Hanche-Olsen sorgt für eine Schrecksekunde in Mainz

Quasi mit der letzten Aktion des Vormittagstrainings sackte Andreas Hanche-Olsen auf den Rasen. Der Mainzer Innenverteidiger ist mit dem rechten Sprunggelenk, an dem er in der Hinrunde operiert wurde, umgeknickt.

Knickte im Training um: Andreas Hanche-Olsen.

Knickte im Training um: Andreas Hanche-Olsen.

IMAGO/Rene Schulz

Chefcoach Bo Henriksen und zwei der drei Co-Trainer wollten aus nächster Nähe sehen, was passiert war, als Andreas Hanche-Olsen minutenlang von den Physiotherapeuten behandelt wurde auf dem Nebenplatz des Wolfgang-Frank-Campus. Nachdem das rechte Sprunggelenk bandagiert und mit einem Eisbeutel gekühlt war, der Spieler es beim Gang vom Trainingsplatz schon wieder einigermaßen belastete, hellten sich die Mienen der Trainer etwas auf.

“Er hat sich den Knöchel verdreht, wir müssen abwarten, was die Untersuchungen ergeben, vielleicht werden wir ein MRT machen”, erklärt Henriksen. Von der langen Leidenszeit seines Leistungsträgers weiß der neue Cheftrainer nur vom Hörensagen. Der Norweger hatte sich bereits in der Sommervorbereitung am rechten Sprunggelenk verletzt, bestritt dann sogar noch zwei Kurzeinsätze, bevor er sieben Wochen später auf Anraten des medizinischen Staffs seiner Nationalmannschaft doch unters Messer kam. Es sei so ziemlich alles kaputt gewesen, was kaputt gehen konnte. Hanche-Olsen fiel bis Februar aus. Beim 1:1 in Freiburg absolvierte er am vergangenen Wochenende erst seinen zwei Saisoneinsatz über 90 Minuten.

Mainz 05: Die nächsten Gegner

Ob der Mainzer mit der Rückennummer 25 am Sonntag gegen den 1. FC Köln (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) auflaufen kann, ist ungewiss. Gegebenenfalls können Josuha Guilavogui oder Edimilson Fernandes einspringen, denen Henriksen engagierte Trainingsleistungen bescheinigt. Die Übungseinheit am Mittwoch fand noch ohne Leandro Barreiro statt, der nach seiner Hüftprellung aus dem letzten Spiel lediglich eine Laufeinheit absolvierte und in den nächsten Tagen ins Mannschaftstraining einsteigen soll.

Schafft Mainz den direkten Klassenerhalt? Jetzt den Saisonendspurt mit dem Tabellenrechner durchspielen.

Lizenz für beide Ligen ohne Bedingungen und Auflagen

Während die FSV-Mannschaft mit einem Sieg gegen Köln seinen Vorsprung gegenüber Platz 17 auf acht Punkte vergrößern kann und in den restlichen drei Saisonspielen nur noch theoretisch direkt absteigen könnte, hat der Klub seine Hausaufgaben im Hinblick auf die nächste Saison bereits “abgezeichnet” bekommen. Mainz 05 erhält die Lizenz für die Bundesliga und 2. Liga “ohne Auflagen und Bedingungen”, wie Sportvorstand Christian Heidel auf Nachfrage erklärt.

Michael Ebert

Wolfsburger “Worst Case”: Geht’s gegen Guilavogui um alles?

Das Ende der Wolfsburger Augenwischerei: Trainer Ralph Hasenhüttl vertuscht die Probleme nicht mehr, der VfL Wolfsburg ist endgültig angekommen im Abstiegskampf und empfängt am letzten Spieltag Mainz 05 – mit Ex-Kapitän Josuha Guilavogui.

Ex-Wolfsburger Josuha Guilavogui befindet sich mit Mainz im Aufwind.

Ex-Wolfsburger Josuha Guilavogui befindet sich mit Mainz im Aufwind.

IMAGO/Werner Schmitt

Es gibt beim VfL Wolfsburg tatsächlich Spieler, die erst kürzlich noch betonten, gerne noch “Europa” erreichen zu wollen. In dieser Saison. Das internationale Geschäft, das sollte es in dieser Spielzeit endlich wieder werden, davon aber haben sich die Niedersachsen weit entfernt. Und seit Sonntag sollte auch der Letzte verstanden haben, dass dem Relegationsteilnehmer von 2017 und 2018 erneut ein dramatisches Saisonende droht.

