“Königstransfer”: Aufsteiger Todesfelde schnappt sich Boland

Mit Mirko Boland kann Aufsteiger SV Todesfelde einen ehemaligen Bundesliga-Profi als Neuzugang präsentieren. Der 37-Jährige spielte zuletzt für den VfB Lübeck.

Mirko Boland mit dem gelbe Trikot des SV Todesfelde.

Mirko Boland mit dem gelbe Trikot des SV Todesfelde.

SV Todesfelde / Sönke Ehlers

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Sie nennen ihn ihren “Königstransfer” in diesem Sommer – und tatsächlich: Dass der kleine SV Todesfelde, jüngst nach erfolgreicher Aufstiegsrunde mit Ticket für die Regionalliga Nord in der Tasche, das anstehende Abenteuer mit Mirko Boland im Kader angehen kann, ist eine bemerkenswerte Personalie für das Team aus der 1.000-Einwohner-Gemeinde.

“Auf die Aufgabe beim SV Todesfelde habe ich richtig Bock und will Teil davon sein. Ich habe in den Gesprächen sofort eine tolle Wertschätzung entgegengebracht bekommen, und meine Lust auf Fußball ist weiter ungestillt. Daher freue ich mich sehr auf die Fans, das Umfeld und die Mannschaft”, wird Boland, 33-facher Bundesliga- und 170-facher Zweitliga-Spieler für Eintracht Braunschweig, in der Meldung des Regionalliga-Aufsteigers zitiert. Vom Team habe er bereits viel Gutes gehört, so der Routinier weiter, zudem gebe der Verein auch in der Außendarstellung ein starkes Bild ab.

“Ein absoluter Eckpfeiler”

Die Verantwortlichen beim Neu-Regionalligisten haben hohe Erwartungen an den 37-Jährigen, der beim VfB Lübeck zuletzt Stammspieler mit 31 Einsätzen in Liga 3 war, nach dem Abstieg allerdings keinen neuen Vertrag erhalten hatte: Man habe einen “absoluten Eckpfeiler für die kommende Saison” verpflichten können, schwärmt Sven Tramm, Sportlicher Leiter des SV Todesfelde: “Schon nach dem ersten Telefonat war mir klar, dass wir diesen Mann brauchen. Er bringt neben seinen fußballerischen Qualitäten und Erfahrungen auch die menschlichen Eigenschaften mit, die wir beim SV Todesfelde leben”, so Tramm weiter, der auch betont, dass ein solcher Transfer die Folge einer starken Entwicklung sei:  “Wir können stolz darauf sein, was wir in den letzten Jahren aufgebaut haben, dass sich ein Spieler wie Mirko Boland dem SV Todesfelde anschließt.”

Auch Trainer Björn Sörensen freut sich darauf, künftig mit dem Neuzugang zu arbeiten: “Mirko wird die Mannschaft und seine Mitspieler auf ein anderes Niveau heben. Von seiner Erfahrung aus allen Profiligen Deutschlands und dem Ausland werden nicht nur unsere Spieler profitieren.” Schon am Dienstag wird Boland, der zwischen 2018 und 2020 einen Abstecher nach Australien zu Adelaide United unternommen hatte, mit dem Team gemeinsam auf dem Platz stehen.

Ein alter Bekannter und ein Rekord-Aufsteiger: Die 18 Teams der Regionalliga Nord

Die Saison 2024/25 der Regionalliga Nord wird mit vier neuen Gesichtern über die Bühne gehen. Ein Überblick über die 18 Teams der nächsten Spielzeit.

Der SV Werder Bremen II und der SV Todesfelde spielen künftig viertklassig.

Der SV Werder Bremen II und der SV Todesfelde spielen künftig viertklassig.

IMAGO/Nordphoto

Das Teilnehmerfeld für die Saison 2024/25 in der Regionalliga Nord steht fest. Die höchste norddeutsche Spielklasse geht in seiner Sollstärke von 18 Mannschaften an den Start. Vier Mannschaften werden im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr mit von der Partie sein. An der Spitze setzte sich Meister Hannover 96 II in den Aufstiegsspielen gegen den bayerischen Amateurmeister Würzburger Kickers durch und steigt in die 3. Liga auf. Im Keller erwischte es mit dem Eimsbütteler TV, dem FC Kilia Kiel und dem SC Spelle-Venhaus drei Aufsteiger auf einen Schlag.

