“Bitter enttäuscht”: USA scheitern in der Gruppenphase – Referee verweigert Pulisic Handschlag

Der nächste Gastgeber streicht die Segel. Auch die USA sind raus aus der Copa America. Ein von Diskussionen begleitetes 0:1 gegen Uruguay besiegelt das frühe Scheitern.

Jubelnde Celeste: Uruguay gewinnt im Arrowhead Stadium in Kansas City.

Jubelnde Celeste: Uruguay gewinnt im Arrowhead Stadium in Kansas City.

IMAGO/Agencia-MexSport

Lange Gesichter beim Team der USA und den heimischen Fans im Arrowhead Stadium von Kansas City. Uruguay entführte dank eines Treffers von Mathias Olivera in der 66. Minute die drei Punkte und zieht als makelloser Gruppenerster ins Viertelfinale der Copa America ein. Noch vor dem US-Team landet Panama auf Rang zwei, das sich in Orlando mit 3:1 gegen Schlusslicht Bolivien durchsetzen konnte.

Zwei Jahre vor der WM 2026, die neben Mexiko und Kanada auch die USA als Gastgeber hat, misslingt dem Team von Nationaltrainer Gregg Berhalter somit die Generalprobe mit zwei Niederlagen bei nur einem Sieg. Erstmals – tags zuvor hatte es auch Mexiko erwischt – kommt ein Gastgeber bei der Copa nicht über die Gruppenphase hinaus.

“Wenn man in die Gesichter des Teams und der Spieler schaut, sind wir sehr enttäuscht über das Ergebnis”, sagte Berhalter, der trotz des Ausscheidens bis zur WM weitermachen will: “Wir wissen, dass wir zu mehr fähig sind, und in diesem Turnier haben wir das nicht gezeigt.” Sein Kapitän Christian Pulisic, einst Profi im Trikot der Dortmunder Borussia, fügte im US-Fernsehen hinzu, dass nach einem “guten Start mit viel Energie” am Ende einfach “die Qualität nicht gereicht” habe.

Wir sind bitter enttäuscht vom Resultat. Wir wissen, dass wir mehr können.

Gregg Berhalter

Die USA lieferten dem Copa-Rekordchampion Uruguay (wie Argentinien 15 Siege) einen harten Kampf in einem Wechselbad der Gefühle. Als Bolivien im 2000 Kilometer entfernten Orlando der zwischenzeitliche Ausgleich gegen Panama gelang (69.), durften die Fans in Kansas City hoffen. Allerdings nur kurz, denn quasi umgehend staubte Napoli-Abwehrmann Olivera nach einer Rechtsflanke ab. Der VAR winkte den Treffer durch, vergeblich hofften die Hausherren angesichts minutenlanger Studien der Videosequenzen auf eine nachträgliche Entscheidung auf Abseits. Schiedsrichter Kevin Ortega sah sich die Szene wie von Pulisic & Co. gewünscht aber nicht noch einmal an. Letztlich hob der frühere Hoffenheim- und Bayern-Profi Chris Richards offenbar die Abseitsstellung des Torschützen knapp auf.

Pulisic: “Noch nie zuvor gesehen” – Späte Tore in Orlando

Der US-Kapitän zürnte nach dem Spiel ob einer seiner Meinung nach generell schwachen Schiedsrichterleistung: “Ehrlich gesagt, habe ich heute Dinge gesehen, die ich noch nie zuvor gesehen habe, direkt vor meinen Augen, ich kann es einfach nicht glauben”, sagte Pulisic gegenüber Reportern, schränkte zugleich aber auch ein: “Es ist nicht der Grund, warum wir verloren haben. Wir sind nicht wegen der Schiedsrichterleistung aus dem Turnier ausgeschieden.” Der Unparteiische verweigerte nach Schlusspfiff übrigens den Handschlag mit Pulisic.

Während die Berhalter-Elf den Spieß nicht mehr umdrehen konnte, schaffte Panama, das durch Jose Fajardo (22.) in Führung gegangen war, im Parallelspiel durch späte Treffer von Eduardo Guerrero (79.) und Cesar Yanis (90.+1) noch den Durchbruch und bezwang die Bolivianer mit 3:1. Das Schiedsrichtergespann dieser Partie um die Brasilianerin Edina Alves Batista war erstmals in der 108-jährigen Copa-Geschichte übrigens weiblich.

