eigeninitiative: “Ich glaube, wir müssen für uns als Einzelspieler den Entscheid treffen, mutiger zu sein, mehr zu agieren, weniger zu reagieren, Fehler beim Gegner zu provozieren und mit diesem Mindset ins Spiel gehen.”

Mehr Mut in den Entscheidungen – Zu viele individuelle Fehler

Zwar habe durchaus beim 0:0 gegen Union die Möglichkeit bestanden, “vertikaler und schneller nach vorne zu spielen”, dass dies schlicht zu selten passierte, war “vielmehr ein Problem der vorsichtigen Entscheidungen”. Dabei nahm er auch seine Leistungsträger in die Pflicht – zumindest indirekt: “Klar wünscht man sich, dass erfahrene Spieler in schwierigen Momenten die konstanteste Leistung abrufen.” Erfahrung sei in diesem Zusammenhang aber “keine Frage des Alters”, betonte der 45-Jährige, sondern: “Schaffe ich es, mich an die Gegebenheiten anzupassen, mit dem Druck und mit der Qualität des Gegners umzugehen?”

Dass im bisherigen Saisonverlauf “der ein oder andere individuelle Fehler zu viel in unserem Spiel war, was uns in gewissen Spielen auch in Probleme gebracht hat”, verhehlte Seoane nicht. Gerade beim wilden 3:4 bei der TSG Hoffenheim vor rund zwei Wochen traten diese vermehrt zu Tage. Diese Fehler sind auch ein Grund für die unstete Saison der Seoane-Elf. Die immer noch recht brenzlige Lage blende man nicht aus, betonte der Coach: “Wir sind uns der Situation und der Lage intern absolut bewusst, was hier für eine Herausforderung und Aufgabe vor uns steht.”

Beginnend mit dem Auswärtsspiel in Bremen sind es insgesamt noch drei Partien, in denen schnell der sichere Klassenerhalt eingetütet werden soll. Allerdings geht es danach noch zu Hause gegen Frankfurt und auswärts in Stuttgart gegen zwei Teams aus dem oberen Tabellendrittel.

Tabellenrechner

Weigl kehrt zurück – Koné eine Option

Personell kann Seoane wieder auf den zuletzt gelb-gesperrten Julian Weigl setzen. Wie das Mittelfeldzentrum besetzt wird, ließ Seoane offen, denn Kouadio Koné gab gegen Union sein Comeback. Der 22-Jährige habe mit seiner Dynamik ein anderes, aber wichtiges Profil wie andere Spieler in der Gladbacher Zentrale. “Wir werden abwägen, wie wir das zentrale Mittelfeld zusammenstellen. Er hat gezeigt, dass er auf einem guten Weg zurück ist”, so Seoane.

Bereits am Mittwoch hatte sich Kapitän und Stammkeeper Jonas Omlin wieder fit gemeldet. Bis auf Shio Fukuda (Kapselriss am Sprunggelenk), Tony Jantschke (Adduktorenzerrung), Christoph Kramer (Trainingsrückstand nach Infekt), Grant-Leon Ranos (Fußwurzelverletzung), Simon Walde (Syndesmoseriss) und Maximilian Wöber (Muskelfaserriss im Oberschenkel) habe der restliche Kader “vor allem auch heute, Teile oder ganz mittrainiert”.

Seoane fordert mehr Mut: “Problem der vorsichtigen Entscheidungen”

Auf der Jagd nach den erlösenden Punkten für den Klassenerhalt unterliefen den Gladbachern zuletzt immer wieder individuelle Fehler. Gerardo Seoane fordert von seiner Mannschaft ein ganz bestimmtes “Mindset”.

War zuletzt nicht immer zufrieden mit den Entscheidungen seiner Spieler: Gerardo Seoane.

War zuletzt nicht immer zufrieden mit den Entscheidungen seiner Spieler: Gerardo Seoane.

