Aachen im Aufstiegsjubel: “Aus meinem Traum bin ich heut’ aufgewacht”

Auf der Couch feierte Alemannia Aachen am Freitag den Aufstieg in die 3. Liga. Elf Jahre Regionalliga mit all den anvisierten, aber gescheiterten Anläufen sind vorbei. Da freuten sich auch ehemalige Weggefährten aus noch erfolgreicheren Zeiten mit.

Die Feier kann beginnen: Alemannia Aachen steht seit Freitagabend als Aufsteiger in die 3. Liga fest.

Die Feier kann beginnen: Alemannia Aachen steht seit Freitagabend als Aufsteiger in die 3. Liga fest.

Andre van Elten

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Als der Aufstieg endlich, endlich perfekt war, brachen bei Alemannia Aachen alle Dämme. Vor einer Leinwand im Tivoli hatte die Mannschaft die Partie des Konkurrenten Wuppertaler SV verfolgt, in der Stadionkneipe “Klömpchensklub” zitterten die Fans mit. Als die Niederlage des WSV bei Fortuna Köln besiegelt war, tanzten Spieler und Anhänger Ringelpiez – mit einer Plastik-Meisterschale in der Hand.

Elf Jahre hatte der Traditionsverein und ehemalige Europapokalteilnehmer darauf gewartet, die trostlose Regionalliga nach oben zu verlassen. Am Freitag war es endlich so weit, und zu den ersten Gratulanten gehörte Ex-Spieler Erik Meijer. “Aufstieg, endlich, nach all den Jahren. Ich bin sowas von froh, dass ihr es geschafft habt”, sagte Meijer in einer Video-Botschaft an die “Aachener Zeitung”.

100 Aachen-Fans in Köln

Auch in der Stadt feierten Tausende Fans vor dem Rathaus und in den Kneipen der Pontstraße eine Spontan-Party, zündeten ein Feuerwerk und machten die Nacht zum Tag. Etwa 100 Alemannen waren sogar ins Kölner Südstadion gefahren, um die Wuppertaler Niederlage hautnah zu erleben. “Es ist wahnsinnig, da hat sich nichts geändert. Fans bleiben Fans und wissen immer, den Weg zum Tivoli zu finden. Es ist euch sowas von gegönnt”, sagte Meijer.

Der ehemalige Bundesligist hatte in der Saison 2004/05 als Pokalfinalist noch am UEFA-Pokal teilgenommen. Danach folgte der freie Fall, seit 2013 spielte die Alemannia nur noch in der vierten Liga. Zeitweise kamen nur noch 4000 Fans an den neuen Tivoli, der sich als Millionengrab des Klubs erwies. Doch das Stadion ist längst wieder voll, für die große Aufstiegsparty im Heimspiel gegen den 1. FC Bocholt am Samstag hatte die Alemannia 30.000 Tickets verkauft.

Glückwünsche aus Heidenheim

Grüße kamen nach dem Aufstieg auch aus Heidenheim von FCH-Trainer Frank Schmidt, der von 1998 bis 2003 für die “Kartoffelkäfer” gespielt hatte. “Herzlichen Glückwunsch Alemannia. Ich wünsche euch für die 3. Liga viel Erfolg – auch für die Aufgaben, die sich neu stellen werden”, sagte Schmidt. Sportlich scheint der TSV zumindest gewappnet für höhere Aufgaben, das Team ist seit November ungeschlagen.

Und auch feiern kann die Mannschaft. Zu später Stunde präsentierten sich die Spieler am Tivoli den ersten Fans – und stimmten einen Klassiker an. “Aus meinem Traum bin ich heut’ aufgewacht” heißt das Lied, das durch die Nacht hallte. Dabei war es wohl eher ein Alptraum, der an diesem Abend endlich endete.

Klassenerhalt in Darmstadt hätte für Schmidt & Co. einen faden Beigeschmack

Es ist kein Geheimnis mehr in Fußball-Deutschland, dass Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht und Heidenheims Übungsleiter Frank Schmidt miteinander befreundet sind. Am späten Sonntagabend treffen sie mit ihren Teams im Schicksalsspiel für beide Mannschaften direkt aufeinander, mit gänzlich anderen Voraussetzungen. Im Schwäbischen könnte man vom “Gschmäckle” sprechen, den ein Sieg der Heidenheimer bedeuten würde.

Sollten die Heidenheimer gewinnen und damit den von Schmidt schon mehrfach “einen Sieg”, den man noch für den Klassenerhalt benötige, holen, dann wäre auf der anderen Seite auch amtlich, dass Darmstadt in die 2. Liga absteigt. Den Klassenerhalt feiern, während der Freund soeben abgestiegen ist, das hätte zweifellos ein “Gschmäckle”, also einen faden Beigeschmack, für alle Nicht-Schwaben. Etwaige Feierlichkeiten der Heidenheimer, wenn es aus Sicht des FCH zum günstigsten Fall kommen sollte, gebe es nicht. “Das verbietet sich auch”, sagt Schmidt vehement. Er bestätigte aber auf Nachfrage, natürlich wegen seiner Freundschaft zu Lieberknecht, dass es sicherlich ein komisches Gefühl sein würde. “Es war schon etwas Besonderes im vergangenen Jahr, dass Darmstadt und Heidenheim zusammen aufgestiegen sind, weil es einige Parallelen gibt. Beide wollten die Klasse halten und ich hätte mir gewünscht, dass es beide Mannschaften schaffen.”

