Reyna entscheidet Nations-League-Finale – Mexiko-Fans sorgen für Eklat

Die USA haben zum dritten Mal in Serie die Nations League der CONCACAF gewonnen – und zum dritten Mal drückte im Finale Dortmunds Giovanni Reyna seinen Stempel auf.

Er drückte dem Finale mal wieder seinen Stempel auf: Giovanni Reyna.

Er drückte dem Finale mal wieder seinen Stempel auf: Giovanni Reyna.

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Der Hattrick ist perfekt: Die USA haben zum dritten Mal in Folge und damit seit der Einführung jede Ausgabe der Nations League gewonnen. Der im Turnierverlauf schon überragende Giovanni Reyna, aktuell von Borussia Dortmund an Premier-League-Klub Nottingham Forest ausgeliehen, erzielte rund eine halbe Stunde vor dem Ende den 2:0-Endstand (63.). Hinterher wurde der 21-Jährige wenig überraschend als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet.

Reyna hatte im Verlauf der Nations League absolut überzeugen können. Bereits beim 3:1 nach Verlängerung im dramatischen Halbfinale gegen Jamaika hatte der Offensivspieler der Partie mit seinen beiden Torvorlagen zum 2:1 und 3:1 – jeweils für Ex-Schalker Haji Wright – die entscheidende Rolle eingenommen.

Und dass Reyna Finale kann, das wussten die US-Fans bereits: Ein Tor und eine Vorlage markierte der Rechtsfuß im Finale 2021 – ein 3:2 nach Verlängerung gegen Mexiko. 2023 ging es gegen Kanada, beim 2:0-Erfolg bereitete Reyna beide Treffer vor.

Auf den Weg gebracht hatte den Finalsieg am Sonntag der ehemalige Leipziger Tyler Adams, der von Ex-Schalker Weston McKennie bedient wurde – und den Ball dann aus über 30 Metern ins linke obere Eck schweißte (45.).

Mehrere Spielunterbrechungen – Fans “aus der Arena gebracht”

Für einen Eklat sorgten derweil mexikanische Fans, die für mehrere Spielunterbrechungen in der Schlussphase verantwortlich zeichneten. Was war passiert? Referee Drew Fischer aus Kanada unterbrach die Partie mehrmals, weil homophobe Gesänge von mexikanischen Fans angestimmt wurden. Das Sicherheitspersonal im texanischen Arlington habe daraufhin nach Angaben der CONCACAF “eine bedeutende Zahl an beteiligten Fans identifiziert und aus der Arena gebracht”.

Reyna und dessen Kollegen wurden nach dem entscheidenden Treffer zum 2:0 darüber hinaus mit Gegenständen beworfen. Für US-Coach Gregg Berhalter untragbar: “Wir wollen eine großartige Atmosphäre, aber nicht, dass Dinge auf uns geworfen werden. Das ist gefährlich, es könnte jemand verletzt werden.”

Die CONCACAF hat unterdessen keine disziplinarischen Maßnahmen in Bezug auf die Entgleisungen der Mexikaner angekündigt. Sie teilte lediglich mit: “Es ist extrem enttäuschend, dass diese Angelegenheit in einigen Spielen weiter Thema ist, vor allem in dem Zusammenhang, dass sich in zwei Jahren die enorme Möglichkeit bietet, den Sport in unserer Region weiter wachsen zu lassen.” 2026 sind die USA, Mexiko und Kanada WM-Gastgeber.

Magische Reyna-Wright-Verbindung: USA mit Comeback ins Finale

Jamaika hat die USA am Rande einer Niederlage, doch dann unterläuft den “Reggae Boyz” ein Eigentor. Ein ehemaliger Dortmunder führt die USA schließlich ins Finale der CONCACAF Nations League.

Gamewinner: Haji Wright und Giovanni Reyna (re.).

Gamewinner: Haji Wright und Giovanni Reyna (re.).

Getty Images

Schlechter hätte es gar nicht losgehen können für die USA. Bereits nach 34 Sekunden kassierte die Mannschaft von Gregg Berhalter den ersten (und einzigen) Gegentreffer – das schnellste Tor, das die USA im letzten Jahrhundert vom Anstoß weg kassiert haben. Gregory Leigh kam unbedrängt zum Kopfball und setzte die USA, die schlampig und uninspiriert agierten, damit ganz früh unter Druck.

