Seskos fataler Fehlschuss: “Hatten die Chance, Portugal auszuschalten”

Slowenien musste sich nach einem wackeren Auftritt gegen Portugal im Elfmeterschießen geschlagen geben – dabei hätte der Abend eine ganz andere Wendung nehmen können, hätte Benjamin Sesko in der Verlängerung seine Großchance genutzt.

Benjamin Sesko hatte Sloweniens Führung auf dem Fuß - scheiterte jedoch an Diogo Costa.

Benjamin Sesko hatte Sloweniens Führung auf dem Fuß – scheiterte jedoch an Diogo Costa.

IMAGO/DeFodi

Die Dimension seines Fehlschusses schien Benjamin Sesko sofort bewusst gewesen zu sein. Mit ungläubigem Blick, die Hände auf den Kopf geschlagen, drehte sich der Stürmer von RB Leipzig um, so richtig fassen konnte er nicht, welche Chance er soeben liegen gelassen hatte.

Es lief die 115. Minute in einem nicht immer hochklassigen, aber spannenden Duell zwischen dem favorisierten Portugal und Seskos Slowenen. Der Stürmer war Pepe, seinem 20 Jahre älteren Bewacher, der unglücklich in den Boden getreten hatte, entwischt, Momente später auf und davon Richtung portugiesisches Tor geeilt. Es bot sich die Riesenchance zum 1:0, das das Achtelfinale womöglich entschieden und Slowenien erstmals ins Viertelfinale befördert hätte.

Spielbericht

Doch frei vor Diogo Costa, der später an diesem Abend letztlich mit drei Elfmeter-Paraden zum Mann des Abends werden sollte, versagten dem Angreifer die Nerven – sein wenig platzierter Schuss landete am ausgestreckten Bein des Keepers. Nicht die erste derartig unglückliche Aktion bei diesem Turnier, das Sesko also ohne Torerfolg beendet hat.

“Als ich die diese Chance vereitelt habe, hatte ich das Gefühl, ich muss das einfach tun”, beschrieb Portugals Matchwinner Diogo Costa die Szene, die ihm so richtig Aufwind für die letzten Minuten gegeben hatte. “Ich habe seine Körpersprache gelesen und konnte so dem Team helfen.”

Nach Seskos Fehlversuch nimmt das Drama seinen Lauf

Schon nach etwas mehr als einer Stunde in der regulären Spielzeit war Sesko in ähnlicher Weise Richtung Tor durchgestartet. Doch auch weil ihn Pepe diesmal fast wieder eingeholt hätte, brachte er nur einen harmlosen Kullerschuss ab, der fernab des Ziels landete.

So nahm das Drama schließlich seinen Lauf – mit dem schlechteren Ende für Slowenien. “Wir haben ein gutes Spiel gesehen, wir haben ein wettkampftaugliches Slowenien gesehen, das die Chance hatte, Portugal in der 115. Minute auszuschalten”, sagte der ehemalige Club-Profi Adam Gnezda Cerin. “Unglücklicherweise haben wir es nicht geschafft, aber ich bin trotzdem stolz auf das Team.”

Das sah auch sein Trainer so. “Wenn man verliert, feiert man nicht”, erklärte Matjaz Kek, den Referee Daniele Orsato in der 105. Minute auf die Tribüne geschickt hatte. Von dort sah der 62-Jährige zwar die bitteren Fehlschüsse seiner Mannschaft, ließ sich seinen Optimismus trotz allem Frust aber nicht nehmen: “Ich hoffe, dass dieses Turnier ein Startpunkt für die Zukunft des slowenischen Fußballs ist.”

Diogo Costa: “Das war das beste Spiel meines Lebens”

Portugal hat gegen Slowenien nicht unbedingt überzeugt, steht aber im EM-Viertelfinale. Und das lag an einem Mann: Keeper Diogo Costa.

