Kempf: “Ich gehe wieder gern zur Arbeit”

Er kam im Januar 2022 vom VfB Stuttgart – und erlebte bei Hertha BSC eine lange Achterbahnfahrt. Im kicker spricht Marc Oliver Kempf (29) jetzt offen wie vielleicht nie zuvor über Tiefs, seinen geplatzten Italien-Transfer und Veränderungen in seinem Leben und seiner Einstellung zum Beruf.

Die Erwartungen bei der Verpflichtung des neuen Abwehrspielers waren klar. “Er wird uns mit seiner Präsenz, seinen Führungsqualitäten und seiner Mentalität in jedem Fall weiterhelfen”, sagte Herthas damaliger Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic im Januar 2022 über Marc Oliver Kempf, den er vom VfB Stuttgart nach Berlin gelotst hatte. Was folgte, bringt Kempf mehr als zwei Jahre später auf den Punkt: “Es war Achterbahn pur.”

Der U-19-Europameister von 2014 und U-21-Europameister von 2017 fand lange Zeit nicht zur erhofften Beständigkeit – in einem turbulenten Umfeld. Nach dem Abstieg 2023 wollte er weg und musste Ende August, als Leicester City und vor allem Udinese Calcio ernst machten, bleiben. Interviews zählen nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Für dieses nimmt er sich nach einer Trainingseinheit mit Überlänge Zeit, antwortet reflektiert und spart kein Thema aus. Kempf spricht vor dem Spiel beim Karlsruher SC am Sonntag mit dem kicker über …

… das 4:0 gegen Hansa Rostock, bei dem Hertha nach elf Liga-Spielen mit Gegentoren erstmals wieder zu Null spielte: “Jeder war gierig gegen den Ball, jeder hat nach hinten mitgearbeitet. Wenn einer nicht den Ball gewonnen hat, kam ihm der zweite Mann zu Hilfe. Das haben wir bis auf die zehn Minuten nach der Pause das ganze Spiel durchgezogen. Dadurch haben wir Hansa nicht ins Spiel kommen lassen.”

… den Punkt, an dem Herthas Mannschaft gerade ist: “Verglichen mit den ersten Rückrunden-Wochen sind wir im Aufwärtstrend. Wir holen jetzt die Punkte, die wir vorher – zum Beispiel zu Hause gegen Kiel (2:2 nach 2:0, d. Red.) – liegen gelassen haben. In Paderborn hatten wir lange Probleme und haben am Ende einen ekligen Sieg geholt, das gehört dazu. Gegen Rostock hat fußballerisch vieles gepasst.”

Meine Herangehensweise an meinen Beruf hat sich geändert. Ich lasse gewisse Dinge nicht mehr so nah an mich heran wie früher.

Marc Oliver Kempf

… den Blick auf Platz 3: “Natürlich hat man die Tabelle im Blick. Es wird sehr, sehr schwierig, es müsste alles für uns laufen, aber rechnerisch ist es immer noch möglich, auf Platz 3 zu rutschen. So lange das so ist, sollte jeder die Hoffnung haben.”

… die bisherige Saison: “Nach den ersten drei Spielen mit null Punkten und null Toren hätte man vermutlich eher gedacht, dass wir nach unten aufpassen müssen. Aber wir haben dann relativ schnell den Turnaround geschafft. Und am Ende muss man sagen, dass wir ein paar Punkte verschenkt und zu wenig haben. Drei, vier Punkte mehr wären auf jeden Fall möglich gewesen. Hätten wir die, würden wir noch ganz anderen Druck auf Platz 3 machen können.”

… zwei Linksfüßer in der Innenverteidigung mit ihm und Marton Dardai: “Es ist für mich nicht völlig ungewohnt, rechts in der Innenverteidigung zu spielen. Letzte Saison gegen Dortmund war das mal der Fall. Es ändert sich für den Spielaufbau nicht so viel. Bei zwei Linksfüßern in der Innenverteidigung wird nachgefragt, bei zwei Rechtsfüßern nicht (schmunzelt). Es funktioniert mit Marton und mir. Wir verstehen uns auf dem Feld und auch privat sehr gut. Ich hoffe, dass wir zusammen weiter so performen können.”

… den Staubsauger und Ballfresser Deyovaisio Zeefuik auf der Sechs: “Er ist ein wichtiges Element. Wenn’s gegen den Ball geht, ist Deyo gut und gierig. Manchmal geht er bis an die Grenze des Erlaubten, aber er macht das gut auf der Position.”

… seine Reservisten-Rolle in den Wochen vor dem Rostock-Spiel: “Von meinem Anspruch will ich jedes Spiel starten. Aber ich konnte es verstehen. Ich war nach dem Fürth-Spiel Mitte Februar (zwei Tore beim 2:1-Sieg, dann Bänderanriss, d. Red.) fünf Wochen raus. Das zog sich länger hin als gedacht. Als ich zurück kam, gewann die Mannschaft gegen Schalke 5:2 und spielte gegen Nürnberg unentschieden. Dass du dann als Trainer nicht viel änderst, ist klar. Manchmal ist es hart, aber ich bin keiner, der dann böses Blut in die Mannschaft bringt. Es war auf meiner Liste, das Gespräch mit dem Trainer zu suchen und ihn zu fragen, wo ich gerade stehe und wie er mich sieht, aber dann drehte es sich für mich Richtung Rostock-Spiel.”

Kempf: “Ich bin jetzt absolut klar im Kopf.”