Fast die gesamte Spielzeit über lagen die USA nun in Rückstand. Doch ein Eigentor von Jamaika in der 6. Minute der Nachspielzeit rettete die US-Boys in die Verlängerung. In dieser sicherten zwei Tore des eingewechselten Haji Wright (96./109.), die beide vom ebenfalls von der Bank kommenden Giovanni Reyna aufgelegt wurden, die Chance auf den zweiten Titelgewinn in der Nations League in Folge.

Erst als Jamaika langsam müde wurde, klappte es bei den Amerikanern. Und wie. Das zwischenzeitliche 2:1, mit dem die Partie gedreht war, resultierte aus einer traumhaften Vorarbeit vom ehemaligen Dortmunder Reyna, der den Ball im Mittelfeld eroberte und einen perfekten Pass auf Wright spielte, der wiederum cool vollendete. Mit seinem Tor bestätigte Wright seine gute Form, die er jüngst im FA-Cup-Viertelfinale mit einem späten Siegtreffer gezeigt hatte.

“Wenn wir Blickkontakt haben”, sagte Wright nach dem Spiel zu Paramount+ über Reyna, “weiß ich, dass wir eine Verbindung haben.”

Zerwürfnis mit Berhalter “überhaupt kein Thema mehr”

Eine Verbindung, die extrem wichtig ist für das US-Team und Coach Berhalter. Reynas Zerwürfnis mit dem Trainer scheint endgültig beigelegt zu sein. “Offensichtlich ist das, was passiert ist, passiert”, gab der 21-jährige Mittelfeldspieler nach der Partie zu. “Aber ich denke, wir sind beide so weit darüber hinweg und so sehr auf die Gruppe konzentriert, dass es überhaupt kein Thema mehr ist.”

Die USA spielen nun am Sonntag gegen Mexiko um den Titel. “El Tri” setzte sich im Halbfinale mit 3:0 gegen Panama durch.

Gastgeber Frankreich im Losglück – Knifflige Aufgabe für Argentinien

Auch das Männer-Turnier in Paris wurde ausgelost. Von den Favoriten können sich Frankreich und Spanien nicht wirklich beklagen, eine kniffligere Aufgabe erwischte indes Argentinien.

Auch er fiebert

Auch er fiebert” den olympischen “Heimspielen” entgegen: Thierry Henry.

IMAGO/PanoramiC

Sich für das olympische Fußballturnier zu qualifizieren ist keineswegs leicht – das wissen die deutschen Männer zu Genüge, immerhin glänzt Deutschland 2024 durch Abwesenheit. Europäische Vertreter sind neben Gastgeber Frankreich die Ukraine, Israel und Spanien – die drei Mannschaften hatten sich über die U-21-Europameisterschaft 2023 für das Turnier qualifiziert.

Frankreich und die Mbappé-Frage

Großer Favorit sind die Franzosen, die nach ihrem Vorrunden-Aus in Tokio etwas gutmachen wollen. Trainer Thierry Henry weiß dabei noch immer nicht, auf wen er sich bei der Jagd nach Gold wird verlassen können. Superstar Kylian Mbappé würde gerne mitmachen. Ob das klappt wird sich erst noch zeigen, zumal der Angreifer im Sommer zu einem neuen Klub wechseln wird.

Bereits jetzt scheint klar, dass Henry nicht auf Spieler von Real Madrid wird bauen können, da die Königlichen bereits bestätigt haben, dass sie ihre Spieler in diesem Sommer nur für ein Nationalmannschafts-Turnier abstellen werden. Eduardo Camavinga (21) und Aurelien Tchouameni (24) müssten sich also entscheiden: entweder EM in Deutschland oder Olympische Spiele in Frankreich. Sollte es zum kolportieren Wechsel von Mbappé nach Madrid kommen, würde das für den Noch-PSG-Angreifer auch gelten. Henry kündigte aber bereits an, den Dialog suchen und nichts unversucht lassen zu wollen, um seinen Spielern die Olympia-Teilnahme zu ermöglichen.