Glück pur: Keeper Diogo Costa wird von seinem Teamkollegen geherzt.

Glück pur: Keeper Diogo Costa wird von seinem Teamkollegen geherzt.

UEFA via Getty Images

Wirklich viel passiert war in den 90 Minuten zwischen Portugal und Slowenien nicht. Somit ging die Partie in die Verlängerung. Dort bekam der Europameister von 2016 einen Elfmeter zugesprochen, den Cristiano Ronaldo vergab. Der Kapitän vergoss in der Pause zwischen den beiden Halbzeiten der Verlängerung sogar Tränen.

“Wir mussten nach Ronaldos Elfmeter alle daran glauben. Wir haben bis zuletzt daran geglaubt und sind sehr glücklich”, sagte Diogo Costa nach der Partie. Und der Keeper war selbst dafür verantwortlich, dass alle Portugiesen glücklich sein durften. Zunächst parierte der Torwart vom FC Porto (seit 2010 im Verein) eine Riesenchance von Benjamin Sesko, als der Schlussmann im Eins-gegen-eins Sieger blieb.

“Ich habe seine Körpersprache gelesen und konnte meinem Team damit helfen”, blieb der Matchwinner ganz bescheiden. Aufgrund dieser Parade war es nämlich erst ins Elfmeterschießen gegangen. Und was dort geschah, war schlicht herausragend aus Sicht von Diogo Costa. Denn der Torwart parierte drei Elfmeter der Slowenen – alle am Stück – und sorgte dafür, dass Portugal mit einem 3:0 im Elfmeterschießen ins EM-Viertelfinale einzog.

“Wir sind bereit, egal wer kommt”

“Das ist vermutlich das beste Spiel meines Lebens. Ich habe mich auf meine Aufgabe konzentriert und bin meinem Gefühl gefolgt. Klar haben wir die Elfmeterschützen analysiert, aber die Spieler ändern auch oft ihre Schüsse. Das waren großartige Emotionen nach so einem harten Spiel”, freute sich der Keeper, der natürlich zum Spieler des Spiels ausgezeichnet wurde.

Weiter geht es für Portugal nun am Freitag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Frankreich. Der Sieger bekommt es dann im Halbfinale mit Spanien oder Deutschland zu tun. Ein also durchaus steiniger Weg bis ins Finale. “Die Familie ist meine Stütze und jetzt sind wir bereit, egal wer kommt”, so Diogo Costa.

Zum Thema: Sesko scheitert nach Riesenbock von Pepe an Torhüter Diogo Costa

CR7 erklärt seine Tränen: “Leidenschaft geht mit mir durch”

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CR7 erklärt seine Tränen: “Leidenschaft geht mit mir durch”

1:19Die Gefühlswelten hätte kaum unterschiedlicher sein können. Zunächst scheiterte Cristiano Ronaldo in der 105. Minute vom Punkt am slowenischen Torhüter Jan Oblak. Im Elfmeterschießen bekam der Portugiese Versuch Nummer zwei, welchen er nutzen konnte. Nach dem Spiel zeigte sich der 37-Jährige sichtlich erleichtert.

“Das kann man nicht erklären”: Cristiano Ronaldos Achterbahnfahrt der Gefühle

Er hätte der große Held werden können, doch am Ende blieb Cristiano Ronaldo nur die Geste der Entschuldigung. Portugal steht dennoch im Viertelfinale, das hatte aber nur bedingt mit CR7 zu tun.

In der Verlängerung musste der

In der Verlängerung musste der “große” Cristiano Ronaldo von seinen Teamkollegen getröstet werden.

Getty Images

Dass Slowenien eine harte Nuss werden könnte, konnte man schon im Vorfeld des Achtelfinales erahnen. Am Ende waren die Slowenen das auch. Dank großer Leidenschaft, enormer Laufbereitschaft und einer energischen Abwehrleistung zwangen sie Portugal in die Verlängerung – und abschließend dann auch ins Elfmeterschießen, in dem sich der Favorit letztlich durchsetzte.