IMAGO/Sven Simon

Nur ein Sieg gelang der Borussia in den jüngsten acht Spielen. Nach vier Remis und drei Niederlagen liegen die Gladbacher drei Spieltage vor dem Ende nur vier Punkte vor dem Relegationsplatz. Umso wichtiger ist das Spiel am Samstag (15.30 Uhr) bei Werder Bremen. Die Grün-Weißen liegen zwar fünf Zähler vor der Fohlen-Elf, haben aber nur eines der vergangenen 14 Duellen gegen die Borussia gewonnen (bei fünf Remis und acht Niederlagen).

Das letzte Gastspiel in Norddeutschland verlief für Gladbach aber gar nicht nach Plan, 1:5 ging ein damals noch von Daniel Farke trainiertes Team unter. Damit es wieder einmal für drei Punkte reicht, forderte der aktuelle Coach Gerardo Seoane von seinem Team mehr Eigeninitiative: “Ich glaube, wir müssen für uns als Einzelspieler den Entscheid treffen, mutiger zu sein, mehr zu agieren, weniger zu reagieren, Fehler beim Gegner zu provozieren und mit diesem Mindset ins Spiel gehen.”

Mehr Mut in den Entscheidungen – Zu viele individuelle Fehler

Zwar habe durchaus beim 0:0 gegen Union die Möglichkeit bestanden, “vertikaler und schneller nach vorne zu spielen”, dass dies schlicht zu selten passierte, war “vielmehr ein Problem der vorsichtigen Entscheidungen”. Dabei nahm er auch seine Leistungsträger in die Pflicht – zumindest indirekt: “Klar wünscht man sich, dass erfahrene Spieler in schwierigen Momenten die konstanteste Leistung abrufen.” Erfahrung sei in diesem Zusammenhang aber “keine Frage des Alters”, betonte der 45-Jährige, sondern: “Schaffe ich es, mich an die Gegebenheiten anzupassen, mit dem Druck und mit der Qualität des Gegners umzugehen?”

Dass im bisherigen Saisonverlauf “der ein oder andere individuelle Fehler zu viel in unserem Spiel war, was uns in gewissen Spielen auch in Probleme gebracht hat”, verhehlte Seoane nicht. Gerade beim wilden 3:4 bei der TSG Hoffenheim vor rund zwei Wochen traten diese vermehrt zu Tage. Diese Fehler sind auch ein Grund für die unstete Saison der Seoane-Elf. Die immer noch recht brenzlige Lage blende man nicht aus, betonte der Coach: “Wir sind uns der Situation und der Lage intern absolut bewusst, was hier für eine Herausforderung und Aufgabe vor uns steht.”

Beginnend mit dem Auswärtsspiel in Bremen sind es insgesamt noch drei Partien, in denen schnell der sichere Klassenerhalt eingetütet werden soll. Allerdings geht es danach noch zu Hause gegen Frankfurt und auswärts in Stuttgart gegen zwei Teams aus dem oberen Tabellendrittel.

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Weigl kehrt zurück – Koné eine Option

Personell kann Seoane wieder auf den zuletzt gelb-gesperrten Julian Weigl setzen. Wie das Mittelfeldzentrum besetzt wird, ließ Seoane offen, denn Kouadio Koné gab gegen Union sein Comeback. Der 22-Jährige habe mit seiner Dynamik ein anderes, aber wichtiges Profil wie andere Spieler in der Gladbacher Zentrale. “Wir werden abwägen, wie wir das zentrale Mittelfeld zusammenstellen. Er hat gezeigt, dass er auf einem guten Weg zurück ist”, so Seoane.

Bereits am Mittwoch hatte sich Kapitän und Stammkeeper Jonas Omlin wieder fit gemeldet. Bis auf Shio Fukuda (Kapselriss am Sprunggelenk), Tony Jantschke (Adduktorenzerrung), Christoph Kramer (Trainingsrückstand nach Infekt), Grant-Leon Ranos (Fußwurzelverletzung), Simon Walde (Syndesmoseriss) und Maximilian Wöber (Muskelfaserriss im Oberschenkel) habe der restliche Kader “vor allem auch heute, Teile oder ganz mittrainiert”.