Im Viertelfinale könnte es nun zum Klassiker Uruguay gegen Brasilien kommen, wenn Kolumbien (6 Punkte) in der Gruppe D in der Nacht zum Mittwoch im direkten Duell die Selecao (4) in Schach hält. Das Viertelfinale eröffnet am Donnerstag Titelverteidiger Argentinien gegen Ecuador. Überraschungsteam Venezuela trifft noch ungeschlagen auf den einzigen verbliebenen Copa-Gastgeber Kanada.

“Die dämlichste Rote Karte seit Langem”: Carrasquilla brennen die Sicherungen durch

Highlights by Sportdigital 28.06.2024

“Die dämlichste Rote Karte seit Langem”: Carrasquilla brennen die Sicherungen durch

5:43Im zweiten Spiel der Gruppe C der Copa America gewann Panama gegen die USA mit 2:1. Durch eine frühe Rote Karte und einen aberkannten Treffer fanden die Gastgeber nie richtig ins Spiel. Überschattet wurde Panamas Sieg aber durch die Rote Karte von Adalberto Carrasquilla, die eine Rudelbildung nach sich zog.

USA patzen nach Weahs Tätlichkeit – Suarez bei Uruguay-Kantersieg gefeiert

Gastgeber USA schwächt sich gegen Panama selbst und droht bei der Copa America früh zu scheitern – während Uruguay mit einem Offensivfeuerwerk das Viertelfinale erreicht.

unterschiedliche Gemütslagen: Timothy Weah (li.) nach seiner Roten Karte, Luis Suarez (re., mit Darwin) bei seiner Einwechslung.

unterschiedliche Gemütslagen: Timothy Weah (li.) nach seiner Roten Karte, Luis Suarez (re., mit Darwin) bei seiner Einwechslung.

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Anstatt vorzeitig das Viertelfinalticket zu buchen droht den USA bei der heimischen Copa America das frühe Aus. In Atlanta unterlagen Christian Pulisic & Co. in der Nacht auf Freitag (MESZ) überraschend Panama mit 1:2, was vor allem Timothy Weah eine schlaflose Nacht beschert haben dürfte.

Der 24-jährige Stürmer von Juventus Turin, Sohn von Ex-Weltfußballer George Weah, leistete sich in der 18. Minute abseits des Balles einen Schlag gegen den Kopf seines Gegenspielers Roderick Miller und wurde nach VAR-Einsatz nicht mit Gelb, sondern mit glatt Rot bestraft. Seine Teamkollegen, die in Person des früheren Münchners Chris Richards zuvor bereits am Aluminium gescheitert waren, gingen zwar trotzdem in Führung, als Folarin Balogun einen Linksschuss von der Strafraumkante herrlich ins rechte obere Eck schlenzte (22.). Doch nur vier Minuten später glich Cesar Blackman aus (26.).

Copa America 2024

Obwohl die USA um den Gladbacher Joe Scally in Unterzahl anschließend bis in die Schlussphase dagegenhielten – ohne selbst gefährlich zu werden -, erzwang Panama mit zunehmendem Druck den Sieg: Der eingewechselte José Fajardo überwand Ersatzkeeper Ethan Horvath, der zur Pause für den angeschlagenen Matt Turner gekommen war (83.).

Damit steht am letzten Spieltag der Gruppe C ein Fernduell im Kampf um den Viertelfinaleinzug zwischen Panama und den USA an, in das beide aber nicht mit besten Vorzeichen gehen: Panama verlor in der Schlussphase nämlich mit Adalberto Carrasquilla einen ihrer wichtigsten Spieler, weil dieser Pulisic in einem Anflug von Wahnsinn von hinten umgetreten und dafür Rot gesehen hatte (88.); die USA wiederum, die nur dank der besseren Tordifferenz (3:2 vs. 3:4) vor Panama Zweiter sind, haben mit Uruguay den deutlich schwereren Gegner.

