FC-Präsident Wolf vor drohendem Abstieg: “Wir sind felsenfest von unserem Kurs überzeugt”

In der Bundesliga schwebt der 1. FC Köln in höchster Abstiegsgefahr. Doch Präsident Werner Wolf wähnt den Klub auf einem guten Weg – und verteilt Seitenhiebe an Kritiker.

Kölns Präsident Werner Wolf stärkte seinem Sport-Geschäftsführer Christian Keller in einem Interview auf der Klub-Website den Rücken.

Kölns Präsident Werner Wolf stärkte seinem Sport-Geschäftsführer Christian Keller in einem Interview auf der Klub-Website den Rücken.

picture alliance / SVEN SIMON

Fünf Punkte muss der 1. FC Köln in den verbleibenden drei Saisonspielen aufholen, wenn es zumindest mit dem Einzug in die Relegationsspiele noch etwas werden soll. Eine Aufgabe, für die es ein kleines Fußballwunder braucht. Erstmals seit 2018 droht wieder der Sturz in die 2. Liga. Kein Wunder, dass nicht nur Kritik an der Mannschaft, sondern auch an der Klubführung aufkommt.

So hatten die Fans nach dem desolaten 0:2 gegen Darmstadt 98 erstmals den Rauswurf von Sport-Geschäftsführer Christian Keller gefordert, außerdem werden auch Fragen nach der Zukunft des Klub-Vorstands um Präsident Werner Wolf laut. Der bezieht nun in einem Interview auf der Vereins-Website Stellung.

Die Fehlerkultur imponiert dem Präsident

“Viele Fans sind sehr enttäuscht von dieser Saison, manche wütend. Das kann ich verstehen”, gibt Wolf zu, der seit September 2019 an der Spitze des Noch-Bundesligisten steht. Ein Rücktritt des Vorstands, zu dem neben ihm auch Eckhard Sauren und Carsten Wettich gehören, komme aber nicht infrage. “Zweifel, Nebengeräusche und Personal-Debatten bringen uns jetzt nicht weiter”, findet Wolf.

Die “intensive Aufarbeitung der Fehler”, beispielsweise in Sachen Kaderzusammenstellung oder beim Umgang mit der Transfersperre, “aber vor allem die Fortschritte in nahezu allen anderen Bereichen des FC (…) überzeugen uns, an der Zusammenarbeit festzuhalten”, sagt der FC-Boss. Und verteilt gleich noch einen Seitenhieb an diejenigen im Verein, die es anders sehen: “Wir werden den Rufen nach Rücktritten und Entlassungen nicht nachgeben. Das wäre ein Rückfall in die Mechanismen, die seit ganz vielen Jahren verhindern, dass der FC nachhaltig wächst.”

Was ihn nicht davon abhielt, den Vorstandsberater Jörg Jakobs als Südenbock für die Transfer-Affäre um Jaka Cuber Potocnik auszumachen und ihn öffentlich zu demontieren. Dabei hätte die komplette Causa ausgeräumt werden können, die Geschäftsführung aber ließ es auf den Prozess vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS ankommen – mit bekanntem Ausgang.

Wolf stärkt Keller den Rücken

Man sei nicht bereit, “diese Überzeugung zu opfern, nur um in Medien und Öffentlichkeit kurzfristigen Zuspruch zu erfahren”. Rücktrittsforderungen hält Wolf sogar für illegitim: “Versuche, die Satzung zu umdribbeln oder zu untergraben, schaden der Integrität des Vereins, seinen Werten und den Mitgliedern.” Eine Sichtweise, die so wohl nur Amtsträger entwickeln.

Die Kritik vieler FC-Anhänger an der Führungsetage aus Vorstand und Geschäftsführung ist angesichts der  sportlichen Krise jedenfalls total verständlich. “Aber der Vorstand steht zu 100 Prozent hinter der Geschäftsführung, weil er auch die Rahmenbedingungen sieht, unter denen Entscheidungen getroffen werden mussten”, wird Wolf nun zitiert, und stärkt damit vor allem dem in nahezu alle Bereiche des Vereins eingebundenen Keller den Rücken.

Der Abstieg bedeutet weitere Einsparungen

Mit den angesprochenen “Rahmenbedingungen” meint Wolf vor allem die während der Corona-Pandemie angehäuften Schulden, die Keller und Co. nun abtragen sollen. “Wir haben es geschafft, den akut insolvenzgefährdeten FC wieder ins Leben zu holen”, lobt Wolf, die rund 80 Millionen Euro Verbindlichkeiten sollen im kommenden Sommer weitgehend zurückgezahlt sein. Dann werde man auch wieder in Mannschaft und Infrastruktur investieren.

Dann allerdings könnte der 1. FC Köln Zweitligist sein. Und klar ist: Der Gang ins Unterhaus würde die Einnahmen um mindestens 40 bis 50 Millionen Euro einbrechen lassen. Zwar soll der Klub auch dann “in der Lage sein, mindestens ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften”. Allerdings wäre das wohl nur mit weiteren erheblichen Einsparungen möglich.

Mit einem Bein in der 2. Liga

Was weitere spürbare Folgen auf die sportliche Konkurrenzfähigkeit haben könnte, die doch eigentlich das Hauptziel eines Profivereins sein sollte. “Trotz allem erkennen wir natürlich auch, dass rückblickend die drastischen Maßnahmen zur finanziellen Überlebenssicherung zu Lasten der sportlichen Stabilität gegangen sind”, gesteht Wolf ein – ein Trend, die Arbeit auch in der 2. Liga deutlich erschweren könnte.