Zumindest wissen die Franzosen nun, gegen wen es in der Vorrunde gehen wird – und sie hatten Losglück: Zum Auftakt geht’s gegen die USA, dann warten noch Neuseeland und der Sieger des Ausscheidungsspiels zwischen Guinea (Viertplatzierter der U-23-Afrikameisterschaft 2023) und dem Vierten der bevorstehenden U-23-Asienmeisterschaft, die erst am 3. Mai endet. Die besten drei Teams des Turniers werden ebenfalls in Paris dabei sein.

Klappt Mascheranos Kunststück?

Titelverteidiger Brasilien ist nicht dabei, dafür aber Erzrivale Argentinien, das bei seiner zehnten Olympia-Teilnahme (!) zweifelsohne ebenfalls zu den Goldfavoriten gehören wird. Trainer Javier Mascherano will dabei ein ganz besonderes Kunststück schaffen: Bei den Goldmedaillen 2004 und 2008 stand er als Spieler jeweils in der Startelf, nun will er auch noch als Trainer Gold holen. Das Los bescherte der “Albiceleste” in Marokko, der Ukraine und einem Asien-Vertreter aber keine besonders leichte Aufgabe.

Spanien findet sich indes in einer Gruppe mit Ägypten, der Dominikanischen Republik und einem weiteren Asien-Vertreter wieder. Zu guter Letzt wird das Turnier vom letzten Asien-Vertreter, Israel, Paraguay und Mali vervollständigt.

Australien zum Auftakt: DFB-Frauen erwischen schwere Gruppe

Die ganz harte Gruppe ist es nicht geworden, leicht wird die Aufgabe für die deutschen Frauen bei den Olympischen Spielen in Paris aber keineswegs.

Sie agierte als Losfee: Stephanie Labbé.

Sie agierte als Losfee: Stephanie Labbé.

AFP via Getty Images

Das große Highlight des Frauen-Fußballs sind in diesem Jahr zweifellos die Olympischen Sommerspiele in Paris – und das deutsche Team reist mit großen Ambitionen in die Stadt der Liebe. Noch vor der Auslosung in Saint-Denis war klar, dass Deutschland in der Gruppenphase auf Gold-Favorit USA treffen würde.

Der Grund dafür war simpel: Weil sich mit Frankreich und Spanien neben den USA zwei weitere europäische Mannschaften in Topf 1 befunden hatten und keine zwei Teams aus demselben Verband in der Vorrunde aufeinandertreffen sollen, war klar, dass die DFB-Elf es mit den USA zu tun bekommen wird.

“Die USA gehören immer noch zu den besten Mannschaften der Welt und ich finde es cool, wenn man sich bei einem Turnier auf dieser Ebene messen kann”, sagte Giulia Gwinn im kicker-Interview und forderte: “Es sollte unser Ziel sein, solche Mannschaften auch schlagen zu können.”

Zum Start gegen die “Matildas”

Spannender war es da schon im Hinblick auf die anderen beiden Gegner. Groß war die Chance auf eine Hammergruppe, da aus Topf 3 Brasilien und Kolumbien, das das deutsche Vorrunden-Aus bei der WM im vergangenen Sommer eingeleitet hatte, drohten. Die DFB-Auswahl ging beiden Teams aus dem Weg, da das Los Australien wollte. Die “Matildas” sind in der Weltrangliste auf Position 12 gelistet, liegen damit knapp hinter  Kanada (9.) und Brasilien (10.) – Deutschland ist Fünfter, die USA Vierter.

Als Losfeen agierten die ehemalige kanadische Nationaltorhüterin Stephanie Labbé, die in Tokio mit den “Ahornblättern” Gold gewonnen hatte, sowie Didier Drogba, der einst beim FC Chelsea zu Weltruhm gekommen war. Deutschland landete gemeinsam mit den USA in Gruppe B, geht den Amerikanerinnen zum Auftakt aber aus dem Weg, weil man auf Platz drei der Staffel gelost wurde. Zum Start geht es gegen Australien, was Hrubesch mit einem Lächeln quittierte.

Vervollständigt wird die deutsche Gruppe mit Sambia oder Marokko – beide Mannschaften spielen noch im Rahmen der Afrika-Qualifikation um ein Ticket.

Paris im Blick: Bundestrainer Horst Hrubesch und Giulia Gwinn (re.).

