Drei Jahre Gefängnis nach Böllerwurf in Augsburg

Fünf Monate nach der Detonation eines Böllers beim Spiel zwischen dem FC Augsburg und der TSG Hoffenheim (1:1) wurde heute ein Urteil gesprochen, dass den Hauptangeklagten nach derzeitigem Stand lange ins Gefängnis bringen wird.

Explosion im Stadion: Der Böller hatte für einige Stadion-Besucher auch gesundheitliche Folgen.

Explosion im Stadion: Der Böller hatte für einige Stadion-Besucher auch gesundheitliche Folgen.

IMAGO/Krieger

Der Hauptangeklagte war beim Landgericht Augsburg wegen der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährlicher Körperverletzung angeklagt und wurde nun zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren verurteilt. Es sei kein normaler Pyrotechnikfall im Stadion gewesen, betonte der Vorsitzende Richter Christoph Kern. Es gehe vielmehr um einen “massiven Sprengstoffvorfall”, der 26.000 Menschen in dem Augsburger Stadion in Terrorangst versetzt habe, begründete er im Urteil.

Der 28 Jahre alte Mann aus dem Raum Göppingen wurde kurz nach der Detonation festgenommen und saß seitdem bereits in Untersuchungshaft. Die drei weiteren Angeklagten wurden wegen Beihilfe zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährlicher Körperverletzung zu Haftstrafen verurteilt, die jedoch zur Bewährung ausgesetzt wurden. Bei dem Quartett handelt es sich um Hoffenheimer Anhänger.

Bei der Explosion des Knallkörpers in der Augsburger Arena am 11. November wurden nach Angaben der Ermittler zwölf Menschen teils erheblich verletzt, darunter auch Kinder. Die Opfer erlitten laut Staatsanwaltschaft Knalltraumata und andere Verletzungen, einige spürten auch Monate nach dem Spiel (1:1) noch die Folgen des Vorfalls. Die Partie war in der 56. Spielminute von Schiedsrichter Dr. Felix Brych rund sieben Minuten lang unterbrochen worden.

Polizist berichtete von “tumultartigen Szenen”

Die Wirkung der Explosion war offenbar weit über dem “normalen” Maß solcher Zwischenfälle, die leider auch traurige Realität in den Fußballstadien sind. In diesem Fall sei die Detonation allerdings so laut gewesen, dass er einen Terroranschlag nicht ausgeschlossen habe, meinte ein als Zeuge geladener Polizist dazu, wie er den Vorfall erlebt habe. Der Beamte aus Baden-Württemberg begleitet seit 2009 in zivil die Hoffenheim-Fans bei Auswärtsspielen. Er berichtete nach dem Zwischenfall von “tumultartigen Szenen” auf den Rängen.

Der Vorsitzende Richter Kern ist kurioserweise seit 2022 ehrenamtlicher Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes. Dort hatte er nach 18 Jahren Rainer Koch im Amt abgelöst. Wegen Kerns Tätigkeit beim BFV hatte die Verteidigung einen Befangenheitsantrag gestellt, der aber abgelehnt wurde.

Die TSG Hoffenheim hatte noch am Abend des Vorfalls am 11. November eindeutig Position bezogen und die Beteiligten zudem mit einem lebenslangen Hausverbot belegt. Vom DFB wurden die Kraichgauer bereits zu einer Strafe von 20.000 Euro verurteilt. Dabei kamen wohl mildernde Umstände zum Tragen, da der Verband dem Verein “vorbildliches Verhalten” attestierte.

Vargas’ Vorahnung – und warum er doch nicht nach Florenz wechselte

Ruben Vargas (25) hat beim 1:3 in Frankfurt sein drittes Saisontor erzielt, sieht aber noch Luft nach oben. Ebenso wie Trainer Jess Thorup.

Fingerzeig: Ruben Vargas traf in Frankfurt.

Fingerzeig: Ruben Vargas traf in Frankfurt.

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Mehr geht immer, hatte Ruben Vargas noch gesagt und dann tatsächlich “mehr” gezeigt. Unmittelbar vor dem 1:3 in Frankfurt war der Schweizer Nationalspieler mit dem kicker zum Interview verabredet, und angesprochen auf die vorher überschaubare Ausbeute von zwei Treffern und vier Vorlagen in dieser Saison meinte er vorausschauend: “Irgendwann gehen die Chancen auch wieder rein.”