“Abstiegskampf” war in großen Lettern in der Nordkurve der Volkswagen-Arena zu lesen, als der VfL gegen Borussia Mönchengladbach (1:3) erneut eine Führung verspielte. Plötzlich sind es nur noch fünf Punkte Vorsprung auf Mainz 05 und dem Relegationsrang bzw. sechs Zähler bis zum 1. FC Köln und dem ersten Abstiegsplatz. “Jeder weiß, worum es geht”, versichert Torschütze Ridle Baku, “Jetzt bist du im Abstiegskampf und musst gucken, so viele Punkte wie möglich zu holen. Es zählt nicht, wie talentiert eine Mannschaft ist, sondern wie sehr man die Spiele gewinnen will. Jetzt ist es scheißegal, wie du spielst, du musst einfach Punkte holen.”

“Das können wir aktuell offensichtlich noch nicht”

Nur wie nach einer Saison, in der ewig lange darauf gehofft wurde, dass Niko Kovac mit seiner “Wenig Glück und ganz viel Pech”-Theorie irgendwie recht hat und man nun darauf setzte, dass dem Nachfolger Ralph Hasenhüttl der schnelle Turnaround gelingt? Diese Hoffnung wurde nach dem 2:0-Debüterfolg des Österreichers in Bremen in der zweiten Hälfte gegen Gladbach – es war der vielleicht schlechteste Wolfsburger Auftritt der vergangenen Monate – vorerst zerstört.

“Es muss uns in Zukunft auszeichnen, dass wir diejenigen sind, die noch einmal den nächsten Schritt tun und in der Lage sind, einen Gang höher zu schalten”, wünscht sich Hasenhüttl, der wiederum eine Mannschaft erlebte, die nach der Führung in fast unerklärliche Passivität und Lethargie verfiel. Was den Trainer ernüchtert feststellen lässt: “Das können wir aktuell offensichtlich noch nicht, dementsprechend wartet noch viel, viel Arbeit auf uns.” Dabei waren sich Verantwortliche und Spieler kürzlich noch einig, dass nicht viel fehle zur Wolfsburger Wende in dieser Saison. Die Niederlagen fielen schließlich immer knapp aus, man wähnte sich mit sämtlichen Gegnern auf Augenhöhe. In Wahrheit war dies Augenwischerei auf höchstem Niveau.

Ein mentales Problem soll es nicht sein

Nun geht es nur noch um den Klassenerhalt in einem hergeschenkten Jahr, schließlich entstanden die Probleme unter Kovac nicht einfach so, die Tendenz zeichnete sich früh ab. Schon in der Rückrunde der Vorsaison hatte der VfL magere 20 Punkte gesammelt – und damit zwei weniger als Absteiger Schalke 04. Es wird offensichtlich, dass Hasenhüttl seinen Vorgänger öffentlich nicht diskreditieren will, und dennoch ist der neue Coach nicht gewillt, die VfL-Probleme noch länger zu vertuschen. “Ich glaube nicht, dass es ein mentales Problem ist”, sagt der 56-Jährige zu den vielen verspielten Führungen in dieser Saison. “Ich glaube, dass wir noch nicht in der Lage sind, den Gegner nach einer Führung zu beherrschen und zu dominieren. Ich glaube, die Möglichkeiten hätten wir fußballerisch. Aus Gründen, die noch nach einer genaueren Beobachtung rufen, können wir das noch nicht im Moment.”

Nun ist die Saison fast zu Ende, alle Blicke müssen in der Tabelle zwangsläufig nach unten gerichtet sein. Am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) geht es zu RB Leipzig, anschließend noch nach Freiburg und zum FC Bayern. Womöglich muss der VfL die Rettung in seinen Heimspielen realisieren. Erst gegen Bochum, dann gegen Schlusslicht Darmstadt und am letzten Spieltag gegen Mainz, dem aktuellen Tabellen-16. Es wäre der Wolfsburger “Worst Case”, dass es gegen die Rheinhessen dann um alles geht.