… Pal Dardais Kritik (“Wir kriegen zu viele Gegentore, und Kempfi ist leider oft dabei gewesen.”) im Januar nach dem 2:2 gegen Düsseldorf: “Früher habe ich mir den Kopf darüber mehr zerbrochen. Wenn man jünger ist, rattert es im Kopf noch etwas mehr. Die zwei Situationen gegen Düsseldorf haben der Trainer und ich in einem Gespräch besprochen. Man hat in den Wochen danach gesehen, dass mich das nicht aus der Bahn geworfen hat. Meine Reaktion kam im Training und in den Spielen.”

… seine über längere Zeit schwankenden Leistungen: “Ich hatte bis in die Vorrunde hinein keine einfache Zeit in Berlin. Wenn’s einem persönlich nicht so gut geht, wirkt sich das auch auf die Arbeit aus. Ich habe im Winter ein paar Entscheidungen getroffen, die richtig waren und die mir geholfen haben. Ich habe den Berater gewechselt, ich hatte das Gefühl, ich brauche jemanden Neues an meiner Seite. Ich habe in Richtung Wintertransferperiode intern frühzeitig gesagt, dass ich bleiben will. Und es gab noch ein, zwei Punkte mehr, wo ich etwas verändert habe. Ich bin jetzt absolut klar im Kopf.”

… seine Zusammenarbeit mit einem Psychologen: “Das hat mir eine Zeit lang sehr geholfen. Im Kern ging es darum, sich nicht zu sehr von seiner Emotionalität leiten zu lassen. Aber in letzter Zeit gab es keine Coachings mehr. Ich kann all das, was mich beschäftigt, wieder mehr im Privaten leben. Ich bin raus aus meinem Loch. Ich schaue nur noch nach vorn und will mehr solche Leistungen zeigen wie gegen Rostock. Meine Herangehensweise an meinen Beruf, an den Sport hat sich geändert. Ich lasse gewisse Dinge nicht mehr so nah an mich heran wie früher.”

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13:20 Minuten

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… den Sommer 2023, in dem er weg aus Berlin wollte, und Hertha BSC Ende August sein Veto gegen einen Wechsel zu Udinese Calcio einlegte: “Das war keine leichte Phase für mich. Es hat mich schon ein paar Wochen runtergezogen. Hertha hatte die Befürchtung, auf die Schnelle keinen Ersatz mehr zu bekommen. Es war das gute Recht des Klubs, so zu handeln. Trotzdem war ich ein bisschen enttäuscht über die Gesamtsituation. Und natürlich war den ganzen Sommer über zu spüren, dass der Markt seit Corona schwieriger geworden ist.”

… seine bisherige Zeit bei Hertha: “Es war Achterbahn pur. Der Start war sportlich und menschlich nicht so leicht. Ich kam aus Stuttgart und einer tollen Kabine. Das lief hier schon etwas anders. Ich habe relativ lange gebraucht, um mich hier wohlzufühlen und mich zu Hause zu fühlen. Ich hatte auch mit mir selber ein paar Probleme. Das alles hat nach dem Abstieg dazu geführt, dass ich im vergangenen Sommer gesagt habe, ich möchte Berlin verlassen. Im Winter habe ich Benjamin Weber (Sportdirektor, d. Red.) dann klar gesagt, dass ich bleiben will. Es entsteht gerade etwas, es sind neue Typen in der Mannschaft, eine andere Atmosphäre, ein Umfeld, das wieder Spaß macht. Es ist familiärer geworden. Ich gehe wieder gern zur Arbeit.”

Es gibt keinen Masterplan und keine Exit-Strategie für den Sommer. Ich hätte kein Problem damit, in Berlin zu bleiben.

Marc Oliver Kempf

… seine Strategie für den Sommer: “Ich habe für den Sommer keine Strategie. Meine Strategie ist, den Tag zu leben und nicht zu viel an morgen zu denken. Was der Klub vorhat, muss man sehen. Ich habe keine Fluchtgedanken. Ich fühle mich mittlerweile wohl in Berlin, meine Familie fühlt sich wohl.”

… den Reiz eines Wechsels ins Ausland: “Das Ausland ist seit dem Anfang meiner Karriere für mich ein Thema. Irgendwann dahin zu gehen und etwas Neues zu erleben, ist weiter ein Traum von mir. Aber nochmal: Es gibt aktuell keinen Masterplan und keine Exit-Strategie für den Sommer. Ich hätte kein Problem damit, in Berlin zu bleiben.”

… Herthas Berliner Weg und die Perspektive des Klubs: “Hertha ist ein großer Klub mit einer Riesen-Tradition, einer tolle Fan-Base und einem Super-Stadion. Was gerade passiert, macht Mut und Lust auf mehr. Der Klub wird wieder positiv wahrgenommen, es ist eine Euphorie entstanden, die tragen kann. Selbst wenn es dieses Jahr nicht für den Aufstieg reichen sollte, sehe ich für den Verein eine positive Zukunft. Es muss in dem Stil wie jetzt weitergehen. Es darf kein Harakiri mehr geben. Aber ich glaube, das wissen alle.”

Steffen Rohr

Huschen: Herthas Ablösepoker mit Paderborn läuft

Mit dem Wunschkandidaten ist alles klar, mit dessen aktuellem Arbeitgeber läuft der Poker: Ralf Huschen, als Finanzgeschäftsführer aktuell noch in Diensten des SC Paderborn, steht vor einem Wechsel zum Liga-Konkurrenten Hertha BSC.

Hertha BSC steht vor der Verpflichtung von Ralf Huschen als CFO.