Dass es überhaupt dazu kam, war wiederum Jan Oblak geschuldet. Sloweniens Star-Torwart parierte nämlich einen im Grunde gut geschossenen Strafstoß (Vanja Drkusic an Diogo Jota) von Cristiano Ronaldo aus dem rechten unteren Eck (103.). Der vergebene Elfer traf den großen CR7 so richtig, auf dem Platz brach der fünfmalige Weltfußballer in Tränen aus und musste von seinen Teamkollegen getröstet werden. Auch seine Mutter, die im Stadion anwesend war, tat sich schwer, ihren Sohn so zu sehen.

Ob Cristiano Ronaldo da die Aussage von Timi Maxi Elsnik aus dem Vorfeld der Partie durch den Kopf gegangen war? Der hatte gesagt, dass Slowenen gewinnen würde, “wenn wir ins Elfmeterschießen kommen, wir haben einen der besten Torhüter.”

Drama statt Rekord für CR7 also? Fakt ist: Die Partie ging ins Elfmeterschießen und diesem drückte auch ein Torhüter seinen Stempel auf, es war aber nicht Oblak, sondern Portugals Diogo Costa. Der 24-Jährige vom FC Porto parierte gegen Josip Ilicic, Jure Balkovec und Benjamin Verbic. Keine Frage, Diogo Costa war der Held des Abends der Selecao.

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Cristiano Ronaldo: “Habe versucht, das Spiel zu entscheiden”

Ein bisschen aber war das auch Cristiano Ronaldo, denn der hatte Mut bewiesen und war trotz seines Fehlschusses als erster portugiesischer Schütze angetreten. Der 39-Jährige schoss ins linke untere Eck – ihm fiel sichtlich ein Stein vom Herzen, zumal auch ihm nicht entgangen war, dass Oblak das Eck geahnt hatte, der Schuss war diesmal aber zu präzise.

Das ist Fußball, das kann man nicht erklären.

Cristiano Ronaldo

Anschließend verkniff sich der Superstar einen ausufernden Jubel, vielmehr zeigte er eine entschuldigenden Geste in Richtung der eigenen Fans. Ohnehin zeichneten sich die Iberer durch starke Elfmeter aus, denn nach CR7 verwandelten auch Bernardo Silva und Bruno Fernandes souverän.

Als das Spiel dann aus war – und Portugals Weiterkommen gesichert, bedankte sich CR7 noch einmal im Speziellen bei Diogo Costa. “Natürlich war ich unglaublich traurig und hinterher überglücklich”, sagte Cristiano Ronaldo nach Abpfiff in der ARD und ließ seinen vergebenen Elfer noch einmal Revue passieren.

“Ich habe versucht, das Spiel zu entscheiden und den Elfer reinzumachen. Aber das ist mir nicht gelungen. Ich habe letztes Jahr immer getroffen, aber Oblak hat wirklich super gehalten”, so der Routinier, der am Ende einfach heilfroh war, dass das Spiel ein gutes Ende für ihn und seine Portugiesen hatte: “Das ist Fußball, das kann man nicht erklären. Alles oder Nichts – das passiert immer wieder, und dann dreht sich das Schicksal.”

Montellas Warnung: “Wir können nicht aus Rache handeln”

Das letzte Achtelfinale der EM bestreiten Österreich und die Türkei, die mit Team Austria eine Rechnung offen hat – Trainer Vincenzo Montella warnte aber eindringlich davor, Rache nehmen zu wollen.

Gegen Österreich wollen sie einen kühlen Kopf bewahren: Vincenzo Montella und Arda Güler (re.).

Gegen Österreich wollen sie einen kühlen Kopf bewahren: Vincenzo Montella und Arda Güler (re.).

