Historischer Sieg im Elfmeterschießen: Georgien erstmals bei der EM dabei

Die georgiesche Nationalmannschaft steht erstmals in der Endrunde einer Europameisterschaft. Nach chancenarmen 90 Minuten überstanden die Gastgeber gefährliche griechische Annäherungen in der Verlängerung und behielten im Elfmeterschießen die Nerven. Anschließend stand die Hauptstadt Tiflis Kopf.

Ekstase in Tiflis: Georgien feiert den erstmaligen Einzug in die Endrunde der Europameisterschaft.

Ekstase in Tiflis: Georgien feiert den erstmaligen Einzug in die Endrunde der Europameisterschaft.

AFP via Getty Images

Während Griechenlands Coach Gutavo Poyet erneut die Elf aufbot, die sich im Halbfinale dieser EM-Qualifikations-Play-offs souverän mit 5:0 gegen Kasachstan durchgesetzt hatte, durfte der frühere Bayern-Profi Willy Sagnol (seit 2021 als Nationaltrainer im Einsatz) bei seinen Georgiern wieder auf Superstar Kvaratskhelia setzen. Der Flügelstürmer der SSC Neapel hatte beim 2:0 gegen Luxemburg noch gesperrt gefehlt. Im Finale ersetzte der Dribbelkünstler als einzige Änderung bei den Gastgebern Mikautadze (Bank).

In der georgischen Hauptstadt Tiflis schenkten sich beide Teams von Beginn an nichts und lieferten sich einige ruppige Zweikämpfe, die auf der einen Seite dazu führten, dass Schiedsrichter Szymon Marciniak das Spiel immer wieder unterbrechen musste, und auf der anderen Seite keinen großen Spielfluss aufkommen ließen.

Die Griechen hatten zwar mehr Spielanteile, mehr als verunglückte Flanken musste Georgiens Keeper Mamardashvili allerdings nicht entschärfen. Auf der Gegenseite taten sich die Gastgeber ebenfalls lange Zeit schwer. Kurz vor der Pause musste sich Griechenlands Schlussmann Vlachodimos dann aber doch auszeichnen: Einen direkten Freistoß von Chakvetadze vom linken Strafraumeck lenkte der Ex-Stuttgarter und momentane Keeper von Nottingham Forest über die Latte (45.).

Zwei Platzverweise in der Pause

Kurz darauf ertönte der Halbzeitpfiff. Bevor die Mannschaften aber in die Kabine gingen, kochten die Emotionen über. Erst gerieten Kvaratskhelia und Mantalos aneinander, dann kam es zur großen Rudelbildung. Schiedsrichter Marciniak verteilte daraufhin gleich zwei Rote Karten, allerdings gegen Georgiens Ersatzkeeper Loria und den griechischen Innenverteidiger Tzavellas, der gar nicht im Kader stand, weshalb es mit elf Akteuren auf beiden Seiten weiterging.

EM-Qualifikation, Play-off-Finale

Griechenland blieb auch im zweiten Durchgang die Mannschaft mit mehr Ballbesitz, verzweifelte aber mit zunehmender Zeit mehr und mehr an dem disziplinierten Defensivverhalten der Georgier. Immer wieder brachten die von den heimischen Fans angeschobenen Gastgeber im letzten Drittel ein Bein dazwischen und ließen nichts anbrennen. Offensiv gelang der Sagnol-Elf allerdings ebenso wenig, weshalb echte Highlights im zweiten Durchgang komplett ausblieben. Folglich ging es torlos in die Verlängerung.

Mavropanos trifft die Latte, Davitashvili scheitert an Vlachodimos

Erst nach 100 Minuten musste sich Georgiens Torwart Mamardashvili erstmals auszeichnen: Der 23-Jährige lenkte einen abgefälschten Abschluss von Bakasetas zur Ecke – und plötzlich war mächtig Schwung in der Partie. Ein Schuss des eingewechselten Herthaners Bocuhalakis aus 20 Metern wurde zur Ecke abgefälscht. Und die wurde brandgefährlich: Mavropanos schraubte sich im Zentrum hoch und nickte wuchtig an die Querlatte (103.).