Nicht mit dabei sein werden in Darmstadt Omar Traoré, der sich bei der 1:2-Niederlage gegen RB Leipzig die fünfte Gelbe Karte eingehandelt hatte. Bitter: der etatmäßige Ersatz, der diese Position ohnehin jahrelang innehatte, Marnon Busch, fällt mit Kniebeschwerden aus. Norman Theuerkauf wäre ein natürlicher Reflex, den Schmidt auch abnickte, aber dazu sagte: “So viele Optionen haben wir logischerweise nicht mehr. Müssen wir schauen, ob wir da einen Linksfuß herüberstellen – aber es gibt noch eine andere”, sagt Schmidt grinsend. Auch Mittelfeldmann Kevin Sessa hat diese Position schon einige Male bekleidet. Er würde dann aber nach zuletzt guten Leistungen im Mittelfeld fehlen.

Ebenfalls fehlen wird erneut Adrian Beck mit Beschwerden am Sprunggelenk sowie Lennard Maloney, der in der Partie gegen Leipzig unglücklich auf die Schulter gefallen war. Hier gab Heidenheims Trainer aber vorsichtig Entwarnung, dass der amerikanische Nationalspieler in dieser Saison durchaus noch einmal eingesetzt werden könnte. “Ich habe mit ihm gesprochen und er sagte, dass es von gestern auf heute deutlich besser geworden sei. Da habe ich schon gedacht, dass er damit sagen will, dass er Sonntag spielen kann”, scherzt Schmidt. In der nächsten Woche aber könnte es durchaus schon wieder zu einem Einsatz Maloneys kommen.

Darmstadt-Sieg zur rechten Zeit für den FCH

Der Sieg der Darmstädter im Kellerduell gegen Köln spielt dem FCH womöglich in die Karten, den Gegner nicht doch noch unterbewusst zu unterschätzen, wenngleich eine solche Herangehensweise ohnehin nicht in der Natur der Heidenheimer läge. Darmstadt habe gegen Köln bewiesen, dass es die Saison sicherlich nicht einfach abschenken wird, schärft auch Schmidt noch einmal alle Sinne in seinem Team. “Deswegen erwarten wir einen Gegner, der versuchen wird, gegen uns zu gewinnen”.

Etwaige Planungen habe man nicht vorgenommen, in Heidenheim möchte man sich einzig und allein auf dieses nächste Spiel konzentrieren, wenngleich das – den Klassenerhalt vor Augen – sicher schwieriger sein dürfte als sonst. “Da wir das letzte Spiel des Spieltags bestreiten, kann es zu dieser Konstellation kommen, dass wir bei einem Sieg sicher durch wären. Das bringt uns aber doch nichts, wenn wir jetzt im Vorfeld spekulieren”, sagt Heidenheims Trainer. “Es kann so kommen. Wenn das aber nicht so kommt, dann werden wir es nächste Woche probieren.”

Heidenheim hat es als Aufsteiger nahezu die gesamte Saison über geschafft, nichts mit den hinteren Tabellenplätzen zu tun zu haben, was beachtlich ist, fast schon unspannend. Doch Schmidt versichert, dass innerhalb der Mannschaft durchaus noch Spannung vorhanden sei, das spüre und sehe er stets in den Trainings. “Da denkt keiner, dass der Drops schon gelutscht ist. Jeder weiß, dass wir weitermachen müssen. Und wenn man ein bisschen zurückschaut, dann weiß man, wie schwer jeder einzelne Sieg von uns gewesen ist”, macht sich Schmidt keinerlei Sorgen, dass man sich beim FCH schon zu sehr an die Bundesliga gewöhnt haben könnte. Über 1000 Heidenheimer Fans werden den FCH mit nach Darmstadt begleiten, von irgendwelchen Fanaktivitäten im Falle des Klassenerhalts wisse man beim Verein jedoch nichts.

Ausgeruht in ein emotionsgeladenes Spiel

Schmidt rechnet mit einem intensiven und emotionalen Spiel, weswegen die etwas längere Pause seiner Mannschaft umso mehr gutgetan habe. “Wir brauchen maximale körperliche Voraussetzungen, um dieses Spiel zu spielen”, sagt Schmidt. Die hat der FCGH gemeinhin – und vielleicht schafft er bereits am Sonntag etwas nie Dagewesenes, wieder einmal.

Timo Lämmerhirt

Klassenerhalt in Darmstadt hätte für Schmidt & Co. einen faden Beigeschmack

Es ist kein Geheimnis mehr in Fußball-Deutschland, dass Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht und Heidenheims Übungsleiter Frank Schmidt miteinander befreundet sind. Am späten Sonntagabend treffen sie mit ihren Teams im Schicksalsspiel für beide Mannschaften direkt aufeinander, mit gänzlich anderen Voraussetzungen. Im Schwäbischen könnte man vom “Gschmäckle” sprechen, den ein Sieg der Heidenheimer bedeuten würde.

Sollten die Heidenheimer gewinnen und damit den von Schmidt schon mehrfach “einen Sieg”, den man noch für den Klassenerhalt benötige, holen, dann wäre auf der anderen Seite auch amtlich, dass Darmstadt in die 2. Liga absteigt. Den Klassenerhalt feiern, während der Freund soeben abgestiegen ist, das hätte zweifellos ein “Gschmäckle”, also einen faden Beigeschmack, für alle Nicht-Schwaben. Etwaige Feierlichkeiten der Heidenheimer, wenn es aus Sicht des FCH zum günstigsten Fall kommen sollte, gebe es nicht. “Das verbietet sich auch”, sagt Schmidt vehement. Er bestätigte aber auf Nachfrage, natürlich wegen seiner Freundschaft zu Lieberknecht, dass es sicherlich ein komisches Gefühl sein würde. “Es war schon etwas Besonderes im vergangenen Jahr, dass Darmstadt und Heidenheim zusammen aufgestiegen sind, weil es einige Parallelen gibt. Beide wollten die Klasse halten und ich hätte mir gewünscht, dass es beide Mannschaften schaffen.”

