Thorup: “Wenn wir den Bus parken, können wir gleich zu Hause bleiben”

Jess Thorup hat Zeit benötigt, das 0:3 seines FC Augsburg gegen Werder Bremen zu verdauen. Nun geht der Blick des Trainers aber nach vorne. Mutig kündigt er an, am Samstag bei Borussia Dortmund auf Sieg spielen zu wollen.

Erwartet nach dem 0:3 gegen Bremen eine Reaktion von seinem Team: Jess Thorup.

Erwartet nach dem 0:3 gegen Bremen eine Reaktion von seinem Team: Jess Thorup.

IMAGO/kolbert-press

Seit dem 1:0 des BVB gegen Paris St. Germain am Mittwochabend steht fest: Die Bundesliga stellt in der kommenden Saison einen fünften Teilnehmer in der Champions League. Gewinnt der neue Deutsche Meister Bayer Leverkusen erwartungsgemäß auch das DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern, genügt in der Bundesliga-Abschlusstabelle Rang acht für die Teilnahme an der Conference League. Und auf diesem steht trotz der zwei jüngsten Niederlagen in Frankfurt (1:3) und gegen Bremen (0:3) der FC Augsburg.

Thorup rechnet mit viel Rotation beim BVB

In Dortmund hat der FCA zwar seine jüngsten fünf Auswärtspartien verloren, erwischt den BVB aber vielleicht zu einem sehr guten Zeitpunkt zwischen den beiden Paris-Partien. Jess Thorup ging am Donnerstag jedenfalls davon aus, dass sein Gegenüber Edin Terzic der Frische wegen kräftig rotieren wird. “Wenn nicht alle elf, dann doch viele Spieler. Sie könnten mit zwei verschiedenen Mannschaften spielen, die beide oben in der Tabelle stehen würden”, ist Thorup überzeugt.

Auch wenn der Samstagabend nach Bremen schwer für ihn gewesen sei, er die Defizite am Sonntag deutlich zur Sprache gebracht habe, hat der Optimismus bei Thorup längst wieder die Oberhand. “Wir fahren dorthin, um zu gewinnen. Wenn wir nach Dortmund fahren, um den Bus vor unserem Tor zu parken, dann können wir gleich zu Hause bleiben.”

Iago steht erneut nicht zur Verfügung

Verzichten muss der FCA-Trainer auf den gelbgesperrten Sechser Kristijan Jakic. Ihn werde entweder Tim Breithaupt oder Niklas Dorsch ersetzen. Linksverteidiger Iago fehlt weiterhin mit einer Fußprellung. Zwar laufe er in Fußballschuhen im Reha-Training, er habe aber auch immer wieder schlechtere Tage, auch wenn es kein Rückfall sei. Thorup hofft auf den Brasilianer in den letzten beiden Saisonspielen.

Generell denke er nach dem 0:3 an personelle Wechsel, eine Entscheidung wolle er aber erst am Freitag fällen. Was er von seinem Team erwartet? “Viel mehr, als ich am vergangenen Samstag gesehen habe.” Unterstützen werden die Augsburger dabei rund 3000 Fans, die mitreisen.

Frank Linkesch

Thorup hadert nur kurz: “Gibt nichts Besseres für einen Trainer”

Zumindest das Ergebnis stimmte beim 2:0-Heimsieg des FC Augsburg gegen Union Berlin. Trainer Jess Thorup sah dennoch Verbesserungspotenzial – und sprach ein Sonderlob aus.

Zufrieden, zumindest mit dem Ergebnis: FCA-Trainer Jens Thorup.

Zufrieden, zumindest mit dem Ergebnis: FCA-Trainer Jens Thorup.

picture alliance / SvenSimon

“Das Wichtigste im Fußball ist das Ergebnis”, meinte Augsburgs Trainer Jess Thorup im Interview mit DAZN  mit einem Lächeln. Denn das Ergebnis seines FCA, das passte zweifellos: Mit 2:0 hatten sich die Fuggerstädter gegen Union Berlin durchgesetzt und den nächsten Dreier im Kampf um Platz sieben gesammelt, der bei einem Leverkusener Triumph im DFB-Pokal für die Teilnahme an der Europa Conference League berechtigt. “Das nehmen wir mit”, so der Däne.

Bundesliga, 29. Spieltag

Klar war für den 54-jährigen Coach auch, das die Leistung der Augsburger einem möglichen europäischen Abenteuer nicht gewachsen war: “Wenn man über 90 Minuten schaut, dann können wir ganz klar besser Fußball spielen”, gab Thorup zu, “das Spiel war nicht so gut.” Immerhin freute sich der Trainer über die Effizienz seiner Spieler – war ihm diese doch bei der 1:3-Niederlage in Hoffenheim in der Vorwoche noch abgegangen.

Tietz freut sich über “Treffer aus dem Nichts”

Auch Torschütze Philip Tietz schloss sich der Sicht seines Trainers an: “Es war kein schönes Spiel, von beiden Seiten nicht.” Das Spiel sei “defensiv belastet” gewesen, so der Stürmer. Den Ausschlag zugunsten der Fuggerstädter gaben schließlich haarsträubende Fehler der Eisernen: Vor dem 1:0 spielte Diogo Leite den Ball ohne Not an der Strafraumgrenze in die Füße von Tietz, das 2:0 durch Sven Michel wurde durch einen schlampigen Fehlpass von Alex Kral eingeleitet.