Spielbericht

Gesagt, getan. Für die nächsten drei Punkte reichte es zwar nicht, doch Vargas ist zuversichtlich: “Es tut auf jeden Fall mal sehr gut, ein bisschen nach oben zu schauen und ausnahmsweise nicht diesen Druck am Saisonende zu haben. Ich denke, das haben wir uns auch verdient, so wie wir jetzt spielen, das macht einfach Spaß.”

So viel Spaß, dass der 25-Jährige im Januar doch in Augsburg blieb. Der FCA hatte sich auf Vargas‘ Wunsch mit der AC Florenz auf einen Transfer geeinigt, sollte rund sieben Millionen Euro kassieren. Bis Vargas doch einen Rückzieher machte: “Ich habe einfach ein gutes Gefühl in Augsburg, hier habe ich das gewohnte Umfeld. Gerade mit Blick auf die Europameisterschaft wollte ich das nicht aufgeben. Wer weiß, ob ich in Florenz sofort gespielt hätte? Es ist schwierig, im Winter ohne Vorbereitung zu wechseln. Da musst du sofort funktionieren.”

Neue Position unter neuem Trainer

Ein Risiko, das er nicht einging. Was der FCA dankend registrierte. Thorup stellte Vargas von der Außenbahn auf die Zehn, lässt das Offensivtrio um den Schweizer und die zwei Stürmer Ermedin Demirovic und Phillip Tietz seither unangerührt. “Im Moment habe ich das Gefühl, dass er auf der Zehn gemeinsam mit den beiden Stürmern viel Einfluss nimmt, gerade bei zweiten Bällen und mit seinen Läufen in die Tiefe”, lobt der Trainer auf Nachfrage. “Das macht er gut, er ist gefährlich für den Gegner.”

Trotzdem sieht auch Thorup nach Luft nach oben, was die Ausbeute vor dem Tor betrifft: “Natürlich kann man sagen, er muss mehr Tore und Assists machen, wir sprechen mit ihm auch darüber.” Und dennoch: “Letztlich ist es mir egal, wer die Tore schießt. Ich hoffe für ihn, dass er in den letzten Spielen noch ein paar Tore machen kann.”

Warum er als Kind erstmal Baseball spielte, wieso er einst eine Ausbildung zum Maler abschloss und was er der Schweiz bei der Europameisterschaft zutraut: Lesen Sie das große Interview mit Ruben Vargas am Montag im kicker – oder ab Sonntagabend im eMagazine.

Mario Krischel

Demirovic über Schiedsrichter Petersen: “Wahrscheinlich hat’s ihm nicht geschmeckt”

Nach dem 1:3 in Frankfurt sucht der FC Augsburg nach Erklärungen. Zur Randnotiz verkam ein Zwist zwischen Kapitän Demirovic und Schiedsrichter Petersen.

Waren sich am Freitagabend nicht einig: Ermedin Demirovic und Martin Petersen.

Waren sich am Freitagabend nicht einig: Ermedin Demirovic und Martin Petersen.

IMAGO/HMB-Media

War es Müdigkeit? Trägheit im zweiten Freitagabendspiel in Folge? Oder der Druck, jetzt vielleicht doch wieder was verlieren zu können? “Woran es gelegen hat, kann ich nicht sagen”, suchte Kapitän Ermedin Demirovic am Freitagabend nach einer Erklärung für den Einbruch seiner Augsburger in Frankfurt.

45 Minuten lang hatte der Europapokalanwärter, der offiziell kein Europapokalanwärter sein will, die um einen Platz besser postierte Eintracht weitestgehend im Griff gehabt, hatte druckvoll und geradlinig gespielt. Hatte sich die frühe Führung peu à peu verdient. “Wir mussten eigentlich irgendwie ein zweites Tor nachlegen, weil da so viele Räume waren”, meinte Demirovic später. Doch das klappte nicht.

Podcast

Nagelsmann bleibt: Was bedeutet das für Bayern und den DFB?