Nicht mit dabei sein werden in Darmstadt Omar Traoré, der sich bei der 1:2-Niederlage gegen RB Leipzig die fünfte Gelbe Karte eingehandelt hatte. Bitter: der etatmäßige Ersatz, der diese Position ohnehin jahrelang innehatte, Marnon Busch, fällt mit Kniebeschwerden aus. Norman Theuerkauf wäre ein natürlicher Reflex, den Schmidt auch abnickte, aber dazu sagte: “So viele Optionen haben wir logischerweise nicht mehr. Müssen wir schauen, ob wir da einen Linksfuß herüberstellen – aber es gibt noch eine andere”, sagt Schmidt grinsend. Auch Mittelfeldmann Kevin Sessa hat diese Position schon einige Male bekleidet. Er würde dann aber nach zuletzt guten Leistungen im Mittelfeld fehlen.

Ebenfalls fehlen wird erneut Adrian Beck mit Beschwerden am Sprunggelenk sowie Lennard Maloney, der in der Partie gegen Leipzig unglücklich auf die Schulter gefallen war. Hier gab Heidenheims Trainer aber vorsichtig Entwarnung, dass der amerikanische Nationalspieler in dieser Saison durchaus noch einmal eingesetzt werden könnte. “Ich habe mit ihm gesprochen und er sagte, dass es von gestern auf heute deutlich besser geworden sei. Da habe ich schon gedacht, dass er damit sagen will, dass er Sonntag spielen kann”, scherzt Schmidt. In der nächsten Woche aber könnte es durchaus schon wieder zu einem Einsatz Maloneys kommen.

Darmstadt-Sieg zur rechten Zeit für den FCH

Der Sieg der Darmstädter im Kellerduell gegen Köln spielt dem FCH womöglich in die Karten, den Gegner nicht doch noch unterbewusst zu unterschätzen, wenngleich eine solche Herangehensweise ohnehin nicht in der Natur der Heidenheimer läge. Darmstadt habe gegen Köln bewiesen, dass es die Saison sicherlich nicht einfach abschenken wird, schärft auch Schmidt noch einmal alle Sinne in seinem Team. “Deswegen erwarten wir einen Gegner, der versuchen wird, gegen uns zu gewinnen”.

Etwaige Planungen habe man nicht vorgenommen, in Heidenheim möchte man sich einzig und allein auf dieses nächste Spiel konzentrieren, wenngleich das – den Klassenerhalt vor Augen – sicher schwieriger sein dürfte als sonst. “Da wir das letzte Spiel des Spieltags bestreiten, kann es zu dieser Konstellation kommen, dass wir bei einem Sieg sicher durch wären. Das bringt uns aber doch nichts, wenn wir jetzt im Vorfeld spekulieren”, sagt Heidenheims Trainer. “Es kann so kommen. Wenn das aber nicht so kommt, dann werden wir es nächste Woche probieren.”

Heidenheim hat es als Aufsteiger nahezu die gesamte Saison über geschafft, nichts mit den hinteren Tabellenplätzen zu tun zu haben, was beachtlich ist, fast schon unspannend. Doch Schmidt versichert, dass innerhalb der Mannschaft durchaus noch Spannung vorhanden sei, das spüre und sehe er stets in den Trainings. “Da denkt keiner, dass der Drops schon gelutscht ist. Jeder weiß, dass wir weitermachen müssen. Und wenn man ein bisschen zurückschaut, dann weiß man, wie schwer jeder einzelne Sieg von uns gewesen ist”, macht sich Schmidt keinerlei Sorgen, dass man sich beim FCH schon zu sehr an die Bundesliga gewöhnt haben könnte. Über 1000 Heidenheimer Fans werden den FCH mit nach Darmstadt begleiten, von irgendwelchen Fanaktivitäten im Falle des Klassenerhalts wisse man beim Verein jedoch nichts.

Ausgeruht in ein emotionsgeladenes Spiel

Schmidt rechnet mit einem intensiven und emotionalen Spiel, weswegen die etwas längere Pause seiner Mannschaft umso mehr gutgetan habe. “Wir brauchen maximale körperliche Voraussetzungen, um dieses Spiel zu spielen”, sagt Schmidt. Die hat der FCGH gemeinhin – und vielleicht schafft er bereits am Sonntag etwas nie Dagewesenes, wieder einmal.

Timo Lämmerhirt

Schmidt nach Buttersäure-Eklat: “Für so etwas schäme ich mich”

Nach der ärgerlichen Niederlage gegen RB Leipzig wollte Trainer Frank Schmidt erst einmal nicht übers Sportliche sprechen. Vielmehr äußerte er sich klar und deutlich zur Aktion der Heidenheimer Anhänger gegen die Gästefans.

Fand klare Worte zum Buttersäure-Eklat der eigenen Fans: Heidenheims Trainer Frank Schmidt.

Fand klare Worte zum Buttersäure-Eklat der eigenen Fans: Heidenheims Trainer Frank Schmidt.