Furiose Pokal-Halbfinals 1984: Wie bei Rocky

Im DFB-Pokal-Halbfinale 1984 – Gladbach gegen Bremen, Schalke gegen Bayern – fallen insgesamt 26 Tore. Ihre Reihenfolge bietet Stoff für zwei große Dramen.

Uwe Rahn mitgenommen, Olaf Thon gefeiert: Szenen aus dem DFB-Pokal-Halbfinale 1984.

Uwe Rahn mitgenommen, Olaf Thon gefeiert: Szenen aus dem DFB-Pokal-Halbfinale 1984.

imago images (2)

Dass das DFB-Pokal-Halbfinale 1984 besonders werden würde, das war schon vorher klar gewesen. Denn erstmals wurden die beiden Spiele der Vorschlussrunde, was vorher nur Pokalfinals oder Länderspielen gestattet war, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen.

“Zwei Spiele, die es in sich haben”, freut sich auch der kicker auf die Duelle zwischen Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen am 1. Mai 1984, einem Dienstag, auf dem Bökelberg – und zwischen dem Zweitligisten FC Schalke 04 und dem FC Bayern im Gelsenkirchener Parkstadion am Tag danach.

Grubers bitteres Schicksal

Das erste der beiden Spiele, weil sich zwei Erstligisten duellierten, hatte ursprünglich mehr versprochen, es beginnt jedoch relativ verhalten. Und tragisch. Bremens talentierter Vorstopper Rigobert Gruber kollidiert unglücklich mit dem Gladbacher Norbert Ringels und verletzt sich so schwer am Knie, dass seine vielversprechende Karriere kurz vor seinem 23. Geburtstag quasi beendet ist. Bitter für den SVW, der auch auf Bruno Pezzey (Nationalmannschafts-Abstellung), Yasuhiro Okudera (verletzt) und Torjäger Rudi Völler (gesperrt) verzichten muss.

Die Bremer Gäste sind in Mönchengladbach Außenseiter, was in den ersten 40 Minuten ersichtlich wird. Bis dieses erste Halbfinale verspätet doch noch aus den Startblöcken schnellt: Binnen vier Minuten bringt der mit seinen 23 Jahren unverschämt dynamische Lothar Matthäus Gladbach in Führung, gleicht Norbert Meier ansatzlos für Werder aus, stellt Ringels den alten Abstand wieder her. 2:1 zur Pause.

Danach bahnt sich plötzlich ein TV-Desaster an, weil aus dem Gästeblock eine Tränengasbombe aufs Feld fliegt. “Plötzlich war da dieses stechende Brennen”, erinnert sich Gladbachs Torwart Uli Sude, der ebenso zu Boden geht wie sein Mitspieler Uwe Rahn und Bremens Wolfgang Sidka.

Aus 1:3 mach 4:3

“Hier droht der Abbruch”, japst TV-Kommentator Heribert Faßbender. Bis sich alles auf einmal wieder beruhigt und normalisiert. Aus dem Bremer Block wird rasch ein junger Fan abgeführt, als Täter ausgemacht werden kann er nicht. Viel Rauch um Nichts. Auch auf dem Platz scheinen sich die Dinge zu klären: Eine Viertelstunde vor Schluss köpft Rahn das 3:1 für Gladbach, was nicht nur Faßbender für “mehr als eine Vorentscheidung hält”. Ein Trugschluss.

Quasi im Gegenzug verkürzt Benno Möhlmann auf 3:2, keine fünf Minuten später steht es nach Toren von Sidka und Uwe Reinders 4:3 für Werder. Borussia-Trainer Jupp Heynckes errötet an der Seitenlinie, Werder-Coach Otto Rehhagel hüpft hektisch umher.

Heynckes wechselt aber auch den jungen Stürmer Hans-Jörg Criens ein, der sich bislang vor allem als guter Einwechselspieler hervorgetan hat, als sogenannter “Joker”. Mit dieser Bezeichnung macht Faßbender den 2019 verstorbenen Gladbacher unsterblich.

