Gregoritsch: Deutlich besser als befürchtet

Endlich mal ein ordentliches zweites Jahr: Michael Gregoritsch widerlegt beim SC Freiburg seine Skeptiker und schießt die besonders wichtigen Tore – muss aber trotzdem an seiner Konstanz arbeiten.

Ein skeptischer Blick zurück: Für Michael Gregoritsch lief nicht alles rund.

Ein skeptischer Blick zurück: Für Michael Gregoritsch lief nicht alles rund.

IMAGO/Langer

Am kommenden Montag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) beginnt für Österreich die Europameisterschaft – direkt mit dem Highlight gegen Frankreich. Michael Gregoritsch darf sich berechtigte Hoffnungen machen, in Düsseldorf in der Startelf zu stehen. In den vergangenen anderthalb Jahren hat der 30-Jährige in zwölf Länderspielen gleich acht Tore erzielt und sich zur festen Größe beim ÖFB-Team entwickelt. Bei seinem Verein in Freiburg hatte die abgelaufene Saison dagegen das ein oder andere Tief, dafür aber auch besonders wichtige Höhen. Manch einer hat ihm diese positiven Momente nicht zugetraut.

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Aber von vorne. In Freiburg und Augsburg kommt man bei Gregoritsch direkt auf einen gemeinsamen Nenner: Die erste Saison war richtig stark! Im Breisgau traf “Gregerl” nach seinem Wechsel im Sommer 2022 gleich 15-mal in Liga, Pokal und Europa League, dazu kamen sieben Assists. Beim FCA waren es 2017/18 in der Bundesliga 13 Tore und vier Vorlagen.

Hartenbach und die Skeptiker

Weil der Österreicher nach diesem guten Auftakt in Augsburg deutlich abbaute und auch bei seiner Station zuvor beim Hamburger SV im zweiten Jahr weniger Einsatzzeiten bekommen hatte, war der eine oder andere skeptisch, wie Klemens Hartenbach berichtet. “Als wir Gregerl verpflichtet hatten und er ein gutes erstes Jahr gespielt hat, gab es nicht wenige, die zu mir sagten: Warte mal ab, die zweite Saison von Gregoritsch bei einem Verein war noch nirgendwo richtig gut”, so der SC-Sportdirektor.

Und wie ist das zweite Jahr in Freiburg geworden? Nicht ganz so gut wie das erste, aber bei Weitem nicht so schlecht, wie scheinbar mancher Zweifler befürchtete. “Meiner Meinung nach hat er ein sehr ordentliches Jahr gespielt, wir waren überhaupt nicht unzufrieden mit ihm. Es ist ja nicht untypisch, dass ein Stürmer mal einen Lauf hat und mal eine schlechtere Quote. Das dürfen wir nicht überbewerten und müssen auch sehen, dass es ja für das gesamte Team ein recht holpriges Jahr war”, erklärt Hartenbach.

Streich forderte mehr Präsenz

Unterm Strich stehen in allen Wettbewerben zwölf Tore und sechs Vorlagen – viele davon spielentscheidend. Nach längerer Durststrecke ließ er seinen Torknoten mit einem Hattrick beim 5:0 in der Europa League gegen Piräus platzen. Direkt danach folgten im Dezember die 1:0-Siegtore in Mainz und Wolfsburg, sowie Tor und Vorlage beim 2:0 gegen Köln. Danach zeigte er diese Treffsicherheit erst im Frühjahr wieder – erneut in den wichtigen Momenten wie bei den Heimsiegen in der Europa League gegen Lens (3:2 n.V.) und West Ham (1:0). Doch weil die Konstanz fehlte, pendelte Gregoritsch zwischen der Startelf und der Bank. Auch, weil Christian Streich mehr “Präsenz” vom robusten 1,93-Meter-Stürmer forderte, gerade im Spiel gegen den Ball. Gregoritsch selbst hat eingestanden, dass er da noch Entwicklungspotenzial hat.

Potenzial sieht auch Hartenbach in diesem Bereich – wenn auch mentaler Natur: “Oftmals erkennen Stürmer selbst nicht, welchen Wert sie für die Mannschaft haben, wenn sie mal kein Tor schießen und keine Vorlage geben: indem sie Bälle behaupten, gut anlaufen und immer für die Mannschaft da sind. Diese Erkenntnis kann man auch noch im reiferen Fußballeralter erlangen.” Mit nun 30 Jahren kann Gregoritsch diese Aufgabe jetzt angehen. Erst bei der Europameisterschaft mit Österreich, dann in seinem dritten Jahr beim SC Freiburg mit neuer Konkurrenz. Im Angriff wird der Sport-Club nach dem enttäuschenden Jahr von Junior Adamu sicher nachlegen.

Moritz Kreilinger