IMAGO/Michael Weber

Bereits in der Nacht vor dem Aufeinandertreffen hatten sich Unbekannte Zugang zur Voith-Arena verschafft und Buttersäure im Auswärtsblock verteilt. Schmidt fand in der Pressekonferenz nach dem Spiel klare Worte zum Zwischenfall. “Da fehlt mir jegliche Form des Verständnisses”, ärgerte sich der langjährige Trainer der Ostalbstädter über die eigenen Fans. “Da fehlt es manchen an der Intelligenz. Für so etwas, das muss ich ehrlich sagen, schäme ich mich.”

Schmidt: “Schadet am Ende auch uns”

Der Geruch war im gesamten Stadion zu vernehmen, obwohl einige Helfer im Vorfeld noch versucht hatten, den betroffenen Block bestmöglich zu reinigen. “So etwas gehört sich nicht und deswegen möchte ich mich auch im Namen des Vereins entschuldigen”, sagte der 50-Jährige und führte aus: “Einen Protest kann man auch auf eine andere Art und Weise gegenüberbringen.”

Besonders brachte Schmidt auf, dass eine Aktion wie diese “am Ende auch uns schadet”. Der Coach konnte nicht verstehen, “warum man nicht eine Mannschaft unterstütze, die im Kampf um den Klassenerhalt ist”, sondern stattdessen mit solchen Aktionen vom sportlichen Geschehen ablenkt.

Nicht erste Attacke gegen RB

Die Anhänger des 1. FC Heidenheim waren bereits in der Vergangenheit negativ im Umgang mit RB Leipzig aufgefallen. So bewarfen sie beim letzten Auswärtsspiel der Sachsen auf dem Schlossberg im September 2015 den Mannschaftsbus mit gefälschten Dollar-Scheinen, auf denen das Gesicht von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz, der im Oktober 2022 verstarb, zu sehen war. Im selben Jahr bewarfen einige Heidenheimer Anhänger Leipziger Spieler mit uringefüllten Bechern und spuckten auf sie, wofür eine Strafe von 6.500 Euro fällig wurde.

Heidenheim und die magische 37: Klassenerhalt im Heimspiel gegen Leipzig?

An das letzte Heimspiel haben die Heidenheimer natürlich die besten Erinnerungen. Der Sieg über Bayern München geht mindestens in die Heidenheimer Annalen ein. Mit RB Leipzig ist nun schon wieder ein Top-Team zu Gast, doch FCH-Coach Frank Schmidt lässt einen Vergleich dieser beiden Heimauftritte nicht zu. Gleichzeitig sagt er aber, dass mit 37 Punkten die Klasse gesichert wäre, was bei einem Sieg gegen Leipzig der Fall wäre.

Für Frank Schmidt und den Heidenheim steht fest: Mit einem Sieg gegen Leipzig ist der Klassenerhalt sicher.

Für Frank Schmidt und den Heidenheim steht fest: Mit einem Sieg gegen Leipzig ist der Klassenerhalt sicher.

IMAGO/Treese

Gegen den aktuell Tabellenvierten nicht mitwirken können Marnon Busch, der an Kniebeschwerden laboriert, sowie Adrian Beck, dessen lädiertes Sprunggelenk einen Einsatz nach wie vor nicht zulässt. Spiele gegen diese Topteams der Liga seien nicht aufregender als andere, denn in Heidenheim freue man sich auf jedes Bundesligaspiel und mache keine Abstriche beim Gegner, sagt Heidenheims Trainer. Schmidts Pendant Marco Rose nimmt in Heidenheim nicht auf der Trainerbank Platz, gegen Wolfsburg sah er seine vierte Gelbe Karte, ist dadurch gesperrt.

Schmidt selbst könne sich nicht daran erinnern, schon einmal als Trainer gesperrt worden zu sein, fügte allerdings grinsend an: “Aber ich habe schon drei Gelbe Karten, ich muss aufpassen. Aber alle unberechtigt natürlich.” Ja, die Stimmung in Heidenheim ist gut, warum auch sollte sie anders sein? Der FCH steht als Aufsteiger auf dem starken zehnten Rang, hat acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Noch fünf Spiele stehen für den FCH an und vermutlich nur die größten Pessimisten zweifeln daran, dass der FCH in der kommenden Saison nicht mehr im Oberhaus vertreten sein könnte. Schmidt bleibt bei den Zahlenspielen rund um den greifbaren Klassenerhalt weiterhin konkret. “Ich habe es ja schon vor dem Bochum-Spiel gesagt, dass der nächste Sieg den Klassenerhalt bedeutet. Dabei bleibt es, wir haben nicht gewonnen, es ist also immer noch der nächste Sieg”, sagt Schmidt. Dieser Rechnung zufolge haben die Heidenheimer den Klassenerhalt nach einem Sieg über Leipzig in der Tasche.

“Davon bin ich überzeugt und da bin ich jetzt mit 34 Punkten noch sicherer. 37 Punkte werden reichen für den Klassenerhalt.” Unabhängig davon aber möchte er sich nicht über die Punkte definieren, sondern vielmehr gemeinsam mit dem Team jedes weitere Spiel nutzen, um sich weiterzuentwickeln. Schmidt glaubt fest daran, dass er und seine Mannschaft bis zum Ende der Saison, selbst wenn der Klassenerhalt bereits erreicht sein sollte, jedes Spiel angehen werden, “als sei es ein Pokal-Endspiel”. “Das erwarte ich von mir selbst, entsprechend erwarte ich das auch von der Mannschaft”, fährt er fort.