Hertha BSC steht vor der Verpflichtung von Ralf Huschen als CFO.

IMAGO/Picture Point

Drei Kandidaten waren am Ende in Berlin in der engeren Wahl, Ralf Huschen machte das Rennen – und soll zeitnah den anspruchsvollen Job als Chief Financial Officer (CFO) beim Hauptstadtklub antreten. Ein entsprechender Bericht des Westfalen-Blatts deckt sich mit kicker-Informationen. Mit Hertha hat sich Huschen auf eine Zusammenarbeit verständigt, zwischen den Klubs laufen derzeit die Gespräche über die Ablösemodalitäten. Huschen, seit 2019 in Diensten des SC Paderborn, hat bei den Ostwestfalen einen unbefristeten Vertrag.

Bei Hertha war die Stelle des Finanzgeschäftsführers seit dem Abgang von Ingo Schiller im Oktober 2022 unbesetzt. Geschäftsführer Thomas E. Herrich, dessen Vertrag das Präsidium im Januar bis Ende 2026 verlängert hatte, ist Rechtsanwalt und Diplom-Betriebswirt, er kommt nicht aus dem Banken- und Finanzsektor. Huschen soll den unter Herrich eingeschlagenen Sanierungskurs fortsetzen. Am Dienstag hatte der Klub ein positives Betriebsergebnis für das Geschäftsjahr 2023/24 angekündigt.

Der positive Ausblick auf das EBITDA – eine Kennzahl vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen – täuscht aber nicht darüber hinweg, dass auch 2023/24 unterm Strich ein Jahresminus stehen wird. Nach dem Rekord-Minus von 99,1 Millionen Euro in 2022/23 wird für das laufende Geschäftsjahr ein Defizit von knapp 25 Millionen Euro erwartet.

Eine der Herausforderungen, die in Berlin auf Huschen warten, wird die Rückzahlung der Nordic-Bond-Anleihe im November 2025 sein. Der Klub hatte vor knapp einem Jahr im Zuge des Kampfs um die Zweitliga-Lizenz die 40-Millionen-Anleihe zu deutlich erhöhten Zinssätzen verlängert. US-Investor 777 Partners hatte die vertraglich erst für Ende Mai fixierte 22-Millionen-Euro-Tranche zuletzt vorzeitig überwiesen. Damit hat das US-Private-Equity-Unternehmen, das 78,8 Prozent der Anteile an der Hertha KG hält, drei Viertel des vereinbarten Investitions-Volumens von 100 Millionen Euro gezahlt. Die restlichen 25 Millionen Euro sollen im Verlauf der Saison 2024/25 fließen.

Steffen Rohr

Bangen um Barkok: Reicht’s bis Sonntag?

Vor dem Auswärtsspiel beim Karlsruher SC am Sonntag bangt Hertha BSC um den Einsatz von Aymen Barkok. Auch am Mittwoch ging das Mannschaftstraining ohne die Mainz-Leihgabe über die Bühne.

Herthas Aymen Barkok plagt sich mit einem Infekt.

Herthas Aymen Barkok plagt sich mit einem Infekt.

IMAGO/Beautiful Sports

Als seine Kollegen am Mittwochmittag nach ihrer nichtöffentlichen Trainingseinheit mit Überlänge zurück zur Kabine liefen, hatte Aymen Barkok bereits Schichtschluss. Ab ins Auto, runter vom Olympiaparkgelände und Hoffen auf Besserung: Den zentralen Mittelfeldspieler, den Hertha BSC im Januar von Bundesligist Mainz 05 ausgeliehen hatte, hat in der ersten Wochenhälfte ein Infekt matt gesetzt.

Immerhin: Anders als am Dienstag konnte Barkok am Mittwoch mit Athletik- und Reha-Trainer Hendrik Vieth bereits wieder individuell auf dem Platz arbeiten. Da der Liga-Sechste erst am Sonntag ran muss, hat Hertha berechtigte Hoffnung, dass Barkok, der in Berlin bislang auf elf Liga-Einsätze (neun davon in der Startelf) kommt, bis zum KSC-Spiel komplett hergestellt ist.

Da Pascal Klemens, der gegen Hansa Rostock (4:0) wegen Schmerzen am Ohr nach einem Schlag auf den Kopf gefehlt hatte, am Dienstag ins Mannschaftstraining zurückkehrte, hat Trainer Pal Dardai am Wochenende im zentralen Mittelfeld aller Voraussicht nach die Qual der Wahl – zumal sich Fleißarbeiter Deyovaisio Zeefuik gegen Hansa für weitere Startelf-Einsätze empfahl. Ausfallen werden beim KSC wie bereits zuletzt Peter Pekarik (muskuläre Probleme), Smail Prevljak und Gustav Christensen (beide Knieprobleme). Fraglich für Sonntag ist aktuell Jeremy Dudziak. Neben Rückenproblemen macht dem Allrounder nach kicker-Informationen inzwischen auch ein Magen-Darm-Infekt zu schaffen.

Steffen Rohr

22-Millionen-Tranche von 777 vorzeitig bei Hertha eingegangen

Zweitligist Hertha BSC steuert erstmals seit Jahren auf ein positives Betriebsergebnis (EBITDA) zu. Ein wichtiges Puzzlestück: die vertraglich erst für den 31. Mai 2024 fixierte 22-Millionen-Euro-Tranche von Investor 777 Partners ging bereits Anfang April ein.

Steuert auf ein positives Betriebsergebnis (EBITDA) zu - und das nach Jahren: Zweitligist Hertha BSC.