Antreiber Araujo: Uruguay nimmt Bolivien auseinander

Der Rekord-Champion der Copa gewann nach dem 3:1 gegen Panama zum Auftakt auch sein zweites Spiel ohne große Mühe und zog vorzeitig – sehr wahrscheinlich als Gruppensieger – in die K.-o.-Runde ein. Beim 5:0 gegen Bolivien war die Elf von Trainer Marcelo Bielsa in allen Belangen überlegen. Maximiliano Araujo, der gegen Panama ein Traumtor erzielt hatte, war Vorbereiter der ersten beiden Treffer (Facunda Pellistri, 8.; Darwin, 21.) und erzielte das 3:0 selbst (77.).

Besonders laut wurde es im MetLife Stadium aber zwischen dem 4:0 (Fede Valverde, 81.) und 5:0 (Rodrigo Bentancur, 89.), als Uruguays Rekordtorschütze Luis Suarez für Darwin eingewechselt wurde. Der 37-Jährige, der in dieser Saison bereits zwölf Tore und fünf Vorlagen in 16 Pflichtspielen für Inter Miami gesammelt hat, war vor dem Turnier wegen Knieproblemen fraglich gewesen und kam nun zu seinem ersten Einsatz.

Pulisic-Kracher ebnet USA den Weg – Darwin erlöst Uruguay

Gastgeber USA startet souverän in die Copa America und verlängert Boliviens Misere. Uruguay muss gegen Panama lange auf die Entscheidung warten.

Perfekter Start: Christian Pulisic (mit Kapitänsbinde) lässt sich nach seinem frühen 1:0 gegen Bolivien feiern.

Perfekter Start: Christian Pulisic (mit Kapitänsbinde) lässt sich nach seinem frühen 1:0 gegen Bolivien feiern.

IMAGO/Agencia-MexSport

Zum zweiten Mal nach 2016 findet die Copa America, die eigentlich eine Südamerika-Meisterschaft ist, in den USA statt. Damals war der Gastgeber erst im Halbfinale von Argentinien gestoppt worden, und auch 2024 hat er sich gleich mal auf K.-o.-Runden-Kurs begeben. In der Nacht auf Montag (MESZ) feierte die Mannschaft von Gregg Berhalter einen hochverdienten 2:0-Auftaktsieg gegen Bolivien.

Vor 47.873 Zuschauern im 80.000 Zuschauer fassenden NFL-Stadion der Dallas Cowboys eröffnete Christian Pulisic mit einem Kracher: Der Kapitän, zwischen 2015 und 2019 bei Borussia Dortmund und inzwischen bei der AC Mailand aktiv, schlenzte den Ball nach einer kurz ausgeführten Ecke perfekt mit rechts und Latten-Kontakt ins obere rechte Eck (3.). Kurz vor der Pause sorgte Angreifer Folarin Balogun auf Vorlage von Pulisic bereits für die Vorentscheidung (44.).

Copa America 2024

Die USA, bei denen mit Joe Scally (Gladbach) ein Bundesliga-Akteur begann und mit Brenan Aaronson (Union Berlin) der zweite im Kader spät eingewechselt wurde, erspielten sich auch nach der Pause mehrere gute Gelegenheiten, ließen aber keine weiteren Treffer folgen. Allein der Ex-Augsburger Ricardo Pepi vergab als Joker zwei riesige Chancen im Fünfmeterraum. Weil die Bolivianer, die ihre 13. Copa-Niederlage in Serie hinnehmen mussten, selbst keinerlei Gefahr ausstrahlten, war das an diesem Abend aber verschmerzbar.

Uruguay auf Rekordjagd – und gegen Panama nicht ohne Mühe

Weiter geht es für die US-Amerikaner in der Gruppe C am Freitag (0 Uhr MESZ) gegen Panama, das sein Auftaktspiel im Anschluss an das Duell in Dallas verlor: Uruguay bezwang in Miami den vom Ex-Bundesliga-Torschützenkönig Thomas Christiansen trainierten Underdog leistungsgerecht mit 3:1 – aber nicht ohne Mühe.