Konstantinos Mavropanos

Scheiterte in der Verlängerung dieser Play-offs an der Latte und am Ende mit Griechenland im Elfmeterschießen an Georgien: Ex-Stuttgarter Konstantinos Mavropanos.
UEFA via Getty Images

Defensiv erlaubte sich der frühere Stuttgarter Innenverteidiger und aktuelle West-Ham-Mann aber einen Fehler, der beinahe teuer wurde. Mikautadze fing einen Fehlpass von Mavropanos kurz hinter der Mittellinie ab, lief in den Strafraum und fand den erst wenige Sekunden zuvor eingewechselten Davitashvili, der an der Fünferkante zum Abschluss kam, aber an der Fußabwehr von Vlachodimos scheiterte (105.).

Im zweiten Durchgang der Verlängerung beruhigte sich das Geschehen. Tsitaishvili zeigte noch einmal ein tolles Solo, konnte Vlachodimos aus spitzem Winkel aber nicht überwinden (110.). Da auch Mikautadze final verfehlte (120.), fiel die Entscheidung aus elf Metern.

Georgien feiert nach Elfmeterschießen

Im Thriller scheiterte Griechenlands Kapitän Bakasetas gleich an Mamardashvili, weil Mikautadze den zweiten Versuch der Georgier aber am Tor vorbeisetzte, konnte Herthas Bouchalakis wieder ausgleichen. Doch auch dem griechischen Stürmer Giakoumakis versagten die Nerven, sein Schuss ging ebenfalls am Tor vorbei. Georgiens Kvekveskiri blieb dagegen eiskalt, setzte den entscheidenden Elfmeter für den Gastgeber – Star Kvaratskhelia war schon angeschlagen ausgewechselt – platziert ins linke Eck und sorgte dafür, dass in Tiflis alle Dämme brachen.

Der georgische Anhang stürmte nun in Tausenden auf den Rasen und feierte ihre Helden, die für den ersten Einzug in eine EM-Endrunde in der Geschichte des Landes sorgten. In Deutschland wird Georgien in der Gruppe F auf Portugal, Tschechien und die Türkei treffen.

Sagnol über Georgiens EM-Hoffnung: “Nur träumen reicht nicht aus”

Für Griechenland wäre die Teilnahme an der EM-Endrunde die erste seit 2012, für Georgien ein in Erfüllung gegangener Traum. Trainer Willy Sagnol fordert vor dem Play-offs-Finale statt träumen aber Siegermentalität.

Willy Sagnol schärfte vor dem Play-offs-Finale die Sinne.

Willy Sagnol schärfte vor dem Play-offs-Finale die Sinne.

UEFA via Getty Images

In Georgien lebt die Hoffnung auf die erste EM-Endrunden-Teilnahme als eigenständiges Land. Zwar war man bereits Teil der Europameisterschafts-Teams der UdSSR und der GUS, seit der wiedererlangten Unabhängigkeit nach dem Zerfall der Sowjetunion schafften es die Fußballer des kleinen Staates im Südkaukasus allerdings nicht mehr zu einer Endrunde. Am Dienstagabend (18 Uhr) in Tiflis könnte dieser Traum nun in Erfüllung gehen. In einem der drei Play-offs-Finals wartet Griechenland.

Für Georgiens Nationaltrainer Willy Sagnol ist vor dem finalen K.-o.-Duell eines klar: “Um solche Spiele zu gewinnen, braucht man eine Siegermentalität. Nur zu träumen reicht nicht aus.” Auch wenn man sich in “einigen Aspekten noch verbessern” müsse und mit den Griechen “eine Mannschaft mit großem Selbstvertrauen” in die georgische Hauptstadt kommt, seien seine “Spieler mehr als bereit, zu gewinnen”.

