“Einfach nur Blödsinn”: Bremer “Detektiv-Frust” nach VAR-Elfmeter

Von der Hoffnung auf Europa zu einem kleinen Rückschlag: Der SV Werder Bremen hatte sich spät beim Duell mit Gladbach noch das 2:2 gefangen. Im Anschluss beschwerte sich Ole Werner. Bei wem? Beim VAR. Und das deutlich.

Im Gespräch mit seinen Akteuren - und nicht zufrieden mit dem Schiedsrichtergespann: SVW-Coach Ole Werner.

Im Gespräch mit seinen Akteuren – und nicht zufrieden mit dem Schiedsrichtergespann: SVW-Coach Ole Werner.

IMAGO/kolbert-press

Eigentlich hätte Bremen ein großer Sieger dieses 32. Bundesliga-Spieltags werden können. Denn sowohl der SC Freiburg (0:0 am Samstagabend in Köln), die TSG 1899 Hoffenheim (1:1 am Freitagabend gegen Leipzig) als auch der FC Augsburg (1:5 in Dortmund) – allesamt Klubs im Bereich des Europa-Conference-League-Ranges 7 – schafften keinen Dreier.

Am Ende des Tages aber auch der SV Werder nicht – und das, obwohl Stürmer Nick Woltemade in seinem 39. Erstliga-Spiel erstmals einen Treffer und später sogar den Doppelpack zum 2:1-Zwischenstand geschnürt hatte. Am Ende aber war SVW-Kapitän Marco Friedl aus kurzer Distanz der Ball an den linken Arm gegangen. Die Folge: Aufschrei der Gladbacher, VAR, Elfmeter, Bremer Aufregung, Beschwerden.

Und vor allem: die Verwandlung von Borussen-Profi Florian Neuhaus, der eigentlich gar nicht eingeteilt war als Schütze. Damit war aus einem vermeintlichen 2:1-Sieg ein 2:2 geworden.

“Schafft den Scheiß wieder ab, es nervt einfach nur noch”

Doch warum gab es eigentlich Elfmeter? Diese Frage stellte sich im Anschluss vor allem Bremens sichtlich gefrusteter Trainer Ole Werner, der mit seinem Team im Falle eines Dreiers auf 40 Punkte (wäre Platz 8) aufgestockt hätte.

“Wenn man es sich anguckt, ist es wieder der klassische Fall von: Kann man geben, muss man nicht geben”, schätzte der Coach der Grün-Weißen die Szene mit Friedl, der den Ball von Tomas Cvancara aus kurzer Distanz auf den leicht ausgefahrenen Arm bekommen hatte, ein. “Am Ende ist halt das große Problem, dass jede Woche auf den Sportplätzen der Bundesliga gefühlt Willkür herrscht.”

Werner ging in seiner Rede am Sky-Mikrofon sogar noch weiter – und holte zur Generalkritik aus: “Das große Problem ist, dass wir mittlerweile gefühlt überall mehr Detektive als Schiedsrichter haben. Die versuchen dann nochmal, in allen Spielsituationen irgendwo Argumente für ihre Entscheidung zu finden. Das ist einfach für alle Beteiligten nur Blödsinn.”

Werners klare Forderung zum Abschluss: “Schafft den Scheiß wieder ab, es nervt einfach nur noch.”

Neue Sorgen für Seoane: Neuhaus fraglich für Wolfsburg

Im Mittelfeld von Borussia Mönchengladbach droht der nächste Ausfall: Hinter dem Einsatz von Florian Neuhaus im Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg steht ein Fragezeichen. Trainer Gerado Seoane hat über die Personalie und die Lehren aus der Pleite gegen Freiburg gesprochen.

Stand in 23 der 27 Gladbacher Bundesliga-Spiele in der aktuellen Saison auf dem Rasen: Florian Neuhaus.

Stand in 23 der 27 Gladbacher Bundesliga-Spiele in der aktuellen Saison auf dem Rasen: Florian Neuhaus.

IMAGO/Sven Simon

Auf der turnusmäßigen Pressekonferenz lieferte Seoane die Erklärung, warum Neuhaus am Freitag im Mannschaftstraining fehlte. “Florian Neuhaus ist fraglich für Wolfsburg. Er trägt schon seit längerem eine Reizung der Achillessehne mit sich herum, die gestern stärker wurde. Wir werden morgen entscheiden, ob es für ihn noch reicht. Heute konnte er nur individuell trainieren”, erklärte der VfL-Coach.

Ein Ausfall von Neuhaus würde die Sorgen der Borussen im Mittelfeld verstärken. Durch die Verletzung von Manu Koné (Muskelfaserriss) fehlt bereits ein wichtiger Baustein in der Zentrale. Muss auch Neuhaus passen, könnte das eine neue Chance für Christoph Kramer bedeuten, der zuletzt viermal in Folge ohne Spielzeit blieb und an den vergangenen sieben Spieltagen nur beim 5:2-Heimsieg gegen den VfL Bochum (Einwechslung in der 82. Minute) zum Einsatz kam.

Einblick in seine Gedanken, was die Aufstellung für Sonntag betrifft, wollte Seoane nicht geben und sagte über Kramers Startelf-Perspektive: “Alles ist möglich. Chris kam im Testspiel während der Länderspielpause 80 Minuten lang zum Einsatz, er ist, wie die anderen Spieler auch, im Rhythmus.”