Paris im Blick: Bundestrainer Horst Hrubesch und Giulia Gwinn (re.).
IMAGO/Schüler

Gibt’s Edelmetall bei Hrubeschs Abschied?

Für Horst Hrubesch wird es das letzte Turnier als Bundestrainer sein, nach den Olympischen Spielen übernimmt Christian Wück die DFB-Auswahl. Hrubesch, der 2016 in Rio mit der Männer-Auswahl Silber (4:5 i. E. gegen Brasilien) gewonnen hatte, dürfte sich sicher nur allzu gerne mit einer Medaille verabschieden wollen – am liebsten natürlich mit Gold, das die deutschen Frauen letztmals 2016 holten (2:1 gegen Schweden); damals war es das Abschiedsturnier von Silvia Neid als Bundestrainerin.

Das Olympische Fußballturnier der Frauen findet vom 25. Juli bis zum 10. August statt. Insgesamt streiten zwölf Teams um die Medaillen. Die jeweils zwei besten Teams der drei Vierergruppen qualifizieren sich sicher für das Viertelfinale, das darüber hinaus von den zwei besten Gruppendritten vervollständigt wird.

Great Britain face Argentina, Canada and Finland in Davis Cup group stage

Great Britain will face Argentina, Canada and Finland in the Davis Cup Finals group stage.

The matches will take place in Manchester this September, after the AO Arena was confirmed as one of the four host venues for the event, which will run from September 10 to September 14.

The top two teams in the group will progress to the Finals in Malaga in November.

Elsewhere, defending champions Italy will go up against Brazil, the Netherlands and Belgium on home soil in Bologna, while Zhuhai in China will host Germany, the USA, Chile and Slovakia.

In Valencia, Spain have been drawn alongside Australia, France and the Czech Republic.

There could well be some logistical problems for all the players and countries involved, as matches are due to start just days after the US Open finishes in New York.

The likes of Carlos Alcaraz and Jannik Sinner, who played a pivotal role in guiding Italy to the title last year, might therefore have some big decisions to make if they have a deep run at Flushing Meadows.

Great Britain, meanwhile, will be attempting to reach the final stage of the Davis Cup for the second year running.

Leon Smith was also at the helm when they won an emotional final against Belgium in 2015.

Team GB still have a formidable bunch of highly ranked male players though, including Cameron Norrie, Jack Draper and Dan Evans, while doubles stars Neal Skupski and Joe Salisbury are both Grand Slam winners.

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Murray secures first round win over Goffin at Indian Wells

Canada on the other hand currently only have one man, Felix Auger-Aliassime, in the singles top 100, as do Finland, in the form of Emil Ruusuvuori.

That means their toughest assignment is likely to come against Argentina, who could be led by recent Chile Open champion Sebastian Baez, 19th in the world and one of seven players inside the top 100.

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Der Haitianer, der das berühmteste Tor des US-Fußballs schoss und verschwand

Bei der WM 1950 schoss Joe Gaetjens, der vor 100 Jahren geboren wurde, das berühmteste Tor des US-Fußballs. Später fand der Haitianer einen tragischen Tod.

Englands Sportpresse gilt, wenn die Fußball-Nationalmannschaft versagt, als wenig zimperlich – doch deren wohl blamabelste Niederlage kehrte sie beinahe unter den Teppich. Die schallende erste Test-Pleite der englischen Cricket-Mannschaft gegen die West Indies ließ das 0:1 der Fußballer gegen WM-Underdog USA am 29. Juni 1950 zur Nebensache werden. Kaum zu glauben, aber wahr.

Die Balltreter konnten sich glücklich schätzen, dass man im Mutterland des Fußballs nach jahrzehntelangem Streit noch immer nicht gut auf Weltverband FIFA zu sprechen war, auch wenn England 1950 erstmals an einer WM teilnahm.

Matthews wurde gegen die USA geschont

Die englische Abwesenheit vom längst größten aller Fußballturniere wurde stets auch von einem gewissen Hochmut begleitet. Als rechtmäßigen Weltmeister betrachteten sich die “Three Lions” qua Abstammung in der Regel selbst. 1934 hatten sie mal Weltmeister Italien zum “wahren” WM-Finale eingeladen und tatsächlich mit 3:2 gewonnen, wobei die Italiener lange Zeit in Unterzahl spielen mussten.