Kvaratskhelia kehrt zurück

Im Play-offs-Halbfinale gegen Luxemburg (2:0) hatte Georgien selbst den Ausfall des gelb-gesperrten Khvicha Kvaratskhelia kompensieren können – vor allem deswegen, weil Karlsruhes Budu Zivzivadze mit einem Doppelpack übernommen hatte. Gegen die Hellenen ist der Napoli-Star wieder mit dabei und verspricht: “Wir werden unser Bestes geben. Wir respektieren den Gegner, aber wir sind uns unserer Stärken bewusst und glauben an uns und unsere Fans.”

Poyet fordert “Emotionen zu kontrollieren”

Mit ordentlich breiter Brust reist der Europameister von 2004 nach Tiflis. Mit 5:0 hatte Griechenland Kasachstan abgefertigt. Trainer Gustavo Poyet bremste im Vorfeld dennoch, auch weil der 56-jährige Uruguayer in seinen etwas mehr als zwei Amtsjahren mittlerweile “die Mentalität der Griechen” gut kenne: “Manchmal sind sie zu niedergeschlagen, manchmal zu überschwänglich.” Deshalb komme es darauf an, “die Emotionen zu kontrollieren”.

“Ausreden” gebe es aber keine, denn die Spielvorbereitung sei ebenso wie die aktuelle Form gut. Zudem kennt Poyet “Qualität und den Stil von Georgien” und wäre überrascht, “wenn Willy Sagnol etwas ändern würde, denn es ist ein Finale”.

EM-Finale 2004

Für Griechenland wäre es die fünfte Teilnahme an einer EM-Endrunde und die erste seit 2012. Damals schied das von Fernando Santos trainierte Team im Viertelfinale gegen Deutschland (2:4) aus. Gegen das DFB-Team stünde dann auch ein möglicher letzter Test vor Beginn der Europameisterschaft an (7. Juni, 20.45 Uhr).

Sieger kommt in die Gruppe F

Der Gewinner des Duells füllt den letzten Platz der Gruppe F aus. Neben Portugal und Tschechien wartet dort auch die Türkei, gegen die der Sieger des Play-offs-Finales am 18. Juni in Dortmund in die EM startet.

So laufen die EM-Play-offs: Teams, Termine, Übertragung

Die letzte Chance auf die Teilnahme an der Europameisterschaft in Deutschland: In den Play-offs zur EM 2024 wird um die letzten drei EM-Tickets gekämpft. Ein Überblick über Teams, Modus und Termine.

Sechs Teams wollen noch bei der EM in Deutschland dabei sein - es gibt aber nur noch drei Plätze.

Sechs Teams wollen noch bei der EM in Deutschland dabei sein – es gibt aber nur noch drei Plätze.

IMAGO/Christian Grube

Auf dem Weg Richtung Europameisterschaft 2024 werden die letzten drei Tickets vergeben. Gastgeber Deutschland sowie 20 weitere Teams konnten sich schon für das größte kontinentale Fußballturnier qualifizieren. In den EM-Qualifikation-Play-offs entscheiden sich nun zwischen den besten, noch unqualifizierten Teams der verschiedenen Nations-League-Ligen A bis C die letzten Teilnehmer.

Welche Nationen können sich noch qualifizieren?

Noch insgesamt sechs Teams kämpfen am 26. März um eines der letzten drei verbliebenen Tickets für die Europameisterschaft. Unter anderem will Polen mit Stürmerstar Robert Lewandowski und der ehemaliger Europameister Griechenland noch das EM-Ticket lösen. Aber auch die Ukraine sowie Wales hoffen noch auf eine Teilnahme. Hier die sechs Nationen im Überblick:

Georgien
Griechenland
Island
Polen
Ukraine
Wales

Wer spielt bei den Play-offs gegeneinander?

