“Wir brauchen jeden Spieler”: Uth hofft auf Nachahmer

Angesichts seiner Transfersperre steht der 1. FC Köln vor einem extrem schwierigen Sommer. Weil der Bundesliga-Absteiger keine neuen Spieler verpflichten kann, hofft Mark Uth nach seinem Bekenntnis auf Nachahmer.

Mark Uth (#13) bleibt beim 1. FC Köln - doch wer noch?

Mark Uth (#13) bleibt beim 1. FC Köln – doch wer noch?

IMAGO/Sportfoto Rudel

Dass Vereine nach einem Abstieg bisweilen vor einem Neustart stehen, ist im Fußball-Geschäft nichts Neues. Manch einer mag sich trotz schwacher Mannschaftsleistung für höhere Aufgaben empfohlen haben, manch anderer nicht die nötigen Leistungen gezeigt haben, um sich für eine Weiterbeschäftigung im Unterhaus zu empfehlen.

Schwäbe: “Wer soll bleiben, wer darf bleiben?”

“Der Verein muss sich glaube ich erstmal im Klaren sein: Wer soll bleiben, wer darf bleiben – wer soll den Weg mitgehen und wer nicht?”, erklärte Kölns Torhüter Marvin Schwäbe nach dem durch das 1:4 in Heidenheim feststehenden Abstieg des 1. FC Köln, als er bei Sky auf seine Zukunft angesprochen wurde.

Nun gestaltet sich die Aufarbeitung des Abstiegs im Fall der Kölner aber deutlich schwieriger als beispielsweise bei Mitabsteiger Darmstadt. Denn während die Lilien auf etwaige Abgänge reagieren können, sind den Rheinländern die Hände gebunden. Aufgrund der Transfersperre kann sich der FC im Sommer lediglich im eigenen Nachwuchs umsehen, ein direkter Wiederaufstieg erscheint ohne den Verbleib so mancher Säule entsprechend nahezu ausgeschlossen.

Der gebürtige Kölner Mark Uth setzte dahingehend am Freitag ein Zeichen. Unabhängig des Ausgangs der Partie in Heidenheim, die letztlich den verdienten Abstieg besiegelte, sicherte der Stürmer dem 1. FC Köln seine Treue zu – ligaunabhängig. Zwar hat das Bekenntnis des 32-Jährigen augenscheinlich nicht für den erhofften, benötigten Schwung gegen den FCH gesorgt, dennoch hofft Uth auf Nachahmer.

Ich habe es natürlich so früh gemacht, um auch dahingehend ein Zeichen zu setzen.

Mark Uth über sein Bekenntnis zum 1. FC Köln.

“Man sieht jedes Wochenende, wie die Fans uns unterstützt haben. Heute sind sie natürlich sehr, sehr sauer und aufgebracht – vollkommen verständlich. Der Verein bedeutet den Menschen in Köln alles, mir persönlich auch. Deswegen habe ich auch verlängert und bleibe auch in der 2. Liga”, erklärte Uth seinen Schritt. “Ich hoffe, dass es mir einige nachtun. Wir brauchen jeden Spieler, weil wir eine Transfersperre haben und nächstes Jahr in der 2. Liga bestehen müssen. Ich habe es natürlich so früh gemacht, um auch dahingehend ein Zeichen zu setzen, dass einige sagen ‘Okay, alles klar, wir packen mit an’ – und das hoffe ich sehr.”

Weitere Bekenntnisse bleiben unmittelbar nach dem Abstieg allerdings vorerst aus.

Schwäbe “will nicht ausfallend werden” – Schultz lenkt ab

Mit großen Worten kündigte der 1. FC Köln ein furioses Finale in Heidenheim an. Den nach einer desaströsen Leistung verdienten Abstieg wusste nicht jeder Beteiligte entsprechend einzuordnen.

Kölns Trainer Timo Schultz zeigte nach dem Abstieg keine Einsicht.

Kölns Trainer Timo Schultz zeigte nach dem Abstieg keine Einsicht.

IMAGO/MIS

“Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden”, gab Marvin Schwäbe nach dem 1:4 in Heidenheim, das den siebten Abstieg des 1. FC Köln besiegelte, bei Sky zu. “Wir haben uns die ganze Woche etwas vorgenommen, wir haben uns heute morgen noch einmal eingeschworen.” Ein Sieg in der Voith-Arena hätte hergemusst bei einem Sieg des SC Freiburg beim 1. FC Union Berlin, um am 34. Spieltag doch noch die Relegation zu erreichen.

Dass die Breisgauer am Ende nicht mithalfen und in Berlin verloren, war am Ende unerheblich. Weil der 1. FC Köln eine derart desaströse Leistung anbot, die zu keinem Zeitpunkt einen Erfolg in Aussicht gestellt hätte. “Dass wir die erste Halbzeit dann so spielen, wie wir gespielt haben … Ich will nicht ausfallend werden, aber das war nichts”, war Schwäbe bedient.

Es war klar, dass wir nicht herkommen und sie uns den roten Teppich auslegen, um in der Liga zu bleiben.

Marvin Schwäbe

“Ich glaube, dass wir gefühlt jedes fifty-fifty-Duell verloren haben. Wir haben es uns vor allem in der ersten Halbzeit einfach komplett kaputt gemacht. Egal, was wir uns vorgenommen haben, wir sind gar nicht in unser Spiel reingekommen”, führte der Torhüter weiter aus – 41 Prozent gewonnene Zweikämpfe waren es am Ende. “Klar haben es die Heidenheimer gut gemacht, aber es war klar, dass wir nicht herkommen und dass sie uns den roten Teppich auslegen, um in der Liga zu bleiben. Es war klar und es war einfach zu wenig.”

Uth fehlen die Worte

Sprachlos zeigte sich auch Mark Uth, der gehofft hatte, mit seinem Treueschwur am Freitag ein positives Signal vor dem Saisonfinale zu senden. “Wir sind sehr enttäuscht, in der Kabine herrscht Stille. Ich weiß auch nicht wirklich, was ich sagen soll”, sagte der 32-Jährige und bestätigte dies sogleich: “Die erste Hälfte war auch wieder, … also, … keine Ahnung, ich habe da auch keine Worte für. Es ist schwierig zu greifen.”