Die kommenden Kölner Aufgaben

Noch allerdings kann der 1. FC Köln sich retten, auch wenn er dazu drei Siege einfahren muss und auf Patzer der Konkurrenten in Mainz und Bochum angewiesen ist. “Die Mannschaft hat sich mit dem Last-Minute-Punkt in Mainz selbst bewiesen, dass sie in der Lage ist, in so einer Extremsituation zu bestehen”, glaubt Wolf mit Blick auf das 1:1 gegen den 1. FSV am vergangenen Sonntag, bei dem die Kölner eigentlich ganz dringend einen Sieg benötigt hätten.

So aber stehen die Geißböcke mit einem Bein in der 2. Liga. “Wir werden auch mit dieser Geschäftsführung in die neue Saison gehen”, bekräftigt Wolf, der die 2. Liga anders als der einst in Regensburg tätige Keller noch nicht als Funktionär erlebt hat. Der FC-Präsident macht aber klar: “Wir sind felsenfest von unserem Kurs überzeugt.” Ein Kurs, der am Ende den siebten Abstieg der Klubgeschichte zur Folge haben könnte.

Jim Decker

Schultz wundert sich über Stimmung in Mainz – und scherzt über Mathe-Schwäche

Dass der 1. FC Köln bei Mainz 05 noch zurückkam, machte Trainer Timo Schultz auch an der Stimmung im Stadion fest. Den Schiedsrichter nahm er aus der Schusslinie.

Hat noch Hoffnung auf den Klassenerhalt: Kölns Trainer Timo Schultz.

Hat noch Hoffnung auf den Klassenerhalt: Kölns Trainer Timo Schultz.

IMAGO/Eibner

In der Bewertung des Endergebnisses gab es keine zwei Meinungen beim 1. FC Köln. “Der Punkt ist für uns zu wenig, das wissen wir”, gab Trainer Timo Schultz nach dem 1:1 im Keller-Krimi bei Mainz 05 bei DAZN zu. “Auf der anderen Seite bin ich stolz auf meine Mannschaft. In der zweiten Hälfte waren wir spielbestimmend und haben vier, fünf Riesenchancen. Aber am Ende sind wir unzufrieden mit dem Punkt, weil wir die bessere Mannschaft waren.”

Letzteres galt zumindest für die zweite Hälfte, als Köln sich nach rund einer Stunde Spielzeit mehr und mehr in die Partie hineinarbeitete, um schließlich in der Schlussphase auf das 1:1 zu drücken – und es schließlich zu erzielen. Dabei half auch die Einwechslung von Mark Uth, die dem Kölner Offensivspiel merklich Struktur und Gefahr verlieh. “Wir können dann noch mit Mark Uth einen Spieler bringen, der eine Qualität im letzten Drittel hat, die wir sonst in der Mannschaft einfach nicht besitzen, da müssen wir nicht drumherum reden”, machte auch Schultz klar.

Ich hatte das Gefühl, dass sie den Faden verloren haben.

Timo Schultz über Gegner Mainz

Der Kölner Trainer sah aber noch einen anderen Faktor, von dem seine Mannschaft profitiert hatte – und gar nicht unmittelbar mit den eigenen Qualitäten zu tun hatte. “Die Hektik hat uns eher gutgetan”, spielte Schultz auf die aufgeheizte Atmosphäre in Mainz an, die schon mit Anpfiff für echte Abstiegskampf-Stimmung gesorgt hatte. “Wir wussten, dass hier schon vor dem Anpfiff Hektik sein wird”, so Schultz, der sich ein wenig wunderte: “Ich weiß gar nicht, ob das so gut war für die Mainzer. Ich hatte das Gefühl, dass die eher den Faden verloren haben, während wir uns dadurch reingekämpft haben.”

Zutreffend war das zumindest für die Phase nach einem Foul des bereits verwarnten Mainzers Anthony Caci in der 63. Minute, nach dem allerdings beide Bänke und Mannschaften in der Folge für ein zerfahrenes Spiel mit zahlreichen Nickligkeiten und Diskussionen sorgten – und für eine Phase, aus der Köln schließlich stärker auftauchte.

Dem Schiedsrichter, der Caci nicht Gelb-Rot gezeigt und Köln nach einer weiteren strittigen Situation im Mainzer Strafraum kurz vor Abpfiff der Partie keinen dritten Elfmeter mehr zugesprochen hatte, machte Schultz indes keine Vorwürfe: “Es gab viele strittige Situationen. Er kann Gelb-Rot geben, wir können auch noch einen Elfmeter in der Nachspielzeit geben. Der Schiedsrichter hat sein Bestes gegeben und wenn wir einen Elfmeter verschießen, müssen wir bei uns anfangen.”

Waldschmidt entschuldigt sich bei Fans und Mannschaft

In dem Fall bei Luca Waldschmidt, der nach zuvor sieben Treffern erstmals in seiner Bundesliga-Karriere einen Elfmeter verschossen hatte. “Das tut schon weh, aber es gehört dazu”, gab der Offensivspieler, der auch das Kölner Gegentor mit einem schwach getretenen Freistoß eingeleitet hatte, zu Protokoll. “Ich fühle mich gut und würde auch den nächsten Elfmeter wieder schießen. Aber es tut mir Leid für die Fans und die Mannschaft, denn wenn ich den mache, glaube ich, dass wir das Spiel gewinnen.”

