FC-Präsident Wolf vor drohendem Abstieg: “Wir sind felsenfest von unserem Kurs überzeugt”

FC-Präsident Wolf vor drohendem Abstieg: “Wir sind felsenfest von unserem Kurs überzeugt”

In der Bundesliga schwebt der 1. FC Köln in höchster Abstiegsgefahr. Doch Präsident Werner Wolf wähnt den Klub auf einem guten Weg – und verteilt Seitenhiebe an Kritiker.

Kölns Präsident Werner Wolf stärkte seinem Sport-Geschäftsführer Christian Keller in einem Interview auf der Klub-Website den Rücken.

Kölns Präsident Werner Wolf stärkte seinem Sport-Geschäftsführer Christian Keller in einem Interview auf der Klub-Website den Rücken.

picture alliance / SVEN SIMON

Fünf Punkte muss der 1. FC Köln in den verbleibenden drei Saisonspielen aufholen, wenn es zumindest mit dem Einzug in die Relegationsspiele noch etwas werden soll. Eine Aufgabe, für die es ein kleines Fußballwunder braucht. Erstmals seit 2018 droht wieder der Sturz in die 2. Liga. Kein Wunder, dass nicht nur Kritik an der Mannschaft, sondern auch an der Klubführung aufkommt.

So hatten die Fans nach dem desolaten 0:2 gegen Darmstadt 98 erstmals den Rauswurf von Sport-Geschäftsführer Christian Keller gefordert, außerdem werden auch Fragen nach der Zukunft des Klub-Vorstands um Präsident Werner Wolf laut. Der bezieht nun in einem Interview auf der Vereins-Website Stellung.

Die Fehlerkultur imponiert dem Präsident

“Viele Fans sind sehr enttäuscht von dieser Saison, manche wütend. Das kann ich verstehen”, gibt Wolf zu, der seit September 2019 an der Spitze des Noch-Bundesligisten steht. Ein Rücktritt des Vorstands, zu dem neben ihm auch Eckhard Sauren und Carsten Wettich gehören, komme aber nicht infrage. “Zweifel, Nebengeräusche und Personal-Debatten bringen uns jetzt nicht weiter”, findet Wolf.

Die “intensive Aufarbeitung der Fehler”, beispielsweise in Sachen Kaderzusammenstellung oder beim Umgang mit der Transfersperre, “aber vor allem die Fortschritte in nahezu allen anderen Bereichen des FC (…) überzeugen uns, an der Zusammenarbeit festzuhalten”, sagt der FC-Boss. Und verteilt gleich noch einen Seitenhieb an diejenigen im Verein, die es anders sehen: “Wir werden den Rufen nach Rücktritten und Entlassungen nicht nachgeben. Das wäre ein Rückfall in die Mechanismen, die seit ganz vielen Jahren verhindern, dass der FC nachhaltig wächst.”

Was ihn nicht davon abhielt, den Vorstandsberater Jörg Jakobs als Südenbock für die Transfer-Affäre um Jaka Cuber Potocnik auszumachen und ihn öffentlich zu demontieren. Dabei hätte die komplette Causa ausgeräumt werden können, die Geschäftsführung aber ließ es auf den Prozess vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS ankommen – mit bekanntem Ausgang.

Wolf stärkt Keller den Rücken

Man sei nicht bereit, “diese Überzeugung zu opfern, nur um in Medien und Öffentlichkeit kurzfristigen Zuspruch zu erfahren”. Rücktrittsforderungen hält Wolf sogar für illegitim: “Versuche, die Satzung zu umdribbeln oder zu untergraben, schaden der Integrität des Vereins, seinen Werten und den Mitgliedern.” Eine Sichtweise, die so wohl nur Amtsträger entwickeln.

Die Kritik vieler FC-Anhänger an der Führungsetage aus Vorstand und Geschäftsführung ist angesichts der  sportlichen Krise jedenfalls total verständlich. “Aber der Vorstand steht zu 100 Prozent hinter der Geschäftsführung, weil er auch die Rahmenbedingungen sieht, unter denen Entscheidungen getroffen werden mussten”, wird Wolf nun zitiert, und stärkt damit vor allem dem in nahezu alle Bereiche des Vereins eingebundenen Keller den Rücken.

Der Abstieg bedeutet weitere Einsparungen

Mit den angesprochenen “Rahmenbedingungen” meint Wolf vor allem die während der Corona-Pandemie angehäuften Schulden, die Keller und Co. nun abtragen sollen. “Wir haben es geschafft, den akut insolvenzgefährdeten FC wieder ins Leben zu holen”, lobt Wolf, die rund 80 Millionen Euro Verbindlichkeiten sollen im kommenden Sommer weitgehend zurückgezahlt sein. Dann werde man auch wieder in Mannschaft und Infrastruktur investieren.

Dann allerdings könnte der 1. FC Köln Zweitligist sein. Und klar ist: Der Gang ins Unterhaus würde die Einnahmen um mindestens 40 bis 50 Millionen Euro einbrechen lassen. Zwar soll der Klub auch dann “in der Lage sein, mindestens ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften”. Allerdings wäre das wohl nur mit weiteren erheblichen Einsparungen möglich.

Mit einem Bein in der 2. Liga

Was weitere spürbare Folgen auf die sportliche Konkurrenzfähigkeit haben könnte, die doch eigentlich das Hauptziel eines Profivereins sein sollte. “Trotz allem erkennen wir natürlich auch, dass rückblickend die drastischen Maßnahmen zur finanziellen Überlebenssicherung zu Lasten der sportlichen Stabilität gegangen sind”, gesteht Wolf ein – ein Trend, die Arbeit auch in der 2. Liga deutlich erschweren könnte.

Die kommenden Kölner Aufgaben

Noch allerdings kann der 1. FC Köln sich retten, auch wenn er dazu drei Siege einfahren muss und auf Patzer der Konkurrenten in Mainz und Bochum angewiesen ist. “Die Mannschaft hat sich mit dem Last-Minute-Punkt in Mainz selbst bewiesen, dass sie in der Lage ist, in so einer Extremsituation zu bestehen”, glaubt Wolf mit Blick auf das 1:1 gegen den 1. FSV am vergangenen Sonntag, bei dem die Kölner eigentlich ganz dringend einen Sieg benötigt hätten.

So aber stehen die Geißböcke mit einem Bein in der 2. Liga. “Wir werden auch mit dieser Geschäftsführung in die neue Saison gehen”, bekräftigt Wolf, der die 2. Liga anders als der einst in Regensburg tätige Keller noch nicht als Funktionär erlebt hat. Der FC-Präsident macht aber klar: “Wir sind felsenfest von unserem Kurs überzeugt.” Ein Kurs, der am Ende den siebten Abstieg der Klubgeschichte zur Folge haben könnte.

Jim Decker