Kommentar zu Kölns Abstieg

“Wenn man sieht, wie wir in die erste Hälfte reingegangen sind: Wir haben keinen einzigen Zweikampf gewonnen, wir haben keinen einzigen Zweikampf geführt. Und das in einem Spiel, wo du, unabhängig von Union, 2:0, 3:0 gewinnen musst – das geht einfach nicht. Und im Endeffekt stehen wir jetzt hier und sind verdient abgestiegen, das ist einfach wie es ist leider”, war der Stürmer bedient.

So eine Halbzeit hätte ich meiner Mannschaft nicht zugetraut.

Timo Schultz

Eine Ansicht, die Trainer Timo Schultz nicht unbedingt teilte. Der 46-Jährige, der in den vergangenen Wochen stets mit seiner positiven Art auffiel, Kritik für gewohnt abwehrte und noch vor dem Spiel zur Attacke geblasen hatte, ließ verlauten: “So eine erste Halbzeit hätte ich meiner Mannschaft ehrlich gesagt nicht zugetraut.”

Den Fehler in seinem Aufgebot wollte Schultz nicht suchen, der Trainer stellte vielmehr das Engagement seiner Mannschaft in Frage. “Es lag definitiv nicht an der Aufstellung, sondern eher heute ein Stück weit, das muss man ehrlich sagen, auch an der Einstellung der ersten Halbzeit. Ich weiß gar nicht, ob es 30% aller Zweikämpfe waren, die wir in der ersten Halbzeit gewonnen haben – so kannst du kein Fußballspiel bestreiten. Egal ob wir mit Dreier-, Vierer-, Fünfer- oder Achterkette spielen.”

Kumpels in der Krise: Am Geißbockheim muss es wieder Konsequenzen geben

Zum siebten Mal ist der 1. FC Köln aus der Bundesliga abgestiegen. Das liegt auch am blinden Vertrauen der Protagonisten in sich selbst. Ein Kommentar von kicker-Reporter Jim Decker.

Unter Beobachtung: Sport-Geschäftsführer Christian Keller (links) und der Leiter Lizenzspieler Thomas Kessler haben den siebten Abstieg aus der Bundesliga zu verantworten.

Unter Beobachtung: Sport-Geschäftsführer Christian Keller (links) und der Leiter Lizenzspieler Thomas Kessler haben den siebten Abstieg aus der Bundesliga zu verantworten.

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Was waren das für große Worte gewesen. Von einem “brutalen Push” hatte Trainer Timo Schultz vor dem Spiel in Heidenheim gesprochen und erwartungsvoll angekündigt: “Das kann einer der kuriosesten Klassenerhalte werden, die es seit langer Zeit gegeben hat.” Was beim 1:4 dann folgte, war eine der kläglichsten Vorstellungen, die der 1. FC Köln seinen Fans in dieser Saison bot. 0:3 zur Pause, von Spannung und einer Aufholjagd keine Spur.

Keine Konsequenzen nach dem Abstieg

Das Saisonende des Absteigers steht sinnbildlich für die komplette Spielzeit des Bundesliga-Gründungsmitglieds. Vielen großen Ankündigungen folgte gelegentlich ein kleines Aufbäumen, meistens aber nichts. Dass der FC nun zum ersten Mal seit 2019 wieder in der 2. Liga auftreten muss ist die logische Folge. Absolut unlogisch ist dagegen die bereits feststehende Konsequenzlosigkeit: Das Präsidium um Werner Wolf und Sport-Geschäftsführer Christian Keller stärkte sich gegenseitig den Rücken, Rücktritte wurden ausgeschlossen. Verlierer unter sich.

In Köln sind alle Protagonisten gut beraten, in Zukunft professionelle Skepsis herrschen zu lassen. Und zwar sich selbst gegenüber und seinen Entscheidungen. Dass Keller den hilflosen Katastrophen-Verwalter Schultz als Trainer einstellte, war ebenso eine Fehlentscheidung wie die Entscheidung gegen weitere Transfers im vergangenen Sommer. Und das wäre auch schon unabhängig von der später auferlegten Transfersperre erkennbar gewesen.

Keine Kritik von den Fans

Wolf und Co. wiederum agieren nicht etwa als kritische Aufseher der sportlichen Leitung, sondern als Kumpels in der Krise. Dass die Klubspitze öffentlich geschlossen auftreten will, ist lobenswert, bislang aber machte es nicht den Eindruck, als würden in Sachen Transfersperre oder sportlicher Krise große Aufarbeitungen stattfinden.

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Dass vonseiten der Fans keinerlei spürbare Kritik zu vernehmen ist, sollte Sorgen machen. Die Profiabteilung des 1. FC Köln ist kein Selbstzweck, die Stadt hat ein erfolgreiches Erstligateam verdient. Die Mannschaft steht nun aber so angeschlagen und verwundbar da wie vielleicht noch nie: Einige Leistungsträger wie Jeff Chabot oder Marvin Schwäbe haben Ausstiegsklauseln, Schultz’ Mission endet im Misserfolg. Und durch die Transfersperre kann Keller erst im Januar 2025 wieder auf dem Markt tätig werden.

Es droht der Sturz in die Mittelmäßigkeit

Gut möglich, dass dann schon der nächste Schaden entstanden ist. Aus dem Nachwuchs suchten zuletzt einige Talente lieber das Weite, welcher Trainer sich dieses Himmelfahrtskommando antun will, ist offen.

Sich einzumischen und die Entscheidungen der Kluboberen zu hinterfragen, muss nun wieder Teil der Klubkultur werden. Und auch, im Falle des Scheiterns Konsequenzen zu ziehen. Andernfalls droht der jahrelange Sturz in die Mittelmäßigkeit und Bedeutungslosigkeit. Wie real diese Gefahr ist, können die Kölner mit einem einfachen Anruf in Hamburg, Berlin oder Gelsenkirchen erfragen.

Ljubljana-Präsident Delius zur Potocnik-Affäre: “Wie in einem falschen Film”

Die “Potocnik-Affäre” hat zu einer Transfersperre für den 1. FC Köln geführt. Adam Delius, eine Hauptfigur im Streit um den Spieler, spricht über den Fall.