Kamen im Vorjahr mit dem SV Meppen und dem VfB Oldenburg gleich zwei Nord-Vertreter aus der 3. Liga herunter, stößt in diesem Jahr nur ein Team aus dem Profi-Fußball dazu – und dabei handelt es sich um einen alten Bekannten: Der VfB Lübeck kehrt ein Jahr nach dem Aufstieg zurück in die Nordstaffel. In der 3. Liga gehörte der VfB von Beginn an zum Kreis der Abstiegskandidaten und konnte den Sturz in die Viertklassigkeit bei lediglich 32 Punkten aus 38 Spielen nicht verhindern.

Die 18 Teams der Regionalliga Nord


  1. VfB Lübeck

  2. SV Meppen

  3. 1. FC Phönix Lübeck

  4. SV Drochtersen/Assel

  5. VfB Oldenburg

  6. Holstein Kiel II

  7. Hamburger SV II

  8. TSV Havelse

  9. FC Teutonia Ottensen

  10. BW Lohne

  11. Bremer SV

  12. FC St. Pauli II

  13. Eintracht Norderstedt

  14. SSV Jeddeloh II

  15. SC Weiche Flensburg

  16. Kickers Emden

  17. SV Werder Bremen II

  18. SV Todesfelde

Drei Aufsteiger

Aus den Oberligen stoßen drei Mannschaften hinzu. Spannend zu beobachten dürfte dabei der Auftritt von Kickers Emden sein, das ein Jahr nach dem Abstieg als unangefochtener Meister der Oberliga Niedersachsen den direkten Wiederaufstieg realisierte. Doch damit nicht genug. Der Lokalrivale des SV Meppen, der in der Oberliga mit 17 Punkten Vorsprung Meister wurde, hat als mittelfristiges Ziel den Aufstieg in die 3. Liga ausgerufen und bereits in diesem Sommer mit zahlreichen Neuzugängen auf sich aufmerksam gemacht. Die erste Mannschaft wurde zudem jüngst in eine GmbH ausgegliedert, an der “Onside” 49 Prozent der Anteile übernahm. Ob die Emder möglichweise als Geheimfavorit gelten könnten, wird sich in den ersten Spielen zeigen.

Mit dem SV Werder Bremen II ist einem zweiten Vorjahres-Absteiger die direkte Rückkehr in die Regionalliga Nord gelungen. Die Art und Weise, die die Bundesliga-Reserve über die gesamte Saison an den Tag legte, hätte aber  dominanter kaum sein können. Die Werderaner um 50-Tore-Mann Maik Lukowicz glitten – wie ein heißes Messer durch die Butter – durch die fünftklassige Bremen Liga und krönten sich mit der Maximalpunktzahl von 90 Punkten bei 30 Siegen aus 30 Spielen zum unangefochtenen Meister. Die rekordverdächtige Sieges-Serie des SVW setzte sich auch in den Aufstiegsspielen fort, wo man mit den Vertretern aus Hamburg (Altona 93) und Schleswig-Holstein (SV Todesfelde) zwei Regionalliga-Plätze ausspielte. Auch diese beiden Spiele entschieden die Jungprofis für sich und krönten ihre goldene Saison mit dem Aufstieg.

Über den Umweg der Aufstiegsspiele sicherte sich auch der SV Todesfelde sein Ticket für die Regionalliga Nord. Der Meister der Oberliga Schleswig-Holstein, der schon seit Jahren zu den Spitzenteams seiner Liga zählte, sich in seiner 96-jährigen Vereinsgeschichte aber nie mit dem Aufstieg belohnen konnte, steht nun vor seiner ersten Saison in der vierten Liga. Das 1.144-Seelen-Nest freut sich auf das Abenteuer, ist sich der Ausgangslage als Underdog aber durchaus bewusst. “Wir sind und bleiben ein Dorfverein, in dem das Ehrenamt die Basis bildet”, erklärt Vorstand Holger Böhm.