Steuert auf ein positives Betriebsergebnis (EBITDA) zu – und das nach Jahren: Zweitligist Hertha BSC.

IMAGO/Jan Huebner

Mit Blick auf das erwartete positive Betriebsergebnis erklärte Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich in einer am Dienstagnachmittag publizierten Pressemitteilung des Klubs: “Dem Ziel, unseren Haushalt zu sanieren, ist Hertha BSC damit einen großen Schritt nähergekommen. 777 hat den eingeschlagenen Kurs mit einem Eigenkapitalinvestment von bislang 75 Millionen Euro unterstützt und steht voll hinter unserem Berliner Weg.”

Die Anfang April und damit fast zwei Monate vor dem vertraglichen Zahlungstermin bei Hertha eingegangene Tranche in Höhe von 22 Millionen Euro vergrößert die Planungssicherheit für den Klub, dessen harter Sanierungskurs Früchte trägt – und hilft vor allem bei der Eigenkapitalquote.

Damit hat Hertha-Investor 777 Partners, der seit März 2023 78,8 Prozent der KG-Anteile hält, bisher 75 Millionen Euro investiert. Beim Einstieg des US-Private-Equity-Unternehmens war ein Gesamtinvest-Volumen von 100 Millionen Euro vereinbart worden. Die fehlenden 25 Millionen Euro sollen – nach kicker-Informationen gesplittet – im Laufe der Saison 2024/25 fließen. Hertha BSC hat seit der Rückrunde 2022/23 in mehreren Stufen konsequent die gesamte Kostenstruktur reduziert und nach eigenen Angaben im Bereich der Personal- und Sachkosten Gesamteinsparungen von mehr als 70 Millionen Euro erzielt. Das Jahresergebnis soll sich in der laufenden Spielzeit insgesamt um über 75 Millionen Euro verbessern. Das operative Ergebnis für die Saison 2023/24 wird in einem einstelligen Millionenbereich liegen. Zudem hat der Klub nach eigenen Angaben zinstragende Verbindlichkeiten in Höhe von 25 Millionen Euro zurückgeführt.

Lizenzentzug 2023 verhindert

Nach finanziell irrwitzigen Jahren rückt der wirtschaftliche Turnaround damit allem Anschein nach in Sichtweite. Obwohl 777-Vorgänger-Investor Tennor mit Frontmann Lars Windhorst seit 2019 insgesamt 374 Millionen Euro in Hertha investiert hatte, stand der Klub wirtschaftlich zeitweise sehr nah am Abgrund.

Die Hertha BSC Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) hatte das Geschäftsjahr 2022/23 mit dem Rekordminus von 99,1 Millionen Euro abgeschlossen. Bereits die Bilanzen 2021/22 (Minus von 79,75 Mio. Euro), 2020/21 (Minus von 77,9 Mio. Euro) und 2019/2020 (Minus von 53,5 Mio. Euro) waren desaströs. Die eingeleitete wirtschaftliche Konsolidierung dürfte, wenn die Vorzeichen nicht täuschen, erheblich unproblematischer machen als vor Jahresfrist.

2023 hatte der Bundesliga-Absteiger mutmaßlich nur dank der 777-Gelder einen Lizenzentzug verhindert. Zentraler Baustein für die Erteilung der Zweitliga-Lizenz war seinerzeit eine Verlängerung der 2018 aufgelegten 40-Millionen-Euro-Nordic-Bond-Anleihe um zwei Jahre bis November 2025 – inklusive einer Zinssatzerhöhung von 6,5 auf 10,5 Prozent pro Jahr. Als mögliches Modell gilt in Herthas Chefetage angesichts der erwarteten Zinsentwicklung am Markt eine nochmalige Verlängerung der Anleihe.

Steffen Rohr

“Irgendwann hat es mich genervt”: Ernst froh über Comeback

Nach vier Ausfällen stand Torhüter Tjark Ernst wieder im Tor von Hertha BSC. Dass am Ende der Partie gegen Rostock die Null stand, freute ihn besonders.

Zurück im Hertha-Tor: Tjark Ernst.

Zurück im Hertha-Tor: Tjark Ernst.

picture alliance / Metodi Popow

Wirklich Gelegenheit, sich zu bewähren, hatte Tjark Ernst am Freitag gegen Hansa Rostock nicht. Dazu forderten die Spieler von Hansa den Torhüter von Hertha BSC zu wenig. Trotz eines Abends weitgehend ohne größere Beschäftigung war der 20 Jahre alte Keeper der Berliner jedoch einer der Gewinner und entsprechend froh. Denn Ernst feierte sein Comeback, nachdem er zuvor die vier Partien beim FC St. Pauli (0:2), gegen Schalke 04 (5:2), gegen den 1. FC Nürnberg (3:2) sowie beim SC Paderborn (3:2) verpasst hatte.

Spielbericht

Vor dem Spiel gegen Rostock hatte Ernst letztmals am 1. März gegen Holstein Kiel (2:2) im Kasten der Mannschaft von Trainer Pal Dardai gestanden. Eine Hüftprellung hatte den Sohn des ehemaligen Bundesliga-Torhüters Thomas Ernst (Eintracht Frankfurt, VfL Bochum, VfB Stuttgart, 1. FC Kaiserslautern) danach lahmgelegt. Nun sind die Beschwerden überwunden, und der 1,93 Meter große Schlussmann machte keinen Hehl aus seiner Freude darüber. “Es ist ein schönes Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen. Deutlich schöner, als sich die Spiele von der Tribüne aus anschauen zu müssen”, sagte Ernst, “hinzu kam, dass es eine sehr nervige Verletzung war. Eine Prellung, die einfach bei jedem unterschiedlich verheilt. Man kann nicht sagen: Die Ausfallzeit ist so und so lang.” Entsprechend stellten die fünf Woche Pause seine Geduld auch auf die Probe. “Irgendwann hat es mich genervt, dass es so lange gedauert hat”, räumte Ernst ein.