Ende 2021 übernahm der Münchner Immobilienunternehmer Adam Delius Olimpija Ljubljana und holte mit dem Klub in der Saison 2022/23 das slowenische Double. Weit mehr Bekanntheit aber errangen Delius, der auch als Vereinspräsident fungiert, und sein Vizepräsident Dr. Christian Dollinger aufgrund eines Streits mit dem 1. FC Köln um das Talent Jaka Cuber Potocnik, der in einer Transfersperre für die Geißböcke mündete.

Ende Januar 2022 kündigte Potocnik seinen Vertrag bei Olimpija außerordentlich und unterschrieb in Köln. Die FIFA schaltete sich ein, belegte den FC wegen vermeintlicher Anstiftung zum Vertragsbruch mit einer Transfersperre, die am Ende auch der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigte. Im kicker spricht Delius erstmals ausführlich über den seltsamen Fall und seine Motive für das Investment in Slowenien.

Herr Delius, warum investiert ein Münchner in einen Verein in Slowenien?

Ich beschäftige mich seit Jahren mit Vereinen und mit deren Auf und Ab. Eines ist dabei die Erkenntnis: Es ist leicht, mit fremden Geldern umzugehen, wenn man nicht zur Verantwortung gezogen wird. Wenn Ihnen der Klub gehört, denken Sie vollkommen anders. Jeder Euro, der kommt und geht, ist letztendlich Ihr Euro. In Deutschland werden Unsummen an Ablösen bezahlt und Personal- entscheidungen und alle möglichen Vereinbarungen getroffen, die man als Außenstehender nicht versteht. Egal in welchem Klub. Fakt ist aber, niemand spricht über das eigene Geld. In Slowenien und hier bei Olimpija Ljubljana ist es anders. Final entscheidet der Klubbesitzer. Das war die erste Grundvoraussetzung.

Letztendlich kopiere ich RB Salzburg. Natürlich auf kleiner Flamme.

Adam Delius

Gab es weitere Voraussetzungen?

Ja, der Klub muss eine realistische Chance haben, sich international zu präsentieren. Letztendlich kopiere ich RB Salzburg. Natürlich auf kleiner Flamme, aber sie wird jedes Jahr größer. RB Salzburg ist mein Vorbild. Mit einem deutschen Klub ist es schwierig, international zu spielen. Mit welchem Aufwand komme ich unter die ersten sechs Mannschaften? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, den DFB-Pokal zu gewinnen, wenn ich in der 2. oder 3. Liga spiele? Realistisch gesehen liegt sie bei null. Deshalb Slowenien, denn die internationale Plattform ist so gut wie gesichert.

Warum gerade Ljubljana?

Warum nicht? Die Möglichkeit ergab sich, mein Zuhause und das Stadion trennen 386 Kilometer, ich bin schneller dort als zum Beispiel in Frankfurt. In diese Stadt habe ich mich 2021 verliebt. Ljubljana ist die Hauptstadt in Slowenien und gehört zu den schönsten Städten Europas. Der Klub brachte die sportlichen Voraussetzungen für einen möglichen wirtschaftlichen Erfolg mit. Den Wunsch, Meister zu werden, hatte ich schon immer, was mangels Talent nicht möglich war – jetzt bin ich Meister und Pokalsieger (lacht) und die Mannschaft hat in der Conference League gespielt. Allerdings bin ich die Sache ausschließlich kaufmännisch angegangen.

Warum eine derart kleine Liga?

In der 3. Liga Deutschlands haben Sie zwischen 8 und 14 Millionen Euro Jahresumsatz bei einem Mannschaftswert von 5 bis 8 Millionen. Dauerhaft in der 2. Liga zu bestehen, ist schon eine riesige Aufgabe. Ein Klub wie der 1. FC Köln in der Bundesliga hat einen Jahresumsatz von etwa 150 Millionen Euro, schreibt rote Zahlen und hat trotzdem so gut wie keine Chance, unter die ersten sechs in der Tabelle zu kommen.

“100 oder 200 Prozent oder sogar noch mehr Gewinn”

2021/2022 stand in der Tat ein Minus von 15,7 Millionen Euro beim FC, aber 2022/23 ein Gewinn von 12,4 Millionen Euro.

Entscheidend ist letztendlich: Wie viel Geld muss ein Klub in die Hand nehmen, um in Europa zu spielen? Wie groß ist die realistische Chance mit diesem Budget, die Konkurrenz zu besiegen? Ein sicherlich gutes Beispiel sehen wir in Berlin. Sowohl bei Hertha als auch bei Union. Selbst mit viel Geld haben sie keine Garantie. Fakt ist aber, nur in Europa habe ich die Plattform für meine Spieler. Europäische Spiele sind der Präsentierteller, um sich Chelsea, Liverpool, Bayern und so weiter zu zeigen. Olimpija Ljubljana ist eine Plattform für junge Talente. Sie haben die Möglichkeit, sich dem europäischen Markt zu zeigen.

Die Aufgabe von Olimpija ist es, die Spieler auf das nächste Level zu bringen, bevor sie dann in die großen Stadien einziehen. Unsere Kosten pro Saison liegen bei rund 7 Millionen Euro. Das ist wenig Geld, aber viel, wenn man bedenkt, dass der SSV Ulm 1846 mit einem Mannschaftswert von etwas über 5 Millionen in die 2. Liga einzieht. Höchster Respekt, denn man sieht, dass Geld nicht alles ist. Durch das Erreichen des europäischen Wettbewerbes sind alle Kosten abgedeckt und die Frage ist nur, ob der Gewinn 100 oder 200 Prozent oder sogar noch mehr beträgt.

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Das war aber bei Olimpija auch nicht immer so …

Bevor wir kamen, war der Klub hoch verschuldet, der Voreigentümer hatte innerhalb von fünf Jahren über 30 Millionen Euro an Verlust realisiert. Das haben wir in zwei Jahren gedreht. Wie das funktioniert? Das Geheimnis ist keines. Konsequent den Weg gehen. Es gibt keinen geraden Weg, er ist geprägt von Kurven, aber das Ziel ist immer im Auge.

Bundesweit für Aufsehen sorgte der Fall Jaka Cuber Potocnik. Können Sie mit eigenen Worten und möglichst knapp schildern, wie er sich für Sie darstellte?

Wie in einem falschen Film. (lacht)

“Da waren Profis am Werk”

Das ist nun sehr knapp.