Bei der Punktzahl 37 darf dennoch nicht gefeiert werden

“Dass 37 Punkte für den Klassenerhalt reichen werden, das weiß jeder, deswegen möchte ich auch nichts von 40 oder 42 erzählen. Feiern würde ich dann nicht, würden wir auch nicht mit der Mannschaft. Mein Ziel ist es, dann zu feiern, wenn die Saison zu Ende ist”, sagt Schmidt. Mit den Fans gemeinsam, fügt er an. Und dieses Vorhaben beschreibt er fast schon bescheiden. “Ich persönlich habe gegen Leipzig mein 30. Bundesligaspiel als Trainer. Dann folgt das 31., 32., 33. Und 34. Da gibt es doch gar keine Chance zu sagen, dass ein Spiel egal wäre. Da sind Demut und Wertschätzung für die Bundesliga viel zu groß”, so Schmidt.

Gegen Leipzig müssten er und seine Mannschaft etwas Außergewöhnliches leisten, wenn etwas Zählbares herausspringen soll. Wieder einmal, die Devise ist fast immer gleich. Und Schmidt weist jegliche Vergleiche mit dem Bayern-Heimspiel von sich, möchte auch keine Vergleiche mit der Partie, die man daheim gegen den VfB Stuttgart gewonnen hatte. “Das wäre doch der größte Fehler, wenn wir jetzt denken würden, dass wir alle anderen Champions-League-Teilnehmer auch schlagen, dafür gibt es keine Garantie”, so Schmidt. Man sei nach wie vor krasser Außenseiter in der Partie gegen Leipzig. Aber: Das war sein Team auch schon gegen Bayern München, Borussia Dortmund und den VfB Stuttgart.

Grundsätzlich sind zu Hause alle schlagbar

Schmidt zeigt Verständnis für die fragenden Journalisten, die auf exakt diese Glanzleistungen gegen Topteams in dieser Saison abzielen. Doch möchte er die gesamte Saison in die Betrachtung nehmen. Das habe man bereits vor der Saison gemacht. „Wir haben immer gesagt, dass wir mit unserer bestmöglichen Leistung immer in der Lage sein werden, zu Hause gegen jede Mannschaft zu bestehen. Das soll überhaupt nicht überheblich klingen. Wir müssen immer das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“, so Heidenheims Trainer.

Und auch diese Aussage lässt sich wieder hervorragend auf die Partie gegen Leipzig herunterbrechen. Wenn dies dann abermals gelingen sollte, dann wird nach der Partie vielleicht ja doch ein wenig gefeiert. Schließlich würde bei einem Sieg wieder die Zahl 37 auftauchen – und die bedeutet in Heidenheim etwas Gutes.

Timo Lämmerhirt

Schmidt: “Bochum ist genau das mahnende Beispiel für uns”

Ein Sieg in Bochum vorausgesetzt, und die Tür zum Klassenerhalt ist für Heidenheim mehr als nur einen Spalt weit geöffnet. Bei dann nur noch sechs ausstehenden Partien müsste es tatsächlich mit dem Teufel zugehen, sollte da noch etwas schiefgehen. Als mahnendes Beispiel gilt aber ausgerechnet der kommende Gegner.

Frank Schmidt gibt sich in Sachen Klassenerhalt optimistisch, sieht aber Parallelen zum VfL Bochum.

Frank Schmidt gibt sich in Sachen Klassenerhalt optimistisch, sieht aber Parallelen zum VfL Bochum.

IMAGO/Michael Weber

Norman Theuerkauf ist zurück ins Mannschaftstraining gekehrt, Nikola Dovedan noch eine Partie gesperrt und der Einsatz von Adrian Beck ist mit einem Fragezeichen versehen. Er hat nach dem 3:2-Sieg gegen Bayern München wieder Probleme mit dem Sprunggelenk gehabt. Die Champions-League-Partie der Bayern bei Arsenal hat sich Heidenheims Trainer Frank Schmidt natürlich angeschaut, aber nach dem eigenen Triumph am vergangenen Samstag auch nicht anders als sonst. “Nein, aber ich habe mich gefreut, dass Bayern ein Ergebnis erzielt hat, was für das Rückspiel alles offenlässt. Natürlich haben wir mitgefiebert, weil wir hoffen, dass so viele Mannschaften wie möglich so weit wie möglich kommen in Champions League und im Europapokal”, sagt Schmidt.

Dass es nach dem eigenen Sieg über den deutschen Rekordmeister eher um die Blamage der Bayern ging, nicht aber um die eigene Leistungssteigerung in Halbzeit zwei – mal wieder – das stört Schmidt wenig. “Da habe ich mir gar keine Gedanken drüber gemacht, habe das weder so noch so wahrgenommen. Wir waren gut und haben ein Spiel gewonnen.”

“Es ist die Frage, was Heiko Butscher jetzt vorhat”

Und gut müssen sie auch in Bochum wieder sein, vor allem, weil die Situation nach dem Rauswurf von Thomas Letsch hin zur Interimslösung Heiko Butscher für den FCH eine schwierig einzuschätzende ist. Wenngleich Schmidt betont, dass man als Heidenheim mit derlei Situationen durchaus häufiger Erfahrungen gemacht habe in den vergangenen Jahren.