Pfad A:

Halbfinale (21. März):
Polen – Estland 5:1
Wales – Finnland 4:1

Finale (26. März):
Wales – Polen (20.45 Uhr)

Pfad B:

Halbfinale (21. März):
Israel – Island 1:4
Bosnien-Herzegowina – Ukraine 1:2

Finale (26. März):
Ukraine – Island (20.45 Uhr)

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Pfad C:

Halbfinale (21. März):
Georgien – Luxemburg 2:0
Griechenland – Kasachstan 5:0

Finale (26. März):
Georgien – Griechenland (18 Uhr)

Spielplan der EM-Qualifikation-Play-offs

Wie ist der Modus der Play-off-Spiele?

Die Play-offs der Europameisterschafts-Qualifikation setzen sich aus den vier Teams, die am besten in den jeweiligen Nations-League-Ligen A, B und C abgeschnitten haben, zusammen. Bereits qualifizierte Teams werden dabei durch das laut Nations-League-Abschlusstabelle nächstbeste, unqualifizierte Team ersetzt.

So entstanden bei der Auslosung im vergangenen November aus den Ligen A, B und C die jeweiligen Play-off-Pfade A bis C, in denen die besten unqualifizierten Teilnehmer aus den jeweiligen Ligen – Sieger der Nations-League-Gruppen werden bevorzugt – im K.-o.-Modus mit Halbfinale und Endspiel inkl. möglicher Verlängerung und Elfmeterschießen die letzten drei Teilnehmer für die Europameisterschaft ausspielen. Dabei trifft im Halbfinale das bestplatzierte Land auf die am schlechtesten platzierte Nation. Der Austragungsort des jeweiligen Endspiels wurde zur selben Zeit wie die Pfade ausgelost.

Jedoch gibt es bei den anstehenden Play-offs einen Sonderfall im Pfad A. Nachdem nur zwei Teams der Nations-League-Liga A (Polen und Wales) nicht bereits für die Teilnahme an der EM qualifiziert waren, wurde zuerst der beste Gruppensieger der Nations-League-Liga D (Estland) nachnominiert, bevor die nächstbeste unqualifizierte Nation herangezogen wurde. Im Losverfahren mit der Ukraine und Island wurde Finnland gezogen.

Auf wen treffen die Play-off-Gewinner bei der EM?

Schon vor Austragung der Play-offs bestand Klarheit über die kommenden Gegner bei einer Qualifikation für die EM. Auf den Sieger des Play-off-Pfades A wartet die herausfordernde Gruppe D mit Frankreich, der Niederlande sowie Österreich. Play-off-Sieger B trifft in Gruppe E auf Belgien, die Slowakei sowie Rumänien und in Gruppe F misst sich der Sieger des Pfades C mit Portugal, der Türkei und Tschechien.

Die verschiedenen Gruppen der Europameisterschaft

Wo werden die Play-off-Spiele übertragen?

Alle Spiele der Play-offs der EM-Qualifikation werden live und exklusiv beim Streaming-Anbieter DAZN übertragen.

Polen schießt sich für Wales warm – Sagnol feiert KSC-Torjäger – Ukraine dreht es spät

Sechs Teams haben am Donnerstagabend den vorletzten Schritt auf dem Weg zur EM in Deutschland im kommenden Sommer gemacht. Polen schoss sich für das Endspiel gegen Wales warm, überdeutlich gewann auch Griechenland, das nun einen KSC-Torjäger “fürchten” muss.

Der eine ging leer aus, der andere traf doppelt: Robert Lewandowski (li.) und Budu Zivzivadze.

Der eine ging leer aus, der andere traf doppelt: Robert Lewandowski (li.) und Budu Zivzivadze.

Getty Images (2)

Das erste Play-off-Halbfinale am Donnerstag entschied Georgien souverän mit 2:0 für sich – und musste dabei nur einen Schreck-Moment überstehen. Ständiger Unruheherd und Matchwinner beim Team von Trainer Willy Sagnol war KSC-Torjäger Zivzivadze, der seinem frühen Pfostentreffer noch vor der Pause die Führung folgen ließ (40.). Nach dem Wechsel feierte Luxemburg aus dem Nichts den Ausgleich, doch nach VAR-Eingriff wurde der Treffer einkassiert und Verteidiger Chanot stattdessen mit Rot vom Platz gestellt (56.). Kurz darauf machte Zivzivadze mit seinem zweiten Treffer alles klar (63.).