Die Verhandlungen mit dem vorigen Besitzer, Milan Mandaric, zum Kauf von Olimpija waren eigentlich gescheitert. Plötzlich kam der Anruf, ob wir uns noch mal an den Tisch setzen würden, dann haben wir den Kauf binnen weniger Tage abgewickelt. Ich wusste gar nicht, dass ich diesen Spieler überhaupt habe, weil wir uns erst mal nicht mit der Jugend beschäftigt haben. Als wir im Trainingslager waren, kam von unserem Akademieleiter die Info, dass Potocnik wechseln möchte. Da hörte ich erstmals von ihm.

Das glaubt nicht einmal meine Großmutter, und die ist gutgläubig.

Adam Delius

Was passierte dann?

Unser Geschäftsführer Igor Barisic nahm sofort Kontakt mit Köln auf, da hieß es: “Wir rufen zurück.” Es gab Schriftverkehr über Whatsapp und E-Mail-Verkehr. Der Rückruf erfolgte nie, stattdessen kam die fristlose Kündigung, mehrseitig und juristisch ausgefeilt – angeblich von der Mutter des Spielers. Ohne ihr zu nahe treten zu wollen: Das hat diese Dame nicht aufgesetzt, da waren Profis am Werk. Wir haben den Sachverhalt geprüft und einen groben Regelverstoß gesehen. Letztendlich erfolgte die Kündigung am 30. Januar 2022, und am 31. Januar 2022 wurde in Köln unterschrieben. Ohne angeblich vorher Kontakt mit Eltern und Spieler gehabt zu haben. Das glaubt nicht einmal meine Großmutter, und die ist gutgläubig.

Also gingen Sie zur FIFA?

Nein, zunächst gingen juristische Schreiben hin und her. Ich habe mich erst später eingeschaltet und mit Christian Keller (Geschäftsführer 1. FC Köln, d. Red.) ein Treffen vereinbart. Mit meinem Vizepräsidenten Christian Dollinger fand dieser Termin in den Geschäftsräumen in Köln statt. Herr Keller nahm den Termin alleine wahr und sagte, er sei erst kurz Geschäftsführer, habe mit der Sache nichts zu tun und habe sich nur kurz in den Schriftverkehr einlesen können.

Er meinte, es hätte schon ein “Geschmäckle”, und um Anwaltskosten zu sparen schlug er vor, das Ganze zu lösen, was in unserem Sinne war. Allerdings hat er als Maximalsumme 100.000 Euro geboten und auf ein Schreiben hingewiesen, das Herr Mandaric, der Alteigentümer, unterschrieben hat. Dieses Schreiben, das Monate nach dem Verkauf aufgesetzt und unterschrieben wurde, sollte bestätigen, dass der Altpräsident dem Spieler eine mündliche Ausstiegsoption für 100.000 Euro versprochen habe.

Was löste das aus?

Erst mal waren wir verwundert, das hätte Mandaric bei der Übernahme dokumentieren müssen. Herr Keller bot dann diese Summe, also 100.000 Euro, an. Unsere Antwort war unmissverständlich: Auf dieser Basis finden wir nie zusammen. Unsere Mindestforderung beträgt für diesen Ausnahmespieler 2,5 Millionen Euro. Wann und wie, da sind wir offen. Anzahlung, Beteiligung, egal. Aber es muss kalkulatorisch die genannte Summe stehen. Wenn wir eine Beteiligung beim Weiterverkauf machen, auch gut, denn wir sind von unserem Spieler überzeugt und tragen gerne das Risiko mit.

Basierte diese Summe auf der angeblichen Interessenbekundung von Dinamo Zagreb in dieser Höhe, die der Spielerberater Andy Bara übermittelt hatte?

Nein. Potocnik hatte zu diesem Zeitpunkt im Nachwuchs ein Tor mehr erzielt als Erling Haaland im gleichen Alter in Norwegen. Er ist ein Riesentalent. Dieser Spieler hat das Besondere, das kannst du einem nicht beibringen. Trainer formen ihn, aber den Instinkt zum Toreschießen hast du oder du hast ihn nicht. Daher die Forderung! Nach den Gesprächen mit Herrn Keller mussten wir einfach feststellen: Uns trennt eine Welt, also muss die FIFA entscheiden.

Spätestens, als die handelnden Personen beim 1. FC Köln die Klage von der FIFA auf dem Tisch hatten und zur Stellungnahme aufgefordert wurden, hätten sie in meinen Augen handeln müssen. Wer immer diesen Klageschriftsatz der FIFA in den Händen gehalten hat, ob Geschäftsführung und/oder Vorstand, hätte reagieren müssen. Anwälte an den Tisch: “Wie sieht’s aus?” Bekannte Antwort der Anwälte: “Können wir nicht verlieren.”

Dann Frage an die Anwälte: “Sind Sie für 100 Millionen versichert?” Antwort Anwälte: “Man kann nicht sagen, was vor Gericht und auf hoher See geschieht.” Spätestens nach dieser Antwort hätten die Verantwortlichen den Telefonhörer in die Hand nehmen müssen, um eine Einigung mit Olimpija erzielen. Aber in dieser Situation von oben herab einen kleinen unbedeutenden Klub zu sehen, hatte die jetzt allseits bekannten Folgen. War es Arroganz, Egoismus, Hochmut? Ich weiß es nicht.

“Alle vom FC hoffen anscheinend auf ein Wunder”

Was passierte dann?

Dann kam das Urteil mit der Transfersperre. Bis dahin war das Fenster offen.

Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht diese nachträgliche 100.000-Euro-Ausstiegsklausel, die Mandaric Potocnik versprochen haben will?

Man muss sich ein wenig schützend vor Mandaric stellen, der Mann wird bald 86. Vor dem CAS hat er sinngemäß erklärt, dass er ein mündliches Versprechen auch noch später genehmigen könne. Verstanden habe ich das nicht, weil er sich damit vor dem höchsten Sportgericht der Welt schadenersatzpflichtig gemacht hat. Der Eindruck, den er hinterlassen hat, war, dass er Dinge sagt und tut, die schwerlich Sinn ergeben. Deshalb schickte man ihn höflich wieder aus dem Zeugenstuhl. Die Sache spielte vor dem CAS auch gar keine Rolle mehr. Ich hatte das Gefühl, dass diese ganze Berufung vor dem CAS eine große Show zur Ablenkung von persönlichen und juristischen Fehleinschätzungen war. Alle verantwortlichen Personen vom FC hofften anscheinend auf ein Wunder.