Gegen Hansa konnte Herthas Nummer 1 also wieder ran und agierte bei den wenigen Szenen, in denen er eingreifen musste, gewohnt ruhig und unaufgeregt. Dass am Ende der Partie die Null stand, freute Ernst natürlich. “Das ist extrem wichtig, für mich, aber auch für die ganze Mannschaft. Es uns einfach selber auch mal wieder zu beweisen, dass wir es hinkriegen, 90 Minuten ohne Gegentor zu überstehen”, sagte er. Letztmals hatte Hertha am 17. Spieltag zu Hause gegen den VfL Osnabrück (0:0) ein Spiel ohne Gegentreffer überstanden. 48 Gegentore in 29 Spielen sind laut Ernst auch deutlich zu viel. “Das war unser Defizit über die Saison: Dass wir zu viele Gegentore fressen”, stellte er klar.

Rogel in der Regionalliga im Einsatz

Ernst selbst will dafür sorgen, dass es bis zum Rundenende nicht mehr viel mehr werden. Abseits dessen steht ein Defensivkollege des Torhüters nach einer längeren Verletzung wieder zur Verfügung. Agustin Rogel (26) stand am Sonntag in der Startelf der zweiten Mannschaft von Hertha bei deren Heimspiel in der Regionalliga Nordost gegen den FSV Luckenwalde. Letztmals hatte der uruguayische Innenverteidiger, der im Sommer 2022 vom argentinischen Erstligisten Estudiantes de la Plata gekommen war, am vorletzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2022/23 am 20. Mai des vergangenen Jahres (1:1 gegen Bochum) für Hertha auf dem Platz gestanden.

Andreas Hunzinger

Reese: Mit “Benzin in den Adern” zum “Fußballfest”

Mit schnellen Angriffen nahm Hertha BSC den FC Hansa Rostock am Freitagabend auseinander. Fabian Reese und Co. wurden von der Stimmung im von mehr als 60.000 Zuschauern besuchten Olympiastadion förmlich zum Sieg getrieben.

Kam aus dem Grinsen kaum mehr heraus: Fabian Reese.

Kam aus dem Grinsen kaum mehr heraus: Fabian Reese.

IMAGO/Nordphoto

Bereits vor Anpfiff herrschte prächtige Stimmung im Berliner Olympiastadion. Neben den Hertha-Fans sorgten auch die mitgereisten Rostocker Anhänger für einen würdigen Rahmen am Freitagabend. Fabian Reese wurde sofort von der Stimmung mitgerissen: “Für solche Spiele lebt man, das ist Benzin in den Adern heute. Wir sind hier raufgekommen direkt hier bei gefühlt Silvester.”

Weil es die Rostocker mit der Silvester-Stimmung etwas übertrieben, mussten die Spieler aber erst einmal warten, bis sich der Rauch vom Spielfeld verzogen hatte. Die zehn Minuten Wartezeit reichten aber nicht aus, um das Benzin wieder aus den Blutgefäßen von Reese und Co. zu vertreiben. Hertha legte gleich richtig gut los und ließ einige schnelle Angriffe aufs Rostocker Tor los – immer angetrieben vom eigenen Anhang.

Hertha spielt sich in einen Rausch

“Es war ohrenbetäubender Lärm, man konnte sich kaum verständigen”, beschrieb Reese bei Sky das Erlebnis. “Dann haben wir uns in einen Rausch gespielt und hier glaube ich heute ein Fußballfest draus gemacht.” Vier Tore gelangen den Berlinern und damit zum vierten Mal in Folge mindestens drei Treffer in einem Zweitliga-Spiel.

Einen großen Anteil daran hatte auch Marten Winkler, der zuletzt in Paderborn noch eine Gelbsperre absitzen musste. Der 21-Jährige stach immer wieder auf seiner rechten Seite durch und bereitete zwei Treffer von Palko Dardai vor. “Wie wir heute Fußball gespielt haben, das macht einfach Bock”, freute sich Winkler.

Fokus erstmal nur auf Karlsruhe

Durch das vierte ungeschlagene Spiel am Stück sind die Berliner – zumindest über Nacht – wieder näher an die Aufstiegsplätze herangerückt. Kann Hertha also vielleicht doch nochmal im Kampf um die vorderen Plätze mitmischen? Bei Winkler und Reese herrschte Einigkeit: Erst einmal gilt der Fokus dem nächsten Spiel.

“Persönlich guckt man natürlich nach oben, aber wir müssen jetzt erstmal in Karlsruhe ein gutes Spiel machen und dann schauen wir weiter”, sagte Winkler. Und auch Reese will zunächst die aktuelle Serie ausbauen: “Ich hatte letzte Woche gesagt: Wir wollen erstmal drei Spiele am Stück gewinnen.” Gelingt am Sonntag in einer Woche beim KSC erneut ein Sieg, könne man nochmal weiterschauen, alles andere sei zum jetzigen Zeitpunkt aber “Träumerei”.

Dardai und die Sechs: Die Pärchen-Suche läuft

Gegen Hansa Rostock muss Pal Dardai im defensiven Mittelfeld erneut umstellen. Der Hertha-Coach kennt das schon. Die Suche nach der passenden Doppel-Sechs zieht sich durch die ganze Saison.