Erfolge wie dieser ließ die Engländer, nachdem sie ihr erstes WM-Spiel gegen Chile mit 2:0 gewonnen hatten, ziemlich leichtfertig in die Partie gegen Fußballzwerg USA gehen. So leichtfertig, dass die FA-Verantwortlichen sogar entschieden, Ausnahme-Angreifer Stanley Matthews für die Finalrunde zu schonen.

Im Estadio Independencia zu Belo Horizonte, vor rund 13.000 Zuschauern, standen dennoch Namen wie Billy Wright, Alf Ramsey oder Tom Finney einer US-amerikanischen Auswahl gegenüber, deren Spieler nicht in erster Linie Fußballer waren. Mittelfeldmann Walter Bahr war Lehrer, Torhüter Frank Borghi arbeitete für das Bestattungsunternehmen seines Onkels und Mittelstürmer Joe Gaetjens studierte in New York Rechnungswesen, wodurch er bei der WM 1950 in Brasilien überhaupt erst auf dem Platz stand.

Joseph Edouard Gaetjens kam am 19. März 1924 in Haiti zur Welt, was bedeutete, dass er kein US-Amerikaner war. Wie für zwei Teamkollegen reichte es für Gaetjens damals aber aus, dass er die US-Staatsbürgerschaft immerhin beantragt hatte – die er übrigens nie erhalten sollte.

Er fand immer einen Weg, ein Tor zu schießen.

Teamkollege Walter Bahr über Joe Gaetjens

In seiner Heimat, bei Etoile Haitienne, hatte der knapp 1,80 Meter große Gaetjens – für damalige Verhältnisse fast ein Hüne – bereits Meisterschaften gewonnen. Doch die WM-Bühne bekam der Kopfballspezialist, der nebenbei in einem Restaurant Teller wusch, deshalb zu Gesicht, weil er in der Saison 1949/50 für das New Yorker American-Soccer-League-Team Brookhattan in 15 Spielen 18 Tore schoss. Aber auch, weil der damals 26-Jährige mit dem Ball etwas anzufangen wusste: “Joe war talentiert, akrobatisch, er fand immer einen Weg, ein Tor zu schießen”, schwärmte Mitspieler Bahr einmal bei ESPN. Von dieser Sorte hatten die USA nicht viele. Schon gar nicht im Vergleich zu den Engländern.

Das US-Team war, nachdem es lange geführt hatte, mit einer 1:3-Niederlage gegen Spanien in die WM gestartet. Höhere Führung gefällig? “Es wäre fair, den USA drei Tore Vorsprung zu geben”, tönte der englische Daily Express vor dem zweiten Gruppenspiel. Und so sah es zunächst auch aus. Es stürmte nur England, das aber nicht über zwei Pfostentreffer hinauskam und immer wieder am starken Rückhalt Borghi scheiterte. 37 Minuten lang stand es 0:0.

Dann wagte Bahr einen Fernschuss. Recht harmlos eigentlich, so wurde es überliefert. Doch urplötzlich warf sich der talentierte und akrobatische Gaetjens, der immer einen Weg fand, ein Tor zu schießen, in den Schuss und erwischte Englands Keeper Bert Williams per Flugkopfball auf dem falschen Fuß. 1:0 für die USA.

Die USA treffen gegen England, WM 1950.

Dieses Foto zeigt Gaetjens’ Tor, aber nicht den Schützen. Dafür Englands späteren Weltmeister-Trainer Alf Ramsey (re.), der nur zuschauen kann.
Popperfoto via Getty Images

Mit fortlaufender Spieldauer füllte sich das kleine Stadion immer mehr mit Einheimischen, die das Spiel im Radio verfolgt hatten. Sie schrien für den Underdog, der erst zehn Tage zuvor fast in gleicher Besetzung 0:1 gegen England verloren hatte, das nun allerdings ganz anders antrat. Diese britische Elf sollte bis zum bitteren Ende keinen Weg vorbei an Borghi finden, der es genauso verdient gehabt hätte wie Gaetjens, nach Schlusspfiff umjubelt vom Platz getragen zu werden. Eine der größten Sensationen der Fußballgeschichte war perfekt.