Gab es nach dem ersten FIFA-Urteil nicht noch die Chance auf eine Einigung? Finanziell betrachtet wäre das doch auch im Sinne von Olimpija gewesen.

Kurz vor dem CAS-Verfahren hat Herr Keller um einen Termin gebeten. Wir haben uns am Flughafen in München getroffen. Herr Keller und Herr Wettich (Carsten Wettich, Vizepräsident 1. FC Köln) erklärten, dass sie um den Termin gebeten hätten, um eventuell wegen des CAS-Verfahrens doch noch eine Einigung zu erzielen. Es wurde die gesamte finanzielle Situation um den FC erklärt und dass man an die Grenzen des Möglichen ginge. Das Ergebnis war: 750.000 Euro, Testspiel plus Beteiligung am möglichen Weiterverkauf.

Wir haben uns die Hand gegeben und waren uns einig. Doch am nächsten Tag haben sich die Kölner Anwälte gemeldet: Die Einigung würde mit Blick auf die Transfersperre nichts nützen. Sie kämen da nur raus, wenn Olimpija sagen würde, dass die Kündigung von Potocnik rechtens gewesen sei, damit die FIFA uns den Fehler zurechnet. Da habe ich gesagt: “Das mache ich nicht, weil es nicht die Wahrheit ist.” Ich helfe dem FC, wo ich kann, aber nicht auf Basis von Unwahrheiten. Mir ist wichtig zu sagen: Christian Keller und Carsten Wettich haben wirklich nach einer Lösung gesucht, auch wenn dies ihnen vielleicht widerstrebte. Allerdings als es zu spät war.

Wobei Keller zumindest den Ursprungs-Sachverhalt geerbt hat, er kam erst später in die Verantwortung. Wer hat eigentlich die Verträge unterschrieben mit Potocnik?

Das weiß ich nicht, es wurde im Verfahren nicht offengelegt.

Hätte es nach der Einigung in München nicht die Möglichkeit gegeben, die FIFA ins Boot zu holen? Oder hatten Sie den Eindruck, der Weltverband wollte das unbedingt durchziehen?

Dadurch, dass das FIFA-Urteil bekannt war, nahm das Thema medial Größe an. Deshalb konnte die FIFA nicht zurückziehen. Hätten sie das getan, bekämen sie jeden Tag 500 Anrufe zu ähnlichen Fällen, so wurde es aus Zürich dargestellt. Selbst der CAS-Richter hat noch eine kaufmännische Einigung ins Spiel gebracht, was die FIFA strikt ablehnte. Nur eine extrem gravierende Falschaussage von mir hätte geholfen.

Der ehemalige Olimpija-Sportdirektor Mladen Rudonja sagte beim CAS aus, Ihr Geschäftsführer Barisic habe ihn um ein Angebot von Manchester City gebeten für Potocnik. Das klingt schon sehr danach, dass man künstlich den Preis hochtreiben wollte.

Unser alter Sportdirektor musste gehen, weil wir ihm unkorrektes Verhalten nachweisen konnten. Er hat Geld gefordert, sonst würde er vor dem CAS entsprechend aussagen, was er dann auch getan hat. Seit wir ihn freigestellt haben, hat er keinen Job mehr. Das spricht für sich.

Welche Rolle spielt Mamic?

Es gab auch noch die Interessenbekundung von Dinamo Zagreb in Höhe von 2,5 Millionen Euro, die der Spielerberater Bara übermittelt hatte. Dinamo-Geschäftsführerin Vlatka Peras sagte vor dem CAS aus, es habe kein Interesse an Potocnik gegeben. Wie erklären Sie sich das?

Ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass sie die Wahrheit sagte – von dem, was sie wusste. Der Spielerberater hat bestätigt, dass er der Berater sei, der für Zagreb die großen Deals mache und er ein enger Freund des Altpräsidenten sei …

Sie sprechen von Zdravko Mamic, der in Kroatien rechtskräftig wegen Korruption verurteilt ist.

Ja. Die jetzige CEO war angeblich seine Sekretärin. Das Angebot wurde mit Freigabe des Altpräsidenten gemacht, so wurde es mir erzählt. Die Frau sagte die Wahrheit, aber genauso wahr ist das Angebot, das auf dem Tisch lag.

Warum sagte Bara dann nicht vor dem CAS aus?

Er sagte, er möchte da nicht groß auftauchen in einem Verfahren mit Bundesliga-Bezug ob seiner guten Beziehungen nach Frankfurt und Leipzig. Die Zusammenfassung ist doch schnell auf den Punkt gebracht. NK Olimpija hat für einen Spieler, für den es nichts bezahlt hat, Ausbildungsentschädigung und eine weitere Entschädigung erhalten. Der 1. FC Köln hat einen sehr talentierten Spieler. Es gibt nun die Bestätigung von sechs unabhängigen europäischen Richtern – drei beim FIFA-Urteil, drei beim CAS-Urteil -, dass die Anstiftung zum Vertragsbruch nachgewiesen wurde mit der Folge einer Sperre über zwei Transferperioden.

Olimpija Ljubljana hat immer kalkulatorische 2,5 Millionen Euro für den Spieler verlangt mit offenem Zahlungszeitpunkt. Ich frage mich, warum die handelnden Personen beim 1. FC Köln diesen möglichen Schaden riskiert haben? In München habe ich mich mit Dieter Prestin (ehemaliger FC-Profi, der zuletzt als Kritiker der aktuellen Führung auftrat, d. Red.) getroffen. Er sagte zum Eingang des Gespräches: “Ich habe ein Kölner Herz, der Klub ist mein Leben, und ich würde gerne verstehen, wie das passieren konnte.” Nach dem Gespräch sagte er: “Ich verstehe es nicht.” Und ich: “Dann sind wir schon zu zweit.”

Der 1. FC Köln hat Strafanzeige gestellt, die dortige Staatsanwaltschaft ermittelt. Hat sie Sie kontaktiert?

Nein, ich wüsste auch nicht, weshalb. Ich habe den Eindruck, da ging es darum, uns in eine schmuddelige Ecke zu stellen. Nicht wir haben Unkorrektes getan, sondern die Kölner Verantwortlichen.

Sie rechnen mit einer Einstellung?