Die jüngste war eine wenig erfreuliche: Jess Thorup machte sein erstes Spiel als Augsburg-Trainer in der Voith-Arena, siegte 5:2 – nach 2:0-Führung des FCH. “Ich hätte nichts dagegen, wenn wir diesen Start hätten wie damals – also ganz anders als in den vergangenen Spielen”, so Schmidt schmunzelnd. “Es ist die Frage, was Heiko Butscher jetzt vorhat”, orakelt er. Die Heidenheimer werden sich auf mehrere Szenarien einstellen müssen.

Gefährliche Parallelen zum VfL Bochum

Die Konstellation vor dem Duell ist eine besondere. Mit einem Auswärtserfolg würde man den aktuell Tabellen-15. auf satte zehn Zähler distanzieren. Mindestens diesen Vorsprung hätte man auch, wenn Mainz sein Heimspiel gegen Hoffenheim gewänne. Es wäre mehr als die halbe Miete im Kampf um den Klassenerhalt bei dann nur noch 18 zu vergebenen Punkten in den ausstehenden Partien.

Das kommuniziert dann sogar Schmidt recht deutlich. “Wir haben über 30 Punkte und wissen, dass wir mit dem nächsten Sieg höchstwahrscheinlich durch sind. Aber, um das mal klar zu sagen: der VfL Bochum ist genau das mahnende Beispiel für uns. Auch die Bochumer haben die Bayern 3:2 geschlagen und haben in den sechs Spielen danach nur noch einen Punkt geholt”, ist sich Schmidt einer gewissen Fallhöhe durchaus bewusst. Wenn man nun die Chance dazu hat, den “Klassenerhalt einzutüten, höchstwahrscheinlich, bekommt man ihn eben nicht automatisch”, weiß der FCH-Trainer.

Seine Mannschaft müsse nun beweisen, dass sie bereit ist, nach dem Sieg über die Bayern weiterzumachen. “Wir dürfen uns nicht zurücklehnen und immer noch freuen, dass uns da etwas Geschichtsträchtiges gelungen ist.” Und um all diesen psychologischen Komponenten vorzubeugen, habe man in dieser Woche die Intensität sogar noch einmal erhöht im Vergleich zur Vorwoche. “Gequält ist zu viel gesagt, aber wir haben uns im Training durchaus im Grenzbereich bewegt, weil wir wissen, dass wir das in Bochum wieder auf den Platz bekommen müssen”, gibt Schmidt Einblick.

Ist das Nachdenken über Tim Kleindienst tatsächlich illusorisch?

Ob es ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Bundestrainer Julian Nagelsmann gewesen ist, hat man an diesem Donnerstag von Frank Schmidt nicht erfahren. Doch äußerte sich Heidenheims Trainer, wiederholt, mehr als wohlwollend über seinen Stürmer Tim Kleindienst (elf Treffer, vier Vorlagen). „Man schaut immer nur auf die Tore. Ich habe aber einen Stürmer noch nie danach bewertet, wie viele Tore er schießt. Man muss sich mal anschauen, was Tim Kleindienst die ganze Saison über leistet. Er spielt schon die ganze Zeit für die Mannschaft, gegen zwei, manchmal drei Innenverteidiger“, so Schmidt. Er binde die gegnerischen Spieler, eröffne dadurch Räume, sprinte sehr viel und arbeite auch in der Defensive stets mit viel Einsatz mit.

Schmidt führte noch vieles mehr auf. “Er ist ein ganz wichtiger Spieler, ein zentrales Element in unserem Spiel, nicht erst seit dieser Saison”, so der Trainer, und wenn man dann noch seine Torbilanz aktuell dazu nehme, so Schmidt: “Es gibt nicht so viele deutsche Neuner, die über zehn Tore geschossen haben.” Die Heim-EM steht vor der Tür und ist es tatsächlich illusorisch, über Kleindienst nachzudenken, vor allem nachdem Teamkollege Jan-Niklas Beste erst jüngst zur Nationalmannschaft eingeladen wurde?

Timo Lämmerhirt

Heidenheims Motivator mit “Schuhgröße 47” gibt Party-Befehl

Ausgerechnet gegen den FC Bayern beendete der 1. FC Heidenheim seine Negativ-Serie. Trainer Frank Schmidt musste in der Pause aber nachjustieren, tat dies erfolgreich und konnte deshalb sogar eine eigene Verletzung verschmerzen.

Immer nach vorne: Frank Schmidts Mannschaft folgte ihrem Trainer in der zweiten Hälfte.

Immer nach vorne: Frank Schmidts Mannschaft folgte ihrem Trainer in der zweiten Hälfte.

IMAGO/Michael Weber

Wie schon in Stuttgart am vergangenen Sonntag lag der 1. FC Heidenheim auch gegen die Bayern mit 0:2 zurück – und erneut gelangen dem Aufsteiger in der zweiten Hälfte drei Tore. Diesmal – und das ist der große Unterschied – aber kassierte die Elf von Trainer Frank Schmidt keinen weiteren Gegentreffer mehr und beendete eine sechs Spiele andauernde Sieglos-Serie ausgerechnet gegen den Rekordmeister.

“Dass dieses Spiel überhaupt stattfindet” hatte bei Schmidt schon für Glücksgefühle gesorgt, der Sieg gegen den Favoriten setzte dann “unglaubliche” frei. “Es war ein unfassbares Spiel, ganz FCH-like”, freute sich der Trainer, der schon als Spieler des TSV Vestenbergsgreuth den FC Bayern im Pokal 1994 einmal düpiert hatte, bei Sky.