Hertha-Coach Pal Dardai muss umstellen.

Hertha-Coach Pal Dardai muss umstellen.

IMAGO/Ulrich Hufnagel

Nach 78 Minuten hatte Pascal Klemens am vergangenen Freitag Feierabend, Pal Dardai wechselte ihn aus. Klemens war angeschlagen ins Spiel gegen Paderborn (3:2) gegangen, und ganz lückenlos war die Kommunikation zwischen dem Newcomer dieser Saison und dem Cheftrainer im Vorfeld offenbar nicht. “Pascal war verletzt. Ich war nicht ganz voll informiert”, sagt Dardai. “Das hat Spuren hinterlassen bei der Leistung.” Schwamm drüber: “Falscher Wille, ist nicht schlimm.”

Klemens, der in der Trainingswoche vor dem Paderborn-Gastspiel einen Schlag gegen den Kopf abbekommen hatte und über Probleme am Ohr klagt, fällt für die Partie gegen Hansa Rostock am Freitagabend aus.

“Wer ist der dynamische Ballfänger oder -fresser, wer ist der spielstarke Spieler?”

Dardai muss auf der Doppel-Sechs umstellen, die Suche nach dem idealen Pärchen ist eins der Dauerthemen dieser Saison. Wunsch-Sechser Diego Demme (SSC Neapel) war im vergangenen Sommer aus Kostengründen für den Bundesliga-Absteiger nicht zu bekommen. Seitdem hat Dardai viel probiert. Fürs Rostock-Spiel sucht er abermals die richtige Mischung und stellt sich und dem Rest der Fußballwelt die Frage: “Wer ist der dynamische Ballfänger oder -fresser, wer ist der spielstarke Spieler?” Das sind die Kandidaten:

Deyovaisio Zeefuik (26): Robust, zweikampfstark, vielseitig, dynamisch, großes Herz, bisweilen zu ungestüm – der Niederländer war nach seinen Einwechslungen gegen Nürnberg (3:3) und in Paderborn sofort auf Betriebstemperatur und ein Energie-Spender. “Er hat uns zweimal durch seine Dynamik gerettet”, sagt Dardai. “Deyo ist unser bester Ballfänger und -fresser, aber nur in der zweiten Halbzeit. Wenn er von Anfang an spielt, hat er nach zehn Minuten eine Gelbe Karte. Er kommt damit klar, dass er nicht von Anfang an spielt, auch wenn es schmerzhaft für ihn ist.”

Zeefuik wird ziemlich sicher Spielzeit gegen Hansa bekommen, aber aus Kostengründen aller Voraussicht nach kein neues Hertha-Angebot. “Er macht’s gut. Er nutzt die Chancen, die er bekommt”, sagt Sportdirektor Benjamin Weber. “Wir sind mit seinem Berater im Austausch. Wir haben eine klare Maßgabe. Grundsätzlich hat sich erstmal nichts an der Gesamtsituation – Stand heute – verändert.”

Zeefuik kam im August 2020 in Herthas Hochinvest-Phase aus Groningen und hat einen der teuren Altverträge. Sein Arbeitspapier endet am 30. Juni. Nach kicker-Informationen gibt es für ihn Interesse aus Deutschland, der niederländischen Ehrendivision und der englischen Championship, die er von seiner Leihe zu den Blackburn Rovers (Januar bis Juni 2022) bereits kennt.

Bilal Hussein (23): Leichtfüßig, spielintelligent, gutes Gespür für Räume, allerdings nicht sonderlich robust. Der Schwede – vom Profil eher Achter als Sechser – war als Joker wie Zeefuik und Ibrahim Maza in Paderborn entscheidend an der späten Wende beteiligt, nicht nur wegen seines ersten Tores für Hertha. Hussein (zwei A-Länderspiele) war Ende August von AIK Solna gekommen und bisher in seinem ersten Berliner Jahr kein großer Faktor. Das könnte sich im Saison-Finish ändern, Dardai bescheinigt ihm Fortschritte: “Er musste sich an die Liga gewöhnen: Zweikampfführung, gegen den Druck. Das hat nicht gut ausgesehen, teilweise auch nicht in der 4. Liga (Hussein bestritt zwei Einsätze für Herthas U 23 in der Regionalliga Nordost, d. Red.). Aber der Junge arbeitet. Am Wochenende, das war Bauchgefühl. Ich hab’ ihn reingeschmissen, und er hat ein richtig gutes Spiel gemacht.” Und sich für mehr empfohlen.

Aymen Barkok (25): Startete in Paderborn neben Klemens auf der Sechs, traf zum zwischenzeitlichen 1:1, wurde nach einer Stunde für Zeefuik ausgewechselt. Kam im Januar auf Leihbasis aus Mainz, damals sagte Dardai dem kicker: “Als Trainer ist es meine Aufgabe, das Maximum aus ihm rauszukitzeln. Wenn ich das schaffe, dann haben wir einen Top-Spieler. Ich glaube, dass mehr in ihm steckt, als er bisher zeigen konnte. Er bringt Torgefahr mit, hat einen sehr guten letzten und vorletzten Pass.”

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Bisher zeigt Barkok in Berlin wechselhafte Leistungen. “Er hat ein schönes Tor gemacht, aber er muss noch vieles zeigen”, sagte Dardai nach dem Paderborn-Spiel. “Ich erwarte viel, viel mehr von ihm.” Barkok, vom Profil ein eher offensiv veranlagter, zentraler Spieler, sagte der Bild zu Wochenbeginn: “Ich fühle mich auf der Acht und auf der Zehn wohl. Das habe ich auch am Anfang gesagt. Aktuell spiele ich etwas weiter hinten. Ich versuche mein Bestes, es ist nicht die ideale Position für mich.”