Hans-Jörg Criens

Ekstase: Hans-Jörg Criens bejubelt sein 5:4 gegen Werder.
imago/Laci Perenyi

In der fünften Minute der Nachspielzeit köpft Criens die Borussia in die Verlängerung, in dieser schießt er sehenswert das 5:4. Der nächste Wendepunkt. Der letzte in diesem atemberaubenden Spiel. Aber längst nicht der letzte in diesem Halbfinale.

DFB-Pokal 1984, Halbfinale

24 Stunden später auf Schalke führt der FC Bayern nach zwölf Minuten bereits mit 2:0, und die meisten, die mit dem zweiten Halbfinale zu tun haben, hadern womöglich damit, sich das falsche Spiel ausgesucht zu haben. Doch schon in der 19. Minute gleicht der Zweitligist zum 2:2 aus, der den FCB anrennt, als gebe es kein Morgen. Sodass er sich schon in der 20. Minute das 2:3 fängt. Zeit zum Luftholen bleibt auch am Mittwochabend vor 40 Jahren kaum einmal.

Das 3:3 fällt erst nach einer Stunde, als plötzlich ein 1,70 Meter kleiner Jungspund in der Luft steht – und schon seinen zweiten Treffer köpft. Sein Name: Olaf Thon. Schalker Spielmacher und Mittelstürmer in einem, der mehr über den Rasen wirbelt als Bayerns Rummenigge-Brüder zusammen. Seinen 18. Geburtstag hatte Thon, Bier zapfend beaufsichtigt von Schalke-Manager Rudi Assauer, erst am Vortag gefeiert.

Auch Figgemeier irrt

Thon ist das Sinnbild des mutigen Davids, der Goliath Bayern in der Betonschüssel Parkstadion mehr als nur die Stirn bietet. Sodass auch Kommentator Eberhard Figgemeier die “deutliche Überlegenheit des Zweitligisten” auffällt. In der 72. Minute köpft Peter Stichler das 4:3, Schalkes Antreiber Klaus Täuber hämmert triumphierend die Fäuste auf den nassen Rasen. Doch wenig später stellt Michael Rummenigge auf 4:4. Auch in Gelsenkirchen hat keine Führung Bestand, auch das zweite Halbfinale geht in die Verlängerung.

Das 5:4 für Bayern stochert Dieter Hoeneß, den nächsten Ausgleich besorgt Europameister-Kapitän Bernard Dietz. Die Deckung längst unten, jeder Schlag ein Wirkungstreffer: Es war ein Schlagabtausch wie in den Rocky-Filmen. Als Hoeneß in der 117. Minute auch zum 6:5 für München trifft, spricht Figgemeier betrübt von der Entscheidung. Hatte er von Faßbender denn gar nichts gelernt?

Schalkes beherzter Auftritt gegen die großen Bayern ruft nicht nur beim Kommentator Sympathien hervor. Schiedsrichter Wolf-Günter Wiesel feuert Thon in der Nachspielzeit der Verlängerung sogar an: “Komm Olaf, ein Angriff noch.” Der Angriff ist ein Freistoß und der Ball auf einmal bei Thon, der die Kugel mit links volley in die Maschen drischt. Und der anschließend als Dreierpacker und Volksheld auf den Schultern durchs Parkstadion getragen wird, während das “6:6” im Hintergrund grell auf der Anzeigetafel aufleuchtet. Auch beim legendären Feld-Interview mit Reporter Rolf Töpperwien, der Thon als früheren Bayern-Fan outet. Ehe beide Protagonisten von euphorischen Schalke-Fans beinahe erdrückt werden.

DFB-Pokal 1984, Halbfinale

Das Wiederholungsspiel endet nach 90 Minuten

Thon, der noch Weltmeister und Europapokalsieger werden sollte, bezeichnete das 6:6 als Spiel seines Lebens, gar als “bestes Spiel im DFB-Pokal überhaupt”. Einen Sieger hat es nicht. Denn Elfmeterschießen gibt es damals erst im Endspiel, das Gladbach gegen die Bayern verliert, weil der kommende Münchner Matthäus vom Punkt vergibt.