Fünf Profi-Reserven

Standesgemäß sind auch wieder diverse Profi-Reserven in der Regionalliga Nord vertreten. Da sich mit Hannover 96 II eine der Zweitvertretungen Richtung 3. Liga verabschiedet hat, gleichzeitig aber der SV Werder Bremen II aus der Oberliga aufsteigt, bleibt es bei insgesamt vier U-Mannschaften in der höchsten norddeutschen Amateurspielklasse. So treten auch die Hamburger Lokalrivalen Hamburger SV und FC St. Pauli jeweils mit ihrer zweiten Garde an. Hinzu kommt Holstein Kiel II, das sich zuletzt hinter Hannover II zur zweitbesten Profi-Reserve der Staffel krönte.

Werder Bremen II besiegelt in Todesfelde die perfekte Saison

Die U 23 des SV Werder Bremen hatte zwar schon vor der Fahrt zum SV Todesfelde den Sprung in die Regionalliga sicher, doch der finale Erfolg in der Aufstiegsrunde sorgte für die perfekte Saison.

Torjäger einer starken Mannschaft: Maik Lukowicz hatte maßgeblichen Anteil, dass Werder Bremen II in die Regionalliga Nord zurückkehrt.

Torjäger einer starken Mannschaft: Maik Lukowicz hatte maßgeblichen Anteil, dass Werder Bremen II in die Regionalliga Nord zurückkehrt.

IMAGO/Nordphoto

Da sowohl der SV Todesfelde als auch die U 23 des SV Werder Bremen jeweils ihre Spiele gegen Altona 93 gewonnen hatten, waren die Verhältnisse in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord schon vor dem letzten Spiel zementiert. Altona bleibt fünftklassig, die beiden Sonntags-Kontrahenten hatten schon vor ihrem direkten Duell ihr Regionalliga-Ticket in der Tasche.

Gespielt werden musste natürlich dennoch, und das dauerte erstmal, weil die Hausherren einige verdiente Spieler ehrten und der Anpfiff somit knapp eine Viertelstunde später als erwartet ertönte. In der Anfangsphase waren es die Bremer, die sich sehr spielfreudig präsentierten. Das taten sie den kompletten ersten Durchgang, doch nach kurzer Anlaufphase mischte auch der SVT munter mit. Das einzige Tor der ersten 45 Minuten gelang Kebe, der in der 21. Minute eine Eckball-Hereingabe über die Linie drückte. Werder führte zur Pause somit mit 1:0.

Ähnliches Bild in der zweiten Halbzeit. Die Bremer bogen in der 72. Minute auf die Siegerstraße, als Lukowicz einen weiten Ball erlief und im Strafraum gefoult wurde. Röcker verwandelte souverän. Sechs Zeigerumdrehungen darauf knipste der Werder-Torjäger höchstpersönlich zum 3:0-Endstand.

Auch wenn an diesem Sonntag nicht mehr allzu viel Brisanz drinsteckte, für die Werder-Reserve war der Sieg zum Abschluss dann doch besonders. Denn nun steht fest, dass die Elf von Trainer Christian Brand sämtliche Pflichtspiele in dieser Saison gewonnen hat.

Aufstiegsrunde

Furioser 5:3-Erfolg: Todesfelde bucht sich und Werder II das Regionalliga-Ticket

Die zweite Partie der Aufstiegsrunde sorgt für Klarheit: Der SV Todesfelde und Werder Bremen II steigen nach einem furiosen 5:3-Erfolg des SVT bei Altona 93 in die Regionalliga Nord auf.

Riesige Freude beim SV Todesfelde: Durch ein 5:3 in Hamburg steigt der Meister der Oberliga Schleswig-Holstein in die Regionalliga Nord auf.

Riesige Freude beim SV Todesfelde: Durch ein 5:3 in Hamburg steigt der Meister der Oberliga Schleswig-Holstein in die Regionalliga Nord auf.