18:05 Minuten

alle Folgen

In der Halbzeit hatte Jess Thorup seine Mannschaft nochmal eingeschworen, hatte sie gebeten, so weiterzumachen wie bisher. Nicht zu versuchen, das 1:0 auf Biegen und Brechen zu verteidigen. Sie hörte nicht auf ihren Trainer. “Ich bin natürlich enttäuscht”, sagte Thorup also und sah zumindest eine mögliche Erklärung für diesen fast unerklärlichen Einbruch: “Manchmal geht es auch ums Mentale. Du bist nah dran, vielleicht einen großen Sieg einzufahren, willst alles verteidigen und gehst vielleicht ein paar Schritte zurück. Das können wir von diesem Spiel zumindest lernen.”

Statt mit Frankfurt gleichzuziehen, haben die Augsburger nun sechs Punkte Rückstand auf Rang sechs und könnten bei einem Freiburger Punktgewinn gegen Mainz sogar auf Platz acht abrutschen.

Demirovic kritisiert Schiedsrichter: “Keine gute Leistung”

Fast zur Randnotiz verkam daher ein Zwist zwischen FCA-Kapitän Demirovic und Schiedsrichter Petersen. Der Referee aus Stuttgart hatte Demirovic in der 65. Minute Gelb wegen Meckerns gezeigt, und der bosnische Nationalspieler war schon da kaum zu beruhigen gewesen. Nach dem Spiel ging Demirovic nochmal zum Schiedsrichter und redete stark gestikulierend auf ihn ein.

“Ich war der Meinung, dass einige Situationen einfach nicht gut gepfiffen wurden”, erklärte Augsburgs Topscorer. “Das war meiner Meinung nach einfach keine gute Leistung, und das wollte ich ihn wissen lassen. Wir Spieler hören auch nach dem Spiel, dass wir nicht gut waren. Ich war der Meinung, dass ich dem Schiedsrichter heute sagen konnte, dass ich ihn einfach nicht gut fand. Gehört dazu. Wahrscheinlich hat’s ihm nicht geschmeckt. Im Fußball sollten wir alle Männer sein, mit Kritik muss jeder umgehen. Ich meine es nicht böse, war natürlich auch sauer so kurz nach dem Spiel. Da muss man kein großes Ding draus machen.” Und fertig.

Demirovic über Schiedsrichter Petersen: “Wahrscheinlich hat’s ihm nicht geschmeckt”

Nach dem 1:3 in Frankfurt sucht der FC Augsburg nach Erklärungen. Zur Randnotiz verkam ein Zwist zwischen Kapitän Demirovic und Schiedsrichter Petersen.

Waren sich am Freitagabend nicht einig: Ermedin Demirovic und Martin Petersen.

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IMAGO/HMB-Media

War es Müdigkeit? Trägheit im zweiten Freitagabendspiel in Folge? Oder der Druck, jetzt vielleicht doch wieder was verlieren zu können? “Woran es gelegen hat, kann ich nicht sagen”, suchte Kapitän Ermedin Demirovic am Freitagabend nach einer Erklärung für den Einbruch seiner Augsburger in Frankfurt.

45 Minuten lang hatte der Europapokalanwärter, der offiziell kein Europapokalanwärter sein will, die um einen Platz besser postierte Eintracht weitestgehend im Griff gehabt, hatte druckvoll und geradlinig gespielt. Hatte sich die frühe Führung peu à peu verdient. “Wir mussten eigentlich irgendwie ein zweites Tor nachlegen, weil da so viele Räume waren”, meinte Demirovic später. Doch das klappte nicht.

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In der Halbzeit hatte Jess Thorup seine Mannschaft nochmal eingeschworen, hatte sie gebeten, so weiterzumachen wie bisher. Nicht zu versuchen, das 1:0 auf Biegen und Brechen zu verteidigen. Sie hörte nicht auf ihren Trainer. “Ich bin natürlich enttäuscht”, sagte Thorup also und sah zumindest eine mögliche Erklärung für diesen fast unerklärlichen Einbruch: “Manchmal geht es auch ums Mentale. Du bist nah dran, vielleicht einen großen Sieg einzufahren, willst alles verteidigen und gehst vielleicht ein paar Schritte zurück. Das können wir von diesem Spiel zumindest lernen.”