Im Halbfinale hatte es dann übrigens ein Wiederholungsspiel gegeben. In München, wo Schalke erneut einen 0:2-Rückstand aufholte, um erst spät mit 2:3 zu verlieren. Nach 90 Minuten. Das war ja fast schon langweilig.

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Mehr zu beiden Halbfinal-Spielen von 1984 gibt es im kicker-Buch “Von Wundern und Weltmeistern: Die elf größten Spiele des deutschen Fußballs” zu lesen, das im kicker-Shop, beim Ullstein-Verlag oder bei Amazon erhältlich ist.

Niklas Baumgart

Härtetest bestanden: Omlin ist bereit für Werder

Die Nummer 1 bei Borussia Mönchengladbach ist zurück. Nun liegt es an Trainer Gerardo Seoane, wer beim Auswärtsspiel in Bremen das Tor der Fohlen hütet. Bei anderen Profis ist die Nachrichtenlage nicht ganz so positiv.

Könnte am Samstag beim Gastspiel in Bremen wieder zurück zwischen die Pfosten kehren: Gladbachs Nummer 1 Jonas Omlin (li.).

Könnte am Samstag beim Gastspiel in Bremen wieder zurück zwischen die Pfosten kehren: Gladbachs Nummer 1 Jonas Omlin (li.).

IMAGO/Beautiful Sports

Jonas Omlin strahlte mit der Sonne um die Wette, als er am Mittwoch den Trainingsplatz verließ. Der Härtetest war bestanden, die Oberschenkelmuskulatur bereitet dem Torhüter keine Probleme mehr. Omlin gab nach der Einheit denn auch grünes Licht für Bremen: “Alles okay, ich bin fit und bereit.”

Chiarodia erneut eine Option

Gerardo Seoane will jetzt abwarten, wie bei der etatmäßigen Nummer 1 die Muskulatur auf die Belastung reagiert. Dann gilt es für den Trainer zu entscheiden, ob er Omlin auch direkt wieder zwischen die Pfosten stellt oder Moritz Nicolas im Kasten bleibt. Nicolas hinterließ bei den jüngsten zwei Einsätzen gegen Hoffenheim (3:4) und Union Berlin (0:0) während Omlins neuerlicher Verletzungspause einen zuverlässigen Eindruck. Im Gegensatz zu anderen Mannschaftsteilen haben die Borussen auf der Torhüterposition kein Problem.

Weniger positiv fielen am Mittwoch die Nachrichten zu Maximilian Wöber aus. Die Hoffnung, dass der Österreicher vielleicht schon wieder zurückkehren könnte gegen Werder, haben sich zerschlagen. Der leichte Muskelfaserriss im Oberschenkel lässt noch kein Training zu. Gegen Union vertrat der 18-jährige Fabio Chiarodia Wöber in der Dreierkette. Das ist auch für Samstag wieder eine Option.

Zieht Seoane allerdings Ko Itakura zurück in die Abwehrreihe, könnte in der Doppelsechs ein Platz für Rocco Reitz neben Rückkehrer Julian Weigl (nach Gelbsperre) frei werden. Oder für Manu Koné. Der Franzose absolvierte wie die ebenfalls in der vergangenen Woche zurückgekehrten Franck Honorat und Jordan das volle Programm.

Nur individuell konnte Florian Neuhaus arbeiten. Der Mittelfeldspieler leidet unter muskulären Problemen im Adduktorenbereich, die schon am Sonntag gegen Union beim Aufwärmen aufgetreten waren. Verzichten müssen die Fohlen außerdem auf Christoph Kramer (nach Infekt), Tony Jantschke (Adduktorenprobleme), Grant-Leon Ranos (Fußwurzelverletzung), Simon Walde (Syndesmoseriss) und Nachwuchsstürmer Shio Fukuda (Kapselriss am Sprunggelenk).