IMAGO/Niklas Heiden

Im Modus “Jeder gegen Jeden” spielen der SV Werder Bremen II (Meister Bremen-Liga), Altona 93 (Meister Oberliga Hamburg) und der SV Todesfelde (Meister Oberliga Schleswig-Holstein) in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord zwei Startplätze aus. Die erste Begegnung gewann Bremen gegen Altona knapp mit 1:0. Trotz der Auftaktpleite hatten die Hamburger am Mittwochabend gegen den SV Todesfelde die Chance, den Aufstieg aus eigener Kraft fix zu machen, lagen zwischenzeitlich sogar mit 3:2 auf Kurs, mussten sich in der zweiten Halbzeit dann aber der Offensivpower der Gäste geschlagen geben.

Aufstiegsrunde

Vor einer stattlichen Kulisse von über 4.100 Zuschauern – wegen des riesigen Andrangs begann die Begegnung auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn mit einer Viertelstunde später – erwischten die Gäste einen Blitzstart. Über links kombinierte sich der SVT wunderbar in den Strafraum der Gastgeber. Pajonk legte mit der Hacke für Weidemann ab, der trocken flach ins linke Eck traf (1.). Altona 93 schüttelte sich kurz. Sejdija köpfte nach einer Ecke zunächst noch drüber (3.), Ambrosius Versuch mit Kopf nach einem weiten Einwurf lag dann aber im Tor – 1:1 (9.). Anschließend atmeten beide Teams kurz durch, die Partie spielte sich überwiegend zwischen den Strafräumen ab.

In der 20. Minuten ging Todesfelde nach einem Eckball erneut in Führung. Klüver bediente Thiel, der aus fünf Metern erfolgreich zum Kopfball heransegelte. Aber wieder fanden die Gastgeber zügig die passende Antwort. Rave foulte nur eine Minute späte Tobinski nach einem Freistoß im Strafraum. El-Nemr verwandelte eiskalt (23.). Altona agierte nach dem erneuten Ausgleich zielstrebiger und drehte durch Tobinski die Partie, der Goranschs Flankenball von links energisch am zweiten Pfosten einköpfte (34.).

Todesfelde dreht auf

Auch im zweiten Abschnitt schenkten sich beide Teams nichts, bekämpften sich mit allen erlaubten Mitteln. Nach rund zehn Minuten übernahmen die Gäste aber mehr und mehr die Kontrolle über die Partie. Weidemann vergab die große Chance zum Ausgleich, den in der 57. Minute jedoch Pajonk erzielte, der bei einem Versuch von Weidemann den Schlappen in den Schuss hielt. Zehn Minuten später kam es für Altona noch dicker. Pajonk schraubte sich nach einem Eckball am ersten Pfosten hoch, nickte zum Doppelpack und zur 4:3-Führung für Todesfelde ein (67.). Altona war das Bemühen auch weiterhin nicht abzusprechen, im zweiten Durchgang fiel den Gastgebern in der Offensive jedoch nicht mehr ein. Todesfelde dagegen schlug weiter eiskalt zu. Kurz vor Schluss konterten die Gastgeber über Morten, der einen langen Ball behauptete und für den heranstürmenden Kliti ablegte, der mit dem 5:3 den Deckel auf die Aufstiegsrunde setzte (87.).

Denn mit dem Todesfelder Erfolg herrscht bereits nach dem zweiten Spieltag Klarheit in der Aufstiegsrunde. Altona 93 bleibt durch die zweite Pleite Oberligist, während der SVT und auch Werder Bremen II kommende Saison sicher Teil der Regionalliga Nord sein werden. Die finale Begegnung am Sonntag in Todesfelde dürfte deshalb eine große Aufstiegspartie werden, schließlich werden die Segeberger in der neuen Saison zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte in der Regionalliga spielen.

Aufstiegsrunde der Regionalliga Nord: Die Mittwochs-Szenarien

Am Mittwoch treffen sich Altona 93 und der SV Todesfelde zum zweiten Spiel der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord. Vor allem Altona 93 steht sportlich zwischen Himmel und Hölle, denn nach Abpfiff könnte der Aufstieg feststehen, aber der Traum auch schon geplatzt sein.

Wer steigt auf? Für Altona 93 (pink) kann der Mittwoch alles bereit halten, Werder Bremen II schaut auf dem Sofa zu.

Wer steigt auf? Für Altona 93 (pink) kann der Mittwoch alles bereit halten, Werder Bremen II schaut auf dem Sofa zu.