Jeremy Dudziak (28): Ballverteiler und Techniker mit dem Blick für die Schnittstelle. Der Allrounder kommt nach seinem Mittelfußbruch allmählich wieder in Fahrt, ersetzte in Paderborn in der Schlussphase Klemens. Links in der Viererkette – auf der Position, für die Dudziak im Sommer aus Fürth geholt wurde – hat sich Michal Karbownik festgespielt. Dudziaks aktuelles Revier ist das Mittelfeld, er stand gegen Schalke (5:2) und Nürnberg in der Startelf. Sein Einjahresvertrag verlängert sich nur im Aufstiegsfall. Hertha will den Allrounder halten.

Andreas Bouchalakis (31): Der Grieche verlor Ende Februar nach dem 1:1 in Braunschweig, wo er Eintrachts Führung mit einem Fauxpas eingeleitet hatte, seinen Stammplatz. Guter Pass- und Taktgeber, strategische Fähigkeiten, viel Erfahrung (u.a. 141 Erstligaspiele in Griechenland, 44 A-Länderspiele, 13 Champions-League-Spiele, 26 Europa-League-Spiele), wirkt aber von der Intensität und dem Tempo in der 2. Liga immer noch zeitweilig überfordert. Patzte in Braunschweig und Nürnberg sowie im Pokal-Viertelfinale gegen Kaiserslautern (1:3) folgenschwer. Dardai lobt ihn jetzt: “Er verbessert sich, wie Bilal. Er zeigt im Training, dass er spielen will.”

Marton Dardai (22): Bildet seit Wochen mit Linus Gechter die Innenverteidigung. Womöglich benötigt ihn der Coach gegen Hansa auf der Sechs, wo der ungarische Neu-Nationalspieler und designierte EM-Teilnehmer über weite Strecken der Hinrunde auflief. Die Variante mit Marton Dardai auf der Sechs und Marc Oliver Kempf in der Innenverteidigung testete Pal Dardai in dieser Woche im Training. Auch das ist ein denkbares Modell für Freitagabend.

Kein Kandidat ist derweil Winter-Zugang Bradley Ibrahim (19, Arsenal). Der Engländer, von Dardai in der Ankunftswoche hymnisch gelobt (“Der Junge ist zu gut. Ich suche noch den Haken.”) und seitdem mit sieben Einsätzen in der U 23, ist aktuell im Individualtraining. “Wir haben ihn für den Sommer geholt – mit der Maßgabe, sich an Berlin zu gewöhnen”, sagt Sportdirektor Weber. “Wir haben ihm Extra-Fitness-Einheiten mit unserem Athletik-Trainer Henrik Kuchno gegeben, um ihn aufzubauen und vorzubereiten. Er ist ein Zugang für den Sommer.” Dennoch soll im Sommer nach kicker-Informationen ein weiterer neuer Sechser in Berlin anheuern. Auch die Bosse wissen, dass sie auf der Problem-Position Nummer 1 nachjustieren müssen.

Steffen Rohr

Hertha entschuldigt sich wegen Dardais Abgang

Vor einer Woche hatte Pal Dardai eine Pressekonferenz nach zwei Fragen eines kicker-Reporters abgebrochen. Inzwischen hat ein Gespräch mit den Beteiligten stattgefunden mit dem Ergebnis, dass Hertha BSC sich entschuldigte.

Vera Krings, Pal Dardai und Benjamin Weber am Mittwoch bei der Hertha-Pressekonferenz.

Vera Krings, Pal Dardai und Benjamin Weber am Mittwoch bei der Hertha-Pressekonferenz.

IMAGO/Matthias Koch

Die Pressekonferenz vor einer Woche hatte hohe Wellen geschlagen und sowohl im Umfeld als auch im Verein für Irritationen gesorgt. Eine Woche später sind die Wogen geglättet.

“An dieser Stelle möchten wir nicht versäumen, uns an die Medienschaffenden zu wenden, die in der vergangenen Woche aufgrund dieser Situation daran gehindert wurden, ihre vollumfängliche Vorberichterstattung vorzunehmen”, sagte Hertha-Mediendirektorin Vera Krings am Mittwoch im Beisein von Dardai und Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber. “Das bedauern wir sehr und da möchten wir uns an dieser Stelle entschuldigen und bitten um Nachsicht.”

Vorausgegangen waren interne Gespräche bei Hertha BSC sowie ein Treffen zwischen Klub-Verantwortlichen und der kicker-Redaktion, bei dem unter anderem auch kicker-Reporter Steffen Rohr und Dardai anwesend waren. “In diesem Zuge wurde dieser Vorfall von letzter Woche aufgearbeitet”, so Krings weiter.

Auf der Pressekonferenz am heutigen Mittwoch beantwortete Dardai dann auch wieder die Fragen des kicker-Reporters.

Nach Beckenkammverletzung: Herthas Keeper Ernst zurück im Training

Beim Zweitliga-Siebten Hertha BSC ist Stammkeeper Tjark Ernst (21) am Montag nach vierwöchiger Verletzungspause ins Training zurückgekehrt.

Herthas Torwart Tjark Ernst ist zurück.

Herthas Torwart Tjark Ernst ist zurück.