Statt mit Frankfurt gleichzuziehen, haben die Augsburger nun sechs Punkte Rückstand auf Rang sechs und könnten bei einem Freiburger Punktgewinn gegen Mainz sogar auf Platz acht abrutschen.

Demirovic kritisiert Schiedsrichter: “Keine gute Leistung”

Fast zur Randnotiz verkam daher ein Zwist zwischen FCA-Kapitän Demirovic und Schiedsrichter Petersen. Der Referee aus Stuttgart hatte Demirovic in der 65. Minute Gelb wegen Meckerns gezeigt, und der bosnische Nationalspieler war schon da kaum zu beruhigen gewesen. Nach dem Spiel ging Demirovic nochmal zum Schiedsrichter und redete stark gestikulierend auf ihn ein.

“Ich war der Meinung, dass einige Situationen einfach nicht gut gepfiffen wurden”, erklärte Augsburgs Topscorer. “Das war meiner Meinung nach einfach keine gute Leistung, und das wollte ich ihn wissen lassen. Wir Spieler hören auch nach dem Spiel, dass wir nicht gut waren. Ich war der Meinung, dass ich dem Schiedsrichter heute sagen konnte, dass ich ihn einfach nicht gut fand. Gehört dazu. Wahrscheinlich hat’s ihm nicht geschmeckt. Im Fußball sollten wir alle Männer sein, mit Kritik muss jeder umgehen. Ich meine es nicht böse, war natürlich auch sauer so kurz nach dem Spiel. Da muss man kein großes Ding draus machen.” Und fertig.

Tennisbälle und Schokomünzen: FCA muss für Fan-Proteste zahlen

Das DFB-Sportgericht hat am Freitag Geldstrafen gegen den FC Augsburg und den SC Freiburg ausgesprochen. Beim FCA haben die Fan-Proteste gegen den DFL-Investor Folgen.

Beruhigende Wirkung? Kapitän Ermedin Demirovic spricht auf die FCA-Fans ein.

Beruhigende Wirkung? Kapitän Ermedin Demirovic spricht auf die FCA-Fans ein.

imago images

Noch immer ist das DFB-Sportgericht damit beschäftigt, die Fan-Proteste gegen den möglichen Einstieg eines DFL-Investors aufzuarbeiten. Wie die Instanz am Freitag mitteilte, wurde der FC Augsburg im Einzelrichterverfahren nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss wegen zwei Fällen eines unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger mit zwei Geldstrafen in Gesamthöhe von 31.000 Euro belegt.

Davon kann der FCA bis zu 10.000 Euro “für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden, was dem DFB bis zum 30. September 2024 nachzuweisen wäre”. Der Kontrollausschuss machte auch einen Vorschlag, wofür das Geld aufgewendet werden könnte: für Fan-Dialoge.

Podcast

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18:05 Minuten

alle Folgen

Was war genau passiert? Der erste Vorfall ereignete sich Anfang Februar beim Auswärtsspiel in Bochum (1:1): Augsburger Anhänger warfen bereits in der 20. Minute “diverse Gegenstände, inbesondere Schokotaler, auf den Rasen”. Die Partie war infolgedessen insgesamt für drei Minuten unterbrochen. Weil FCA-Fans zudem eine Rauchbombe nach dem Seitenwechsel zündeten, beläuft sich die erste Strafe auf 11.000 Euro.

Beim darauffolgenden Auswärtsspiel in Mainz (0:1) warfen Augsburger Anhänger dann erneut Schokomünzen und auch Tennisbälle aufs Spielfeld. Da die Partie daraufhin für mehr als zehn Minuten unterbrochen war, beträgt die zweite Strafe 20.000 Euro.

Der Verein hat den zwei Urteilen bereits zugestimmt, sie sind damit rechtskräftig.

18 Freiburger Fackeln in Augsburg

Im Fokus stand auch ein drittes Augsburger Spiel im Februar – diesmal aber ohne Beteiligung der FCA-Anhänger: Das DFB-Sportgericht verhängte am Freitag eine Geldstrafe in Höhe von 18.000 Euro an den SC Freiburg, weil dessen Fans beim 1:2 in Augsburg am 25. Februar insgesamt 18 bengalische Fackeln zündeten.