Ausgerechnet im eigenen Stadion gegen den langjährigen Kapitän Josuha Guilavogui, der sich bei seinem Abschied im vergangenen Sommer eigentlich geschworen hatte: “In der Bundesliga kann ich nicht bleiben, ich möchte nicht gegen den VfL kämpfen müssen. So viel, wie dieser Verein mir gegeben hat, wird mir kein anderer Verein mehr geben können.” Nun kämpft er mit Mainz um die Rettung – und damit spätestens seit Sonntag auch gegen den Ex-Klub.

Thomas Hiete

Guilavogui kommt in Mainz langsam auf Touren

Bo Henriksen trifft mit der Aufstellung von Josuha Guilavogui die richtige Wahl. Nun hat der Trainer von Mainz 05 ein Luxusproblem.

Engagierte Leistung: Der Mainzer Josuha Guilavogui gegen Leipzigs Benjamin Sesko.

Engagierte Leistung: Der Mainzer Josuha Guilavogui gegen Leipzigs Benjamin Sesko.

IMAGO/Beautiful Sports

Edimilson Fernandes, Anthony Caci oder Josuha Guilavogui – diese Frage stellte sich vor dem 0:0 von Mainz in Leipzig angesichts der Gelbsperre von Dominik Kohr. Die Wahl von Bo Henriksen fiel auf Guilavogui – und damit lag der Trainer genau richtig.

Mit der Erfahrung von 215 Bundesliga-Spielen organisierte der 33-Jährige die Abwehr der 05er ziemlich gut, auch wenn sich die individuell stark besetzte Leipziger Offensive nie völlig ausschalten lässt. Doch wenn ein RB-Spieler die Möglichkeit zum Abschluss findet, ist beim überragenden Robin Zentner Endstation. Nachdem der FSV-Keeper Ende Februar die Ursache dafür war, dass Mainz 05 beim 1:2 in Leverkusen leer ausging, ist er in Leipzig der Garant für den Punktgewinn.

Zurück zu Guilavogui: “Man hat gesehen, wie früh er teilweise schon weiß, was der Gegner vorhat. Er antizipiert gut, er verteidigt vorwärts, er ist mutig. Er weiß einfach, wo er stehen muss in der Box, und hat auf diese Weise fast zehn Bälle geklärt”, lobt Zentner seinen Vordermann.

Mainz 05: Die nächsten Gegner

Erst der Rückschlag, nun schließt sich ein Kreis

Nach einer langen Anlaufzeit ist Guilavogui auf dem Weg, jene Verstärkung zu werden, die man sich bei seiner Verpflichtung Ende September erhofft hatte. Seit Sommer war der Franzose ohne Mannschaftstraining gewesen, hielt sich lediglich individuell fit. Als er beim 2:0 gegen RB Leipzig Anfang November sein erstes Spiel von Anfang an absolvierte, erlitt er einen Muskelbündelriss im Oberschenkel, was ihn bis zur Winterpause lahmlegte.

Mit dem guten Auftritt in Leipzig schließt sich für Guilavogui nun der Kreis. Wenn man angesichts der individuellen Qualität von RB das Spiel schon nicht gewinnen kann, “muss man vermeiden, es zu verlieren”. Ein Zu-null in Leipzig sei besonders wertvoll. “Ich bin mir sicher, dass uns der Punkt weiterhelfen wird”, betont Guilavogui.

Henriksen: “… dann werde ich glücklich sein”

“Alle drei Verteidiger waren sehr gut, aber wir hatten auch ein paar Probleme”, betont Henriksen. Es ist das dritte von sechs Spielen unter dem neuen Coach, in dem Mainz ohne Gegentor bleibt. “Das nährt die Hoffnung, dass wir den Abstieg vermeiden. Wenn wir in den letzten sieben Spielen genauso verteidigen, werde ich glücklich sein”, erklärt Henriksen.

Am kommenden Samstag gastiert Darmstadt 98 in Mainz (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) zum Nachbarschaftsduell. In der Partie gegen das Schlusslicht drängt Kohr nach abgesessener Gelbsperre wieder in die Mannschaft. Ob dann noch Platz für Guilavogui bleibt, ist ungewiss.