So aber bleibt es bei fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz – und nur noch drei Spielen, um die Hypothek aufzuholen. “Rechnen kann ich auch, aber so gut war ich auch nicht in Mathe”, scherzte Schultz. “Von daher glaube ich dran. Wenn wir gegen Freiburg gewinnen, sieht es ganz anders aus.” Wenn nicht, könnte der Abstieg aber auch schon einen Tag später besiegelt sein.

Schultz wundert sich über Stimmung in Mainz – und scherzt über Mathe-Schwäche

Dass der 1. FC Köln bei Mainz 05 noch zurückkam, machte Trainer Timo Schultz auch an der Stimmung im Stadion fest. Den Schiedsrichter nahm er aus der Schusslinie.

Hat noch Hoffnung auf den Klassenerhalt: Kölns Trainer Timo Schultz.

Hat noch Hoffnung auf den Klassenerhalt: Kölns Trainer Timo Schultz.

IMAGO/Eibner

In der Bewertung des Endergebnisses gab es keine zwei Meinungen beim 1. FC Köln. “Der Punkt ist für uns zu wenig, das wissen wir”, gab Trainer Timo Schultz nach dem 1:1 im Keller-Krimi bei Mainz 05 bei DAZN zu. “Auf der anderen Seite bin ich stolz auf meine Mannschaft. In der zweiten Hälfte waren wir spielbestimmend und haben vier, fünf Riesenchancen. Aber am Ende sind wir unzufrieden mit dem Punkt, weil wir die bessere Mannschaft waren.”

Letzteres galt zumindest für die zweite Hälfte, als Köln sich nach rund einer Stunde Spielzeit mehr und mehr in die Partie hineinarbeitete, um schließlich in der Schlussphase auf das 1:1 zu drücken – und es schließlich zu erzielen. Dabei half auch die Einwechslung von Mark Uth, die dem Kölner Offensivspiel merklich Struktur und Gefahr verlieh. “Wir können dann noch mit Mark Uth einen Spieler bringen, der eine Qualität im letzten Drittel hat, die wir sonst in der Mannschaft einfach nicht besitzen, da müssen wir nicht drumherum reden”, machte auch Schultz klar.

Ich hatte das Gefühl, dass sie den Faden verloren haben.

Timo Schultz über Gegner Mainz

Der Kölner Trainer sah aber noch einen anderen Faktor, von dem seine Mannschaft profitiert hatte – und gar nicht unmittelbar mit den eigenen Qualitäten zu tun hatte. “Die Hektik hat uns eher gutgetan”, spielte Schultz auf die aufgeheizte Atmosphäre in Mainz an, die schon mit Anpfiff für echte Abstiegskampf-Stimmung gesorgt hatte. “Wir wussten, dass hier schon vor dem Anpfiff Hektik sein wird”, so Schultz, der sich ein wenig wunderte: “Ich weiß gar nicht, ob das so gut war für die Mainzer. Ich hatte das Gefühl, dass die eher den Faden verloren haben, während wir uns dadurch reingekämpft haben.”

Zutreffend war das zumindest für die Phase nach einem Foul des bereits verwarnten Mainzers Anthony Caci in der 63. Minute, nach dem allerdings beide Bänke und Mannschaften in der Folge für ein zerfahrenes Spiel mit zahlreichen Nickligkeiten und Diskussionen sorgten – und für eine Phase, aus der Köln schließlich stärker auftauchte.

Dem Schiedsrichter, der Caci nicht Gelb-Rot gezeigt und Köln nach einer weiteren strittigen Situation im Mainzer Strafraum kurz vor Abpfiff der Partie keinen dritten Elfmeter mehr zugesprochen hatte, machte Schultz indes keine Vorwürfe: “Es gab viele strittige Situationen. Er kann Gelb-Rot geben, wir können auch noch einen Elfmeter in der Nachspielzeit geben. Der Schiedsrichter hat sein Bestes gegeben und wenn wir einen Elfmeter verschießen, müssen wir bei uns anfangen.”

Waldschmidt entschuldigt sich bei Fans und Mannschaft

In dem Fall bei Luca Waldschmidt, der nach zuvor sieben Treffern erstmals in seiner Bundesliga-Karriere einen Elfmeter verschossen hatte. “Das tut schon weh, aber es gehört dazu”, gab der Offensivspieler, der auch das Kölner Gegentor mit einem schwach getretenen Freistoß eingeleitet hatte, zu Protokoll. “Ich fühle mich gut und würde auch den nächsten Elfmeter wieder schießen. Aber es tut mir Leid für die Fans und die Mannschaft, denn wenn ich den mache, glaube ich, dass wir das Spiel gewinnen.”

So aber bleibt es bei fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz – und nur noch drei Spielen, um die Hypothek aufzuholen. “Rechnen kann ich auch, aber so gut war ich auch nicht in Mathe”, scherzte Schultz. “Von daher glaube ich dran. Wenn wir gegen Freiburg gewinnen, sieht es ganz anders aus.” Wenn nicht, könnte der Abstieg aber auch schon einen Tag später besiegelt sein.

Mit einigen Veränderungen: Schultz will Mainz “über 90 Minuten jagen”

Der 1. FC Köln greift in Mainz nach dem möglicherweise letzten Strohhalm im Abstiegskampf der Bundesliga. Trainer Timo Schultz wünscht sich einen befreiten Auftritt seiner Mannschaft.

Timo Schultz hofft, dass sein 1. FC Köln in Mainz befreit aufspielen kann.