Nach einer weiteren Niederlage gegen die Spanier musste England sogar schon die Heimreise antreten – wie die USA und Gaetjens. Den zog es ob seiner neuen Berühmtheit schnell nach Frankreich, wo er sich allerdings weder in der ersten noch in der zweiten Liga durchsetzen konnte. Dennoch wurde er 1953, als er nach Haiti zurückkehrte, wie ein Nationalheld empfangen. Bei Etoile ließ er seine wenig spektakuläre Karriere – mit diesem so spektakulären Treffer – schließlich ausklingen.

Politische Bande sorgen für tragischen Tod

Der Sonnenseite des Lebens musste Gaetjens daraufhin nicht den Rücken kehren. In seiner Geburtsstadt, Haitis Hauptstadt Port-au-Prince, baute er sich eine Existenz als gut aufgestellter Geschäftsmann auf. Vieles lief ziemlich unbeschwert. Bis Francois “Papa Doc” Duvalier in Haiti an die Macht kam.

Papa Docs Militärdiktatur war auch so schon schlimm genug, für Gaetjens aber besonders brisant. Er stand, auch wenn er selbst ziemlich unpolitisch war, familiär mit Duvaliers Gegner Louis Dejoie in Verbindung – und damit erneut in der Schusslinie. Diesmal mit weniger umjubeltem Ausgang.

Als sich Duvalier im Juni 1964 zum Präsidenten auf Lebenszeit erklärte, schrillten bei den Gaetjens’ die Alarmglocken – nur bei Joe nicht. Während viele Familienmitglieder Haiti Hals über Kopf verließen, verließ sich der Fußballheld darauf, dass er für die Öffentlichkeit nur dieser war. Völlig harmlos für Papa Doc.

Doch am Morgen des 8. Juli tauchte dessen brutale Geheimpolizei “Tonton Macoute” vor Gaetjens’ Waschsalon auf und führte den Schützen des berühmtesten Tores der US-Fußballgeschichte mit vorgehaltenen Waffen ab. Joe Gaetjens wurde nie wieder gesehen.

Wie so viele vermeintliche und tatsächliche politische Gegner Duvaliers wurde auch der mittlerweile 40-Jährige in das berüchtigte Gefängnis Fort Dimanche verschleppt, wo er wohl noch 1964 umgebracht wurde. Auf die Bestätigung seines Todes wartete die Familie bis 1972.

Die Rückkehr des Sohnes

ESPN brachte Gaetjens’ ältesten Sohn Lesly vor einigen Jahren nach Port-au-Prince zurück, wo er durch die Ruine schlich, zu der Fort Dimanche zwischenzeitlich geworden war. Durch die Gemäuer, in denen sein Vater einst sein Leben gelassen hatte.

Als Lesly Gaetjens seinen Namen nannte, schlossen ihm die Haitianer aber auch das Stadion auf, in dem sein Vater so umjubelt worden war. Auch dorthin strömten auf einmal immer mehr Menschen, die alle eine Geschichte über Joe Gaetjens zu erzählen hatten. Vergessen haben sie ihn in Port-au-Prince bis heute nicht.

Dieser Text erschien erstmals in der kicker-Ausgabe vom 18. März.

Niklas Baumgart

DFB-Frauen zurück in den Top 5 der FIFA-Weltrangliste

In der von der FIFA am Freitag veröffentlichten Frauenweltrangliste hat es zahlreiche Veränderungen gegeben. Für Deutschland ging es einen Platz nach oben.

Jubel bei den DFB-Frauen.

Jubel bei den DFB-Frauen.

IMAGO/Beautiful Sports

Die Qualifikation für Olympia, der Gold Cup und die Meisterschaft der westasiatischen Fußballverbände – in den ersten drei Monaten des Jahres war einiges geboten für die Frauen-Nationalteams. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 126 Länderspiele ausgetragen, die zahlreiche Veränderungen in der FIFA-Frauenweltrangliste mit sich gebracht haben.

Der DFB darf erfreut auf das am Freitag von der FIFA veröffentlichte Ranking blicken, denn Deutschland verbesserte sich um einen Platz und ist als Fünfter zurück in den Top 5. Im Spiel um Platz drei der Nations League hatte die Mannschaft von Horst Hrubesch die Niederlande mit 2:0 geschlagen und sich damit für die Olympischen Spiele qualifiziert.