Ich habe keine Ahnung. Weder ich noch unser Geschäftsführer oder Vizepräsident Dollinger, die fürs Tagesgeschäft verantwortlich sind, wurden bislang von der Staatsanwaltschaft kontaktiert.

Welche Ziele haben Sie noch mit Ihrem Klub?

Eigentlich habe ich alles erreicht, was ich erreichen wollte. Wir spielen europäisch, werden diesen Sommer weitere erfreuliche Transfererlöse erzielen. Olimpija gehört zu den wenigen Klubs, die schuldenfrei sind und schwarze Zahlen schreiben. Ich mache mir eher Gedanken, wer das irgendwann weitermacht, ich werde das nicht erst mit 85 Jahren entscheiden. Ein FC Liverpool werden wir leider nie werden, aber ich möchte meine Spieler in den großen Stadien sehen.

Mehrere Klubs aus den deutschen Profiligen haben zuletzt in kleineren ausländischen Ligen Kooperationspartner gefunden. Wurden Sie auch schon angesprochen?

Ja, aber von wem genau, verrate ich nicht (lacht). Ich gehe davon aus, dass irgendein großer Klub auf uns zukommen wird. Der Standort ist toll, die Rahmenbedingungen sind hervorragend.

Interview: Benni Hofmann

Uth bekennt sich zum Effzeh und sendet ein “starkes Signal”

Der 1. FC Köln geht mit der schlechtesten Ausgangsposition mit Blick auf den Klassenerhalt in den letzten Spieltag. Mark Uth hat das aber nicht davon abgehalten, einen neuen Vertrag zu unterzeichnen.

Bleibt dem 1. FC Köln ligaunabhängig erhalten: Mark Uth.

Bleibt dem 1. FC Köln ligaunabhängig erhalten: Mark Uth.

IMAGO/Treese

Den Rechenschieber in eigener Sache muss der 1. FC Köln am Samstagnachmittag nicht großartig anwerfen. Nur ein Sieg in Heidenheim (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) würde dem Verein überhaupt ermöglichen, noch über den Umweg Relegation in der 1. Liga zu bleiben, sofern die Konkurrenz von Union Berlin nicht gegen Freiburg punktet.

Mark Uth ficht das mit Blick auf seine Zukunft in Köln nicht an, am Freitag hat sich der Offensivspieler klar zum Effzeh bekannt. “Egal was auch passiert: ich bleib”, ließ der 32-Jährige per Videobotschaft wissen. Der Vertrag läuft wie bisher bis 2025, hat aber den feinen Zusatz, dass er nun auch für die 2. Bundesliga Gültigkeit besitzt. Uth hat den neuen Kontrakt noch vor der Abreise nach Heidenheim unterschrieben.

“Aktuell habe ich nur Heidenheim vor Augen”, richtete Uth den Blick aber weg von seinem neuen Kontrakt sofort auf den Samstag. “Wir werden alles raushauen und müssen da unsere Hausaufgaben erledigen. Wir alle, die ganze Stadt, glauben daran, in der Liga zu bleiben – und deshalb bin ich absolut zuversichtlich.”

“Unabhängig davon war es mir wichtig, bei meinem Herzensverein weiterhin Verantwortung zu übernehmen und sportlich voranzugehen, nachdem ich mich in den letzten beiden Jahren nicht so einbringen konnte, wie ich mir das vorgestellt habe. Für mich gibt es nichts anderes mehr – ich möchte meine Karriere hier beim FC beenden”, erklärte Uth, der in der Regionalliga-Mannschaft der Kölner seiner ersten Schritte beim Effzeh gemacht hatte, nach mehreren Stationen 2019/20 für den FC 15 Bundesligaspiele gemacht hat und seit 2021 wieder für die Geißböcke aktiv ist.

“Starkes Signal zum richtigen Zeitpunkt”

Insgesamt 56 Bundesligaspiele für Köln stehen in der Vita von Uth, den FC-Geschäftsführer Christian Keller als einen “Unterschiedsspieler” für den Verein bezeichnet. “Das hat er zuletzt mit seinen ersten Kurzeinsätzen nach langer Leidenszeit wieder unter Beweis gestellt. Dazu prägt Mark unsere Mannschaft mit seiner Persönlichkeit und geht voran. Seine Entscheidung, dem FC unabhängig vom Saisonausgang die Treue zu halten, ist deshalb ein starkes Signal zum richtigen Zeitpunkt.”

Per Klausel: Auch Martel könnte Köln verlassen

Die Mannschaft des 1. FC Köln droht im Sommer auseinanderzubrechen. Nach kicker-Informationen könnte auch Mittelfeldspieler Eric Martel den Klub verlassen.

Zentrale Figur im Mittelfeld: Eric Martel gehörte in dieser Spielzeit zu den wichtigsten Spielern beim 1. FC Köln.

Zentrale Figur im Mittelfeld: Eric Martel gehörte in dieser Spielzeit zu den wichtigsten Spielern beim 1. FC Köln.

picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS

Wenn die Profis des 1. FC Köln am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) beim 1. FC Heidenheim um den Einzug in die Relegation kämpfen, ist die Fallhöhe hoch. Es geht um die mögliche letzte Chance auf den Klassenerhalt in der Bundesliga, aber auch um die sportliche und persönliche Zukunft vieler Profis. Denn im Falle eines Abstiegs in die 2. Liga könnte der Kader der Geißböcke auseinanderbrechen.

Eine ganze Reihe von Spielern könnte gehen

Routinier Mark Uth und Stürmer Davie Selke etwa haben keine Verträge für das Unterhaus, Justin Diehl steht vor einem Wechsel nach Stuttgart, die geliehenen Faride Alidou und Luca Waldschmidt dürften eher nicht in Köln bleiben wollen. Das Stamm-Innenverteidiger-Duo Timo Hübers/Jeff Chabot, Torhüter Marvin Schwäbe sowie Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic haben Ausstiegsklauseln – und sind damit nicht allein.

Denn nach kicker-Informationen könnte nach dem Saisonende auch Mittelfeldspieler Eric Martel den Klub per Klausel verlassen. Der 22-Jährige ist auf der Doppelsechs unumstritten, war sowohl bei Steffen Baumgart als auch dessen Nachfolger Timo Schultz gesetzt. Im Sommer 2022 hatte er einen Vertrag bis 2026 am Rhein unterschrieben, als deutscher U-21-Nationalspieler ist Martel naturgemäß bei vielen Klubs auf dem Radar.