Timo Schultz hofft, dass sein 1. FC Köln in Mainz befreit aufspielen kann.

IMAGO/Beautiful Sports

Das 0:2 gegen Schlusslicht Darmstadt 98 war ein echter Tiefschlag für den 1. FC Köln, der Abstieg in die 2. Bundesliga rückt immer näher. Vier Spieltage vor Schluss fehlen bereits fünf Zähler zu Bochum auf Relegationsplatz 16 – und zum kommenden Gegner aus Mainz (15.).

“Man sucht natürlich nach Gründen”, blickte Trainer Timo Schultz vor dem Gastspiel in Mainz auf den schwachen Auftritt gegen den SVD zurück. “Manchmal ist man als Trainer eher analytisch unterwegs und schaut, was wir technisch und taktisch falsch gemacht haben. Ich glaube, diesmal war es einfach offensichtlich, dass die Jungs ihre PS nicht auf die Straße gebracht haben. Das ist das, was mich am meisten geärgert hat.”

FC-Profis sollen “einfach mal befreit aufspielen”

Im Nachgang des 29. Spieltags hatte der Coach für den Saisonspurt eine “Scheißegal-Stimmung” eingefordert. “Damit wollte ich nicht sagen, dass es uns egal ist, sondern, dass die Jungs einfach mal befreit aufspielen sollen”, erläuterte der 46-Jährige. Es gehe in den verbleibenden Spielen darum, “einfach Fußball zu spielen, einfach das zu machen, was die Mannschaft viel besser kann als gegen Darmstadt”.

Gestiegen sei der Druck jedenfalls nicht, auch wenn die Rettung immer unwahrscheinlicher wird. “Wir wissen, dass wir die Punkte brauchen. Die brauchten wir vorher und die würden wir auch danach brauchen. Unser Ansatz muss sein, dass wir erstmal das auf den Platz bringen, was wir auf den Platz bringen können”, forderte Schultz. “Mir als Trainer ist es am Wochenende erstmal wichtig, dass ich eine Mannschaft auf dem Platz sehe, die mutig und aggressiv nach vorne spielt, die den Ball haben will und mit aller Macht versucht, das Spiel zu gewinnen.” Dann könne man sich Chancen auf einen Sieg ausrechnen.

Wenn man die gleichen Sachen macht, dann erhält man die gleichen Ergebnisse. Entsprechend wird sich einiges ändern.

Timo Schultz

Die letzte Mannschaft, die einen Dreier in Mainz landete, war Werder Bremen am 20. Spieltag (1:0). Seither blieb die Mannschaft von Bo Henriksen zuhause sechsmal in Folge ungeschlagen (4-2-0). “Sie haben einen guten Lauf, konnten sich von unten ein bisschen absetzen und stehen jetzt vor uns. Sie sind nicht mehr in der Rolle des Jägers, sondern die Gejagten”, erklärte Schultz und kündigte an: “Wir sind eine Mannschaft, die sie jagen wollen, und das werden wir am Wochenende über 90 Minuten machen. Wir kennen die Tabelle und wissen, dass wir mit einem Sieg wieder eng dran sind. Das muss unser Ziel sein.”

Klar sei jedenfalls, dass der Auftritt gegen Darmstadt auch für Personal und Herangehensweise Konsequenzen nach sich zieht. “Wenn man immer die gleichen Sachen macht, dann erhält man immer die gleichen Ergebnisse. Entsprechend wird sich schon einiges ändern”, versprach Schultz. Unter anderem sei Damion Downs mittlerweile “eine absolute Alternative”. Für Justin Diehl komme ein Einsatz nach seinem Muskelfaserriss dagegen weiterhin zu früh, die Ausfallliste bleibt damit im Vergleich zur Vorwoche unverändert.

Die perfekte Fehlerkette: Wie Schultz in Köln eine unmögliche Mission übernahm

Der 1. FC Köln stürzt in dieser Saison von einer Krise in die nächste. Für viele Fehler der Vergangenheit kann Trainer Timo Schultz nichts, doch auch der 46-Jährige hat Anteil am Niedergang.

FC-Trainer Timo Schultz und seine Schützlinge stehen vor dem Kellerduell bei Mainz 05 vor dem Abgrund.

FC-Trainer Timo Schultz und seine Schützlinge stehen vor dem Kellerduell bei Mainz 05 vor dem Abgrund.

IMAGO/Eibner

Wer Fußballlehrer werden will, kann sich unzählige Bücher zu Gemüte führen und nahezu unendlich sind die Möglichkeiten, eine Mannschaft zu führen. Wenn es hart auf hart kommt, handeln viele Trainer dann aber doch ziemlich ähnlich. So wie Timo Schultz zu Beginn dieser Woche. Nach der ersten Einheit baute der Coach des 1. FC Köln eine mentale Wagenburg um seine Mannschaft: “Letztendlich können wir jetzt aber eine Scheißegal-Mentalität an den Tag legen. Wir brauchen nicht mehr von Druck sprechen, alle haben ihren Stab über uns gebrochen.” Ein Trick, so alt wie das Trainer-Dasein. Ob er funktioniert?

Der Ton am Geißbockheim hat sich jedenfalls verändert. Auch wenn etwa Routinier Mark Uth von guter Stimmung spricht. Schultz will im Abstiegskampf noch mal alle zusammenschweißen: wir hier im Team gegen die da draußen. Was er sich dadurch erhofft, ist nichts anderes als ein kleines Fußballwunder, denn die Geißböcke haben nicht nur viele Pessimisten schon quasi abgeschrieben. Fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz sind angesichts von vier ausstehenden Partien ein Brett. Der 1. FC Köln steht nach sechs Jahren wieder mit einem Bein in der 2. Liga.

