Heidenheims Motivator mit “Schuhgröße 47” gibt Party-Befehl

Heidenheims Motivator mit “Schuhgröße 47” gibt Party-Befehl

Ausgerechnet gegen den FC Bayern beendete der 1. FC Heidenheim seine Negativ-Serie. Trainer Frank Schmidt musste in der Pause aber nachjustieren, tat dies erfolgreich und konnte deshalb sogar eine eigene Verletzung verschmerzen.

Immer nach vorne: Frank Schmidts Mannschaft folgte ihrem Trainer in der zweiten Hälfte.

Immer nach vorne: Frank Schmidts Mannschaft folgte ihrem Trainer in der zweiten Hälfte.

IMAGO/Michael Weber

Wie schon in Stuttgart am vergangenen Sonntag lag der 1. FC Heidenheim auch gegen die Bayern mit 0:2 zurück – und erneut gelangen dem Aufsteiger in der zweiten Hälfte drei Tore. Diesmal – und das ist der große Unterschied – aber kassierte die Elf von Trainer Frank Schmidt keinen weiteren Gegentreffer mehr und beendete eine sechs Spiele andauernde Sieglos-Serie ausgerechnet gegen den Rekordmeister.

“Dass dieses Spiel überhaupt stattfindet” hatte bei Schmidt schon für Glücksgefühle gesorgt, der Sieg gegen den Favoriten setzte dann “unglaubliche” frei. “Es war ein unfassbares Spiel, ganz FCH-like”, freute sich der Trainer, der schon als Spieler des TSV Vestenbergsgreuth den FC Bayern im Pokal 1994 einmal düpiert hatte, bei Sky.

Allerdings müsse er sich “langsam auch selbst hinterfragen, weil es das vierte Spiel hintereinander ist, dass wir die erste Halbzeit keine gute Leistung bringen”. Die zweite war “dafür umso besser”. Woran auch Schmidt nicht ganz unschuldig war. Zum einen stellte der 50-Jährige mit drei Wechseln – unter anderem kamen der spätere Torschütze Kevin Sessa und der zweimalige Vorlagengeber Marvin Pieringer aufs Feld – sein System auf ein 4-4-2 um und zum anderen wählte er in der Kabine scheinbar die richtigen Worte.

Schmidt lässt in der Kabine seinen “Gefühlen freien Lauf”

Als Inspiration diente Schmidt dabei auch der Zwischenstand: “Jeder hat in der Halbzeitpause gedacht, das Spiel ist vorbei. Ich habe das auch so ein bisschen wahrgenommen und das habe ich genutzt, um die Mannschaft nochmal anzuzünden und das hat heute gut funktioniert.” Sowieso lasse er bei Kabinenansprachen seinen “Gefühlen freien Lauf”. Angesichts der Dominanz der Bayern schien sich Schmidt diesmal aber gezwungen, noch mehr Einsatz zu zeigen: “Ich habe Schuhgröße 47, die habe ich heute auch benutzt.”

Es ist ein schönes Gefühl, endlich mal wieder einen Muskelfaserriss zu haben.

Frank Schmidt

Was genau er damit angestellt hatte, verriet Schmidt nicht. Was es auch war, es half, denn sein Team kam wie verwandelt aus der Kabine, schlug erst doppelt in de 50. und 51. Minute zu – und in der 79. Minute final. “Die Mannschaft hat an sich geglaubt, hat die Demut, die Schüchternheit abgelegt und hat dann so Fußball gespielt, wie wir Fußball spielen wollen”, freute sich Schmidt über das gelungene Comeback. Dieses stellte außerdem noch ein Novum dar: Noch nie hatte ein Aufsteiger in der Bundesliga-Geschichte einen Zwei-Tore-Rückstand gegen den FC Bayern noch gedreht.

Verletzung ein “schönes Gefühl”

Angesichts des historischen Sieges konnte Schmidt nichts die Laune verderben – nicht einmal eine Verletzung. Denn der Coach hatte sich beim Jubel verletzt: “Ich bin ja leider schon gehandicapt links. Ich bin weggerutscht und dann ist es hinten rechts reingefahren. Aber es ist ein schönes Gefühl, endlich mal wieder einen Muskelfaserriss, glaube ich zu haben, zu haben.”

Beseelt von diesem Gefühl gab es von Schmidt auch gleich den Party-Befehl – und eine nicht ganz ernst gemeinte Drohung: “Wer nicht auf die Piste geht, den schmeißen wir raus.”