IMAGO/Niklas Heiden

AUFSTIEGSSPIELE REGIONALLIGA NORD

Das 0:1 in Bremen setzt Altona 93 vor dem zweiten Spiel der Aufstiegsrunde mächtig unter Druck. Bei einer Niederlage stünden die Hamburger nach ihren zwei Partien bei null Punkten, während Werder Bremen II und – diesem Szenario folgend – der SV Todesfelde bei drei Punkten stünden. Hieße: Der Altonaer Traum von einer Rückkehr in die Regionalliga wäre geplatzt.

Doch es kann auch alles anders kommen. Folgende Szenarien sind bei der Suche nach zwei Aufsteigern denkbar.

Werder Bremen II (spielfrei; drei Punkte auf dem Konto) steigt am Mittwoch auf dem Sofa auf:

Bei einem Unentschieden zwischen zwischen Altona und Todesfelde, da Altona die Runde mit einem Punkt abschließen würde.

Bei einem Sieg des SV Todesfelde, da Altona dann mit null Punkten die Runde abschließen würde.

Todesfelde und Werder II steigen am Mittwoch auf:

Bei einem Sieg des SVT in Altona, da Altona dann die Aufstiegsrunde mit null Punkten abschließen würde.

Altona 93 steigt am Mittwoch auf:

Bei einem Sieg gegen Todesfelde mit mindestens zwei Toren Differenz. Dann nämlich müsste Todesfelde am letzten Spieltag Werder II mit mindestens drei Toren schlagen, um mit einem besseren Torverhältnis am punktgleichen Altona 93 vorbeizuziehen. Das würde unweigerlich dazu führen, dass sich Bremens Torverhältnis derart verschlechtert, dass die Werder-Reserve hinter Altona landen würde.

Warum Elfmeterschießen?

Kurios mutet an, dass nach jedem Spiel ein Elfmeterschießen durchgeführt wird, auch wenn es nach 90 Minuten einen Sieger gab, so wie beim 1:0-Erfolg der Bremer am Sonntag gegen Altona. Dieses Elfmeterschießen ist aber nur ein sportlich fairerer Ersatz für einen eventuellen Losentscheid und würde nur dann zum Tragen kommen, wenn punktgleiche Teams sowohl torgleich sind als auch der direkte Vergleich unentschieden endete. In der Spielordnung des Norddeutschen Fußball-Verbands heißt es wörtlich: “Bei Punktgleichheit entscheidet die Differenz aus erzielten und hingenommenen Toren über die Platzierung; bei gleichem Punktestand und gleicher Tordifferenz gibt die höhere Zahl der erzielten Tore den Ausschlag. Sind diese dann auch noch gleich, zählt der direkte Vergleich.”

SV Todesfelde: “Wir haben Bock auf die Regionalliga”

Auf den letzten Metern der Saison warten große Spiele auf den SV Todesfelde: Gegen Werder Bremen II und Altona 93 geht es um die Regionalliga, dazu haben die Segeberger die große Chance, mit einem Sieg im Landespokal-Finale gegen Phönix Lübeck ins bundesweite Rampenlicht zu rücken.

99-mal Torjubel: Der SV Todesfelde stellte die mit Abstand stärkste Offensive der Oberliga Schleswig-Holstein.

99-mal Torjubel: Der SV Todesfelde stellte die mit Abstand stärkste Offensive der Oberliga Schleswig-Holstein.

Arne Schmuck

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Das Etappenziel ist erreicht, für den SV Todesfelde geht es allerdings erst jetzt so richtig ans Eingemachte. Zum dritten Mal nach 2020 und 2022 sicherten sich die Blau-Gelben den Landesmeistertitel in Schleswig-Holstein. Am Ende waren es stolze acht Punkte Vorsprung vor dem SV Eichede, die 100-Tore-Schallmauer verfehlte der Oberliga-Champion lediglich um einen Treffer. Mit Morten Liebert (28 Treffer) stellt “Tofe” zudem einmal mehr den Torschützenkönig.