IMAGO/Zink

Torhüter Tjark Ernst hatte sich im Abschlusstraining vor dem Auswärtsspiel beim FC St. Pauli (0:2) am 10. März eine Beckenkammverletzung zugezogen. Wegen der Blessur hatte Ernst die beiden März-Länderspiele der deutschen U-20-Auswahl gegen Frankreich in Spanien (3:1, 4:4) verpasst und beim Hauptstadt-Klub nach der Partie bei St. Pauli auch die Spiele gegen Schalke (5:2), Nürnberg (3:3) und am vergangenen Freitag in Paderborn (3:2). Vertreten hatte ihn in den vier Zweitliga-Spielen der vor der Saison vom Karlsruher SC zu seinem Ausbildungsklub zurückgekehrte Marius Gersbeck.

Am Montag konnte Ernst die erste Einheit der neuen Woche komplett absolvieren. Im Gegensatz dazu trainierten die angeschlagenen Gustav Christensen, Peter Pekarik und Smail Prevljak individuell, auch Tony Rölke und der künftige Wolfsburger Bence Dardai arbeiteten abseits des Teams.

In jedem Fall zurückkehren in den Spieltagskader wird am Freitagabend beim Heimspiel gegen Hansa Rostock Marten Winkler. Der Rechtsaußen hatte in Paderborn eine Gelb-Sperre abgesessen und war zuvor gegen Schalke und Nürnberg ein Aktivposten. In Paderborn besetzte Palko Dardai, der älteste Sohn von Cheftrainer Pal Dardai, bis zu seiner Auswechslung nach 71 Minuten (23 Ballkontakte, ein Assist) den rechten Flügel. Jetzt kommt Winkler zurück, und in Paderborn warben auch die überzeugenden Joker um Ibrahim Maza, der an der späten Wende und dem 3:2-Sieg entscheidend beteiligt war, für sich.

Coach Dardai hat gegen Hansa personell die Qual der Wahl. Klar ist: Winkler konnte zuletzt in Sachen Entscheidungsfindung, Durchsetzungsvermögen und Effizienz (drei Tore in seinen letzten beiden Einsätzen) zulegen. In Sachen Top-Speed (mit 36,17 km/h drittschnellster Spieler der 2. Liga) hat er gegenüber Palko Dardai (32,91 km/h, ligaweit Platz 198) ohnehin Vorteile – für Pal Dardais Umschaltfußball kein unwesentlicher Faktor.

Steffen Rohr

Transfer offiziell: Bence Dardai wird Wolfsburger

Eine Überraschung ist es nicht mehr: Der VfL Wolfsburg hat Bence Dardai zum zweiten Sommerneuzugang gemacht. Der U-17-Europameister kommt ablösefrei von Hertha BSC.

Nach zwölf Jahren bei Hertha ist Schluss: Bence Dardai wechselt nach Wolfsburg.

Nach zwölf Jahren bei Hertha ist Schluss: Bence Dardai wechselt nach Wolfsburg.

IMAGO/Beautiful Sports

Wie es für Pal Dardai bei Hertha BSC weitergeht, ist noch nicht klar, die Zukunft des jüngsten seiner drei Söhne ist seit Samstag dagegen offiziell geklärt. Wie der VfL Wolfsburg einen Tag vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bekanntgab, wechselt Bence Dardai zur neuen Saison ablösefrei zu den Wölfen.

Die Hertha-Verantwortlichen hatten bereits Mitte März bekanntgegeben, dass der 18 Jahre junge offensive Mittelfeldspieler, dessen Fördervertrag zum 30. Juni ausläuft, das unterschriftsreife Angebot zum Verbleib in Berlin abgelehnt habe. Dass es ihn nach zwölf Jahren bei der Alten Dame nach Wolfsburg zieht, hatte sich ebenfalls schon abgezeichnet. Auch Borussia Mönchengladbach hatte um den amtierenden U-17-Europameister gebuhlt.

“Ein junger und sehr talentierter Spieler”

“Es freut uns sehr, dass sich Bence für unseren Weg entschieden hat”, zitiert der VfL Sportdirektor Sebastian Schindzielorz. “Er ist ein junger und sehr talentierter Spieler, der bei Hertha seine ersten Schritte im Profi-Fußball gemacht hat und seine Qualitäten in der Zweiten Liga bereits unter Beweis stellen konnte. Beim VfL Wolfsburg hat Bence die Möglichkeit, sich auf hohem Niveau weiterzuentwickeln. Dabei wollen wir ihn bestmöglich unterstützen und freuen uns auf die gemeinsame Zukunft.”

Bei Hertha kommt Dardai bislang auf acht Zweitliga-Einsätze und ein DFB-Pokal-Spiel für die Profis. Weil er sich Ende Oktober eine Sprunggelenksverletzung zuzog, kam er zuletzt allerdings nur in Herthas U 23 in der Regionalliga Nordost zum Zug.

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Vater Pal hatte den Abschied seines Sohns als “hartes Thema” bezeichnet. “Hertha hat einen maximalen, ehrlichen, sehr gut dotierten Vertrag angeboten. Beide Brüder (Palko und Marton, Anm. d. Red.) haben versucht, Bence zu überzeugen, auch die Mama ohne Ende. Die Mama hat sogar ein paar Tage geweint.” Aber: “Das ist der Berliner Weg. Einige Spieler werden hier bleiben, einige werden uns verlassen.”

Beim VfL ist Dardai bereits der zweite Sommerneuzugang nach Torhüter Kamil Grabara, der für rund zehn Millionen Euro als Nachfolger von Koen Casteels vom FC Kopenhagen kommt.