“Er hat halt einen Fehler gemacht, in so einer Situation musst du ihn dann halt machen”, blickte Tietz nüchtern auf seinen Führungstreffer. Sicherlich glücklich sei das 1:0 gewesen, “aber das nehm’ ich dankend an”, so der 26-Jährige. Sein “Tor aus dem Nichts” habe den Schwaben schließlich in die Karten gespielt, da Union danach habe aufmachen müssen.

Breithaupt glänzt bei erstem 90-Minuten-Einsatz

Die Defensivlastigkeit der Partie gereichte vor allem Tim Breithaupt zum Vorteil. Für den Sommer-Neuzugang, der unter Thorup lange einen schweren Stand hatte, war es der erste Bundesliga-Auftritt über 90 Minuten. “Ich bin total glücklich, heute von Anfang an gespielt zu haben”, freute sich Breithaupt. Er habe “sein Herz auf dem Platz gelassen” und versucht, der Mannschaft zu helfen.

Und das ist auch gelungen: Der Sechser glänzte mit einer Laufleistung von über zwölf Kilometern (Bestwert beim FCA) sowie etlichen wichtigen Ballgewinnen. Sein Trainer war anschließend voll des Lobes: “Das war super von Breithaupt. Wie er sich in den letzten Wochen und Monaten vorbereitet hat für die Chance, die er jetzt bekommt, das ist unglaublich.”

Duell mit Tabellennachbar Frankfurt wartet

Insgesamt konnte Thorup doch noch zufrieden sein mit dem Abend: “Es gibt nichts Besseres für einen Trainer, als am Freitagabend einen Sieg zu holen und am Wochenende dann den anderen Teams zuzuschauen” – eine sanfte Stichelei gegen die Konkurrenten aus Hoffenheim und Freiburg. Doch schon am kommenden Freitag geht es gegen Eintracht Frankfurt (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) weiter, dem Tabellensechsten. Dann könnte der FCA mit einem Sieg im direkten Duell näher an den Tabellennachbarn heranrücken und hätte sogar noch die Chancen auf einen Europa-League-Startplatz.

Daran wollten die Augsburger jedoch noch nicht denken, weiter gilt, man denke von Woche zu Woche. Oder wie es Breithaupt ausdrückte: “Heute haben wir zu null zuhause gewonnen. Jetzt geht es weiter: nächste Woche Frankfurt!”

Breithaupt und Pfeiffer: Chance für die Vergessenen?

Im Winter verdünnte der FC Augsburg seinen üppigen Kader. Weil es kaum Ausfälle gab, bekamen zwei Sommerneuzugänge dennoch keine Chance. Dies könnte sich nun ändern.

Die Augsburger Patric Pfeiffer (l.) und Tim Breithaupt könnten gegen Union Berlin ihre Chance bekommen.

Die Augsburger Patric Pfeiffer (l.) und Tim Breithaupt könnten gegen Union Berlin ihre Chance bekommen.

imago images

Ein Teil des Erfolgsgeheimnisses von Jess Thorup liegt ganz sicher darin, dass der Trainer des FC Augsburg einen Stamm an Spielern gefunden hat, denen er vertraut und die in der Regel zum Einsatz kommen. Wechsel nimmt der Däne höchstens punktuell vor. Nun beschäftigen Thorup vor dem Duell mit Union Berlin am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) jedoch Personalprobleme.

Mit Robert Gumny (Kreuzbandriss) und Elvis Rexhbecaj (Mittelfußbruch) sind zwei Profis bereits für den Rest der Saison außer Gefecht. Mit Kevin Mbabu (kleiner Faserriss), Iago (Fußprellung), Fredrik Jensen (Wade) und Kristijan Jakic (Achillessehne) fehlten vier Profis bereits beim 1:3 in Hoffenheim bzw. mussten früh ausgewechselt werden (Jakic). Hinter allen steht ein dickes Fragezeichen für die Partie am Freitag, was Thorups Optionen extrem einschränkt.

Das könnte die Chance für zwei fast vergessene Sommerneuzugänge bieten. In Hoffenheim kam Sechser Tim Breithaupt früh für Jakic in die Partie und stabilisierte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten mit fortdauernder Partie. 2,5 Millionen Euro überwies der FCA 2023 an den Karlsruher SC, unter Thorup stand der 22-Jährige aber noch nie in der Startelf, stand häufig gar nicht im Kader und war zuletzt am 15. Spieltag gegen Borussia Dortmund in der Schlussminute eingewechselt worden. Jakics Pech könnte sein Glück sein.

Patric Pfeiffer kam mit der Hypothek einer Sperre aus Darmstadt, zuletzt pausierte er verletzt. Die Einwechslung gegen Hoffenheim war erst der siebte Saisoneinsatz, ein ordentlicher. Für die 24-jährige, 1,96 Meter große Kante spricht die Kopfballstärke gegen Union. Pfeiffer könnte dann spielen, wenn Jeff Gouweleeuw mangels Alternativen als Rechtsverteidiger aushelfen muss.

Eigengewächs Kömür kann auf weitere Minuten hoffen

Neben diesem Duo bescherten die Personalprobleme einem Talent die Bundesligapremiere. Mert Kömür, 18-jähriges Eigengewächs, kam gegen Hoffenheim als Joker in der Offensive. Auch der 2005er-Jahrgang darf auf weitere Minuten hoffen.

Frank Linkesch