Davon kann der Verein bis zu 6000 Euro für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden, was dem Verband bis zum 31. Dezember 2024 nachzuweisen wäre. Auch die Freiburger haben diesem Urteil bereits zugestimmt, womit es rechtskräftig wurde.

Tennisbälle und Schokomünzen: FCA muss für Fan-Proteste zahlen

Das DFB-Sportgericht hat am Freitag Geldstrafen gegen den FC Augsburg und den SC Freiburg ausgesprochen. Beim FCA haben die Fan-Proteste gegen den DFL-Investor Folgen.

Beruhigende Wirkung? Kapitän Ermedin Demirovic spricht auf die FCA-Fans ein.

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Noch immer ist das DFB-Sportgericht damit beschäftigt, die Fan-Proteste gegen den möglichen Einstieg eines DFL-Investors aufzuarbeiten. Wie die Instanz am Freitag mitteilte, wurde der FC Augsburg im Einzelrichterverfahren nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss wegen zwei Fällen eines unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger mit zwei Geldstrafen in Gesamthöhe von 31.000 Euro belegt.

Davon kann der FCA bis zu 10.000 Euro “für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden, was dem DFB bis zum 30. September 2024 nachzuweisen wäre”. Der Kontrollausschuss machte auch einen Vorschlag, wofür das Geld aufgewendet werden könnte: für Fan-Dialoge.

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Was war genau passiert? Der erste Vorfall ereignete sich Anfang Februar beim Auswärtsspiel in Bochum (1:1): Augsburger Anhänger warfen bereits in der 20. Minute “diverse Gegenstände, inbesondere Schokotaler, auf den Rasen”. Die Partie war infolgedessen insgesamt für drei Minuten unterbrochen. Weil FCA-Fans zudem eine Rauchbombe nach dem Seitenwechsel zündeten, beläuft sich die erste Strafe auf 11.000 Euro.

Beim darauffolgenden Auswärtsspiel in Mainz (0:1) warfen Augsburger Anhänger dann erneut Schokomünzen und auch Tennisbälle aufs Spielfeld. Da die Partie daraufhin für mehr als zehn Minuten unterbrochen war, beträgt die zweite Strafe 20.000 Euro.

Der Verein hat den zwei Urteilen bereits zugestimmt, sie sind damit rechtskräftig.

18 Freiburger Fackeln in Augsburg

Im Fokus stand auch ein drittes Augsburger Spiel im Februar – diesmal aber ohne Beteiligung der FCA-Anhänger: Das DFB-Sportgericht verhängte am Freitag eine Geldstrafe in Höhe von 18.000 Euro an den SC Freiburg, weil dessen Fans beim 1:2 in Augsburg am 25. Februar insgesamt 18 bengalische Fackeln zündeten.

Davon kann der Verein bis zu 6000 Euro für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden, was dem Verband bis zum 31. Dezember 2024 nachzuweisen wäre. Auch die Freiburger haben diesem Urteil bereits zugestimmt, womit es rechtskräftig wurde.

Thorup: “Wir fahren mit ganz breiter Brust nach Frankfurt”

Den jahrelangen Druck des Abstiegskampfes hat der FC Augsburg hinter sich gelassen. Vielmehr darf er von der zweiten Europapokal-Teilnahme der Vereinsgeschichte hoffen. Ein Sieg am Freitagabend bei Eintracht Frankfurt wäre der nächste große Schritt.

Augsburgs Trainer Jess Thorup fährt mit einem guten Gefühl nach Frankfurt.

Augsburgs Trainer Jess Thorup fährt mit einem guten Gefühl nach Frankfurt.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Fünf Siege und ein Remis aus der vergangenen sieben Partien haben für einen Stimmungswandel beim FC Augsburg gesorgt. “Die Mannschaft baut Selbstvertrauen auf, wir haben unsere Momente, befinden uns im Flow. Das gibt mir ein gutes Gefühl”, sagte Jess Thorup am Mittwochmittag auf der Pressekonferenz vor der Auswärtsfahrt nach Frankfurt.