Diese Zahlen sollen nun vergoldet werden. Am 25. Mai kommt es daheim in Todesfelde zum Landespokalfinale gegen den Regionalligisten Phönix Lübeck, ehe im Anschluss die Regionalliga-Aufstiegsrunde folgt. Mit Altona 93 (am 29. Mai in Hamburg) und Werder Bremen II (Heimspiel am 2. Juni) warten dort zwei namhafte Schwergewichte auf die Segeberger, die in dieser Dreierrunde zumindest Platz 2 erreichen müssen, um erstmals in der 96-jährigen Vereinsgeschichte die höchste Landesspielklasse nach oben verlassen zu dürfen. Für das 1000-Seelen-Nest wäre das das i-Tüpfelchen auf eine zuletzt von diversen Erfolgen geprägte Historie.

“Das Pokalfinale ist ein absolutes Bonusspiel, das wir gerne mitnehmen”, sagt Todesfeldes Trainer Björn Sörensen. Gleich im ersten Jahr als Coach der Blau-Gelben ist dem 2,02 Meter großen Hünen sowohl in der Meisterschaft als auch im Landespokal ein großer Wurf gelungen. Mit einem Triumph über Phönix wäre das ein noch größerer Wurf, für die Segeberger wäre dieser gleichbedeutend mit der zweiten DFB-Pokal-Teilnahme nach 2020 (0:1-Erstrunden-Niederlage gegen den damaligen Zweitligisten VfL Osnabrück). Dass mit Sörensen sowie seinem “Co” Dirk Hellmann und Torwarttrainer Michael Nordheim bereits vor dem Gewinn des Meistertitels verlängert wurde, spricht für eine Kontinuität, mit der sich “Tofe” in diesem Jahrtausend als Aushängeschild des schleswig-holsteinischen Fußballs etabliert hat.

Wehmut bei Sörensen

“Ich persönlich würde mit der Mannschaft gerne den nächsten Schritt gehen”, verrät Sörensen, der Platz 1 in der Oberliga als “Titel, den man nicht schmälern darf” bezeichnet, “weil er das Ergebnis einer kompletten Saison ist”. Gleichwohl weiß auch der 38-Jährige, der als Angestellter einer Krankenkasse seine Brötchen verdient, dass das Gesamtresultat aus 30 Meisterschaftsspielen zunächst einmal “nur” für den Briefkopf taugt. “Schade, dass der Meister sich nicht mit einem Direktaufstieg belohnen kann”, schwingt dann auch bei Sörensen ein bisschen Wehmut mit. Er selbst kennt bereits das Gefühl von Regionalliga-Fußball. In der Saison 2015/16 war diese rund vier Monate lang als Co-Trainer des TSV Schilksee sein Betätigungsfeld.

Todesfelde setzt auf einen guten Mix aus Jung und Alt, für Sörensen ist dies einer von vier Schlüsseln zum Erfolg. “Unsere mannschaftliche Geschlossenheit hat uns geholfen, eine schwierige Phase im April zu überstehen. Da haben alle ihren Mann gestanden, und es hat sich gezeigt, dass die Last bei uns nicht nur auf wenigen Schultern liegt”, erinnert der Coach an den zweiten Schlüssel. So fiel Lieberts kongenialer, ähnlich erfahrener Sturmpartner Marco Pajonk (15 Treffer) mit einer Oberschenkelverletzung einige Wochen aus. Pünktlich zum Pokalfinale und zur Aufstiegsrunde ist der 32-Jährige wieder fit geworden.

Todesfelde auf die fast schon traditionelle Offensivstärke zu reduzieren, wäre ein Trugschluss. Da lässt dann auch Schlüssel Nummer drei schön grüßen: In 30 Partien wurden nur 24 Treffer kassiert, allein sechs davon in den beiden Begegnungen mit dem späteren Absteiger Inter Türkspor Kiel. Bleiben also gerade mal 18 Gegentore in den restlichen 28 Partien. “Unser Geheimnis liegt in der Verteidigung”, sagt dann auch Sörensen im Brustton der Überzeugung. Väter des Erfolges sind der häufig überragende Torwart Fabian Landvoigt sowie die regionalligaerfahrenen Verteidiger Christian Rave (Sörensen: “Er ist der Wortführer und hält den Laden zusammen.”) sowie Kai-Fabian Schulz.