Die Play-off-Finals im Überblick

Deutlich höher hängen die Trauben im Finale am Dienstag: Dann bekommt es Georgien zu Hause mit Griechenland zu tun, das bereits im ersten Abschnitt entscheidend über Kasachstan hinwegfegte. Bakasetas (per Elfmeter, 9.), Pelkas (15.), Ioannidis (37.) und Kourbelis (40.) sorgten für den 4:0-Pausenstand, nach dem Wechsel stellten die Kasachen mit einem Eigentor (Marochkin, 86.) höchstselbst auf 5:0 für die Griechen.

Lewandowski legt nur auf – James setzt den Schlusspunkt

Ähnlich torhungrig zeigte sich Polen, das durch ein 5:1 gegen Estland ins Play-off-Finale stürmte. Nach einer durchwachsenen ersten Hälfte – Frankowski traf (22.), Paskotsi flog vom Platz (27.) – schraubten die Hausherren das Ergebnis in die Höhe: Zielinski (50.), Piotrowski (70.), Mets (Eigentor, 73.) und Szymanski (76.) trafen für den Favoriten. Vetkal gelang immerhin noch der Ehrentreffer für Estland (78.).

Im Endspiel um eines der begehrten EM-Tickets geht es für Lewandowski (“nur” ein Assist) und seine Kollegen nach Wales, die ihr Heimspiel gegen Finnland souverän mit 4:1 für sich entschieden. Brooks stellte bereits nach drei Minuten die Weichen, vor der Pause Williams auf 2:0 (38.), ehe Ex-Schalker Pukki wieder Spannung reinbrachte (45.). Direkt nach Wiederanpfiff erzielte Spurs-Stürmer Johnson das vorentscheidende 3:1 (47.), James vier Minuten vor dem Schluss den standesgemäßen Endstand (86.).

Yaremchuk dreht es komplett – Gudmundsson überragt

Der EM-Traum geplatzt ist derweil für die Bosnien-Herzegowina, das sich bereits im Play-off-Finale wähnte, allerdings nach einem späten Doppelschlag der Ukraine mit leeren Händen dastand. Nach einer mageren ersten Hälfte sorgte HSV-Verteidiger Hadzikadunic für das erlösende 1:0 (56.), das bis zur 85. Minute Bestand haben sollte. Dann schlug Valencia-Angreifer Yaremchuk eiskalt zu – und bereitete drei Minuten später auch noch für Gironas Dovbyk vor (88.).

Durch das 2:1 treffen die Ukrainer nun am Dienstag auf Island, das das letzte Finalticket löste: Beim 4:1 gegen Israel gab es einen klaren Matchwinner, weil Genuas Mittelfeldspieler Gudmundsson gleich drei Treffer erzielte (39., 83., 87.). Zahavi, der Israel nach 31 Minuten per Elfmeter in Führung gebracht hatte, hätte zwischenzeitlich auf 2:2 stellen können, ließ seinen zweiten Strafstoß aber ungenutzt (80.). Den vierten isländischen Treffer markierte Traustason (42.).

Überflieger Tzolis stürmt Richtung Bundesliga – und vorher zur EM?

Christos Tzolis (22) ist seit Monaten das Maß aller Dinge in der Offensive von Fortuna Düsseldorf. Der Aufstiegsaspirant plant, den Griechen per Kaufoption fest an sich zu binden, doch Tzolis’ Zukunft ist dennoch ungewiss.

Zurück in der griechischen Nationalmannschaft: Fortuna Düsseldorfs Topscorer Christos Tzolis.