Sport-Geschäftsführer Christian Keller wollte sich auf kicker-Anfrage dazu nicht äußern. In der Vergangenheit hatte er stets betont, die Mannschaft werde im Abstiegsfall nicht auseinanderbrechen. Eine Prognose, die womöglich schwer einzuhalten sein könnte …

Jim Decker

Schultz vor dem Showdown: “Das ist keine normale Situation”

Am letzten Spieltag geht es für den 1. FC Köln noch um alles: Nur ein Sieg in Heidenheim kann das Team in die Relegation bringen. Trainer Timo Schultz muss seine Mannschaft aber wieder umbauen.

Gelingt ihm die Rettung in letzter Sekunde? Timo Schultz will den 1. FC Köln noch auf Platz 16 hieven.

Gelingt ihm die Rettung in letzter Sekunde? Timo Schultz will den 1. FC Köln noch auf Platz 16 hieven.

picture alliance/dpa

Mehr Spannung geht nicht: Im Tabellenkeller der Bundesliga steht am letzten Spieltag noch alles Spitz auf Knopf. Für den 1. FC Köln ist das die große Chance, auf den letzten Drücker doch noch von Platz 17 auf den Relegationsrang 16 vorzurücken.

“Wir glauben daran”, betont FC-Trainer Timo Schultz, ist sich aber der komplizierten Situation bewusst. “Wir wissen, dass wir in vielen Eventualitäten denken müssen”, sagt er mit Blick auf die drei Punkte Rückstand auf Union Berlin, die Köln am Samstagnachmittag beim 1. FC Heidenheim aufholen muss. Dafür muss sein Team zwingend deutlich gewinnen, denn auch die Tordifferenz muss noch gedreht werden, um Union hinter sich zu lassen. “Das ist, was wir beeinflussen können”, weiß Schultz. “Es ist keine normale Situation.”

Die anderen sind Schultz egal

Ex-Profi Schultz habe “schon viele letzte Spieltage mitgemacht” und festgestellt: “Da passieren die wundersamsten Sachen.” Soll heißen: Auch, wenn dafür alles stimmen muss, glaubt der 46-Jährige an den Sprung in die Relegation. Was wohl auch am spektakulären 3:2-Sieg zuletzt gegen die Berliner liegt. “Wir sind sehr zuversichtlich, haben einen brutalen Push bekommen.”

Abstiegskampf in der Bundesliga

Ohne einen Freiburger Sieg im Stadion An der Alten Försterei geht es allerdings nicht. “Freimachen von den anderen Spielständen kann man sich nicht”, gibt Schultz zu. Ob der Spielstand zwischen Union und Freiburg in Heidenheim eingeblendet wird, ist ihm aber “ziemlich egal”.

Diehl bleibt suspendiert

Wichtiger ist ihm, mit einer frühen Führung gleich Druck im Fernduell auszuüben. Allerdings muss er seine Startelf im Vergleich zum vergangenen Wochenende wieder umbauen: Max Finkgräfe (Bänderverletzung) und Luca Waldschmidt (Wadenbeinprellung) seien zwar “auf dem Weg der Besserung”. Beide dürften am Samstag allerdings trotzdem keine Option sein.

Bei Innenverteidiger Jeff Chabot, der das Donnerstagstraining früher beendete, ist die Hoffnung stichhaltiger. “Er ist ein zäher Hund”, findet Schultz. Alle anderen Profis seien dabei. Abgesehen von Offensivspieler Justin Diehl natürlich, den die Kölner am Wochenanfang suspendierten, sowie den Langzeitverletzten Davie Selke (Fußbruch), Luca Kilian (Kreuzbandriss) und den Gelb-gesperrten Denis Huseinbasic und Benno Schmitz. Zumindest die Gesperrten und Verletzten sollen die Reise nach Heidenheim aber mitmachen.

Uth soll ein wichtiger Faktor werden

“Alle wollen, haben eine mega Energie”, schwärmt Schultz, der auch eine offensivere Spielvariante mit einer Dreierkette nicht ausschließt. Die spielten die Kölner zwar nur selten, zuletzt gegen Union aber brachte sie die Wende.

Dasselbe könnte man auch über Mark Uth sagen, der am Ausgleichstreffer beteiligt war und dem zuvor mauen Angriffsspiel spürbar guttat. Der Routinier hat bislang voll mittrainiert und plagt sich zwar mit “dem einen oder anderen Wehwehchen” herum, soll aber ein wichtiger Faktor im alles entscheidenden Spiel werden. Vielleicht sogar in der Startelf? Schultz bleibt bedeckt: “Das werden wir spontan entscheiden.”

Jim Decker

Zweimalige Nationalspielerin Cerci wechselt von Köln nach Hoffenheim

Gut zwei Monate nach ihrem Comeback verkündet Selina Cerci ihren Abgang vom 1. FC Köln. Die Angreiferin zieht es zu Ligakonkurrent Hoffenheim.

Trägt bald das Trikot der TSG Hoffenheim: Selina Cerci.

Trägt bald das Trikot der TSG Hoffenheim: Selina Cerci.

IMAGO/foto2press

Nach der abermals verpassten Champions-League-Qualifikation bastelt die TSG Hoffenheim an einem schlagfertigen Kader für die kommende Spielzeit. Am Donnerstag verkündeten die Kraichgauerinnen gleich ihre dritte Neuverpflichtung: Vom Ligakonkurrenten 1. FC Köln wechselt Selina Cerci zu 1899. “Selina besticht durch ihre Schnelligkeit, Abschlussqualität und ihren Torinstinkt, was sie zu einer kompletten Angreiferin macht”, sagte Hoffenheims Sportlicher Leiter Stephan Lerch und fuhr fort: “Neben ihren sportlichen Fähigkeiten passt sie zudem als Typ hervorragend in unser Team.”

Damit verlässt Cerci Köln genau wie ihre vorherigen Stationen Bremen und Potsdam nach zwei Jahren. Ihre Zeit beim Effzeh war geprägt von Knieproblemen: Sie war schon mit einem Kreuzbandriss nach Köln gekommen, sodass sie in ihrer Premierensaison für die Rheinländerinnen nur zehn Ligaspiele absolvierte (ein Tor).