Ein positives Gefühl dürfte dem Trainer auch die bevorstehende Rückkehr von zwei Leistungsträgern geben. Rechtsverteidiger Kevin Mbabu (nach Faserriss) und Sechser Kristijan Jakic (nach Fußprellung) trainierten in dieser Woche mit der Mannschaft und sollen, wenn sie keine Reaktion mehr zeigen, die Startelf verstärken. Auch Niklas Dorsch befindet sich laut Thorup auf dem Weg zurück in den Kader, der Sechser hatte zuletzt länger pausieren müssen, ist hinter Jakic aber nur noch zweite Wahl. Nicht so gut sieht es bei Iago aus, der Linksverteidiger befindet sich wegen einer Fußprellung nur im Lauftraining. Für Fredrik Jensen ist die Saison nach einer Waden-OP wie bereits zuvor für Robert Gumny (Kreuzbandriss) und Elvis Rexhbecaj (Mittelfußbruch) beendet.

Auch wenn Jakic nicht bei hundert Prozent sei, auf die Leihgabe der Eintracht will Thorup nicht verzichten, zumal die Rückkehr zum Ex-Klub eine besondere Partie für den Kroaten sei. “Er ist ein Winner-Typ, der immer alles gibt”, lobt der Trainer, hebt Zweikampfstärke und Positionsspiel Jakics hervor.

Bei einem Sieg mit zwei Toren Differenz würde der FCA an der Eintracht auf Platz sechs vorbeiziehen, zudem zum vierten Mal in 13 Jahren Bundesliga die 40-Punkte-Marke knacken. “Wir fahren mit ganz breiter Brust nach Frankfurt”, kündigt Thorup an, drei Punkte seien wie immer das Ziel. Die Eintracht hält er dennoch für eine Top-Mannschaft, die sich eigentlich jedes Jahr für den internationalen Wettbewerb qualifizieren müsse. Der FCA kann dies in diesem Jahr verhindern. Und zumindest für Freitag sind die Voraussetzungen nicht die schlechtesten.

Frank Linkesch

Jurendic: “Können den Rückspiegel zuklappen”

Nach jahrelangem Abstiegskampf genießen die Fans des FC Augsburg den aktuellen Erfolg, stimmten beim 2:0 gegen Union Berlin das Lied vom Europapokal an. Doch wie realistisch ist das? Der FCA bleibt vorerst demütig und doch ambitioniert.

Starke Saison: Marinko Jurendic und der FCA schielen auf Europa.

Starke Saison: Marinko Jurendic und der FCA schielen auf Europa.

IMAGO/Ulrich Wagner

Ausgangspunkt der Augsburger Europareise könnte Frankfurt werden. Nicht an Deutschlands größtem Flughafen, sondern bei der Eintracht, wo der FCA am kommenden Freitagabend antritt und mit einem Sieg im Idealfall sogar gleichziehen könnte. Forsche Ziele allerdings formuliert niemand beim FCA, zu sehr haben die Jahre des Existenzkampfes in der Bundesliga diejenigen bescheiden gemacht, die ihn miterlebt haben. Allerdings mutet es grotesk an, wenn Torschütze Sven Michel nach dem 2:0 gegen Union Berlin bei der Frage nach Europa darauf verweist, dass zunächst nur der Klassenerhalt zähle. Der ist längst eingetütet, wenn auch noch nicht rechnerisch. Und, merke: Wer sich keine ambitionierten Ziele setzt, wird sie auch nicht erreichen.

Wir sind Wettbewerber, natürlich wollen wir den siebten Platz verteidigen.

Marinko Jurendic

Am ehesten aus der Deckung wagten sich am Freitagabend mit Trainer Jess Thorup und Sportdirektor Marinko Jurendic zwei Protagonisten, die ihre erste Saison beim FCA erleben. “Wir sind Wettbewerber, natürlich wollen wir den siebten Platz verteidigen”, sagte Jurendic. Dieser würde ziemlich sicher zur Teilnahme an der Conference League berechtigen. “Wir haben lange in den Rückspiegel schauen müssen, den können wir jetzt zuklappen”, fügte der Sportdirektor mit Blick auf die Abstiegsregion hinzu. “Wir blicken nach vorne und schauen, was möglich ist”, sagte Thorup, der dem gesamten Verein mit seiner realistischen, aber doch fordernden Art guttut.