Michael Ebert

Podcast

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Henriksens Liebeserklärung an Lee

Anders als beim jüngsten 2:0 im Schlüsselspiel gegen Bochum wartet bei RB Leipzig nun wieder ein Spitzenteam auf Mainz 05. Für den Trainer der Rheinhessen kein Anlass, die grundsätzliche Herangehensweise zu ändern.

Jae-Sung Lee (li.) und Mainz-Trainer Bo Henriksen.

Jae-Sung Lee (li.) und Mainz-Trainer Bo Henriksen.

IMAGO/Martin Hoffmann

Gedanken an die 1:8-Klatsche beim FC Bayern, das bislang letzte Auswärtsspiel, will 05-Coach Bo Henriksen gar nicht erst aufkommen lassen: “Natürlich geht es jetzt wieder gegen eine Top-Mannschaft”, sagt der Däne, “aber das ist Leverkusen auch. Und dort hätten wir beinahe einen Punkt geholt.” Weshalb man die bevorstehende Partie in Leipzig “lieber mit Leverkusen als mit Bayern vergleichen” wolle. Henriksens Ansage: “Wir wissen natürlich um die Leipziger Klasse – aber wir fahren trotzdem dahin, um gewinnen.” Entscheidend fürs Gelingen seien “harte Arbeit, die Performance und Gewinnermentalität. Wenn das alles stimmt, haben wir immer eine Chance, egal gegen wen.”

Auch aus der Länderspielpause leitet der Coach etliche Fortschritte ab

Positivität bleibt also der Schlüssel in der Herangehensweise des Fußballlehrers, der auch aus der zurückliegenden Länderspielpause wieder etliche Fortschritte ableitet. “Hauptsache war, die Spieler, die aus Verletzungen gekommen sind, fitter zu kriegen. Das haben wir geschafft, zudem hat uns die Zeit mental weitergebracht. Ich erlebe ein Team mit großem Spirit.”

Außer für Leandro Barreiro, der mit Luxemburg die EM-Teilnahme verpasst hat, gab es auch für die Länderspielreisenden durchweg Erfolgserlebnisse. Jae-sung Lee trat bei Südkoreas 3:0 gegen Thailand ebenso als Torschütze in Erscheinung wie Brajan Gruda beim 2:0-Erfolg der deutschen U 21 gegen Israel. Phillipp Mwene siegte mit Österreich 6:1 gegen die Türkei, Silvan Widmer mit der Schweiz 1:0 in Irland. Andreas Hanche-Olsen war vergangenen Freitag bei Norwegens 1:2 gegen Tschechien über die komplette Distanz am Start, wurde dann am Dienstag gegen die Slowakei (1:1) absprachegemäß geschont. “Auch das war gut für uns”, so Henriksen, “erstmals nach seiner Verletzung hat Andreas wieder volle 90 Minuten absolviert.”

“Lee ist kein Mann großer Worte – er zeigt es einfach auf dem Platz”

Ebenso wie Sepp van den Berg dürfte Hanche-Olsen damit in der Dreierkette gesetzt sein. Wer dort den gelbgesperrten Dominik Kohr ersetzt, ließ der Coach am Donnerstag noch offen. Als Optionen nannte er Edimilson Fernandes, Josuha Guilavogui und Anthony Caci. Nahezu die maximale Auswahl zu haben, freut Henriksen generell hörbar. Lob aus Trainermund gibt es für seine Profis querbeet, auch für die unter seiner Regie bislang noch erfolglosen Torjäger Karim Onisiwo (“Er hat fantastisch trainiert, als hätten wir einen neuen Spieler”) und Ludovic Ajorque (“Ich war zufrieden mit seiner Arbeit gegen Bochum, und er hat es auch im Training sehr gut gemacht”).

Eine regelrechte Hymne stimmte Henriksen gar auf Lee an: “Er ist ein Kämpfer, der für uns durchs Feuer geht. Auf ihn kann man immer zählen, dabei ist er kein Mann großer Worte. Sondern er zeigt es einfach auf dem Platz. Das liebe ich.” Weshalb Lee trotz der strapaziösen Länderspielreise auch in Leipzig nicht wegzudenken sein dürfte. Thiemo Müller

Thiemo Müller