Nach Rückkehr auf den Platz: Drei Tore in sechs Spielen

Da das Knie nach ihrem Comeback aber weiterhin Probleme bereitete, unterzog sich die 23-Jährige im vergangenen Sommer erneut einer Knie-OP. Die Folge: Cerci stand erst Mitte März erstmals in der laufenden Spielzeit in der Bundesliga auf dem Feld. Fünf weitere Einsätze – zumeist als Einwechselspielerin – kamen anschließend noch hinzu (drei Tore).

“Ich war lange raus. Natürlich fehlt es noch an der einen oder anderen Stelle. Aber jedes Training und jede Minute auf dem Rasen helfen mir. Ich würde schon sagen, dass ich wieder voll zurück bin”, hatte Cerci bereits nach ihrem erneuten Comeback auf dfb.de erläutert.

Wir wollen die vorderen Tabellenplätze angreifen.

Selina Cerci

Nach ihrer vollständigen Genesung möchte die 23-Jährige, die in Hoffenheim einen Zweijahresvertrag unterschrieb, nun “den nächsten Schritt machen”: “Dafür bin ich hier an der richtigen Stelle und sehe sehr großes Potential im Verein. Ich möchte meine Qualitäten ins Spiel der TSG einbringen und gemeinsam mit dem Verein die ambitionierten Ziele erreichen. Wir wollen die vorderen Tabellenplätze angreifen”, erklärt Cerci.

Sollte die zweimalige Nationalspielerin an ihre Leistungen vor dem Kreuzbandriss anknüpfen – sie führte damals noch im Dress von Turbine Potsdam die Torjägerinnenliste der Bundesliga an – wird sie mit der TSG dieses Ziel sicherlich erreichen.

Im Keller wird es eng: Diese Entscheidungen sind am 34. Spieltag noch offen

Am Samstag steht der 34. und damit letzte Bundesliga-Spieltag an, noch sind nicht alle Entscheidungen gefallen. Vor allem im Tabellenkeller. Vier Klubs agieren in den letzten 90 Minuten zwischen Hoffen und Bangen.

Kämpfen um ein zwei Liga-Tickets: Köln, Union, Mainz und Bochum.

Kämpfen um ein zwei Liga-Tickets: Köln, Union, Mainz und Bochum.

imago images (2)

In der oberen Tabellenhälfte sind die Entscheidungen so gut wie gefallen, der FC Bayern kann mit einem Remis die Vizemeisterschaft vor dem VfB Stuttgart ebenso festzurren wie Frankfurt den sechsten Platz im Fernduell mit Hoffenheim. Spannung herrscht dagegen in der unteren Tabellenhälfte. Wer begleitet den SV Darmstadt 98 direkt in die 2. Bundesliga? Wer hält sich die Chance auf den Ligaverbleib über die Relegation offen? Und wer hält auf direktem Weg die Liga?

Beantwortet werden die Fragen vom VfL Bochum (33 Punkte), dem 1. FSV Mainz 05 (32), dem 1. FC Union Berlin (30) und dem 1. FC Köln (27). Bochum geht also mit Blick auf den Klassenerhalt von der Pole Position ins Rennen, für Köln geht es im Idealfall nur noch über die Relegation. “In Mathe war ich noch nie gut”, will FC-Coach Timo Schultz den Rechenschieber nicht bemühen: “Wir werden nächste Woche gewinnen und dann schauen wir.” Das muss Köln auch. Die Lage im Kampf um den Klassenerhalt:

Der 1. FC Köln steigt direkt ab …
… bei einer Niederlage am Samstag (15.30 Uhr) beim 1. FC Heidenheim.
… bei einem Remis in Heidenheim.

Der 1. FC Köln geht in die Relegation …
… bei einem Sieg in Heidenheim und gleichzeitiger Niederlage von Union, beide wären punktgleich. Und der FC nur dann in der Relegation, wenn er die bessere Tordifferenz aufweisen kann, die derzeit noch für Union spricht (-29 zu -26).

Sollte auch die Tordifferenz gleich sein, ebenso die Anzahl der geschossenen Tore, dann spräche der direkte Vergleich für Union, das den Effzeh in Berlin 2:0 schlug, vergangenen Samstag aber “nur” 2:3 in Köln verlor.

Union Berlin steigt direkt ab …
… bei einer Niederlage gegen Freiburg und einem Kölner Sieg in Freiburg, sofern Union danach die schlechtere Tordifferenz im Vergleich zu FC aufweisen sollte oder bei gleicher Tordifferenz weniger geschossene Tore aufweist.

Union Berlin geht in die Relegation …
… bei einer Niederlage gegen Freiburg, wenn Köln in Heidenheim gewinnt, aber die schlechtere Tordifferenz aufweist.
… bei einem Remis gegen Freiburg.
… bei einem Sieg gegen Freiburg, wenn Mainz in Wolfsburg punktet und Bochum in Bremen.

Union Berlin schafft den Klassenerhalt …
… bei einem Sieg gegen Freiburg, wenn Bochum in Bremen verliert oder Mainz in Wolfsburg.

Der 1. FSV Mainz 05 muss in die Relegation …
… bei einer Niederlage in Wolfsburg und einem Sieg von Union gegen Freiburg.

Der 1. FSV Mainz 05 schafft den Klassenerhalt …
… bei einem Remis in Wolfsburg, sollte Union nicht mit zwölf Toren Unterschied gegen Freiburg gewinnen, was wohl eher nicht der Fall sein wird.

Der VfL Bochum geht in die Relegation …
… bei einer Niederlage in Bremen, wenn Mainz in Wolfsburg punktet und Union gegen Freiburg gewinnt.

Der VfL Bochum schafft den Klassenerhalt …
… bei einem Remis oder Sieg in Bremen.

Tigges glaubt noch an die Rettung: “Froh, dass wir die Chance überhaupt noch haben”

“Effzeh”-Stürmer zuletzt mit wichtigen Treffern 15.05.2024

Tigges glaubt noch an die Rettung: “Froh, dass wir die Chance überhaupt noch haben”

2:27Nur mit einem Sieg am 34. Spieltag und einer gleichzeitigen Niederlage von Union kann sich der 1. FC Köln noch in die Relegation retten. Stürmer Steffen Tigges will seinen Teil dazu beitragen, um die eigenen Hausaufgaben in Heidenheim zu erledigen.