Eine drohende Premiere

Ein Abstieg wäre auch für Schultz ein Malus. Bei St. Pauli und in Basel wurde er zwar entlassen – in der Schweiz sogar nach bereits drei Monaten. Aber eine Klasse tiefer musste Schultz als Proficoach im Herrenbereich noch nie gehen. Nun droht ihm diese Premiere mit den Kölnern. Und das, wo der Norddeutsche doch eigentlich so gern im Rheinland bleiben würde. “Unabhängig von der Liga kann ich mir vorstellen, weit über den Sommer hinaus hier tätig zu sein”, sagte Schultz im kicker-Interview Mitte März. Und nannte dann noch Christian Streich als Vorbild, der mit dem SC Freiburg einst ab- und dann wieder aufstieg.

Der hört im Sommer als Freiburg-Coach auf – und könnte dann gemeinsam mit Schultz ein Sabbatjahr einlegen. Als Abstiegstrainer dürfte der 46-Jährige in Köln nahezu unmöglich zu halten sein – Fußball-Romantik hin oder her. Nur eine bemerkenswerte Leistungsexplosion seines Teams könnte Schultz‘ Karten noch verbessern. Die aber scheint richtig weit entfernt.

Die Übernahme eines Trümmerhaufens

Klar: Die Vorzeichen für die Rettungsmission in Köln standen von Beginn an schlecht. Sport-Geschäftsführer Christian Keller hatte im Sommer keinen adäquaten Ersatz für Jonas Hector (Karriereende) sowie Ellyes Skhiri (Frankfurt) verpflichtet und sich außerdem gegen den Transfer eines Mittelstürmers entschieden. Die Bestätigung der Transfersperre durch den CAS kombiniert mit mangelhaftem Krisenmanagement von Vorgänger Steffen Baumgart ließen den FC bereits zum Jahreswechsel als Trümmerhaufen erscheinen.

Schultz musste das genauso gesehen haben. Trotzdem sagte er bei seiner Vorstellung Anfang Januar, er sei “kein typischer Feuerwehrmann” und wolle “etwas entwickeln”. Ruhig und sachlich begann er dann mit der Aufarbeitung der vergangenen Monate: Faride Alidou und Sargis Adamyan machte er mit Geduld von Problemfällen zu Stammspielern, vertraute links mit Erfolg auf den jungen Max Finkgräfe und erkämpfte mit einer deutlich defensiveren Taktik Punkt um Punkt. Immer wieder sah er das Team “auf einem guten Weg” oder “auf Augenhöhe” mit dem Gegner. Für die Formulierung “verdienter Sieger” allerdings reichte es nur einmal, beim 2:0 gegen Frankfurt.

Das liegt auch an den Fehlern, die er machte. Die Mauertaktik war ein nachvollziehbarer Ansatz, zündete aber nur bedingt, weil individuelle Fehler trotzdem permanent zu Gegentoren führten. Die Offensive blieb ein Trauerspiel, weniger als die 13 Tore des 1. FC Köln schoss seit Schultz Amtsübernahme nur Union Berlin (11), das dafür allerdings nur 18 Gegentreffer statt der 27 Gegentore kassierte, die im FC-Tor einschlugen.

Kölns Sinnbild für die Krise

Und schließlich lag Schultz auch mit einigen Personalentscheidungen daneben. Florian Kainz etwa kommt unter Schultz auf einen kicker-Notenschnitt von 4,2, tritt nur sporadisch als Standardschütze positiv in Erscheinung und steht sinnbildlich für die Krise. Das Vertrauen des Trainers in seinen Kapitän ist ebenso unverständlich wie seine Experimente mit Jan Thielmann: Anfang des Jahres positionierte Schultz den 21-Jährigen erfolglos im Sturmzentrum, nun muss Thielmann Rechtsverteidiger spielen. Der U-21-Nationalspieler wirkt in dieser Rolle alles andere als glücklich und entfaltet nichts von dem Elan, den sich Schultz durch den gelernten Offensivspieler auf dieser Position erhofft hatte.

Fehlgriffe, die in der Summe in die 2. Liga führen könnten. Noch ist allerdings nichts verloren. Beim Auswärtsspiel am Sonntagabend (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Mainz 05 hat Köln die letzte Chance, die dramatische Fehlerkette zu unterbrechen. Und aus der “Mission Impossible” vielleicht noch eine “Mission possible” zu machen.

Jim Decker

Sieg vor Gericht: 1. FC Köln darf Geißbockheim erweitern

Der stark abstiegsbedrohte 1. FC Köln hat zumindest vor Gericht einen wichtigen Sieg gefeiert. Das Bundesverwaltungsgericht hob ein Urteil auf, das einen Bebauungsplan des Vereins für unwirksam erklärt hatte.

Fahnen vor dem Geißbockheim: Der 1. FC Köln bleibt weiter in seiner Heimat.

Fahnen vor dem Geißbockheim: Der 1. FC Köln bleibt weiter in seiner Heimat.

picture alliance / R. Goldmann

Wie die Kölner am Mittwoch mitteilte, entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, dass das entsprechende Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster aufgehoben ist und “die Sache zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an das entsprechende Gericht zurückverwiesen” wird.