Allerdings müsse er sich “langsam auch selbst hinterfragen, weil es das vierte Spiel hintereinander ist, dass wir die erste Halbzeit keine gute Leistung bringen”. Die zweite war “dafür umso besser”. Woran auch Schmidt nicht ganz unschuldig war. Zum einen stellte der 50-Jährige mit drei Wechseln – unter anderem kamen der spätere Torschütze Kevin Sessa und der zweimalige Vorlagengeber Marvin Pieringer aufs Feld – sein System auf ein 4-4-2 um und zum anderen wählte er in der Kabine scheinbar die richtigen Worte.

Schmidt lässt in der Kabine seinen “Gefühlen freien Lauf”

Als Inspiration diente Schmidt dabei auch der Zwischenstand: “Jeder hat in der Halbzeitpause gedacht, das Spiel ist vorbei. Ich habe das auch so ein bisschen wahrgenommen und das habe ich genutzt, um die Mannschaft nochmal anzuzünden und das hat heute gut funktioniert.” Sowieso lasse er bei Kabinenansprachen seinen “Gefühlen freien Lauf”. Angesichts der Dominanz der Bayern schien sich Schmidt diesmal aber gezwungen, noch mehr Einsatz zu zeigen: “Ich habe Schuhgröße 47, die habe ich heute auch benutzt.”

Es ist ein schönes Gefühl, endlich mal wieder einen Muskelfaserriss zu haben.

Frank Schmidt

Was genau er damit angestellt hatte, verriet Schmidt nicht. Was es auch war, es half, denn sein Team kam wie verwandelt aus der Kabine, schlug erst doppelt in de 50. und 51. Minute zu – und in der 79. Minute final. “Die Mannschaft hat an sich geglaubt, hat die Demut, die Schüchternheit abgelegt und hat dann so Fußball gespielt, wie wir Fußball spielen wollen”, freute sich Schmidt über das gelungene Comeback. Dieses stellte außerdem noch ein Novum dar: Noch nie hatte ein Aufsteiger in der Bundesliga-Geschichte einen Zwei-Tore-Rückstand gegen den FC Bayern noch gedreht.

Verletzung ein “schönes Gefühl”

Angesichts des historischen Sieges konnte Schmidt nichts die Laune verderben – nicht einmal eine Verletzung. Denn der Coach hatte sich beim Jubel verletzt: “Ich bin ja leider schon gehandicapt links. Ich bin weggerutscht und dann ist es hinten rechts reingefahren. Aber es ist ein schönes Gefühl, endlich mal wieder einen Muskelfaserriss, glaube ich zu haben, zu haben.”

Beseelt von diesem Gefühl gab es von Schmidt auch gleich den Party-Befehl – und eine nicht ganz ernst gemeinte Drohung: “Wer nicht auf die Piste geht, den schmeißen wir raus.”

Kreislaufprobleme bei Schröder: Schiedsrichter-Tausch in Heidenheim

Weil Robert Schröder bei sommerlichen Temperaturen in Heidenheim mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte, kam es am Schlossberg zu einem Schiedsrichter-Wechsel.

Konnte die Spielleitung in Heidenheim nicht bis zum Ende durchführen: Robert Schröder.

Konnte die Spielleitung in Heidenheim nicht bis zum Ende durchführen: Robert Schröder.

IMAGO/Passion2Press

Der Beginn der zweiten Spielhälfte beim Bundesliga-Duell von Aufsteiger 1. FC Heidenheim mit Rekordmeister Bayern München verzögerte sich am Samstagnachmittag. Der Grund: Schiedsrichter Robert Schröder hatte mit Kreislaufproblemen zu kämpfen und musste seine Schicht verfrüht beenden.

Südduell in Heidenheim

Für den 38-jährigen Unparteiischen aus Hannover mit 74 Bundesliga-Spielen Erfahrung und Einsätzen in EM-Qualifikation und Europa Conference League kam schließlich ein Erstliga-Debütant zum Zug. Robert Alt, als Vierter Offizieller eingesetzt, übernahm die Leitung und kam somit nach 83 Spielen in der 2. Liga zu seinem ersten Einsatz im Oberhaus.

Zwei schnelle Heidenheim-Tore

Der 39 Jahre alte Wirtschaftsinformatiker aus Illingen im Saarland pfiff den zweiten Durchgang am Schlossberg bei einer 2:0-Führung für die Gäste aus München an. Sechs Minuten später stand es 2:2.

Zunächst lief die Begegnung übrigens ohne Vierten Offiziellen weiter.

Kreislaufprobleme bei Schröder: Schiedsrichter-Tausch in Heidenheim

Weil Robert Schröder bei sommerlichen Temperaturen in Heidenheim mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte, kam es am Schlossberg zu einem Schiedsrichter-Wechsel.

Konnte die Spielleitung in Heidenheim nicht bis zum Ende durchführen: Robert Schröder.

Konnte die Spielleitung in Heidenheim nicht bis zum Ende durchführen: Robert Schröder.

IMAGO/Passion2Press

Der Beginn der zweiten Spielhälfte beim Bundesliga-Duell von Aufsteiger 1. FC Heidenheim mit Rekordmeister Bayern München verzögerte sich am Samstagnachmittag. Der Grund: Schiedsrichter Robert Schröder hatte mit Kreislaufproblemen zu kämpfen und musste seine Schicht verfrüht beenden.

Südduell in Heidenheim

Für den 38-jährigen Unparteiischen aus Hannover mit 74 Bundesliga-Spielen Erfahrung und Einsätzen in EM-Qualifikation und Europa Conference League kam schließlich ein Erstliga-Debütant zum Zug. Robert Alt, als Vierter Offizieller eingesetzt, übernahm die Leitung und kam somit nach 83 Spielen in der 2. Liga zu seinem ersten Einsatz im Oberhaus.