Schweres Restprogramm mit BVB, Leverkusen, VfB

Was spricht sportlich für, was gegen den Europa-Coup des FCA? Dagegen sicher das sehr schwere Restprogramm. Nach Frankfurt und dem Heimspiel gegen Werder Bremen muss Thorups Team noch nach Dortmund und Leverkusen, empfängt dazwischen den VfB Stuttgart. Weitere Ausfälle dürfen nicht passieren, der Kader wurde bereits gegen Union mit zwei Jugendspielern aufgefüllt.

Für Europa spricht die Widerstandsfähigkeit. Augsburg behielt gegen die biederen Berliner die Ruhe, wartete geduldig auf den ersten Fehler, schlug dann in Person von Phillip Tietz eiskalt zu. Und mit dem SC Freiburg und Hoffenheim scheint es in der Tabelle derzeit nur noch zwei Teams hinter dem FCA zu geben, die ihn einholen können. Außerdem könnte gar Platz acht zur Europapokal-Teilnahme reichen, wenn die Bundesliga ihren zweiten Platz in dieser Saison gegenüber England verteidigt.

Zukunftsmusik, der FCA bleibt in der Gegenwart, schaut nur eine Woche voraus. Aus seiner Sicht so vernünftig wie verständlich. Die Fans dagegen dürfen träumen und singen.

Frank Linkesch

Thorup hadert nur kurz: “Gibt nichts Besseres für einen Trainer”

Zumindest das Ergebnis stimmte beim 2:0-Heimsieg des FC Augsburg gegen Union Berlin. Trainer Jess Thorup sah dennoch Verbesserungspotenzial – und sprach ein Sonderlob aus.

Zufrieden, zumindest mit dem Ergebnis: FCA-Trainer Jens Thorup.

Zufrieden, zumindest mit dem Ergebnis: FCA-Trainer Jens Thorup.

picture alliance / SvenSimon

“Das Wichtigste im Fußball ist das Ergebnis”, meinte Augsburgs Trainer Jess Thorup im Interview mit DAZN  mit einem Lächeln. Denn das Ergebnis seines FCA, das passte zweifellos: Mit 2:0 hatten sich die Fuggerstädter gegen Union Berlin durchgesetzt und den nächsten Dreier im Kampf um Platz sieben gesammelt, der bei einem Leverkusener Triumph im DFB-Pokal für die Teilnahme an der Europa Conference League berechtigt. “Das nehmen wir mit”, so der Däne.

Bundesliga, 29. Spieltag

Klar war für den 54-jährigen Coach auch, das die Leistung der Augsburger einem möglichen europäischen Abenteuer nicht gewachsen war: “Wenn man über 90 Minuten schaut, dann können wir ganz klar besser Fußball spielen”, gab Thorup zu, “das Spiel war nicht so gut.” Immerhin freute sich der Trainer über die Effizienz seiner Spieler – war ihm diese doch bei der 1:3-Niederlage in Hoffenheim in der Vorwoche noch abgegangen.

Tietz freut sich über “Treffer aus dem Nichts”

Auch Torschütze Philip Tietz schloss sich der Sicht seines Trainers an: “Es war kein schönes Spiel, von beiden Seiten nicht.” Das Spiel sei “defensiv belastet” gewesen, so der Stürmer. Den Ausschlag zugunsten der Fuggerstädter gaben schließlich haarsträubende Fehler der Eisernen: Vor dem 1:0 spielte Diogo Leite den Ball ohne Not an der Strafraumgrenze in die Füße von Tietz, das 2:0 durch Sven Michel wurde durch einen schlampigen Fehlpass von Alex Kral eingeleitet.

“Er hat halt einen Fehler gemacht, in so einer Situation musst du ihn dann halt machen”, blickte Tietz nüchtern auf seinen Führungstreffer. Sicherlich glücklich sei das 1:0 gewesen, “aber das nehm’ ich dankend an”, so der 26-Jährige. Sein “Tor aus dem Nichts” habe den Schwaben schließlich in die Karten gespielt, da Union danach habe aufmachen müssen.