Seoane fordert Reaktion nach “harter Niederlage”

Veränderungen in der Startelf würden nach dem 0:3 gegen Freiburg ohnehin nicht überraschen. Zwei Kandidaten, über die als belebende Elemente für die Offensive nachgedacht werden muss, sind Alassane Plea und Tomas Cvancara. Beide Offensivkräfte feierten am Samstag nach längeren Verletzungspausen ihr Comeback.

Ob es von der Physis her schon für ein Spiel von Beginn an reicht? “Beide haben in dieser Woche alle Einheiten ohne Probleme absolviert. Man merkt, dass bei ihnen die Belastung im Training zunehmend erhöht wurde, deshalb spüren sie noch eine gewisse Müdigkeit. Wir werden morgen entscheiden, wie viel Einsatzzeit bei ihnen möglich ist und ob sie dann von Anfang an spielen oder reinkommen”, sagte Seoane.

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Rückblickend auf das Freiburg-Spiel sprach der Schweizer von einer “harten Niederlage” und betonte: “Wir alle sind jetzt gefordert, eine Reaktion zu zeigen.” Seoane fordert vor allem eine bessere Defensivleistung mit “mehr Rigorosität im direkten Duell, dass wir die Räume eng machen und Aggressivität auf den Ball bringen”.

Ein Hoffnungsschimmer: Ausgerechnet gegen Wolfsburg gelang das in dieser Saison recht gut. Das Heimspiel in der Hinrunde gewannen die Borussen klar mit 4:0. Außerdem setzte sich die Seoane-Elf im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen die Wölfe durch und siegte durch ein ganz spätes Koné-Tor 1:0 nach Verlängerung.

Jan Lustig

Warum Seoane Plea und Cvancara dringend braucht

In der Enttäuschung über das 0:3 gegen den SC Freiburg gingen die Comebacks von Alassane Plea und Tomas Cvancara fast unter. Für Gladbachs Trainer Gerardo Seoane ist die Rückkehr der beiden Offensivspieler enorm wichtig.

Zurück im Geschehen: Tomas Cvancara (#31) und Allasane Plea (#14) wollen neuen Schwung in Gladbachs Offensive bringen.

Zurück im Geschehen: Tomas Cvancara (#31) und Allasane Plea (#14) wollen neuen Schwung in Gladbachs Offensive bringen.

IMAGO/Jan Huebner

Als Plea und Cvancara nach gut einer Stunde gemeinsam den Rasen des Borussia-Parks betraten, war klar, dass auch sie das Spiel nicht mehr würden drehen können. 3:0 stand es bereits für die Gäste und absolut nichts deutete auf eine mögliche Wende hin. Trotzdem war es aus Gladbacher Sicht von Bedeutung, dass sich die beiden Offensivkräfte nach ihren langen Verletzungspausen zurückmelden konnten. Das zuletzt viel zu eindimensionale Offensivspiel braucht dringend frische Impulse – die Plea und Cvancara mit ihren Qualitäten liefern können. Selbst wenn das Duo längst noch nicht bei den vollen 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit angekommen ist.

Wir müssen sie in einer laufenden Meisterschaft über Teileinsätze jetzt so schnell wie möglich in Form bringen.

Gerardo Seoane

“Eigentlich war die Spielzeit für beide noch zu lange, weil sie noch nicht so weit sind. Aber wir brauchen sie”, erklärte Gerardo Seoane nach dem Abpfiff. Zur Erinnerung: Plea hatte sein letztes Pflichtspiel vor Freiburg am 10. Februar bestritten, beim 0:0 zuhause gegen Darmstadt 98 am 21. Spieltag. Danach war er mit einer Fußverletzung ausgefallen. Noch länger dauerte die Zwangspause von Cvancara. Der Tscheche hatte seit dem 20. Dezember (1:2 bei Eintracht Frankfurt, 16. Spieltag) nicht mehr auf dem Platz gestanden wegen eines im Januar erlittenen Bänderrisses im Sprunggelenk. Seoane erläuterte weiter: “Wir müssen sie in einer laufenden Meisterschaft über Teileinsätze jetzt so schnell wie möglich in Form bringen. Fraglich, ob das so schnell möglich ist. Aber es sind wichtige Spieler für uns, deshalb habe ich nach dem 0:3 die Chance ergriffen und sie gebracht.”

Duo bietet Überraschungsmomente und Zielstrebigkeit

Wichtig als Offensivoptionen sind Plea und Cvancara vor allem aus dem Grund, weil das Offensivspiel unter einer erschreckenden Harmlosigkeit und Ideenlosigkeit leidet. Immer nur Jordan mit dem Rücken zum Tor anzuspielen oder den Weg über rechts mit Flanken von Franck Honorat zu suchen, macht es dem Gegner leicht, sich darauf einzustellen. Der spielintelligente Plea (sieben Tore, fünf Assists) wiederum kann mit einer Aktion für das Überraschungsmoment sorgen und ist, wenn fit, sowieso unbestrittene Stammkraft. Der im Vergleich zu Jordan deutlich schnellere und zielstrebigere Cvancara (vier Tore, ein Assist) wurde in der Rückrunde schmerzlich als Option auf der Neunerposition vermisst.

Abzuwarten bleibt, wann Plea und Cvancara schon wieder für die Startelf infrage kommen. Aber selbst, wenn es am Sonntag im Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg aufgrund des Rückstands noch nicht für die Anfangsformation reichen sollte – auch als Joker werden die beiden Offensiven in der aktuellen Verfassung der Mannschaft dringend gebraucht.

Jan Lustig