Längst wächst in Todesfelde – und das ist dann der Schlüssel Nummer vier – aber auch eine neue Generation nach. Junge Spieler, wie der kleine Dribbelkönig Julius Kliti, der bei RB Leipzig und dem FC St. Pauli ausgebildete Paul Meseberg, Pawel Erfmann, Felix Möller oder auch Maximilian Musci, den Sörensen bereits bei seiner vorherigen Station TSV Bordesholm unter seinen Fittichen hatte, haben sich als leistungsstarke Nachrücker ein ums andere Mal empfohlen.

Das ist die stärkste Aufstiegsrunde aller Zeiten.

SVT-Trainer Björn Sörensen

“Nun wollen wir zeigen, dass wir zu Recht oben gestanden haben”, gibt sich Sörensen kämpferisch. Über den Tellerrand des Pokalfinals gegen Phönix Lübeck hinausblickend erklärt der Coach: “Das ist die stärkste Aufstiegsrunde aller Zeiten. Werder II arbeitet mit Vollprofis, das ist eine Ausnahmemannschaft, die auf extrem hohem Level trainiert. Allerdings wurden die Bremer in ihrer Liga nur selten gefordert. Mal schauen, ob sie in der Aufstiegsrunde den Hebel umlegen können. Altona ist ebenfalls professionell aufgestellt, doch grundsätzlich brauchen wir uns nicht zu verstecken.”

Für Holger Böhm wären der Landespokalsieg und erst recht der Aufstieg in die Regionalliga die nächsten Mosaiksteine eines bereits jetzt beeindruckenden Lebenswerkes. Seit 2003 ist der 62-Jährige 1. Vorsitzender des SV Todesfelde, in seine Ära fällt neben den Erfolgen auch der Aufbau eines Vorzeigevereins. “Für mich ist schon der Meistertitel ein Highlight. Alles, was jetzt noch kommen könnte, wäre eine Zugabe”, meint Böhm, der einen erneuten Einzug in den DFB-Pokal als “Riesenchance” bezeichnet, “weil wir uns überregional präsentieren und natürlich auch ein bisschen Geld verdienen könnten”. Der kleine Joda-Sportpark in Todesfelde dürfte gegen Phönix mit 1500 Zuschauern ausverkauft sein, auch die Nachfrage für das Heimspiel gegen Werder II ist groß.

Aufwand für “die paar People”

“Wir haben Bock auf die Regionalliga”, sagt Böhm. “Wenn alles klappt, wäre es eine Wahnsinnssaison. Wenn nicht, wäre auch alles okay. Denn für uns kommt jetzt die Kür”, weiß der Klubboss. Sollte “Tofe” aufsteigen, müssten Umbaumaßnahmen eingeleitet werden. Sämtliche Stehplätze müssten eingezäunt und rund 200 Sitzplätze nachgerüstet werden, hinzu käme der gerne als “Gästekäfig” titulierte Bereich für die Auswärtsfans. “Wie schnell wir das hinbekämen, müsste abgewartet werden. Aber ich bin da total entspannt”, betont Böhm. Die Trennung zwischen einheimischen und auswärtigen Zuschauern kann er im Übrigen nicht nachvollziehen. “Für die paar People, die da mitkommen, musst du so einen Aufwand betreiben”, meint Böhm kopfschüttelnd.

LANDESPOKAL-FINALE

Gar ein lautes Lachen ringen ihm die Zahlen ab, die in der schleswig-holsteinischen Fußballszene gerne kolportiert werden. “Völliger Blödsinn” kontert er die landläufige Meinung, der Etat des SV Todesfelde sei im hohen sechsstelligen Bereich anzusiedeln. “Das wäre Wahnsinn, ein ganz großer Zirkus. Und wo soll dieses Geld denn überhaupt herkommen?”, fragt Böhm, der seinen Verein auch nach einem Aufstieg nicht in diesen Sphären ansiedeln würde: “Das wäre nicht mal annähernd der Bereich, in dem wir uns in der Regionalliga bewegen würden. Wir besorgen lieber Arbeits- und Ausbildungsplätze. Wir sind und bleiben ein Dorfverein, in dem das Ehrenamt die Basis bildet. Und darauf sind wir verdammt stolz.”

Arne Schmuck