Jan Lustig

Zweites Fohlen-Urgestein hört auf: Jantschke beendet im Sommer seine Karriere

Seit 2006 lief Tony Jantschke im Trikot von Borussia Mönchengladbach auf, im Sommer nun wird seine Laufbahn als Fußball-Profi enden. In neuer Funktion bleibt er den Fohlen aber erhalten.

Nach 18 Jahren im Verein beendet er im Sommer seine Profi-Laufbahn: Tony Jantschke.

Nach 18 Jahren im Verein beendet er im Sommer seine Profi-Laufbahn: Tony Jantschke.

IMAGO/fohlenfoto

In der Vorwoche hat Patrick Herrmann sein Karriereende nach dann 16 Jahren bei Borussia Mönchengladbach angekündigt. Noch länger im Verein ist Tony Jantschke. Doch auch der 34-Jährige verabschiedet sich von der Borussia und von der großen Fußball-Bühne.

Wie das Gladbacher Urgestein am Dienstag auf seinem Instagram-Kanal mitteilte, wird er im Sommer seine Schuhe an den Nagel hängen, sobald sein Vertrag in Gladbach ausläuft. “Voller Stolz sage ich, dass meine Borussia-Reise als Spieler im Sommer ein Ende findet”, erklärte Jantschke.

Seit fast 18 Jahren ist Jantschke Teil der Fohlen-Familie, damit ist er aktuell der dienstälteste Borusse. Im Sommer 2006 kam er mit 16 Jahren in den Nachwuchs des Bundesligisten, empfahl sich in zwei Jahren im Fohlenstall für Höheres und feierte 2008 unter Hans Meyer sein Bundesliga-Debüt. Seither absolvierte er insgesamt 301 Pflichtspiele für die Profimannschaft der Gladbacher, 246 allein in der Bundesliga. Der Defensivmann erzielte dabei insgesamt fünf Tore.

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Verletzungen machten Jantschke zuletzt zu schaffen

“Ich habe immer probiert, authentisch, geradeaus sowie voller Hingabe zu sein und alles, inklusive meines Körpers, auf dem Platz zu lassen”, führte Jantschke in einer ausführlichen Nachricht an seine Fans aus. “Natürlich macht sich das bemerkbar, und die letzten Jahre waren geprägt von Auf und Abs sowie einigen OPs und Reha-Zeiten.”

In der aktuellen Spielzeit kam er bislang nur auf drei Einsätze in der Bundesliga, spielte sportlich kaum eine Rolle, fehlte lange aufgrund einer Oberschenkelverletzung und muss aktuell aufgrund von Adduktorenproblemen passen. “Ich habe probiert, trotzdem der beste Teamplayer zu sein: sei es durch Anfeuern, vielleicht einfach auch mal durch Zuhören oder auch durch schlechte Witze”, so Jantschke.

Jantschke bleibt der Borussia erhalten

Er bedankte sich bei seinen Trainern, Mitspielern und Vorgesetzten für die Unterstützung sowie bei allen Mitarbeitern der Borussia, natürlich bei den Fans und der Familie und den Freunden. Einen besonderen Dank hatte er auch noch parat: “Ich möchte aber auch ausdrücklich die Leistung der Schiedsrichter honorieren. Denn ohne sie würde unser Sport, den wir alle so lieben, nicht funktionieren.”

Jantschke wird sich im Sommer allerdings nicht komplett von der Borussia verabschieden, stattdessen bleibt er dem Klub auch in Zukunft erhalten und wird als Teil des Trainerteams sich um die Top-Talente im Profikader und im Nachwuchsleistungszentrum kümmern, wie der Verein in einer Pressemitteilung bestätigte.

“Tony hat in den letzten zwei Jahrzehnten auf und neben dem Platz alles für Borussia gegeben. Sein Werdegang vom Talent im Fohlenstall hin zu einem gestandenen Profi ist Vorbild für den Weg, den wir jungen Spielern bei Borussia ermöglichen wollen”, wird Geschäftsführer Sport Roland Virkus zitiert. Dass Jantschke nach seinem Karriereende eine Rolle im Verein übernehmen sollte, das hatte Virkus schon vor einem Jahr bei dessen Vertragsverlängerung angekündigt. Im Sommer ist es nun so weit.