Breithaupt glänzt bei erstem 90-Minuten-Einsatz

Die Defensivlastigkeit der Partie gereichte vor allem Tim Breithaupt zum Vorteil. Für den Sommer-Neuzugang, der unter Thorup lange einen schweren Stand hatte, war es der erste Bundesliga-Auftritt über 90 Minuten. “Ich bin total glücklich, heute von Anfang an gespielt zu haben”, freute sich Breithaupt. Er habe “sein Herz auf dem Platz gelassen” und versucht, der Mannschaft zu helfen.

Und das ist auch gelungen: Der Sechser glänzte mit einer Laufleistung von über zwölf Kilometern (Bestwert beim FCA) sowie etlichen wichtigen Ballgewinnen. Sein Trainer war anschließend voll des Lobes: “Das war super von Breithaupt. Wie er sich in den letzten Wochen und Monaten vorbereitet hat für die Chance, die er jetzt bekommt, das ist unglaublich.”

Duell mit Tabellennachbar Frankfurt wartet

Insgesamt konnte Thorup doch noch zufrieden sein mit dem Abend: “Es gibt nichts Besseres für einen Trainer, als am Freitagabend einen Sieg zu holen und am Wochenende dann den anderen Teams zuzuschauen” – eine sanfte Stichelei gegen die Konkurrenten aus Hoffenheim und Freiburg. Doch schon am kommenden Freitag geht es gegen Eintracht Frankfurt (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) weiter, dem Tabellensechsten. Dann könnte der FCA mit einem Sieg im direkten Duell näher an den Tabellennachbarn heranrücken und hätte sogar noch die Chancen auf einen Europa-League-Startplatz.

Daran wollten die Augsburger jedoch noch nicht denken, weiter gilt, man denke von Woche zu Woche. Oder wie es Breithaupt ausdrückte: “Heute haben wir zu null zuhause gewonnen. Jetzt geht es weiter: nächste Woche Frankfurt!”

Operation: Jensen fehlt Augsburg “mehrere Wochen”

Der FC Augsburg muss “mehrere Wochen” auf Fredrik Jensen verzichten. Der Finne musste sich einer kurzfristigen Operation unterziehen.

Fredrik Jensen fällt erst einmal aus.

Fredrik Jensen fällt erst einmal aus.

IMAGO/eu-images

Vor der Partie gegen den 1. FC Union Berlin hoffte Augsburgs Trainer Jess Thorup, dass einige der zuletzt fehlenden Spieler zurückkehren würden. Diese Hoffnung erfüllte sich allerdings nicht – im Gegenteil.

Denn Kevin Mbabu, Fredrik Jensen und Iago waren ebenso wenig im Kader aufgeführt wie der bei Hoffenheim (1:3) nach zwölf Minuten ausgewechselte Kristijan Jakic. Bei Mbabu (kleiner Muskelfaserriss), Iago (Fußprellung) und Jakic (Achillessehne) ist eine zügige Rückkehr immerhin absehbar – bei Jensen dagegen nicht.

Denn wie der FCA kurz vor dem Anpfiff der Auftaktpartie des 29. Spieltags mitteilte, musste sich der Finne einer kurzfristigen Operation an der verletzten Wade unterziehen. Der Eingriff wurde bereits durchgeführt und ist nach Angaben des FCA erfolgreich verlaufen. Dennoch wird Jensen dem FCA “mehrere Wochen” fehlen. Damit droht dem 26-Jährigen sogar das vorzeitige Saisonaus.

Jensen spielt seit Sommer 2018 für den FC Augsburg hat seitdem in 83 Bundesligapartien fünf Tore erzielt. Sein Vertrag bei den Fuggerstädtern hat noch eine Laufzeit bis Juni 2025.

Augsburg kämpft als Tabellensiebter um die Teilnahme am internationalen Geschäft. Sollte der designierte Deutsche Meister Bayer Leverkusen auch noch Pokalsieger werden, würde sogar Rang sieben für die Qualifikation zur Europa Conference League reichen. Die Werkself trifft im Pokalfinale am 25. Mai auf den 1. FC Kaiserslautern und ist gegen das Kellerkind der 2. Liga haushoher Favorit.