England und die USA tauschen die Plätze

In der Weltrangliste vor Deutschland liegen Spanien (1.), England (2., +2 Plätze), Frankreich (3.) und die USA (4., -2 Plätze). Weltmeister Spanien hatte sich im Finale der Nations League mit 2:0 gegen Frankreich durchgesetzt. In der Weltrangliste erreichte die Roja ihre beste Punktzahl aller Zeiten (2085,96) und baute ihre Führung aus. Frankreich konnte sich trotz der Niederlage in den Top 3 halten, weil Gold-Cup-Gewinner USA wegen der 0:2-Niederlage im Gruppenspiel gegen Mexiko um zwei Plätze abrutschte.

Gold-Cup-Zweiter Brasilien (10., +1) stieß wieder in die Top 10 vor, wo auch Schweden (6., -1), Japan (7., +1), die Niederlande (8., -1) und Kanada (9., +1) rangieren.

Salomon-Inseln machen den größten Sprung

Den größten Sprung nach vorn verzeichneten die Salomon-Inseln (88., +21), während Irak (172.) neu in der Weltrangliste ist, die damit den Rekordwert von 193 gelisteten Nationalteams erreicht. Diese Zahl könnte im Juni noch weiter steigen, denn sechs weiteren Teams fehlt nur noch ein offizielles Länderspiel bis zur Aufnahme in die Wertung: Tschad, Djibouti, Eritrea, Gibraltar, Libyen und Sudan.

Die nächste Frauenweltrangliste wird am 14. Juni 2024 veröffentlicht.

Das Wichtigste im Überblick:

Weltranglistenerster: Spanien
Neu in den Top Ten: Brasilien (von Platz 11 auf Platz 10)
Nicht mehr in den Top Ten: Korea DVR (von Platz 9 auf Platz 11)
Gesamtzahl bestrittener Länderspiele: 126
Meiste bestrittene Länderspiele: Brasilien, USA (je 6)
Bester Aufsteiger nach Punkten: Salomon-Inseln (plus 78,84 Punkte)
Bester Aufsteiger nach Plätzen: Salomon-Inseln (plus 21 Plätze)
Schlechtester Absteiger nach Punkten: Niederlande (minus 35,03)
Größte Verschlechterung nach Plätzen: Samoa (minus 10 Plätze)
Neu in der Weltrangliste: Irak
Nicht mehr gelistet: Keine

Naeher als Heldin: USA im Gold-Cup-Finale gegen Brasilien

Beim Gold Cup hat Gastgeber USA auf dramatische Weise das Finale erreicht. Torhüterin Alyssa Naeher verursachte erst einen scheinbar fatalen Elfmeter, ehe sie später drei dieser Sorte parierte.

Gefeierte Frau des Abends: Alyssa Naeher (li.).

Gefeierte Frau des Abends: Alyssa Naeher (li.).

Getty Images for USSF

Die Frauen-Nationalmannschaft der USA spielt beim Gold Cup nach einem dramatischen Finaleinzug um den Titel. Torhüterin Naeher avancierte beim 3:1 im Elfmeterschießen des Halbfinals gegen Kanada zur Heldin – nun wartet in der Nacht zum Montag ein Duell mit Brasilien im Endspiel.

Die Selecao setzte sich sicher mit 3:0 gegen Mexiko durch. Spannender war es aber in der Partie der Vereinigten Staaten gegen Kanada. In der Nachspielzeit der Verlängerung verursachte Naeher einen Strafstoß, den die Kanadierinnen in Person von Leon zum 2:2 nutzten (120.+7). Schon in der regulären Spielzeit hatten die Ahornblätter recht spät den Ausgleich geschafft (Huitema, 82.). Dann drehte Naeher aber im Elfmeterschießen auf, parierte gleich drei Mal und traf mit ihrem eigenen Versuch zum 2:0.

Diskutiert wurde auch über die Platzbedingungen im Snapdragon Stadium in San Diego. Der Rasen stand bei der Partie stark unter Wasser. “Das war kein Spiel, in dem man Fußball spielen konnte”, sagte US-Kapitänin Horan. Entscheidend sei der Kampfgeist gewesen.