Zurück in der griechischen Nationalmannschaft: Fortuna Düsseldorfs Topscorer Christos Tzolis.

imago images (2)

Alles fing im Frühsommer 2020 in Thessaloniki an, kurz nach Ende des fast weltweiten Lockdowns wegen der Corona-Pandemie. Vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs der griechischen Superleague holten PAOK-Trainer Abel Ferreira (aktuell Trainer vom brasilianischen Topklub Palmeiras) und der damalige Sportdirektor Olaf Rebbe (aktuell Sportdirektor 1. FC Nürnberg) einen 18-jährigen Talentspieler namens Christos Tzolis, der bei den A-Junioren des nordgriechischen Klubs 19-mal getroffen hatte, dauerhaft in die erste Mannschaft.

Vom Nobody zum Überflieger

Ab dem Moment ging es rasant bergauf für den Wonderboy, wie ihn die griechischen Medien seinerzeit tauften. In den Play-offs schnupperte er rein: neun Einsätze und sein Premierentor in der Liga. Zu Beginn der Saison 2020/21 eroberte er nach der vorzeitigen langfristigen Vertragsverlängerung im Eiltempo alle Herzen. Zeitgleich bekam er als Vertrauensvorschuss von der sportlichen Führung die Wunschnummer 11. Rebbe erinnert sich gern: “Da die Familie eine Zeit lang in Deutschland wohnte (erklärt die Jugendstationen Alemannia Königstädten und Rosenhöhe Offenbach, Anm. d. Red.), hatten wir von Anfang an einen guten Draht zueinander. Sie haben uns vertraut, was in der Phase enorm wichtig auch für Christos war. Der Rest war bei seinen Fähigkeiten eher die logische Folge.”

Vier Spiele, zwei Tore in der Champions-League-Qualifikation, darunter zwei Tore und eine Vorlage beim überragenden Spiel gegen Besiktas (3:1). Weitere drei Tore und zwei Assists in der Europa League ließen alle genauer auf den jungen, abschlussstarken Stürmer blicken. In der heimischen Liga stieg er noch in der ersten Saisonhälfte zum Stammspieler bei PAOK auf und wurde immer mehr zum Leistungsträger. Schon Anfang Oktober debütierte Tzolis unter dem heutigen Ajax-Trainer John van’t Schip in der griechischen Nationalmannschaft. Dazu später mehr.

Insgesamt 57 Einsätze kamen in etwas über einem Jahr für PAOK zusammen, 17 Tore und elf Assists brachten ihm nur ein paar Monate später den griechischen Pokalsieg (2:1 gegen Olympiakos) und den Wechsel zum Premier-League-Aufsteiger Norwich City. Für PAOK war der Transfer ein Geldsegen, da der Klub dadurch die Probleme rund ums UEFA-Financial-Fairplay löste.

Doch der Premier-League-Traum hielt für den aufstrebenden Akteur nur eine Saison und war nach 14 zumeist Kurzeinsätzen wieder vorbei. Schon im Herbst wurde Daniel Farke, der ihn als Trainer geholt hatte, gefeuert. Nach und nach ließ der Klub im Abstiegskampf seinen Neuzugang links liegen. Es folgte der Abstieg, ein halbjähriger Abstecher in die niederländische Eredivisie zu Twente und der Weg zurück nach Norwich und in die Championship.

Wiedersehen in der 2. Bundesliga

Die Wege mit seinem einstigen Förderer Olaf Rebbe kreuzten sich schließlich im Sommer 2023 in der 2. Bundesliga wieder. Zwar wollte der FCN-Sportdirektor den heute 22-jährigen Außenstürmer nach Franken holen, musste allerdings akzeptieren, dass der junge Grieche seine Entscheidung zu Gunsten der Fortuna getroffen hatte: “Christos ist ein bescheidener, zielstrebiger Spieler, der fokussiert und immer hart arbeitete. Er braucht aber Rückhalt und Vertrauen, was er nun in Düsseldorf bei den Leuten um Klaus Allofs gefunden hat.”