IMAGO/ZUMA Press

Ende März gab es in Wien ein Testspiel zwischen Österreich und der Türkei – und dieses gewann die Alpenrepublik deutlich mit 6:1. Es war ein dickes Ausrufezeichen, welches das Team von Ralf Rangnick gesetzt hatte und eines, das die Türken noch nicht vergessen haben. Wohl auch deshalb war Nationaltrainer Vincenzo Montella stark bemüht, das herunterzuspielen.

“Es war nur ein Spiel, das weiß auch Rangnick”, betonte der Italiener vor dem Achtelfinalkracher am Dienstag (21 Uhr) und warnte vor etwaigen Revanchegelüsten: “Wir sollten uns nicht von unseren Emotionen mitreißen lassen, wir können nicht aus Rache handeln. Wir wissen, was Österreich kann, wir wissen aber auch, was wir können.”

Der 50-Jährige hofft dabei wieder auf die enorme Unterstützung der türkischen Fans, die Türkiye bei den Spielen bisher in Scharen und enorm lautstark unterstützt haben. Auf die Unterstützung der eigenen Fans kann Montella zweifellos bauen, nicht aber auf die von Hakan Calhanoglu. Der Kapitän fällt gelbgesperrt aus

“Er ist ein unersetzlicher Spieler”, sagt der Coach und betont zugleich, dass man jedoch Spieler habe, “die bereit sind, diese Lücke zu füllen”. Real Madrids Toptalent Arda Güler etwa, von dem Montella nur in höchsten Tönen spricht. “Arda ist ein sehr talentierter Spieler”, so der ehemalige Top-Stürmer (141 Tore in 288 Serie-A-Spielen für AS Rom und Sampdoria Genua) über den 19-Jährigen, bei dem man den Unterschied merkt, wenn er auf dem Platz steht – und ohnehin mache das Alter nicht fiel aus, “wenn du gut genug bist”.

Baris Yilmaz und die Torflaute

Montella weiß aber auch, dass Arda Güler noch Luft nach oben hat. “Er ist ein junger Spieler, muss sich in einigen Bereichen verbessern” – und das wird er tun.” Selbiges trifft auch auf Kenan Yildiz zu. Der 19-jährige Regensburger stand in allen drei Gruppenspielen auf dem Feld und überzeugte dabei durch Leidenschaft und Mentalität, nicht so sehr durch Konstanz. “Er kann besser sein, wenn es darum geht, über 90 Minuten konstant zu sein”, meint der Coach.

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Ein weiteres Problem der Türken ist die Torflaute im Sturm. Das Team mache zwar einen “tollen Job, wenn es um Ballkontrolle geht, ist aber nicht effizient genug”, weiß auch Montella. Vor allem die Tore von Stürmer Baris Yilmaz werden schmerzlich vermisst. Der Trainer nahm seinen Angreifer aber in Schutz, verwies auf dessen wichtige Rolle, der auf fürs Team arbeitet – und so das Leitmotiv des Trainers verinnerlicht hat, denn “unsere Mannschaft geht über den Einzelnen hinaus”.

Und ohnehin habe man schon “fünf Tore geschossen” und das durch “fünf verschiedene Spieler”, argumentierte der Italiener und betonte, dass man weder einen “Elfmeter, Standard oder Eigentor” dafür gebraucht habe. Und an Yilmaz glaubt er weiter fest: “Baris ist einer der Spieler, der den Unterschied machen kann.”

Belgiens Keeper Casteels frustriert: “So ein Dreckstor”

Stimmen by MagentaTV 01.07.2024

Belgiens Keeper Casteels frustriert: “So ein Dreckstor”

1:39Koen Casteels zeigt sich nach der 0:1-Niederlage gegen Frankreich und dem damit verbundenen Aus im EM-Achtelfinale sehr, sehr enttäuscht. Für den langjährigen Wolfsburger Keeper sei es ein sehr taktisches Spiel gewesen, welches unglücklicherweise durch das abgefälschte Tor entschieden wurde.