Hintergrund ist der Bebauungsplan, den der Verein rund um das Geißbockheim umsetzen möchte. Köln möchte das Gelände um ein Nachwuchsleistungszentrum sowie drei Fußballplätze auf der Gleueler Wiese erweitern. Der Bebauungsplan war vom Oberverwaltungsgericht Münster jedoch für unwirksam erklärt worden. Köln war dagegen in Revision gegangen – und erhielt vom BVG nun Recht.

“Das BVG hat entschieden, dass das OVG den Bebauungsplan für die Erweiterung des RheinEnergieSportparks mit rechtlich nicht tragfähigen Erwägungen für unwirksam erklärt hat”, heißt es in einer Pressemitteilung. “Damit ist der Bebauungsplan, auf dessen Grundlage der 1. FC Köln ein weiteres Gebäude und zusätzliche Spielfelder in unmittelbarer Nähe des Geißbockheims bauen möchte, wieder wirksam. Das Bundesverwaltungsgericht ist damit der Rechtsansicht des 1. FC Köln gefolgt. Das Oberverwaltungsgericht Münster muss den Fall nun noch einmal prüfen und neu bewerten.”

Kölns Geschäftsführer Philipp Türoff freute sich über einen “wichtigen Erfolg für uns, für den wir als FC mit der Einlegung der Revision gekämpft haben”. Die Kölner wollen ihre in die Jahre gekommene Infrastruktur verbessern. Dabei stand sogar ein Umzug in den Stadtteil Marsdorf im Raum. Anfang April hatte der Verein allerdings mitgeteilt, dass die “intensiven, mehrjährigen” Verhandlungen mit der Stadt Köln gescheitert waren und der Verein damit am Geißbockheim bleiben wird. Mit dem nun wieder wirksamen Bebauungsplan kann der Verein seinen ursprünglichen Plan wieder verfolgen. “Das ist für uns ein klares Signal: Es ist Zeit, endlich loszulegen”, so Türoff.

Sieg vor Gericht: 1. FC Köln darf auf Erweiterung des Geißbockheims hoffen

Der stark abstiegsbedrohte 1. FC Köln hat zumindest vor Gericht einen wichtigen Sieg gefeiert. Das Bundesverwaltungsgericht hob ein Urteil auf, das einen Bebauungsplan des Vereins für unwirksam erklärt hatte.

Fahnen vor dem Geißbockheim: Der 1. FC Köln bleibt weiter in seiner Heimat.

Fahnen vor dem Geißbockheim: Der 1. FC Köln bleibt weiter in seiner Heimat.

picture alliance / R. Goldmann

Wie die Kölner am Mittwoch mitteilte, entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, dass das entsprechende Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster aufgehoben ist und “die Sache zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an das entsprechende Gericht zurückverwiesen” wird.

Hintergrund ist der Bebauungsplan, den der Verein rund um das Geißbockheim umsetzen möchte. Köln möchte das Gelände um ein Nachwuchsleistungszentrum sowie drei Fußballplätze auf der Gleueler Wiese erweitern. Der Bebauungsplan war vom Oberverwaltungsgericht Münster jedoch für unwirksam erklärt worden. Köln war dagegen in Revision gegangen – und erhielt vom BVG nun Recht.

“Das BVG hat entschieden, dass das OVG den Bebauungsplan für die Erweiterung des RheinEnergieSportparks mit rechtlich nicht tragfähigen Erwägungen für unwirksam erklärt hat”, heißt es in einer Pressemitteilung. “Damit ist der Bebauungsplan, auf dessen Grundlage der 1. FC Köln ein weiteres Gebäude und zusätzliche Spielfelder in unmittelbarer Nähe des Geißbockheims bauen möchte, wieder wirksam. Das Bundesverwaltungsgericht ist damit der Rechtsansicht des 1. FC Köln gefolgt. Das Oberverwaltungsgericht Münster muss den Fall nun noch einmal prüfen und neu bewerten.”

Kölns Geschäftsführer Philipp Türoff freute sich über einen “wichtigen Erfolg für uns, für den wir als FC mit der Einlegung der Revision gekämpft haben”. Die Kölner wollen ihre in die Jahre gekommene Infrastruktur verbessern. Dabei stand sogar ein Umzug in den Stadtteil Marsdorf im Raum. Anfang April hatte der Verein allerdings mitgeteilt, dass die “intensiven, mehrjährigen” Verhandlungen mit der Stadt Köln gescheitert waren und der Verein damit am Geißbockheim bleiben wird. Mit dem nun wieder wirksamen Bebauungsplan kann der Verein seinen ursprünglichen Plan wieder verfolgen. “Das ist für uns ein klares Signal: Es ist Zeit, endlich loszulegen”, so Türoff.

Uth zu Kölns Krise: “Die Angst ist mit dabei”

Am Sonntag hat der 1. FC Köln gegen Mainz 05 die letzte Chance, im Abstiegskampf ein Lebenszeichen zu senden. Routinier Mark Uth fordert dafür mehr Härte und Offensivgeist.

Zurück auf dem Platz: Mark Uth stand gegen Darmstadt erstmals in diesem Jahr wieder auf dem Rasen.

Zurück auf dem Platz: Mark Uth stand gegen Darmstadt erstmals in diesem Jahr wieder auf dem Rasen.