Apropos Klaus Allofs. Dem Sportvorstand der Fortuna ist nicht nur der Coup mit dem sportlichen Überflieger der Zweitligasaison gelungen, sondern auch ein finanzielles Schnäppchen. Sollte die Fortuna mit dem aktuell überragenden Tzolis den Aufstieg in die Bundesliga schaffen, wird die Kaufoption von kolportierten fünf Millionen Euro gezogen. Der Spieler äußerte sich unlängst, dass er im Aufstiegsszenario gerne weiterhin in Düsseldorf bleiben würde. Vielleicht auch deshalb wurde von den F95-Fans eine Spendenaktion ins Leben gerufen, bei der bisher über 14.000 Euro für den Verbleib von Tzolis gesammelt wurden.

Sollte jedoch der Aufstieg verpasst werden, kann die Fortuna auch die dann niedrigere Kaufoption ziehen und auf Interessenten warten. Dass das benachbarte Borussia Mönchengladbach an Tzolis interessiert ist, konnte man schon 2021 vor seinem Wechsel nach Norwich registrieren. Zwei weitere Bundesligisten haben ebenfalls angeklopft – gestern kam laut Medienberichten Werder Bremen hinzu. Auch mindestens zwei griechische Klubs haben bei der Fortuna schon angeklopft. Dass sich noch mehr Klubs aus dem In- und Ausland melden werden, scheint sehr wahrscheinlich.

Düsseldorfs Restprogramm

Comeback im Nationalteam

Die 15 Ligatore und neun Assists in der 2. Bundesliga unter Trainer Daniel Thioune haben Tzolis auch zur Rückkehr ins Nationalteam verholfen. Zum richtigen Zeitpunkt, denn am Donnerstagabend (20.45 Uhr) kann sich Hellas in Athen gegen Kasachstan für das Finale um das dritte noch zu vergebende EM-Ticket qualifizieren. Erstmals nach eineinhalb Jahren wieder mit Tzolis an Bord.

EM-Quali Play-offs

Bislang kann der 22-Jährige 13 Länderspiele und ein Tor vorweisen. Jedes weitere könnte ab sofort historisch werden. Dass er froh ist, wieder dabei zu sein, sieht man ihm in jedem Trainingsmoment an. Trainer Gustavo Poyet will mit ihm als Joker die Gunst der Stunde nutzen und den einen entscheidenden Moment vom abschlusssicheren Außenstürmer bekommen. Danach sollte der Sieger aus dem anderen Halbfinale – Georgien gegen Luxemburg – auch kein unmöglicher Auftrag sein.

Doch unabhängig davon wird die Personalie Tzolis im Sommer wohl ihren Zenit am Transfermarkt erreichen. Dann freut sich im Frankenland Rebbe, der gerade am Rekordtransfer bastelt, über sein weiterhin gutes Gespür für 18-jährige Talente, die einschlagen und für teures Geld verkauft werden. Der Deal für Can Uzun könnte zum Beispiel die einstigen elf Millionen für Tzolis sogar übertreffen. Und im Rheinland kann sich der abgezockte Klaus Allofs zurücklehnen und über jeden Anruf freuen. Die ohnehin gute Verhandlungsposition wäre mit einem EM-Teilnehmer Tzolis sicher nicht schlechter.

Georgios Vavritsas

So laufen die Play-offs zur EM 2024 ab: Teams, Termine, Übertragung

Die letzte Chance auf die Teilnahme an der Europameisterschaft in Deutschland: In den Play-offs zur EM 2024 wird um die letzten drei EM-Tickets gekämpft. Ein Überblick über Teams, Modus und Termine.

Zwölf Teams wollen noch bei der EM in Deutschland dabei sein - es gibt aber nur noch drei Plätze.

Zwölf Teams wollen noch bei der EM in Deutschland dabei sein – es gibt aber nur noch drei Plätze.

IMAGO/Christian Grube

Auf dem Weg Richtung Europameisterschaft 2024 werden die letzten drei Tickets vergeben. Gastgeber Deutschland sowie 20 weitere Teams konnten sich schon für das größte kontinentale Fußballturnier qualifizieren. In den EM-Qualifikation-Play-offs entscheiden sich nun zwischen den besten, noch unqualifizierten Teams der verschiedenen Nations-League-Ligen A bis C die letzten Teilnehmer.

