Gregoritschs Genugtuung: “Es schließt sich ein Kreis”

Gregoritschs Genugtuung: “Es schließt sich ein Kreis”

Michael Gregoritsch soll gegen Frankreich für die österreichischen Tore sorgen. Vor dem Match hat der kicker seinen Vater Werner in der Düsseldorfer Altstadt zum Spontan-Interview getroffen.

Werner Gregoritsch (l.) drückt seinem Sohn am Montag im Stadion die Daumen.

Werner Gregoritsch (l.) drückt seinem Sohn am Montag im Stadion die Daumen.

GEPA pictures

Aus Düsseldorf berichtet Nikolaus Fink

Montag, 11.30 Uhr, Altstadt Düsseldorf. Die Aufmerksamkeit der zahlreichen österreichischen Fußballfans gilt in diesem Moment einem Mann: Werner Gregoritsch. Kein Wunder, ist der 66-Jährige doch nicht nur aktueller U-21-Teamchef, sondern auch Vater der großen heimischen Sturmhoffnung. Auch der kicker lässt diese Gelegenheit nicht verstreichen und bittet Gregoritsch zu einem Spontan-Interview über Sohn Michael und die Chancen der österreichischen Nationalmannschaft vor dem EM-Auftaktspiel gegen Frankreich (21 Uhr, LIVE! bei kicker).

EM-Gruppenphase – 1. Spieltag

Dass sein Sohn gegen die Equipe Tricolore im Angriff beginnen wird, erfülle ihn mit “enormem Stolz”, so Gregoritsch. “Es hat ja oft geheißen, er spielt nur im Nationalteam, weil der Vater U-21-Trainer ist.” Er habe dies immer als “sehr ungerecht” empfunden. “Die Genugtuung gegenüber vielen Neidern und Kritikern ist groß.” Und: “Es schließt sich ein Kreis. Ich bin heute beim Spiel dabei und mein Sohn startet von Anfang an.”

Gregoritsch blüht unter Rangnick auf

Tatsächlich dauerte es lange, bis Michael in der österreichischen Öffentlichkeit den Ruf des Trainersohns ablegte. Seit der Amtsübernahme von Ralf Rangnick blüht der Freiburg-Profi aber so richtig auf, was nicht zuletzt der Dreierpack beim 6:1-Testspielerfolg gegen die Türkei eindrucksvoll untermauerte. Damit avancierte Gregoritsch zum ersten Triplepacker für Österreich seit 2006. “Das war sein endgültiger Durchbruch im Nationalteam”, weiß Vater Werner.

Dass sich sein Sohn im Alter von 30 Jahren in der Form seines Lebens befindet, überrasche ihn keineswegs: “Ich habe immer gesagt, dass Michi ein Spätzunder ist.” Überraschend ist diese Aussage vor allem deshalb, weil der langjährige Deutschland-Legionär nach wie vor der jüngste Torschütze in der Geschichte der österreichischen Bundesliga ist. Im Alter von 15 Jahren und 361 Tagen durfte Michael im Trikot des Kapfenberger SV bei seinem Bundesligadebüt über seinen ersten Profi-Treffer jubeln.

Werner Gregoritsch (m.), flankiert von den kicker-Österreich-Reportern David Mayr (l.) und Nikolaus Fink.
Privat

“Er wird ein viel besserer Spieler, als ich es je war”, sollte Werner – zu diesem Zeitpunkt Kapfenberg-Trainer – schon damals prophezeien. Der Wechsel zum deutschen Bundesligisten 1899 Hoffenheim im Jahr 2012 kam für Michael aus Sicht seines Vaters dennoch zu früh: “Da ist er vom Stainzer Bummelzug in den ICE umgestiegen.” Sein Bundesligadebüt in Deutschland feierte Michael dann erst am 14. August 2015 für den Hamburger SV.

“Einer der torgefährlichsten Spieler, die es in Europa gibt”

Mittlerweile gehört Michael zum festen Inventar der höchsten deutschen Spielklasse. Für Werner Gregoritsch kein Zufall: “Wenn er richtig forciert wird, ist er für mich einer der torgefährlichsten Spieler ist, die es in Europa gibt.” Darauf ausruhen werde sich der Angreifer aber nicht. “Er muss sich wieder beweisen. Man erwartet sich jetzt mehr von ihm. Aber ich bin deswegen zuversichtlich, weil ich weiß, dass er jetzt damit umgehen kann. Das war früher nicht so.”

Und was traut Werner Gregoritsch, der das Spiel gegen Frankreich mit seiner Familie live im Stadion verfolgen wird, der österreichischen Nationalmannschaft bei der EM zu? “Man darf nicht so optimistisch sein und sagen, wir kommen fix weiter. Das wäre kompletter Blödsinn.” Aber: “Für mich zählt das aktuelle Team zu den drei besten Mannschaften, die wir je hatten.”