IMAGO/Herbert Bucco

Immerhin für 15 Minuten reichte es am vergangenen Samstag für Mark Uth: Der 32-Jährige war nach einer erneut langen Verletzungspause zum ersten Mal eine Option für Trainer Timo Schultz gewesen und hatte beim Stand von 0:1 in der 80. Minute Jacob Christensen abgelöst.  Doch ausrichten konnte der Routinier nicht, erlebte stattdessen, wie sein 1. FC Köln weiter der 2. Liga entgegentrudelte.

Nun haben die Geißböcke am Sonntagabend (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) beim 1. FSV Mainz 05 die letzte Chance, im Abstiegskampf noch etwas aufzuholen. Vor dem Duell mit dem Tabellen-Fünfzehnten sprach Uth deswegen über …

die Stimmung nach dem 0:2 gegen Darmstadt: “Wir waren alle enttäuscht, weil es ein schlechtes Spiel von uns war. Wir haben dann zwei Tage darüber nachgedacht, sind gestern aber wieder mit Feuer ins Training gestartet.”

Ratlosigkeit ob der eigenen Leistung

den Plan am Sonntag gegen Mainz 05: “Wir müssen ein ganz anderes Gesicht zeigen, von Anfang an voll da sein und konzentriert sein, denn Mainz spielt in den vergangenen Wochen echt guten Fußball. Wir haben nur noch eine Chance, müssen dieses Spiel gewinnen oder zumindest nicht verlieren. Wir dürfen uns nicht auffressen lassen, müssen gut ins Spiel starten und die Zweikämpfe annehmen.”

… die Probleme in den vergangenen Wochen: “Wir waren auch vor Darmstadt voll motiviert und hatten eine gute Trainingswoche. Es ist nicht so, dass wir gesagt hätten: Ach komm, Darmstadt zu Hause, das wird entspannt. Daher kann ich auch nicht erklären, wieso wir dann vor den eigenen Fans so eine Leistung zeigen. Wir stecken den Kopf aber nicht in den Sand und können nun wieder näher an die anderen rankommen.”

Das verletzte Knie macht keine Probleme mehr

… seinen ersten Einsatz in diesem Jahr: “Ich habe versucht, nochmal die Bälle zu fordern und etwas zu machen, aber es ist natürlich schwer, nach so langer Zeit direkt wieder reinzukommen. Auch gegen Mainz würde ich am liebsten von Anfang an helfen, aber es geht körperlich einfach noch nicht. Vermutlich wird es für die Schlussphase reichen. Das Knie ist auskuriert, da fühle ich mich gut – aber die Luft ist noch nicht genug für so ein intensives Spiel.”

Die kommenden Kölner Aufgaben

… seine Rolle als Führungsspieler: “Gegen Darmstadt war zu sehen, dass die Angst mit dabei ist. Die Bälle wurden nicht mehr so gefordert, da müssen wir ansetzen. Selbstvertrauen ist ganz wichtig, aber natürlich haben wir im Moment keines, weil wir die Spiele nicht gewinnen. Da versuche ich mit den Jungs zu sprechen. Wir müssen jetzt, denn nur mit verteidigen und langen Bällen wird es nichts. Draufzuhauen macht für mich jetzt aber keinen Sinn.”

Der Vertrag endet beim Abstieg

… die faire Herangehensweise der Profis: “Vielleicht ist es ein Ansatz, mehr Härte in den Zweikämpfen zu zeigen. Wir müssen ja niemanden Foulen, aber durch Härte können wir auch die Fans mitnehmen – gerade zu Hause.”

… das harmlose Offensivspiel: “Wenn man das Training anschaut denkt man, da ist eine andere Mannschaft auf dem Platz. Wir trainieren gut, spielen guten Fußball, müssen das aber auch im Stadion umsetzen. Das ist die Kunst und das haben wir zuletzt nicht gemacht.”

… seinen Vertrag bis 2025, der nicht für die 2. Liga gilt: “Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir drinbleiben. Dann brauchen wir darüber auch gar nicht reden. Ich habe keinen Vertrag für die 2. Liga, das heißt er läuft aus. Also kann ich ihn auch nicht erfüllen, wenn wir absteigen sollten, was wir nicht tun.”

Aufgezeichnet von Jim Decker

So schlecht wie 2001/02: Fünf Fakten zur Krise des 1. FC Köln

Fünf Punkte trennen den 1. FC Köln nach dem 0:2 gegen Darmstadt vom Relegationsplatz. Der sportliche Niedergang ist auch an den Fakten abzulesen.

Zum Schreien: Faride Alidou und dem 1. FC Köln droht der Abstieg in die 2. Liga.

Zum Schreien: Faride Alidou und dem 1. FC Köln droht der Abstieg in die 2. Liga.

picture alliance / Chai von der Laage

Die Hoffnung war groß, die Enttäuschung noch größer: Nach dem desolaten 0:2 des 1. FC Köln gegen Darmstadt 98 stehen die Geißböcke mit einem Bein in der 2. Liga. Eine Krise, die viele Gründe hat. Der kicker nennt fünf Fakten, an denen die Krise der Rheinländer abzulesen sind.

Einfach zu harmlos

Köln gab gegen Darmstadt insgesamt 19 Torschüsse ab und blieb dennoch torlos. Bei mindestens so vielen Versuchen war das diese Saison nur beim 0:4 gegen Dortmund der Fall – da waren es ebenfalls 19.

Nur in der Abstiegssaison 2001/02 hatte Köln zu diesem Zeitpunkt der Saison noch weniger Tore (18) als aktuell (23). Als die Geißböcke 2017/18 das bislang letzte Mal ins Unterhaus mussten, verzeichnete das Team des damaligen Trainers Stefan Ruthenbeck immerhin 29 Treffer nach dem 30. Spieltag.

