Historischer Sieg im Elfmeterschießen: Georgien erstmals bei der EM dabei

Historischer Sieg im Elfmeterschießen: Georgien erstmals bei der EM dabei

Die georgiesche Nationalmannschaft steht erstmals in der Endrunde einer Europameisterschaft. Nach chancenarmen 90 Minuten überstanden die Gastgeber gefährliche griechische Annäherungen in der Verlängerung und behielten im Elfmeterschießen die Nerven. Anschließend stand die Hauptstadt Tiflis Kopf.

Ekstase in Tiflis: Georgien feiert den erstmaligen Einzug in die Endrunde der Europameisterschaft.

Ekstase in Tiflis: Georgien feiert den erstmaligen Einzug in die Endrunde der Europameisterschaft.

AFP via Getty Images

Während Griechenlands Coach Gutavo Poyet erneut die Elf aufbot, die sich im Halbfinale dieser EM-Qualifikations-Play-offs souverän mit 5:0 gegen Kasachstan durchgesetzt hatte, durfte der frühere Bayern-Profi Willy Sagnol (seit 2021 als Nationaltrainer im Einsatz) bei seinen Georgiern wieder auf Superstar Kvaratskhelia setzen. Der Flügelstürmer der SSC Neapel hatte beim 2:0 gegen Luxemburg noch gesperrt gefehlt. Im Finale ersetzte der Dribbelkünstler als einzige Änderung bei den Gastgebern Mikautadze (Bank).

In der georgischen Hauptstadt Tiflis schenkten sich beide Teams von Beginn an nichts und lieferten sich einige ruppige Zweikämpfe, die auf der einen Seite dazu führten, dass Schiedsrichter Szymon Marciniak das Spiel immer wieder unterbrechen musste, und auf der anderen Seite keinen großen Spielfluss aufkommen ließen.

Die Griechen hatten zwar mehr Spielanteile, mehr als verunglückte Flanken musste Georgiens Keeper Mamardashvili allerdings nicht entschärfen. Auf der Gegenseite taten sich die Gastgeber ebenfalls lange Zeit schwer. Kurz vor der Pause musste sich Griechenlands Schlussmann Vlachodimos dann aber doch auszeichnen: Einen direkten Freistoß von Chakvetadze vom linken Strafraumeck lenkte der Ex-Stuttgarter und momentane Keeper von Nottingham Forest über die Latte (45.).

Zwei Platzverweise in der Pause

Kurz darauf ertönte der Halbzeitpfiff. Bevor die Mannschaften aber in die Kabine gingen, kochten die Emotionen über. Erst gerieten Kvaratskhelia und Mantalos aneinander, dann kam es zur großen Rudelbildung. Schiedsrichter Marciniak verteilte daraufhin gleich zwei Rote Karten, allerdings gegen Georgiens Ersatzkeeper Loria und den griechischen Innenverteidiger Tzavellas, der gar nicht im Kader stand, weshalb es mit elf Akteuren auf beiden Seiten weiterging.

EM-Qualifikation, Play-off-Finale

Griechenland blieb auch im zweiten Durchgang die Mannschaft mit mehr Ballbesitz, verzweifelte aber mit zunehmender Zeit mehr und mehr an dem disziplinierten Defensivverhalten der Georgier. Immer wieder brachten die von den heimischen Fans angeschobenen Gastgeber im letzten Drittel ein Bein dazwischen und ließen nichts anbrennen. Offensiv gelang der Sagnol-Elf allerdings ebenso wenig, weshalb echte Highlights im zweiten Durchgang komplett ausblieben. Folglich ging es torlos in die Verlängerung.

Mavropanos trifft die Latte, Davitashvili scheitert an Vlachodimos

Erst nach 100 Minuten musste sich Georgiens Torwart Mamardashvili erstmals auszeichnen: Der 23-Jährige lenkte einen abgefälschten Abschluss von Bakasetas zur Ecke – und plötzlich war mächtig Schwung in der Partie. Ein Schuss des eingewechselten Herthaners Bocuhalakis aus 20 Metern wurde zur Ecke abgefälscht. Und die wurde brandgefährlich: Mavropanos schraubte sich im Zentrum hoch und nickte wuchtig an die Querlatte (103.).

Konstantinos Mavropanos

Scheiterte in der Verlängerung dieser Play-offs an der Latte und am Ende mit Griechenland im Elfmeterschießen an Georgien: Ex-Stuttgarter Konstantinos Mavropanos.
UEFA via Getty Images

Defensiv erlaubte sich der frühere Stuttgarter Innenverteidiger und aktuelle West-Ham-Mann aber einen Fehler, der beinahe teuer wurde. Mikautadze fing einen Fehlpass von Mavropanos kurz hinter der Mittellinie ab, lief in den Strafraum und fand den erst wenige Sekunden zuvor eingewechselten Davitashvili, der an der Fünferkante zum Abschluss kam, aber an der Fußabwehr von Vlachodimos scheiterte (105.).

Im zweiten Durchgang der Verlängerung beruhigte sich das Geschehen. Tsitaishvili zeigte noch einmal ein tolles Solo, konnte Vlachodimos aus spitzem Winkel aber nicht überwinden (110.). Da auch Mikautadze final verfehlte (120.), fiel die Entscheidung aus elf Metern.

Georgien feiert nach Elfmeterschießen

Im Thriller scheiterte Griechenlands Kapitän Bakasetas gleich an Mamardashvili, weil Mikautadze den zweiten Versuch der Georgier aber am Tor vorbeisetzte, konnte Herthas Bouchalakis wieder ausgleichen. Doch auch dem griechischen Stürmer Giakoumakis versagten die Nerven, sein Schuss ging ebenfalls am Tor vorbei. Georgiens Kvekveskiri blieb dagegen eiskalt, setzte den entscheidenden Elfmeter für den Gastgeber – Star Kvaratskhelia war schon angeschlagen ausgewechselt – platziert ins linke Eck und sorgte dafür, dass in Tiflis alle Dämme brachen.

Der georgische Anhang stürmte nun in Tausenden auf den Rasen und feierte ihre Helden, die für den ersten Einzug in eine EM-Endrunde in der Geschichte des Landes sorgten. In Deutschland wird Georgien in der Gruppe F auf Portugal, Tschechien und die Türkei treffen.