Zwei schnelle Heidenheim-Tore

Der 39 Jahre alte Wirtschaftsinformatiker aus Illingen im Saarland pfiff den zweiten Durchgang am Schlossberg bei einer 2:0-Führung für die Gäste aus München an. Sechs Minuten später stand es 2:2.

Zunächst lief die Begegnung übrigens ohne Vierten Offiziellen weiter.

Nach der Dinkci-Wahrheit folgt das Schlagerspiel

Wenngleich man sich in Heidenheim schon ein wenig an die Bundesliga gewöhnt hat, bereits gegen alle namhaften Gegner angetreten ist, so hat es eines noch nicht gegeben: Der FC Bayern München war noch nie in einem Pflichtspiel zu Gast in der Voith-Arena.

“Win-win-Situation” für alle: Heidenheims Trainer Frank Schmidt (li.) zieht ein positives Zwischenfazit der Leihe von Eren Dinkci (re.)

IMAGO/Sportfoto Rudel

Die Freude ist in Heidenheim groß, dass Lennard Maloney in Stuttgart wieder ein paar Minuten spielen konnte. Er hat unter der Woche wieder voll trainiert und sei laut Trainer Frank Schmidt auch wieder ein Kandidat für die Startelf. Nicht mit dabei sein werden der rotgesperrte Nikola Dovedan sowie Norman Theuerkauf, der unter der Woche krankheitsbedingt nicht trainieren konnte.

“Bundesliga ist etwas Besonderes. Ich als Trainer sehe es aber eher pragmatisch, weil wir 34 Spieltage Zeit haben, um unser Ziel zu erreichen. Aber natürlich verstehe ich, dass Bayern München nochmal etwas Besonderes ist für das Umfeld und die Fans, das kann man nicht wegdiskutieren”, sagt Schmidt vor dem Duell mit dem Rekordmeister. “Sieben Spieltage vor Schluss hat sich an unserer Herangehensweise nichts verändert. Wir brauchen weiterhin noch Punkte. Die möchten wir möglichst schnell holen. Deswegen beschäftige ich mich in dieser Woche nur damit, was wir sportlich tun müssen, um so eine Situation zu schaffen, um gegen Bayern München etwas mitzunehmen.”

Man wisse, dass größtmögliche Offensivqualität auf der anderen Seite stehen werde, doch Schmidt sagt klar: “Nur Verteidigen bringt aber auch nichts.” Das habe sich schon im Hinspiel herauskristallisiert, als der FCH eine gute Leistung zeigte, sich nach dem dortigen 2:4 nicht zu schämen brauchte.

Dinkci war für alle eine “Win-win-Situation”

Dass sich Eren Dinkci nun zu einem Wechsel zum SC Freiburg entschlossen hat, sei “wurscht” für die weitere Zusammenarbeit in den letzten sieben Spielen der Saison, so sagte es Schmidt. “Eren bringt gute Leistungen, er hat uns informiert und es ist korrekt abgelaufen. Es war von Anfang an klar, dass er ein Jahr bei uns ist und danach vermutlich wieder gehen wird. Von daher ist es keine große Sache für mich”, ergänzt Schmidt.

Ein zumindest emotionaler Nackenschlag aber ist es zweifellos für Heidenheim. Sowohl Schmidt als auch der Vorstandsvorsitzende Holger Sanwald hatten in den vergangenen Wochen offenkundig kommuniziert, dass sie mit Dinkci, der für ein Jahr vom SV Werder Bremen ausgeliehen ist, gerne weitermachen würden. “Man muss klarstellen: Das ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Sein großes Ziel war, sich in Heidenheim Spielpraxis zu verschaffen. Unser Ziel war es, den Klassenerhalt zu erreichen. Bremen wollte einen Spieler weiterentwickeln, der dort vielleicht nicht so viel gespielt hätte – und dieser Plan ist doch voll aufgegangen”, skizziert Sanwald das nun endende Leihgeschäft mit dem Deutsch-Türken.

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Der kicker-Reporter berichtet: Wie kam es zu Dardais PK-Flucht?

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Nach nicht einmal einem Jahr sei diese Rechnung voll aufgegangen. “Wir haben einen Topspieler bekommen, den wir uns sonst nicht hätten leisten können. Sonst hätten wir ihn nicht ausgeliehen, sondern gekauft. Das Geld hatten wir nicht. Genauso wenig haben wir das Geld, ihn weiterzuverpflichten, so weit sind wir noch nicht”, gibt Sanwald einen recht offenen Einblick in die Finanzwelt.

Freiburg ist Vorbild, aber 30 Jahre möchte Sanwald gerne verkürzen

Wie lange man brauche, um solche Transfers selbst zu tätigen, wisse Sanwald nicht. Den SC Freiburg hat er als “gewisse Vorbildfunktion” auserkoren. “Wenn ich es richtig weiß, spielen die seit rund 30 Jahren in der Bundesliga, wir seit einem Dreivierteljahr. Natürlich hoffe ich, dass es bei uns nicht 30 Jahre braucht, aber ich befürchte es”, so Sanwald über die weitere Entwicklung. Bereits in der kommenden Saison, Sanwald geht klar vom Klassenerhalt aus, fange es wieder von vorne an: erneut wird dann nur der Verbleib in der Bundesliga als Ziel ausgerufen. Und das zweite Jahr ist bekanntlich das schwierigere.

Timo Lämmerhirt