Youngster Chiarodia empfiehlt sich bei Seoane

Wenigstens einen Lichtblick gab es auf Gladbacher Seite beim trostlosen 0:0 der Borussia gegen Union Berlin. Der erst 18 Jahre alte Fabio Chiarodia bestand die Feuertaufe in der Startelf – und könnte am Samstag an alter Wirkungsstätte gleich wieder gefragt sein.

Kommt in seiner Karriere bislang auf neun Bundesliga-Einsätze: Fabio Chiarodia.

Kommt in seiner Karriere bislang auf neun Bundesliga-Einsätze: Fabio Chiarodia.

IMAGO/Uwe Kraft

Die Null steht, wenn Fabio Chiarodia von Beginn an ran darf. Zwar war es am Sonntag erst zum zweiten Mal der Fall, dass der Innenverteidiger in der Gladbacher Startformation auftauchte, aber erneut blieb die sonst so anfällige Fohlenelf mit dem Teenager in der Abwehr ohne Gegentor. Im DFB-Pokal hatte Chiarodia erstmals angefangen, im Dezember gegen den VfL Wolfsburg, als sich die Borussen mit 1:0 nach Verlängerung durchsetzen konnten. Nun feierte er gegen Union in der Liga seine Startelfpremiere für die Borussen – und wusste zu überzeugen.

“Fabio hat ein gutes Spiel gemacht. Natürlich hätte er auch mal offensiver andribbeln oder die Linien überspielen können. Aber es ist für so einen Jungen schwierig in der aktuellen Drucksituation”, sagte Sportdirektor Nils Schmadtke und lobte: “Er hat am Mann sehr gut verteidigt und offensiv raus verteidigt. Er hat die Gegenspieler verfolgt und sich nicht drehen lassen.”

Gladbachs restprogramm

Trainer Gerardo Seoane bescheinigte Chiarodia eine “ziemlich solide Leistung” und zeigte “volles Verständnis”, dass der Innenverteidiger bei seinen Pässen die Sicherheitsvariante wählte, “obwohl er die vertikalen Bälle eigentlich sehr gut spielen kann”. Allerdings verging auch einiges an Zeit zwischen dem fünften und sechsten Saisoneinsatz am Sonntag: In diesem Jahr war Chiarodia bisher nur in der U 23 zum Zug gekommen und hatte in der Regionalliga West Spielpraxis gesammelt. Mit der plötzlichen Berufung ging es gleich von 0 auf 100. “Wenn hinten die Null steht, ist das für einen Verteidiger schon mal ein gutes Zeichen. Klar war da noch Luft nach oben. Egal, wie die Leistung ist – es geht immer noch besser. Für mein Startelf-Debüt für Borussia war es aber ordentlich”, sagte Chiarodia.

Befreit sich Gladbach aus dem Abstiegskampf? Jetzt die restliche Saison mit dem Tabellenrechner durchspielen.

Chiarodia ist die mutige Wahl

Für den Deutsch-Italiener öffnete sich die Tür, weil Maximilian Wöber wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel nicht zur Verfügung stand. Statt etwa Ko Itakura wieder zurück in die Abwehrreihe zu ziehen oder Joe Scally in der Dreierkette einzubauen, entschied sich Seoane für die Lösung mit Chiarodia. Sicher eine mutige Wahl in der aktuellen Situation, in der sich die Mannschaft befindet. Aber Chiarodia hielt dem Druck stand.

Möglich daher, dass er am Samstag in Bremen (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bei der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte – insgesamt trug der Verteidiger neun Jahre lang das Werder-Trikot, ehe es ihn im Sommer nach Gladbach zog – wieder beginnen darf. “Ich werde in der Trainingswoche jedenfalls alles dafür geben”, kündigte Chiarodia schon an.

Jan Lustig