Die Darmstadt-Serie reißt

Vorbei: Köln war vor dem vergangenen Wochenende in allen neun Duellen gegen Darmstadt unbesiegt. Nur Bayern hat zwei beeindruckendere Serien: Zehnmal blieb der Rekordmeister gegen Union Berlin und die Lilien ohne Niederlage. Nach zehn Duellen ohne Niederlage (fünf Siege, fünf Remis) mit Aufsteigern ging Köln nun erstmals wieder gegen einen Liga-Neuling als Verlierer vom Platz.

Schwach vor den eigenen Leuten

Der FC kassierte in der laufenden Spielzeit schon neun Heimniederlagen und stellte damit den Vereins-Negativrekord aus den Spielzeiten 2003/04, 2017/18 sowie 2020/21 ein. Ein schlechtes Vorzeichen: 2004 und 2018 stiegen die Kölner schließlich als Liga-Schlusslicht ab, 2021 retteten sie sich immerhin in die Relegation.

Köln geriet in den vergangenen neun Partien stets in Rückstand. Der bislang letzte Kölner Coach, der so etwas erlebte, war Uwe Rapolder, der 2005 nach zwölf Spielen mit jeweils einem Rückstand entlassen wurde. Umgekehrt lag Köln lag in dieser Saison nur 259 Minuten in Führung.

Darmstadt war vor dem Spiel gegen den FC in dieser Hinsicht das Schlusslicht der Liga, übergab mit nun 264 Minuten die Rote Laterne aber an die Rheinländer.

Jim Decker, Volker Schwerdtfeger

Millionenloch droht: Keller skizziert die Lage bei Kölner Abstieg

Nach dem 0:2 gegen Darmstadt steht der 1. FC Köln mit einem Bein in der 2. Liga. Sport-Geschäftsführer Christian Keller äußerte sich nun zu den möglichen wirtschaftlichen Folgen für den Verein.

Glaubt an seinen Sanierungskurs: Sport-Geschäftsführer Christian Keller.

Glaubt an seinen Sanierungskurs: Sport-Geschäftsführer Christian Keller.

IMAGO/Beautiful Sports

Noch ist der Klassenverbleib in der Bundesliga für den 1. FC Köln theoretisch möglich. Doch der Abstand auf den Relegationsrang 16 oder gar Platz 15, der den FC direkt in der Liga halten würde, ist bereits beträchtlich. Das begriffen am Samstag auch die Fans, die nach dem 0:2 der Geißböcke gegen Schlusslicht Darmstadt 98 erstmals lautstark gegen Sport-Geschäftsführer Christian Keller wetterten.

So viel ist jedenfalls klar: Der erste Abstieg seit 2018 würde den Verein hart treffen. kicker-Recherchen zufolge würden die Einnahmen aus Sponsoring und TV-Geldern in der 2. Liga um circa 45 Millionen Euro zurückgehen. Zahlen, deren Größenordnung Keller nun im “Doppelpass” von Sport1 bestätigte: “Die 2. Liga ist mit einem erheblichen Umsatzeinbruch verbunden.”

Vorsichtiger Optimismus bei Keller

Allerdings, das betonte Keller auch, werde sich der Personalaufwand für den Profikader “deutlich reduzieren” – etwa durch Abgänge, oder auch nach dem Abstieg reduzierte Gehälter. Zudem hofft er, im Unterhaus eine “weitaus geringere Stadionpacht” an die Stadt Köln überweisen zu müssen. Bislang zahlt der 1. FC Köln für die Heimspiele im Rhein-Energie-Stadion rund zehn Millionen Euro im Jahr. Allerdings hatte die Stadt kicker-Informationen zufolge zuletzt über eine weitere Anhebung der Pacht nachgedacht. Der bisherige Vertrag endet in diesem Sommer und muss neu ausgehandelt werden.

Unwägbarkeiten, die Keller trotzdem vorsichtig optimistisch stimmen – jedenfalls, was das rein Finanzielle angeht. “Der 1. FC Köln wird auch in der 2. Liga in der Lage sein, sich aus eigener Kraft zu tragen und ein positives Ergebnis zu erzielen”, betonte der Geschäftsführer am Sonntag. Dafür machte er auch den Sparkurs der vergangenen Wochen verantwortlich: In einem Interview mit der Kölnischen Rundschau hatte Keller zuletzt noch betont, der Klub habe während der Corona-Zeit am Rande der Insolvenz gestanden. Nun sprach Keller von rund 80 Millionen Euro Schulden durch die Pandemie.

“Es ging um Existenzsicherung oder den sportlichen Invest. Aus unternehmerischer Sicht ist die Existenzsicherung besser, denn nur dann kann es auch eine sportliche Entwicklung geben”, begründete Keller sein Vorgehen. Das Kaderbudget habe er inzwischen um ein Drittel reduziert, was ein “klarer Auftrag” an ihn und Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff gewesen sein. Damit rangiere der FC unter den letzten drei im Liga-Vergleich.

Doch die langfristigen wirtschaftlichen Folgen eines Abstiegs dürften deutlich weitreichender sein, als derzeit abzusehen ist. “Die entscheidende Frage ist, ob man mit dem massiv reduzierten Budget bessere Personalentscheidungen hätte treffen können”, sinnierte Keller. Der Blick auf die Tabelle könnte jedenfalls einen Hinweis darauf geben.