Nachdem Maxi Araujo mit einem herrlichen Fernschuss die frühe Führung besorgt hatte (16.), musste Uruguay trotz vieler guter Chancen bis in die Schlussphase warten, um alles klar zu machen. Erst Liverpool-Angreifer Darwin erlöste die Elf von Trainer Marcelo Bielsa (85.). Matias Vina erhöhte nach einem Standard sogar noch (90.+1), was Michael Murillo mit einer sehenswerten Einzelaktion im Strafraum zu kontern wusste (90.+4). Uruguay peilt wie Argentinien den 16. Copa-Titel und damit den alleinigen Rekord an.

In der Nacht auf Dienstag (MESZ) steigen die letzten vier Teams in den Wettbewerb ein: In der gruppe D trifft Kolumbien auf Paraguay und Brasilien auf Costa Rica.

Rekordjäger Messi, keine Gastgeschenke und ein seltenes Double: Fünf Fakten zur Copa America

Zum 48. Mal findet in diesem Sommer die Copa America statt. Fünf historische Fakten zum Turnier, in das Argentinien als amtierender Titelträger startet.

Brasilien, Argentinien und Kanada nehmen an der diesjährigen Copa teil.

Brasilien, Argentinien und Kanada nehmen an der diesjährigen Copa teil.

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Nicht nur für Südamerikaner

Ausgetragen wird die diesjährige Ausgabe in den USA. Die Vereinigten Staaten sind das einzige Land außerhalb Südamerikas, in dem die Copa America bereits stattfand (2016). Seit 1993 nehmen regelmäßig Gastmannschaften teil, am häufigsten gehörte Mexiko zum Teilnehmerfeld. Neben Mexiko und den USA ist in diesem Jahr erstmals Kanada dabei. Das Trio richtet in zwei Jahren die nächste WM aus.

Gastgeschenke? Fehlanzeige!

Trotz regelmäßiger Teilnahmen in den vergangenen 30 Jahren konnte noch kein Gast die Copa gewinnen. Die Mexikaner sind das einzige Team, das es bislang überhaupt in ein Endspiel geschafft hat. Gleich bei der ersten Teilnahme 1993 sowie 2001 gelang das “El Tri”, gegen Argentinien und Kolumbien gingen die Finals aber verloren.

Ein Trio überragt

Apropos Argentinien: Durch den Sieg im bislang letzten Finale 2021 gegen Brasilien (1:0) hat Argentinien bereits 15 Titel vorzuweisen. Keine Nationalmannschaft gewann das Turnier öfter, nur Uruguay kann ebenso viele Titel aufbieten wie die Albiceleste. Brasilien ist mit bislang neun Titeln das einzige Team, das ebenfalls eine Reihe an Copa-Triumphen vorweisen kann: Paraguay, Chile und Peru gewannen jeweils zwei Ausgaben, Kolumbien und Bolivien krönten sich einmal.

Erst Welt-, dann Südamerikameister?

Nun reisen die Argentinier gar als amtierender Weltmeister zur Copa America und können den Titel-Hattrick feiern. Ein Weltmeister, der im Anschluss auch die Copa gewann – das gab es in der Geschichte erst zweimal: Uruguay gelang das nach dem WM-Sieg 1930 und 1935, Brasilien nach der WM 2002 zwei Jahre später ebenfalls. Bei den anderen sieben Versuchen, nach der WM auch die Copa zu gewinnen, scheiterten die südamerikanischen Mannschaften.

Messi auf dem Weg zur nächsten Krönung

Lionel Messi winken ungeachtet des Turnier-Ausgangs zwei individuelle Rekorde: Absolviert der 36-Jährige mindestens ein Spiel, ist er alleiniger Rekordspieler (aktuell 34 Einsätze). Schießt er obendrein auch noch vier Tore, zieht er mit dann 17 Treffern mit den bisherigen Rekordtorschützen Norberto Mendez (Argentinien) und Zizinho (Brasilien) gleich. Die erste Chance dazu hat La Pulga drei Tage vor seinem 37. Geburtstag beim Eröffnungsspiel gegen Kanada (21.6., 2 Uhr).