Welche Nationen können sich noch qualifizieren?

Noch insgesamt zwölf Teams kämpfen vom 21. bis zum 26. März um eines der letzten drei verbliebenen Tickets für die Europameisterschaft. Unter anderem wollen die Nachbarn aus Polen mit Stürmerstar Robert Lewandowski und die Luxemburger im letzten Moment noch auf den Zug Richtung EM aufspringen. Aber auch die Ukraine sowie Wales hoffen noch auf eine Teilnahme. Hier die zwölf Nationen im Überblick:

Bosnien-Herzegowina
Estland
Finnland
Georgien
Griechenland
Island
Israel
Kasachstan
Luxemburg
Polen
Ukraine
Wales

Wie ist der Modus der Play-off-Spiele?

Die Play-offs der Europameisterschafts-Qualifikation setzen sich aus den vier Teams, die am besten in den jeweiligen Nations-League-Ligen A, B und C abgeschnitten haben, zusammen. Bereits qualifizierte Teams werden dabei durch das laut Nations-League-Abschlusstabelle nächstbeste, unqualifizierte Team ersetzt.

So entstanden bei der Auslosung im vergangenen November aus den Ligen A, B und C die jeweiligen Play-off-Pfade A bis C, in denen die besten unqualifizierten Teilnehmer aus den jeweiligen Ligen – Sieger der Nations-League-Gruppen werden bevorzugt – im K.-o.-Modus mit Halbfinale und Endspiel inkl. möglicher Verlängerung und Elfmeterschießen die letzten drei Teilnehmer für die Europameisterschaft ausspielen. Dabei trifft im Halbfinale das bestplatzierte Land auf die am schlechtesten platzierte Nation. Der Austragungsort des jeweiligen Endspiels wurde zur selben Zeit wie die Pfade ausgelost.

Jedoch gibt es bei den anstehenden Play-offs einen Sonderfall im Pfad A. Nachdem nur zwei Teams der Nations-League-Liga A (Polen und Wales) nicht bereits für die Teilnahme an der EM qualifiziert waren, wurde zuerst der beste Gruppensieger der Nations-League-Liga D (Estland) nachnominiert, bevor die nächstbeste unqualifizierte Nation herangezogen wurde. Im Losverfahren mit der Ukraine und Island wurde Finnland gezogen.

Wer spielt bei den Play-offs gegeneinander?

Pfad A:

Halbfinale (21. März):
Polen – Estland 
Wales – Finnland

Finale (26. März):
Wales/Finnland – Polen/Estland

Pfad B:

Halbfinale (21. März):
Israel – Island
Bosnien-Herzegowina – Ukraine

Finale (26. März):
Bosnien-Herzegowina/Ukraine – Israel/Island

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Pfad C:

Halbfinale (21. März):
Georgien – Luxemburg
Griechenland – Kasachstan

Finale (26. März):
Georgien/Luxemburg – Griechenland/Kasachstan

Spielplan der EM-Qualifikation-Play-offs

Auf wen treffen die Play-off-Gewinner bei der EM?

Schon vor Austragung der Play-offs besteht Klarheit über die kommenden Gegner bei einer Qualifikation für die EM. Auf den Sieger des Play-off-Pfades A wartet die herausfordernde Gruppe D mit Frankreich, der Niederlande sowie Österreich. Play-off-Sieger B trifft in Gruppe E auf Belgien, die Slowakei sowie Rumänien und in Gruppe F misst sich der Sieger des Pfades C mit Portugal, der Türkei und Tschechien.

Die verschiedenen Gruppen der Europameisterschaft

Wo werden die Play-off Spiele übertragen?

Alle Spiele der Play-offs der EM-Qualifikation werden live und exklusiv beim Streaming-Anbieter DAZN übertragen.